I! Reutlingen, 6. April. Die diesjährige Tag­ung des Landesverbandes württembergischer Gla­sermeister findet, verbunden mit einer Fachaus­stellung für das gesamte Glasergewerbe, am 29. Mai in Reutlingen statt.

H Reutlingen, 6. April. Der alleinstehende 42 Jahre alte Weingärtner Georg Biedermann hat sich in der letzten Nacht durch einen Revolverschuß ins Herz das Leben genommen. Erst im letzten Jahr starb ihm seine Frau und seit dieser Zeit lebte er in dumpfem. Dahinbrüten, bei dem er schließ lich schwermütig wurde und nun in diesem Zustand Hand an sich legte.

j> Stuttgart, 6 . April. Die Generaldirektion der Staatseisenbahnen verfügte im Anschluß an ver­schiedene Prozesse folgendes: In letzter Zeit muß­ten mehrfach Ordnungsstrafen gegen Unterbeamte wegen wörtlicher oder tätlicher Beleidigung ande­rer Unterbeamter verhängt werden. Auch mußte mehrfach die Unterlassung der in Paragraph l l der Allgemeinen Dienstvorschriften vorgeschriebenen Anzeige" von Strafklagen und Strafanzeigen ge­rügt werden. Die Dienststellen werden daher an­gewiesen, den ihnen unterstellten Unterbeamten und Hilfsunterbeamten unter Hinweis auf Paragraph 3 der Allgemeinen Dienstvorschriften die Pflicht der Verträglichkeit gegen Gleichgestellte erneut einzu­schärfen und sie darauf hinzuweisen, daß Straf­klagen und Strafanzeigen gegen andere Unterbeamte erst dann eingereicht werden dürfen, wenn die Ge­neraldirektion auf die nach Paragraph 11 der Allge­meinen Dienstvorschriften zu erstattende Anzeige Entscheidung getroffen hat. Bei künftigen Zuwider­handlungen gegen die Paragraphen 3 und l 1 der Allgemeinen Dienstvorschriften wird die Generäl­direktion mit empfindlichen Strafen Vorgehen.

st Stuttgart, 6. April. Ein vom 23. März da­tierter Erlaß des Ministeriums des Kirchen- und Schulwesens ordnet an, daß die jetzt endgiltig fer­tiggestellten neuen Fibeln und Lesebücher für die evangelischen und für die katholischen Volks­schulen mit Beginn des Schuljahrs 1910/11 in den Volks- und Mittelschulen allgemein in Gebrauch genommen werden. Wegen ihrer Anschaffung für unbemittelte Volksschulen wird auf Art. 22 Abs. 2 des Bolksschulgesetzes vom l 7. August 1909 hingewiesen. Einer beschränkten Anzahl be­sonders ungünstig gestellter Gemeinden kann zu die­ser Anschaffung von den Oberschulbehörden ein Staatsbeitrag verwilligt werden.

js Stuttgart, 6. April. Verkauf des alten Schlachthauses?Die Fleischerzeitung" verzeichnet das Gerücht, daß die Stadtverwaltung das alte Schlachthaus verkauft habe oder daß der Verkauf des Anwesens annähernd perfekt sei. Man spricht davon, daß die Hauptpost in dem Gebäude unter­gebracht werden solle. Die Stadt hat das Anwe­sen vor kurzer Zeit vom Schlachthausverein über­nommen und soll bei dem Verkauf einen Gewinn von einviertel Million Mark erzielt haben.

st Stuttgart, 6. April. Auf der Jahresver- versammlung württembergischer Philologen wur­den folgende Resolutionen angenommen:Die Jah­resversammlung ersucht die Königl. Ministerialab- teilung für die höheren Schulen, mit allem Nach­druck dahin wirken zu wollen, daß der Pflicht- stundenerlaß allgemein durchgeführt werde. Die Ministerialabteilung für die höheren Schulen wird

läufig zu wissen nötig wäre," wandte sich Wendeborn an seinen Bekannten.Ich hoffe. Sie werden mir eine gewisse Befähigung für die diplomatische Laufbahn nicht absprechen können und mir auch die Anerkennung nicht versagen, daß ich die T iskretion in jeder Hinsicht gewahrt habe. Allerdings har mir der Oberkellner, den ich nach seiner Redseligkeit und seinem Dialekt zu urteilen für einen Oesterreicher oder einen Süddeutschen halte, meine Aufgabe sehr erleichert. Da kommt er übrigens schon zurück, um mir das negative Ergebnis seiner Erkundigungen mitzuteilen."

Bedauere sehr, mein Herr, aber bis jetzt hat weder ein Herr Winter noch ein Herr Berg Zimmer bei uns reserviert."

