-enheit aller Geschädigten festgesetzt worden: Die Be­troffenen erhalten die schöne Summe von 4000 Mark und sind hiermit mehr als zufrieden. Anzuerkennon ist, daß nicht nur die Besitzer der Grundstücke in der Nähe der Nieder­gangsstelle, sondern überhaupt jedermann, der irgendwie ge­schädigt worden ist, darunter auch die ärmeren Leute, die das Gras der Feldwege gepachtet hatten, schadlos gehalten werden. Somit können nicht nur die Wirte, sondern auch die Einwohner Mittelbiberachs mit wahrer Freude auf die Zeppelintage zurückblicken. Der Vorgang ist für die weite­sten Kreise von Interesse, denn die Furcht, infolge einer Landung zu Schaden zu kommen, ist angesichts dieser aner­kennenswerten Haltung der Reichsbehörden grundlos.

js Ravensburg, 4. Aug. Der Todes stürz von Dr. Mattes ist nicht im Rappenloch erfolgt, sondern im Ge­biete der Schaufelquellen. Dr. Mattes, der in Begleitung einer seiner Töchter und eines etwa zehnjährigen Sohnes war, wanderte über die Rappenlochschlucht und das Alploch hinaus weiter den Felsenpfad, der im letzten Jahre etwa auf die Länge einer Wegstunde zu der neu entdeckten Schaufel­quelle und zu der bis dahin unbekannten Schaufelschlucht angelegt wurde, von wo ein steiler, fast senkrechter Pfad zu der etwa 26 Meter höher gelegenen Quelle führt. Auf der Suche nach einem andern Rückwege dürfte ein Fehltritt ihn in die Tiefe gerissen haben. Fräulein Mattes, die, lt. Ober- schwäb. Anz., dem Vater zu Hilfe eilen wollte, stürzte selbst herab, knapp neben den sterbenden Vater, der einen Schädelbruch erlitten hatte. Sie trug mehrere Verletzungen davon, schleppte sich aber, während ihr Bruder bei dem Vater blieb, nach dem Elektrizitätswerk am Staufensee, um ärztliche Hilfe telephonisch herbeizurufxn. Für den Vater kam diese leider zu spät, er war schon verschieden. Fräulein Mattes wurde zunächst ins Gütle und dann nach Dornbirn ins Hotel Rhomberg gekrackt, während die Leiche ihres Vaters erst nachts unter schweren Mühen geborgen und ins Krankenhaus gebracht werden konnte.

js Berlin, 4. Aug. Der Bundesrat beschloß in seiner Sitzung vom 24. Juli: Die Uebergangsabgabe von dem in der Norddeutschen Brausteuergemeinschaft aus Bayern, Württemberg, Baden und Elsaß-Lothringen eingeführten Bier wird mit Wirkung vom 1. August 1909 ab auf 5 Mark für einen Hektoliter festgesetzt.

js Berlin, 4. August. Der Reichsanzeiger veröffentlicht einen Erlaß, in dem der Kaiser für den Eifer, mit dem auf dem 3. Wettstreit der deutschen Männer- gesang vereine um den Kaiserprets die milkämpfenden Vereine sich ihrer Aufgabe widmeten, und für den hohen Durchschnitt der Leistungen seine uneingeschränkte Anerkenn­ung ausspricht. Immerhin hätten sich Gesichtspunkte er­geben, deren Berücksichtigung wichtig erscheint. Soweit die Gesangsausbildung in den preußischen Schulen in Betracht kommt, behält sich der Kaiser besondere Regelung vor. Vor allem aber werde aus die volkstümliche Ausgestaltung des Wettstreits größerer Nachdruck gelegt werden müssen. Namentlich der erste Preischor dürfe nicht zu schwer gewählt werden. Bei den selbstgewählten Chören scheine eine ab­wechslungsreichere Auswahl erwünscht. Um diesem Ziel zu genügen und einzelnen innerhalb des Wettstreites hervor­getretenen Beschwerden vorzubeugen, sei eine teilweise Ab­änderung und Ergänzung der geltenden Bestimmungen er­forderlich. Es folgen hierauf die Abänderungsbestimmungen zu den Bestimmungen vom 2. Juli 1898.

* Berlin, 4. Aug. Wie derP-fft" von gut unterrich­teter Seite aus Wien geschrieben wird, verschiebt König Eduard, der auch in diesem Jahre nach Marienbad zum Kurgebrauch inkognito reist, seinen Besuch bei Kaiser Franz Joseph auf das nächste Jahr.

