haftet. Die Passiva werden auf zivei Millionen geschätzt. — Der deutsche Kronprinz Hatz nach dem Bert. Tagbtz, auf das von ihm angemeldeie Manschettenknopf-Patent verzichtet, da mehrere Bijouterie-Fabrikanten Einspruch erhoben, weil sie die gleiche Neuheit erfunden haben wollten. Der Kronprinz wollte keinen Streit und ließ die Sache fallen. — Das alte G> läute der nach dem Brande wieder neu aufgebanten Berliner Garnisonkirchs hat sich am Geburtstag des Kaisers zum ersten Mal vernehmen lasten. Die Gnßstahlglocken sind bei dem Sturz ans beträchtlicher Höhe nicht beschädigt und widerstanden auch 48 Stunden erfolgreich der Glut der Flammen. — Aus dem italienischen Erdbeben - Gebiet berichten laut Boss. Ztg. italienische Zeitungen, daß null den Liebesgaben verschiedentlich schnöder Handel getrieben wird. — Im Kreise von 86 Kindern und Kindeskindern feierte das Ehepaar Wingerath in Gladbeck bei Recklinghausen, das Fest seiner diamantenen Hochzeit. Die 86 Kinder und Kindeskinder haben sich fast sämtlich in ihrem Heimatsorte oder dessen Umgegend niedergelassen. — Fünf auf der Bahnstrecke am Cottenheimer Wald Gleisbettungsarbeiten beschäftigte Rottenarbeiter wollten einem Güterzug ausweichen und wurden dabei von einer Leermaschine, die aus entgegengesetzt Richtung heranbrauste, erfast und überfahren. Alle fünf kamen ums Leben. Ein Sechster wurde leicht verletzt.
Vermischtes.
8 Sängerkampf 1909. Die Anmeldungen zu dem Sänger-Wettstreit in Frankfurt am Main, der zu Himmel- sahrt abgehalten wird, und in dem der Berliner Lehrer-Ge- sang-Verein die Kaiser-Kette zu verteidigen hat, sind nunmehr abgeschlossen. 38 Vereine, die 7000 bis 8000 Sänger zählen, werden an dem mehrtägigen Wettsingen teilnehmen.
8 Schecks und Schnecken. Ein Karlsruher Geschäftsmann schrieb an ein Bäuerlein in Engen (Baden), wie die Frkf. Ztg. erzählt, einen Brief, auf dem auch die Nummer des Post-Scheck-Konto's verzeichnet stand. Der Empfänger las statt Scheck — Schnecken, und er fragte ganz erstaunt an, warum der Karlsruher blos Post-Schnecken kaufe, er könne mit ebenso guten Schnecken dienen. Es wird wohl nicht ganz leicht gewesen sein, dem Biedermann das Wesen eines Schecks klar zu machen.
8 Ein nettes Honorar erhält Kapellmeister Richard Strauß für seine Montag abend in Dresden zum ersten Mal aufgeführte Oper „Elektra". Von seinem deutschen Verleger erhielt er 110 000 Mark, ungerechnet die Tantiemen, außerdem aus Amerika 120 000 Mark. Bei häufigeren Aufführungen tritt auch dort eine Tantiöme-Erhöhung ein.
8 Als ein russischer Anarchistenstreich charakterisiert sich der gemeldete Ueberfall eines Geldtransports in dem Londoner Bezirk Tottenham durch zwei Räuber. Die Kerle müssen noch andere Helfershelfer in der Nähe gehabt haben, denn nur der kleinste Teil des entwendeten Geldes ist gesunden. Aus der Jagd nach den Verbrechern und der damit verbundenen Revolverschießerei sind ein Polizist, ein Knabe und einer-der Banditen erschossen, über 30 verwundet. Beide Verbrecher sind als Russen fsstgestellt. Die Londoner Zeitungen fordern einhellig Aufhebung des Asylrechts für solche gefährliche Kerle.
8 Einen reizenden Besuch hat die Stadt London bekommen, die amerikanische Temperenz-Fanatikerin Catharine Nacion, von der wir kürzlich berichteten. Für den Anfang schlug sie Reklame-SchnapSflaschen entzwei, einem halben Dutzend Burschen die Zigarren aus dem Mund, predigte gegen Schnaps und Bier, erhielt dafür faule Aepfel und Eier an den Kopf geworfen und trat auf einer Variete- Bühne auf, wo sie ausgelacht wurde. Und dann — ließ sie sich photographieren. Ohnedem ging's also nicht!
