Bodenverhältnisse abgeschreckt worden zu sein. Die Bekleidung der Geher war so leicht wie nur möglich. Die Kniee blieben zumeist frei. Der Abmarsch von hier erfolgte um 11 Uhr in der Stuttgarter straße; als erster ruckte gegen halb vier Uhr Paul Siegle vom Athletenbund Stuttgart wieder hier ein, die übrigen folgten in kurzen Abständen, meist stark mit Straßenschmutz bespritzt.
st Markgröningen, OA. Ludwigsburg, 15. Nov. In der vergangenen Nacht kamen 'Hunde in die beiden Pförche des Stadtschäfers Dürr und richteten unter den Schafen nicht unbedeutenden Scha den an. Die armen Tier wurden teils zerrissen, teils so zugerichtet, daß sie geschlachtet werden mußten. Die Eigentümer der Hunde sind bis jetzt nicht bekannt.
st Heilbronn, 15. Nov. Am letzten Samstag abend kurz nach sieben Uhr hat ein Unbekannter, der sich noch im Postamt 1 aufhielt, einen Diebstahl in der Weise verübt, daß er an einen Schal ter ging, in dem zwei Beamte soeben anfingen, Kassa zu machen und den Anschein erweckte, als ob er eine Einzahlung machen wollte oder dergleichen. Der Beamte, der den Schalter zu bedienen hatte, öffnete diesen. In demselben Augenblick machte der Unbekannte ein Zeichen, wie wenn hinter dem Beamten etwas vorginge. Der Beamte sah sich um und diese Gelegenheit benützte der Dieb zu einem Griff durch das Schalterfenster in die Kasse, in der sich das Papiergeld befand und suchte das Weite. Noch im Schalterraum verlor er einen Teil des Geldes (1200 Mark), während er mit dem übrigen Geld (50 Mark) entkommen ist.
st Lehrensteinfcld, OA. Weinsberg, 15. Novbr. Bei der Schultheißenwahl am letzten Samstag ist Assistent Arnold von Heilbronn mit 88 Stimmen gewählt worden. Der Gegenkandidat Revisor La- derer von Stuttgart erhielt 49 Stimmen.
st Aalen, 15. Nov. Eine gestern hier vom Konsumverein einberufene große Volksversammlung erklärte sich nach einem Referat über die vorn genannten Verein mit dem Verband der Bierbrauereibesitzer im Bezirk Aalen und Umgebung gepflogenen Unterhandlungen, wonach der Brauereibesitzerverband bereit ist, den Verkaufspreis des Bieres freizugebeu und den kürzlich erhöhten Preis um zwei Mark pro Hektoliter zu reduzieren, für eine baldige Beendigung des Bierstreiks. Ein ähnlicher Beschluß wurde gestern früh auch in Heilbroun gefaßt.
st Tuttlingen, 15. Nov. Ein mit vier Herren besetzter Schweizerballon — Mars — der gestern früh zehn Uhr in Lausanne aufstieg, flog nachmittag kurz nach vier Uhr über den Witthoh und beabsichtigte nach einer schwierigen, großen Teils durch Nebel führenden Fahrt in der Nähe des Lohhofs die Landung vorzunehmen. Der Ballon wurde aber von einem Windstoß in den Wald getrieben und verfing sich in den Tannenbäumen, sodaß die Situation der Luftschiffer eine sehr gefährliche war. Spaziergänger aus Tuttlingen eilten zur Hilfe herbei. Der 21 Jahre alte auf dem Lohhof bedienstete Knecht Manz (Sohn des früheren Musikdirektors) stieg unbemerkt auf einen Baum, um den Ballon zu lösen, wurde aber durch das aus strömende Gas betäubt, verwickelte sich in dem Netzwerk und fand so den Erstickungstod. Der Unglückliche wurde erst bemerkt, nachdem zur völligen Freilegung des Ballons einige
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Kinder durch Beschäftigung bei gutem Mut und in froher Stimmung zu erhalten, gehört zu den wichtigsten Bestrebungen der Erziehung.
Die „Königin der Nacht"
Seeroman von H. Hit t.
Nachdruck verboten.
V. Kapitel.
Des Doktors erster Patient.
Erst gegen Mitternacht des folgenden Tages, als wir uns im Kanal bei der Insel Wight befanden, füllte ich mich berechtig:, die Aufsicht über das Schiff dem ersten Offizier zu überlassen und mich von der Schiffsbrücke zu entfernen.
