krags dem Ausschußbeschluß zu dem Art. 29aa und ab zugestimmt. Zu Art. 29b betr. die Breite der Hof- und Zwischenräume im Hinblick auf den Licht- zutritt wurde gleichfalls der Ausschußantrag mit einigen von Dr. Lindemann (Soz. und Walter (Z. > beantragten Aenderungen angenommen. Nach Art. 29b muß der Hofraum hinter einem Bordergebäude mit Wohuräumen und Fenstern aus den Hof in seiner Tiefe mindestens sechszehnteln der Höhe der Rückseite des Vordergebäudes gleichkommen und darf nirgends weniger als drei Meter betragen. Bei Nebengebäuden soll das Maß fünfzehntel betragen, wenn sich die Nebenseite bis zur Hinteren Eigen tumsgrenze erstreckt oder wenn sie eine Tiefe von mehr'als 18 Meter hält, sonst vierzehntel. Gaiser (B. vertrat die Ansicht, daß. im letzten Fall auch dreizehntel genügt hätten. Man dürfe die äußer­liche Weiträumigkeit nicht zu weit treiben, damit die innerliche Weiträumigkeit nicht darunter leidet. Morgen Fortsetzung.

Deutscher Reichstag.

Berlin, 14. April.

Zum ersten Punkl der Tagesordnung, Interpellation betr. das Eisenbahnunglück in Mülheim erklärt Unterstaatssekrelär Richter, der Reichskanzler sei bereit, die Interpellation in der zweiten Hälfte der nächsten Woche zu beantworten. Hier­auf wird die erste Beratung betr. Entlastung desReichs- gerichts und Abänderung der Rechtsanw alt­ordn ung fortgesetzt. Es entfpinnt sich eine Debatte, in der Dr. Heinze (natl.) ausführt, daß das Reichsgericht an der Grenze seiner Leistungsfähigkeit angelangt ist, doch dürfe aber die Zuständigkeit des Reichsgericht, in dem mir ein Sym­bol deutscher Rechtseinheit erblicken, nicht beschränkt werden. Die Vorlage geht an eine Kommission von 21 Mitgliedern. Es folgt die erste Lesung der Vorlage betr. die Ver­längerung des deutsch-schwedischen Handels­vertrages bis zum 1. Dezember Ibll. Staatssekretär Delbrück: Durch die Verlängerung soll Zeit gewonnen rverden für Verhandlungen übcr einen Handelsvertrag mit Schweden, der durch den schon veröffentlichten neuen schwe­dischen Zolltarif nötig geworden ist. Ter Vertragsver­längerung wird in ertter und zweiter Lesung zugestimmt. Hierauf vertagt sich das Haus. Freitag 12 Uhr Reichs­wertzuwachssteuer.

Landesnachrichten.

IS. April.

* Der gesuchte Schuhmacherlehrling Girr bach ist gefunden und in seine Lehrstelle zu­rückgekehrt. Aus Angst vor einer ihn treffenden Strafe, die er wegen eines Vorkommnisses außer­halb des Geschäfts erwartete, verließ der sonst or­dentliche Junge seine Lehrstelle und trieb sich seit­her in den Wäldern herum.

-n. Ebhausen, 14. April. Sicherem Vernehmen nach wurde Psarrverweser Paulus hier auf die erledigte Pfarrei Wüstenroth, Dekanats Weins­berg, ernannt. Der neuernannte Geistliche auf die hiesige Stelle, Pfarrer Mall in Voll, zieht am 25. Mai hier aus.

* In Bcsenseld erlegte am Mittwoch Fabrikant Böhringer von Freudenstadt einen stattlichen Auer­hahn.

* Freudenstadt, 14. April. Di? Hebung des Dachstocks am hiesigen Postgebäude wurde glücklich beendet.

st Oberndorf, 14. April. In einer vorgestern abgehaltenen Versammlung der hiesigen Brauer wurde beschlossen, den Konsumenten so weit ent­gegenzukommen, daß der Preis des halben Liters von 12 aus II Mennig herabgemindert wird. Im übrigen sollen dis festgesetzten Preise aufrecht er­halten bleiben. Zunächst wird nun eine einznbe- rusende öffentliche Versammlung sich über dieses Anerbieten auszusprechen haben.

ff Reutlingen, l4. April. Der Gerichtsvollzieher für ReEngen-Land. .Heinrich Walz, dessen Name durch die aufsehenerregenden Ladendiebstähle seiner Frau in weiteren Kreisen bekannt geworden ist, bat sein Amt niedergelegt.

