Landesnachrichten.

18 . MSrr.

* Ein neues Quartal unserer Zeitung steht wie­der vor der Tür. Wie üblich und ihrer Vor­schrift entsprechend ziehen die Briefträger und Postboten in der Zeit vom 15.-25. die Zeitungs­gelder für das neue Quartal ein. Wir bitten des­halb unsere geehrten Leser, welche die Zeitung durch die Post beziehen, das Abonnement bei dieser Ge­legenheit zu erneuern, damit im Bezug unserer Zei­tung beim Quartalwechsel keine Unterbrechung ein- tritt. Neu hinzutretende Leser wollen die ZeitungAus den Tannen" entweder bei der Post­anstalt, dem Briefträger oder Postboten, oder aber bei den Agenten und Austrägern bestellen. Auch die Expedition ds. Bl. nimmt Bestellungen entgegen.

* Das Gasthaus z. ,,B a d" hier wurde von Bier­brauer Karl Lutz um den Kaufpreis von 17100 Mark erworben. Seitheriger Besitzer war Hirschwirt Theurer in Grömbach. Dis Uebernahme erfolgt in den nächsten Monaten.

* Betriebsstörung. Der Zug 3.05 Uhr nachm, erlitt gestern bei der Cementbrücke unterhalb der Station Berneck dadurch einen Unfall, daß der Puf­fer an einem Wagen abriß und so plötzlich Ma­schine und Güterwagen ohne Personenwagen weiter- dampsten. Die Störung wurde sofort bemerkt, der abgebrochene Puffer durch einen anderen ersetzt und nach viertelstündigem Aufenthalt konnte die unter­brochene Fahrt wieder fortgesetzt werden. Der An­schluß in Nagold wurde noch erreicht.

* Göttelfingen, 15. März. Die hiesige Ge­meindejagd wurde wieder an den seitherigen Jagdpächter, aber um etwa 350 Mark weniger als vorher, verpachtet.

st Reutlingen, 15. März. Der Ausschuß der Landarmenbehörde für den Schwarzwaldkreis wählte unter 23 Bewerbern den Hausvater vom Evangeli­schen Vereinshaus Johannes Fink zum Hausmei­ster der Kreisptlegeanstalt Reutlingen, mit der ein ausgedehnter landwirtschaftlicher Betrieb verbunden ist. Als Hausvater kommt Georg Haug von Dornstetten OA. Freudenstadt, ein Schwa­ger des Fink, auf das Evangelische Vereinshaus nach Reutlingen. Der Dienstantritt hat auf 1. Avril zu erfolgen.

st Metzingen, 15. März. Bei der heute statt­gehabten Stadtfchultheißenwahl wurden von 1005 Wahlberechtigten 915 Stimmen abgegeben. Von diesen entfielen auf Ratsschreiber Carl-Stutt­gart 651 Stimmen, auf Ratsschreiber Staukert- Feuerbach 263 Stimmen. C a r l ist somit g e w ä h lt.

st Rottweil, 15. März. Der Schlosser Sch wei­bold aus Göllsdorf ist unter der Anschuldigung, den Vorstand der Irrenanstalt in Rottenmünster, Sanitätsrat Dr. Wiedenmann, angefahren, umge­worfen und dadurch den Tod des Arztes herbei­geführt zu haben, der Staatsanwaltschaft übergeben worden.

* Stuttgart, 15. März. Der Württembergische Bund für Heimatschutz veranstaltete gestern im Landesgewerbemufeum einen gut besuchten Vor­tragsabend, bei dem der Landeskonfervator Profes­

sor Gradma n n über den Gedanken eines s ch w ä - bischen N a t i o n al m us e u m s sprach. Auch bei uns sollte, wie in Bayern, Tirol, Schweiz, Rhein­franken usw. die zersplitterte Vielheit der geschicht­lichen und kunstgeschichtlichen Sammlungen zu einem Museum vereinigt werden, das ein Bild gäbe von der Geschichte des schwäbischen Bolksstammes. Ein derartiges Museum ist ein neuer Typus, der noch in der Entwicklung begriffen ist und seine Eigenart gegen die Kunst- und Kunstgewerbemuseen erst noch genauer abgrenzen muß. Aber seine wissenschaftliche Aufgabe weist auf große Perspektiven, und wie reich haltig das schwäbische Nationalmuseum werden müßte, das zeigte der Redner an einer Reihe von Lichtbildern, die in großen Zügen die Entwicklungs­perioden unserer Heimat von der Zeit der Renn­tierjäger bis zum Ludwigsburger Porzellan in ra­scher Folge vorübsrführte. Wer die Raumverhält­nisse in der bisherigen Staatssammlung vater­ländischer Altertümer mit ihrer drangvoll fürchter­lichen Enge und Unübersichtlichkeit kennt, der wird dem Gedanken eines großzügig angelegten Museums für schwäbische Heimatkunde baldige Verwirklichung wünschen.

