Landesnachrichten.

- Calw, 25. Jan. Die Elektrizitätsfrage, die schon lange Zeit die Einwohnerschafr bewegt, wird in Bälde gelöst werden. Die Stadtgemeinde hat einen vollständigen Plan über die Erbauung eines eigenen Werkes durch Ingenieur Eberhard in Karlsruhe ausarbeiten lassen und zugleich ist der städtische Berater Direktor Erhardt vom Gaswerk in Stuttgart mit dem Gemeindeverband Elektrizitäts­werk Calw in Anwesenheit von Ingenieur Wahlström in Verbindung getreten, um über die Bedingungen zu beraten, unter welchen die Stadt von dem G?- meindeverband elektrische Kraft und Licht be­ziehen könne, ohne eigentliches Mitglied des Ver bandes zu werden. Die Verhandlungen, die früher aussichtslos waren, sind nun in ein derartiges Sta­dium getreten, daß die Meinung über den Anschluß sich etwas geändert hat. Es ist Aussicht vorhanden, daß bei gegenseitigem Zusammenwirken die Vor­schläge des Gemeindeverbandes nicht ohne weiteres von hier abgelehnt werden, sondern daß im Gegen­teil das Zustandekommen eines Vertrages angestrebt werden kann. Die Verhandlungen werden noch fort­geführt und dürfte die Entscheidung hierüber bald fallen.

st Lchrambcrg, 25. Jan. Der am Freitag in den Vereinigten Uhrenfabriken verunglückte Arbeiter ist jetzt seinen Verletzungen erlegen. Er hinterläßt eine Witwe und sechs Kinder.

> Oberndorf, 25. Jan. Gestern mußte der Auto­mobilverkehr Rosenfeld-Oberndvrf und umgekehrt wegen Schneeverwehungen bei Rosenfeld unterbleiben. Auch das Automobil Rottweil- Schramberg konnte gestern abend seine Fahrt nicht ausführen, es ist bei Dunuingen im Schnee stecken geblieben.

st Lauterbach, OA. Oberndorf, 25. Jan. Das Hans des Schneidermeisters Weibert Schmied im Hölzle brannte vollständig nieder. Wie man hört, soll die Frau den Ofen geheizt und dann noch irgend eine Arbeit verrichtet haben, währenddessen unglücklicherweise einige, wahrscheinlich zum Trock­nen in der Nähe des Ofens befindliche Wäschestücke Feuer fingen und das Unheil veranlaßten.

st Reutlingen, 25. Januar. Der Zimmermann Boßler von Würtingen wurde verhaftet, da er an dem Unglücksfall oder Totschlag des Glasers Tröster, der vor 14 Tagen in Unterhausen in der Echatz tot ausgefunden worden ist, beteiligt sein soll. Die Behörde nahm damals einen selbstverschuldeten Un- glückssall an und gab die Leiche frei.

st Metzingen, 25. Jan. Aus Anlaß seines 60. Geburtstages hat Kommerzienrat Völter der evan­gelischen Kirchengemeinde eine Stiftung von 15 000 Mark gemacht, die zusammen mit den vom Evan­gelischen Verein gesammelten Geldern zur Erbau­ung eines Gemeindehauses verwendet werden sollen.

st Stuttgart, 25. Jan. In dem Prozeß des Freiherrn von Münch wurde heute.vom Oberlan­desgericht das Urteil verkündet. Die Berufung des Freiherrn von Münch gegen das Urteil des Landgerichts Rottweil, das die Entmündigung be­stätigte, wurde zurückgewiesen unter Zuschei­dung der Kosten des Verfahrens.

st Stuttgart, 25. Jan. Der König wird sich morgen zur Teilnahme an der Geburtstagsfeier des Kaisers nach Berlin begeben.

M --«sesxrrwt.

Freiwillig sich der allgemeinen Welwernunft unterwerfend, den Eigenwillen-ertöten, ist Weis­heit und Tugend und aller reellen Freude Hort

Das Enkelkind.

Von G. Struder.

(Nachdruck verboten.)

