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Gegründet

1877.

Tie Tagesausgabe kostet vierteljährlich iv, Bezirk Nagold und Nachbarortsverkehr Mk. 1.L5

außerhalb Mk. 1.85.

Tie Wochenausgabe (Schwarzwälder Sonntagsblatt) kostet vierteljährlich 50 Pfg.

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AMblall für

Fernsprecher Nr. 11.

Anzeigerrprei» bei einmaliger Ein­rückung 10 Pfg. die einspaltige Zeile; bet Wiederholungen entsprechender Rabatt,

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Unparteiische Tageszeitung und Anzeigeblatt, verbreitet in den Gberamtsbezirken Nagold, FreudensLadt, Calw u. Neuenbürg.

«r. 16«

Verlag u. Druck der W. Rieker'schen Buchdruckerei (L. Laut), Altensteig.

Dienstag, den IS. Jntt.

Amt-blatt sSr Pfalzgrafeawriler.

ISIS.

Tagespolitik.

Beim Parteisommerfest der Fortschrittl. Volks Partei des 9. württ. Reichstagswahlkreises in Aldingen, OA. Spaichingen hielt Reichstagsabg. Konrad Haußmann eine Rede über die poli- tische Entwicklung. Er führte aus:Es geht in Württemberg nicht rückwärts mit der Bolks- partei, sondern vorwärts. Nichts war darum rich­tiger, als daß wir eine Fortschrittliche Volkspartei gegründet haben. Jetzt zum erstenmal spreche ich nicht bloß als das Mitglied der Süddeutschen Volks­partei, sondern als Mitglied einer Partei, die durch ganz Deutschland ihre Anhänger hat, die alle ge­tragen sind von dem Gefühl, daß die Gemeinsam­keit des politischen Strebens die Klassen- und Ge- sellschastsschichten überwinden muß. Die neue Schöp­fung der Fortschrittl. Volkspartei hat sich in aus­gezeichneter Weise bewährt. Es ist ein Programm geschaffen worden, das allen liberalen und demo­kratischen Anforderungen vollauf genügt. Es ist ein von den Gegnern aufgebrachtes Ammenmärchen, daß wir schwäbische Volksparteiler anders geworden seien durch diese Gründung. Wir sind genau diesel­ben geblieben wie bisher. Eine Stärkung der wert­vollsten Arbeit haben wir erfahren durch den Zu­sammenschluß mit den führenden Männern der Fort­schrittl. Volkspartei in Norddeutschland und gegen­über dem Versuch der Gegner, die Volksmänner hsrabzusetzen, ist mir ein Bedürfnis auszusprechen, daß wir eine ausgezeichnete Führung in Berlin ha­ben und daß wir mit dem vollsten gegenseitigen Vertrauen einander entgegenkommen und entschlos­sen sind, miteinander zu 'arbeiten. Die Reichspolitik hat in den letzten Jahren teils mit eigenem Wil­len, teils schwach nachgebend gegen die konservativen Vorstöße eine Reihe von Fehlern gemacht und sv-

> viel politischen Mißmut ausgestreut in deutschen Landen, daß es schwer ist, das politische Vertrauen

^ immer wieder zu sammeln. Die Tatsache ist nicht

> zu leugnen, daß die Fehler des konservativen Adels ! den Acker der Sozialdemokratie in einer Weise ge­düngt haben, wie es bisher noch nie geschehen ist,

! und daß wir, die wir der Verwirrung entgegen wollen, recht schwer zu arbeiten haben, damit wir nicht aus einer Verwirrung von rechts in die an­dere fallen und nun auf einmal der Staat umge- rempelt werden soll in sozialistischem Geist. To ^ wertvoll es ist, daß die Urbeiter aufgewacht sind, so wichtige, Dienste sie dem Fortschritt und der Kul- ; tur leisten und leisten könnten, wenn sie nicht eine zu große Menge von Verbitterung und Einseitigkeit ! in sich züchten würden, so ist es doch war, daß die Sozialdemokratie Heilsames erst erreichen könnte, wenn sie liberale Politik mit andern ehrlichen Libe­ralen machen würde. Damit, daß wir Regierungen stürzen, ist unsere Ausgabe noch nicht erfüllt. Un­sere Aufgabe können wir nicht erschöpft sein lassen in denc Gedanken, den Gegnern vom schwarzblauen Block ihre Fehler nachzuweisen, sondern daß wir bereit und fähig sein müssen, eine Regierung von liberalen Ministern zu stützen, wenn ihre Zeit ge­kommen ist. Hier ist es, wo die Sozialdemokratie versagt. Die Politik der Sozialdemokratie würde uns die größten Nackenschläge bringen, sie würde sich als unfähig erweisen, die Bedürfnisse des Vol­kes zu befriedigen. Die Grundsätze der Demokratie sind berufen, Deutschland einer freiheitlichen Ent­wicklung entgegenzuführen. Wir befinden uns in schweren Uebergangszeiten. Wir werden erleben, daß der Wahlkampf, dem wir im Dezember n. Jrs. entgegengehen, einer der wichtigsten politischen Ab­schnitte des ganzen Lebens des jungen deutschen/

