Rc^efen, um zu betteln. Da er bemerkte, daß die im Hause logierende Privatiere Genoveva Haggen­müller allein war, verlangte er von ihr mit vorge­haltenem Revolver das in dem Hause befindliche Geld. Die erschrockene Frau war keines Widerstan­des fähig. Trotzdem machte sie der Unmensch stumm, indem er ihr ein starkes Tuch um den Kopf band und sie an Händen und Füßen knebelte. Außer einigem Bargeld fielen dem Räuber viele Kleider Nahrungsmittel und verschiedenes andere in die Hände. Drei Stunden mußte die unglückliche Frau in der gebundenen Stellung verharren, bis sie sich end­lich von den Fußfesseln befreien konnte, und dann durch das offene Fenster zu fliehen, während der Bursche bereits das Weite gesucht hatte. Ws er in Kempten imHinteren Mohren" die gestohlenen Kleider zu verkaufen im Begriff war, wurde er ver­haftet. Er gestand die Tat ein. Es ist der 21 Jahre alte Klemens Karg aus Altusried und soll derselbe Bursche sein, der im vorigen Jahr in Hergatz einen ähnlichen Streich geliefert hat, aber bisher vergeb­lich gesucht wurde.

Friedrichshafen, 17. Juli. Die erste Abnahme­fahrt des LuftschiffesZ. 3" dauerte von 7.50 Uhr bis 11 Uhr vormittags. Das Luftschiff hatte die Zeppelin'sche Besatzung an Bord und fuhr unter der Führung des Oberingenieurs Dürr, doch be­fanden sich auch drei Herren von der militärischen Abnahmekommission an Bord. Wo das Luftschiff nach seiner Abnahme stationiert wird, ist noch nicht bekannt. Es dürfte zunächst eine Fahrt nach Baden- Oos machen.

Friedrichshafen, 17. Juli. Am Horn, nicht weit von Konstanz, ist ein 20 Jahre alter Techniker na­mens Bayer aus Stuttgart, Schüler des hiesigen Technikums, beim Baden ertrunken. Seins Leiche ist noch nicht gefunden.

Aus Welt und Zeit.

Berlin» 17. Juli. In einem Roggenfelds hinter Wsißensoe fanden gestern Erntearbeiter die stark verweste Leiche eines jungen Mädchens. Die Un­tersuchung ergab, daß es sich um das seit Pfingsten vermißte 18 Jahre alte Dienstmädchen Zimmer- man handelte, das das Opfer eines Verbrechens ge­worden ist. Als mutmaßlicher Täter wurde der Liebhaber des Mädchens, ein 24 Jahre alter Arbeiter namens Brust verhaftet.

Bregenz, 16. Juli. In der Ortschaft Dolans an der Arlbergbahn brach Eroßfeuer aus, das viele Anwesen zerstörte. Zwei Schulkinder fanden in den Flammen den Tod.

Stockholm, 17. Juli. Bei den Pferdewettkämpfen erhielt gestern im Preisspringen der französische Hauptmann Caribu den ersten Preis, derdeutsche Leutnant v. Kröcher den zweiten. Im Kampf zwischen 8 Ruderrennbooten siegte im ersten Rennen Deutschland (Borussia) gegen Frankreich. Im dritten Rennen siegte ebenfalls Deutschland (Rudergesellschaft Berlin) gegen Ungarn. Die bei­den Gruppen werden mit 4 anderen am Schluß­kampf teilnehmen.

Nervyork, 16. Juli. Bei Rockaway (New Jersey) sind die Dampfer Rosedale und Nassau zusammen­gestoßen. Dis Nassau, bije Ausflügler an Bord hatte, wurde schwer beschädigt. Die Rosedale wurde auf den Strand gesetzt. An Bord herrschte Panik. Die Reisenden konnten nur mit Mühe gerettet werden.

Washington, 17. Juli. Die deutsche Reichsregie- rung gestattete der Regierung der Vereinigten Staa­ten, Offiziere nach Deutschland zu entsenden, um ein Jahr bei der Kavallerie Dienst zu tun.

Gerichtssaal.