>! Stuttgart, 15. März. Als gestern abend 6 Uhr ein Geschästsautomobil und ein städtischer Rei­nigungswagen sich in der Jägerstraße kreuzten, wollte der 23 Jahre alte, aus Metzingen gebürtige Friseur Otto Braun mit seinem Fahrrad zwischen den beiden Wagen hindurchfahren. Er kam dabei zu Fall und geriet unter den Reinigungswagen/ dessen Räder über ihn weggingen. Schwerverletzt wurde er alsbald aufgehoben und von dem Geschäfts­automobil ins Katharinenhospital geschafft. Nach Aussagen von Augenzeugen soll er selbst die Schuld an dem Unglück tragen.

st Stuttgart, 15. März. Das neue Volksschul­gesetz wird bekanntlich das Bezirksschulinspektorat im Hauptamt bringen. An neuen Schulinspektoren im Hauptamt werden aut katholischer Seite zunächst nur zwei in Aussicht genommen, deren Inhaber in Stuttgart und Gmünd ihren Sitz haben werden. In den übrigen kaholischen Landes teilen b leibt es vorerst beim Alten. Zu Schulinspektoren können außer Geistlichen auch Lehrer und Angehörige des höheren Lehrerstandes verwendet werden. - Der chronische Lehrermangel zwingt auch Heuer wieder zu der Maßnahme, daß die Seminaristen der oberen Kurse ein Vierteljahr früher entlassen werden.

st Stuttgart, 15. März. Wie das Stuttgarter Neue Tagblalt von zuverlässiger Seite hört, werden von den Heuer geprüften 473 evangelischen Schül- amtsaspiranten 240 in den Prävarandenanstalten des Landes Aufnahme finden können.

st Kornwestheim, OA. Ludwigsbnrg, 15. März. Heute früh sind zirka 3 <10 Arbeiter der hiesigen Schuhfabrik I. Siegle u. Cie. in den Aus st and getreten. Der Grund ist nicht in Lohndifferen­zen zu suchen.

st Neckartailfingen, OA. Nürtingen, 15. März. Beim Absuchen des Neckars wurde die Leiche des seit Freitag abgängigen Müllers Hack von hier bei Neckarenzlingen'gefunden. Er war seit längerer Zeit leidend und ist wohl in der Dunkelheit in den Neckar gelaufen und ertrunken.

st Larrffe» a. N., 15. März. Die bürgerlichen Kollegien haben, da die Zahl der Kandidaten für

die Ortsvorsteherwahl immer noch vierzehn, darun­ter vier akademisch gebildete, beträgt, beschlossen, für Mittwoch eine Vorabstimmung vornehmen zu lassen und auf Grund dieser Abstimmung dann vier der Kandidaten für die Wahl vorzuschlagen.

st Münsingen, 15. März. Auch in diesem Jahre wird ein Teil der zur Uebung einberufenen Offiziere des Beurlaubtenstandes der Infanterie zu einem be­sonderen Offiziersansbildungskurs for­miert, der in der Zeit vom l3. April bis 10. Mai auf dem Truppenübungsplatz stattfindet. An dem Kurse haben teilzunehmen die Leutnants der Re­serve, die ihre erste Pflichtübung, und die Leut­nants der Landwehr, die besondere achtwöchige Hebungen ableisten, ferner die Oberleutnants der Reserve und Landwehr, die ihre Besörderungsübung zum Hauptmann machen. Als Leiter des Ausbil­dungskurses ist Oberleutnant Stein vom Jnst- Reg. Nr. 121 bestimmt, dem als Lehrer zwei Haupt­leute und drei ältere Oberleutnants beigegeben wer­den Zwei Kompagnien des Gren.-Rgts. Nr. 119 werden als Uebnngstruppe während der Zeit vom l 3. April bis 10. Mai nach dem Truppenübungsplatz Münsingen verlegt.

