Ei» Exposee des Großwesirs.

jf Konstantinopel, 13. Jan. (Deputierte-Kammer.) In seinem heute in der Kammer verlesenen Exposee besprach der Großwesir die Wiederherstellung einer konstitutionellen Re­gierung in der Türkei, sodann die Proklamierung der Unab­hängigkeit Bulgariens, sowie die Annexion Bosniens und der Herzegowina seitens Oesterreich-Ungarns. Die Pforte habe gegen diese beiden Eingriffe protestiert und an die Großmächte appelliert, die diese Verletzungen als illoyal an­erkannt hätten. Die Kriegsgefahr sei geschwunden. Man habees schließlich für dasBe st ege halten, sich auf eine finanzielle Entschädigung zu einigen. Nachdem der Großwesir, Kiamil Pascha, sein Exposee beendet hatte, sprach die Kammer ihm ihr un - bedingtes Vertrauen aus.

Türkische Preßftimmen.

ss Konstantinopel, 13. Jan. Der Leitartikel desOs- manischen Lloyd" mit dem Titel:Der Friede be­siegelt! " verzeichnet hochbefriedigt die Annahme des österreich-ungarischen Angebots und sagt: Nun muß auch der Boykott enden, der anfänglich von einigen Hitzköpfen begonnen wurde und schließlich auch deutsche und andere Waren betroffen hat. Oesterreich-Ungarn hat geringen Schaden erlitten, dagegen haben die türkischen Zolleinnahmen eine große Einbuße erfahren. Von hohen türkischen Zollbeamten wird der Verlust auf 500 000 türkische Pfund geschätzt. Auch La Turquie" bespricht das Angebot Oesterreich-Ungarns und sagt, daß die Wiederaufnahme normaler Beziehungen zwischen der Türkei und Oesterreich-Ungarns eine Frage weniger Tage sei. Das Blatt verzeichnet die Aeußerungen von Deputierten, daß es Zeit sei, zu einer Entente zu kommen und daß es gefährlich wäre, weiterhin eine intran­sigente Haltung zu beobachten.

Das enttäuschte Serbien.

ff Belgrad, 13. Jan. Die Nachricht von der Annahme des österreichischen Angebots durch die Türkei hat hier kon­sternierend gewirkt. Das Vorgehen der Pforte wird als schnöder Treubruch der Jungtürken aufgefaßt. In Regierungskreisen ist man bemüht, die pessimistische Stimmung dadurch abzuschwächen, daß man das Zustande­kommen der Verständigung als eine Taffache hinstellt, die von jedem ernsten Politiker vorausgesehen werden mußte. Auch wird daraufhingewiesen, daß die europäische Konferenz sicher die serbischen Forderungen berücksichtigen werde. Die Blätter geben der Enttäuschung über das Vorgehen der Türkei Ausdruck.. besonders über das unaufrichtige Verhalten Rußlands gegenüber Serbien. Die Politika beschuldigt Frank­reich, daß es aus Angst vor Deutschland seinen ganzen Einfluß bei der Türkei für Annahme des Angebots eingesetzt habe.

Ein bulgarisch-türkischer Zusammenstoß.

js Konstantinopel, 13. Jan. Nach amtlichen, von türk­ischen Blättern veröffentlichten Depeschen wurden ein Unter­offizier und ein türkischer Soldat, als sie vorgestern die Grenz­linie beim Blockhaus Jszabet Kaza Dschumabala überschritten von bulgarischen Truppen angegriffen. Der türkische Soldat wurde getötet, der Unteroffizier verwundet. Eine türkische Abteilung unter dem Kommando eines Leut­nants wurde entsandt.

Bestellungen

auf unsere ZeitungAus den Tannen" werde» für das 1. Omartal 1ÄVN fortgesetzt entgegen- genomme».

Tagespolitik.

Die Reichstagskommission zur Beratung der Gewerbenovelle nahm zu dem Paragraph, der eine Beschränkung der täglichen Arbeitszeit für solche Gewerbe, in denen die Gesundheit der Arbeiter gefährdet wird, durch Bundesratsverordnung vorsieht, Anträge der Freisinnigen, des Zentrums und der Wirtschaftlichen Vereinigung an, wo­nach vor Erlaß solcher Verordnungen die beteiligten Ge­werbetreibenden und Arbeiter, bezw. Gewerbeaufsichtsbeamten, bezw. die ständigen Arbeiterausschüsse gehört werden müssen.

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Die Reichstags kommission für die Finanz- reform lehnte in ihrer ersten Sitzung nach den Ferien mit 12 gegen 11 Stimmen einen Zentrumsantrag ab, die Zoll­einnahmen für die Jahre 1910 bis 1913 um je 30 Mill. Mark in der Bedarfsrechnung zu erhöhen. Ein anderer Zent- rumsantag, die Automobilsteuer um 1 '/e Mill. Mark jährlich zu erhöhen, wurde zurückgezogen. Bei der Besprechung der Ertäge der Reichspostverwaltung wurde eine Vorlage über Reform der Telegraphengebühren für nahe Zukunft in Aus­sicht gestellt. Am Mittwoch wurde die Beratung fort­gesetzt.

