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ss Bodnegg OA. Ravensburg, 22. Juni." Der Bauer Augustin Heine in Gutmannshof ist gestern nachmittag beim Heuaufladen, als die Pferde unruhig wurden und er diese nicht mehr halten konnte, unter den Heuwagen geraten, wobei ihm der Brustkorb eingedrückt wurde, so daß nach kurzer Zeit der Tod eintrat.

ff Friedrichshafen, 22. Juni. Die Ueberführung des Z. 1 erfolgt voraussichtlich am Donnerstag. Der Ballon liegt fast flugbereit in seiner Zelthalle. Die Besatzung bei der Ausführung wird ausschließlich aus Militär bestehen.

* Berlin, 22. Juni. Man war bestrebt, die Ei ban­fall st euer morgen in der zweiten Lesung im Plenum zu beraten. Voraussichtlich wird sie jedoch erst am T o n- nersrag an das Plenum gelangen, da gegen die morgige Beratung Widerspruch erhoben worden ist. Wie aus Bun­desratskreisen verlautet, wird der Bundesrat die Kotie­rung s st euer in der heutigen Form auf jeden Fall ablehnen. Ob er nach etwaiger Aenderung der Vorlage zusiimmen wird, darüber liegt zur Zeit noch kein Be­schluß vor.

* Berlin, 22. Juni. Die Flugversuche des Parseval 2 sind bisher erfolglos geblieben. Nachdem gestern vom ge­samten technischen Personal versucht worden war, die M ängel der neuen Motoren- und Propeller-Konstruk­tion zu beseitigen, wurde gegen Abend der Motor einer halbstündigen Laufprobe unterzogen. Bald nach 7 Uhr wurde das Luftschiff auf den Uebungsplatz geführt. Es kam jedoch trotz mehrfacher Versuche nicht in die Höhe. Gegen o.-g Uhr hob sich der Parseval 2 ein wenig vom Boden, stieß aber nach 50 Meter gegen einen Erdhügel. 5 Minuten vor 8 Uhr gelang endlich ein Aufstieg. Das Luftschiff flog in einer Höhe von 30 Meter, zog einige Schleifen und mußte dann wieder landen. Die Propeller funktionierten wiederum nicht.

" Berlin, 22. Juni. Wie wir hören, hat Kaiser Wilhelm dem Reichskanzler Fürsten Bülow nach der Rede, die der Fürst in der vorigen Woche gehalten hat, ein Glückwunschtelegramm gesandt.

* Altwasser, 23. Juni. Wie dieSchlesische Zeitung" aus Altwasser meldet, ist die Zahl der amtlich gemeldeten Typhusfälle bis gestern nachmittag beireits auf 343 angewachsen.

AnsMndisches.

ff St. Gallen, 23. Juni. Gestern abend stürzte eine 25«Meter lange Strecke des Bruggwaldtunnels der Bahn­linie BodenseeToggenburg ein, während die Arbeiten im Tunnel im vollem Gange waren. 810 Arbeiter wer­den vermißt und sind wahrscheinlich verschüttet worden. Aus den Trümmern eines in Wattwil niedergebrannten Hauses sind bis gestern abend 12 Leichen hervorgezogen worden, darunter eine ganze Familie mit 3 Kindern.

ff Budapest, 21. Juni. Ministerpräsident Dr. W e k e r l e ist heute vöm König in Wien in Audienz empfangen worden. Dr. Wekerle erbat eine endgültige Lösung der Krise auf der Grundlage, daß gegen Gewährung nationaler Zu­geständnisse vom Reichstag die neuen militärischen Forder­ungen bewilligt werden sollten. Der König lehnte diese Lösung der Krise ab. Der Ministerpräsident bat hieraus um die endgültige Entlassung des Kabinetts. König Franz Joseph gab dem Wunsch Ausdruck, das Kabinett möge die Geschäfte noch einige Tage weiterführen. Dr. Wekerle kehrt heute hier­her zurück.

ss London, 22. Juni. König Eduard empfing heute in Gegenwart des Staatssekretärs des Auswärtigen Sir Edward Grey die türkische S o n d er g e s a n d ts ch a f t zur No­

tifizierung der Thronbesteigung des Sultans Muhammed V. Der Führer der Mission Mukhtar Pascha überreichte dem König ein eigenhändiges Schreiben des Sultans.

ss Petersburg, 21. Juni. Seit gestern sind an Cholera 61 Personen erkrankt und 15 gestorben.

js Petersburg, 22. Juni. Laut B. T. wird der Kaiser von Rußland auf seiner Reise an die fremden Höfe vom Hofminister Baron Frederiks und dem Minister des Auswär­tigen Jswolski begleitet sein. Jswolskis Stellung wird wieder als völlig gefestigt angesehen. Stolypin ist im Be­griff, einen sechswöchigen Urlaub zu erbitten.

der Türkei.