Das Wetter war schön und die See soruhig wie ein Ententümpel, so daß fast alle Passagiere sich auf Deck befanden, die frische Salzluft einatmeten und eifrig beschäftigt waren, neue Freundschaften zu schließen, die mindestens während der Tauer der Zeit andauern sollten. Schon deuteten so manche Zeichen darauf hin, daß ein bis zwei verschiedene Flirts im Gange waren. Das Wetter hatte die Damen veranlaßt, ihre hellsten Sommerkoslüme herauszusuchen, ein jeder hatte seine Sorgen zu Hause oder in der Kabine gelassen, und alles war eitel Lachen und ungetrübte Fröhlichkeit.
Ich ging zuerst in meine Kabine, um die Spuren der langen Nachtwache zu entfernen und die Kleider zu wechseln. Nachdem ich meine Toilette beendet, ging ich wieder hinauf, machte den verschiedenen Gruppen auf Deck meine Komplimente, soweit mir das möglich war, und gab mir zunächst keine Mühe, Aline zu suchen. Es lag nicht in meiner Ab-
Tcmnen umgesägt werden mußten und er zu Bo den fiel. Die sofort eingestellten Wiederbelebungs versuche waren aber leider trotz späterer ärztlicher Hilfe erfolglos.
st Friedrichshasen, 15. Nov. Die Versuche zur Abbringung des bei Eriskirch auf Sand aufgelaufenen badischen Salondampfers „'Kaiser Wilhel m" sind gestern früh fortgesetzt worden. An diesen Versuchen beteiligten sich zwei württembergische und ein badischer Dampfer. Gegen halb 12 Uhr gelang es ihnen, das fest gelaufene Schiff zurückzuziehen und in tieferes Fahrwasser zu bringen, woraus es zur Reparatur nach Konstanz bugsiert wurde. Außer dem Bruch des Steuerruders, der die Strandung zur Folge gehabt chatte, hat der Salondampfer keine Beschädigungen erlitten.
Preßstimmen zur Herrenberger Landtagsersatzwahl.
Die Landtagsersatzwahl im Oberamt Herrenberg wird von der politischen Presse eingehend gewürdigt.
Der „Schwäbische Merkur" sagt, der Unwille über die 'Steuerpolitik des Bundes der Landwirte habe auch im Bezirk Herrenberg sein Echo gefunden. Nur durch dis Hilfe des Zentrums sei der Bund zu einem Sieg gekommen. Das Blatt leitet aus dem Wahlergebnis auch die Lehre ab, daß eine Politik verkehrt wäre, die blindlings, weil die Führer des Bundes gesündigt haben, jeden Faden zu den Mitgliedern des Bundes abschneiden wollte. Der gemüßigte und nationale Liberalismus werde sein Ziel darin zu suchen haben, die falsch belehrten Bundesmitglieder eines Besseren zu unterrichten und bei dieser Aufgabe hätten charaktervolle Persönlichkeiten, die den Mut besitzen, der mrt dem Zentrum arbeitenden Bundesleitung inr eigenen Lager entgegenzutreten, noch ein weites und wie die Herrenberger Wahl zeige, keineswegs ganz aussichtsloses Arbeitsfeld vor sich.
Die „Schwäbische Tagwacht" erklärt, der bündlerische Erfolg sei nicht zuletzt dadurch begünstigt worden, daß sich in der Reichsfinanzreform, die den Hauptgegenstand der Wahlagitation bildete, die beiden in Frage konrmenden Kandidaten dis gegenseitigen Borwürfe fast immer unverändert zurückgeben tonnten. Die Deutsche Partei, bei der Kandidatensuche das Bild kläglicher Hilflosigkeit, Habs einen Mann suchen müssen, der zugleich Bundesmitglied war. Dis Deutsche Partei könne in ländlichen Kreisen nur noch etwas ausrichten, wenn sie den Bund bei guter Laune erhalte. 'Das Zusammenstehen von Zentrum und Bauernbund sei eine Mahnung für alle, die sich der Gefahr einer klerikal-agrarischen Mehrheit im württembergischen Landtag nicht verschließen.
Der „Beobachter" sagt: „Ist auch der Bauernbündler dank einer die letzte 'Kraft in Anspruch nehmenden Agitation noch einmal gewählt worden, so liegt in dem kolossalen Rückgang der Stimmen für den Bauernbund die deutlichste Verurteilung seiner Politik. Die Herrenberger Wahl ergänzt lediglich alle Wahlerfahrungen seit der Annahme der famosen Reichsfinanzresorm durch den schwarzblauen Block."