Der Mensch sieht die Welt fast immer durch die Brille des Gefühls, und je nach der Farbe des Glases, durch welches er schaut, erscheint sie ihm finster oder purpurhell.

Andersen.

Unter dem Gesetze.

Roman von H. v. Schreibershofeck.

Nachdruck verboten.

Herr v. Warnitz fühlte sich bewegt und gerührt, aber dazu war. keine Zeit.Sie müssen weg, so schnell wie möglich," sagte er hastig.Sie haben ja schon andere Sachen an"

Ja, es sind alte von mir, ich hatte noch" der Mann schwieg verlegen und schuldbewußt ich wäre ja gleich daran erkannt," setzte er leiser hinzu.Ich wußte einen Fleck von früher. aber ich wäre vor Hunger fast schwach geworden."

Ich will Ihnen etwas mitgeben." Herr v. War­nitz holte nochmals Brot und ein großes Stück Käse aus dem Hause.Stecken Sie das ein, und hier, hier ist etwas Geld, damit Sie nicht aus Not so, ich will Ihre Frau benachrichtigen erst wenn es Ihnen gut geht. So, benutzen Sie diese Nacht, im­mer nach Osten zu, der Sonne entgegen Vermeiden Sie die Landstraßen so so" Warnitz öffnete das Pförtchen

Wenn es mir gelingt, ich will es Ihnen nie ver­gesse«, gnädiger Herr!"

VomZ. 2".

js Frankfurt, 4. August. (5.10 Uhr.) Auf dem Flug­feld wird zur Zeit fleißig gearbeitet. Die Reparatur- ar beiten sind in vollem Gange. Propeller und Welle sind bereits zur Stelle, müssen aber noch anmontiert werden. Außerdem ist man mit dem Anschlüßen von ca. 190 Gasflaschen zur Nachfüllung von 1200 obm Wasser­stoffgas beschäftigt. Auch wird im Laufe des Nachmittags neuer Ballast ausgenommen werden. Direktor Cols- mann ist heute vormittag nach Köln abgereist, wo er das Luftschiff erwartet. Der Aufstieg ist vorläufig aus 4 Uhr früh festgesetzt.

jj Frankfurt a. M., 4. August. Das Luftschiff Z. 2 ist wieder manöverierfähig. Um 6 Uhr abends waren die Montierungsarbeiten beendet. Hierauf wurden die Motore angelassen und die Propeller ausprobiert.

* Frankfurt a. M, 4. August. (8 /- Uhr.) Die Re­paraturen an dem Z. 2 sind beendet. Vor einer Stunde hat eine Probefahrt der Hinteren Propeller stattgefunden, die zur Zufriedenheit ausgefallen ist. Die Kurbelwelle, das Gestänge und der herabgefallene Propeller sind ausgewechselt und durch neue Teile ersetzt worden. Jetzt beginnt die Gasfüllung des ausgelaufenen Ballonets und die Nachfüll­ung des ganzen Ballons mit Wasserstoffgas. Die Füllung geschieht diesmal durch Flaschen. Es ist beabsichtigt, so rasch als irgend möglich nach Köln zu fahren, um gegen 12 Uhr mittags dort zu sein.

jj Köln a. Rh., 4. August. Graf Zeppelitt tele­graphierte der Köln. Ztg. aus Frankfurt a. M,, daß das Luftschiff morgen die Fahrt nach Köln über Nassau und Bonn antrelen und in Köln gegen 11 Uhr eintreffen werde.

Weiterfahrt nach Köln.

ss Frankfurt, 5. August. Frankfurt war heute schon in der Frühe auf den Beinen. Von drei Uhr ab, während der Mond noch am Himmel stand, zogen große Scharen nach dem Ausstellungsgelände. Vor dem Carltvnhotel sammelte sich ebenfalls eine große Menschenmenge an, um den Grafen Zeppelin bei seiner Abfahrt zu sehen, er war aber schon kurz nach drei Uhr nach dem Ankerplätze gefahren, um die Vorbereitungen zur Abfahrt persönlich zu überwachen. In der vorderen Gondel nahm außer dem Grasen, seinem Neffen, Hauptmann G eorg e, den Lustschiffkapilänen wieder der kommandierende General v. Eichhorn Platz, in der Hinteren Gondel der Chef des Generalstabs des XVtil. Armeekorps, Oberstleutnant Ilse. Kurz nach vier Uhr wurden die Motore zur Prüfung angetrieben. Das Abwiegen erforderte noch einige Zeit. Um 4.30 Uhr ergriff der Gras, nachdem er sich von Major v. Tschadi und einigen Herren der Ausstellungsleitung herzlich verabschiedet hatte, das Sprach­rohr, kommandierte: losl und unter den Hochrufen der Menge hob sich das Luftschiff bei leichtem Ostwind in die Lüfte, beschrieb einen Bogen um den Flugplatz und entschwand dann in nordwestlicher Richtung.

