ten haben. Aerztliche Untersuchung wird nicht gefordert. Ausgenommen sind nur Schwerkranke. Das Sterbegeld beträgt 100 Mark, 200 , ZOO, 400 oder 500 Mark und zwar im ersten Versicherungsjahr 40 Prozent, im zweiten 60 Prozent, im dritten 80 Prozent und im vierten an lOO Prozent des Nor- malsatzes. Die Prämien betragen je nach dem Lebensalter von l Mark 89 Pfennig bis 5 Mark 57 Pfennig für 100 Mark Sterbegeld. Die Sterbekasse soll mit dem ersten Januar 1910 in Kraft treten.
js Markgröningen, OA. Ludwigsburg, 16. Okt. Am letzten Mittwoch wollte der Schäfer und Land Wirt Schuhmacher an seiner Futterschneidmaschine etwas in Ordnung bringen. Währenddessen trieb sein zwölf Jahre alter Sohn die Maschine an, wodurch der Vater einige Finger in die Kammräder brachte und ihm diese abgedrückt wurden. Gestern abend ist nun der Mann an hinzugekommenen Starrkrampf seinen Verletzungen erlegen.
! Nürtingen, 16. Okt. Auf dem Hohen-Neuffen ist heute das Denkzeichen für den schwäbischen Albbesinger Eduard Paulus, das in der Ostwand des Jnnenhofes eingefügt ist, eingeweiht worden. Das Denkzeichen ist ein Werk des Bildhauers Rheineck und stellt ein Reliefbildnis von Paulus dar. Die Weiherede hielt Geh. Hofrat Professor Dr. Güntter. Professor Lachenmaier trug eine Anzahl Gedichte von Paulus vor, worauf Hofbaudirektor von Berner das Gedenkzeichen dem schwäbischen Alb- Verein übergab, in dessen Namen es Professor Nägele übernahm. Lorbeerkränze legten nieder Geh. Hofrat Professor Güntter und Landeskonservator Dr. Gradmann. An die Feier schloß sich ein Festmahl im Ochsen zu Neuffen.
H Geislingen, 16. Okt. Bei der Durchfahrt des Parsevalluftschiffes, die um 1 Uhr erfolgte, ereignete sich ein schwerer Unfall. Ein vierjähriges Knäb- chen geriet unter ein zweispänniges Fuhrwerk und wurde von einem Pferd init dein Hinterfuß auf den Kopf getreten. Der leitende Arzt des Bezirkskrankenhauses, Dr. Zwißler, der sofort zur Stelle war, brachte den schwerverletzten Knaben nach Anlegung eines Notverbandes im eigenen Wagen ins Bezirkskrankenhaus, wo alles aufgeboten wurde, das Leben des Kindes zu erhalten.
4 Kirchberg a. Jagst, 17. Okt. In dem nahen Gaggstatt brannte gestern das Anwesen des Kaufmanns Lehrer vollständig nieder. Die betagten Eltern des Lehrer konnten sich nur mit knapper Not retten, während die Frau im Gesicht bedeutende Brandwunden erlitt. Der Schaden an Mobiliar und Warenvorräten, die zum Teil nicht versichert sind, ist sehr groß. Das Feuer, das in den Benzin- und Petroleumvorräten gute Nahrung fand, griff mit großer Schnelligkeit um sich.
st Lorch, OA. Welzheim, 16. Okt. In der gestrigen Sitzung der bürgerlichen Kollegien wurde Mitteilung von dem Erlaß der k. Kreisregierung Ell- wangen in Sachen der Nichtbestätigung der Wahl des Gerichtsschreibers Scheufele zum Stadtschuthci- ßen gemacht. Darunter wird u. a. als ein wesentlicher Punkt für die Nichtbestätigung Scheuseles die Verbreitung ungünstiger Gerüchte über die dienstliche Tätigkeit des Gegen-Kandidaten Horsch genannt. Die Kosten der Wahl (ca. 100 Mark! werden aus die Staatskasse übernommen.