Das „Deutsche Volksbla tst" mißt der Wahl größere politische Bedeutung zu insofern, als der unter der Parole: Reichsfinanzreform geschlagene
sicht, A.u,,eyen zu erregen, oder sie ms Gerede zu bringen, was an Bord eines Schisses so leicht möglich ist. Zave-.lal mar hier anscheinend in seinem Element, er stellte du Leine einander vor, amüsierte sie, gab ihnen Ratschläge, alles meinem Atem, und sobaid er mich bemerkte, sag ich, vast er die anderen aus mich aufmerksam machte. Tie Werie „der Kapitän" besitzen auf der See geradezu magische Wirkung, und der Besitzer des Titels ist für alle seine sogenannten Untergebenen, — in übrigens recht unverdientem Grade, — der Gegenstand lebhaften Interesses.
„Der Kapitän — Kapitän Forrester," hörte ich den Doktor in respektvollem Flüstern murmeln, als ich mich einer Gruppe eleganter Leute näherte, die sich um einen allen Herrn versammelt hatte, der in einem Schankelstnhl saß und lustige Geschichten zu erzählen schien. Zavertals Bemerkung hatte die Wirkung, daß alle Augen sich auf mich richteten, während er in lautem Tone die Worte sprach:
„Grcken Morgen, Sir. Ich fürchte. Sie haben tüchtig zu arbeiten gehabt, während wir übrigen geplaudert und geschlafen haben."
Ich erwiderte den Gruß, nahm die Miene eines erfahrenen Kapitäns an und bemerkte, es wäre bei mir Sitte, mich stets selbst um das Schiff zu kümmern, so lange das Land in Sicht sei. Dann bat ich ihn, mich den übrigen Herrschaften vorzustcllen, und er nannte einen Haufen von Namen, die alle mit dieser Geschichte nichts zu tun haben, obwohl ich mit den meisten von ihnen in der nächsten Woche recht vertraut wurde.
Ich weiß nicht, ob es absichtlich geschah, aber Zavertal unterließ es, den alten Herrn im Schankelstnhl zu erwähnen, dessen Gesicht daraufhin einen Ausdruck komischen Aergers annahm.
„Warum übergehen Sie mich, Doktor?" protestierte er in ausgesprochenem, amerikanischen Arzent. „Ich vermute. Sie glauben meine kleinen Geschichtchen würden den Kapitän von seiner Pflicht abhalten, und es wäre für beide Teile besser, wenn er mich nicht kennen lernt."
Zavertal sah ihn an, und ein Lächeln huschte über seine Lirmen: aber obwohl der Blick mir nicht galt, und ich es des-
Wahlkampf eine kräftige Niederlage der Deutschen Partei zur Folge gehabt habe.
Die „Deutsche Reichspost" sieht in dem Sieg des bündlerisch-konservativen Kandidaten „die Antwort" an die Deutsche Partei.
Die Stärke der Parteien r'st nach dem Deutschen Bolksblatl nunmehr folgende: Zentrum 25, Dvlkspartei '23, Bauernbund und Konservative 16, Sozialdemokratie 15 und Deutsche Partei 13 Sitze. Die Rechte verfügt über 41, die Linke über 38 Mandate. Die Deutsche Partei gibt den Ausschlag.
In der „Franks. Ztg." wird gesagt: Schultheiß Schmid von Tailfingen ist mit einer Mehrheit von 33 Stimmen gewählt. Und doch wird die Freude des Bundes über diesen „Sieg" nur getrübt sein. Denn vor nicht ganz drei Jahren hat er aus eigener Kraft 2437 Stimmen aufgebracht, während seine Gegner nur die Hälfte seiner Stimmenzahl erringen konnten: Volkspartei 79 l, Deutsche Partei 188, Sozialdemokratie 266 Stimmen. Heute brachte es der bündlerische Kandidat nur auf 2063 Stimmen, darunter rund 300 Zentrumsstimmen, so daß der Bund in diesem Bezirk 6—700 Stimmen verloren hat, während die beiden liberalen Parteien einen Gewinn Pon zusammen 590, dis Sozialdemokratie vvn 200 Stimmen buchen können. Das ist die erste Quittung, 'die ländliche Wähler rn Württemberg dem Bund der Landwirte für seine Reichsfinanzreform erteilen. Der in dem Wahlergebnis zum Ausdruck kommende Unmut der Wähler über die Politik des'Bundes hätte einem linksgerichteten Kandidaten mehr Aussicht auf Erfolg gegeben, und der Mangel an einem solchen Kandidaten, der doch schließlich immer ein Mangel der Organisation ist, wird gleichzeitig für die Volkspartei eine Mahnung sein müssen, die Arbeit in diesem Bezirk, der auch für dis Reichstagswahlen von Bedeutung ist, unverzüglich aufzunehmen. Es haben offenbar wegen dieses Fehlens einer linksliberalen Kandidatur linksliberale Wähler dem Sozialdemokraten ihre Stimme gegeben. Die Herrenberger Wahl wird nicht bloß in parteitaktischer Beziehung Folgen haben, sie wird wohl auch materiell politisch wirken. Denn der Bauernbund zählt einen weiteren Abgeordneten, der seine Wahl nur dem Zentrum verdankt, und die parlamentarische Abhängigkeit, in der sich der Bund vom Zentrum befindet, wird damit noch verstärkt. Das Zentrum, dessen direkte Macht durch die konfessionelle Verteilung in Württemberg begrenzt ist, weiß diesen indirekten Einfluß um so stärker für seine Zwecke zu nützen.