Die Beschlüsse des in Berlin versammelt gewesenen Deutschen Handelstages standen von vornherein fest. Zur Reichsfinanzreform Billigung der Besitzsteuern, Ablehn­ung oder Bemängelung der vorgeschlagenen Verbrauchssteuern; ferner entschiedene Ablehnung des ans paritätischen Grund­lagen ausgebauten Arbeitskammergesetzes. Der Deutsche Handelstag ist der wirtschaftliche Antipode des Bundes der Landwirte, von dessen Organen die Beschlüsse des Handels­tages daher auch am heftigsten angegriffen werden. Die Regierung nimmt seit dem Beginn der Blockära eine sehr entgegenkommende Stellung gegenüber dem Handelstage ein, zu dem auch Fürst Büloiv die Liebenswürdigkeit selber ist.

Der preußische Staatshaushalt für 1909 umfaßt 3827 Millionen Ausgaben, gegen welche 3671 Millionen Einnahmen vorhanden sind. Das Defizit von 156 Millionen soll durch eine Anleihe gedeckt werden. Die Staatsschulden betragen fast 8 Milliarden Mark (darunter aber die gewaltige Staatsbahn-Gegenleistung), die Zinsen erfordern 313 148 902 Mark.

Tie neue preußische B e rgb au g e s etz u o v e l l e bringt lautFrkf. Ztg." aus allgemeiner, geheimer Wahl hervorgehende Arbeilerkoutrolleure für jedes Steigrevier, so daß auf die einzelnen Zechen je nach deren Größe 612 Kontrolleure entfallen. Diese dürfen jederzeit in Begleitung eines Zechenbeamten die Grube befahren. Sie bleiben im Arbeiterverhältnis und werden von der Zeche bezahlt.

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Während Amerika eine Einschränkung seiner Flot­tenbauten vornimmt, rüstet England aufs eifrigste und läßt einen Dreadnought nach dem andern vom Stapel. Und dabei geht von England die stärkste Propaganda für die Einschränkung der Rüstungen aus. Die Marinekom­mission des amerikanischen Kongresses beantragte dagegen, daß statt der geforderten 4 nur 2 große Schlachtschiffe ge­baut würden.

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Die Wut auf den PräsidentenRovsevelt, von der gegenwärtig die Mitglieder der nordamerikanischen Volksvertretung erfüllt sind, hat ihre guten Gründe. Zum Ersten toben die Parteigänger der Groß-Spekulauten gegen ihn, dann aber beinahe noch mehr jene Abgeordneten, die

ihre Anhänger in mittlere und niedere öffent liche Aemte r einzuschmuggeln wußten. Rooseoelt hat nämlich Tausende von Beamtenposten in allen Stellen für geprüfte Beamte umgewandelt, und damit ist der Stellenschacher gewaltig eingeschränkt. Es ivar ja früher noch viel ärger, und darum empfinden die Beute-Politiker jede neue Minderung ihres Einflusses mit erhöhtem Schmerze.

Württemdergischer Landtag.

jj Stuttgart, 13. Januar.

