der Versammlung nachstehende Anträge der 17. Kommission zur Beschlußfassung vor. Berichterstatter war Deutschle Backnang.Die 17. Kommission hält durch einstimmigen Beschluß an den Resolutionen von Ulm und Gmünd fest, als Vorbildung zum Geomet e r b e r u f, Ni aturitas und Hoch s ch u l- studium anzustreben. Sie hält es zur Erreichung dieses Zieles sowie zur Abwendung der drohenden Ueberfüllung unseres Standes für notwendig, den Zugang von Zöglingen mit Primareife zu unter binden und die Annahme von Abiturienten möglichst einzuschränken. Zur Durchführung dieser Maßnah­men wurde eine freiwillige Bereinigung von Kol legen gebildet, die sich verpflichtet haben, während der nächsten fünf Jahre überhaupt keine Zöglinge mehr anzunehmen, soweit nicht in den Erklärun gen die Annahme von Abiturienten Vorbehalten wurde. Diese Vereinigung umfaßt heute Oll Prvz. aller für die Ausbildung von Zöglingen in Betracht kommenden Kollegen. Die Hauptversammlung wird gebeten, diese Maßnahmen gut zu heißen." Ferner beantragt die Kommission in weiterer Verfolgung ihrer Aufgaben die Einsetzung einer ständigen Kam Mission mit der Weisung, die Einhaltung der Er­klärungen der genannten freiwilligen Bereinigung zu überwachen und Leitsätze für Personalfragen (Unterperfonal, Gehilfenfrage ujw. auszuarbeiten. Nach längerer Debatte wurden diese Anträge von der Versammlung genehmigt. Der Entwurf einer neuen Satzung, für die die Satzung des deutschen Geometervereins die Grundlage bildet, wurde gleich­falls mit unwesentlichen Abänderungen gntgeheißen.

* Böhringen, OA. Sulz, 25. Juli. Ju einem Hause der Rchenfelderstraße wurden zwei Kinder im Alter von dreiviertel und drei Jahren von Nach barn noch lebend aus einer Abortgrube gezogen. Es heißt, daß ein beschränkter Mann von hier die Kinder in die Grube geworfen habe. Das jüngere Kind ist bereits gestorben, das ältere ist schwer krank. Der mutmaßliche Täter wurde verhaftet.

js Maulbronn, 25. Juli. In Freudenstein spielte das 4jährige Töchterchen des Gemeinderats Schwab in der Nähe einer anfrechtstehenden Steinplatte. Plötzlich fiel diese um und begrub das Kind unter jjich, wodurch der sofortige Tod eintrat.

y Rothenbach a. d. Enz, 25. Juli. Ein so gro­ßer Andrang von Beerensuchern in die um­liegenden Wälder wie Heuer ist wohl noch nie da gewesen, was am besten der Eisenbahnverkehr auf der Strecke Pforzheim-Wildbad beweist. Allein auf der hiesigen Station sollen an einem Freitag über 600 Fahrkarten 4. Klaffe an heimkehrende Heide l- und Himbeer-Sucher, die mit gefüllten Körben und Eimern abends aus den Wäldern angerückt waren, verkauft worden fein. Nicht wenig Beerensammler waren eigens bis von Pforzheim und Karlsruhe herbeigekommen. Sehr ärgerlich sind die Einhei­mischen über diese auswärtige massenhafte Konkur­renz.

st Munderkmgen, OA. Ehingen, 25. Juli. Bei der heute stattgefundenen Ortsvorsteherwahl wurde Gerichtsassessor Mayer mit 156 Stimmen ge wählt.

* Kirchheim u. T., 24. Juli. Stadtschultheiß Kauderer von Owen, der vor mehreren Wo chen sein Amt verließ und steckbrieflich verfolgt war, ist in letzter Nacht zu seiner Familie zurückgekehrt.

Wenige Stunden nach seiner Ankunft wurde er in das Amtsgerichtsgefängnis hier eingeliefsrt.

st Reichenbach, OA. Gmünd, 25. Juli. Bei der Schnltheißenwahl wurde Verwaltnngskandidat Jos. Widmann von Hussenhofen mit 6.4 Stimmen ge­wählt.

st Ulm, 25. Juli. Gestern wurde bei der Traß- mühle eine unbekleidete Leiche geländet. Es ist ver­mutlich die des beim Baden ertrunkenen Gymna­siasten Deißer. Eine zweite Leiche, die bekleidet war, konnte nicht geborgen werden.