st Von der badischen Grenze, 15. Nov. Der ganze Fisch bestand in der Breg bis über Böhrenbach hinaus ist vollständig vernichtet. Der Gemeinderat von Vöhrenbach hat 100 Mark Belohnung ausgesetzt für Ermittelung der Ursache des Fischsterbsns.
st Breiten, 15. Nov. Wie man hört, hat die Firma Heinrich Franck Söhne in Ludwigsburg, die bekanntlich seit langen Jahren hier eine Filiale (Dörranstalt) besitzt, dem Melanchton- h'aus die Gabe von 10 000 Mark'zugewendet. Dadurch verminderte sich die Schuldenlast auf etwa 25 000 Mark.
st Schiltach, 15. Nov. Gestern früh brach in dem großen Sägwerk von Heinzelmann in der Nähe des Bahnhofes Großfeuer aus, das das
: ach nicht mit Bestimmtheit behaupten 'kann, so glaubte ich doch. daS kalte stahiharte Ausblitzen in seinen Augen zu bemerken, als er antwortete:
„Ich bin überzeugt. Sir, es wäre weit besser, wenn Sie sich immer so lustig zeigten, wie Sie es heute Morgen gewesen sind, als daß Sie sich ganz unnützer Weise beleidigt fühlen. Wenn ich Ihnen aufrichtig sagen soll, weshalb ich es verabsäumt habe. Sie dem Kapitän vorzustellen, so muß ich zu meiner Schande gestehen, daß Sie einer der wenigen Passagiere sind, an deren Namen ich mich nicht genau zu erinnern vermag."
Der Ton, in welchem Zavertal diese Worte sprach, fiel mir unbewußt auf. Hatte seine Bemerkung eine versteckte Bedeutung, oder war es nur der Instinkt, der mich unwillkürlich aufmerksam machte? Das kann ich nicht genau sagen, aber ich weiß, daß der Gedanke mir durch den Kopf schoß, und mich veranlaßte, dem Manne, an den diese Worte gerichtet waren, ein größeres Interesse zu schenken. Der Passagier im Schankelstnhl war, wie gesagt, ein alter Mann, anscheinend trotz der Lebhaftigkeit seines Benehmens, wenigstens siebzig Jahre alt. Ich ivar diesem Typus auf vielen Schiffen schon so manches Mal begegnet, es war der bekannte lustige alte Kerl, der junge Gesellschaft beiderlei Geschlechts vorzieht und sie durch eine angenehme Persönlichkeit und einen reichen Schatz von Anekdoten anzulocken weiß. Dieses besondere Muster eines alten Herrn hatte ein rötliHes Gesicht, das unter der i'yipigen Fülle schneeweißen Haares wie eine ausgehende Sonne leuchtete; seine großen Augen funkelten freundlich und lustig, und er trug - was mir für sein Alter etwas zu jugendlich vorkam — einen elegant sitzenden Hellen Anzug, während den Kopf ein weißer Panamahut bedeckte.
Wenn die Worte des Doktors eine verborgene Bedeutung gehabt hatten, so schien der weißhaarige Passagier das absolut nicht zu merken. Er lüstete ein wenig seinen Hut. hauptsächlich zu mir. zum Teil aber auch zu der allgemeinen Gesellschaft, und sagte:
„Emerson C. Waldo, Sir, ist mein Name — General Waldo — von der Kavallerie der Vereinigten Staaten — aus Gcsnudhcits- und Bildnngsrücstichten ans einer Erhvlungstvur