in Hast genommen.

>! Oberndorf, 5. Febr. Die für die Automobil Verbindung Oberndorf Schramberg erfor­derliche Garantiesumme von 45 000 Mark ist voll­ständig gezeichnet worden. Den weitaus größten Anteil an der Zeichnung haben die bürgerlichen Kollegien der Stadt Oberndorf übernommen.

ff Zuffenhausen, 6. März. Am Bahnübergang der Korn­taler Straße warteten die beiden acht und fünf Jahre alten Knaben des Glasmachers Morlvt hinter der geschlossenen Barriere aus das Vorbeifahren eines Zuges. Plötzlich, als der Personenzug von Kornial heranbrauste, schlüpfte der kleinere von den Buben durch das Gitter der Schranke. Er wurde vom Zug erfaßt und am Kopfe io schwerverletzt, daß er trotz sofortiger ärztlicher Hilfe starb. Beim Steinbruch zwischen Kornwestheim und Stammheim ist ein mit drei Augsburger und Münchener Herren besetzter Ballon aus Augs­burg glatt gelandet.

Stuttgart, 5. März. Die Bauorduungs kommisfivu der Zweiten Kammer konnte heute die erste Lesung der abweichenden Beschlüsse der Zweiten Kammer, für die 21 Sitzungen not­wendig waren, abschließen.

st Stuttgart, 5. März. Das beteiligte Eiscn- bahnperfonal ist darauf hingewiesen worden, daß angekommene Eisenbahnsendungen, insbesondere bahnlagernd gestellte oder an Fremde (z. B. Gast­höfen adressierte, nur an die ihre Empfangsberech­tigung nachweisenden. Personen ausgehändigt wer­den dürfen. Für den durch unrichtige Aushändig­ung von Gütern der Eisenbahnverwaltung erwach­senden Schaden müssen die Schuldigen verantwort­lich gemacht werden.

st Stuttgart, 5. März. Zur Warnung für Eltern und Kinder. Heute nachmittag wurde ein 56jäh- riges Mädchen, das einen Korb trug und für seine Mutter etwas einkaufen sollte, in der Silcherstraße von einem Mann angehalten und beauftragt, im ersten Stock eines Hauses auszurichten, der Herr komme erst um fünf Uhr. Der Mann wollte inzwi­schen dem Kinde den Korb und das Geld ausbe- wahren. Das Kind richtete den Auftrag aus, doch als es wieder auf die Straße kam, fand es wohl noch seinen Korb, doch fehlte der Mann mit dem ihm übergebenen Gelde, einem Zweimarkstück. Der Fall soll den Eltern zur Warnung dienen, die Kin­der anzuhalten, keinem Fremden einen solchen oder ähnlichen Auftrag auszurichten. Der Schwindler entkam spurlos.

st Stuttgart, 5. März. Zur Vorsicht fordert folgende Mitteilung auf: Während wir in Württem­berg bisher von dem Treiben der russischen Gold- schwindler wenig hörten, scheinen sie jetzt auch hier­her ihre Fangarme auszustrecken. Sie senden von russischen Städten aus an deutsche Goldwarenhänd­ler oder sonstige Industrielle Briese, in denen >ie zu einer Geschäftsverbindung zwecks Verkaufs eines in Rußland gewonnenenRohprodukts" in Deutsch­land oder anderen Ländern auffordern und. fabel­hafte Reingewinne in Aussicht stellen. Das Roh­produkt stellt sich dann als Gold heraus, das sie angeblich in eigenen Bergwerken gewinnen. Die Schwindler bestellen ihre Interessenten nach rus­sischen Orten, wo sie mit ihnen verhandeln und Proben echten Goldes zur Prüfung vorzeigen. Wenn dann die Interessenten die Summen für das ab- znfetzendcRohprodukt" gezahlt haben, erhalten sie

Ohne Sorgen kann kein Menschenleben sein, sondern mit Sorgen, oft sogar mit vielen Sorgen sorgenlos zu leben, das nt die Lebenskunst, zu der wir erzogen werden.

Hilty.

Um des Kindes Glück.

Novelle won Fritz Gantzer.

(Nachdruck verboten.)

Als sie bedauernd den Glashafen gegen das Licht hielt, trat Dora wieder in die Küche.

-Run, Hanne, Tu machst ja ein ganz trübselig Gesicht, was hast Du denn?", fragte Tora, die in den Zügen der Alten vorgegangene Veränderung bemerkend.

