und Wort in ihrer Heimat für die Besiedlung der Ostmark geworben. In diesem Frühjahre (vom 5. bis 9. Juni, findet wiederum eine ähnliche Be­sichtigungsreise süddeutscher Parlamentarier in das Ansiedlungsgebiet statt.

js Kornwestheim, 12. April. Die ^Former und Gießer der hiesigen Eisengießerei A. Stotz, die ge­stern wegen Lohndisserenzen in den Ausstand ge­treten waren, haben heute früh um neun Uhr die Arbeit wieder ausgenommen, nachdem die Verhand­lungen zu einer Verständigung geführt haben.

js Eßlingen, 12. April. In der hiesigen Ma­schinenfabrik wurde seit dem 1. April ab der Schluß der Arbeitszeit an den Samstagen aus nachmittags halb fünf Uhr festgesetzt.

!! Plochingen, 12. April. Beim Ueberschreiten eines Gleises wurde der an der Güterumladestelle angestellte, vierzig Jahre alte Karl Fotstner von einem Zug erfaßt und so gräßlich verstümmelt, daß er gleich darauf tot war.

jj Heilbronn, 12. April. Heilbronn ist Heuer eine Feststadt ersten Ranges. Nach dem schwäbischen Liedersest folgt in den Tagen vom 5. bis 9. August der 25. oder Jubiläumskongreß der Allgemeinen Radfahrer Union. Die Be­deutung der Veranstaltung erhellt daraus, daß der König das Protektorat und Oberbürgermeister Dr. Göbel das Ehrenpräsidium übernommen haben. Der über ganz Deutschland und die deutschsprachlichen Nachbarländer verbreitete VerbandAllgemeine Radfahrer Union" Deutscher Touren-Klub, zählt über 18 000 Mitglieder, allein in Württemberg gehören ihm über 1600 Mitglieder an, die wohl größtenteils zum Heilbronner Kongreß erwartet werden dürfen. Die Vorarbeiten des Kongresses hat das Konsulat Heilbronn übernommen.

js Heilbronn, 12. April. Die Schließung aller Baubetriebe ist hier, nach der Neckarzeitung, für kommenden Freitag beabsichtigt. Der Baugewerbe­verein Heilbronn, mit Mitgliedern von Böckingen und Sontheim, hat eine Generalversammlung ge­halten, wobei die Lohnbewegung zur Beratung kam. Vom Vorsitzenden wurden die Verhandlungen des Deutschen Arbeitgeberbundes für das Baugewerbe mit den Arbeiterorganisationen eingehend erörtert, woraus einstimmig beschlossen wurde, sich aus den Boden der Dresdener Beschlüsse zu stellen und, der Weisung des Deutschen Arbeitgeberbundes für das Baugewerbe folgend, sämtliche Betriebe am Freitag, den 15. April zu schließen, wo­durch sämtliche organisierte Maurer, Zimmerer und Bauhilfsarbeiter betroffen werden. Eine auf Don­nerstag einberufene Versammlung wird sich mit den weiteren Maßnahmen zu beschäftigen haben.

jj Jlsfeld, OA. Besigheim, 12. April. Das Hochzeitsschießen hat hier einen schweren Unfall zur Folge gehabt. Ein junger Mann hat die Flinte zu stark geladen. Der Lauf riß und zerschmetterte ihm die Hand, sodaß zwei Finger abgenommen wer­den mußten.

ss Ellwcrngen, 12. April. Gestern vormittag wurde der verheiratete Taglöhner Maier in einem Steinbruch in der Silberklinge durch Einsturz des Bodens verschüttet, so daß er nur noch tot herausgegraben werden konnte.

ss Hall, 12. April. In Gelbingen hat der Führer eines Automobils aus Hall den 4 Jahre alten Sohn des Schuhmachers Odenwälder über­

Zürnt, Freunde, nicht, wenn Spötter euch verlachen! Erwidert lächelnd ihren Spott und wißt:

Der Spötter Witz kann nichts verächtlich machen, Was- wirklich nicht verächtlich ist. Fr. Bodcnstedt.

Der Kchatz von

Humoristische Novelle von M. O. Dalberg.

(Nachdruck verboten.)

Die Züge Holbergs hatten sich beim Lesen dieser Zeilen aufgeklärt. Als er die teilnehmenden Blicke Wendeborns auf sich gerichtet sah. reichte er ihm den Brief und sagte:

, Hier lesen Sie! Nach der Szene von heute morgen braume ich ja vor Ihnen kein Geheimnis zu haben."

