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versichert, dann Unfälle markiert, den Aerzten Sympthome schwerer Krankheiten, Beckenbruch, Bruch der Wirbelsäule, Lähmung der Beine usw. vorgetäuscht und auf diese Weife von vier Versicherungsgesellschaften etwa 22 000 Frcs. Entschädigungen und Abfindungen herausgeschwindelt, bis er schließlich von einem Agenten der Züricher Versicherungsgesellschaft, der ihm heimlich nachgereist ist, in Balingen entlarvt worden ist. In der Verhandlung präsentierte der Müllerbursche sich als ein kräftig gebauter Mann im Vollbesitz seiner Kräfte, 3l Jahre alt, gewandt in der Verteidigung und als raffinierter Verstellkünstler.
st Reutlingen, 1. Febr. Die Diebstahls- Affäre der Frau Gerichtsvollzieher Walz zieht tatsächlich weitere Kreise. Es ist bereits festgestellt, daß die bei den angeblichen Einkäufen in den Läden entwendeten wertvollen Stoffe zum großen Teil zu Geld gemacht wurden, indem die Frau auf dem Lande einen schwunghaften Handel damit trieb, ohne daß sie sich einen Wandergewerbeschein ausstellen ließ und die übliche Steuer aus ihrer Tätigkeit entrichtete, trotzdem der Gewinn daraus nicht nur in die Hunderte, sondern im Laufe der Jahre doch sicher in die Tausende gegangen sein muß, denn man erzählt sich jetzt so mancherlei, was darauf hindeutet. Allein was in ihrer Wohnung bei der Haussuchung an wertvollen Stoffen gefunden wurde, teils in den Betten, teils unter Holzlegen versteckt, repräsentiert einen Wert von 1850 Mark und ist nachgewiesenermaßen hiesigen Ladeninhabern entwendet. Aber es soll jetzt, da das Treiben entdeckt wurde, diese ganze Tätigkeit ein Ausfluß krankhafter Veranlagung sein, die man gewöhnlich als „Kleptomanie" bezeichnet. Inwieweit das zutrifft, werden die gerichtlich zu bestellenden Psychiater zu beurteilen haben. Die Untersuchung ist bei dieser Sachlage natürlich erst recht im Gange, und pb sie nicht noch weitere Beteiligte an der Sache ermittelt oder in Mitleidenschaft zu ziehen gezwungen sein wird, dürfte sich in nicht allzu ferner Zeit erweisen. Anhaltspunkte sind jedenfalls vorhanden.
ff Stuttgart, 1. Febr. Heute vormittag halb nenn Uhr fiel einein Reisenden während der Fahrt mit der Bahn Hauptbahnhvf-Westbahnhof sein auf dem Rechen liegender Handkoffer auf den Kopf. Er erlitt eine Gehirnerschütterung.
st Stuttgart, l. Febr. Mit Genehmigung des k. Ministeriums des Kirchen- und Schulwesens wird in den Tagen vom 14. bis 23. März in Tübingen ein biologisch-chemischer Kurs für Lehrer an höheren Schulen abgehalten werden. — Ebenso wird während der diesjährigen Osterferien in den Tagen vom 29. März bis 2. April in Stuttgart ein kunstgeschiclftlicher Ferienkurs für Lehrer an höheren Schulen abgshalten werden. — Für die Zeit vom 29. März bis 9. April l. I. wird ferner die Abhaltung eines französischen Ferienkurses in Stuttgart beabsichtigt.
* Stuttgart, 3l. Jan. Pfarrer Deckinger mn Mutterhaus der Olgaschwestern ist in der Nacht vom Sonntag auf Montag infolge eines Schlaganfalls unerwartet aus dem Leben geschieden. Geb. 1853 zu Liebenzell, war er Pfarrer in Schützingen und 'wurde >892 Geistlicher am Katharinenhosstital in Stuttgart. Seit l 898 hatte er dieselbe Stelle am Karl Olga-Spital inne. Der Verein für Kran
kenpflegerinnen vom Roten Kreuz und das Mutterhaus der Olgaschwestern betrauern, wie ein Nachruf des Vorsitzenden ausspricht, in dem Dahingeschiedenen einen treuen und verehrten Mitarbeiter und Leiter, der in hingebender Wirksamkeit sich um den Verein und das Krankenhaus hervorragende Verdienste erworben hat und namentlich den Schwestern ein treuer Seelsorger und Berater gewesen ist.
