erlahmen; er muß zum Untergang führen. Nach Lowells

Meinung steht für eine nach astronomischem Maße nicht allzu ferne Zeit die völlige Verödung des Mars bevor. Unfern Nachkommen wird dann der Mars keinen Gegenstand des Interesses und Studiums mehr bieten. Für uns aber erhält seine Beobachtung dadurch einen besonderen Reiz, daß wir diesem Drama des Unterganges aus der Ferne zusehen können. Denn der Prozeß der Austrocknung, der den Pla­neten zu seiner gegenwärtigen Phase geführt hat, muß zu jenem Ende führen, daß endlich der letzte Funken Leben auf dem Mars erlischt. Ist dann der letzte Hauch entflohen, der letzte Lebenstropfen versiegt, dann wird der Planet als eine tote Welt durch den Raum des Alls rollen; sein Schick­sal ist dann vollendet".

Wochen-Rundschau.

Vom Landtag.

Die Abgeordnetenkammer hat nach Beendigung der Osterpause die Etatsberatung wieder ausgenommen, und zwar beim Etat des Innern. Dabei ereignete sich das Merk­würdige, daß dem Minister des Innern sein Gehalt debatte­los bewilligt wurde, was ihm in seiner ganzen langen Ministerzeit kaum je einmal passiert ist; denn gemeinhin gibt es bei dieser Gelegen­heit eine allgemeine und sehr ausgiebige Erörterung über alle möglichen Gegenstände.

Die Selbstbeschränkung der Kammer schien zu den schön­sten Hoffnungen zu berech­tigen; man dachte schon, die Herren seien über das Oster­fest in sich gegangen und wollten fortab ihre Redelust zügeln, was dann nebenher auch eine praktische Anwend­ung des Prinzips der Spar­samkeit gewesen wäre, das jetzt mit Worten allerorts so hoch gepriesen wird. Leider aber wird es durch die Tat weniger gepriesen; sobald es gilt, die gewisse Rücksichts­losigkeit zu betätigen, die der Ministerpräsident als uner­läßlich bezeichnet«, erheben sich Einwände, bald hier, bald dort. Und daß die Herren Abgeordneten nicht daran denken zu können glauben, dem Lande durch Beschränkung ihres Rede­triebs Diäten zu ersparen, haben sie nach der debatte­losen Bewilligung des Mi­nistergehalts unverzüglich be­wiesen, denn sie haben bei den weiteren Titeln ganz erkleckliches geredet, und wir wagen die Prophezeihung (wenn man etwas gewiß weiß, darf man immerhin prophezeihen), daß sie das auch weiterhin tun werden.

Zunächst gab es eine große Jagddebatte. Das ist vielen der Herren eine Herzenssache, denn es gibt in der Kammer gewaltige Nimrode vor dem Herrn, wobei indessen zweckmäßig die Frage offen gelassen werden muß, wo die meisten Böcke geschossen werden, in der Kammer oder im Wald und auf der Heide. Tie Finanz- kommission hatte eine Resolution angenommen, die Regier­ung zu ersuchen, der Ständeversammlung einen Gesetzentwurf vorzulegen wodurch das Jagdgesetz von 1858 dahin abge­ändert wird, daß für eine Eigenjagd künftig 50 Hektar zu­sammenhängender Grundbesitz statt der seitherigen 50 Morgen erforderlich sein soll und daß für die den Zusammenhang vermittelnden Streifen eine Mindestbreite festgesetzt wird; ferner, daß Teilgemeinden mit eigener Verwaltung ihr Jagd­recht sollen selbst verpachten dürfen. Dieser Antrag wurde indessen im Plenum stark angefochten, und das Gefüge der Parteien ging gänzlich aus dem Leim; Freund und Gegner gerieten bunt durcheinander, und es ist ein wahres Glück, daß die Sache nicht an die heiligen Parteiprinzipien tippte, denn sonst sähe es heute möglicherweise im Lande Württem­berg aus wie in der Türkei. Die Abstimmung brachte dann Klarheit in das Chaos. Zwar sagt Schiller: Was ist die Mehrheit? Die Mehrheit ist der Unsinn, Vernunft ist stets bei wenigen nur gewesen aber es ist nun einmal, wie männiglich weiß, so, daß die Mehrheit entscheidet, denn wo bliebe der demokratische Gedanke, die Gleichheit aller Staats­bürger, wenn man dieStimmen wägen und nicht zählen' wollte? Bei der Abstimmung wurdeum wieder auf besagten Hammel zu kommen"' derjenige Teil des Koni­missionsantrags, der die Grenze von 50 Morgen auf 50 Hektar, also auf das Vierfache hinaufsetzen will, mit 63 gegen

Tchwarzwälder Sonntagsblatt.