st Giengen a. Br., 15. März. Vor zwei Monaten wurden im nahen Altenberg im Hause des Schul- fondskassiers Schwarz 11000 Mark Wertpapiere, der Schulkasse gehörend, gestohlen.

st Giengen a. Br., 15. März. Der Senior des Bezirks, Privatier S t a nd e n m a ie r, der noch rüstig und frisch ist, tritt heute sein 9 9. Lebens­jahr an.

st Tettnang, 15. März. Am letzten Freitag morgen wurde dem Wagner Renz von Oberwol­fertsweiler, wohnhaft in Degersee, Gde. Langnau, nebst anderen Gegenständen ein auf 4300 Mark lautendes Sparkassenbuch der Oberamtssparkasse Tettnang gestohlen. Am gleichen Tage abends, ehe der Bestohlene den Diebstahl bemerkte und Anzeige erstattete, hat der Dieb, ein gut gekleideter jüngerer Mann, auf das Sparbuch bei der Kasse 1500 Mark abgehoben und ist damit verduftet. Dem Täter glaubt man ans der Spur za sein.

st Lentkirch, l5. März. Bei dem Schreiner­meister Gaibler in Fischbach explodierte eine kleine Benzin kan ne, die er zur Erwärmung auf den Herd gestellt hatte. Die Explosion demolierte den Kreuzstock und verbog Wände und Decken. Der Kamin ist dem Einsturz nahe. Menschen wurden nicht verletzt. Glücklich davongekommen ist das kleine Kind, das in der Stube lag und friedlich lächelte, als man es schwarz vor Rauch und Ruß ans der Unglücksstätte wegtrug.

st Ans Baden, 15. März. (Das feuersichere Strohdach.- Die kürzlich angekündigte Brand- Probe des feuersicheren Strohdaches hat ein überaus günstiges Ergebnis gebracht. Ein acht Me­ter langer und vier Meter breiter Schuppen mit einer Firsthöhe von vier Metern wurde mit sechser­lei verschiedener Bedachung versehen und in Brand gesteckt. Dabei zeigte sich, daß das gewöhnliche Strohdach mit Weidenverbindung innerhalb vier Minuten lichterloh brannte, das Strohdach mit Drahtverbindung innerhalb zehn Minuten vollstän­dig abgebrannt war, das Falzziegeldach nach 16 Minuten vollständig'einstürzte, das Biberschwanz-

L » f e f * Ul Lt- r.

Vergangenheit laß deine Lehrerin sein, in die Gegenwart streue den Samen ein; ob die Zukunft belebe den zarten Keim, das stelle Gott anheim!

Mn des Kindes Glück.

Novelle von Fritz Gantzer.

(Nachdruck verboten.)

Plötzlich blieb er hart vor ihr stehen und sagte, wie sich besim.cnd:Ja Hanne, ich habe mit Tir zu reden, setz' Dich dort aus jenen Stuhl." Damit wies er auf einen Hochlehmgen Eichenstuhl, der dicht am Kam n stand.

Hanne nahm Platz: er selbst setzte seine ruhelose Wanderung noch eine Zeitlang fort. Tana begann er:

Hanne mir macht Tora Sorge. Krank'will sie nicht sein, und doch muß ihr irgend etwas fehlen. Ist Tir ihr blasses, vergrämtes Gesicht nicht auch schon ausgefallen?"

Ganz gewiß, Herr Doktor, ich sehe längst, das; es mit unserer lieben Tora nicht stimmt," antwortete Hanne.

Nun. und weißt Tu eine Erklärung für das sonderbare Wesen?" forschte Karstens weiter,hat sie vielleicht einmal zu Tir gesprochen, warum sie so verändert ist?"

Er blickte die Alte erwartungsvoll an. Diese gab lange keine Antwort. Was sollte sie tun? Sollte sie ihre Mit­wisserschaft verheimlichen oder prcisgeben?

Leugnen, daß sie nichts wisse?Pfui, alte Hanne!" zogs ihr bei diesen Gedanken durch den Sinn. Nein, hier war die Notwendigkeit gestellt, dem Vater die Singen zu öffnen, sie durste nicht schweigen. Er mußte es wissen, mochte kommen, was wollte; das war sie jetzt Dora und dem Vater schuldig.

So wie bisher konnte es mit Dora nicht weitergehen. Der Vater mußte wenigstens den Grund für die Veränderung in dem Wesen seiner Tochter kennen lernen, mochte er dann nach seinem Gutdünken und.Ermessen handeln.