Wendeborn überflog die Zeilen und reichte sie dann mit den Worten zurück:Na also! Hatte ich nicht recht? Sie ist ein kluges Mädchen und sie weiß auch, was sie will. Ich kann Ihnen zu Ihrer Wahl nur meinen herzlichen Glück­wunsch aussprechen. Und jetzt, weg mit den Kummerfalten von der Stirne! Die passen zu keinem alten Korpsstudenten. Ich fühle das Bedürfnis aus das Wohl der jungen Dame zu trinken und das kann nur in Sekt geschehen. Kellner, eine Flasche Pommery!" ^

Am nächsten Tage war Holberg schon frühzeitig im Grand Hotel, wo er einen Brief Marys aus Rom vorfand. Sie teilte ihm mit, daß sie sich nur kurze Zeit in Rom auf­hielten und direkt nach Nizza und Antikes weiter führen, wo sie längere Zeit zu bleiben gedächten.Der Onkel gibt schon zu, daß er möglicherweise doch übereilt gehandelt hat. Von Antikes aus hoffe ich Dir gute Nachrichten senden zu können. Mit tausend herzlichen Grüßen und Küssen auf ewig die Deine. Mary."

fahren und sofort getötet. Die Schuldsrage ist noch nicht geklärt.

js Gmünd, 12. April. Gestern, Montag, abend beging der Handels- und Gewerbeverein die Feier seines 25jährigen Jubiläums.

ff Heidnrheim, 12. April. In Bergenweiler ist ein Bahnwärter, als er über das Gleis ging, von einem Zug ersaßt und zu Boden geworfen worden, wo er längere Zeit bewußtlos lag, bis er mit schwe­ren, meist inneren Verletzungen aufgehoben wurde.

ff Ulm, 12. April. Für die von der Ulmer Karnevalsgesellschaft für vorerst 1 011 Teilnehmer zur Ausführung gelangenden Ausstiege des Luftschiffes Z. 4 an Pfingsten haben sich schon 90 Teilnehmer gemeldet. Es werden deshalb Verhandlungen mit der Zeppelingesellschaft geführt, dis eine Erweite­rung der Teilnehmerzahl bezwecken. Anzufügen ist. daß der am Pfingstsonntag von Ulm abgehsnde Son­derzug für 800 Personen, erst um 6 Uhr von hier wegfährt, damit die Anschlüsse von Stuttgart und den anderen Linien her noch ausgenommen werden können.

ff Ulm, 12. April. Für die von der Karne- valgesellschast zu Pfingsten zur Ausführung kom­menden Ausstiege mit dem neuen Passa­gier lustschiff Z. 4 zeigt sich allerorten das lebhafteste Interesse: namentlich laufen von aus­wärts fortwährend telephonische und telegraphische Bestellungen von Fahrkarten ein. Da die Zahl der verbindlichen Anmeldungen bereits 90 überschrit­ten hat, ist mit der Lustschisfbau-Zeppelingesellschaft ein Abkommen für weitere 50 Fahrten am Pfingst­montag getroffen worden. Die Nachfrage nach Fahrkarten für den Sonde rzug ist eben­falls groß. Es sei bemerkt, daß der Zug erst um 6 Uhr früh von hier abgelassen wird. Es bleibt dann noch genügend Zeit, um alles mltzumachen und zu sehen. Der Preis für die Fahrkarten ist nun endgiltig aus 12,50 Mark festgesetzt. Dabei ist inbegriffen Hin- und Rückfahrt, eine Rundfahrt aus dem Bodensee mit Begleitung einer hiesigen Militärkapelle, Eintritt zum Früh- und Absndkon- zert, Eintritt zum Werftareal und Teilnahme an der Huldigung vor dem Grasen Zeppelin, Besichtig­ung des Luftschiffes aus nächster Nähe und Anwesen­heit beim ersten Ausstieg des Luftschiffes. Es möchte ganz besonders aufmerksam gemacht werden, daß nur die Teilnehmer am Sonderzug und an den Ausstiegen die Berechtigung zum Betreten des Werft­platzes haben und daß die Erlaubnis hierzu nur ausnahmsweise erteilt worden ist; für jede andere Person ist der Eintritt in die Werftanlage ausge­schlossen.

h Ulm, 12. April. Das 4. Bund es fest des Zitherbundes Schwaben (Verband schwäb. Zithervereine) findet am 7., 8. und 9. Mai d. I. statt.

jj Baden-Baden, 12. April. Nach einer zwi­schen dem Oberbürgermeister Fieser und dem Direk­tor Colsmann in Friedrichshafen getroffenen Ver­einbarung wird das neu erbaute für Passagiersahr- ten eingerichtete Luftschiff Z. 4 zum erstenmal in der zweiten Hälfte des Mai Baden-Baden be­suchen, daselbst landen und bei günstigem Wetter einige Tage stationiert werden, um verschiedene Auf­stiege und Passagiersahrten zu übernehmen. Die dauernde Stationierung wird im August oder Sep­tember stattfinden.

