der Zeppelin-Gesellschaft geplanten Fahrten werde bieten können, da gerade ün heißen Sommer und auf der gewitterreichen Hochebene Oberbayerns das Unsicherheitsmoment, welches die Ballonluftschiffe in Bezug auf die Erhaltung ihrer Form haben, nur zu leicht in verhängnisvoller Weife sich geltend ma­chen wird. Die Behauptung der Parseval-Gefell- fchaft in München, daß sie erst in dem Moment gegründet worden sei, wo sich herausgestellt habe, daß die Zeppelin-Gesellschaft keine Gegenliebe in München gefunden habe, ist, wie die Zeppelin-Gesell­schaft mitteilt, nicht ganz richtig, da zur Zeit noch immer Unterhandlungen mit München seitens der Zeppelin-Gesellschaft bestehen.

Zur Landtagsersatzwahl im Bezirk Freudenstadt.

sf Stuttgart, 20. Jan. Die Landtagsersatzwahl für den Bezirk Freudenstadt ist auf Samstag, 19. Februar anberaumt.

* Berlin, 20. Jan. Die B u d g e t k o m m i s s i o n des Reichstags befaßte sich heute mit der tele­graphischen Beschwerde aus Lüderitzbucht gegen Staatssekretär Dsrnburg. Allgemein wurde die schärfste Mißbilligung gegen das Telegramm aus­gesprochen wegen der alles Maß überschreitenden Form.

* Berlin, 20. Januar. Der Parteitag der freisinnigen Vereinigung, der endgültig na­mens der Partei zur linksliberaleu Parteivsrfchmel- zung Stellung zu nehmen hat, soll am Samstag den 5. März in Berlin zusammentreten. Falls er, woran raum zu zweifeln sein dürfte, die inzwischen noch einmal vom Viererausschuß und den drei Par­teileitungen durchzuberatenden programmatischen u. organisatorischen Vorlagen billigt und der Fusion glatt zustimmt, werden sich die Delegierten am Tag darauf, am ersten konstituierenden Parteitag der neuen Gesamtpartei in Berlin beteiligen. Es ist anzunehmen, daß auch die süddeutsche Bolkspartei, die ihren entscheidenden Parteitag schon Ende Fe­bruar 'halten will, am Gründonnerstag der neuen Gesamtpartei in Berlin zahlreich vertreten sein wird.

Hochwasser.

st Beim Bad Teinach ist die erst vor einigen Jahren erstellte Wehranlage vollständig wegge­schwemmt worben, ebenso die sogenannte Teufels­brücke.

st Bei Hirsau wurde das ganze Tal über­schwemmt, sodaß der Steg oberhalb der Brücke nicht mehr passiert werden konnte.

* Pforzheim, 20. Jan. Bis heute morgen halb neun Uhr waren sowohl Enz wie Nagold ganz be­deutend zurückgegangen. Bei der Nagold betrug der Rückgang des Wassers etwa 40 Zentimeter, bei der Enz noch etwas mehr. An der Auerbrücke ragen bereits die hochgelegenen Stellen der Feldbahngleise wieder aus dem Wasser hervor. Bon dem Damm, der sich auf der rechten Flußseite entlang zog, aber scheint so viel wie nichts übrig geblieben zu fein.

ss Tübingen, 20. Jan. (10 Uhr vormittags.) Der Neckar ist um eineinhalb Meter gefallen. Er führt noch viel Wasser, ist aber sonst normal. Die Alleen sind wasserfrei. Von besonderem Scha­den hört man nichts.

st Cannstatt, 20. Jan. Der Neckar ist bis

gestern abend neun Uhr gestiegen. Um diese Zeit war der Pegelstand vier Meter. Es trat dann ein Stillstand ein und seit heute früh fällt das Wasser langsam. Der Pegel zeigte heute früh dreiviertel sechs Uhr 3,90. Die Straße nach Münster steht unter Wasser. In der Hofenerstraße mußten die Ställe geräumt werden.

st In Münster bei Cannstatt fiel die Fähre dem Hochwasser zum Opfer, so daß die Verbindung zwischen den beiden Ufern unterbrochen wurde.

