an dein Fall ist, daß der Acker ca. 28 Jahre in dem selben Besitz ist und alle Jahre bestellt wurde, ohne daß von einer Erdsenkung etwas wahrgenommen wurde.

st Tübingen, 7. April. Gestern fanden ein gehende Belastungsproben der neuen Eisenbahn­brücke über den Neckar und den Flutkanal statt. Die Spannweite der beiden Bogen beträgt je 84 Mir. und es ist eine der ersten größeren Brücken, die in Eisenbeton ausgeführt wurden. Die Belastungs­probe, die durch eine schwere Güterzugsmaschine von 2400 Zentnern Gewicht erfolgte, hatte ein vor­zügliches Resultat. Die größte Durchbiegung in der Mitte der Brückenbogen betrug je vier Millimeter. An der Brücke fehlt nur noch das Geländer, das in acht Tagen fertig sein wird. Es bleibt also bei dem Eröfsnungstermin am l. Mai. Mit den Erdarbeiten zum Flutkanal für die Neckarkorrektion im Alleenbereich hat man schon begonnen, ebenso mit der Ausschüttung für die neue Straßenanlage über die Herrenberger- und Rottenburgerbahn. Er- stere wird schienengleich, letztere durch eine Ueber- führung überschritten. Die Arbeiten am Stauwehr schreiten ebenfalls rasch fort. Das Neckarbett ist dort aus die doppelte Breite gebracht, man wird dem nächst mit der Fundamentierung der Pfeiler für das Wehr beginnen.

st Stuttgart, 7. April. Etwa 250 organisierte Gipser und Stukkateure sind gestern mittag von den Arbeitgebern ausgesperrt wor­den. Die Unterhandlungen mit den Arbeitgebern sind vollständig gescheitert.

st Stuttgart, 7. April. Heute vormittag gegen 11 Uhr ist in einem Hause der Ludwigstraße aus unbekannter Ursache ein Dauerbrandofen ex­plodiert. Der Ofen wurde vollständig in Stücke gerissen. Die Gewalt der Explosion war so groß, daß die Fensterscheiben des Zimmers hinausgedrückt wurden. Einzelne Eisenteile blieben in der Decke und in den Wänden stecken, aus denen auch Stücke herausgerissen wurden. Personen wurden glück­licherweise nicht verletzt, doch ist der Mobiliarschaden ein großer.

st Stuttgart, 7. April. (Invalidenversicherung der Hauskinder. Die Bersicherungspslicht der Haus­kinder ist in letzter Zeit mehrfach Gegenstand ein­gehender Erörterungen gewesen. Vielfach wird von den Eltern, in deren Geschäften usw. die Kinder tätig sind, die Möglichkeit des Vorliegens von Ver- sicherungspslicht überhaupt in Abrede gestellt. Diese Auffassung ist im allgemeinen irrig. Die Versiche­rungspflicht der Hauskinder unterliegt denselben Grundsätzen wie die von fremden Arbeitern. Es handelt sich bei der Beschäftigung der Hauskinder um keine besonderen Verhältnisse, für die etwa ein neues Gesetz erforderlich wäre, sondern die einzelnen Merkmale der Beschäftigung sind nach den im Para­graph 1 des im Jnv.-Vers.-Ges. gegebenen Normen zu beurteilen. Die bei Prüfungen der Frage, ob ein bei seinen Eltern beschäftigtes Kind über 16 Jahre Sohn oder Tochter der Versicherungs­pflicht unterliegt, zu beachtenden Grundsätze sind durch das Reichsversicherungsamt zwar in einer Reihe von Beschlüssen klargelegt, eine für alle Fälle maßgebende Norm kann jedoch in Anbetracht der Verschiedenheiten der Verhältnisse nicht geschaffen werden, vielmehr muß von Fall zu Fall über die Versicherungspflicht Entscheidung getroffen werden.

I Bedeutungslos für die Beurteilung der Versiche I rungspslicht von Hauskindern ist die Frage, ob der bezw. die zu Versichernde nach seinen bezw. ihren augenblicklichen Verhältnissen aus die Vorteile des Jnvalidenversicherungsgesetzes angewiesen ist, oder nicht.