st Kirchheim u. T., 1. Febr. Heute vormittag verlor der Viehhändler Kromer dahier sein Notizbuch, in dem er 1000 Mark in Hundertmarkscheinen aufbewahrt hatte. Drei Gauner hatten das Glück, den Fund zu machen. Nachdem sie im Wartesaal das Geld unter sich verteilt hatten, fuhren sie in der Richtung auf Unterboihingen davon. Die Landjägermannschaft ist ihnen auf der Spur. Fraglich wird jedoch sein, ob man die Gauner mit dem Geld erwischt.
st Kirchheim u. T., 1. Febr. Gestern vormittag sieben Uhr ist auf dem Bahnsteig des hiesigen Bahnhofs ein Mann in bewußtlosem Zustande mit einer Kopfwunde vom Bahnpersonal aufgefunden worden. Nachdem der Verunglückte das Bewußtsein wiedererlangt hatte, konnte festgestellt werden, daß er sich auf der Fahrt von Eßlingen nach Weilheim- Teck befand und beim Umsteigen hier in den um 6.56 Uhr nach Plochingen abgefahrenen Zug geraten war. Als der Reisende wahrnahm, daß er sich nicht in dem richtigen Zug befand, ist er während der Fahrt aus ihm wieder herausgesprungen und dabei zu Fall gekommen.
st Wiermsheim, OA. Maulbronn, 1. Febr. Der hiesige 38 Jahre alte Lammwirt Christoph Schmierer hat sich am Montag vormittag in seinem Schlafzimmer mit einem Rasiermesser den Hals abgeschnitten. Als ein Gast nach ihm sehen wollte, fand er ihn in den letzten Zügen. Schmierer hinterläßt Frau und zwei Kinder im Alter von sechs und zwölf Jahren. Die Ursache des Selbstmordes ist noch nicht aufgeklärt. Seins Frau soll in der letzten Zeit nicht bei ihm im Hause gewesen sein.
st Mutlangen, OA. Gmünd, 1. Febr. Ein Bubenstück vollbrachte am Sonntag nachmittag ein l Ijähriger Bursche, in dem er das vierjährige Söhn- chen eines hiesigen Einwohners auf das schwache Eis des an der Mutlangerstraße befindlichen Sees lockte. Kaum hatte das Kind das Eis betreten, so brach es auch schon ein und nur der schnellen Hilfe des Gottlob Nagel ist es zu danken, daß das Kind vom Tode des Ertrinkens bewahrt blieb.
st Balingen, 1. Febr. Auf der erst vor einigen Tagen eröffneten Rodelbahn am Heuberg ereignete sich am Montag nachm, zwischen 4 u. 5 Uhr ein tödlicher Unfall. Die Realschüler der 2. und 3. Klasse waren mit dem Lehrer auf der Rodelbahn. Als drei Knaben die ziemlich steile und mit Eis überzogene Bahn hinabfuhren, kamen sie nicht weit, als sie den Schlitten schon nicht mehr lenken konnten. Sie fuhren an eine Sicherheitsabschränkung an, wobei dem 12 Jahre alten Sohn des Oberamtssparkassiers Jetter der Bauch aufgeschlitzt wurde, sodaß er nach einer halben Stunde starb, während der 12 Jahre alte Bahnwartssohn Hang die linke Hand brach.
1s Vom Hochsträß, 1. Febr. Ein rätselhafter Fund wurde von einem von Blaubeuren kommenden
Bauern von Dietingen in der Nähe Maulbronns gemacht. Er fand am Straßenrand einen Sack mit Inhalt und warf ihn auf seinen Wagen. Was war der Inhalt? Vierzehn Stück bereits abgezogene Feldhasen, die aber keine Schußwunde zeigten, fand er am andern Morgen in dem Sack. Jagdpächter und Landjägermannschast fahnden nach dem bis heute unbekannten Eigentümer.
st Leutkirch, 1. Febr. Die Schülerin Götz wurde von einem anderen Mädchen niedergesprungen, wobei sie den Kopf an einen Zaun schlug. Sie starb an den Folgen des Sturzes.