- Reutlingen, 14. April. Die bürgerlicheil Kol­legien haben beschlossen, die Bestimmungen der Voll zugsverfügung zum neuen B o lks s ch ul g e s e tz mit Beginn des neuen Schuljahrs am 1. Mai möglichst vollständig in Geltung zu setzen und von den lieber gangsbestimmungen in Bezug aus das schulpflich­tige Alter der Kinder keinen Gebrauch zu machen. Schulgeld wird von den Volksschülern nicht erho­ben und auch die Lehrmittel werden den .Kindern unbemittelter Eltern nur mit einem Viertel des tatsächlichen Verkaufspreises berechnet. Die zu die sem Zweck nötigen Gelder wurden seither dem Schul fonds entnommen, künftig stellt sie die Schulpflege zur Verfügung. Die Volksschulen in Reutlingen Betz ingen werden gegenwärtig von 2930 Kinder besucht.

0 Rottweit, 14. April. Das drei Jabre alte Töchterchen Pauline der Metzgermeisterswitwe Marx kam in der Küche den? Herdtener zu nahe. Im

Nn stand es in Hellen Flammen. Die Mutter, die sich im Laden befand, eilte herbei, doch kam ihre Hilfe zu spät. Das Kind hatte bereits so schwere Brandwunden erlitten, daß es nach etwa 2 Stun­den den qualvollen Leiden erlag.

* Rottenburg, 13. April. Ein Straßburger Al­tertumshändler ist ernstlicher Liebhaber für un­seren historischen Marktbrunnen und soll 1 00000 Mark geboten haben, sowie weiter 20 000 Mark für eine Aufstellung eines Brunnens ähnlicher Art.

* Stnttgart, l3. April. Am Montag nachmit­tag fand, Heuer zum erstenmal, ein geistliches Konzert für Konfirmanden statt. In gro­ßen Scharen waren dieselben aus der Nähe und Ferne an diesen? Tag aus ihren Ausflügen nach Stuttgart gekommen, und zum Beginn des Kon­zertes waren die iveiten Räume der Stiftskirche bis in die letzte Ecke von den Kindern besetzt. Das Progran????, in klassischen Orgel-, Gesangs und Vio­linstücken bestehend, wurde in meisterhafter Weise zum Vortrag gebracht. Gewiß haben nicht wenige derselben einen tieferen Eindruck mitgenommen.

Ij Ludwigsburg, 14. April. In Handwerker­kreisen wird ein Vorfall viel besprochen, der in das Gebiet derS u b n? is s i o ns b lüt e n" gehört. Hier war seinerzeit eine Z w a n g s i n n u n g gegründet worden mit dem Hauptzweck, das gegenseitige Unter­bieten bei Vergebung äußerer Arbeiten möglichst zu vermeiden. Gelegentlich von Jnstandhaltungs- arbeiten der K. Garnisonsverwaltung nun hatten sich die Mitglieder über die Höhe der Angebots, die eine gute Arbeit garantieren sollte, geeinigt. Die Herren hatten aber die Rechnung ohne ihren Obermeister gemacht, denn dessen Angebots blie­ben um 28 bis 33 Prozent hinter denen der üb­rigen Mitglieder zurück. Man kann sich lebhaft vor­stellen, mit welchen Gefühlen die Innung ihrem Obermeister gegenübersteht, seit die Geschichte ruch­bar geworden ist. Die seltene Auffassung von So­lidarität im Handwerk verdient es, weiteren Krei­sen bekannt zu werden.

* Ludwigsburg» I 2. April. Die Vorbereitungen für das 20. Bund es re st des Württemberg. K ri e g e r b ?? n d e s, das vom 4. tt. Juni d. I. hier abgehalten werden soll, schreiten rüstig voran. Als Festplatz ist der von herrlichen Alleen umsäumte kleine Exerzierplatz gegenüber der neuen Garnison- tzirche gewählt. Viele Tausende Anmeldungen sind bisher schon aus allen Teilen des Württembergs?: Landes hier eingelausen, und man darf sich der Hoffnung hingeben, daß kaum weniger als 20 000 ehemalige Krieger sich am Feste beteiligen werden, zumal da Seine Majestät der König sein Erschei­nen zugesagt hat und im Schloßgarten (mittags 12 Uhr den Vorbeimarsch der Bundesvereine abneh­men wird. Möge daher kein Verein, der vorn Fest­ausschuß berücksichtigt werden soll, jetzt mit seiner Anmeldung mehr säumen.