st Biberach, 25. Juli. Die Hauptversammlung der württ. Körperschaftsbeamten in der Turnhalle war sehr zahlreich besucht. Der Vorsitzende, Ober­bürgermeister Dr. Göbel aus Heilbronn, erstattete den Rechenschaftsbericht. Er streifte die Krage einer Archiverrichtung, der Wertzuwachssteuer und der be­kannten Fälle in Löchgau und Stockheim. Letztere bezeichnet^ er als Ausnahmefälte und betonte die Unantastbarkeit des Standes der Körperschafts- und Gemeindebeamten. Stadtschultheiß Baur aus Nür­tingen sprach über die Aenderungen des Pensious- gesetzes, und schlug eine Resolution vor, die Vsr- bdsserungsvorschläge macht und die sonstigen Ver­eine von Gemeinde- und Körperschaftsbeamten zum Beitritt auffordert, worauf die Resolution einstim­mig angenommen wurde. Stadtschultheiß Glückher aus Rottweil sprach über dieJrrenfürsorge ini Württemberg" und beantragte eine neue Irrenan­stalt oder eine Erweiterung der bestehenden Anstal­ten, womit sich die Versammlung ebenso einver­standen erklärte, wie mit den Ausführungen des Stadtpfarrers Wüterich aus Stuttgart überJu­gendfürsorge und Fürsorgeerziehung". Nach der Vor nahme von Wahlen wurde beschlossen, die nächste Landesversammlung im Jahre 1911 in Calw ab- znhalten.

st Bon der bayerischen Grenze, 25 Juli. Die Mesnerfamilie in Dillingen ist am Genuß gif­tiger Schwämme erkrankt und der älteste Sohn ist bereits gestorben. Um dis Mutter und den jün­geren Sohn steht es sehr schlecht.

* Pforzheim, 25. Juli. In dem benachbarten Dorfe Weiler brannte letzte Nacht das große An­wesen des Schreinermeisters Müller vollständig nieder.

* Kenzingcn 'Baden), 22. Juli. Anläßlich des Jahrestages des berühmten Zeppelin scheu Ritts im Jahre 18/0 wird es vielleicht inter­essieren, etwas über das Pferd zu erfahren, das 'seinerzeit dem tapferen Grafen das Leben geret­tet hat. Es war ein französisches Chasseurpferd, ein kleiner Berberrappe, auf den sich der Graf im Tchirlenhof geschwungen hatte. Nach dem Feld­zug gab der Graf das Pferd im Karlsruher Pferde- depoi an Oberst Vogel ab, um es gegen ein anderes umzutanschen, weil es ihm zu klein war. Als nackt der Demobilmachung die Pferde versteigert wur­den, kam dasZeppelin-Räpple", wie es von da an nur noch hieß, in den Besitz des Hrn. L. Mayer in Kenzingen, der es noch viele Jahre als Reitpferd benützte. Von hier ans bekam es der Besitzer des Bades Kirnhalden bei Kenzingen, I. Gans, unter der Bedingung, daß es nur zu ganz leichter Ar­beit -verwendet werden dürfe. Hier in Bad Kirn­halden erhielt dasRäpple" das Gnadenbrot und

ein Borderhnf, als Briefbeschwerer mit Widmung ausgearbeitet, ist heute noch im Besitz des Herrn Louis Mayer.

* Nördlingen, 24. Juli. In der Frühe des Sonntagsmorgen wurde beim Karlshof im Kart­häusertal an der württemb. Grenze ein Wilderer erschossen. Der junge Mann, dessen Vater selbst eine Jagd gepachtet hat, wurde von dem fürstl. Oettingen Wallensteinschen Förster mitten im fürst­lichen Jagdgebiet getroffen. Auf Anruf soll er auf den Förster angelegt haben, worauf dieser Feuer gab: der Wilderer war sofort tot. Der Förster, der Vater einer zahlreichen Familie ist, machte so­fort selbst telephonische Anzeige. Eine Gerichtskvm- nfission hat sich bereits an den Tatort begeben. Der Wilderer soll von Aufhausen stammen.