Konstantinopel, 22. Juni. Die seit längerer Zeit be­stehende Spannung zwischen dem Komitee der Jung- türken und der Militärpartei hat sich neuerdings verschärft. Gerüchte erzählen merkwürdige Dinge über Geheimverhandlungen in einer Sitzung des Komitees, die vor zwei Tagen stattgefunden hat. Eine bestimmte Auf­klärung über das, was als wahr angenommen werden darf, ist bisher von keiner Seite zu erhalten gewesen. Unter allem Vorbehalt kann nur angedeutet werden, daß das Komitee Bestrebungen zu unterstützen scheint, durch die nach freiwilliger Abdankung des Sultans der energischere Thronfolger Juffuf Eddin zur Regierung gelangen soll. Die Glaubwürdigkeit dieser Gerüchte bedarf aber noch einer Nachprüfung.

Cine Niederlage Dschavid Paschas.

* Wien, 22. Juni. Aus Uesküb wird im Gegensatz zu den bisherigen Darstellungen jetzt weiter berichtet, daß General Dschavid Pascha, der mit drei Regimentern Infanterie und einigen Bataillonen gegen die aufständischen Albane­sen gezogen war, von diesen bei Jpek und Dschiakowa vollständig geschlagen worden ist. Die Albanesen hatten einen Engpaß besetzt und es gelang Dschavid nicht, sie aus dieser Position zu verdrängen. Die türkischen Truppen verloren 14 Offiziere und 350 Mann. Unter den Gefallenen sollen sich der jungtürkische Führer Kiamil Bey befinden. Aus Mouaftir wurden neue Truppen nach Jpek dirigiert. Die Zahl der aufständischen Albanesen notifizieren den Türken, daß sie vor Bewilligung vollständiger Autonomie und Freilassung aller Gefangenen nicht die Waffen strecken würden.

Vermischtes.

8 Ueber einen interessanten Fund, der von einem Jäger nächst dem sog.schwarzen See" bei Rankweil im Allgäu gemacht wurde, berichtet dieKonst. Ztg.": Der Jäger schsß eine Füchsin an, die fick, in ihren Bau flüchtete, aus dem sie mit zwei Jungen hcrausgeholt wurde. Ein eigenartiges metallisches Klingen in dem Fuchsbau veranlaßte den Jäger mit seinen Begleitern, nachzusehen, welche Geheimnisse der Bau berge. Die Untersuchung förderte bald eine Menge goldener und silberner Kirchengeräte, Kelchteller, Kelchfüße, Kommunionsbecher und dergleichen zutage, alles im gewalt­sam verbogenem Zustand. Nach dem Stil der Geräte dürf­ten diese zweifellos aus dem 17. Jahrhundert stammen und von einem Kirchenraub herrühren. Ein solcher kam in der Tat in der Nacht des 21. August 1711 im benachbarten St. Gerold vor. wo unerkannt gebliebene Täter die dortige Klosterkirche vollständig ausgeplündert hatten und es ist mög­lich, daß diese Geräte einen Teil des Raubes bilden.

Handel und Verkehr.

* Herrenberg, 19. Juni. Auf den Schweinemarkt waren zugeführt: 160 Milchschweine, Erlös pro Paar 3050 Mk., 76 Läuserschweine, Erlös pro Paar 6090 Mk. Verkauf: ordentlich.

ss Stuttgart, 21. Juni. (SchlachtviehmarktJ Zuge­trieben 21 Ochsen, 9 Bullen, 207 Kalbeln und Kühe 158 Kälber, 441 Schweine. Verkauft: 21 Ochsen, 7 Bullen, 122 Kalbeln und Kühe, 158 Kälber, 421 Schweine. Erlös aus VZ Kilo Schlachtgewicht: Ochsen 1. Qualität, a) ausgemäftete von 78 bis 80 Pfg., 2. Qual, b) fleischige und ältere von bis Pfg.; Bullen (Farren): 1. Qual. ») vollfleischige, von 68 bis 70 Pfg., 2. Qualität b) ältere und weniger fleischige von 66 bis 67 Pfg.; Stiere und Jungrinder 1. Qual, a) ausgemästete von 80 bis 82 Pfg, 2. Qualität b) fleischige von 76 bis 79 Pfg., 3. Qualität o) geringere von 74 bis 75 Pfg ; Kühe I.Qual. a) junge gemästete von bis Pfg., 2. Qualität d) ältere gemästete von 57 bis 67 Psg., 3. Qualität c) geringere von 37 bis 47 Pfg., Kälber: 1. Qualität s) beste Saug­kälber von 84 bis 87 Pfg., 2. Qualität k) gute Saug­kälber von 79 bis 83 Pfg., 3. Qualität v) geringere Saug­kälber von 72 bis 78 Pfg.; Schweine 1. Qualität a) junge fleischige 68 bis 70 Pfg., 2. Qualität b) schwere fette von 65 bis 67 Psg, 3. Qualität v) geringere von 55 bis 56 Pfg. Verlauf des Marktes: mäßig belebt.