Er trat, ohne ein Wort zu erwidern, schwankenden Schrittes vom Baumstamme weg, an dem er bisher noch gelehnt hatte, und versuchte allein vorwärts zn geben. Aber der Schwindel überkam ihn von neuem und er streckte unsicher die gesunde Linke nach ihr ans. Sie nahm sie ruhig und legte seinen Arm um ihren Hals. „So!" sagte sie ermutigend: „ballen Sie sich nur ganz fest an mir — ich bin stark!" Er war zu schwach, um Einwendungen machen zn können. Und so führte sie den ächzenden, vor Schmerz halb betäubten Mann langsam. Schritt für Schritt, bis zu der kleinen, ärmlichen Hütte, an der sie vorhin vorbeigekommen war.
Der Wald lichtete sich dort plötzlich; man sah einen Abhang hinunter über eine weite, stäche Talmulde, in der sich das Dörfchen ausdehnte. Jenseits derselben ragten aus dem ansteigenden Walde malerische Ruinen empor — die Neberreste des alten Klosters.
Bergen sah das alles wie im Traum; willenlos folgte er seiner Führerin. Sie half ihm, sich auf einer Bank vor der Hütte niederznlassen und stieß dann die Tür derselben eilig auf.
„Ist niemand hier?" fragte sic mit lauter Stimme.
Im Hintergrund der Hütte regte es sich; eine gebückte, von Alter und Gicht krnmmgezogcne Gestalt kam langsam vorwärts «nd sah mit blöden Angen zn der fremden Dame aus.
„Wo ist der Waldhüter?" fragte sie von neuem.
„Min Söhn?" fragte der Alte zweifelnd.
„Ja, ja!" rief die Dame ungeduldig.
„Der is in'n Wald, Fräulein", sagte der Alte kopfschüttelnd in der breiten, langsamen Sprache seiner Gegend.
„Können Sie ihn nicht rufen? Ich muß sogleich Hilfe, einen Arzt haben aus Walddorf! Da draußen sitzt ein Herr, der von einer Kreuzotter gebissen ist!" rief die Fremde erregt.
Der Alte schüttelte wieder schwerfällig den Kopf.
„Nee!" sagte er endlich langsam. „Den finde ich nicht, — daS weiß ich nicht!"
»Ater Manu, begreifen Sie denn nicht, daß es sich hier um
Das Ergrauen der Haare.
Wie oft las man in einer erschütternden Erzählung, wenn der Dichter uns mit einem seiner Meinung nach besonders wirkungsvollen Satz packen wollte, die Phrase: „In dieser einen schrecklichen Nacht schneeweiß geworden." mrd der Volksglaube schloß sich diesen Behauptungen aus- Mlweifender Dichterphantasts an und sprach von plötzlichem Ergrauen des Haupthaares infolge von Schrecken, Furcht oder Leiden. Aber sowohl die Dichter wie der Volksglaube irren. Die Wissenschaft hat solche Erzählungen dorthin verwiesen, wohin sie gehören, in das Märchenreich. Denn es gibt kein plötzliches Ergrauen oder Weibwerden der Haare. In den Zellspindeln der Haare ist ein sogenanntes Pigment, ein Farbstoff aufgespeichert, der je nach der Menge seines Vorhandenseins den Haaren die hellere oder dunklere Farbe verleiht. Dieses Pigment, ein Abkömmling des Blutfarbstoffs, verliert seine Farbe nie, wie sich denn auch die Farbe abgeschnittener und dadurch der Ernährung durch den Blutkreislauf beraubter Haare nicht verändert. Das Ergrauen der Haare besteht vielmehr in einem allmählichen Vorgänge. Die farbigen, pigmenthaltigen Haare fallen aus und werden durch pigmentarme und pigmentlose Haare ersetzt. Die grauen Haare sind also nicht etwa ehemals farbig gewesene, verblaßte Haare, sondsrn ganz neue Gebilde, die nach Verdrängung der alten Haare, gewöhnlich im Alter, nicht selten aber auch als Folge mancher Krankheiten oder auch gewisser erblicher Disposition schon in jüngeren Jahren sich entwickeln. Daß ein solcher Prozeß sich nicht innerhalb weniger Stunden abwickeln kann, liegt auf der Hand. Es gibt aber einige, den Ärzten wohlbekannte Haarkrankheiten, bei welchen die Haare eine an die graue Farbe erinnernde, milchig trübe Färbung annehmen. In diesem Fall handelt es sich nicht um einen Verlust des Pigments der erkrankten Haare, sondern um Veränderungen des Licht-Brechungsvermögens der Haare durch Rissigwerden und Eindringen von Lustbläschen in die Haarkanäle. Dieser Vorgang allerdings kann sich verhältnismäßig rasch entwickeln. Wenn die Ursache, die Krankheit, verschwindet, nimmt das Haar wieder sein früheres Aussehen an. Ein plötzlich, d. h. innerhalb weniger Stunden oder Tage austretendes Ergrauen der Haare gibt es aber auch hier nicht. Wenn trotzdem Leute diesen Vorgang schon selbst beobachtet haben wollen, so kann es sich nur um sine Selbsttäuschung handeln: Der Mann, um den es sich handelt, hat vielleicht schon vorher graues Haar gehabt, nur wird es erst jetzt, da er auch im übrigen seelisch und körperlich gebrochen erscheint, wahrgenommen.