st Plochingen, 20. Jan. Das Hochwasser stieg bis gestern nacht 11 Uhr immer noch und hatte weite Strecken unter Wasser gesetzt. Bei Köngen und Unterboihingen, sowie Psauhausen und Plochingen war der Verkehr ziemlich eingestellt, da das Wasser beinahe das ganze Tal ausfüllte. Bei Altbach und Deizisau stand das ganze Wiesental unter Wasser, so daß jede Verbindung unmöglich war. Die Wasser­massen reichten bis zum Bahndamm; auch bei Zell und Obereßlingen bis zur Schwertmühle wurden fortgesetzt weite Strecken unter Wasser gesetzt. Der Schaden ist noch nicht zu übersehen.

st Eßlingen, 20. Jan. Die Hochwasserge­fahr ist beendet, nachdem im Lause des heutigen Tages das Wasser soweit zurückgetreten ist, daß abends der Verkehr überall wiederhergestellt war.

st Eßlingen, 20. Jan. Nachdem der Neckar bis gegen Mitternacht gestiegen war, weitere Strecken überschwemmte und der Verkehr an zahlreichen Stel­len unterbrochen war, sodaß die Arbeiter von hier teilweise nicht heimkehren konnten, ist er jetzt stark im Fallen begriffen.

st In Lauffen a. N. wurden viele Keller unter Wasser gesetzt, Ställe und Schuppen mußten geräumt werden. Die Bewohner des Ortsteils Dürfte sahen sich völlig im Wasser eingeschlossen. Sie konnten ihre Wohnungen nur noch auf Flößen oder Nachen verlassen. Der Schaden an Häusern, Gärten und Wiesen ist ziemlich groß.

ss Der Verkehr von Heilbronn nach Bückingen, Frankenbach, Neckargartach und dem Hinteren Lande erlitt keine Unterbrechung.

st In Villingen hat die Brigach zum Teil gro­ßen Schaden verursacht, mehrere Mühlen mit Wasser umgeben und Langholz von Sägereien mit sich fort­geführt. Die Bewohner der Herdgafse in Villingen waren gezwungen, das Vieh aus den Ställen zu schaffen. Die Schreinerei und Uhrenfabrik Villingen A.-G. wurde vollständig unter Wasser gesetzt und von der Uhrenfabrik haben die Fluten Kisten und sonstiges Material fortgeschwemmt. Der Verkehr wurde mehrfach unterbrochen.

st Sigmaringen, 20. Jan. Der untere Teil der Stadt steht vollständig unter Wasser, so daß die Brücken in Gefahr sind, weggeschwemmt zu werden. Das ganze Wiesental gleicht einem See, der große Holzmassen mit sich führt. Im unteren Stadtteil mußten Notbrücken geschlagen werden, um den Ver­kehr aufrecht zu erhalten.

sj Zu dem Hochwasser der Dona u ist noch zu erwähnen, daß in Laß bei Sigmaringen dem Müller Henselmann sein ganzes Holzlager bis auf zwei Stämme s o r t g e - s ch w e m m l worden sind, wodurch ihm ein großer Schaden entstanden ch. Zum Teil konuren die Hölzer wieder ge­funden werden.

im Original oder in notariell beglaubigter Abschrift zur Einsicht zu Händen des tlägerischen Prozeßbe­vollmächtigten vorzulegcn.

st Biberach, 20. Jan. Vorgestern abend gegen sieben Uhr wurde von der Polizei ein etwa 20 Jahre alter Mann aufgegriffen, der sich völlig un- betleidet unter Toben und Schreien auf dem Markt­platz Herumtrieb. Er wurde zuerst fm . inen Geistes­kranken gehalten. Die Nachforschungen ergaben als­bald, daß man es nur mit einem Betrunkenen zu tun hatte, der aus Wurmberg OA- Maulbronn stammt und gestern wieder ganz normal war. Der Vorfall verursachte einen großen Menschenanflauf.

st Vom Lande, 20. Jan. In einer Gemeinde des Oberlandes fand in den letzten Tagen die Beeidigung der neugewählten Gemeinderatsmitglieder statt. Als man nach derselben auf die Bierpreiserhöhung zu sprechen kam, zogen sämtliche Kvllegialmitglieder in den Bierkrieg und tranken, da sämtliche Wirte der Gemeinde den Bieraufschlag eingeführt hatten, den an die Beeidigung sich anschließenden Frühschoppen in einer benachbarten Gemeinde bei einem10 Pfg - Wirt".