Besten Dank. Wenn die Herren in den nächsten Tagen eintreffen sollten, so bestellen Sie ihnen gefälligst, daß ihr Be­kannter aus Berlin im Hotel d'Angleterre abgestiegen ist."

Wird pünktlich erledigt werden, mein Herr!"

Und jetzt möchten wir zahlen."

Bitte sehr. Macht zusammen neun Lire zwanzig CentNmi."

So, hier sind zehn Lire. Der Rest ist für Sie."

Mills Zraris, LiZnor!"

Und nun, lieber Doktor, wie wärs, wenn wir langsam die Via Caracciola nach Santa Lucia hinunter schleuderten, unsere Morgenzigarre rauchten und dabei den Kriegsplan für de» heutigen Tag entwürfen. Ihre Angelegenheit fängt au, «ich lebhaft zu interessieren und ich stelle mich ganz selbstlos »u Ihrer Verfügung, wenn ich Ihnen irgendwie von Nutzen sei« kann."

Sie sind ein ebenso liebenswürdiger Landsmann, wie ge­schickter Diplomat," lachte Doktor Holberg.Ich nehme Ihren Vorschlag mit Vergnügen an. Vorher aber will ich meinen Anteil an der Zeche berichtigen. Hier, fünf Lire. Darf ich «it einer Zigarre aufwarten? Echt italienische Havanna, Marke Cavour! Vielleicht nicht ganz dem verwöhnten Ge­schmack eines Berliners entsprechend, aber-"

Sie denken wohl: Geteilter Schmerz ist halber Schmerz. Na geben Sie mal eine her! Tie zweifelhaften Gerüche von Santa Lucia etwas zu neutralisieren, wird sie ja immerhin geeignet sein."

ersucht, dahin wirken zu wollen, daß der Unter­schied in der Pflichtstundenzahl, wie er zwischen den Anstalten mit Oberklassen und denen ohne Ober­klassen besteht, aufgehoben werde."

st Fcuerbach, 6. April. In der Asphalt- und Teerfabrik von R. Pfeiffer hier explodierte heute früh halb sieben Uhr ein Teerkessel. Das Feuer teilte sich infolge ausspritzender brennender Teer­massen dem Dach des Fabrikschuppens mit, war aber von den Arbeitern der Firma und der rasch her­beigerufenen Weckerlinie bald gelöscht. Ein Arbeiter wurde betäubt, erholte sich aber rasch wieder.

st Oberriexingen, OA. Vaihingen, 6. April. In der Kaltschmiedschen Fabrik wurde ein Einbruch versucht. Trotzdem die Diebe den Kassenschrank stark demolierten, gelang es doch nicht, ihn zu öffnen. Sie mutzten ohne Beute abziehen.

st Jagsthansen, OA. Neckarsulm, tt. April. Zwei Monteure vom Elektrizitätswerk Jagsthansen, die zur Zeit in Merchingen beschäftigt sind, machten am Sonntag einen Radausslug nach Rosenberg. Monteur Barth, ein aus Schlüchtern gebürtiger, verheirateter Mann, verlor an einer abschüssigen Stelle die Herrschaft über sein Rad und wurde zu Boden geschleudert. Er erlitt einen Schädelbruch und sonstige schwere Verletzungen. Man zweifelt an seinem Aufkommen.

st Maulbronn, 6. April. Einen schweren Un­fall erlitt gestern mittag Oberamtstierarzt Banz- haf dadurch, daß er von einem kranken Pferd auf den Leib geschlagen wurde. Der Verunglückte, der in den ersten Mnuten bewußtlos war, wurde ins Krankenhaus übergeführt.

st Heidenheim, 6. April. Bei dem ersten heuri­gen Frühlingsgewitter sind die Pferde an einem. Fuhrwerk, auf dem sich der Fuhrmann Ludwig und der Gärtner Hartmann aus Burgberg befanden, durchgegangen. Beide Insassen wurden überfah­ren und Hartmann lebensgefährlich verletzt, so daß an seinem Auskommen gezweifelt wird, während Lugwig mit leichteren Verletzungen davvnkam.

st Hschdorf, OA. Kirchheim, 6. April. Das neue, diesen Winter projektiert gewesene Zementwerk Hoch­dorf-Reichenbach, ist ohne Sang und Klang zu Grabe getragen worden. Der Grund ist in finanziellen Schwierigkeiten zu suchen; zum andern hatte auch der süddeutsche Zementring durch Ankauf von Gü­tern die Erstellung einer elektrischen Hochbahn illu­sorisch gemacht.

st Balingen, 6. April. Wie die Gauleitung des Zentralverbandes der deutschen Lederarbeiter mit­teilt, haben dis Gehilfen der hiesigen Waschleder- Handschuhfabrikanten infolge der durch Ablehnung ihrer Lohnforderungen eingetretenen Differenzen die Kündigung eingereicht.