Kurzer Getreide-Wochenbericht
der Preisberichtsstelle des deutschen Landwirtschaftsrats vom 19. bis 25. Januar 1909.
Es stellten sich die Preise für inländisches Getreide am letzten Markttage in Mark pro 1000 Kg. je nach Qualmt, wobei das Mehr (-j-) bezw. Weniger (—) gegenüber der Vorwoche in ( ) beigefügt ist, wie folgt:
Frankfurt M.
Mannheim
Straßburg
Stuttgart
München
Weizen Roggen Hafer
216 (si-2) 172 Q (—) 175 (—)
222 Vg (st-2 /I 170 (—) 175 (—)
217',tz(-si2'/r) 185 (-j-2'/) 185 (—)
222 Vü (—) 175 (—) 172' -, -
220 (—) 171 (—2) 169(J'1)
Handel und Verkehr.
-v. Ebhausen, 27. Jan. Für eine Partie gut einge- brachtes Wiesenhen, das dieser Tage von einem Waldbauern hier aufgekaust wurde, stellte sich der Preis pro Ztr. am Verkaufsort auf 3 Mk. 50 Pfg.
ff Stuttgart, 26. Januar. (Schlachtviehmarkt.) Znge- trieben: 36 Ochsen, 8 Bullen, 326 Kalbcln und Kübe, 356 Kälber, 635 Schweine. Verkauft 33 Ochsen. 7 Bullen, 239 Kalbeln und Kühe. 356 Kälber, 607 Schweine. Erlös aus 'st Kilo Schlachrgewicht: Ochsen 1. Qualität,
s) ausgemäsiete von — bis 78 Pfg., 2. Qual. >) fleischige und ältere von — bis — Pfg.; Bullen (Farren): 1. Qual s) vollfleischige, von 67 bis 68 Pfg., 2. Qualität b) älter, und weniger fleischige von 64 bis 66 Pfg.; Stiere une Iungrinder 1. Qual, o) ausgemäsiete von 80 bis 81 Pfg . 2. Qualität !) fleischige von 76 bis 79 Pfg.. 3. Qualitö« o) geringere von 72 bis 75 Pfg ; Kühe I.Qual. u) jung gemästete von — bis — Pfg., 2. Qualität ! ) älter, gemästete von 57 bis 68 Pfg., 3. Qualität -) geringer von 37 bis 48 Pfg., Kälber: 1. Qualität «) beste Sana kälber von 88 bis 93 Pfg., 2. Qualität !) gute Saug kälber von 84 bis 86 Pfg., 3. Qualität o) geringere Saug kälber von 79 bis 83 Pfg.; Schweine 1. Qualitäts.)junge fleischige 72 bis 73 Pfg., 2. Qualität h) schwere fette von 70 bis 71 Pfg. 3. Qual, v) geringere von 62 bis 65 Pfg. Verlauf des Marktes: Kälber und Schweine lebhaft, Großvieh mäßig belebt.
* Die Schuhfabrik Marx Frank in Pirmasens hat ihre Zahlungen eingestellt; sie strebt einen Ausgleich auf der Basis von 35 Prozent an. Die Passiven werden mit etwa I4st Million Mark angegeben.
Konkurse.
si Hans Harder, Geheimer expedierender Sekretär bei der Kaiser!. Botschaft in Rom, gebürtig von Aufhausen OA-. Geislingen a. St. — Karl Sigloch, Spezereihändler Stuttgart, Metzstraße 25. — Wilhelm Martin, Gottlobs S., Weingärtner auf dem Bühl in Besigheim. — Firma Carl Störzbach in Heilbronn, Inhaber Julius Gast und Fritz Butterbrodt, Kaufleute in Heilbronn. — Rudolf Weitmann, Kaufmann in Trossingen. — Emil Schüler, Kaufmann, Inhaber der Firma C. Schüler in Ulm.
Bora«rfichtlicheS Wetter
am Freitag, den 29. Januar: Veränderlich, etwas windig, zu Schneefall geneigt.
Verantwortlicher Redakteur: Ludwig Lank, Altensteig.
iM11« Will!« W!
lloclistiner, sronmriscimr Orünlcern- Lesctimsck, uppeutanreAenckü V^irst- un§ unck dsquerrm Xubersitunss^eise Linst stio deLOnsteron Vorrmxe von
Knoni-'s Ok-ünksrnmsjil.
