Einer Depesche aus Wien zufolge soll Kaiser Franz Joseph ein Handschreiben an Kaiser Wilhelm gerichtet haben, worin er seiner Befriedigung über die Erhaltung des Welt­friedens und seinen Dank für die Unterstützung während der

Balkankrise Ausdruck gibt.

« *

Die Zustimmungen aller Großmächte zur Annektion von Bosnien und der Herzegowina sind jetzt in Wien eingegangen. Die Ueberreichung erfolgt in diesen Tagen. Zu gleicher Zeit hat die allgemeine Entlassung der Reservisten begonnen, die als Ersatz für die in Bosnien stehenden Truppen bestimmt waren. Damit hat also auch Oesterreich die Abrüstung begonnen.

Nun, da die Kriegsgefahr vorüber ist, meldet sich in Ungarn die innere Krisis wieder. In einem sehr weh­leidigen Osterartikel kündigt Handelsminister Kossuth den bevorstehenden Rücktritt des Kabinetts Wekerle und die Auflösung der Koalition an. Als Ursache gibt er die Bank-, frage an. Er ermahnt die Parteien, sich nach der einen oder anderen Seile, also entweder für die Kartellbank oder für die gemeinsame, zu einigen. Nur dies sei ein geeignetes Mittel, um das Land vor einer Katastrophe zu bewahren und der jetzigen Regierung die Möglichkeit zur Durchführung der Wahlreform zu bieten.

» *

Während die deulsche Reichsregierung keine besonderen Bestimmungen für ausländische Ballons, die vom Winde über unsre Grenzen getrieben sind, angeordnet hat, hat der französische Ministerpräsident Clemenceau befohlen, daß alle ausländischen Ballons verzollt werden müssen. So lange werden sie festgehalten Die Luftschiffer haben sich über ihre Person, ferner darüber, daß sie keine Spionage treiben, genau auszuweisen. Besonders Militär­personen sind sorgfältig zu überwachen. Verschiedene Ballons, die der Wind nach Frankreich trieb, sind diesen Bestimmun­gen schon unterworfen. Die Insassen sind aber von der französiischen Bevölkerung stets freundlich behandelt worden.

Die konservative Partei in England hat während der Ostertage eine große Agitation für die Vermehrung der schweren englischen Schlachtschiffe entfaltet. Tie Bewegung geht ganz deutlich jdarauf hinaus, unter dieser Parole eine Parlaments-Auflösung und allgemeine Neuwahlen herbei­zuführen. Die große atlantische englische Flotte hat ihre Manöver in der Nordsee begonnen.

Der Begründer und Leiter der H e i l s ar m e e General Booth feierte in London seinen achtzigsten Geburtstag unter gewaltiger Anteilnahme. Aus der ganzen Welt liefen Glückwünsche ein. Auch der König von Dänemark sandte eine herzliche Gratulation.

Landesnachrichten.

Ueberberg, 14. April. In dem gestrigen Bericht ist statt Loikenäpfel Boikenäpfel zu lesen.

' Freudenstadt, 13. April. In der letzten gemeinschaft­lichen Sitzung der bürgerlichen Kollegien, wurde die Er­bauung des hiesigen Gaswerks der Firma Franke - Bremen übertragen.

js Unterreichenbach OA. Calw, 13. April. Am Oster­sonntag nachmittag brach hier ein großer Waldbraud aus. Das Feuer griff infolge des starken Windes rasch um sich, sodaß die auf dem Brandplatz erschienenen vier Feuerwehren die größte Mühe hatten, es endlich zum Stehen zu bringen.

Wie erziehen wir unsere Kinder?

m.

Wie strafen und züchtigen wir unfern Liebling?

Nachdruck verboten.

Wer nicht hören will muß fühlen!" sagt ein altes deutsches Volkssprichwort. Es drückt in kurzen Worten aus, daß das sittliche Leben der Menschen es fordert, daß der, welcher sich nicht den allgemeinen als giltig anerkannten Normen der menschlichen Gesellschaft fügen will, empfindliche Strafen erleiden muß. Das geschieht im Leben der Er­wachsenen und muß auch im Leben der Kinder geschehen.

