Eingabe des Reichsverbands deutscher Gastwirtsver bände an den Reichstag und Bundesrat um Aende rung des Paragraphen 33 der Reichsgewerbeord nung nochmals erneuert werden. 3) Der Bund wolle mit dem Reichsverbaride für die Einführung des paritätischen Arbeitsnachweises im ganzen Reiche nach Möglichkeit eintreten und aufklärend wirten.

Is Ludwigsburg, 20. Juli. Wegen Lohndiffe renzen find, laur Ludwigsburger Zeitung, am letz ten Freitag 50 Zim merkeure hier in den Aus stand getreten. Sämtliche sind in auswärtigen Be­trieben ^bereits wieder in Arbeit.

Altbach, OA. Eßlingen, 20. Juli. Nachdem in Altbach in der letzten Woche eine Kuh an Milz­brand gefallen war, trat die Krankheit am Mon­tag bei einem Farrenkalbe auf. Es besteht der Ver­dacht, daß der sehr schwer erkrankte Metzger Wid- mann ebenfalls von der Seuche ergriffen wurde.

js Heilbronn, 20. Juli. Die Vorarbeiten zum Jubiläumskongreß der allgemeinen Rad­fahrer Union in Heilbronn schreiten rüstig vor wärts. Obwohl die meisten Anmeldungen erst eine Woche vor dem Fest selbst (5. 9. August) erfolgen,

ist doch heute schon eine Beteiligung von 25 gro­ßen und kleineren Vereinen am Preis-Korso geji chert, deren Zahl sich aber bis zum Endtermin ver­dreifachen dürfte. Auch die für ganz Württemberg interessante Raddistanzfahrt Friedrichshafen - Heil­bronn weift schon 36 Anmeldungen zum Teil be­deutender Straßenwettfahrer auf, wovon die Hälfte Württembergische Fahrer find, die um die Meister- söhstft von Württemberg fätnpfen werden. Im übri gen sind zu den sportlichen Kongreß-Veranstaltungen von privaten und raöfportlichen Personen und Kör perfchafttn, sowie aus dem Barzuschüß der Stadt Heilbronn im gaßzön 40 Preise im Einzelwerte bis zu 400 Mark gestiftet, wozu noch 20 weitere von der Festkasse beschaffte schöne Ehrenpreise kommen werden. Dieser ganze Radler-Kongreß verspricht großartig und in seiner Art sogar fehenswürdigsr als das äbgelaufene schwäbische Liederfest zu wer­den.

h Vom Dietcrsbach, 20. Juli. Bei einem Ge­witter wurden dem Gütspächter Härle auf Herligh hvf 9 Schafe vom Blitz getötet.

st Welzheim, 20. Juli. Aus dem Wieslaufral wird unterin 20. d. W. berichtet, daß dort das Un ­wetter mit Hagel noch ärger wütete als in Welz­heim. In den Gemeinden Asperglen, Necklingsberg, Michelau, Krehwinkel usw. wird der Ernleschaden auf z. T. 100 Prozent angegeben. Da auch die Futterernte Hhuer sehr schlecht ausfiel, trifft dieser neue Schlag doppelt schwer.

I! Bopfingen, 20. Juli. Das 7jährige Töchter- chen des Steinhaners Leutwiler goß gestern beim Milchkochen aus dem Spiritusapparat Spiritus nach. Die Flasche explodierte und die Kleider des Mäd­chens fingen Feuer. Heute früh ist das Mädchen feinen schweren Brandwungen erlegen.

st Langenau, 20. Juli. Beinahe der ge­samte Ertrag der Feldfrüchte und Garten­gewächse wurde bei dem letzten Gewitter durch Ha­ge lslch lag vernichtet, auch der Obstertrag ist bis zu etwa zwei Dritteln zu Grunde gegangen) Die Hagelkörner waren so groß, daß sie eine ganze Anzahl Fensterscheiben und Dachplatten zertrümmer­ten. Von den durch das Unwetter betroffenen Gü­terbesitzern sind nicht einmal die Hälfte versichert.

st Buchau, 20. Juli. Während der Bürstenma­cher G. Eggstein auf kurze Zeit seine Werkstatt ver­ließ, hatte der auf dem Feuer stehende Pechkefsel F^uer gefangen. Um ein Brandunglück zu verhüten, nahm Eggstein den in Hellen Flammen stehenden Kessel und wollte ihn durch das Fenster auf die Straße werfen. Im gleichen Moment gewahrte er einige vorübergehende Frauen. Er konnte das Ge­fäß noch zurückhalten, aber die brennende Masse floß über beide Unterame, die schrecklich verbrannten, sodaß er längere Zeit arbeitsunfähig sein wird.

st Vom Bodensee, 20. Juli. Das Württemberg. DampfbootChristoph" wurde gestern abend beim Landen in Hagnau seitlich gegen die Anlandebrücke gedrückt und beschädigte dabei die Brücke und das darauf befindliche Wartehäuschen. Das Schiff mußte durch den nach Konstanz fahrendenKaiser Wil­helm" in den See gezogen werden, konnte dann aber seine Fahrt nach Friedrichshafen fortsetzen.