Da kann man Dir ja aufrichtig gratulieren/ bemerkte Graf Robert, in dessen sonst so gutmütigem Gesichte sich ein Ausdruck zeigte, den man recht wohl hätte als den des Neides auslegen können. ..So ein paar Millionen könnte ich auch ganz gut gebrauchen, aber die das Geld am nötig­sten haben, zu denen kommt es säst niemals/

O, was das anbelangt/ versetzte freundlich lächelnd Herr Thomas,so ließe es sich ohne Schwierigkeit arrangieren, daß auch der Herr Graf von der Goldmine einen hübschen Nutzen zöge. Wie dächten z. B. her Herr Graf über die Annahme der Stelle als Minendirektor? Wie die ameri­kanischen Verhältnisse nun einmal sind, müßten doch immer wenigstens 100 000 Mk. pro Jahr für Sie herausspringen, und für den Anfang wäre dies immerhin schon Etwas."

Des Grafen Augen leuchteten, und rasch erwiderte er: Eine solche Stelle wäre mir schon recht, nur fürchte ich, daß mir die nötigen Kenntnisse fehlen, um einen derartigen Posten übernehmen zu können."

In dieser Hinsicht können Herr Graf ganz außer Sorge sein. Die Hauptsache ist, daß wir einen Mann von Intelligenz und von einer über jeden Zweifel erhabenen Ehrenhaftigkeit an die Spitze bekommen, alles Andere ist dagegen Neben-

st Stuttgart, 25. Jan. Der verstorbene K. Ge­sandte a. D. Staatsrat Moser von Filseck Exzel­lenz hat der Zentralleitung des Wohltätigkeitsver­eins durch letztwillige Verfügung die Summe von 30 000 Mark als Stiftung zum Besten notleiden­der Angehöriger des Mittelstandes zugewendet.

st Stuttgart, 25. Jan. Die Staatsbea in t e n haben sich in dem verflossenen Jahrzehnt so ziem­lich in allen ihren öffentlichen Berufen organi­siert, die Körperschafts beamten sind eben­falls weit in der Organisationsentwicklung. Eine Zählung der organisierten Staatsbeamten ergibt die stattliche Zahl von 27 603, wogegen die organi­sierten Körperschaftsbeamten bis jetzt es auf 8904 brachten.

8 Staatliche Erfindungs-Ausstellung Stuttgart

1910. Die Ausstellung wird am 31. Januar vor­mittags l 1 Ubr durch Seine Majestät den König in der König Karl-Halle des Landesgeiverbemuseums in Stuttgart eröffnet werden. Es ist rm Interesse der an der Ausstellung beteiligten, die Verwertung ihrer Schutzrechte anstrebenden Erfinder zu erhoffen, daß diejenigen Kreise der Industrie und des Han­dels, welche durch Ankauf eines Schutzrechts oder einer Lizenz ihren Geschäftsbetrieb in der einen oder anderen Weise vergrößern oder verbessern oder sich mit Kapital bei der Verwertung eines Schutz­rechts beteiligen wollen, der Ausstellung ihre Auf­merksamkeit zuwenden und den gemeinnützigen Be­strebungen der K. Württ. Zentralstelle für Gewerbe und Handel zu einem Erfolg verhelfen. Ausstel­lungs-Kataloge rönnen nach der Eröffnung entwe­der von der Ausstellungsleitung unmittelbar oder im Wege des Buchhandels bezogen werden.

st Oeffingen, OA. Cannstatt, 25. Jan. Kürz­lich wurde berichtet, daß dem Bauern Jos. Rombold 700 Mark gestohlen worden und ein des Diebstahls Verdächtiger in Haft genommen worden sei. Letz­terer hat seine Unschuld beteuert und wurde auch sofort wieder entlassen. Wie es sich nun heraus­stellt, hat die Frau des Bestohlenen selbst das Geld auf die Seite geschafft, und obwohl sie darum wußte, wurde alles getan, um den Dieb zu ent­decken, bis sie selbst zu einem Geständnis sich her­be iließ.

st Heilbronn, 25. Jan. (K. Schwurgericht.) Der erste Fall des ersten Quartals betraf die Straf­sache gegen den 18 Jahre alten Flaschnergefellen Karl Spohn und den 18 Jahre alten Taglöhner Franz Volk, beide von Neckarsulm, wegen Meineid. Sie hatten in einer Verhandlung wegen einer Schlägerei ihren Zeugeneid verletzt, um sthre Gegner Hineinzulegen. Für diese Unbedachtsamkeit wurde jedem fünf Monate Gefängnis zu­diktiert.

st Spitzensägmühle, OA. Ellwangen, 25. Jan. Gestern nacht zwischen 11 und 12 Uhr brannte die Rutschwirtschaft", Wohnhaus und Scheuer, nieder.