* Stuttgart, 8. April. Die Massenver­sammlung württ. Handwerker findet am 17. April nachmittags im Stadtgarten, hier, statt. Auf der Tagesordnung steht:Welche Bedeutung hat die Aushebung des Paragraphen 100g der Gewerbe­ordnung (Festsetzung von Mindestpreisen, für das Handwerk?" Als Referenten sind Hosflaschnermei- ster Vötter-Stuttgart und Friseurmeister Schütz- Stuttgart vorgesehen. Im Anschluß an die Referate findet eine freie Aussprache statt. Zu der Versamm tung werden sämtliche Handwerksmeister ebenso drin­gend wie freundlich eingeladen. Die Einladung er­geht von den Landesverbänden der Bäckermeister, Flaschnermeister, Fleischermeister, Friseurmeister, Gipsermeister, Glasermeister, Kütermeister, Mühlen- besitzer, Schlossermeister, Schmiedemeister, schuh machermeister, Tapeziermeister und Uhrmachermei­ster, vom württ. Handwerkerlandesverband, vom Schwäbischen Handwerkerbund und vom württ. Bund für Handel und Gewerbe.

ss Stuttgart, 7. April. (Strafkammer.) Bor der 1. Strafkammer findet am Freitag, 8. April die Verhandlung gegen den Redakteur des Simpli- zissimus, Hans Gulbransson, wegen Beleidigung des Bischofs Dr. v. Keppler und den Geistlichen der Diözese Rottenburg statt. Den Vorsitz führt Landge­richtsdirektor von Fischer. Verteidiger des Ange­klagten ist Rechtsanwalt Heusel. Geladen sind acht Zeugen, u. a. Generalvikar von Ege, Gras Ferdinand von Bissingen, Stadtschultheiß Paradeis, Stadtpsar- rer Gageur.

s! Vom Lande, 7. April. Verschiedene Polizei­behörden warnen neuerdings wieder von schwindel­haften Anzeigen über Nebenverdienst. Nach ihren Ermittelungen hat sich ergeben, daß es den Urhebern der in der Tagespresse häufig erscheinen­den Annoncen über mühelosen Nebenverdienst nur darum zu tun ist, von den Bewerbern einige Mark abzunehmen, die vor Erteilung der näheren Anga­ben eingesendet werden müssen, während die Ein­rücker der Annonce meist nichts mehr von sich hö­ren lassen oder Vorschläge machen, aus die der Bewerber meist nicht eingehen kann. Aehnlich geht es mit dem Vertrieb sog. Patentartirel. .Zahlreiche Anzeigen wegen Betrugs sind gegen eine solche Firma eingelausen und es konnte ein gewisser Ro­bert Gruß. Adressenverlag, aus Köln, zu sechs Mo­naten Gefängnis verurteilt werden.

ss Zuffenhausen, 7. April. Unter den Holz­arbeitern macht sich eine immer stärkere Be­wegung bemerkbar. Die Verhandlungen über einen allgemeinen Tarif haben bis jetzt noch zu keinem Ergebnis geführt.

si Ebingen, 7. April. Die bürgerlichen Kolle­gien haben in ihrer gestrigen Sitzung beschlossen, hier ein? Resormschule, die erste in Württem­berg, zu gründen. Es wird die Massige Realschule und die Massige Lateinschule vereinigt und außer­dem werden drei weitere Lehrkräfte angestellt.

si Backnang, 7. März. In einem von zwei Familien bewohnten Haus in Ebni ist, vermutlich

durch Brandstiftung. Feuer ausgebrochen, dem das Gebäude vollständig zum Opfer siel.

ss Ulm, 7. April. Die Strafkammer verurteilte den 28 Jahre alten Wachsziehergehilsen Joseph Schöpf von Pfafsenhausen, Bez.-Amts Mindelheim, der in der Nacht zum 8. September 1907 das Wie- landdenkmal in Biberach a. R. mit Anilinfarbe be­sudelt und dadurch dem an dem genannten Tag statt- sindenden Wielandsfeste eine erhebliche Störung ge­bracht hätte, wegen erschwerter Sachbeschädigung zu zwei Monaten Gefängnis und rechnete zehn Tage der Untersuchungshaft an. Schöpf war in erster Instanz sreigesprochen worden. Das Reichs­gericht hatte auf die Revision der Staatsanwalt­schaft die Sache zur nochmaligen Verhandlung an die Ulmer Strafkammer verwiesen.

ss Sch-eer, OA. Saulgau, 7. April. Der ca. neun Jahre alte Knabe des Buchhalters Haberbosch fand gestern nachmittag den Tod durch Ertrinken in der Donau. Er war in einen Nachen gestiegen und durch Unvorsichtigkeit ins Wasser gefallen. Hilfe war nicht in der Nähe.