' Reiches wird. Es gilt, sich ans diese Zeit zu sam­meln. Wir von der Volkspartei haben bisher ohne : Hintergedanken und ohne Haß gegen die Religion oder die Kirche, gegen die Arbeiterschaft oder die ; Bauernschaft, sondern im Gegenteil mit Toleranz, Wohlwollen und mit Kraft, aber mit dem Bewußt- s isein, daß wir nicht stehen bleiben, sondern vor- « wärts gehen müssen, unsere Grundsätze klar aus- - iprochen. Wir leben in einer schweren und ernsten

politischen Zeit und es gilt, sich zu rühren und Widerstand zu leisten. Aber wir leben auch in einer interessanten politischen Zeit, wo es sich um poli­tische Uebergänge handelt, aus welche die Geschichte in späteren Jahrhunderten als auf wichtige Zeit­abschnitte Hinblicken wird."

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Der Kaiser ist infolge des anhaltend schönen Wetters von der diesjährigen Nordlandreise/ ganz besonders befriedigt. Zum Danke für die herzliche Aufnahme und die Gastfreundschaft hat der Monarch den Norwegern ein Denkmal ihres Nationalhelden Trithyof, dessen Heldentaten und Liebe zu Jngeljörg die Sage besingt, zum Ge­schenke gemacht. Auf einer Höhe nördlich von Ber­gen, wo Trithyof begraben liegt, soll das Denk­mal «errichtet werden. Professor Unger-Steglitz; wurde mit der Ausführung des Monuments betraut. König Haakon dankte im Namen Norwegens für das sinnige Geschenk.

Die Kündigung des deutsch-japani­schen Handelsvertrages vom Jahre 1891 zum 17. Juli 1911 ist von Tokio aus nunmehr erfolgt. Auch die Handelsverträge mit andern Staaten kündigt Japan. Natürlich werden neue und für das Deutsche Reich hoffentlich nicht ungünstige handelspolitische Abmachungen getroffen werden.

Ein englisch-russischer Zwischenfall ist dadurch entstanden, daß ein russisches Kanonen­boot im Weißen Meere einen englischen Fischer­dampfer aufbrachte, dessen Kapitän in roher Weise an Bord des russischen Kanonenbootes geschleppt wurde. Der englische Dampfer wurde nach Archangel eskortiert. Die Russen erklärten ihr Vorgehen für berechtigt, da der fischende Dampfer nur drei Mei­len vom Lande entfernt war: die Engländer be­haupten, die Entfernung vom Land habe 7 Mei­len betragen; so daß die Beschlagnahme gesetzwidrig erfolgte. Die Erregung ist um so größer, als noch 80 englische Dampfer in jenem Gebiete fischen.

Landesnachnchten.

Mtcnttlig. 18. Juli.

* Das Kinderfest des M us e n m s fand am letzten Sonntag ungünstiger Witterung halber in der Turnhalle statt, wo genügend Raum, auch für die Spiele, vorhanden war. Die Kinder hatten ein großes Vergnügen «ßr dieser Veranstaltung, bei der sie den Mittelpunkt bildeten. Abends war im Saale des Gasthofsz. grünen Baum" Tanznnterhaltung, wobei auch den Erwachsenen vergnügte Stunden bereitet wurden.

* Das heurige Jahr darf und muß bis jetzt nach dem Charakter der letzten Zeit zu den nassen Jahrgängen gerechnet werden. Es ist deshalb von Interesse zu wissen, welche Jahre des vergangenen Jahrhunderts sich durch Regenwetter anszeichneten. Nach älteren Aufzeichnungen waren es die Jahr­gänge, die nachstehend geschildert sind: 1816 ersoff bei dem immerwährenden Regen die Gerste, der Wetzen geriet nicht, die Heuernte war Ende Juli und die Fruchternte Ende August. 1818 regnete es im Frühjahr drei Monate fast ununterbrochen: dar­nach kam eine lange Trockenperiode. Weizen und Wein gerieten gut. Ein nasses Frühjahr ist auch 1817 zu verzeichnen: doch waren Heu und Ge­treideernte früher und das Jahr im allge­meinen gut. Anno >833 war ein nasses Frühjahr und ein trockener Sommer. Frucht, Heu und Wein gerieten nicht, wohl aber Kartoffeln und Obst. Im Jahre 1837 gab es nur Heu. 1846 folgte ans ein nasses Frühjahr eine große Hitze. Es geriet nur der Wein. 1860 regnete es während des ganzen Jahres, so daß alles verdarb. Mitte Oktober fiel

schon Schnee und die Trauben wurden nicht reif. Ein nasses Jahr, das reich an Hagel und Gewittern war, war das Jahr 1867. Im Frühjahr wurde vom Hagel alles zerschlagen. Ein später Frost im Mai ließ nichts mehr aufkommen, so daß die Leute übel daran waren. Hoffen wir nun, daß sich das Wetter des heurigen Jahres, das in der letztem Zeit sich durch ausgiebigen und lang anhaltenden Regen auszeichnete, in der Folgezeit bessern möge.