Stuttgart, 17. Juli. Der 15jährige Kaufmanns-, lehrling Karl Siegel von Asperg, ein Tunichtgut, drang am 12. Juni während der Abwesenheit seiner Eltern in die Wohnung ein und stahl aus einem Kasten eine Kassette, in der Wertpapiere im Ge­samtwert von 57 000 Mk. waren, und Schmucksachen. Er hatte es auf bar Geld abgesehen. Die Wertpapiere gehörten seiner Stiefmutter. Mit dem 19 Jahre alten Ausläufer Theodor Stadel, der Mache stand, spionierte er aus, ob die Luft rein sei. An seine Eltern hinterließ er einen Abschiedsbrief, in dem er ihnen schrieb, daß er nach Frankreich gehen und die Wertpapiere vernichte, falls die Polizei in Bewegung gesetzt werde. Seinen Vater hatte er schon einmal um 600 Mk. erleichtert und mit dem Geld eine Reise nach Italien gemacht. Damals blieb er von Strafe frei, da der Strafantrag von sei­nem Vater wieder zurückgenommen wurde. Die Wertpapiere find wieder in den Besitz der Eltern gelangt. Einen Teil der gestohlenen Schmucksachen hat der öfters vorbestrafte Kaufmann Edmund Honold verkauft, obwohl er wußte, daß sie Siegel ge­stohlen hatte. Die Ferienstrafkammer erkannte gegen Siegel auf 8 Monate, gegen Stadel, der übrigens eine schlechte Erziehung genossen hat und leicht zu beeinflussen ist, auf drei Monate und gegen Honold wegen Hehlerei auch auf drei Monate'Gefängnis.

Landwirtschaft und Märkte.

Kurzer Getreidewochenbericht der Preisbericht­stelle des Deutschen Landwirtschaftsrates vom 9. bis 15. Juli 1912. Die deutschen Getreidemärkte stan­den in der Verichtswoche unter dem Einflüsse des schönen Wetters, das die Reife des Roggens be­schleunigt und die Ernte nunmehr allmählich inGang kommen läßt. Die erste diesjährige Schätzung der Roggenernte in Preußen stellt ein Ergebnis von 8 729 000 Tonnen in Aussicht gegen 8 366 000 im Jahre 1911 und 7 975 000 Tonnen im Jahre 1910. Ob der Erdrusch nach den vielseitigen Berichten über mangelhaften Fruchtansatz diesen Erwartungen ent­sprechen wird, bleibt abzuwarten. Immerhin übten die hoheSchötzung und die Aussicht, im Juli noch neuen Roggen zu erhalten, einen starken Druck auf die Stimmung aus und veranlaßten vielfach Juli- Realisationen und Herbstverkäufe, sodaß Juli von 19M Mk. auf 182-/2 Mk., September von 170/i Mk. auf 167-/4 Mk. zurückgehen mußten. Das Geschäft in alter Ware hat fast ganz aufgehört, da die Müh­len große Zurückhaltung bekunden und den Betrieb einschränken. Weizen vermochte sich im allgemeinen besser zu behaupten, indem Juli nur 1-/, September nur 3// Mk. einbüßte. Der amtliche Bericht über dis amerikanische Ernte lautete ungünstiger als man erwartet hatte, und die Vorräte in erster und zweiter Hand wurden drüben am 1. Juli auf nur 49, 6 gegen 62, 2 Millionen Vushels im Vorjahre geschätzt. Ruß­land hatte im Süden wieder viel Regen, während im Wolga-Rayon ernstere Schäden infolge von Dürre zu verzeichnen sind, sodaß man die Erwartung etwas zurückgeschraubt hat. - Bemerkenswerterweise ist von russischem Angebot bisher wenig zu spüren, anschei­nend, weil die Exporteure mit ihren Vorverkäufen in den letzten Jahren schlechte Erfahrungen gemacht haben. Auch verhalten sich die Banken, ohne deren Garantie man in Westeuropa nicht kaufen will, sehr reserviert. Beachtung fanden auch Berichte, wonach die französische Ernte nicht größer als im Vorjahre, qualitativ sogar erheblich geringer ansfallen dürfte. Eine wesentliche Stütze bietet aber vor allem die Disparität gegenüber dem Weltmärkte und die sich daraus ergebende Exportmöglichkeit. Tatsächlich haben auch in der letzten Woche wieder große Ab­schlüsse, namentlich mit Italien, stattgefundxn. Hafer

mußte bei schwerfälligem Absatz im Preise Nachlassen. Für Gerste bestand etwas besserer Konsumbegehr. Auch spätere Lieferung war fester, da Rußland mit Offerten zurückhält. Auch Mais begegnete bei er­höhten argentinischen Forderungen besserer Kauflust.