* Vom Allgäu, 6. April. Ein neuer Frauen­beruf tritt in Kempten in die Erscheinung, wo der landwirtschaftliche Verband Südschwaben einen Mu­ster ge s l ü ge lh o f errichtet, dessen Leitung vom 1. Mai ab einem Fräulein übertragen sein wird. Es werden alljährlich im Frühjahr und Herbst Kurse für Frauen und Töchter von Landwirten mit An­weisung für Aufzucht, Pflege, Mast und Schlach­tung des Geflügels, Behandlung der Eier, Buchfüh­rung eingesührt werden.

si Aus Hohenzollern, 7. April. Bei dem am 31. März herrschenden Ostwind in Steinhilben wurde der Aus sicht sturm aus dem Augsberg nie­dergerissen. Sein Schicksal war schon längere Zeit vorauszusehen. Aus dem Turme (eines der höch­sten Punkte Hohenzollerns) genoß man eine präch­tige Fernsicht, namentlich aus Oberschwaben und die Alpen. Hoffentlich ersteht in Bälde das Wahrzei­chen unserer Alb in neuer und dauerhafter Form.

Di« Grmsirrdra und di« Gas-Zentral«

ss Die Gründung der Zentrale für Gasverwertung ist auch in unserem Lande mir Interesse ausgenommen worden; aber es besteht anscheinend eine gewisse Unsicherheit, wie man sich dazu stellen soll, weil sich die meisten Gaswerke im Besitze der Gemeinden befinden. Diese Zweifel sind aber leicht zu zerstreuen; man braucht sich dazu nur einige Fragen zu beantworten. Was will die Zentrale für Gasverwertung? Sie will, kurz gesagt, dahin wirken, daß die Verwendung vonGas für Licht- und Kraftzweckenoch größere Ausdehnung ge­winnt. Sie will zu diesem Zwecke aufklärend tätig sein. Sie will zeigen, daß das Gas zu unzähligen Zwecken in nützlicher Weise noch viel mehr als bisher verwendet werden kann. Sie will Vorträge und Ausstellungen veranstalten, wo sich das Publikum durch Wort und Augenschein von der Nützlichkeit des Gases überzeugen kann. Die Zentrale will die Interessen der Gas-Industrie auch in der Gesetz­gebung und Verwaltung vertreten. Sind das aber Zwecke, deren Erreichung für ein Gaswerk deshalb gleichgültig sein kann, weil sich dasselbe im Besitze einer Gemeinde befindet? Sicherlich nicht! Was will denn das Gemeinde-Gaswerk? Es will den Bürgern Licht und Kraft liefern. Aber es will auch verdienen; denn das Gaswerk soll auch zu den Ein-

Kein Mensch will etwas werden; ein jeder will schon etwas sein.

Goethe.

Der Schatz von Dssrorral .

Humoristische Novelle von M. O. Dalberg.

(Nachdruck verboten.)

III.

Laon vivo. Ligvori, buon vino."

Was hat uns dieser ehrwürdige Nachkomme der alten Challidier mitzuteilen?" fragte Doktor Holberg, auf das alte Bäuerlein zeigend, das vor einer unscheinbaren Hütte etwas abseits vom Wege stand, die Mütze ehrfurchtsvoll äbgenommen hatte und die beiden mit obigen Worten begrüßte.

Er scheint uns in der wohllautenden Sprache Boccaccios darauf aufmerksam zu machen, daß er einen guten Tropfen Wein aus Lager hat. Da Sie nach unserer langen Fußwande­rung durch den Lavastaub und die Higc wohl ebenso von Durst gequält sind, wie ich, so meine'ich, wir könnten uns ein Viertelstündchen an der Nordseite seiner prunkvollen Villa niederlassen und seinen Vesuv-Rießling kosten."

Mir solls recht sein, wenn auch die Verdauungssähigkeit des anscheinend zur Familie gehörenden Federviehs auf Tisch und Bank zahlreiche Spuren hinterlassen hat, die wir Nord­länder nicht gerade als Zeichen einer besonderen Sauberkeit zu betrachten pflegen."

Bester Doktor, derartige kleinliche Anschauungen über Reinlichkeit müssen Sie in diesen historischen Gefilden zu überwinden trachten. Werfen Sie einen Blick nach links auf den gemütlich qualmenden Vesuv! Glauben Sie, daß sich der lange nach einem Spucknapf umsieht, wenn er seine Lava

ausjpert? Im Gegenteil, er machts gerade, wie die Ihnen so sympathischen Amerikaner, die ja nach Heinrich Heine auch ohne Spucknaps spucken. Heute zielt er auf Pompeji, morgen auf Herculauum und übermorgen fällt es ihm vielleicht ein, dieses freundliche Nest vollznspucken."