js Frankfurt, 5. August. Telegr. (5 Uhr 25 Min.) Z. 2 hat heute früh 4 Uhr 40 Min. seine Weitersahrt nach Köln an getreten.

js Köln, 5. Aug. Z. 2 überflog um 6.45 Neuwied, um 7.20 Andernach, um 7.25 Linz, um 7.30 Re­magen und um 7.50 Bonn.

Glückliche Landung in Köln.

Köln a. Nh., 5. August. (Telegr.) Das Luftschiff ist um 0,12 Uhr unterungeheuremJubel der Zuschauer glatt gelandet.

Es rauschte in den Büschen, dann war alles wie­der still. Vergebens strengte Herr v. Warnitz Augen und Obren an: von dem Flüchtling war nichts zu hö­ren oder zu sehen, es war, als habe die Erde ihn eingeschluckt Ob er die Richtung auch nicht verfehlte? Die Nachtstunden mußte er benutzen und sich bei Tage verbergen Der Unglückliche! Gewiß hätte man ihm einen Teil der Strafe erlassen, hätte er sich weiter so gut geführt ... Ob wirklich die Nachricht vom Tode des Knaben ... Es wäre vielleicht besser gewesen, ihn nichts wissen zu lassen, jedenfalls hätte er selbst hingehen sollen Aber es war ein Samariterdienst ge­wesen -- Ob das Brot und die anderen Vorräte ver­mißt werden würden? Er konnte sagen, er habe selbst Hunger bekommen höchst unwahrscheinlich. Vielleicht fiel es aber nicht auf, es war jedenfalls am besten, er sagte nichts.

Warnitz ging durch den Garten, dann wieder an das Parktor, blickte die Straße hinab, sah dann nach dem Fenster, hinter dem die Frau mit dem Kinde wohnte, die er hergeholt dann stand es auf einmal grell vor seiner Seele, was er soeben getan: er hatte einem entflohenen Verbrecher fortgeholsen, gegen das Gesetz gehandelt und etwas begangen, dessen Entdeck­ung er zu fürchten hatte.

Aber hätte er des Mannes Vertrauen täuschen sol­len. ihn festhalten und wieder einliefern, das schwache -Jämmchen der Sehnsucht nach einem besseren, reineren Leben wieder anslöschen und ersticken? Nein, tau­sendmal nein, er hätte es nicht gekonnt! Es galt, einer Seele weiter zu helfen und nein, es war kein Un­recht gewesen . . .

Herr v. Warnitz stand noch lange unter dem ge­stirnten Himmel, lautlose Stille umgab ihn, nur hin

Ein Z«pp «lind inkmal. d

sj Oppenheim a. Rhein, 4. August. Heute Nachmittag "

um halb 5 Uhr wurde ein Zeppelin-Denkmal aus dem sogen. "

Kornsand" im Kreise Groß-Gerau am rechten Rheiuuser bei Oppenheim an der Stelle, wo Graf Zeppelin am 4. August I

1908 auf seiner großen Fernfahrt seine erste Landung vor- !

nahm, in Anwesenheit von Vertretern des Staates und der i

Stadt Oppenheim, sowie der Militärbehörden und einer ^

großen Anzahl Festteilnehmer eingeweiht. Die Einweihung vollzog Geh. Rat Willbrand-Darmstadt. Hierauf wurde auf '

der linken Rheinseite gegenüber dem Zeppelin-Denkmal ein ^

weiterer Stein eingeweiht. Das Zeppelin-Denkmal ist aus Kosten des Staates errichtet.

Ei« Throofolgrverzicht im Weimarschsrr Hause.

DieWeimarische Zeitung" meldet von amtlicher Stelle:

Von dem Großherzoge ist dem Prinzen Her­mann von S a ch s e n - W ei ma r - Ei s en a ch, Herzog ! zu Sachsen, nachdem derselbe sich der Mitgliedschaft des i großherzoglicheu Hauses Sachsen und aller damit für ihn ! selbst, sowie für seine etwaigen Nachkommen verbundenen Rechte begeben und für sich und seine Nachkommen auf das Recht der Thronfolge im Großherzogrum Sachsen, sowie aus den Namen, Rang und Titel eines Prinzen des großherzoglichen Hauses verzichtet hat, für sich und seine ehelichen Nachkommen der Rang und Name eines Grafen von Ostheim beigelegt worden.

