früher festgestellt haben, keine Spur vonDrohung" stattge­funden undes kann also keine Drohung nachgegeben werden. Wir hoffen, daß Polemiken anläßlich dieses Vorganges, der sich in Form freundschaftlicher Aussprache abgespielt hat, aufhören. Wer darin fortfährt, setzt sich dem Verdacht der unlauteren Verhetzung aus.

Vermischtes.

tz Das größte Landgut der Welt besitzt vielleicht Don Luis Terrazas im Staate Chihuahua, Mexiko. Seine Länder­eien erstrecken sich etwa 240 Km. von Nord nach Süd und über 300 Km. von Ost nach West. Es ist eine Landschaft mit Bergen und Ebenen, in der sich eine Million Häupter Rindvieh, 700 000 Schafe und 100 000 Pferd tummel können. Das Herrenhaus ist vielleicht das prächtigste der Welt und wurde mit einem Kostenaufwand von 8 Millionen Mark er­baut. Die Bewohner kommandieren eine kleine Armee von 100 männlichen Dienern. Es ist mit herrlichen Gärten um­geben und kann 500 Gäste zugleich aufnehmen, lieber das ganze Terrain sind mehr als hundert Aussichtsstationen ver­teilt. Die Aufseher der Pferdeherden, Kuhhirten, Schäfer, Jäger re. zählen etwa 2000 Mann. Der Besitzer der Herr­schaft, ist der einzige in Mexiko, der eine eigene Einrichtung zum Schlachten des Viehes und Verpacken des Fleisches be­sitzt. Von dieser werden jährlich 150 000 Stück Rindvieh und 100 000 Schafe zu Büchsenfleisch verarbeitet. Der Be­sitzer leitet die verschiedenen Abteilungen seines Gutes per­sönlich und bringt einen großen Teil des Jahres im Sattel zu. Er war einstmals Gouverneuer von Chihuahua, aber das Beamtendasein sagte ihm nicht zu, da es seinem Tätig- keitsdrange nicht genügende Befriedigung bot. Er zog es vor, über die weiten Prärien zu reiten und sein eigenes Anwesen 'zu beaufsichtigen. Er gilt als der reichste Mann in Mexiko, der außerordentlich freigebig und vornehm seinen Leuten gegenüber ist. Er ist ein Mann von sehr angenehmer Erscheinung und mit einer reizenden Frau verheiratet. Die Ehe ist mit sieben Sühnen und fünf Töchtern gesegnet. Die elfteren sind sämtlich auf dem Gute mit beschäftigt, während die Töchter als die schönsten Mädchen Mexikos gelten. Sämt­liche Kinder sind in den Vereinigten Staaten von Nord­amerika erzogen, sind hochgebildet und verschiedener Sprachen mächtig, auch haben sie sämtlich Europa bereist. Don Luis begründete seine Viehzuchtfarm vor etwa vierzehn Jahren und versuchte das beste Zuchtvieh aus Schottland und Eng­land einzuführen, woran er jedoch durch die unverhältnis­mäßig!!» hohen Einfuhrzölle gehindert wurde.. Er wandte sich deswegen an die Regierung, indem er auf die Unzweckmäßig­keit hinwies, die Einfuhr guten Zuchtviehs zu verhindern, und erreichte es, daß ihm der Einfuhrszoll erlassen wurde. Seit dieser Zeit hat er etwa 5000 Zuchtochsen des besten Blutes und der berühmtesten Schläge Europas eingeführt. Vor etwa 5 Jahren errichtete Terrazas auf seinem Gebiete mit einem Kostenaufwand von 2 Millionen Mark vier große Wasserbehälter, die im Verein mit 300 über das ganze Ge­biet verteilten Brunnen, von denen einzelne über 500 Fuß tief sind, das Wasser für das zahlreiche Vieh liefern. Das Wasser wird durch Windmotoren gehoben, die ebenfalls einen Aufwand von 2 Millionen Mark erforderten. Das Landgut bringt jede Art von Getreide hervor und fortwährend legt der Besitzer Versuchspflanzungen neuer Futterkräuter und Futter- körner an, um während der regenlosen Jahreszeit für das Vieh Futter bereit zu haben.