14 Stimmen abgelehnt und der Rest des Kommifsionsantrags angenommen. Der Minister des Innern erklärte, daß die Regierung, die seither wegen der vielen Widerstände von der Einbringung einer Novelle zu dem allerdings unvoll­kommenen Jagdgesetz abgesehen habe, nun, da die Kammer einen dahingehenden Wunsch äußere, eine Vorlage ausar­beiten werde. Die Grenze von 50 Hektar erscheine ihr in­dessen zu hoch. Recht heftig wurde die Debatte, als weiter­hin zur Sprache kam, daß der Stuttgarter Diakoniffenanftalt vom Bezirksrat Stuttgart die Erlaubnis zur Veranstaltung von Hauskollekten erheblich beschränkt worden ist. Abg. Hieber sprach es- schließlich klipp und klar aus, daß die Dia­konissenanstalt dafür habe bestraft werden sollen, weil sie der Stadt Stuttgart bei dem Streit mit den Ortskrankenkaffen nicht zu Willen gewesen sei und nicht gleichfalls wie die städtischen Krankenhäuser die Verpflegungssätze erhöht habe. Von den Sachwaltern Stuttgarter Interessen wurde das allerdings in Abrede gestellt. Einen in mehrfacher Hinsicht merkwürdigen Verlaus nahm die Erörterung über die Etatsforderung von 5570 Mk. für die Schaffung der Stelle eines Landeswohnungsinspektors. Eine gewisse Un­klarheit in der Begründung der Forderung, namentlich in Bezug auf die Stellung und die Aufgabe des Wohnungs- inspektorZ begünstigten immerhin die Einwände, die

dagegen erhoben wurden, hauptsächlich vom Bauernbund und von der Volkspartei, eine Gruppierung, die sich nicht alle Tage findet. Auf der andern Seite wurde vom Zentrum und der Sozialdemokratie t ie Forderung lebhaft befürwortet, namentlich unter Hinweis auf die hohe soziale Bedeutung der Wohnungspflege. Ter Minister des Innern bezeichnete als hauptsächliche Ausgabe des Laydeswohnungsinspektors, daß dieser auf eine gleichmäßige Handhabung der Wohnungs­kontrolle im ganzen Lande hinwirken und in Wohnungs­fragen eine anregende und beratende Instanz bilden solle. Daß sich die Stellung zu einem vollständigen Wohnungsamt mit allem bureaukratischen Zubehör auswachsen werde, sei ausgeschlossen. Die Forderung wurde schließlich bewilligt. Dafür stimmte geschlossen Zentrum und Sozialdemokratie; dagegen geschloffen der Bauernbund und die konservative Partei. Deutsche Partei und Volkspartei spalteten sich; der weit überwiegende Teil der Volkspartei stimmte dagegen. Aus der weiteren Beratung ist zu erwähnen, daß bei dem Titel Landjägerkorps der Zentrumsabg. Graf, Postsekretär von Beruf, den Antrag stellte, von den drei Bezirkskomman­deurstellen zwei alskünftig wegfallend" zu bezeichnen, ein Antrag, den Minister v. Pischek mit einer ungewöhnlichen Schärfe alsins Blaue hinein gestellt" bezeichnete. Die Kammer half sich einstweilen damit, die Position an die Finanzkommission zurückzuverweisen.

Die Zeppeliu-Ltiftnng.

Graf Zeppelin hat letzthin eine öffentliche Bekannt­machung erlassen, wonach das Ergebnis der Zeppelinspende

des deutschen Volkes insgesamt 6 096 555 Mark beträgt. Mit dem gesamten Betrage hat Graf Zeppelin unter dem NamenZeppelin-Stiftung" eine Stiftung mit dem Sitz in Friedrichshafen errichtet, die am 20. März die staatliche Ge­nehmigung erhalten hat. Die Stiftung soll dem Grafen zunächst die Kosten für das an Stelle des bei Echterdingen verbrannten im Bau begriffene Luftschiff ersetzen, sodann aber ihm die Mittel gewähren, um den Luftschiffbau in Deutschland möglichst zu entwickeln und nutzbringend zu ge­stalten. Zu diesem Zwecke ist eine Gesellschaft zum Bau und Betrieb von Luftschiffen unter dem NamenLuftschiffbau Zeppelin" gegründet worden. Von diesem Vorgehen erhofft Zeppelin, daß Deutschland für lange Zeit im Luftschiffbau und in der Luftschiffahrt an der Spitze der Völker schreiten wird. Wir hoffen das mit ihm, und wir erwidern den Dank, den Graf Zeppelin dem deutschen Volke für seine werktätige Hilfe sagt, mit dem Wunsche, daß es dem großen Manne noch recht lange vergönnt sein möge, an der Aus­gestaltung und Vervollkommnung seines Werkes zu arbeiten.

Zur Reichsfinanzreform.