js Massenbachhausen, OA. Brackenheim, 14. April. In den? Anwesen des Bauern Johannes Schwarz brach Feuer aus. Hans und Scheuer brann­ten vollständig nieder.

f Unterboihingen, OA. Nürtingen, >4. April. Am Montag den 1 l. d. M. morgens zwischen vier und halb süni Uhr will hier jemand den Haltey- schen Kometen ain nörlichen Horizont gesehen haben. Der Komet Habs den Anblick einer beleuchteten Berg­spitze geboten, die in breitem Strahl Fenerrsgsn auswirst. Sollte der Man?? den sog. Kometen nicht doppelt gesehen haben '?

sj Schöntäl OA. Künzelsau. 14 April. Am 13. Mai begeht, wie bereits kurz gemeldet, das Seminar sein lOOjähriges Jubiläum. Das Programin weist um 10 Uhr vormittags einen Festet? im Betsal, um 12 Uhr ein Fest­mahl im Postsal, um 3 Uhr ein Festspiel und um ^ ?3 Uhr abends ein Bankett auf. Falls eine geuügcnde Anzahl Teilnehmer sich meldet, fährt nach dem Bankett ein Extrazug nach Möckmühl, vielleicht auch nach Heilbronn. Eine Fest­schriftAus der Geschichte des Schöntaler Seminars" wird den Teilnehmern überreicht und Nichtteilnehmern, soweit der Vorrat reicht, aus Wunsch zugesandt.

si Mengen a. Br., 14. April. Ein Bauer eines Nachbarortes hatte auf seinem Bernerwägete zwei schöne Schweine. Bevor er die Heimreise antrat trank er etliche Glas Bier. Er hatte jedoch nicht vergessen, seinem Weib etwas mitzubringen. Einen Zuckerhut und etliche Pfund Kaftee hatte er ein­gekauft und aus dem Wagen untergebracht, von den Schweinen getrennt durch ein Brett. Während des Vesperns frassen nun die Borstentierchen den Zu­cker und die braune Ware aus. Der Bauer war in? angenehm überrascht, als er die Entdeckung machte.

h Heideuheim, 14. April. Die Lohnbewegung im Schreinergewerbe ist durch Einigungsverhand­lungen beigelegt worden. Es wurde ein neuer Lohn­tags, gültig bis I. April 1910, vereinbart, der die Arbeitszeit von 10 auf 9einhalb Stunden herab­setzt, die Löhne erhöht, Mindestlöhne und einen Zu­schlag für Banarbeiten vorsieht und die l 4tägige gesetzliche Kündigungsfrist ansschließt.

st Haslach, OA. Wange??, 14. April. Bon dem Anwesen des Sägmühlebesitzers Buhmann in Hag­

mühle siel dein? Abbruch eines alten Stadels, an dessen Giebelseite die Straße hart vorbeiführt, als ein Einspänner um die Mittagszeit die Straße von Gunzenweiler hierher passierte, infolge eines Wind­stoßes die gegen zwei Stockwerke hohe Gieb et­wa n d nach auswärts und deckte das ganzeGe- sährt zu. Von den .Insassen erlitt eine ältere Frau zwei Rippenbrüche, die auch die Lunge ver­letzten. Die Verletzungen ihrer Begleiterin sind un­erheblich. Das Fuhrwerk, ein Berner Federwägek- chen, ist vollständig zertrümmert und dein Pferd wurde der linke Borderfuß abgeschlagen. Es mußte getötet werden.

»rotzfiuir 1« Böhrnrirkirch O« «st-lirr-«,.

Geislingen, 14. April. (Tel.) Heilte nachmittag st?3 Uhr brach in dem Dorf Böhmentirch aus bisher unauf­geklärter Ursache Feuer aus, das sich, durch den starken Südostwind begünstigt, rasch verbreitete und bis nachmittags 3 Uhr zwei ganze Straßenzuge mit etwa 80 Häuser ein­äscherte. Der größte Teil des Dorfes ist außer Gefahr.