Diese Mitteilung wird besonders auch in Württemberg interessieren, denn der Prinz ist ein Enkel des verstorbenen Prinzen Weimar. Prinz Hermann, der nunmehrige Graf von Ostheim, ist am 14. Februar 1886 zu Düsseldorf ge- ; boren. Er trat in die Armee ein, ist aber schon Leutnant a. D. Schon bald nach seiner Großjährigkeit wurde er ! unter Kuratel gestellt. Man geht kaum fehl, daß seine Ver- k zickterklärung mit diesen Unstimmigkeiten zusammenhängr. ^ Der Verzickl hat nicht nur eine formelle, sondern eine große lalsächliche Bedeutung, denn Prinz Hermann

war nach seinem Vater der nächste am Thron.

Da der Großherzog Wilhelm Ernst von Weimar Witwer ist und keine Kinder besitzt, so sind die Nachkommen seines Vetters, des Prinzen Wilhelm, dereinst zur Regierung be­rufen. Nach dem Verzicht des Prinzen Hermann kommt nur noch Prinz Albert, geboren am 31. Dezember 1886' Leutnant bei den Pasevakker Kürassieren, in Frage.

Ausländisches.

ss London. 4. Aug. Das Oberhaus bat heute den Ge­setzentwurf über die süd afrik a n i s ch e 11 nio n in dritter Lesung einstimmig angenommen.

js Cowcs, 4. August. König Eduard und Kaiser Nikolaus gingen an einer, einsamen Stelle an Land und be­gaben sich nachmittags im Automobil nach Osborne.

G<«eralstretk in Schweden

* Stockholm, 4. Aug. Der Generalstreik hat heute an- gesangen. Die Zahl der Streikenden beträgt ungefähr 250 600, wovon 30 000 auf Stockholm entfallen.

js Stockholm, 4. Aug. Nachrichten aus den Industrie­zentren und den Propinzorten besagen, daß der Streik bei weitem nicht allgemein ist, und daß der Straßenbahnbetrieb aufrecht erhalten werden konnte. Die Kommunalarbeiter ar­beiten wie gewöhnlich. Nur die Fabrikläligkeit ist lahmge­legt. Es gibt aber auch hier Ausnahmen. Ordnung und Ruhe sind nicht gestört. Tie Gescheute sind geöffnet. Aus Malmö wird gemeldet, daß die Arbeit im Hafen, in dem wenig Schisse liegen, größtenteils niedergelegt ist. Die Zahl

und wieder zitterte ein schwacher Luftzug durch die - Blütterfülle. '

Er schlief fast gar nicht.

Vielleicht war das Fehlen der geringen Vorräte i gar nicht bemerkt worden, in so großem Haushalt wird nicht jeder Bissen zugezählt und bewacht. Es war skeine Rede weiter davon.

Am nächsten Mittage sah Warnitz die Frau im Garten arbeiten Es beunruhigte ihn und er ließ sei­ner Gattin gegenüber ein Wort fallen, über die anschei­nende Schwäche der Frau, die sich wohl besser für leich­tere Hausarbeit eigne.

Da? ist mir sehr angenehm. Ich möchte sie gerne in der Küche und in den Stuben benutzen, mit dem Stubenmädchen bin ich so wenig zufrieden, ich wußte nur nicht, ob du einverstanden wärest." Frau v. War-, nitz war augenscheinlich erfreut.Es ist eine recht geschickte Person, die gewiß früher in guten Häusern gedient hat. Man merkt es ihren Manieren gleich an >

Nun war es Herrn v. Warnitz kaum ganz recht. - Hätte er sie doch nicht hergenommen! Eine ihm sonst fremde Unsicherheit hatte ihn befallen . . . Von ihrer Vergangenheit durfte er ihres Mannes halber nichts wissen, und seine Gattin konnte in leichi ver­ständlicher Güte und Teilnahme mehr aus der Fran heraussrogen als gut war.

Aerger und Verdruß über sich selbst erfüllten ihn. Welche Heimlichkeiten, welche Vorsicht, nur weil seine Gutmütigkeit ihn verleitet hatte, sich mit der Familie zu befassen'

Gegen den Vorschlag seiner Frau konnte er nichts einwenden Dann griff er nach den Zeitungen.

Warum hatte er seiner Frau nicht von dem nächt­lichen Besucher erzählt? Einmal hatte er daran ge-