st Ltraßburg, 25. Juli. Der Hauptausschuß der Deutschen Turnerschaft hat hier in den letzten Tagen seine diesjährige Sitzung abgehalten. Die Tagung wurde auch Heuer von dem jetzt 84 Jahre alten Geh. Sanitätsrat Dr. Ferdinand Götz aus Leipzig eröffnet und mit erstaunlicher Gei­stesschärfe und Ausdauer zu Ende geführt. Es wurde daran gedacht, daß das heurige Jahr nicht nur den Charakter der treuen Erinnerung an die vor fünfzig Jahren bei dem ersten deutschen Turn­fest in Koburg erfolgte Grundsteinlegung der Deut­schen Turnerschaft trägt, es sind auch hundert Jahre verflossen, seit Turnvater Jahn das Fundament des Turnens schuf. Aus dem von Geh. Rat Dr. Götz und Stadtschulrat Dr. Rühl verfaßten und von ersterem verlesenen Jah­res- und Geschäftsbericht geht hervor, daß die Deutsche Turuerschaft ini Laufe des vergangenen Jah­res wieder eine stattliche Reihe neuer Anhänger gewonnen hat, sodaß ihre Mitgliederzahl am l. Jan. 1910 1 078 784, gegen l 026670 im Jahre l909, betrug. Davon waren männliche Mitglieder über vierzehn Jahre 945 115 (902 916), Frauen 53 447 (49 827), Schüler 5 4 753 (48 537' und Schülerin­nen 24 469 (25 296). Die Zahl der Vereine jist von 8608 auf 9 !01 gestiegen. Aus der Tagesordi- nnng standen nicht weniger als 29 Punkte, die nach zweitägiger angestrengter Arbeit erledigt wer­den konnten. Aus der Dr. Ferdinand Götz-Skiftnng gelangen an 34 Vereine l l 000 Mark zur Vertei­lung. Nach fast zehnstündiger Sitzung folgten die Herren am Freitag abend einer Einladung der Straßburger Turnerschaft zur Begrüßung nach der Orangerie. Am Samstag wurde der Vormittag fast vollständig von der Beratung über die Einführung einer allgemeinen Haft- und Unfallversiche­rung ausgefüllt. Die Einführung einer eigenen Versicherung wird schließlich nach sehr eingehender Begründung durch Rechnungsrat Ätzrott vorläufig nicht ins Äuge gefaßt, weil die erforderlichen sta­tistischen Unterlagen fehlen, vielmehr der Unter­ausschuß für diese Angelegenheit beauftragt, wei­ter mit einer Versicherungsgesellschaft zu verhan­deln. Hinsichtlich einer Beteiligung an Wettkämp­fen. bei denen Werkpreise verliehen werden, hält die Deutsche Turnerschaft streng an ihren bisherigen Grundsätzen fest, daß derartige Preise nicht ver­liehen werden mögen. Als Ork des nächsten deut­schen Turnfestes wird einstimmig Leipzig gewählt. Bezüglich des Antrags, selbständige Frauenturnver­eine in die Deutsche Turnerschaft aufzunehmen, wird beschlossen, die Frage dem nächsten Turntage zu unterbreiten. Nach Erledigung einiger, die Oef-

Was inan von der Minute ausgsschlagen, gibt leine Ewigkeit zurück.

gr v. Schiller.

Eine unerwartete Entdeckung.

Kriminalnoveüe von Dr. L. Lange, Geheimer Kriminalrat. (Schluß.) (Nachdruck verboten.)

Der Direktor drückt sich an mich. Um ihn zu verhindern, einen Ton von sich zu geben, hielt ich ihm die Hand auf den Mund.

Reichard lauschte, ob der Klang der fallenden Platte irgend jemand alarmiert habe. Als alles totenstill blieb, klomm er empor.

Kaum war er ganz aus dem Loch heraus, so wendete er sich um, mit seiner Laterne rings um sich leuchtend. Im selben Moment drehte ich den Knopf der elektrischen Leitung, und vier Flammen erleuchteten das Gemach säst tageshell. Reichard stieß einen wilden Schrei aus und suchte wieder in den Gang zu gelangen, durch den er eingedrungen war, gleich­zeitig einen Dolch hervorreißend. Ehe er noch von demselben Gebrauch machen konnte, hatte ich seine Hand ergriffen und sie derart im Gelenke gedreht, daß er die Waffe fallen lassen mußte. Auch ohne dieselbe wehrte er sich noch verzweifelt, und erst nach einem mehrere Minuten währenden Ringkampf gelang es uns, ihn zu überwältigen und zu fesseln. Bei Durchsuchung seiner Taschen fanden wir bei ihm genau paffende Schlüssel zum Geldschrank.