8 Sonntagsschnee und Wochenschnee. Die chemische Untersuchung des geschmolzenen Schnees zeigt deutlich, wie sehr der Schneefall luftreinigend wirkt. Deshalb gestalten diese Analysen natürlich auch einen Schluß auf den Rein­heitsgrad der Luft. Das llntersnchungslaboratorium des Londoner U-.naat hat dies zum Ausgangspunkt eines höchst lehrreichen Vergleiches hinsichtlich der Reinheit der Luft am

Sonntag und an Wochentagen genommen. Es ist klar, daß am Sonntag, wo weit weniger Feuerstellen brennen und auch viele andere Quellen der Luftverunreinigung versiegen, das Schmelzwasser des Schnees weit reiner sein muß als sonst. Die vergleichenden Analysen ergaben tatsächlich, daß die Menge der in der Lust schwebenden festen Teilchen: Staub, Kvhle, Teer u. s. w. am Sonntag nur etwa ein Fünftel-von der gewöhnlichen betrug, die Menge der gelösten Mineralstoffe nur die Hälfte und die der organischen Sub­stanzen weniger als ein Drittel, während der Schwefelsäure- Gehalt fast gänzlich verschwunden war. Ammoniak und Salzgehalt zeigten gleichfalls eine geringe Abnahme. Ins­gesamt enthielt der Sonntagsschnee rund ein Fünftel der ge­wöhnlichen Verunreinigungen. Besonders bemerkenswert ist das fast völlige Fehlen der Schwefelsäure, das im Verein mit dem übrigen Befund deutlich erkennen läßt, daß die Groß­stadtluft vornehmlich durch Kohlendunst verunreinigt ist. Nichtsdestoweniger ergab sich, daß auch der sonntägliche Schnee­fall, der das Material zu den Versuchen lieferte, auf die Oberfläche der Grafschaft London nicht weniger als 1500 Zentner fester Körper in Lösung, 2840 Zentner suspendierter Stoffe, 200 Zentner Kohle, 500 Zentner Salz und 20 Ztr. Ammoniak niedergehen ließ. Eine Erweiterung dieser Ver­suche verspricht praktisch wertvolle Ergebnisse und sollte über­all gefördert werden.

8 Eine Riesenhöhle in Kentucky. Im nordamerikani­schen Bundesstaate Kentucky gibt es eine gewaltige Höhle, die Stoniole Cave, welche bisher kaum bekannt gewesen ist. Zwei amerikanische Forscher haben sie nun zum erstenmale näher durchgeforscht und die hochinteressanten Ergebnisse ihrer kühnen Forschungsfahrt veröffentlicht. Nachdem sich die Ge­lehrten mühevoll durch den schmalen Zugang zu der Höhle durchgearbeitet hatten, erblickten sie vor sich ein seltsames Naturwunder. Es wird durch einen kolossalen, meilentics im Schoße der Erde befindlichen domartigen Raum reprä­sentiert, in welchen! riesige Eismaffen lagern, wachsen und ohne Unterlaß sich vermehren. Die Oeffnung dieser seltsamen Höhle, die mehr als 5 englische Meilen tief verfolgt werden konnte, ohne daß ihr Ende erreicht worden wäre, liegt am Ende eines kleinen Tales. Aus ihr sprudelt ein kleiner Fluß klaren, eiskalten Wassers. Gebückt, zuweilend kriechend, leg­ten die Erforscher in der schmalen, schlammigen Oeffnung die ersten 200 Meter zurück. Dann erweitert sich die Oeffnung, die Wände gehen auseinander, und bald erreicht man ein riesiges Fclsengemach. Von ihm aus führen drei Stollen in die verschiedenen Richtungen. Der größte von ihnen läuft ostwärts. Aber bald verengert er sich von neuem, tausend Schwierigkeiten türmen sich auf. Durch schmale, glitschige Spalten windet sich mühsam der Körper, unwegsame Fels­treppen müssen erklomm^, tiefe Schluchten durchkreuzt wer­den; hier hindert ein sicher Abhang das rasche VordrinMl, dort starren hohe Felsmauern, die erst mühsam mit Hilfe von Seilen erstiegen werden müssen. Nach etwa drei eng­lischen Meilen endlich scheint das Sckstimmste überwunden. Die Schlucht wird zu einem schmalen Kanal, auf dessen Grund das Wasser dahinrauscht. Durch die schmale Oeff­nung schlägt dem Besucher ein eisiger Windhauch entgegen. Der geheimnisvolle Weg ist so eng, daß man sich kaum auf­recht zwischen den eisigen Felswänden durchdringen kann. Zehn Mellr, zwanzig, immer noch kein Ende da endlich erweitert sich der Spalt. Ueberrascht bleibt man stehen. Ein gewaltiger Raum, dessen Umrisse sich ins Dunkel unendlich fortzusctzen scheinen, empfängt den menschlichen Eindringling. Es ist die große Eiskammer. Inmitten der riesigen Halle türmen sich wuchtig gigantische Eisbänke,' sie streben empor zu den massigen gewaltigen Eiszapfen, die aus dem Dunkel der unsichtbaren Decke herabzustürzen scheinen. In tausend Kristallen spiegelt sich magisch das flackernde Licht der Fackel. Hier lagern große Eisblöcke am Boden, zerschellt, zertrümmert, zwischen ihnen die gebrochenen Fragmente riesiger Eissäulen,