Strafen gibt es mancherlei Art. Einen Menschen, der uns verletzt oder beleidigt hat, meiden wir. Die natürliche Strafe für sein Vergehen ist, daß wir ihm auf diese Weise unsere Achtung und unser Vertrauen entziehen. Hat jemand betrogen, gestohlen oder Menschen und Dinge beschädigt, so wird er von der Staatsgewalt, der Obrigkeit des Gemein-

Aehnliche Strafarten werden wir bei unfern Kindern wohls, mit Geld oder Gefängnis bestraft. Das ist keine so- genanntenatürliche, sondern eine juridische oder positive Strafe anwenden. Ist Mäxchen eoder Aennchen unverträglich, so wird das Kind ba_. miedinseen Spielgenossen auf Hof, Straße und Spielplatz gn evon werden. Es wird .kaltgestellt' und wird in seinem Sinn bald zu der Erkennins kommen - Aha du mußt dich verträglich erweisen, darfst stein Spiel­verderber sein, sonst will keiner mit dir etwas zu schaffen haben Einem Lügner glaubt man nicht, und wenn er auch die Wahrheit spricht" sagt ein anderes Sprichwort. Darum, wenn unser Mariechen mehrmals die Unwahrheit gesagt Hatz so entzieht man ihm den Glauben, zeigt ihm, daß man kein Vertrauen in die Wahrheit seiner Aussagen und Angaben

Zirka 5 Hektar sind abgebrannt, zwei Hektar Wald liegen auf badischem, drei Hektar aus württembergischem Gebiet. Der Schaden beziffert sich auf etwa 16 000 Mk. Das Feuer soll durch die Funken einer Lokomotive verursacht worden sein.

jj Herrenberg, 13. April. Am Ostermontag begegnete das Automobil des Oberförsters v. Süßkind von Dornstetten einigen- Schulknaben, die einem Fuhrwerk auszuweichen ver­suchten, dabei aber vor das Automobil gerieten. Dieses er­faßte den im Wege etwas zurückgebliebenen 11jährigen Sohn des Seifensieders Hiller und überfuhr ihn. Der Besitzer des Automobils begab sich sofort mit seiner Gemahlin zu den Eltern des Knaben, wohin dieser inzwischen verbracht wurde, um seine Teilnahme auszudrücken, mit der Versicher­ung seiner tatkräftigen Mithilfe zur Wiederherstellung des glücklicherweise nicht besonders schwer Verletzten.

' Reutlingen, 12. April. Mit Beginn des Sommer­semesters wird für die Lehrerschaft der Oberämter Reut­lingen-Tübingen und der angrenzenden Bezirke an der Uni­versität Tübingen ein H o chs ch ul kurs abgehalten werden. Für die Vorlesungen, die an Samstag Nachmittagen stalt- finden, wurden die Professoren Vöchting, Jacob und Fuchs gewonnen.

js Wankheim O. A. Tübingen, 13. April. Am Oster­sonntag morgens zl Uhr brannte das Doppelwohnhaus mit Scheuer des Gg. Wandel und Adam Raiser mit allem Inventar nieder. Es konnte nichts gerettet werden. Wandel ist versichert, Raiser nicht. Letzterer hat vor 3 Jahren seine Versicherung nicht erneuert und steht nun vor einem schweren Verlust. Als mutmaßlicher Brandstifter wurde der Sohn des Raiser in Haft genommen.

js Stuttgart, 13. April. Anläßlich des am 19. und 20. April in Stuttgart stattfindenden Pferdemarkts wird für Pferdesendungen nach Stuttgart und Cannstatt in der Zeit vom 15. bis 20. April, von Stuttgart und Cannstatt in der Zeit vom 19. bis 24. April und vom 26. bis 28. April je einschließlich der für Benützung von Personenzügen vor­gesehene 50prozentige Frachtzuschlag nicht berechnet. Die Beförderung von Pferden nach Stuttgart und Cannstatt wird auch am Sonntag den 18. April gestattet.

! Stuttgart, 13. April, lieber die Kündigung des Wertzeichenübereinkommens mit Württemberg bezw. über die Verhandlungen mit der Reichspostverwaltung wegen eines anderen Abrechnungsverfahrens schreibt dieDeutsche Post­zeitung" :Die Wiedereinführung eigener Marken ist ernst­haft noch nicht diskutiert worden. Eine derartige Maßregel würde sich schon mit Rücksicht auf das Ausland verbieten. Selbstverständlich käme dieser Ausweg für Württemberg nur im aller äußersten Notfall in Frage. Die Zeit für einen vollständigen Uebergang an die Reichspost wird noch nicht für gekommen erachtet, lieber die Aufbringung des durch die Kündigung entstehenden Minderertrags (Württem­berg muß künftighin mindestens eine Million mehr auf­bringen als bisher) kann natürlich noch nichts gesagt wer­den; doch hofft man, daß das billige Porto für den Nach­barortsverkehr und die Postanweisungsumschläge bestehen bleiben. In Frage käme auch eine Revision des Tarifs für Ferngespräche, vielleicht die Aufstellung der 10 Pfg.-Ge- spräche. Dann könnte weitA an die Einführung des Be­stellgeldes gedacht werden."