st Mengen, 6. April. Ein zwei Jahre altes Kind des Sägmüllers Dins er fiel in die Ablach. Bis man des Unglücksfalles gewahr wurde, war das Kind bereits eine Leiche.

st Waldsec, 6. April. Ein hübsches Stückchen, das zeigt, daß es im Zeitalter der Elektrizität doch noch gemütliche Menschen gibt, passierte am Sonn­tag früh auf dem Bahnhof eines Oberamtsstädtchens im Allgäu. Als der erste Zug dort eintraf, lag das ganze Stationsgebäude in tiefster Ruhe. Die Türen waren verschlossen und keine Seele rührte sich im Hause, denn alles lag noch im tiefsten

Einige Minuten später wanderten die Beiden die Bia Caracciola entlang nach Santa Lucia zu.

Ta Sie nun die Gewißheit haben, daß Ihre Angebetete noch drei Wochen hier verweilt und da sich Ihnen voraus­sichtlich auch eine passende Gelegenheit bieten wnd, ihre nähere Bekanntschaft zu machen, so hoffe ich, daß Sie jetzt in der Laune sind, diesen herrlichen Morgen aus Zhr c-wmut ein­wirken zu lassen. Ich habe, aufrichtig gestände!:, vorläufig ge­nügend Museen und Kirchen bewundert. Bei der Besichtigung von Deckengemälden und sonstiger unbequem plazierter Kunst­werke habe ich mir schon einen steifen Hals geholt und ich würde vorziehen den heutigen Tag in der freien Natur zu verleben, die ja hier um Neapel herum einige Reize entschleiert, wie man sie in der Umgebung unserer Reichshauptstadt doch wohl vergeblich suchen würde."

Ihr Vorschlag kommt meinen Wünschen entgegen. Ich habe während meines achttägigen Aufenthalts schon reichlich -Gelegenheit gehabt, die Kunsüchätze Neapels zu bewundern. 'Wie wärs mit einem Ausfluge nach Torre dell' Annunziata? Dazu wird die Zeit bis zum Tiner noch reichen. Die Table d'hote im Grand Hotel beginnt 6 Uhr abends. Bis dahin können wir ganz bequem zurück sein."

Ach so! Ich verstehe. Sie wollen gern im Grand otel speisen, in der nicht unwahrscheinlichen Hoffnung, einen latz in der Nähe der beiden Amerikanerinnen zu erhalten." Ta Sie ein so vorzüglicher Gedankenleser sind, haben Sie auch gewiß entziffert, daß es mir eine besondere Freude sein würde, wenn Sie mir dabei Gesellschaft leisten wollten, vorausgesetzt, daß Sie keine sonstigen Verpflichtungen haben."

Lieber Landsmann, ich fühle augenblicklich nur die eine Verpflichtung, Ihnen als Halt und Stütze zu dienen. Daß Sie verliebt sind und zwar bis über die Ohren verliebt, das kann ein Blinder mit dem Stocke sehen. Jeder Verliebte hat aber einen Vormund nötig und ich werde mich redlich bemühen, dieses schwierige Amt bei Ihnen auszuüben, wenigstens so lange, bis ich es ruhig in die zarten Hände Ihrer Aus­erwählten legen kann."

In diesem Augenblicke ließ sich eine klangvolle Bariton­stimme vernehmen:

Schlafe. Die auf Weiterbeförderung harrenden Pas­sagiere, die vergebens sich um Fahrkarten bemüh­ten, hieß der praktische Zugführerblind" einstei­gen und dampfte davon. Aus der nächsten Station wurden die Billete nachgelöst. Es lebe die schwä­bische Gemütlichkeit!

Karlsruhe, 6. April. In der heutigen Sitzung der Z weiten Kammer erklärte Minister v. Bodman zur Frage der O b e r r h e i n r e g u li e r u n g von Konstanz bis Basel:Ein endgültiges Urteil lasse sich erst abgeben, wenn ein fertiges Projekt vorliege. Es handle sich um ein überaus schwieriges und kostspieliges Werk, zu dem von badischer Seite kein Pfennig verausgabt werden dürfe, ehe nicht die Sicherheit bestehe, daß die Schweiz einen ihren Interessen entsprechenden Anteil an dem Ausbau des Stromes nehme."

" Rüdes heim, 6. April. Der Kaiser und die Kaiserin sowie Prinzessin Viktoria Luise und das Gefolge trafen kurz nach 4 Uhr am Niederwalddenkmat ein und besichtigten dieses eingehend. Um 5 Uhr erfolgte die Weiterfahrt nach Wiesbaden, wo die Majestäten, die Prinzessin und das Ge­folge um 5Uhr hier eintrafen und im Kgl. Schloß den Tee einnahmen.