die im Fall zerschmetterten. Dort ragen noch einige dieser Eisgebilde empor, hundert Fuß hoch; ihr Ende verliert sich ungewiß im Dunkel. Klar nnd hell wie Kristall sind diese Eismassen, hie nnd dort nur mischen sich einzelne verlorene Sand- oder Steinpartikel in die durchsichtige Weiße. Toten­stille herrscht rings. Nur hin und wieder klingt das klirrende Brechen eines berstenden Eiszapfens durch den Raum und hallt hell wider von den Wänden. Im Eise eingefroren liegt hier der Körper einer Fledermaus. In einem Streifzuge aus einem anderen Teil der Höhle nrag sie in diesen Raum sich verirrt haben und der Kälte zum Opfer gefallen sein. Die größte der Eisbänke hat eine Dicke von wohl mehr als hundert Fuß. Wo man hinblickt, sieht man Eisblöcke, da­zwischen wieder dunkelaufragend schroffe Felsen, die wie mit Glas bekleidet aussehen. Ueberall findet das Licht seine Spiegelung, bricht sich in dem Hellen Eise und glimmt zu­rück wie das Blitzen von Millionen von Perlen, Rubinen, Smaragden und Diamanten. Tausend von Tonnen Eis mögen es sein, die hier aufgestapelt liegen. Der Prozeß des Aufbaues scheint in ständigem Fortschreiten; im Sommer freilich mag die Erdwärme und temperierte Luftströmungen Einhalt gebieten, ja auf kurze Zeit scheint dann ein leichtes Auftauen einzutreten. Aber bald setzt dann die Kälte das begonnene Werk wieder von neuem fort und türmt die Mas­sen höher, als sie vorher gewesen. Von dieser Eiskammer aus windet sich das Flüßchen durch die Schollen zum Licht. Tausende von kleinen Quellen nähren sie: von der Decke des Gewölbes tropfen sie hernieder. Der Regen und der Schnee des Winters dringt langsam von der Erdoberfläche herab, sickert durch die Felsmassen und endet dann in diesem ge­waltigen Raume, einer riesigen natürlichen Eisfabrik.

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Verantwortlicher Redakteur: Ludwig Lank, Altenstetg.

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Der Fuselgeruch, den derNaturforscher" ausströmte, war so stark, daß derkesse Anton", das Gesicht ver­ziehend, sagte:

Donnerwetter, der Kerl hat wohl seine Bleibe in 'ne Schnapstonne! ... So wat ist mir ja noch jar nicht vor« gekommen!

Dann redeten sie wieder leiser, bis plötzlich die Tür der Herberge aufging und ein magerer Mensch mit stroh­blondem Haar und einem suchenden, ängstlich forschenden Ausdruck in dem grauen Gesicht rasch hereintrat.

Er kam hastig auf die vier zu und sagte, sich an Nussel-Wilhelm wendend, gedämpften Tones, aber doch hörbar:

Na, haste de Flebben, Du?"

Woll", meinte der Ängeredete und suchte in seiner Jakettasche . . .Hier, hier . . . aber 'n Pfund, du! . . . Unter dem is es nicht"

Mensch, ick habe ja selber beinahe ntscht mehr", murmelte der Neuangekommene und suchte in seiner Hosen­tasche nach Geld.

' - L du, rede man nich, ihr habt doch schene Platten lehoben... Wo soll's denn nu hinjeh'n?"

»rARutwortete nicht, reichte, sich scheu umblickend, ^culsel-WUhelm ein ZwanzigmarMck und nahm die Papiere bafürRn Empfang.

Drei Sekunden später hatte er die Penne verlassen, erzählten die anderen weiter, aber sie sprachen lauschend " ^ise. Wer sollte sie denn auch hier be-

^ .»Wenn se 'n man nich doch noch fassen!" meinte Pritzel, .wat ubt's denn dadruff?"

Na, fufzehn JahreZ." mindestens", sagte Revolverfred.

Aber er hat doch bloß Schmiere gestanden?"

Nussel-Wilhelm lachte leise.

Bloß! . . . Und derweile hat der andere den Bild­hauer da oben abjekehlt! . . ."

^ " diesem Augenblick wurde an dem Nebentisch, wo

»er Lumpensammler saß, ein Geräusch vernehmbar. Der Mensch mußte sich in seinem totenähnlichen Schlafe bewegt und vielleicht den Stuhl verrückt haben.