Zur Aufspürung des Täters des Lustmordes bei Rikatshofen bei Lindau hatte man einen Polizei­hund von der Polizeidirektion in München kommen lassen, der mit seinem Dresseur, einem Münchener Kriminalschutzmann, mit dem Mittags-Schnellzuge hier eintraf. Der Polizeihund, der schon die be­sten Erfolge aufzuweisen hat, sollte die Spur des Täters aufnehmen. Indessen war das für den Hund sehr schwierig, ja unmöglich: denn erstens waren die Fusßpuren durch hundert andere von neugierigen Leuten, die sich am Tatort eingefnnden gehabt hat­ten, und durch den beständigen Regen, der nach der Tat die ganze Nacht herabgeströmt war, total verwischt, dann hatte der Täter nicht den gering­sten Gegenstand zurückgelassen, an dem der Hund die Witterung hätte ausnehmen können. Die Fährte von der Stelle, wo die unglückliche Kleine ins Ge­büsch gelockt war, bis zum Tatort, nahm er gleich­wohl auf. Nach fünfwöchentlicher Absperrung durch das Hochwasser können die in Schaffhausen liegenden beiden Dampfboote endlich wieder unter den Brücken Dießenhofen und Stein durchfahren und den vollen Kurs Konstanz-Schaffhausen wieder aufuehmen, ebenso die fahrplanmäßigen Fahrten nach Radolfszell. Der See ist ganz bedeutend zu­rückgegangen, sodaß sämtliche Stationen am Un­terste wieder angefahren werden können, was für den Fremdenverkehr von großer Bedeutung ist.

25. Verbandstag der Wirte Württembergs.

* Stuttgart, 20. Juli. Der gestern im Saal der Brauerei Wulle gehaltene 2 5. Verbands tag des Landesverbandes der Wirte Würt­tembergs hatte sich eines zahlreichen Besuches aus allen Teilen des Landes zu erfreuen. In sei­ner Eröffnungsansprache gab der Berbandsvvrjit- zende Gem.-Rat Schramm-Stuttgart in knappen Um­rissen ein Bild der Entwicklung des Verbandes in den letzten 25 Jahren, wobei er die Notwendigkeit und den Werr der Organisation des Wirtsgewerbes unter Hinweis auf die zunehmende Belastung des­selben mit steuerlichen und polizeilichen Auflagen hervorhob. Den Geschäftsbericht erstattete der Ber- bandsschriftführer Löffler-Stuttgart, in den: er her- Vorhvb, daß die Erhöhung der Biersteuer auf das Jubilünmsjahr des Verbands einen starken Schat­ten geworfen habe. Infolge der Erhöhung der Brau- stener haben der Verband wie auch einzelne Ver­eine den Kampf nach zwei Seiten führen müssen: gegen das kapitalkräftige Brauereigewerbe einer­

seits und gegen das Publikum und insbesondere die organisierte Arbeiterschaft andererseits. Die Wirte haben dabei lediglich eine Erhöhung der Bierpreise um den Betrag der Steuer durchsetzen können; für die übrigen Lasten, die ihnen durch die Reichsfinanz­reform aufgeladen wurden, habe ein Ersatz nicht beschafft werden können. Das sei umso bedauer­licher, als, wie eine vom Verband veranstaltete Um­frage ergeben habe, Württemberg die niedrigsten Bierpreise unter allen deutschen Staaten habe. Er­freulicherweise seien dem Verband so schwere Kämpfe, wie sie in Bayern durchzuführen waren, erspart ge­blieben. In seiner inneren Erstarkung, wie auch in seiner Ausdehnung nach außen habe der Verband auch im letzten Jahre wieder weitere Fortschritte gemacht, sodaß er jetzt 70 Vereine mit 4112 Ein­zelmitgliedern umfasse. Im Anschluß an den Jah­resbericht entspann sich eine lebhafte Debatte über die im Laufe des letzten Jahres vorgekommenen Bestrafungen wegen der Aufstellung und des Be­triebes von Glücksspielautomaten. Es wurde ein Antrag einstimmig angenommen, worin dem Be­dauern über die Bestrafung zahlreicher Kollegen Ansdruck gegeben und die Verbandsleitung ersucht wurde, wiederholt bei der Regierung oder auch beim Landtag in dieser Sache vorstellig zu werden. Nach Erstattung des Kassenberichts verbreitete sich Ber- bandsredakteur Kromer-Stuttgart über das neue Weingesetz. Seine mit Beifall aufgenommenen Aus­führungen gipfelten in der folgenden, von der Ver­sammlung einstimmig angenommenen Erklärung:

Der 25. Berbandstag des Landesverbandes der Wirte Württembergs kann sich im Prinzip mit den Vorschriften des neuen Weingesetzes, soweit sie ge­eignet sind, die Mängel des alten Weingesetzes von l90l auszumerzen, einverstanden erklären. Insbe­sondere erkennt er an, daß infolge der schärfer und präziser gefaßten Bestimmungen des neuen Wein­gesetzes über Zuckerung und Kellerbehandlung des Weines unlautere Manipulationen, die hauptsächlich auf Vermehrung des Weines durch Zusatz von Zuk- kerwasser und Chemikalien aller Art gelichtet wa­ren, wie sie leider in den letzten Jahrzehnten in verschiedenen Gegenden Deutschlands zum Schaden des deutschen Weinbaues und des reellen Wein­handels Vorgenvmmen wurden, unmöglich geworden sind. Die diesbezüglichen Bestimmungen sind zwei­fellos dazu angetan, das Ansehen des deutschen Weinbaues und des reellen Weinhandels besonders auch dem Ausland gegenüber zu heben, sie sind deshalb von den beteiligten Kreisen, wvzn in er­ster Linie auch der Gastwirtestand gehört, zu begrü­ßen. Mit aller Schärfe muß sich jedoch der württ. Wirtestand gegen die in den Ausführungsbestim­mungen zu Paragraph 19 des Gesetzes enthaltenen Vorschriften über die K e l l e r b u ch h r u n g wen­den. Diese Vorschriften, welche für norddeutsche Ver­hältnisse passend und ganz auf diese Angeschnitten sind, würden sich für unsere süddeutschen Verhält­nisse, die ganz anders geartet sind, in ihrer Durchj- führung so kompliziert gestalten, daß eine prak­tische Durchführung derselben, besonders in unse­ren teilweise sehr kleinen württ. Gastwirtsbetrieben, ein Ding der Unmöglichkeit wäre. Von diesen Tat­sachen ausgehend, beauftragt der Verbandstag den geschüftsführenden Ausschuß, eine Kommission mit der Ausarbeitung eines einfachen, den Bestimmun­gen des Gesetzes Genüge leistenden Formulars zu betrauen, das in tunlichster Bälde der K. Staats-

H L«s«f-ucht- K>

Es ist der töricht Ungeduldige An seinem Leids selbst der Schuldige:

Statt bis zum Herbst den Baum zu hüren. Will er sich nähren von den Blüten.

Leirner.

Eine unerwartete Entdeckung.

Kriminalnovelle von Tr. L. Lange, Geheimer Kriminalrat.

(Nachdruck verboten.)

In der rheinischen Jnduftrieftadl E. tauchte plötzlich eine Menge falscher Hundert-Mark-Scheine ausi dis so vor­züglich nachgeahmt waren, daß sie nur von Kennern von echten unterschieden werden konnten. Ta die Recherchen der bockigen Polizei ohne Erfolg blieben, wurde ich nach E. gesendet, um Ermittelungen anzustellen.

Nachdem ich mich bemüht hatte, bei einer ganzen Reihe der Scheine die Spuren von dem Erkennen als Falsifikat an zurückzuverfolgen, fand ich, daß die Scheine zum beiweitem überwiegenden Teil von der dortigen Volksbank ausgegangen waren.

Aus meiner Praxis war mir ein Fall bekannt, in welchem ein Bantkassierer Mitglied einer Falschmünzrrgeseü- schaft gewesen war. Es ist natürlich, daß man Scheine, die man von einer Bank erhält, nicht so genau prüft, als dies unter anderen Umständen geschehen würde, da man mit Recht annimmt, daß diese Prüfung schon seitens des in ihr geübten und erfahrenen Bankkassiers stattgefunden habe. Diese Erinnerung veranlaßte mich, dem Kassierer der Volks­bank eine eingehende Aufmerksamkeit zuzuwenden.

