Brandes Herr zu werden, doch erst, nachdem das Ge­bäude fast ganz ausgebrannt war. In dem obersten Stock befand sich eine Firma, die Weihnachtskerzen verlegt' dort arbeiteten eine Anzahl junge Mädchen. Die Unglücklichen fanden ihren Weg durch die Flam­men nicht mehr und flohen nun auf das Dach, wo sie die Feuerwehr nicht erreichen konnte. Eine un­geheure Menschenmenge beobachtete das herzzer­reißende Schauspiel. Die Opfer riefen verzweifelt um Hilfe, versanken aber schließlich im Flammen­meer. 8 Leichen sind bereits geborgen. Von den Schwerverletzten starb eine auf dem Weg zum Kran­kenhaus. Die Ursache des Brandes ist noch nicht er­mittelt. Das Gebäude befindet sich in unmittelbarer Nähe der Bank von England.

Gerichtssaal.

Stuttgart, 24. Juli. Der ledige Provisions­reisende Eugen Schuhmacher von Sindelfingen machte sich eines groben Vertrauensbruchs schuldig. Er hatte von dem Dienstherrn seiner Braut, einem älteren Kanzleirat, die Erlaubnis erhalten, diese in der Wohnung besuchen zu dürfen. Am 5. Mai kam er während der Abwesenheit des Kanzleirats wieder in die Wohnung und stahl bei dieser Gelegenheit ein dem Kanzleirat gehöriges Sparkassenbuch über 3200 Mk. Zunächst hob er auf der Sparkasse 1900 Mk. ab und quittierte den Empfang mit dem Namen des Bestohlenen. Am andern Tag ließ er weitere 700 Mk. durch den Kaufmann Julius Schlegel unter Vorzeigen einer gefälschten Vollmacht abheben. Schlegel erhielt 100 Mk., wie ihm versprochen war. Einen Teil des Geldes verbrauchte Schuhmacher in Wirtschaften, 1468 Mk. wurden ihm bei seiner Ver­haftung wieder abgenommen, während er einen Tau­sendmarkschein verloren haben will. Das Geld will er abgehoben haben, um damit renommieren zu kön­nen, er hätte es wieder auf die Sparkasse getragen, wollte er glauben machen. Seiner Braut und auch andern Leuten erzählte er, daß er in der Lotterie 1000 Mk. gewonnen habe. Die Ferienstrafkammer erkannte gegen ihn auf 1 Jahr 6 Monate Gefängnis, gegen Schlegel auf 6 Monate Gefängnis, unter An­rechnung von je zwei Monaten Untersuchungshaft.

Tuttlingen, 24. Juli. Die Ferienstrafkammer Rottweil hat die Schuhmachersehefrau Theresia Müller von Weilheim zu 60 Mk. Geldstrafe verur­teilt. Sie hatte ihre Milch mit 20 Prozent Wasser gepantscht und außerdem den hiesigen Polizeiwacht­meister zu bestechen versucht, damit er sie nicht an- zeige.

Landwirtschaft und Märkte.

Mitteilungen der Zentralvermittlungsstelle für Obstverwertung in Stuttgart. Bei der Zentralver­mittlungsstelle des Wllrtt. Obstbauvereins in Stutt­gart, Eßlingerftraße 16, Telephon 7164, sind einge­laufen : Angebote: Johannisbeeren, Heidel­beeren, Kirschen größere Posten, Aepfel, Birnen, Pflaumen, Zwetschgen, 200 Ztr. Falläpfel. Nach­fragen in Kirschen, Heidelbeeren, grünen Nüssen, bedeutenden Mengen Himbeeren und schwarzen Jo­hannisbeeren von Konservenfabriken, sowie in Tafel- und Kochobst aller Art von hiesigen und ausländi­schen Frllchtehandlungen. Adressen von Anbietern und Abnehmern, ebenso Auskunft über Marktlage, Preise, Verpackungsmaterialien jederzeit kostenlos. Taselo bst preise auf dem Stuttgarter Engros­

markt am 20. Juli: Aepfel 2028 Mk., Birnen 2030 Mk., Stachelbeeren 2326 Mk., Johannis­beeren 2026 Mk., Pfirsiche (Pfd.) 6080 Pfg., Kirschen 3640 Mk., Himbeeren 4550 Mk., Heidel­beeren 2628 Mk. per 50 Kilo. Sortenpreise Franz Madame (Sparbirn) 2527, Sommer Magdalene 2630, Juli Dechantsbirne 2528, frühes Geiß- hirtle 30 Mk., W. Klaraapfel 2628, Weißer und Roter Astrachan 2223, Lord Suffield 2326 Mk. per Zentner. Marktlage: Die Zufuhr war für die starke Nachfrage nicht genügend, deshalb hielten sich die Preise hoch,' für Heidelbeeren werden, trotz der guten Ernten im Reich, hier sehr hohe Preise erlöst. Pfirsiche, Aprikosen, Pflaumen, Reineclauden führt das Ausland reichlich zu.