Woher halte er diese? Meiner Ueberzeugung nach von der sogenannten Baronin Treskow. Er selbst gab aus keine meiner Fragen Antwort, ein weiterer Beweis, daß wir es

mit einem geübten und raffinierten Verbrecher zu tun hatten. Ich ließ ihn, nachdem ich den Polizisten von der Straße hereingerufen hatte, zur Polizeiwache bringen, ihn besonders sorgfältiger Bewachung empfehlend. Dann begab ich mich nach seiner zweiten Wohnung, um dort Haussuchung zu Hallen, nachdem ich mir zu diesem Zweck aut dem Polizei- kommiffariat einen Wachtmeister hatte milgeben taffen.

Wider Erwarten fand ich dort die Lithographenpreffe, von der ich glaubte, er halte sie dort verborgen, nicht, über­haupt nichts Verdächtiges. Enttäuscht schloß ich das Proto­koll und wollte eben, genauere Durchsuchung bis nach Tages­anbruch verschiebend, die Wohnung verlassen, als ich unten einen Wagen Vorfahren hörte. Rasch löschte ich das Licht, dessen wir uns zu unseren Nachforschungen bedient hatten, und wir begaben uns in das Zimmer seiner Wirtin, die, bei unserer Ankunft von uns geweckt, händeringend und ein über das andere Mal seufzend, daß ein so netter Herr ein Verbrecher sein sollte, unserer Durchsuchung beigewohnt hatte. Es war höchste Zeit, denn schon kam ein leichter, aber fester Schritt, von dem Rauschen seidener Gewandung die Treppe herauf, das eben von uns verlassene Zimmer wurde aufge­schlossen, und eine Dame trat ein.

Mein Versuch, durch das Schlüsselloch der Verbindungstür zu sehen, was sie treibe, blieb erfolglos; es war von innen verstopft. An der Tür gespannt lauschend, hörte ich einen sonderbaren quietschenden Ton; gleich darauf drang ein Ge­ruch wie von verbranntem Papier herüber. Jetzt durfte ich nicht länger zögern.

Aasch eindringend, sah ich dieBaronin" damit be­schäftigt, Papiergeld, zweifellos Falsifikate, zu verbrennen. Daß meine Vermutung richtig war, konnte ich gleich darauf konstatireu, indem ich ihr ein noch von ihr in der Hand gehaltenes Päckchen entriß, in dem sich etwa zweihundert falsche Hundert-Markscheine befanden. Sie machte keinen

Versuch zum Widerstand; mein unerwartetes Erscheinen hatte sie so überrascht, daß sie nahezu denkunfähig war. Aber auf meine Frage antwortete sie so wenig wie ihr angeb­licher Bruder: augenscheinlich hatten beide diese Taktik mit einander verabredet. Indessen schien sie doch noch nicht so verhärtet zu sein wie Jener; aus meine Ankündigung, daß sie verhaftet sei, brach sie in ein krampfhaftes Weinen aus. Das hinderte sie nicht, wie mechanisch den auf den Boden gefallenen Knopf eines der Bettpfosten wieder auf letzteren zu setzen und einzudrücken: dieser Bettpfosten war, wie ich mich überzeugte, ausgehöhlt und hatte als Versteck für die Falsifikate gedient. Ich fand in denffelbeu noch mehrere Päckchen, auch einen Depotschein über eine der Bank in D. in Verwahrung gegebene Kiste, in welcher, wie sich später herausstellte, die Lithographenpreffe nebst den Platten, die zur Herstellung der falschen Scheine gedient hatten, enthalten waren. Da sich überdies ergab, daß die Volksbank die ersten falschen Scheine an demselben Tage verausgabt hatte, an welchem dieBaronin" ihre Einzahlung gemacht hatte, konnte kein Zweifel mehr daran herrschen, daß dies zum Teil wenigstens mit falschem Geld geschehen war. Unter der Last solcher Beweise vermochte sie nicht mehr zu leug­nen, umso weniger, als es mir gelang, festzustellen, daß sie auch die falschen Schlüssel zum Geldschrank der Volksbank besorgt hatte. Ursprünglich war sie wohl nur in das von dem Kassierer Bartmal bewohnte Haus gezogen und hatte ein Verhältnis mit dem Letzteren angeknüpft, um sich Straf­losigkeit, das Unterlassen einer Anzeige für den Fall zu sichern, daß der Kassierer die Fälschung bemerken sollte, dann war ihr der Gedanke gekommen, diese Bekanntschaft noch weiter auszubeuten, indem sie sich Dublikate der Bankschlüssel verschaffte. Sie verfuhr dabei mit äußerstem Raffinement. An einem Tage, an welchem Barimal verreisen mußte und die Schlüssel in seiner Wohnung zurückließ, bemächtigte sie sich, von Fräulein Bartmal in keiner Weise beargwöhnt,