st Giengen a. Br., 25. Jan. Zufolge Beschlusses der bürgerlichen Kollegien soll die zweiklassige Real­schule in eine dreiklasfige ausgebaut und die La­teinschule trotz der sehr geringen Frequenz, ent­gegen einem früheren Beschluß, erhalten bleiben. Gleichzeitig wurde der Bau eines weiteren Schul- hanses beschlossen.

st Dornstadt, OA. Blaubeuren) 25. Jan. Bor einiger Zeit wurde hier bei den Geschwistern Holl

sache. Denn der Betrieb der Mine erlernt sich rasch und im Notfälle kann man Ihnen ja einen praküsch erfahrenen Sekretär an die Se.te stellen."

Robert, das ist fürwahr eins prächtige Idee!" rief der Baron ans.Bedenke Dich nicht lange, sonder schlage ein. Mir für meine Person soll es nicht darauf ankommen, Dein Gehalt noch um ein Bedeutendes zu verbessern."

Sie haben Zeit, sich die Sache zu überlegen, Herr Graf," fiel Thomas ein,denn ich bleibe noch wenigstens einen Monat in dieser Gegend, und bevor ich abreise, braucht ein Direktor nicht ernannt zu werden. Aber was ist denn das für eine reizende junge Dame, die dort mit dem aller­liebsten Kinde an der Hand vorüberschreitet? Vielleicht eine Verwandte des Hausherrn?"

Nein, es ist die Gouvernante unseres kleinen Jungen, ein Fräulein Winter," versetzte der Baron.Uebrigens trotz ihrer bescheidenen Stellung ein sehr gebildetes und wohler­zogenes Mädchen, das in jeder Hinsicht Anspruch auf Achtung erheben kann."

Das scheint sie in der Tat zu sein," erwiderte Thomas wie begeistert,und das Fräulein kommt mir gerade so vor, als wäre es die richtige Frau für mich. Sie ist schön und gebildet, und ich habe Geld genug, um auf Vermögen bei meiner Auserwählten nicht sehen zu müssen. Herr Baron, Sie würden mich wirklich sehr verpflichten, wenn sie die Güte haben wollten, mich dem Fräulein vorzustellen."

Ich fürchte zwar, daß ich unsere Gouvernante etwas verwöhne, wenn ich ihr einen solchen Gast in aller Form vorstelle, aber da Sie so großen Wert hieraus legen, kann ich doch nicht umhin, Ihrem Wunsche nachzukommen/

Und dann erhob er sich und führte Irma an den Tisch, um sie mit Herrn Thomas näher bekannt zu machen, der sofort eine wahre Ueberfülle der größten Artigkeiten hervor­sprudelte, ohne daß dieselben indessen irgend welchen Ein­druck auf Irma gemacht hätten.

nachts eingebrvchen. Der Eindringling hob die Eijenstäbe an einem Fensterstock aus und stieg ins Haus ein, drang sodann in das Schlafgernach der beiden Schwestern, die sofort Alarm schlugen. Ihr Bruder, der im ersten Stock schlief, sowie ein Nach­bar eilten herbei. Indessen hatte aber der Ein­dringling, der vermummt war, durch eine Hinter­türe, die er jedenfalls zuvor geöffnet hatte, das Weite gesucht. Trotz der sogleich angestellten Nach­forschungen ist es bisher nicht gelungen, des Ein­dringlings habhaft zu werden.

st Radelstetten, OA. Blaubeuren, 25. Jan. Hier erhängte sich ein Bauer auf dem Dachboden seines Hauses aus Gram, weil er seinen Hof verkauft hatte.

st Biberach, 25. Jan. Seit etwa zwei Jahren machte sich in der Gegend von Ulm bis Leutki^ch ein Wildschwein bemerkbar, auf das schon öfters, aber immer vergeblich, Jagd gemacht worden war. Dem Rentamtmann Grasmann von Gutenzell ist es nun gelungen, den Keiler durch zwei Schüsse tödlich zu verwunden, der dann am anderen Morgen von dem Reviersörster anfgefunden und vollends getötet wurde. Das Tier hat l,80 Meter Länge, 1,10 Meter Höhe und wiegt 288 Pfund.