Weil, 17. Okt. Die Herb st rennen des Schwäbischen Reitervereins fanden heute nachmittag bei herrlichem Herbstwetter auf dem Weiler Rennplatz statt. Der Besuch war ein guter. Vom Kgl. Hof waren die Herzöge Albrecht und Ulrich, Herzog und Herzogin Robert und Herzog Wilhelm von Urach erschienen. Die Rennen verliefen leider nicht ohne Unfall. Im 2. Rennen stürzte Lt. Graf von Nayhauß-Cormons, Drag.-Reg. 14 und erlitt eine Kopfverletzung. Im letzten Rennen überschlug sich die Fuchsstute „Feuerbach" des Lt. Zeltmann beim Sprung über eine Hürde und brach den Fuß, während der Reiter unbedeutende Verletzungen davontrug. Auch im 3. Rennen stürzten 2 Reiter, ohne jedoch Schapen zu nehmen. Während der Rennen spielte die Kapelle der gelben Ulanen.
st Ravensburg, 16. Okt. Die Zentralgenossen- schaft der oberschwäbischen landwirtschaftlichen Vereine, die im letzten Sommer den direkten Absatz von Schlachtvieh nach Stuttgart eingerichtet hat, hat heute nach einem Jahr folgende Erfolge: 4405 Stück Schlachtvieh im Werte von 412 000 Mark wurden an das Schlachthaus Stuttgart abgeliefert. Nach genauer Berechnung wurde ein Mehrerlös (über die Händlerpreise auf dem Landes erzielt pro Kopf von 4—5 Mark, ja 10—12 Mark und darüber, sodaß also ein Gesamterlös von 22 000 Mark (je 5 Marks bis 44 000 Mark (je 10 Mark pro Kopf des Tieres) verzeichnet werden kann.
st Aus Hohenzollern, 17. Okt. Im oberen Donautal sind die Erdarbeiten für die Wasserleitung auf den Truppenübungsplatz zur Zeit in vollem Gange. Bei Thiergarten werden auf der Strecke von der Quelle bis zum Maschinenhaus die Röhren bereits gelegt. Der Röhrenstrang läuft größenteils durch den alten Werkkanal. Die Quelle, der das Wasser entnommen werden soll, entspringt eine Viertelstunde flußaufwärts auf dem rechten Donauufer. Das Maschinenhaus mit der Turbinenanlage kommt in die Nähe der bekannten Gastwirtschaft zum Hammer zu stehen. Von dort aus wird das Wasser auf die Hochebene für die badischen Soldaten hinaufgepumpt. Das große Wasserreservoir wird auf einer Höhe bei Oberglashütte erstellt.
Vom Parfeval III.
Zur festgesetzten Zeit hat Parseval 3 seinen Aufstieg auf dem Cannstatter Wasen unternommen und die beabsichtigte Fahrt über Stuttgart ausgeführt. Parseval 3 flog in langsamer Fahrt gegen den Südwestwind nach Stuttgart und wendete um neun Uhr, nachdem er die untere Hälfte der Stadt erreicht hatte, wieder gegen Süden, um seine Fahrt nach Heilbronn fortzusetzen. Um 9 Uhr 10 passierte das Luftschiff Zuffenhausen, um 9 Uhr 25 Ludwigsburg. In Hoilbronn erschien Parseval 3 um 9 Uhr 45 von Lausten kommend über der Stadt und überfuhr sie mehrmals in weitausholenden Schleifen, wobei es bis 10 Uhr 20 sichtbar blieb. Darauf setzte es, ohne zu landen, seine Fahrt nach Frankfurt fort.
* Frankfurt, 16. Okt. Parseval 3 passierte 11 Uhr 50 Minuten Heidelberg, 12 Uhr 30 Minuten Darmstadt und landete bereits kurz nach 1 Uhr auf der Jla.
st Heilbronn, 17. Okt. Der Führer des Parsevalballons Oberleutnant Stelling hat sofort nach der Landung des Luftschiffes in Frankfurt folgendes
Telegramm an den Stadtvorstand Oberbürgermeister Göbel gerichtet: „Infolge sehr schwieriger Witterungsverhältnisse, die bereits die Abfahrt von Stuttgart erschwerten, konnte leider eine Landung des Parsevalballons in Heilbronn nicht stattfinden. Zu unserem Bedauern war es nicht möglich, eine entsprechende Absage rechtzeitig zu drahten, und bitten wir dieses gütigst verzeihen zu wollen. Wir sprechen Ihnen und der Stadt Heilbronn für die freundliche Einladung nochmals unseren herzlichen Dank aus. Stelling." Man hat hier diese Depesche mit sehr gemischten Gefühlen ausgenommen. Bei uns in Heilbronn hat man gestern vormittag von sehr schwierigen Witterungsverhältnissen nichts wahrgenommen. Wenn das bischen Wind an einem herrlichen Herbsttage schon schwierige Witterungsverhältnissr bedeutet, wie mag es den Parsevalluftschiffen erst gehen, wenn sie statt kurzer Etappenfahrt am Hellen Tage eine Sturmfahrt bei Nacht aushalten sollen, wie es die Zeppelinschen Luftschiffe wiederholt getan haben? Uns scheint, daß wir zu gunsten der Residenz zurückgesetzt wurden.
js Frankfurt a. M., 17. Oktober. Die Internationale Luftschiffansstellung wurde heute mittag mit einem Festakt, an dem die Spitzen der Behörden und zahlreiche Gäste teil- nahmen, offiziell geschlossen. Nach der Verkündigung der Preise schloß der kommandierende General v. Eichhorn die Ausstellung mit einem Zfachen Hoch auf den Kaiser.