Kurzer Eetreidewochenbericht der Preisbericht­stelle des Deutschen Landwirtschaftsrates vom 16. bis 22. Juli 1912. Trotz der von den amerikanischen Börsen gemeldeten Preisrückgänge und des für den Fortgang der Roggenernte günstigen Wetters machte sich in der Berichtswoche im allgemeinen eine festere Stimmung auf den deutschen Getreidemärkten be­merkbar. 2m Warengeschäft herrschte zwar Ruhe, da letztjähriges Getreide nur noch spärlich am Markt ist, und andererseits die Käufer Zurückhaltung be­kunden, aber umso lebhafter gestaltete sich der Ver­kehr auf dem Lieferungsmarkte. Hatte in der Vor­woche die Hoffnung auf baldige Zufuhren neuen Roggens einen starken Preisdruck herbeigeführt, so trat diesmal wieder vielseitiges Deckungsbedürfnis zutage. Man hörte vielfach, daß der Roggen un­gleichmäßig reif wurde und daher nicht überall gleich­gedroschen werden kann. Soweit bisher Erdrutsch­resultate Vorlagen, entsprachen diese weder qualita­tiv noch quantitatav den Erwartungen. Dies und das etwas unsicher gewordene Wetter bewirkten, daß die Provinz mit ihren Angeboten vorsichtiger wurde, auch russische Regenmeldungen und die Ungewißheit bezüglich der Dardanellenfrage trugen dazu bei, den Markt zu befestigen, zumal noch größere Juliverbind­lichkeiten bestehen und die Frage, ob diese durch neuen Roggen erledigt werden können, vorläufig noch offen bleibt. Weizen war anfangs durch Ame­rika gedrückt, später im Anschluß an Roggen und auf weniger günstige Berichte aus Rußland befestigt, und zwar namentlich für Herbst, da die Exporteure infolge andauernder Kauflust Italiens fast täglich Deckungen Vornahmen, während Abgeber mit Rück­sicht auf die politische Lage und auf die Disparität zwischen In- und Auslandpreisen sich vorsichtig ver­hielten. Für Hafer zeigte sich in den letzten Tagen etwas mehr Konsumbegehr, im Lieferungsgeschäft wirkten Käufe für westdeutsche Rechnung befestigend, auch fiel ins Gewicht, daß Nordrußland zurückhalten­der wurde und England argentinischen Hafer von hier ablenkt. Infolge der Verzögerung der russischen Ernte war namentlich schwimmende Futtergerste fester gehalten, und auch für spätere Abladungen verhielt sich Rußland sehr reserviert. Rege Nachfrage besteht weiter für Mais, für den Argentinien als momentan einziger Lieferant an seinen Forderungen festhält.

Stuttgart, 23. Juli. Schlachtviehmarkt. Zuge­trieben: 224 Stück Großvieh, 361 Kälber, 924 Schweine. Ochsen 1. Qual. 102106 Mk., Bullen 1. Qual. 9091 Mk.; Bullen 2. Qual. 8589 Mk.; Stiere 1. Qual. 102105 Mk.; Jungrinder 2. Qual. 97101 Mk.; Jungrinder 3. Qual. 9196

Mk.; Kälber 1. Qual. 100105 Mk.; Kälber 2. Qual. 9098 Mk.; Kälber 3. Qual. 8090Mk.; Schweine 1. Qual. 8182 Mk.; Schweine 2. Qual. 7980 Mk.; Schweine 3. Qual. 7073 Mk. Verlauf des Marktes: Mäßig belebt.

Pforzheim, 24. Juli. Dem heutigen Schweine­markt waren zugetrieben 91 Ferkel. Verkauft wur­den alle zum Preis von 2836 Mk^ pro Paar.

Das Schneiden des Getreides. Leider warten viele Landleute viel zu lange mit dem Getreide­schnitt, der schon im Juli vorgenommen werden kann, wenn die Witterung einigermaßen danach ist. Gras sowohl wie Getreide wird in der Praxis meistens viel zu spät gemäht. Läßt man letzteres bis zur Voll- oder Todreife stehen, so treten bedeutende Ver­luste an Körnern ein, namentlich bei windigem Wetter, aber auch schon durch das beim Schneiden, Binden, Auf- und Abladen verursachte Schütteln fällt eine große Anzahl von Körnern, und zwar die besten, aus. Das Stroh verliert an Wohlgeschmack und Nährwert, da es unverdaulicher wird. Dabei nimmt die Güte der Körner, welche gewonnen wer­den, in den höheren Reifestadien nicht zu, auch nicht der Nährwert. Nach vielen Versuchen der bedeutend­sten Forscher hört die Einwanderung von Nährstoffen mit Eintritt der Gelbreife auf, es ist dieses das Sta­dium, wo der Inhalt des Kornes anfängt wuchs­artig zu werden und letzteres sich über den Finger­nagel brechen läßt. Wird das Schneiden noch früher vorgenommen, so muß es gehörig in den Hocken Nachreifen, da der Wassergehalt der Körner in der Milchreife noch ein sehr großer ist. Schon in dieser Periode zu beginnen, ist dort angezeigt, wo man viel zu schneiden und wenig Abreitskräfte hat. Die Verluste, die man durch Mähen in der Milchreife hat, sind jedenfalls geringer, als die, welche eintreten, wenn der letzte Teil bis zur Voll- oder gar Todreife stehen bleiben muß.