st Friedrichshafen, 20. Jan. Gegenüber einer Blättermeldung aus Köln, wonach einZ." mit einer Länge von 300 Meter gebaut werde, der zur Be­förderung von 300 Personen dienen, mit acht Mo­toren ausgestattet werden und zu den Fernverbin­dungen Hamburg-Cöln-Baden-Baden und Hamburg- London benützt werden soll, teilt die Luftschiffbau- Zeppelin-Gesellschaft der Morgenpost mit, daß diese Nachricht jeder sachlichen Grundlage entbehre. Das im Bau befindliche Luftschiff Z. 4 und der ge­plante Z. 5 werden eine Länge von 150 Meter haben, einen Kubikinhalt von 20 000 Kubikmetern und können 2025 Personen aufnehmen. Beide Schiffe werden wahrscheinlich mit drei Motoren ans­gestattet, einer vorn und zwei hinten. Zur Beförde­rung der Personen wird eine komfortable Kabine eingerichtet. Was die Fernverbindungen anlangt, so werden solche erst eingerichtet, wenn die Hallen in Hamburg, Köln und Baden-Baden fertig gestellt sind. Die Hatte in Hamburg, die in diesem Jahre noch in Angriff genommen werden wird, wird aller- frühestens im nächsten Frühjahr fertig gestellt sein, weil es eine große 'Rundhalle werden wird, die Halle in Baden-Baden wird in dieser Woche erst in Bau genommen: die Bauzeit wird vielleicht ein halbes Jahr dauern, sv daß die Halle erst im Herbst errichtet sein wird. Wenn die Hamburger Halle fertig gestellt sein wird, wird dis Zeppelin-Gesell­schaft einen großen Flug unternehmen. Vorher kann ein solcher wegen der außerordentlich schlechten Wind- und Wstterverhältnisse an der Nordseeküste nicht gewagt werden. Der Ausgangspunkt der Fern­fahrten wird vorerst Friedrichshafen fein. Was die Fahrten mit einemZ." von München nach Ober­ammergau anlangt, so hängt die Einrichtung von solchen Fahrten davon ab, ob München sich daran be­teiligt. Zur Zeit schweben noch immer Unterhand­lungen mit München. Wie die Zeppelin-Gesellschaft mitteilt, würde es sie gelassenen Mutes ertragen, wenn München sich, entgegen seiner ursprünglichen Absicht jetzt von ihr abwenden und ausschließlich dem Unternehmen des Majors von Parseval zuwenden wollte. Die Zevpelin-Gesellschaft ist aber nicht der Meinung, daß die Fahrten der Parseval-Gesellschast je einen vollwertigen Ersatz der ursprünglich von

M L«fef»ucpt.

Weh dem, der zu der Wahrheit geht durch Schuld! Sie wird ihm nimmermehr erfreulich sein.

Schiller.

Das Enkelkind.

Von G. Struder.

(Nachdruck verboten.)

4. Kapitel.

Bereits acht Tage waren verflossen, seitdem Thomas dem alten Neubert den eigentümlichen Besuch abgestatlet hatte, und noch immer war keinerlei Nachricht von dem Elfteren eingetroffen, so daß Neubert allmählich in hohem Grade besorgt und unruhig zu werden begann. Das unge­duldige Verlangen, über seine Tochter Näheres zu erfahren und sie vielleicht bald wieder zu sehen, hatte sich nach und nach in eine leidenschaftliche Sehnsucht verwandelt, die ihn in einem fast ununterbrochenen Zustand der heftigsten Er­regung erhielt, so daß es ihm nur mit Aufbietung seiner ganzen Willenskraft gelang, die notwendigsten Arbeiten auf seinem Bureau zu verrichten und wenigstens äußerlich so ruhig und gemessen wie früher zu erscheinen.

So wie er sich freilich allein befand und sich nicht zu genieren brauchte, war es mit dieser äußeren Ruhe auch vorbei. Dann ging er lange Zeit, oft bis lief in die Nacht hinein, mit erregten Schritten in seinem Zimmer auf und ab, so daß Frau Reiz, die nicht emschlafeu konnte, mitunter recht ärgerlich in ihrem Bette wurde und sich in icharfeu

Worten über die Rücksichtslosigkeit mancher Herren gegen­über ihren Dienstboten erging.