* Köln, 16. Okt. Wie nun feststeht, werden die Luftschiffmanöver bei Köln am 25. Oktober beginnen und dann vier Wochen lang dauern. Die drei Luftschiffe Z. 2, P. 1 und Groß 2 werden hierher beordert werden. Z. 2 ist schon seit längerer Zeit hier stationiert. Vor einigst: Tagen sind auch schon ein Ingenieur und zwei Monteure aus Berlin eingetroffen, nm das Luftschiff in Stand zu setzen. Der Parsevalballon soll verpackt und per Bahn hierher befördert werden. Groß 2 ist in Berlin immer noch nicht aufgestiegen. Man will jedoch die nächste günstige Witterung zur Fahrt wahrnehmen, da sonst die Gasfüllung ausgelassen und der Ballon per Bahn hierher transportiert werden müßte. Es sind bereits zwei Kompagnien Lustschiffer aus Berlin eingetroffen, ebenso eine Abteilung aus Metz. Die Manöver werden hauptsächlich dein Vergleich, der Ausbildung der Mannschaften und zu Uebungsfahrten dienen. Es ist auch nicht ausgeschlossen, daß Z. 2 und Groß 2 zu dauerndem Aufenthalt nach den Manövern nach Metz übersiedeln.
ss Dresden, 16. Okt. Nach einem Vortrag des Direktors Colsmann beschloß eine gestern hier abgehaltene Versammlung, in allen sächsischen Städten Werbekomitees für eine Aktiengesellschaft für Luftschiffahrt einzusetzen. Direktor Colsmann erklärte, die erste Fernfahrt im nächsten Jahre finde nach Sachsen statt.
js WeißenLurg, 17. Okt. Das französische Kriegerdenkmal in Weißenburg ist heute Vormittag enthüllt worden. Am Morgen fand ein stimmungsvoller Trauergottesdienst in der evangelischen Kirche statt. Am Altar waren deutsche und französische Fahnen angebracht und davor die trauerumflorte Trikolore der französischen' Gravelotte-Kämpfe aufgestellt. In der französischen und in der deutschen Predigt wurde der Heldentod als vorbildlich hingestellt. Mittags fand ein imposanter Aufzug von etwa 50 Vereinen (Veteranen-, Krieger-, Turn- und Musikvereinen), darunter einer Reihe französischer zum Denkmal nach dem Geisberge bei Weißenburg statt' das mit französischen und deutschen Fahnen geschmückt un' nun eingeweiht wurde. Es hatten sich etwa 2000 Gä.°
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M L«fef»ircht. M
Wenn der Tag nicht hell ist, sei du heiter. Sonn' und froher Sinn sind Gottes Streiter.
Sanders.
Verschiedene Pole.
Novelle von Dr. L- Lange.
(Fortsetzung.) Nachdruck verboten.
Diese lastete immer schwerer aus mir, je mehr wir uns auf dem Rückmärsche vom Kilima-Ndscharo der Küste näherten. Bei ihren Namensverwandten, deren Gebiet wir jetzt weiter nördlich durchzogen, mochte ich sie nicht zurücklaffen, denn diese würden sie ohne Bedenken bei der ersten sich darbietenden Gelegenheit als Sklavin verkauft haben. So kam es, daß, als wir Manbas erreichten, um uns dort in einer Dhau (arabischem Fahrzeug) nach Sansibar einzuschiffen, ich in recht großer Verlegenheit war, was ich nun mit ihr anfangen solle.
Aus dieser riß mich Fred, indem er mit jener ruhigen Bestimmtheit, die er sich auf unserer Expedition mehr und mehr zu eigen gemacht hatte, mir erklärte, er beabsichtige, sie, da sie nun doch einmal von allen heimischen Banden losgelöst und es unmöglich sei, dieselben wieder anzuknüpfen, mit nach Europa zu nehmen.
„Was soll sie dort?"