Hanne setzte die leere Büchse auf den Küchenschrank, stemmte die hageren Arme in die Seile und sagte kopf­schüttelnd:Nein, so eine Dummheit, Fräulein Dora, könnt' mich halt' ohrfeigen! Wollt' Ihnen Honig präsentieren zum Frühstücksbrot, und nun seh' ich, daß die Büchse leer ist. Zu dumm! Da muß ich gleich nachher zum Jensen gehen und die Büchse neu füllen lasten aber nein, Vormittag rann ich nicht mehr fort, muß die reifen Reineclauden von, Spalier pflücken und einmachen. Die sind schon so wie so überreif und fallen schließlich alle ab. Nun, dann geh' ich eben am Nachmittag zu Jensen." Ueber Tora's Gesicht war bei dieser langen Rede ein freudiges Leuchten gehuscht. Nein, daß die alte Hanne sie auch erst daraus bringen mußte! Ihr Entschluß stand fest. Die Gelegenheit, zur Lehmkate zu kommen, durfte nicht ungenützt vorübergehen.

Freilich, da gab's erst noch einen erbitterten Kampf mit Hanne!

Dora wußte, daß die Alte an einem einmal erst aufze-

sie nicht nochmals den Inhalt des Koffers unter­suchen, wird von den Schwindlern dringende Eile vorgeschützt. Später erst entdecken die Betrogenen, wenn die Schwindler längst verschwunden sind. Sie können aber ihre russischen Geschäftsgenossen nicht verklagen, weil die private Goldausfuhr in Ruß­land mit schweren Strafen bedroht ist. Sie sind aber um ihr gutes Geld (dazu noch erhebliche Reise­kosten) betrogen.

js Aidlingen, 'OA. Böblingen,'5. März. Dieser Tage flog eine Taube fortwährend an ein Fenster am Hause eines hiesigen Bürgers. Als das Fenster geöffnet wurde, flog sie sofort ins Zimmer. Es stellte sich heraus, daß es eine Brieftaube war, die ein Ringlein am Fuße trug, das mit M. H, !5 gezeichnet war. Zwei Tage später wurde die Taube, um sie ihrem rechtmäßigen Besitzer zuzustellen, auf­gelassen, nachdem man sie noch mit einem Brieschen, der ihren Aufenthalt klarlegte, versehen hatte. Die Taube kehrte jedoch nach kurzer Zeit wieder hierher zurück.

si Göppingen, 5. März. Die bürgerlichen Kol­legien haben sich mit der Frage des Umbaues des Göppinger Bahnhofes befaßt. Die Erweiterung soll dadurch herbeigesührt werden, daß das Flußbett der Fils um vierzig Meter hinausgeschoben wird und zwar aus eine Länge von etwa 700 Metern. Für die notwendig werdende Straßenüberführung bewil­ligten die Kollegien einen Betrag von 250 000 Mark. Die Gesamtkostsn der Bahnhoferweiterung Und auf dreieinhalb Millionen veranschlagt, dürsten aber wahrscheinlich überschritten werden.

js Wäschenbeuren, OA. Welzheim, 5. März. Beim Bau der Bahnlinie Göppingen-Gmünd wurden einem Arbeiter durch Balken, die aus ihn sielen, beide Füße abgeschlagen.

ff Eulenhos, OA. Welzheim, 5. März. Vor einigen Tagen brachte das 2jährige (!'> Mäd­chen des Karl Fritz das rechte Händchen in die Rä­der der Futterschnetdmaschine, wobei dem Kind sämt­liche Finger und zum Teil die Hand noch zer­quetscht wurde.

si Blaubeuren. 5. März. Dem hiesigen Amts- gerichtsgesängnis wurde ein falscher Kapuziner ein- geliesert. Er wollte am Freitag in Schelklingen kMektieren. suchte am Donnerstag abend die Ret- tnngsanstalt St. Konradishaus daselbst auf und bat um ein Nachtlager. Diese Frechheit nahm für ihn ein schlimmes Ende, denn er würde bald als ein früherer Zögling der Anstalt entlarvt und der Po­lizei übergeben. Die Kutte, die er seinen Zwecken dienstbar zu machen gedachte, soll er in einem Klo­ster gestohlen haben.

* Biberach, 6. März. Als ein Mechanikergehilfe der Firma Kündrat auf einem Automobil Nähmaschinen nach Tiefenbach am Federsee führte, explodierte ihm oberhalb der Mittelbiberacher Steige der Benzinbehälter und das Automo­bil geriet augenblicklich in Brand. Es rannte, während der Fahrer absprang, in einen Graben und verbrannte dort bis auf das Metallgerippe. Die Nähmaschinen konnten gerettet werden.

* Pforzheim, 4. März. Heute früh erschoß sich in seinem Bett der noch nicht zwölf Jahre alte Sohn des in der Metzgerstraße 13 wohnhaften Butter- u. Eie,Händlers Hch, Lamp durch einen Schuß in die Herzgegend. Noch

er va »ach

einer Stunde der Verletzung. Was den kleinen Jungen zu seiner Tat veranlaßt hat, wie er dazu kam, den Revolver gegen si>D zu richten, war bis jetzt noch nicht möglich, zu erfahren.