Seinen gewohnten Spaziergang machte Neubert aller­dings noch immer regelmäßig jeden Tag, aber er verwendete bei Weitem nicht mehr die gleiche Zeit auf denselben wie früher. Mit jeder Post konnte ein Brief von Thomas ein- treffen, und dann mußte er unbedingt anwesend sein, damit die Uebermittelung einer vielleicht höchst wichtigen Nachricht auch keine Minute verzögert würde.

Eines Tages war er so vollständig in seine Gedanken verloren, daß er seinen Spaziergang bedeutend weiter aus­dehnte, als er beabsichtigt hatte, und als'er endlich nach seiner Uhr und sich umsah, bemerkte er zu seinem Erstaunen, daß er sich in der Nähe einer stattlichen, ihm gänzlich un­bekannten Villa befand.

Die Villa interessierte ihn indessen nicht weiter. Für ihn war die Hauptsache, daß er so bald wie möglich wieder nach Hause gelangte, und entschlossen machte er Kehrt, um sofort den Heimweg anzutreten, als er hinter sich seinen Namen rufen hörte.

Der rufende war der Baron, der soeben aus einem Seitenpfade auf den breiten Waldweg getreten mar und der jetzt mit weit ausgestreckter Hand auf Neubert zukam.

Welche angenehme Ueberraschung für mich, Sie hier zu sehen, Herr Neubert," sagte er herzlich.Gewiß sind Sie hier hinausgekommen, um uns einmal das Vergnügen Ihres Besuches zu schenken, und doppelt freut es mich, daß es mir vergönnt ist, Sie persönlich nach meinem Hause zu geleiten."

Sie irren sich, Herr Baron," versetzte Neubert kühl. Nur dem Zusalle verdanke ich meine Anwesenheit an dieser Stelle, und ich stand eben im Begriff, nach meinem Dorfe wieder znrückznkehren.

Aber Sie werden jetzt, wo wir uns so glücklich hier getroffen haben, doch einen kleinen Imbiß oder wenigstens

ein Glas Wein nicht verschmähen! Ich bitte Sie wirk'ich, machen Sie nicht diese abweisende Bewegung, Herr Neubert. Wenn sie jetzt an meinem Hanse vorübergingen, das wäre ja eine Beleidigung für mich, und eine solche habe ich doch von Ihrer Seite aus nicht verdient."

Sie zu beleidigen habe ich allerdings keine Veran­lassung, und ich nehme daher Ihre Einladung an, Herr Baron, obwohl ich eigentlich nicht recht einsehe, worin die Beleidigung für Sie liegen sollte, wenn ich den bereits an­getreten Weg nach Hause weiter fortsetzte. Aber lange kann ich mich unter keinen Umständen aufhallen. Ich habe große Eile, um wieder nach Hause zu gelangen."

O, in diesem Falle stelle ich meinen Wagen zur Verfügung, und Sie sind alsdann trotz Ihres Aufenthaltes bei uns noch früher zu Hause, als wenn Sie jetzt sofort zu Fuße weiter marschierten."

Von diesem Anerbieten kann ich leider keinen Gebrauch machen, schon deshalb, weil der tägliche Spaziergang für mich ein Bedürfnis ist," erwiderte Neubert trocken, worauf er an der Seite des Barons dem die Villa umgebenden Parke zuschritt.

In dem Letzteren begegneten sie der Baronin, die in Begleitung ihres Vetters eine Promenade machte, und hinter den Beiden folgte in einiger Entfernung Irma mit dem kleinen Oskar.

Bei der nunmehr erfolgenden Vorstellung benahm sich Neubert weit höflicher und liebenswürdiger, als der Baron es eigentlich erwartet halte. Er küßte zwar nicht die Hand, welche die gnädige Frau ihm höchst gnädig darreichte, und sein Gesicht blieb kalt und ernst, anstatt sich, wie es in solchen Fällen durchweg als zum guten Tone gehörig betrachtet wird, zu einem süßlich devoten Lächeln zu ver­ziehen, aber er verbeugte sich mit vielem Anstande und richtete an die Baronin einige artige Worte der Begrüßung, die von dieser sehr beifällig ausgenommen wurden.