js Schanbach O. A. Cannstatt, 13. April. Zwei als Raufbolde bekannte junge Leute von hier, die beiden Brüder Hallwache, mißhandelten am Sonntag abend die Hirschwirtin ohne jeden Grund in ihrem Wirtslokal und, als der Wirt dazwischen trat, versetzte ihm der eine mehrere Stiche in den Kops. Auf die Hilferufe des Wirts eilten einige Gäste herbei, darunter der 22jährige Sohn des Schult­heißen Kißling von Aichschieß, der von einem der Brüder einen Stich in den Unterleib erhielt, der ihn so schwer ver­letzte, daß er sich beinahe verblutete, und mitten in der

setzt und das Mädchen wird bald merken, daß man nur mit der Wahrheit bestehen kann.

Hat unser Söhnlein ein Buch beschmutzt oder mit seinen unnützen" Fingerchen zerrissen, so kauft man ihm kein neues. Zerbrochene Spielsachen werden nicht ersetzt.

Derartige Beispiele ließen sich um Dutzende vermehren. Sie zeigen das Wesen der natürlichen Strafe. Aber, da unsere Kinder nun einmal durch unsere meist pädagogisch mangelhafte Elternnatur nicht immer nachallen Regeln der Erziehungskunst" erzogen werden können, so müssen wir häufig zur Anwendung positiver Strafmittel greisen.

Der Zweck dieser Strafe ist aber stets ein edler; sie darf nicht nur Buße, sie muß vor allen Dingen Besserungs­mittel sein. Eine bittere Arznei dürfen wir als die Seelen- Lrzte unserer Kinder nur dann geben, wenn wir Besserung des Kranken von ihr erhoffen. Darum müssen wir uns zwingen, gelinde zu strafen. Wir müssen uns auch über­legen, ob vielleicht schon ohne Strafe, nur durch ein warnen­des oder mahnendes Wort Besserung zu erzielen ist. Nie­mals dürfen wir in unserer Erregung, wohl gar Zorn, bei der geringsten Gelegenheit zu scharf strafen. Wo ein Wört- lein genügt, da braucht man keinspanisches Röhrlein!" Das erste Wörtlein, das wir mit unferm kleinen Uebeltäter reden, sei aber kein Schimpfwort; die sollte man in der Er­ziehung nie anwenden!

Bei geringeren Vergehen entziehe man dem Kinde eine Zeit lang aber auch wieder nicht zu lange das Ver­trauen. Wir werden die Erfahrung machen^ daß die Kinder ein sehr feines Gefühl dafür haben und alles tun werden, um Vater oder Mutter wiederlieb" zu machen.

Wenn eine Unart gestraft ist so ist der Fall für Elter und Kinder erledigt. Nicht nachtragen! Das verstockt die Herzen der Kleinen und verbittert uns und ihnen das Leben.

Nacht ins Krankenhaus nach Plochingen übergeführt und gestern früh operiert werden mußte. Es ist fraglich, ob er mit dem Leben davon kommt. Der Täter floh durch das Fenster, sein Bruder wurde zur Tür hinausgeworfen und stach dort einen ganz unbeteiligten Burschen aus Strümpfel­bach in den Kopf. Die beiden Messerhelden wurden nach Cannstatt eingeliefert.

* Echterdingen, 13. April. Graf Zeppelin hat am Ostermontag nachmittag auf einer Wagenfahrt auf den Fildern auch den Zeppelin-Gedenkstein bei Echter­dingen besichtigt. Der Graf befand sich in Begleitung seiner Tochter Hela und deren Gatten, des Oberleutnants v. B rand e n stei n - Z e p p e lin. Der Gras sprach sich über die Ausführung des Denkmals sehr anerkennenswert aus. Anwesend waren nur einige Stuttgarter Touristen und Einwohner von Echterdingcn, die den Grafen erkannt hatten und ihm am Denkmal eine kleine Ovation bereiteten.

js Unterboihingen OA. Nürtingen, 13. April. Der verheiratete Arbeiter Berger aus Hegensberg OA. Eßlingen geriet am vergangenen Sonntag abend zwischen 8 und 9 Uhr auf der hiesigen Bahnstation unter einen Personenzug und wurde dabei sofort getötet.

!s Kitzlcgg, 13. April. Am Charfreitag während des vormittägigen Gottesdienstes erhängte sich der ca. 60 Jahre alte Laven Bauer im Hause seines Sohnes. Der Bauer war schon längere Zeit geistig gestört.

ss Wie aus Oberschwaben berichtet wird hat der überaus heftige Oststurm am Sonntag den 4. April in den Fichten­waldungen Oberschwabens erheblichen Schaden angerichtet. Die Zahl der Stämme, die teils gebrochen teils ausgewühlt worden sind, wird auf mehrere Tausend angegeben.