Als er gerade den Brief zu Ende gelesen, brachte ein Kellner ein eben eingetroffenes Telegramm, das aus Pisa datiert war. Es lautete:Bereite Dich vor, nach Eintreffen meines Briefes aus Antibes sofort nach dort abreisen zu können. Herzliche Grüße. Mary."

Als er Wendeborn den Inhalt des Briefes und der Depesche mitteilte, erkundigte sich dieser, wann das Telegramm in Pisa aufgegeben sei.

Holberg sah nach und antwortete:Um sieben Uhr heute morgen."

Um sieben Uhr? Sie haben also den Nachtschnellzug be­nutzt. Der trifft gegen 11 Uhr in Genua ein. Vor heute

abend können sie mithin nicht in Antibes sein. Wir haben

heute Mittwoch, wenn also Fräulein Buchwald Ihnen so­

fort nach ihrer Ankunft in Antibes schreibt, so kann ein Brief frühestens am Freitag Morgen hier zur Ausgabe ge­langen. Bis dahin werden Sie mithin Ihrer Geduld Zügel anlegen müssen, lieber Freund. Ich ziehe aber aus der

Depesche den Schluß, daß der alte Kanadier bereits mürbe geworden ist und kann Ihnen nur raten, dem Kommenden mit Seelenruhe entgegenzusehen."

Etwas anderes blieb schließlich ja nicht übrig, und Holberg gab sich auch redliche Mühe, dem Rate seines Freundes nach­zukommen. Nichtsdestoweniger erklärte ihm dieser am Donners­tag Abend:Nichts für ungut, lieber Freund, aber die Ge­sellschaft eines Verliebten ist mir auf die Dauer zu langweilig. Ich werde dabei melancholisch und wenn Sie nichts dagegen bähen, überlasse ick Sie morgen ihren: Schicksal. Ich habe heute das bestellte Geld von Hause erhalten und werde morgen nach Boscoreale fahren, um den ausgegrabenen Silberschatz zu erwerben. Hoffentlich hat sich inzwischen kein anderer Lieb­haber eingefunden. Da Sie morgen Nachrichten aus Antibes erwarten, kann ich Ihnen so wie so nicht zumuten, daß Sie mich begleiten. Sollten sie genötigt sein, morgen von Neapel abzureisen, so wünsche ich Ihnen hiermit glückliche Fahrt und bitte Sie, Ihren Schatz von Boscoreale herzlich von mir zu grüßen. Im andern Falle treffen wir uns morgen Abend ü Uhr beim Diner im Grand Hotel. Also, aus glückliches Wiedersehen!"

jj Dortmund, 12. April. Aus der Zeche Lukas öffnete sich heute früh während der letzten Förderung der Verschluß des Förderkorbes. Von den vier Leuten, die in den Schacht stürzten, wurden zwei gerettet und zwei schwer verletzt.

js Berlin, 12. April. Der Reichsanzeiger schreibt: In der gestrigen Sitzung des Bundesrats § wurde der Gesetzentwurf für Elsaß-Lothringen betr. ' die Erhöhung von Werterhöhungsbeiträgen ange­nommen.

Der Kampf im Bangswsrbs.

Z Gestern begannen in Berlin die neuen Ver­handlungen zwischen den Vertretern des Arbeitgeber­verbandes und denen der Arbeitnehmer im Bau - gewerbe, von denen es abhängen wird, ob Ber-- » lin in den großen Kampf, der im Baugewerbe aus­gebrochen ist, mit hineingezogen oder ob hier eine Einigung zustande kommen wird.

* München, 12. April. Der bayerische Arbeit­geberverband für das Baugewerbe lehnte heute die Vermittlungsvorschläge der Regierung ab und beschloß, die Bauarbeiter auszusperren. Der Zentralverband deutscher Industrieller hat dein Deutschen Arbeitgeberverband für das Baugewerbe als erste Rate fünf Millionen Mark zur Verfügung gestellt.

* Nürnberg, 12. April. Der Nordbaierische Be­zirksverband und der Mittelfränkische Ver­band der Arbeitgeber im Baugewerbe, hat beschlossen, am 15. AprilabendssämtlicheB e trieb e zu schließen.