Er war ein Mann Ende der vierziger Jahre, Jung­geselle, seit drei Jahren in E. angestellt, früher längere Zeit bei großen Bankgeschäften in Berlin und London tätig ge­wesen und mir vorzüglichen Zeugnissen versehen. Er lebte ziemlich zurückgezogen mir einer Schwester, die ihm seinen kleinen Haushalt führte und wohl um zwanzig Jahre jünger sein mochte als er. Trotzdem herrschte zwischen Emil Back­mal und seiner Schwester Anna eine Harmonie, wie sie sonst selten gefunden wird. Nur darin gab es bisweilen kleine Differenzen, daß Anna, wie dies in ihrem Alter ganz natürlich war, gern einmal ein Vergnügen, einen Ball in der Ressource, deren Mitglied Backmal war, oder im Sommer eine gemeinschaftliche Exkursion mitmachre, während er am lieb­sten zwischen seinen vier Wänden hockte oder höchstens einen Spaziergang in die an Naturschönheiten nicht gerade arme Umgebung der Stadt unternahm. Diese Differenzen pflegten sich indessen bald wieder auszugleichen ; in den meisten Fällen gab er ihren Wünschen nach. Familienverkehr hatten sie wenig; dieser beschränkte sich auf einen verheirateten Kollegen Bartmals, den ersten Buchhalter der Bank, und eine Frei­frau von Treskow, die in der Belletage des Hauses wohnte, dessen zweiter Stock zur Hälfte von Backmal gemietet war.

Als der Direktor der Bank, den ich nach der Feststellung, daß die Scheine sich meist auf diese zurückführen ließen, über Backmal äüsgefragt hatte, den Namen dieser Dame erwähnte, fiel er mir aut. Mit den deutschen Adelsgeschlechtern ziem­lich gut bekannt, wußte ich, daß die von Tresckow mit ,ck" geschrieben, zum alten Adel gehören, während» die Treskow nur mit Z" neueren Ursprungs sind und ihre Nobilitirung weniger auf das Verdienst, als auf den Verdienst zurück­zuführen ist. Keiner der beiden Zweige aber rührte, soviel mir bekannt war, den Freiherrntitel. Hierauf näher ein­zugehen, lag jedoch für mich keine Veranlassung vor.

Der Direktor hatte mir offenbar alles gesagt, was er

wußte, und im Uebrigen war ich ganz aus meine eigene Tätigkeit angewiesen. Um den Kassier beobachten zu können, mietete ich ein möbliertes Zimmer in einem schrägüber ge­legenen Hause. Da fiel es mir auf, daß fast an jedem Abend ein etwa dreißig Jahre alter, recht gut aussehender Herr das Haus betrat, nach dem er sich flüchtig nach allen Seiten umgesehen. Genau konnte ich ihn, da er den Hut ziemlich tief in der Stirn trug und stets erst nach Eintritt der Dunkelheit erschien, trotz meines vorzüglichen Krimstechers nicht erkennen. Er blieb manchmal nur eine halbe Stunde, manchmal auch den ganzen Abend in dem Hause. War letzteres der Fall, so erlosch regelmäßig etwa eine Viertel­stunde nach seinem Weggang das Licht in dem Zimmer der Baronin Treskow es war hienach klar, daß seine Besuche bei ihr stattfanden, und daß diese Annahme richtig war, konstatierte ich bald darauf, indem ich eines Abends, auf dem Korridor des dritten Stockes stehend, sein Kommen ab- wartete und ihn dann eintreten sah.

Tie Baronin hatte ein junges, hübsches Dienstmädchen. Mich bei demselben gelegentlich der Markteinkäufe als Mili- täranwärter, der nach absolvierter zwölfjähriger Dienstzeit am Anstellung im Zivildiensr warte, einführend, knüpfte ich ein kleines Verhältnis mit ihr an. und indem ich mich stellte, als sei ich eifersüchtig, in der Meinung, die Besuche des jungen Mannes gälten ihr, erfuhr ich, daß jener der Bruder der Baronin sei.

Wenn dies der Fall war, warum kam er nur abends? Warum, was noch viel verdächtiger war, spähte er stets um sich, ehe er das Haus betrat?

Allerdings konnte dieses Rätsel auch eine sehr harmlose Lösung haben, harmlos wenigstens im kriminalistischen Sinn: er konnte der Liebhaber der Baronin, die laut polizeilicher Anmeldung Witwe war, sein, und sie konnte ihn dem Mädchen gegenüber als ihren Bruder bezeichnet haben, um