Briefkasten.

w An Landmann A. in N. Alle Bremsen­mittel, die wir kennen, sind chemische Produkte irgend einer Art, welche in kurzer Zeit verdunsten und die Haare zusammenkleben, so daß man die Pferde kaum mehr putzen kann. T)as Räuchern mit dem Rauchkessel hat sich bis jetzt am besten bewährt. Lassen Sie Ihrem Pferde den Schweif lang wachsen, dann haben Sie das natürlichste und beste Bremsen­schutzmittel.

Letzte Nachrichten und Telegramme.

Heimerdingen OA. Leonberg, 18. Juli. (Teleph.) Gestern abend brach in der Gärtnerei von Eblen hier Feuer aus. Der Gärtner, der im Garten arbeitete, konnte nur noch mit knapper Not das neben dem Ge­wächshaus schlafende Kind unter Lebensgefahr ret­ten. Der Schaden ist ziemlich beträchtlich, zumal der Besitzer nicht versichert ist.

Böblingen, 18. Juli. (Teleph.) Als gestern nachmittag zwei Bäckerlehrlinge im unteren See badeten, ertvank einer davon, ein 14 Jahre alter junger Mann. Man fand ihn nach einer halben Stunde; Wiederbelebungsversuche waren erfolglos.

Untertürkheim, 18. Juli. (Telegr.) Die beiden Oberleutnants Hantelmann und Palmer sind heute früh 5 Uhr mit ihrerRumpler Taube" zu ihrer Fahrt nach München aufgestiegen. Der Apparat schlug die Richtung nach Eßlingen ein. Ulm über­flog er 6 Uhr 10 Min.

Schwaigern, 18. Juli. (Teleph.) Der hiesige Polizeisoldat ergriff einen alten Mann beim Fechten und führte ihn auf dem Rathause vor. Bei näherer Besichtigung stellte sich heraus, daß der arme Rei­sende 75 Jahre alt ist und 1500 Mk. bares Geld in Zehnmarkstücken und über 4000 Mk. in anderen Münzen und Scheinen bei sich hatte. Es scheint, daß der Ergriffene von zu Hause fortlief und nicht mehr zurechnungsfähig ist. Er soll von Fechingen in Baden stammen und früher mit Gerste gehandelt haben.

Friedrichshofen, 18. Juli. (Telegr.) Aus Baden- Oos kommt die Nachrich t,daß das Luftschiff Z. 3 be­reits nach dreistündiger Fahrt 7 Uhr 10 über der Halle eingetroffen ist. - ^ i D 2

Friedrichshafen, 18. Juli. (Telegr.) Gestern sind wieder zwei Opfer der Katastrophe bei Rorschach aus 50 Meter Seetiefe geborgen worden.

Berlin, 18. Juli. (Telegr.) Die Gesellschaft für drahtlose Telegraphie beabsichtigt, einen funken­telegraphischen Verkehr zwischen Nauen und Nord­amerika einzurichten. Zu diesem Zweck soll in der Nähe von Newyork eine große Station erbaut werden, die in einer Entfernung von 5500 Kilom. mit Nordamerika in Verbindung treten kann.

Für die Schriftleitung verantwortlich: Paul Kirchner. Druck und Verlag der A. Oelschläger'schen Buchdruckerei.

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Statt jeder besonderen Anzeige.

verwandten, Freunden und Be­kannten die schmerzliche Nachricht, daß heute früh 2 Uhr unsere liebe Enkelin, meine teure Braut

ZohMm B. ThomM

nach schwerem Leiden sanft ent­schlafen ist.

In tiefer Trauer:

Die Großeltern: Wilh. Binder mit Frau Sofie, geb. Epting.

Rechtsanwalt L. E. Kemmer, Pforzheim.

Feuerbestattung a. d. Pragfriedhof Stuttgart, Freitag, den 19. Juli, vormitt. 11 Uhr.

I Isslkenksmera

mit schwarzem Lederüberzug auf dem Waldweg zum Kaffeehof Liebenzell

verloren gegangen.

Der Finder wird gebeten, die­selbe gegen gute Belohnung im Gasthof zum Adler in Liebenzell abzugeben.

Verloren

ging gestern abend ein Geldtäschchen mit einigen Mark Inhalt. Der ehrliche Finder wird gebeten solches gegen Belohnung abzugeben bei der Geschäftsstelle ds. Bl.

Altburg.

Am Freitag, den 19. Juli, abends 7 Uhr verkauft reine

Friedrich Bolz.