Ich möchte nach der ganzen Formation der Landschaft annehmen, daß er das schon oster besorgt hat und es scheint mir nicht ausgeschlossen, daß man an der Stelle, wo wir jetzt sitzen, ebenso gut eine neronische Sommervilla aus dem Boden herausbuddeln könnte, wie drüben in dem entlegeneren Pom­peji. Aber hier kommt unser ländlicher Amphrstrion" schloß Holberg seine geognostischen Betrachtungen, als jetzt das alte Bäuerlein mit einer breitbauchigen Flasche und zwei Gläsern erschien und diese mit freundlichem Grinsen vor sie auf den Tisch stellte. Wendeborn füllte die Gläser mit der goldgelben, in der Farbe an alten Rheinwein erinnernden Flüssigkeit. Die beiden Kommilitonen stießen an und nahmen jeder einen langen Zug, bevor sie die Gläser vom Munde absetzten.

Potz Wetter", meinte Wendeborn,ist das mein Durst» oder liegt es an der Qualität des Weines? Ich muß ge­stehen, ich finde den Trunk ausgezeichnet."

Sie haben Recht," stimmte Holberg beieine ganz trink­bare Sorte. Wie ich das Bäuerlein taxiere, wird er mindestens fünf Lire für die Flasche verlangen."

Das wird wohl kaum reichen, aber wir wollen mal gleich hören. He! Wieviel kostet die Flasche?"

Fünfzig Centesimi, Signori," antwortete mit freund­lichem Grinsen das Bäuerchen.

Fünfzig Centesimi? eine halbe Lire? Der Kerl muß verrückt sein. Der Wein ist das sechsfache wert. Ich werde chm eine Lire geben."

Ms das Bäuerlein aus das Geldstück 50 Centesimi her­ausgeben wollte und Wendeborn ihm in gebrochenem Italienisch verständlich machte, daß er das Ganze behalten solle, sprang er vor Freude wie ein Wiesel im Kreise herum und konnte mit verbeugen und dienern kein Ende finden.

Dann begann er in seinem neapolitanischen Dialekte eine lange Erzählung, von denen die beiden Deutschen nur Bruch­stücke verstanden, zumal sie ihr anfänglich nur geringe Aufmerk­

samkeit schenkten. Allmählich wurde aber ihr Interesse erweck^ als sie aus den Reden des Bäuerleins heranshorten, er habe vor einigen Tagen beim Ausschachten eines Kellerfundamentes alte Silberschmucksachen und zwar einen großen Korb voll aus­gegraben. Ob die deutschen Kavaliere ihm die Sachen nicht abkaufen wollten. Er würde sie billig, sehr billig hergeben.

»Hören Sie, da scheint ja ihre vorhin ausgesprochen«

Vermutung, daß auch der Boden von Boscorealc alte Schätze bergen konnte, eine rasche Bestätigung zu erhalten," meinte Wendeborn, als der Alte, noch lebhaft gestikulierend, in das Innere der baufälligen Hütte geeilt war und bald darauf mit einem schweren Korbe beladen wieder heraustrat. Er setzte seine Last vor die beiden Freunde hin und begann dann die gefundenen Gegenstände, Leuchter, die verschiedensten Schmucksachen, Hals- und Armketten u. s. w. auf dem Tische auszubreiten.

Knaben, was säumt ihr?" deklamierte Wendeborn pathetisch.

Herbei! da steh'n noch die schönen Geschirre.

Frisch ihr Mädchen und schöpft in den etrurischen Krug! Was verwahrt dies Kästchen? O seht, was der Bräutigam

sendet,

Mädchen! Spangen von Gold, glänzende Pasten zum Schmuck."

Der Kerl hat ja da ein Vermögen aus der Erde ge­graben. So weit ich es beurteilen kann, sind die Sachen von unschätzbarem Wert."

Sie hätten wohl Lust, ihm den ganzen Kram abzu- kaufeu," gab Holberg zurück.Ich mache Sie aber daraus aufmerksam, daß in der Umgegend von Neapel mit solchen angeblichen Ausgrabungen ein ungeheurer Schwindel getrieben wird. Es sollen da die raffiniertesten Fälschungen angefertigt und den harmlosen Fremden als Antiquitäten zu horrenden Preisen aufgehaugen werden."

Das ist mir bekannt. Aber hier halte ich eine Täuschung für ausgeschlossen. Der alte Bauer macht ein zu dummehr­liches Gesicht. Dem traue ich uicht zu, daß er uns beschwindeln will. Man steht die Freude über den glücklichen Fund förm­lich aus seinen Augen leuchten."