js Sigmaringen, 1. Febr. Der an der Wasserleitung in Oberjchmeien beschäftigte 26jährige Arbeiter Karl Rieble von Korb OA. Waiblingen wollte nachts um ein Uhr, um Forellen zu fischen, eine Dynamitpatrone in die Schmeie werfen und dort explodieren lassen. Unglücklicherweise explodierte die Patrone aber in seinen Händen und riß ihm beide Vorderarme weg. Außerdem erlitt der Verunglückte noch schwere Verletzungen an den Augen und im Gesicht. Er wurde sofort in das hiesige Fürst Karl-Landesspital gebracht, woselbst ihm vorgestern vormittag beide Armstümpfe abge- trennt werden mußten. Sein Zustand ist sehr ernst.
st Aus Franken, 1. Febr. Die erst neuerbaute Scheuer des Landwirtes Hosmann in Heindings- selb brannte bis auf den Grund nieder. Durch einen unglücklichen Zufall soll der Brand entstanden sein. Ein Flaschner war mit dem Löten einer Dachrinne beschäftigt. An der Stichflamme entzündeten sich einige hervorstehende Strohhalme, die dann den Brand verursachten.
* Dresden, 1. Febr. Heute abend um 7- Uhr ist hier der Dichter Otto Julius Bierbau in im Alter von 44 Jahren an Herzlähmung gestorben.
* Berlin, 1. Febr. In der Budgetkommission erklärte heute bei der Beratung des Militäretats Oberst Wandel aus eine Anfrage nach dem Resultat der Prüfungen auf dem Gebiet der Aviatik, die wesentlichen Fortschritte der Luftschiffahrt seien anzuerkennen. Die verschiedenen Systeme ergänzen sich, vollkommen sei keines. Alle seien von der Windstärke abhängig. Das Militärlustschiff habe neuerdings gute Fortschritte gemacht. Eine Luftflotte soll nicht gebaut werden. Die Flugmaschinen hätten bis jetzt den Fehler, daß sie nicht langsam fahren können.
* Hamburg, 1. Febr. Die kaiserl. Werft Kiel schreibt den Verkauf von altem Material zu verschärften Bedingungen aus.
* Wie aus Primero in Colorado gemeldet wird, sind am Montag abend in den Bergwerken der Colorado Coal und Jron Company infolge einer Explosion mehr als 100 Bergleute verschüttet worden. — Ein späteres Telegramm meldet: Bis Dienstag mittag sind von den verschütteten Bergleuten 79 in einem Luftschacht, wohin sie sich augenscheinlich geflüchtet hatten, um ihr Leben zu retten, tot aufgefunden worden; sie waren sämtlich erstickt. Zur Zeit der Katastrophe waren,
Einer achl's;
der andre belacht's —
was macht's?
Alter Spruch.
Das Enkelkind.
Von G. Struder.
(Fortsetzung.)
(Nachdruck verboten.)
„Ich habe durchaus nicht irgendwelche Abneigung gegen Sie, im Gegenteil"', versetzte Irma die bei den letzten Worten unwillkürlich errötete, „und ich glaube auch nicht die r zeichnung herzlos zu verdienen, weil ich von der Haltung, die mir Ihnen gegenüber von dem ersten Tage unserer Bekanntschaft an mein Verstand klar vorgezeichnet hatte, nicht ganz plötzlich und unter völliger Verwerfung der für mich bis dahin bestimmend gewese >n Gründe, abweiche. Aber seien Sie deshalb doch überzeugt, daß ich Ihren Antrag wohl zu würdigen weiß und daß ich die gegenwärtige Stunde und — auch Sie, Herr Graf, niemals vergessen werde. Ich werde Sie so wenig vergessen, daß ich fest entschlossen bin, mein ganzes Leben lang zu bleiben, was ich jetzt bin, nämlich die arme Gouvernante, die sich selbst unter fremden Leuten ihr Brot verdient. Und nach diesen, Geständnisse, das ich Ihnen in unserer Abschiedsstunde mache, werden Sie mir wohl nicht mehr vorwerfen, daß ich eine geheime Abneigung gegen Sie hätte.
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zückende jungfräuliche Verschämtheit auegebreitel,
daß
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Graf in überwallender.Empfindung ihre beiden Hände ergriff und dieselben mit glühenden Küssen bedeckte.