Letzte Nachrichten und Telegramme.

Künzelsau, 25. Juli. (Teleph.) In Unterregens­bach fiel ein 5jähriger Bube in den ziemlich tiefen Kanal des Elektrizitätswerkes. Seine Mutter und andere Frauen wagten sich nicht in das Wasser und das Kind schien schon verloren, als ein mutiger elf­jähriger Knabe in voller Kleidung in das Wasser sprang und unter Einsetzung seines eigenen Lebens das bewußtlose Kind rettete. Bravo!

Friedrichshafen, 25. Juli. (Teleph.) Gestern mittag entgleiste beim Rangieren auf dem Bahn­hof in Lindau der für den Münchener Eilzug be­stimmte Gepäckwagen. Durch einen Stoß wurde der 28 Jahre alte Rangiergehilfe Friede! von der Rangiermaschine unter den Gepäckwagen geschleudert. Dabei wurde ihm der Schädel eingedrückt, sodaß das Gehirn verspritzt zwischen den Gleisen lag und der Tod sofort eintrat. Durch diesen Unfall war das Friedrichshafener Gleis auf kurze Zeit gesperrt. Der hier fällige Zug 12.06 Uhr traf mit einhalb­stündiger Verspätung ein.

Für die Schriftleitung verantwortlich: Paul Kirchner. Druck und Verlag der A. Oelschläger'schen Buchdruckerei.

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VorrügliLNe

3 u. L Ciasesne.

Amtliche und Privatanzeigen.

Aufgebot.

Der Fuhrmann Adam Walz in Aichelberg hat das Aufgebot eines Auszugs aus dem UPf.B. IV Bl. 154 der Gemeinde Agenbach vom 13. März 1899 über einen Pfandrechtsvorbehalt auf den Grund­stücken P. 124/2, 125/1, 129 zu Gunsten des Handelsmanns Simon Lemberger in Rexingen, durch Cession übergegangen auf die Spar­und Waisenkasse Villingen, wegen eines zu 4 °/« verzinslichen Kauf- fchillings von 1800 beantragt. Der Inhaber der Urkunde wird aufgefordert, spätestens in dem auf

Ionnerslag. den 14. November M2. vormittags 8 Ahr.

vor dem Unterzeichneten Gerichte anberaumten Aufgebotstermine seine Rechte anzumelden und die Urkunde vorzulegen, widrigenfalls die Kraftlos­erklärung der Urkunde erfolgen wird.

Calw, den 24. Juli 1912.

König!. Amtsgericht.

Oberamtsrichter: (gez.) Holder.

Calw.

Die noch rückständigen

Brandschadensbeiträge

für 1912 wollen alsbald bezahlt werden, da der Rest bis spätestens 1. Aug. ds. Is. an die Brandversicherungsanstalt abzuliefern ist.

Den 24. Juli 1912.

Stadtpflege:

Dreher.

K. Forstamt Hirsau.

Mgspme.

Der Kaminfegerweg, sowie der untere Bruderbergweg werden wegen Wegneubaues bis auf Weiteres für Fußgänger und Fuhrwerke gesperrt.

Calw.

Im Wege

freiwilliger Versteigerung

verkaufe ich am Samstag, den 27. ds. Mts., vorm. 9 Uhr, im Pfandlokal:

2 bereits neue Kleider­schränke» 1 Kücheschrank, 1 Sofa.

Der Verkauf findet bestimmt statt.

Ohngemach, Gerichtsvollzieher beim Kgl. Amtsgericht Calw.

Bad Liebenzell.

ÜOLbreilz-kiiilAälmx.

2u unserer arn 8sm8ts§, den 27. ^uli 1912, A

Dl stattündenden Hockreitskeier erlauben wir uns, Ver-

Ds wandte, freunde und Bekannte in den Oastkof 2urn

W

^ Ladiscken Hol liier, sowie riur

in unser elterlicbes Haus auf 8sm8ls§, den 3. und 8onnts§ den 4. ^u§U8t freundlickst einruladen.

WII> bsuef.

IZekls Lssig.

AE" Freitag, den 26. Juli, abends 89 Uhr in der evangelischen Kirche zu Bad Liebenzell

wird zu kaufen gesucht. Gefällige Offerten unter k 1001 an die Geschäftsstelle ds. Bl. erbeten.

Wrislhe Srgel-VMrSge

gehalten von Herrn P. von der Au aus Mainz a. Rh. Programm (mit beigegebeuen Erläuterungen) - 50 ch berechtigt zum Eintritt.