st Bibsrnch, 25. Jan. Heute nacht gegen halb 12 Uhr brach in dem in der Nähe des Bahnhofs gelegenen Fabrikationsgebäude der Oelsabrik von Ziegler und Doktor Denk Feuer aus, dem das ganze Gebäude zum Opfer fiel. Der Brand wütete bis in die frühen Morgenstunden. Der Betrieb der gut renommierten Firma, muß nur zum Teil ein­gestellt werden, da sie in der Stadt noch ein anderes Fabrikationsgebände zur Verfügung hat.

st Antendorf, OA. Waldsee, 25. Jan. Als ein Knecht gestern mit Vier zusammengehängten bela­denen Schlitten durch den hiesigen Ort fuhr, ver­suchte ein sechsjähriger Knabe von der rechten Seite her auf einen der vorderen Schlitten zu steigen, kam dabei aber zu Fall und wurde von den nach­folgenden Schlitten überfahren; er erlitt sehr schwere Verletzungen, die seinen alsbaldigen Tod zur Folge hatten.

st Hechingen, 25. Januar. Beim Rodeln verun­glückte am Sonntag am Zollerberg der Sanitäts­unteroffizier Lang von der Burgbesatzung. Er wurde gegen einen Baum geschlendert und erlitt am Kopf derartige Verletzungen, daß die Ueberführung des Verunglückten ins Spital nötig wurde. Dort ist er gestern morgen halb acht Uhr seinen schweren Verletzungen erlegen.

st Aus Baden, 25. Jan. Infolge der starken Schneefälle und des Schneesturms blieb der erste, gestern vormittag von Vöhrenbach nach Furtwangen gehende und ebenso der zweite, von Furtwangen kommende Zug zwischen Vöhrenbach und Furtwan­gen im Schnee stecken. Es wurde Mittag, bis es den vereinten Anstrengungen gelang, die Strecke wieder freizumachen. Der fahrplanmäßig von Vöh­renbach vormittags halb 10 Uhr abgehende Zug nach Furtwangen konnte darauf mittags halb 1 Uhr abgelassen werden.

st Pforzheim, 25. Jan. Der vor einigen Wo­chen verstorbene Direktor des hiesigen Gymnasiums, Hofrat Bis sing er, hat seine ganze Sammlung römischer, griechischer und mittelalterlicher Münzen im Werte von etwa 20 000 Mark der städtischen Altertumssammlung in Pforzheim vermacht.

Starr und mit dem Ausdrucke des förmlichen Abscheues hielt sie beständig die Augen auf ihn gerichtet; so daß Thomas zuletzt in spöttischem Tone fragte, ob sich das Fräulein vor ihm, dem harmlosesten und gutmütigsten Menschen von der Welt, etwa fürchte. Diese Frage brachte das junge Mädchen wieder zu sich. Es errötete und erwiderte ver­legen :

Ich bitte, mein auffallendes Benehmen zu entschuldigen, Herr Thomas. Dasselbe erklärt sich nämlich dadurch, daß Ihre Stimme eine ganz merkwürdige Aehnlichkeit mit der­jenigen eines Mannes hat, der mich vor einiger Zeit im Walde überfiel und mich zu berauben suchte. Dieser Um­stand überraschte und erschreckte mich ün ersten Augenblicke derart, daß ich darüber die Pflichten der Höflichkeit voll­ständig vergaß."

Man hat Sie berauben wollen!" rief Thomas ent­rüstet aus.Weshalb bin ich nicht statt vorgestern einige Wochen oder Monate früher von Amerika hier angekommen, dann wäre es mir vielleicht vergönnt gewesen zu ihrer Hilfe herbeizueilen und den frechen Buben nach Gebühr zu züchtigen. Denn bei uns in Amerika versteht man sich darauf, solchen Galgenvögeln gründlich das Handwerk zu legen."

Diese Züchtigung wurde bereits durch einen Anderen genügend besorgt," versetzte der Baron, indem er Irma zum Niedersetzen einlud.Daß unser liebes Fräulein sich damals aber gehörig geängstigt hat, davon konnte man sich an dem Schrecken überzeugen, den sie eben beim Hören Ihrer Stimme empfand."

Herr Thomas lachte fröhlich auf und sagte:

Nun ja, die Damen haben eben alte sehr zarte Nerven und sind sehr schnell erschrocken, aber doch ist es mir bis dahin noch nicht passiert, daß eine Dame sich über mich entsetzte, weil ich eine Räuberstimme hätte. Auch habe ich in Amerika eine Wahrnehmung geinacht, daß dort die Räuber und Diebe meistens eine Kleidung tragen, die sie von dem