Die Verbrecher sahen einen Augenblick auf, beruhigten sich aber gleich, nur sprachen sie jetzt wieder mel leiser.

Nicht lange darauf gebot der Wirt Feierabend.

Das vierblättrige Kleeblatt entfernte sich schweigend. Den Lumpensammler mußte der Wirt lange rütteln und ihn schließlich fast mit Gewalt zur Tür hinausbringen. Dieser offenbar schon total trunkene Mensch verlangte immer wieder nach Schnaps.

Der Zerlumpte schwankte in die Nacht hinaus. Er ging, hin- und herwankend, am Rand des Trottoirs, an dem Menschengewoge vorbei, und es schien oft, als wollte er Unfällen, um auf dem Damm ein hartes Lager zu finden.

Aber je weiter er kam, desto mehr schien ihn der scharfe Novemberwind zu ernüchtern und plötzlich, in der Kleinen Markusstraße, in einem elenden Gebäude von Stockhöhe, verschwand der Lumpensammler im dunklen Hausflur. Drin ging er bei dem mageren Schimmer der Flurlampe mit einer Behendigkeit, die niemand ihm zu­getraut hätte, die Stiege hinauf, zog oben aus seiner schmierigen Beinkleidertasche einen Schlüssel und war im nächsten Augenblick in der Wohnung.

Drinnen, in einem angenehm durchwärmten und be­haglich eingerichteten Zimmer reckte sich die verlotterte Gestalt noch mehr. Die speckige Tuchmütze flog über einen Stuhl, nnd mit einer raichen Bewegung hatte Berthold Fallgräbe seine graue Perücke herunteraezogen. Mm folgte die absichtlich mit Fusel getränkte Kleidung, und nach wenigen Minuten stand der freiwillige Detektive in seinem täglichen Anzug, gewaschen und gekämmt vorm Spiegel. Bartlos sah er aus wie ein Schauspieler, wozu der breitrandige Kalabreser, den er jetzt auf das Haupt drückte, noch das seinige beitrug. Dann sah er nach der Uhr.

Was hatten doch die Kerle in derBlumenbnde" ge­sagt? Um einhalb zwölf sollte der Kommissar von Pritzel und Nussel-Wilhelm dahin geführt werden, wo er angeblich denjenigen finden würde, der bei dem Morde des Meisters Seebald Schmiere gestanden hatte?

Berthold Fallgräbes Sinne waren scharf, aber selbst

sein ungewöhnlich gutes Auge glich immer noch nicht beM Gehör, das ihn, wenn nur sonst Ruhe um ihn her wartz auch das leisest geflüsterte Wort vernehmen ließ.

Er hatte sehr wenig verloren von dem Gespräch der Viere, die nichts Geringeres planten, als sich an einem Krimmalbeamten zu rächen, der zweien von ihnen, dem kessen Anton" und besondersRevolverfred", langjährige Zuchthausstrafen verschafft hatte.

Was sie mit dem Mann eigentlich vor hatten, darüber war sich Fallgräbe nicht ganz klar geworden, aber wem,, sie den, doch jedenfalls recht bösen Streich spielen wollten, darüber konnte der Detektive nicht im Zweifel sein. Die Verbrecher hatten den Namen nicht genannt, aber aus ihren Redensarten und Andeutungen ging deutlich hervor, daß sie den Kriminalkommissar Schultz, den martialisch dreinblickenden und schnurrbartstreichenden, ehemaligen Dragoner meinten," dessen Bekanntschaft auch Berthold Fallgräbe in einer so unangenehmen Weise geinacht hatte.

Den Detektive konnte das natürlich nicht im geringsten beirren, und wenn ihm der Mann das ärgste angetan hätte, was sich überhaupt denken liest so würde er ihm jetzt, wo eS sich vielleicht uni des Beamten Leben handelte, doch auf jeden Fall üeistcben!

Uni einhalb zwölf sollte der Beamte in einer Kaschemme in der Samoastratze sein: das war übrigens ganz in der Nähe jener Hnnpe in der Triftstraße, wo es Fallgräbe beinahe so schlecht gegangen wäre, und wo Pritzel und Nussel-Wilhelm, die er heute wieder gesehen hatte, auch zu Gaste waren.

So viel Berthold Fallgräbe ans ihren Andeutungen begriffen hatte, sollten der Kleine und der mit den ^ schlenkrigen Bewegungen, den Kommissar ins Schlepptau nehmen und ihn in" die Wohnung einer gewissen Martha Kantzke bringen, wo sich derlange Adolf", so nannten sie jenen Schmierensteher beim Morde des Stuckbildhauers, angeblich schon seit geraumer Zeit auflstelt. -

Und ganz offenbar war dies eine Falle. ...