* München, 5. März. Die feierliche Enthüllung der Moltkebüste in der Walhalla bei Regensburg erfolgt am 10. Mai.

* Berlin, 5. März. Der Kaiser gedenkt morgen abend eine Reise nach Oldenburg, Wilhelmshaven, Helgoland, Bremerhaven und Bremen anzutreten. Von Bremerhaven aus wird der Kaiser am 10. ds. Mts. an einer Probefahrt mit dem Schnelldampfer des Nordd. LloydKaiser Wilhelm 2" teilnehmen, zu der der Nordd. Lloyd noch mehrere Gäste geladen hat, darunter den Großherzog von Oldenburg und den Prinzen Heinrich von Preußen.

* Berlin, 5. März. Um Stellung zur linkslibe­ralen Einigung zu nehmen, die morgen mittag durch die Delegierten der drei linksliberalen Fraktionen endgültig beschlossen werden soll, hielten heute nachmittag die frei­sinnige Volkspartei und die freisinnige Vereinigung ihre letzten Parteitage ab. Während die freisinnige Volks­partei getreu der von Eugen Richter festgelegten Tradition auch ihre letzte Tagung nichtöffentlich abhielt und nur offi­zielle Berichte an die Presse ausgab, fand die Tagung der freisinnigen Vereinigung in aller Oeffentlichkeit statt.

* Berlin, 5. März. Am Schlüsse der gestrigen Ver­handlungen der freisinnigen Fraktionsgemein- schast des Reichstages über den Marine-Etat wies der Vorsitzende Dr. Wiemer darauf hin, daß die Fraktions­gemeinschaft als solche nunmehr ihre letzte Sitzung gehalten habe. In einem Rückblick auf die gemeinsame Arbeit der letzten drei Monate hob er mit Genugtuung hervor, daß es trotz mancherlei Meinungsverschiedenheiten stets gelungen sei, ein geschlossenes Auftreten der Fraktionsgemeinschaft im Parlament zu sichern, und gab der Zuversicht Ausdruck, daß der in schweren Tagen erprobte Wille zum Zusammen­halten die Fraktion auch in der neue.: Partei beseelen werde. Abgeordneter Mommsen sprach den Vorsitzenden den Dank für ihre Geschäftsführung aus und betonte, daß das erfolg­reiche Zusammenwirken vor allem auch der geschickten und in kritischen Momenten bewährten Leitung der Norstandschaft zu danken sei. Abgeordneter Haußmann schloß sich diesem Tank an und gab der Freude Ausdruck, daß dis führende Gruppe im Fraktionsverband, dis freisinnige Volkspartei, es verstanden habe, allseitiges Vertrauen zu gewinnen und den Weg zur vollen Einigung der Linkslib­eralen zu weisen.

' Hamburg, 5. März. Graf Zeppelin ist heute nach­mittag hier eingetroffen, um an der Sitzung des Komitees der arktischen Zeppelin-Expedition teilzunehmen. Der Graf wurde aus dem Bahnhof vom Vorstand des Hamburger Vereins für Lustschiffahrt begrüßt.

* Hamburg, März. In dem Bootshause desNordd. Regattavereins" fand y?!'te nachmittag unter dem Vorsitze des Prinzen Heinrich von Preußen Sitzung^ des Arbeits­ausschusses für die arktische Luftschiffexpeal.^kt statt, an der teilnahmen: Graf Zeppelin, Prof. Hergesell, Geh. ^)H.--Reg.- Rat Lewald, Geh. Kommerzienrat v. Friedländer-Fult und Prof. v. Drygalski-München. Es wurde beschlossen, das Reichsamt des Innern um Ueberlassung des Reichsforschungs- dawpfersPoseidon" auf die Dauer von 22'/s Monaten zu bitten. Die Teilnehmer der Expedition wollen am 1. Juli auf einem Touristendampfer desNordd. Lloyd" nach Spitz­bergen abreissn und dort auf denPoseidon" übergehen. Gleichzeitig sollen mit dem gecharterten norwegischen Eisschiff Phönix" Vorstöße in das Polareis gemacht werden zum

! Studium der Bedingungen für Lustschifflandungen. Die

i Rückreise wird Ende August erfolgen.

stellten Programm mit zäher Energie festhielt. Es galt, äußerst diplomatisch zu verfahren, uni sie zur Ummodelung der Tages­einteilung zu veranlassen.