* Mainz, 12. April. Gemäß dem Beschlüße des Vor­standes des Mitteldeutschen Arbeitgeberver­bandes für das Baugewerbe hat heule mittag, lautFrkf. Ztg.", der hiesige Verband der baugewerblichen Unternehmer ebenfalls beschlossen, am Freitag, den 15. April abends alle in Betracht kommenden Betriebe zu schließen.

' Magdeburg, 12. April. Infolge der gescheiterten Ber­liner Verhandlungen im Baugewerbe werden in Magdeburg am Freitag abend rund 2000 organisierte Maurer, Zim­merer und Bauhilfsarbeiter ausgesperrt werden.

Ausländisches.

" Wien, 12. April. Wie derNeuen Freien Presse" aus Uesküb gemeldet wird, ist die Aufständischenbewegung in Prischtina und Prizrend beigelegt. Die Albane­sen ergaben sich und brachten die erobertenKanonen zurück.

* Paris, 12. April. DemMatin" zufolge hat die französische Zollverwaltung berechnet, daß der neue fran­zösisch e Z o lltarif die Ausfuhr D e utsch la nd S etwa vier Millionen, und dieBelgiens mit etwa 1 ^2 Millionen I belastet.

jj Paris, 12. April. Die heute nachmittag von Mar­seille eingetroffenen Nachrichten lauten ziemlich e rn st.

Der Präfekt hat, um etwaigen schweren Ruhestörungen vor­zubeugen, verlangt, daß unverzüglich ein Kürassier- und ein Dragonerregiment und 500 Gendarmen, unter ihnen 300 berittene, nach Marseille abgesandt werden. Im Hofe des Präfekturgebäudes halten sich zwei Schwadronen Husaren, ein Bataillon Infanterie, sowie mehrere hundert Gendarmen und Schutzleute bereit.

Is Marseille, 12. April. Die Arbeiter hielten heute zahl­reiche Versammlungen ab, bei welchen der Beschluß gefaßt wurde, den Streik fortzusetzen, bis die Seeleute Ge­nugtuung erhalten würden.

jj Marseille, 12. April. Die Bewegung für den Generalstreik verschärft sich. Ein starkes Zusam­menströmen findet aus der Arbeiterbörse statt, wo

Gute Nacht, lieber Wendeborn! Sollte ich morgen einen Brief erhalten, der meine Abreise nötig macht, so schreiben Sie mir bitte nach Antibes, ob es Ihnen gelungen ist, den Silberschatz zu erwerben. Die Sache interessiert mich auch etwas. Also auf Wiedersehen!"

Am nächsten Morgen war Holberg schon rechtzeitig im Grand Hotel. Seine Erwartung wurde nicht getäuscht. Der Kellner überreichte ihm einen Brief, dessen Adresse die Hand­schrift Mary's zeigte. Er setzte sich in der zur frühen Morgen­stunde ganz vereinsamten Villa Nazionale auf eine Bank und laß:

Mein innigstgeliebter Ernst!

Soeben sind wir hier angekommen. Mein Onkel ist ganz kleinlaut geworden und gibt zu, daß er sich Dir und Deinem Freunde gegenüber eine Rücksichtslosigkeit zu Schulden hat kommen taffen. Was ihn dazu veranlaßt hat, weiß ich noch immer nicht. Daß Dein Freund sich nach einem Herrn Winter aus Milwaukee erkundigt hat, kann nicht der einzige Grund sein. Er will noch nicht recht mit der Sprache heraus. Es kommt mir beinahe so vor, als hätte ein Holberg in seinem früheren Leben eine Rolle gespielt. Jedenfalls glaube ich, daß Deine Anwesenheit hier am besten geeignet ist, alle Mißverständnisse aufzuktären und ich bitte Dich deshalb, sogleich nach Empfang dieser Zeilen uns nach Antibes nachzureisen. Ich werde morgen früh Deiner lieben Mutter einen Besuch machen, mich ihr vorstellen und sie auf Deine Ankunft vorbereiten. Also auf baldiges, frohes Wiedersehen. Bis dahin tausend Grüße und Küsse von Deiner Dich über alles liebenden Mary."

Da Holberg schon seine Reisevorbereitungen getroffen hatte und der nächste Schnellzug erst in einigen Stunden abging, schleuderte er langsan: zum Hotel d'Ängleterre, wo Wendeborn wohnte und gab für diesen seine Adresse in Antibes ab. Wendeborn selbst war, wie ihm der Kellner sagte, vor einer Stunde zum Bahnhof gegangen und hatte an­gedeutet, er würde voraussichtlich erst gegen Abend von seinem Ausfluge zurückkehren.

Einige Stunden später saß Holberg im Eisenbahncoupck und fuhr nach Norden zu.