Nun, Hanne, so rede doch, weißt Tu es nicht?" drängte Karstens.

Ja, ich weiß es, Herr Doktor," sagte Hanne offen und bestimmt und sah Karstens fest in die Augen.

Du weißt es, Hanne, und Du hast mir noch nichts gesagt?" fragte er vorwurfsvoll.

Ich durfte nicht, Herr Doktor, Tora hatte mir verboten, darüber zu sprechen," entschuldigte sich die Alte.

Du durftest nicht? Nun die Sache wird ja immer geheimnisvoller, Hanne."

Und dann forderte er energisch: .

Jetzt aber redet"

Dora liebt unglücklich!"

Diese Worte der Alten trafen Karstens wie einen Donnen» schlag. Die Eröffnung kam so unerwartet, lag so ganz außer­halb der von ihm gedachten Möglichkeiten, daß er minuten­lang sprachlos war.

Endlich kam es über seine Lippen.Hanne, Scherze wirst Du mit mir nicht treiben wollen, dazu ist die Sache zu ernst. Darum sage mir nun auch, wen Tora liebt."

Hanne zögerte, blickte angstvoll von ihrem Herrn zum Fenster und zupfte mechanisch an ihrem Schnrzrnbande. Dann aber sagte sie, sich zu einem plötzlichen Entschlüsse aufraffend: Fritz Dornberg!"

Karstens taumelte beim Nennen dieses Namens einige Schritte zurück, so daß er nach einem Halt greifen mußte. Sein Gesicht war düster und bleich. Und wie abwesend.

stöhnend, wiederholte er den verhaßten Namen-Fritz

-Dörnberg?

Hanne war erschreckt aufgesprungen, als sie die Wirkung bemerkte, die die Nennung dieses Namens in der ganzen Haltung ihres Herrn erzeugte.

Und dann sprach sie leise, begütigend:

Ja, sehens, Herr Doktor, das Hab' ich schon lange, lange

gewußt, Dora hat mir alles erzählt, weil es ihr zu schwer ums Herz war, und weil sie's allein nicht tragen konnte. Wissen's noch, an jenem Abend, als sie beide so spät heim­kamen, da hat Dora den Mann getroffen. Und wie's so manchmal geht: Liebe auf den ersten Blick!"

Und dann berichtete sie weiter, was ihr Dora damals erzählte.

Ja, das ist ein braves, tapferes Kind, unsere liebe, gute Dora. Sie hat gewußt, daß der Vater den Mann haßt, den sie so lieb hat, und da hat's lieber dem Vater zu Gefallen die Lieb' ersticken wollen. Hat nicht geglaubt, daß der Vater solche Lieb' gutheißen würd', hat gemeint, der Vater gibt doch nie seinen Segen dazu, darum lieber hinaus mit der

Lieb!-Nun, sie hat's nicht hinausgeschafft! Sitzt ihr

noch tief im Herzen drin, und dort srißt's und nagt's und quält's nun wie ein Wurm im Holz, bis 's Herz auch müd' und mürb' geworden und. znsammenknickt. Sehen's, Herr Doktor, das ist's, was unserer Dora die blasse Färb' und den traurigen Sinn gibt."

Atemlos hielt sie inne.

Karsten stand mit verschränkten Armen gegen seinen Schreibtisch gelehnt und starrte düster zur Erde. Keine Muskel in seinem Gesicht zuckte. Leise stöhnte er auf.

lind da er immer noch nicht den Mund öffnete, redete Hanne weiter:

Glauben's, lieber Herr, Dora vergißt den Mann nie wieder. - Sie wird nicht bitten und betteln: Vater, gieb ihn mir! Doch nun ist's an Ihn', Herr Doktor! Sehen's, Haffen ist nicht christlich. Glaub's, der Vater des Fritz hat's bös gemacht mit Ihrer seligen Schwester: aber lieber guter Herr Doktor, lassen's nicht dem Sohn entgelten, was der Vater sündigte und lassen's nicht Ihr eigen Fleisch und Blut elendiglich zu Grunde gehen. Machen's unser liebes Kind wieder vergnügt und froh. Ich bitt' für sie und ihn!"

Flehend erhob die treue Seele die verschränkten Hände und richtete ihre Augen fürsprechend und bittend auf das Gesicht des unbeweglich dastehenden Mannes.

Laß es jetzt sein, Hanne, mich zu bestürmen," kam es dann klanglos von seinen Lippen,ich muß mich erst besinnen."