„Jetzt verzweifle ich nicht mehr, Irma," rief er stürmisch aus, „jetzt werde ich geduldig ausharren, und müßten selbst Jahrzehnte darüber vergehen, bis Sie endlich einwilligcn werden, meiner Werbung Gehör zu schenken. Denn nach dem, was Sie mir soeben verraten haben, weiß ich bestimmt, daß die Zeit einmal kommen muß, wo Sie sich nicht länger dagegen sträuben werden, unser beiderseitiges Glück zu begründen."
„Täuschen Sie sich in dieser Hinsicht nicht, Herr Graf, denn ich habe einen starken und festen Charakter," erwiderte Irma, indem sie ihm errötend ihre Hände entzog. „Nur unter einer Bedingung könnte ich mich jemals veranlaßt sehen, meinen vorhin ausgesprochenen Entschluß zu ändern."
„Und darf ich wissen, wie diese Bedingung lautet?"
„Ich will sie Ihnen Mitteilen," versetzte Irma nach kurzem Zögern. „Wenn die Verhältnisse sich einmal so ändern, daß ich in den Augen der ganzen Welt auch für Sie als eine sehr begehrenswerte Partie gellen darf, so'daß für Sie die Gefahr, die Wahl später bitter bereuen zu müssen, nicht mehr eine so augenscheinliche ist, dann bin ich bereit, meine jetzige Gesinnung zu ändern. Sie sehen, Herr Graf, die Aussichten sind keine besonders günstigen für uns Beide," fügte sie mit etwas wehmütigem Lächeln hinzu, „und ich bin daher auch ganz darauf gefaßt, daß Sie die Erfüllung meiner Bedingung nicht abwarten werden. Doch nun, Herr Graf, bitte ich Sie, sich nicht weiter zu bemühen. Dort in der Ferne liegt das Dorf bereits vor uns, und ich werde den Weg bis dorthin unbesorgt allein zurücklegen können."
„Ter Gras machte zwar einige Einwendungen, aber Irma lehnte seine weiters Begleitung so beharrlich ab, daß er sich schließlich zur Umkehr verstehen mußte. Mil der Versicherung, daß er nicht von chr lassen und daß er Alles
aufbieten würde, um sie nachgibiger zu stimmen, schied er von dem jungen Mädchen.
Während der Graf ihr noch so lange, bis sie seinen Augen entschwunden war, nachblickte, setzte Irma rüstigen Schrittes den Weg nach dem Dorfe fort, in welchem sie nach etwa einer Viertelstunde anlangte.
Ein ihr begegnender Bauersmann zeigte ihr auf ihr Verlangen das Haus des alten Herrn Neubert, und als Irma dort schüchtern an der Schelle zog, erschien Frau Reiz, die mit argwöhnischer Miene die auffallend hübsche Dame betrachtete und dann mißmutig nach ihrem Begehren frug.
Auf die Antwort Irmas, daß sie Herrn Neubert sprechen möchte, führte Frau Reiz die Angekommene in den bekannten Salon zu ebener Erde und ersuchte sie, dort einen Augenblick zu warten. Sie werde Herrn Neubert von dem auffallenden Besuche benachrichtigen.
Der alte Neubert befand sich augenscheinlich in sehr schlechter Stimmung, und seine Miene wurde auch um Nichts freundlicher, als er das junge Mädchen erblickte, das sich bei seinem Eintritte erhoben hatte und ihm nun verlegen und verwirrt gegenüber stand.
„Was wünschen Sie von mir?" fragte er barsch. „Sagen Sie mir kurz und bündig, was Sie wollen, denn ich bin sehr beschäftigt."
Bei dieser groben Anrede war Irma das Blut jäh ins Gesicht gestiegen. Auf einen solchen Empfang war sie denn doch nicht vorbereitet gewesen, und unfähig, ihre Erregung zu verbergen, erwiderte sie:
„Als Sie bei Ihrer Anwesenheit auf der Villa des Barons von Tiesenbach mir sagten, ich sollte nur getrost zu Ihnen kommen, wenn das dortige Leven mir unerträglich würde, da Halle ich geglaubt, daß Ihre Worte ernst gemeint seien, und ich war ganz sicher gewesen, daß Sie im Falle der Not sich meiner annehmen würden. Ich sehe indessen jetzt, daß ich mich geirrt habe, und daß meine blose Gegen-
Äst