jj Tübingen, 18. Juli. In Dußlingen gab es am Sonntag eine Messerstecherei, bei der namentlich der Korbmacher Hämmerle durch einen Stich in die Lungen verletzt und einem anderen die Hand durch­stochen wurde. Hämmerle wurde unter dem Jam­mer seiner Kinder als tot vom Platze getragen, doch gelang es dem Arzt, ihn wieder zum Bewußtsein zu bringen.

jj Spaichingen, 18. Juli. Anläßlich des gest­rigen Sommerfestes der Fortschrittlichen Volks­partei im neunten württembergischen Reichstags­wahlkreis wurde eine Vertrauensmännerversamm­lung abgehalten, die sich mit der Kandidatenfrage für die kommenden Reichstagswahlen von 1911 be­faßte. Dabei wurde der bisherige Reichstagsabge­ordnete Konrad Haußmann wiederum als Kan­didat ausgestellt. Er erklärte sich zur Annahme bereit.

jj Spaichingen, 18. Juli. Bei einem Gewitter fuhr ein Blitzstrahl in die Scheune des Zieglers Franz Merkt in Hofen und zündete. Dem Feuer fiel das ganze Anwesen, Wohnhaus, Scheune und Stallungen zum Opfer.

jj Vaihingen a. F., 18. Juli. Gestern fand hier die l 7. Kreisversammlung des Vereins württ. Banmwarte statt.

* Stuttgart, 18. Juli. Die Stuttgarter Infan­terie-Regimenter (Grenadier-Regiment Nr. 119 und Infanterie-Regiment Nr. 125) werden am 20. ds. Mts. nach dem Truppenübungsplatz Münsingen be­fördert werden, wo sie bis 12. August zur Erledi­gung der Exerzier- und Schießübungen verbleiben. Während ihrer Abwesenheit werden 2 Kompagnien des Infanterie-Regiments Nr. 121 aus Ludwigs­burg zur Versetzung des Nachtdienstes nach Stutt­gart -verlegt.

Ij Stuttgart, >8. Juli. Die hiesigen Huf- und Wagen sch miede sind heute in den Aus stand getreten.

st Stuttgart, 18. Juli. Bei einem Landhans- neubau in Untertürkheim ans dem Gelände des Kauf­manns Karl Mold wurde, wie die Württemb. Ztg. mitteilt, bei den Grabarbeiten ein drei Meter lan­ger Mammutzahn gefunden.

I» Ludwigsburg, 18. Juli. Hier lrat gestern im Ctuß'schen Taalban der 6. Verbandstag des Landesverbandes württembergischer Gemeindeunter­beamten zusammen. Die Veranstaltung war sehr zahlreich besucht. Verbandsschriftführer Holzschuy trug den Geschäftsbericht vor. Dieser erwähnt, daß die Zahl der Mitglieder um 475 zunahm und jetzt 3616 beträgt, daß ferner die Zahl der Vereine, von 48 auf 59 stieg. Nach außen trat der Ver­band im abgelanfenen Jahr mit einer Eingabe an den Reichstag, den Bundesrat und das Reichsamt des Innern hervor, um die vom Zentralverband der Gemeindebeamten Preußens gestellten Wünsche zur Reichsversicherungsordnung zu unterstützen. Mit Bezug auf die Pensionsangelegenheit kann nunmehr ihrer Verwirklichung entgegengesehen werden. Ans eine Anfrage hat das Ministerium des Innern ge­äußert, daß die Einbringung eines Gesetzentwurfs betreffend die Revision des Gesetzes über die Pen­sionsrechte der Körperschaftsbeamten im Anschluß an die Verabschiedung der Reichsversicherung iin Reichstag an die Stände erfolgen könne. Die Be­ratung der Neufestsetzung der Verbandssatzung voll­zog sich rasch. Auch die Frage des Pensionsgesetzes gab nur zu kurzer Debatte Anlaß. Zum Ort für den nächsten Verbandstag wurde Mm bestimmt.

* Marbach, 18. Juli. Wegen Bauarbeiten an dem Neckar Viadukt bei Marbach a. N. ist das