BorauKfichtticheS Wetter

am Donnerstag, den 24. Juni: Wolkig, einzelne Gewitter­regen, mäßig kühl.

SOGOSGGGOGOOOOGOGGGS

Bei der innerpolitisch so

verworrene« Lage

wird es in diesem Sommer keine sogenanntesaure Gurkenzeit" geben.

Die AeichSstnanzreform

steht vor der Entscheidung! Wird sie gelingen?

Wild es!«tim KeichstiMMimr do««» ?

Die allernächste Zeit muß die Entscheidung bringen. Auch in der auswärtigen Lage ist manches verworren. Unbe­dingt nötig ist es daher, eine Zeitung zu lesen, die ihre Leser ebenso klar und übersichtlich als schnell und zuver­lässig über die wichtigsten Ereignisse orientiert. Und dies tut die täglich erscheinende Zeitung:

Aus den Tannen".

Bestellungen auf das III. Quartal nehmen alle Postanstalten, Briefträger, Postboten und Austräger entgegen.

Vierteljährlicher Bezugspreis: im Bezirk und Nachbarortsverkehr . . Mk. 1.25 außerhalb desselben ...... Mk. 1.35.

Versäume Niemand

die alsbaldige Bestellung für das kommende Quartal!

Redaktion, Druck und Verlag von L. Lauk in Mtensteig.

ihr sich geklärt haben wird. Streit und Kummer. Zorn und Zwang hat sie geduldig ertragen um Ihretwegen. Nur in der Liebe hat sie Kraft zmn Widerstande gegen den Willen der Mutter gefunden.

Können Sie mir sagen, daß Sie, Graf Arco, ausgehör! haben, Ellinor zu lieben, daß dieses Gefühl ans Ihrem Herzen geschwunden? Sie können es nicht, und ich möchte es auch nicht hören. Mir soll nur eine Liebe gehören die meiner Muse. Auch in meiner Brust lebt nur ein alles besiegendes Gefühl die Hingabe an meine Kunst!

Die Erinnerung an die Zeit, da das Bild des stillen, blassen Fremdlings mein Höchstes war, hat in den letzten Wochen eine große Trübung erfahren. Schenken Sie es mir wieder, une zwar in dem alten Glanz, indem Sie von einer Werbung ab- lassen, die nicht einem Herzensbedürfnis entspricht, sondern nur eine Leere bannen soll, die jedoch nicht dadurch ausgefüllt wird, daß ich mein Jawort gebe.

Nur eine ist imstande, Ihnen das volle, ungetrübte Glück zu schenken, von dem ich Sie von ganzem Herren umgeben wissen möchte, und diese eine, ich wiederhole es, gedenkt Ihrer in unwandelbarer Treue."

In tiefer Bewegung hatte der junge Graf zugehört, ohne Marga ein einziges Mal zu unterbrechen.

Jetzt stand er auf und ging durch das Zimmer, als müsse er sich fassen. Dann blieb er vor Marga stehen. Ihre Händi fassend, zog er sie in seine Arme und drückte ihren Kopf av seine Brust. Seine Lippen berührten das schimmernde Haar, di« Stirn und die Lider, die sich dicht über die wundersamen Augen gelegt.

Gott schütze Dich. Marga! Hätte ich eine Schwester, sie hätte sein müssen, wie Du, so rein, so hochsinnig und engelsgleich. Lebe wohl!"

Noch ein Blick auf das liebliche Gesicht, das sich ihm mit einem glückseligen Ausdruck zuwandte, und im nächsten Augenblick war Marga allein.

Sie stand noch unbeweglich ans derselben Stelle, als di« Thür wieder aufging und eine schlanke Frauengestalt in dem Rahmen erschien.