Unter den vielen Kundgebungen zur Reichsfinanzreform, die fortwährend in allen Teilen Deutschlands ergehen, sind vor allem zwei eindringliche aus Württemberg zu erwähnen. Eine außerordentliche Vertreterversammlung der Deutschen Partei, die jüngst in Stuttgart tagte, faßte einstimmig eine Entschließung, worin das Bedauern über den bisherigen un­befriedigenden Verlauf der Reichstagsverhandlungen ausge­sprochen und betont wird, daß das gewaltige Erfordernis von einer Milliarde und die bisherige Verteilung der Lasten gleichermaßen eine Verbindung von allgemeinen Verbrauchs­abgaben mit besonderen, die besitzenden Klaffen ausschließlich treffenden Steuern notwendig machen. Die Vertreterver­sammlung erklärt sich, so heißt es weiter, mit Entschieden­heit gegen die Abwälzung der Reichslasten auf die Einzel­staaten und hält aus Grund der bisherigen Erfahrungen eine Besteuerung der Erbschaften für die einzig mögliche, die verfassungsmäßige Grundlage des Reichs unberührt lassende Form der Besteuerung des Besitzes. Eine imposante Kundgebung gegen die Verschleppung der Reichsfinanzreform und für die Erbschaftsbesteuerung neben der weiteren Be­lastung von Tabak, Bier und Branntwein bildete dann eine große Versammlung, die am Donnerstag voriger Woche in Stuttgart stattfand. Ein Ausschuß aus angesehenen Männern verschiedener Parteirichtungen mit dem Grafen Karl v. Linden an der Spitze, hatte dazu eingeladen. Unter den Teilnehmern der Versammlung befanden sich viele her­vorragende Persönlichkeiten, Mitglieder beider württemberg- ischer Kammern, hohe Beamte, dann aber auch Graf Zeppelin, dessen Anwesenheit in der Versammlung lebhafte Sympathiekundgebungen hervorrief. Redner waren Pros. Dr. Kindermann von Hohenheim und die Abgg. Dr. Hieber und Storz. Eine Resolution wurde einstimmig angenom­men. Großer Beifall brach aus, als sich zuletzt noch Graf Zeppelin erhob und in einer kleinen Ansprache, nachdem er für die ihm zuteil gewordene herzliche Begrüßung gedankt hatte, den Antrag stellte, die Resolution nicht nur aus schriftlichem Wege dem Reichskanzler und dem Reichstage zur Kenntnis zu bringen, sondern zur Uebermittlung eine Abordnung zu bestellen. Die Abordnung, bestehend aus den Herren Graf Linden, Prof. Kindermann-Hohenheim, Abg. Kübel-Cannstatt, Kommerzienrat Robert Franck-Lud- wigsburg und Oberregierungsrat Schmal hat sich am Mon­tag nach Berlin begeben, wo sie am Dienstag, zugleich mit anderen Abordnungen vom Reichskanzler Fürsten Bülow, der von seinem Osteraufenthalt in Venedig zurückgekehrt ist, empfangen worden ist. Die v'on der Versammlung be­schlossene Resolution hat viele Tausende von Unterschriften, trotz der kurzen Zeit, gefunden, ein kraftvoller Beweis für die Stimmung des Volkes in dieser Sache. Es ist gar kein Zweifel mehr: das Volk in seiner weit überwiegenden Mehrheit fordert, daß dem grausamen und unwürdigen Spiel mit der Reichsfinanzreform nun ein Ende gemacht wird, und es fordert ferner eine ausreichende Besitzbesteuerung durch die Heranziehung der Erbschaften. Die Gegner der Erbschafts­besteuerung stehen nachgerade auf einem völlig verlorenen Posten. Am Dienstag hat Fürst Bülow die Abordnungen aus dein Reiche, darunter die württembergischen, empfangen und in einer großen Rede die Absichten der Regierung dar­gelegt. Er betonte noch einmal mit aller Entschiedenheit, daß die Finanzreform noch in dieser Tagung erledigt wer­den müsse.

Einkleiner Block" in Baden.

In Baden ist statt des gescheiterten Großblocks für die Landtagswahlen wenigstens ein kleiner Block zustandegekom­men. Die Nationalliberalen, Demokraten und Freisinnigen haben sich nämlich über ein gemeinsames Vorgehen in einer großen Reihe von Wahlkreisen geeinigt. Dieses Ergebnis schien geraume Zeit recht fraglich, indessen hat schließlich doch der gesamtliberale Gedanke über die kleinen Fraktionsinteressen und Gegensätzlichkeiten gesiegt. Es war Gefahr im Verzüge, denn die politische Situation in Baden ist nicht derart, daß der Liberalismus eine gegenseitige Zersleischung und Bekämpfung leisten könnte.

Wahlrechtsreform in Hesse».

Die hessische Regierung hat dem Landtage neuerdings eine Vorlage über die Reform des Landtagswahlrechts und zugleich über gewisse Aenderungen der Verfassung vorgelegt.

Zu den Unruhen in Konstantinopel?

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