„Das wird davon abhängen, wie sie sich dort in die Verhältnisse findet. Daß sie ganz ausnahmsweise gelehrig und bildungsfähig ist, wirst du selbst zugeben/
„Allerdings. Aber hast du auch bedacht, was wohl deine Schwester dazu sagen wird? Und die guten Philister zu Hause. Welche Deutung sie Euerem Verhältnis geben werden?"
„Mögen sie! Ihr Urteil ist mir vollständig gleichgültig. Meine Schwester aber wird sie zuerst als ein interessantes Spielzeug betrachten, und allmählich, besonders wenn ich ihr erzähle mit welcher Treue Uanda uns gefolgt ist, sie sicher liebgewinnen!"
Ich sah, daß sein Entschluß feststand, und bemühte mich nicht weiter, denselben zu erschüttern. Mochte er, da er auf keinen guten Rat hören wollte, die Verantwortung für seine Handlungsweise übernehmen; er war alt genug dazu.
So kam es, daß einige Wochen später wir uns mit Uanda nach Bremen einschifften.
* *
Unsere Rückkehr nach der alten Universitätsstadt war natürlich das Ereignis des Tages und blieb es auch längere Zeit, als dies sonst der Fall zu sein pflegte, einmal, weil sonst nichts passierte, was den Eindruck jenes Sensations- ereignisfes abgeschwächt hätte, außer daß der Papagei der Frau Amtsrichter das Wachtelhündchen „Joli" der Frau Kreisphrffikus so in den Schwanz kniff, daß dieser heulend davonlies, woraus sich eine fast sechs Monate währende Feindschaft zwischen den Besitzerinnen der beiden liebenswürdigen Bestien entspann — und sodann, weil Uanda beständig als lebendige Mahnung an die interessante Afrikareise herumlief. Sie blieb dies auch, als ihr Besitzer Fred in den Vordergrund der Ereignisse trat. Ich sage absichtlich „Besitzer", denn Fred konnte zehnmal erklären, daß Uanda nicht seine Sklavin sei, sondern lediglich aus freien Stücken ihn begleitet habe, die Herren Professoren und Dozenten der juristischen Fakultät zu Zeugen dafür anrufend, daß ein Sklavenhalten auf Deutschlands Boden staatsrechtlich ganz unrechtlich sei. — Uanda war und blieb „die schöne Negersklavin". Schön? Ihre Gesichtszüge trugen das charakteristische Gepräge ihres Stammes und höchstens die großen, sammetschwarzen Augen konnte ein Aesthetiker schön
finden, während ihr Körper allerdings eine tadellose Entwicklung zeigte. Aber sie hieß nun einmal so, sogar die Damen gebrauchten diese Bezeichnung mit Vorliebe, da ja keine von ihnen die Rivalität der Afrikanerin zu fürchten hatte, und so blieb es bei jenem Namen.
Freds Verhältnis zu ihr war ungefähr das Verhältnis eines Lehrers zu seiner Schülerin. Er machte ihr gegenüber eine nachsichtige Autorität geltend, die nur dann manchmal eine strengere Färbung annahm, wenn Uanda während der Lektionen die er ihr teils selbst gab, teils durch einen Volksschullehrer erteilen li.ß, mit bunten Bändern und dergleichen spielte, wozu sie eiren nahezu unbezwinglichen Hang besaß. An Material fehlte es ihr nicht; die Damen der Stadt, Freds Schwester an der Spitze, versahen sie in reichstem Maße mit solchem, uno amüsierten sich köstlich, wenn Uanda die Geschenke zu originell-phantastischem Kopfputz oder ähnlichem verarbeitete. Sie wurde überhaupt vielmehr verzogen, als für die Entwicklung ihres Charakters gut war; die Damen fanden ihr Kauderwelsch das die grammatikalischen Regeln der deutschen Sprache mit souveräner Verachtung behandelte und das sie mit einzelnen, auf dem Marsch von den Trägern und auf der Schiffsreise von den Matrosen aufgeschnappten englischen Kraftworten spickte, „einzP" und „süß" und behandelten sie überhaupt ungefähr wie ein großes Baby.
Fortsetzung folgt.
Unerwartete Replik. Hausfrau (zum Dienstmädchen, das den Dienst verläßt): „Nun, das eine muß man Ihnen lassen: ehrlich sind sie wenigstens gewesen!" — Dienstmädchen: Na, bei Ihnen war aber auch nichts zum stehlen.
Ach so! Gast: „Bitte, sagen Sie doch dem Herrn, Klavierspielen soll man zu Hause lernen!" — Kellnerin: „Das tut er ja, . . . es ist der — Wirt!"