st Böhmenkirch OA. Geislingen, > 4. April. Ein Sch recke ns tag ist aus dem fast sommerlichen, herrlichen Frühlingstag geworden, der uns heute in einer Höhe von 700 Metern über dem Meeres­spiegel, ans der großen europäischen Wasserscheide des Aalbnchs, um die Mittagsstunden in die Mei­nung versetzen konnte, als läge unser katholisches Psarrdorf mit seinen 1500 Einwohnern nicht auf dein Rücken der Alb, sondern in den sonnigen Tä­lern des Unterlandes. Alles war auf den Fel­dern, um den günstigen Tag zur Frühjahrsbestel­lung zu nützen, als um halb drei Uhr plötzlich die Feuerglocke ertönte. Beim Oetonomen Frei Halter war auf eine bis jetzt nicht aufgeklärte Weise ein Brand ausgebrochen, der alsbald auf das Heinz- mann'sche Nachbaranwesen übersprang und, von dem aus Süden bis Südosten wehenden Winde angesacht, mit rasender Geschwindigkeit von Gie­bel zu Giebel sich verbreitete. Als die er­schreckte Einwohnerschaft von den Feldern herbei­geeilt war und die Löschwerkzeuge herangeschafft hatte, standen bereits mehr als zehn Gebäude in Flammen, denen die wackere, aber kleine Schar von Feuerwehrmannschaften nahezu machtlos gegenüber- stanb, obgleich es dank unserer Albwasserversorgung an dem rettenden 'Naß zunächst nicht fehlte. Die weithin sichtbare Feuersäule und die starke Rauch­entwicklung im Verein mit den telephonischen Hilfe­rufen brachten bald die Unterstützung der benach­barten Feuerwehren herbei, unter denen sich be­sonders die aus Weißenstein, Dresselhausen, Söhn­stetten, Steinenkirch, Gussenstadt und Deggingen her­vortaten. Bald aber stellte es sich heraus, daß die Wasservorräte für die zahlreichen Spritzen nicht mehr ausreichten, und so waren die Wehren, nach­dem um 5 Uhr etwa sechzig Häuser größ­tenteils bis auf die Mauern irr Asche la­gen, in der Hauptsache aus die Abwehr durch Nie­derreißen beschränkt. Zürn Glück breitete sich die rasende Brunst nicht nach dem Hauptteile des Dor­fes zu aus, sondern beschränkte sich aus zwei Stra­ßenzüge, deren sämtliche angrenzenden Gebäude nacheinander dem Element zum Opfer sielen. Um sechs Uhr schätzte man, da eine genaue Zählung nicht möglich war, die Zahl der vernichteten Gebüud e aul 7 0 bis 8 0 und noch immer war die Gewalt des Brandes ungebrochen, der einen Um­fang annahm, wie ihn das unglückliche. Dorf seit dem historische?? Brande von 1619 nicht wieder er­lebt hat. Der Jammer unter der Einwoh­nerschaft ist groß. Kirche, Schule und Post wa­ren um sechs Uhr abends noch unbedroht und es hatte den Anschein, als ob die schlimmste Gefahr von dem Dorfe nunmehr abgewendet sei. Der Ver­lust an Gebäuden läßt sich bis jetzt nicht abschä­tzen, dürfte aber mehrere 100 000 Mark betragen. Viel Fahrnis ist mitverbrannt. Zahlreiche Ein­wohner haben fast nichts von ihrer Habe gerettet. Selbst einiges Groß- und Kleinvieh, sowie zahlreiches Geflügel ist zu Grunds gegangen. Ein Glück ist es zu nennen, daß das Feuer am Hellen Tage aus- brach; in der Nacht hätte es geradezu namenloses Unglück angerichtet. Gegen abend trafen immer noch Feuerwehren, zürn Teil von weither, ein. Um Halb sieben Uhr endlich konnte man die Gefahr als be­seitigt ansehen. Die Löscharbeiten werden aber wohl noch die ganze Nacht und vielleicht sogar einen Teil des morgigen Tages in Anspruch nehmen. Die ihrer Wohnstätte Beraubten finden in der verschont gebliebenen Mehrzahl der Ortsgebäude Unterkunft. Die Behörden haben ihre Verteilung in die Wege geleitet. Viele Abgebrannte sind schlecht versichert.

lieber das Brandunglück wird uns von anderer Seite gemeldet: Böhmenkirch wurde heute mittag von einen? furchtbaren Brandunglück heimgesucht: ' Das Feuer wurde durch drei zündelnde Kinder verursacht, die in einem mit Stroh gedeckten Schuppen einFeuerle" machten. Das Dach sing Feuer und brannte sofort lichterloh, eben­so stand das angebaute Haus bald in Hellen Flam­men. Unmittelbar darauf ergriff das gierige Ele-