Sie hatte daher vorläufig ans Hanna's Beschlüsse nur die kurze Entgegnung:Nun gewiß, Hanne, geh' nur erst am Nachmittag." '

Mir diesen Worten nahm sie aus einem alten, reich mit schnörkligem Schnitzwerk verzierten und bunt bemalten Küchen­stuhl Platz und ließ sich von Hanne den dampfenden Kaffee m die Tasse gießen.

^ Während sie den heißen Trank in kleinen Zügen schlürfte, traf Hanne ihre Vorbereitungen zum Gang nach dem Garten. Sie band die große, blauleinene Wirtschastsschürze vor, setzte den breitrandigen Gartenhut auf und griff nach dem am Haken neben dem Fenster hängenden Henkelkorbe.

Während dieser Vorbereitungen war Tora's Feldzugsplan entworfen.Hanne" begann sie, als diese sich gerade zum Gehen anschickte,Hanne, höre einmal. Eigentlich könnte ich den Honig von Jensen holen, warum willst Du Deine alten Beine unnötig strapazieren? Du pflückst in der Zeit die Reineclauden, und nachmittag helfe ich Dir beim Einmachen. Sieh', der Morgen ist so wunderschön, ich ivürde an dem Spaziergang rechte Freude haben."

Sie wartete gespannt den Eindruck ihrer Worte auf Hanne ab.

Aber nein, so etwas! Alte Beine! Göttchen doch! So schlimm ist's mit den alten Beinen denn doch noch nicht, bestes Dorschen. Manchmal laufen sie noch schneller als jüngere."

Also das mit den alten Beinen verschlug nicht, Dora mußte von einer anderen Seite zum Angriff Vorgehen. Freilich, liebste Hanne, Du bist die Rüstigkeit noch selbst: ich wollte das Gegenteil auch gar nicht behaupten."

Sie erhob sich und näherte sich der in der Küchentür stehenden, beleidigt ausschenden Hanne.

- .. -Aber liebste Hanne mach doch nicht solch' bitterböses Gesicht", bettelte Dora schmeichelnd.Gönne mir doch die Freude an dem kleinen Spaziergang und laß mich zu Jensen gehen. Ich bin ,chon über vierzehn Tage nicht bei dem alten Freunde gewesen. Und Hanne^ beste Hanne, ich will Dir auch

zum Dank eui Pstnld blaue Btrmwotte nmvrmgen, wenn ich wieder nach Lüneburg komme." Wenn nichts verschlug, die blaue Strickwolle half immer, Hanne irgend etwas abzu­schmeicheln. Sie trug nur blaue Strümpfe, und das Stricken dieser Strümpfe war ihre Leidenschaft.

Dora wußte das nur zu gut und nahm zu dieser List immer ihre Zuflucht, wenn sich die Gunst Hannes auf andere Weise nicht erringen ließ.

Die versprochene blaue Strickwolle wirkte auch diesmal Wunder. Hannes Gesicht glättete sich wie eine brandende Woge, auf die man Oel gießt.Nun meinetwegen denn, Fräulein Dorschen, gehen Sie zu Jensen. Man ist ja schließlich auch kein Unmensch. Aber Punkt 12 wird gegessen, bestes Kindchen, kommen Sie nicht wieder zu spät, wie gestern Abend."

Gestern Abend.-In Hannes Kopf vollzog sich

ein psychologischer Prozeß, eine.Aperzeption.

Gestern Abend, war Dora länger ausgeblieben als sonst ah! sie wollte ihr übrigens noch das späte Kommen erklären, und heute mit aller Gewalt will sie zu Jensen. Und dann ein ganzes Pfund Strick­wolle -nur, um zur Lehmkate gehen zu können-

partout jetzt!!

Da mußte irgend etwas dahinter stecken. Was, das würde sie schon erfahren, von Jensen bekani sie alles heraus, wenn der etwas wissen sollte. Diese Gedanken gingen Hanne durch den Kopf, als sie zum Garten schritt.

Dora aber stürmte hinauf in ihr Zimmer. Schnell Hut, Schirm und Handschuhe! Beim Vorübergehen warf sie einen raschen Blick in den Spiegel, und dann gings in fliegender Eile die Treppe hinunter, eine Stufe immer überspringend.

In der Küche packte sie schnell den Glashafen in einen zier­lichen Korb. So, nun konnte sie abgehen. Vor der Tür zum Studierzimmer des Vaters blieb sie einen Augenblick zögernd und unschlüssig stehen. Sollte sie's ihm sagen, wohin sie ging? Schon hatte sie die Hand aus dem blankge- putzten messingnen Türdrücker da besann sie sich und zog die schon im Handschuh steckende Rechte schnell wieder zurück. Sie hatte so ein unbestimmtes Gefühl, als wenn der Vat<r keine Kinwilliauna ru dem Gange nicht «eben