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Drstrllunge«
auf unsere Zeitung „Ans den Tannen" werden fortwährend entgegengenommen.
Leben und Tod handelt?" ries die Dame außer sich. Sie sat angstvoll umher: da fiel ihr Blick auf eine große Flasche, dst auf einem Breit an der Wand stand.
„Ist das da nicht Branntwein?" fragte sie, hastig ans dt Flasche zeigend.
Ter alte, halb blödsinnige Mann grinste vergnügt.
„Jawohl! Schcener Branntwein!" sagte er schmunzklnt. Doch erschreckt starrte er dann die fremde Dame an. Sie hatte ohne zu frage», die Flasche und ein Trinkgefäß ergriffen und eilte vor die Hüttentür. Der Alte humpelte ihr angstvoll, r.m seinen kostbaren Besitz besorgt, nach. Sie füllte das Glas, de- sie in der Hand trug, bis zum Rande mit dem scharfen Geträvk und hielt es dann ohne weiteres an Bergens Lippen.
Er kostete und machte eine Gebärde des Widerwillens. Mer seine Pflegerin ließ sich dadurch nicht irremachen.
„Sie muffen das ganze Glas hier voll Branntwein aus« trinken und noch mehr — so viel wie nur irgend möglich!" sagte ste in sehr bestimmtem Tone. „Branntwein ist ein altes Volksmittel gegen Otternbiß!"
Der Verwundete trank gehorsam das ganze Glas auf einen Zug aus und reichte es ihr dann mit einem schattenhaften Lächeln. Sie füllte es sogleich von neuem und stellte die Flasche neben ihn.
„Ich hole sofort selbst Hilfe", sagte ste dann in festem Tone; „Sie bleiben hier sitzen und trinken so viel von dem Branntwein, wie Sie nur können. — Ja. ja. Ihr bekommt den SchnavS bezahlt. Alter! — Seien Sie guten Mutes, mein Herr! Ich hoffe den Arzt sehr bald aufzuftnden — in spätestens einer halben Stunde ist Hilfe da!"
Sie lächelte ihm ermutigend zu und eilte dann in fliegender Hast den Weg hinunter, der gerade vor der Hütte ins Tal hinabführte. Noch ein paar Minuten lang leuchtete das weide Kleid zwischen dem grünen Strauchwerk auf. dann war es verschwunden.
Bergen lehnte matt das Hauvt zurück. Er fühlte nur un
deutlich. daß seine gütige Retterin ihn verlassen. Mer er gedachte ihres Befehls, tastete mit der gesunden Land nach dem Branntwein und trank in großen Zügen. Wie Feuer strömte das scharfe Getränk durch seine Adern und belebte ihn.
^Fortsetzung folgt.)
Vermischtes.
8 Der Hinrichtungs-Karneval in Frankreich. Unter ebenso widerwärtigen Szenen, dem Gejohl und Gekreisch einer betrunkenen Menge, wie in Bethune, ist in Carpentras der Raubmörder Danvars von dem Pariser Scharfrichter Teilst.- guillotiniert. Die französische Polizei weiß allen politischen Straßen-Tumulten sehr nachdrücklich zu begegnen, hier aber sieht sie ruhig zu, wie eine halbverrückte Menge die ganze Nacht vor dem Gefängnis Unfug treibt, sogar Grabliedcr sang. Als der Delinquent, der völlig teilnahmslos mar, zur Guilotine schritt, rief ihm die Masse zn: „Sei doch fidel, alter Junge, und halte eine gute Abschiedsrede." In einer Minute war dann die Exekution erfolgt. Tie Negierung in Paris sagt, die öffentlichkeit der Hinrichtung könne >»-' durch ein Gesetz aufgehoben werden. Aber warum hat st- nicht längst eins eingebracht? Sie kennt doch ihre Leute!
8 Von der Trauung zum Galgen. Ein Stunde vor seiner Hinrichtung getraut wurde, wie polnische Blätter berichten, um Mitternacht in einem Pavillon der Warschauer Zitadelle der Mörder des Generals Markgrafski, Konstantia Schudloff. Nachdem der Vikar der St. Marienkirche den dem Tode Geweihten mit seiner längjährigen Geliebten Helene Luniehski getraut hatte, wurde den Neuvermählten eine Stunde Alleinseins in strengbewachter Zelle gestattet und unmittelbar darauf das Urteil des Kriegsgerichts, das auf Tod durch den Strang lautete, an Sch. und seinen Mitschuldigen Anton Lipski vollzogen.