Programm für das Jubiläum des 7. Jnf.-Reg. 123.

js Das Programm für das Jubiläum des 7. Inf-Reg. 125 in Stuttgart liegt nunmehr vor, es lautet: Freitag, 7. Mai 1909 Begrüßung der von auswärts eintreffenden früheren Angehörigen des Offizier-Korps auf dem Bahnhof durch die Empfangskommission. 5 Uhr abends: Festauf- führung in der Liederhalle vor den Majestäten, einem Teil der Gäste, den Offizieren des Regiments mit Dainen und Deputationen der Veteranen. 8 Uhr Abends: Empfang der ehemaligen Offiziere, Sanitätsoffiziere und Beamten, der Ab­ordnungen der Reserve-Offiziere und ehemaligen Reserve- Offizieren im Kasino durch das Offizierkorps mit seinen Damen. 9 Uhr abends: Zapfenstreich ausgeführl von den Spielleuten und dem Musikkorps des Regiments, Abmarsch großeKaserne, Herzog-Gutenberg-Johannis - Schloß - Moltke- slraße zurück durch Schwab- und Rotebühlstraße. Samstag, 8. Mai 6 Uhr vormittags: Großes Wecken. Bis 9 Uhr vormittags: Eintreffen der Ertrazüge auf dem Haupt- und Wcstbahnhof (Empsangskommisfion auf den Bahnhöfen). Marsch nach dem Sammelplatz in der Hackstraße. Abord­nungen zum FestgotteSdienst in den Schloßhof. 1^ Uhr vormittags: Empfang Sr. Majestät im Hof des K. Residenz­schlosses durch das aktive Regiment, die ehemaligen Offiziere, Sanitätsoffiziere und Beamten des Regiments, sowie Ab­ordnungen der Veteranen. Festgottcsdienst im Schloßhof. Aufstellung der früheren Angehörigen des Regiments in der Neckarstraße, rechter Flügel an der Archiostraße, linker Flügel an der Retraitestraße, Parade des aktiven Regiments, anschließend die ehemaligen Regimentsangehörigen vor Sr. Majestät auf dem Schloßhof. Abmarsch des Rgiments in. die Kaserne, der früheren Angehörigen in die Kompagnie­festräume. 1 Uhr nachmittags: Festessen der Kompagnien mit ihren früheren Angehörigen in den Festräumen (siehe unten) im Beisein der Offiziere. 3 Uhr nachmittags: Fest­aufführungen für die Gäste und die auswärtigen früheren Angehörigen in der Liederhalle. 6 Uhr nachmittags: Fest­essen der Offiziere, Sanitätsoffiziere und Beamten mit den

Nun zu der wichtigen Frage: Muß ein Kind Prügel haben? Geht es nicht ohne körperliche Züchtigung? Aus voller Ueberzeugung sagen wir Nein? Ganz ohne Rute gehts nicht, der Verstand des Kindes reicht noch nicht aus, seine Fehler einzus hen und nur seelisch zu fühlen, es muß die Strafe oft körperlich fühlen. Aber mit Weisheit müssen wir züchtigen! Zu häufige Prügel stumpft ab, macht gleichgültig und gefühllos. Das wissen auch erfahrene Lehrer und züch­tigen so selten als möglich.Stockerziehung" führt bei den Kindern Verbitterung und Abneigung gegen Eltern und Lehrer herbei.

Sein Kind körperlich züchtigen, ist für Vater und Mut­ter immer eine betrübende Sache. Daher zeige man seine Bekümmernis über das Vergehen des Lieblings strafe nicht herzlos, strafe auch nichtohneAnsehen der P rson", sondern mitAnsehen der Person." Man strafe so, wie es der Dichter in seinem bekannten Wort meint:

Der Vater straft sein Kind und fühlet selbst den Streich,

Die Härt' ist ein Verdienst, wenn dir das Herz ist weich!

Paul Burg.

Gedankensplitter.

Wer müßt' es nicht, wie haltbar unhaltbare Zustände sein können!

Mürrische gibt es, die sich nicht gem ihre schlechte Laune verderben lassen.

Oft fühlt sich jemand, der ein verdientes Kompliment erhält, verpflichtet, es durch ein unverdientes zu erwidern.

Wer kennt nicht das Stillschweigen, aus ddm Schaden­freude hervorlacht?

Durch Reden kann inan etwas verheimlichen, durch Schweigen etwas verraten.

Darauf wartet mancher: daß man ihm das, was er wünscht, aufdränge.