Ein staunendes Zögern, als traue sie den eigenen Sinnen nicht, dann warf die junge Künstlerin sich mit einem gedämpften Ausruf in zwei sie umfangende Arme.

Als kurz darauf die Muhme in das Zimmer zurückkehrte, fand sie zu ihrer Verwunderung Graf Ferrari nicht mehr vor. Statt dessen hielt Fanny von Dahlberg die schluchzende Marga fest umschlungen. (Fortsetzung folgt.)

Vermischtes.

Merkwürdige Kindererkrankungen.

Bei plötzlichem Unwohlsein der Kinder im zartesten Alter kann die Mutter nicht vorsichtig genug sein. Erst jüngst rief die Arbeit eines Fachgelehrten über Kinder- erkrantüngen berechtigtes Aufsehen hervor. Es handelte sich nämlich um die sogenannte aufsteigende eitrige Nieren­entzündung. Sie entsteht dadurch, daß die Eitererreger in irgend einer Weise Eingang in die äußeren Harnwege ge­funden haben und dann langsam von der Blase aus in dem Harnleiter aufsteigen, bis sie zur Niere gelangen, wo sie außerordentlich schwere Erscheinungen Hervorrufen können. Wenn es sich um Erwachsene handelt, so läßt sich eine derartige Erkrankung bedeutend leichter feststellen oder man kann ihr beizeiten Vorbeugen, als wenn es sich um Kinder handelt, die in dem frühesten Alter keine besttmmten Angaben machen können. Die Eltern oder Pfleger müssen sich darauf beschränken, sorgfältig achtzugeben, wenn sich sine gewisse Unruhe und Fieber, Appetitlosigkeit und ständiges Erbrechen zeigt. Auf Schmerzausdrücke kann man nicht immer warten, weil die Schmerzen zuweilen fehlen. Die Hauptsache ist die peinlichste Sauberkeit, die gerade bei den Kindern im Alter bis zu zwei Jahren stattfinden sollte, aber leider nicht immer stattfindet. Wir wollen hier auch gleich erwähnen, daß es als ein Übelstand rngejehen werden muß, wenn in einfachen Familien ein Fieberthermometer fehlt. Als arzneiliche Mittel, wenn

die erwähnte Krankheit sejtgejtellt ist oder ein begründete« Verdacht dafür oorliegt, werden empfohlen Urotropin, Salol und Guajacol. Doch das wird Sache des Arztes sein.

Düngung der Wiesen nach dem ersten Schnitt. (Nach­druck verboten). Die Düngung der Wiesen mit Thomas­mehl (ebenso mit Kaimt) nimmt man am besten im Herbst (oder Winter) vor, weil die Bestockung der Gräser zum größten Teil schon im Herbst erfolgt. Nur der im Herbst ausgebrachte Dünger kann sich bis zum Frühjahr derart lösen und mit dem Boden verbinden, daß er von den Wiesenpflanzen bei ihrem Erwachen aus dem Winterschlafs und während der ganzen Frühjahrszeit ausgenommen wer­den kann. Zuweilen muß aber diese Düngung, obwohl sie nötig ist, aus irgendwelchen Gründen unterbleiben. Ta wird dann empfohlen, die Wiese nach dem ersten Schnitt mit Thomasmehl zu düngen. Etwelche Wirkung ist schon beim zweiten Schnitt und beim Herbstgras wahrzunehmen. Vor allem aber gehen die Pflanzen gekräftigt in den Winter und nehmen ihr Wachstum im Frühjahr mit mehr Energie auf, als wenn erst im Herbst gedüngt worden wäre. Na­mentlich soll dies auf Wiesen zutreffen, die häufig unter Wasser stehen. Im weitern hat man nach dem ersten Schnitte meistens gut Zeit zum Düngen und Thomasmehl ist vom April bis Juli leichter erhältlich. Man gibt pro Morgen 12 Ztr. Thomasschlacken, 23 Ztr. Kaimt. Letzterer wirkt auch nach dem ersten Schnitt sehr günfiig hinsichtlich der Vertilgung des Mooses. Es wird vielfach auf Wiesen, besonders aber bei Vorhandensein von Moos, ein leichtes Eggen nach beendigter Heuernte empfohlen. Durch das Eggen wird außerdem der Kunstdünger unterge­bracht, was bei abschüssigen Wiesen noch den Vorteil hat, daß der Kunstdünger bei starken Regengüssen nicht so leicht abgeschwemmt wird. Sicherer ist natürlich der Erfolg, wenn diese Pflege und Düngung der Wiesen schon im Herbst oder Winter vorgenommen werden.