* Essen, 6. April. Im rheinisch-westfälischen Industrie­gebiet haben, lt.Frks. Ztg.", zahlreiche Arbeiter im Bau­gewerbe bereits ihre Kündigung zum 15. April erhalten. Von der Kündigung werden nicht nur die Bauarbeiter, son­dern auch die im Holzgewerbe beschäftigten Arbeiter betroffen. Auch in Essen haben die Arbeitgeber im Baugewerbe, soweit sie dem Arbeitgeberverband angehören, ihren Bau­arbeitern zum 15. April gekündigt.

js Berlin, 6. April. Wie das Berliner Tageblatt meldet, hat das Reichsamt des Innern Schritte getan, um in dem Streit zwischen den Arbeitgebern und den Arbeitern des Baugewerbes eine Vermittlung herbeizuführen.

' Berlin, 6. April. Der internationale Post­scheckverkehr hat sich in den zwei Monaten seines Be­stehens wider Erwarten schnell entwickelt. Im Monat März hat der gesamte Umsatz 2,8 Mill. erreicht. Im Februar, dem ersten Monat der neuen Einrichtung, hatte der Umsatz 2 Mill. betragen.

* Berlin, 6. April. Das Militärwochenblatt meldet: Frhr. v. Ompteda, Oberst und Kommandeur des Regiments 171, wurde mit der Führung der 58. Jnfanteriebrigade beauftragt; v. Oertzen, Oberst beim Stabe des Reg. 138, wurde zum Kommandeur des Regiments 171 ernannt. Des weiteren meldet das Militärwochenblatt die Ernennung des Generalleutnants und Kommandeurs der 58. Jnf.-Brigade v. Deimling zum Kommandeur der 29. Division.

st Berlin, 6. April. Anläßlich eines Verbotes einer Versammlung des Berliner demokratischen Ver­ein unter freiem Himmel im Humboldtshain ist für den kommenden Sonntag eine große Protest- Versammlung in den Feensälen einberufen worden.

' Berlin, 6. April. In ganz Preußen finden am kom­menden Sonntag sozialdemokratische Wahlrechtsver­sammlungen statt. Für Groß-Berlin sind 30 Ver­sammlungen einberufen.

* Berlin, 6. April. Zu einer Konferenz über die Etatsfragen, insbesondere über die künftige Gestaltung der Matrikularbeiträge, treten morgen aus Ein­ladung des Reichsschatzsekretärs die F i n a n z m i n i st e r der Bundesstaaten zusammen. Aus diesem Anlaß ist hier eingetroffen der bayerische Finanzminister Ritter v. Pfaff, der württembergische Finanzminister v. Geßler und in Ver­tretung des erkrankten badischen Finanzministers v. Honsell Geh. Rat Göller.

Nars »I plaoiäo lüäo si oaro Loorckar tu i trrboli ^1 irmrivaro!

Vsvits allaKÜs Darobsttg, inial Santa Iwoia, Laut» Onoial"

klang es. aus einem Nachen heraus, der sich rechts auf den blauen Wellen des Golfs schaukelte.

Hören Sie die Mahnung?" rief Wendeborn: Scorckar ta i triboli! Also suchen Sie Ihre Bedrängnisse zu ver­gessen! Die Sache wird schon werden. Hs, Vstturiuo!" wandte er sich zu einem ihnen schon seit einigen Minuten folgenden Droschkenführer, ,,alla starions! rna prsstol"

Subito, Signori, 8ubito!" gab dieser zur Antwort und einige Augenblicke später rollten die beiden zum Bahnhof, von wo ein gerade zur Abfahrt bereit stehender Zug sie in kaum einer Stunde nach Torre dell' Annunziata brachte.

Fortsetzung folgt.

Vermischtes.

8 Professor Ricco hat das Observatorium am Aetna verlassen. Er erklärte, wenn er noch einen Tag auf seinem Posten hätte bleiben müssen, so hätte er sehr wahrscheinlich seinen Verstand verloren, da das durch den Ausbruch der Lavamasse entstehende Getöse nicht auszuhalten sei. Er er­klärte, das Verweilen von 2030 Sekunden in dem Bereich dieses Getöses sei alles, was der Mensch in dieser Hinsicht vertragen kann. Die Ortschaft Caoalvero, bestehend aus 20 Wohnhäusern, ist vorn Lavastrom von allen Seiten um­zingelt worden. Sie liegt in einem Tale. Der Lavastrom steigt stündlich und so wird die Ortschaft wohl vom Erd­boden verschwinden. Sie ist von den Bewohnern bis jetzt j noch nicht verlassen worden.