Die Ziveite Kammer hat die Beratung der Volksschul­novelle heute bei Art. 10 fortgesetzt, der die Zahl der Pflichtstunden der Lehrer und Lehrerinnen betrifft und sie ab­gesehen von dem Unterricht in der allgemeinen Fortbildungs­schule und in der Sonntagsschule aus 30, im Falle der Einführung von Abteilungsunterricht gegen besondere Be­lohnung aus 34 in der Woche festsetzt. Diese Unterrichts­stunden müssen nach Bedürfnis auch an anderen Klassen der Volksschulen desselben Orts und in freiwilligen Unter­richtsfächern erteilt werden. Für Lehrer, die mit der Schul­leitung betraut werden, kann die Zahl der Pflichtstunden durch den Oberschulrat ermäßigt werden. Die Verpflichtung zur Vertretung anderer Lehrer und Lehrerinnen an Volks­schulen desselben Orts und benachbarter Orte und die Be­dingungen luefür werden durch Verordnung bestimmt. Der Artikel wurde unter allgemeiner Zustimmung angenommen, desgleichen eine Resolution, die sich gegen eine Verminderung der Einkommensbezüge der Lehrer durch die Einführung neuer Unterrichtsfächer wendet und mit der Erteilung des Turnunterrichts die jüngeren Lehrkräfte beauftragt wissen will. Angenommen wurde auch ein Antrag Liesching, wo­nach als Unterrichtsstunden nur die gelten sollen, an denen der Lehrer in der Regel persönlich teilnimmt. Es handelt sich dabei um die Religionsstunden der evangelischen Geist­lichen, denen die Lehrer nicht anzuwohnen brauchen, die ihnen aber bisher angerechnet worden sind. In der Debatte wurde von den Berichterstattern Löchner und Schrempf be­tont, daß die Aufgaben des Lehrers mit diesen Pflichtstunden noch keineswegs erschöpft seien. Von den Abg. Schrempf und Rembold-Aalen wurde auch die Erwartung ausge­sprochen, daß die Lehrer auch in Zukunft einer allen guten Sitte folgend es als eine vornehme Pflicht ausehen, sich vom Dienst für die Kirche nicht ganz loszuschäleu. Hilden­brand (Soz.) dagegen bestritt, daß es eine moralische Auf­gabe des Lehrers sei, der Aufseher im Gottesdienst zu fest- und der Kirche als Zutreiber zu dienen. Ohne wesentliche Erörterungen gelangte dann zum Schluß auch noch Art. 11 zur Annahme, der die Fortbildung der Lehrer betrifft und dem Oberschulrat zur Aufgabe macht, die hiezu geeigneten Einrichtungen zu treffen, insbesondere durch Veranstaltung von Fortbildungskursen und Konferenzen sowie durch Grün­dung und Unterhaltung von Lesegesellschaften. Die Kosten der letzteren find, abgesehen von den vom Staat zu ^e-^ währenden Beihilfen, durch die Lehrer zu bestreiten. Morgen wird Art. Z betr. die fakultative Simultanschule beraten werden. Zu diesem Artikel sind heute einige Anträge der Vvlkspartei eingebracht worden, die die Errichtung gemein­samer Schulen zum Ersatz unausgebauter Konfessionsschulen sowie die Ermächtigung der Erziehungsberechtigten betreffen, im Falle des Bestehens einer unvollständig ausgebauten Konfessionsschule ihre Kinder die Schule der Konsessions- mehrheit besuchen zu lassen und ferner bestimmen, daß, wenn die Zahl der Angehörigen einer Konfession dauernd unter die Zahl von 60 Familien heruntersinkt, die Gemeinde nicht mehr verpflichtet ist, die eigene Volksschule der betreffen­den .Konfession aus örtlichen Mitteln zu unterhalten. Die nächste Sitzung findet Donnerstag vorm, statt. Am Sams­tag, den 23. ds. werden beide Häuser zu einer gemein­schaftlichen Sitzung zusammentreten.

Der Oberst streckte lachend die Hand nach der Karte aus er glaubte zuerst an einen Scherz seines losen Töchterchens. Aber nein, da stand es wirklich und wahrhaftig er ließ die Hand mit der Karte finken und sah seine Jüngste sehr er­staunt an.

Ter General! Wahrhaftig, der General!" sagte er endlich ganz verblüfft.

Fanny nickte eifrig. j

Der General höchstselbst!" kicherte sie. .Ja, was sagst Du § nur dazu?" z

Ter Oberst konnte sich noch immer nicht von seinem Er» § staunen erholen.

Das ist ja außerordentlich liebenswürdig von ihm!" brachte er endlich hervor.

Und ein klein wenig verdächtig!" scherzte Hans und drohte der Schwester mit dem Finger. Wann hat unsere Kleinste denn diele Eroberung gemacht?"

Als der Hobe Herr vor vierzehn Tagen zur Schnitzcliagd ' hier weilte und nachher ein Mittagessen in unserer bescheidenen Häuslichkeit einzunehmen geruhte", sagte Lola, nun gleichfalls i lachend. Der Gedanke, daß der weit über dreißig Jahre allere ! Mann dem Backfiichchen da huldigen solle, erschien ihr unsagbar komisch.

Und da hat ihn der Liebreiz dieser zarten Elfe bezwungen?" fragte Hans und zog neckend an dem laugen, blonden Jovi der Schwester.

Ich selbst war in jenen Tagen leider nicht in Dmenburg. mn das Kind beaufsichtigen zu können", lachte Lola:ich war gerade beim Onkel Hugo zu Besuch und kenne den General über­haupt noch nicht. Aber nach allem, was ich gehört habe, hat sie ihm riesig imponiert. als sie bei der Schnitzeljagd den Fuchs­schwanz errang. Als sie dann nach Tisch unserm Vater, wie gewohnt, die Zigarre angeraucht bat. soll er völlig bezaubert geweseu sein; das sehen und um die gleiche Vergünstigung bitten, war eins bei dem galanten alten Herrn!"

Und daß sie seinen Wunsch erfüllte, hat seinem Herzen dann wohl anscheinend den letzten Stoß gegeben", vollendete der Oberst heiter:jedenfalls sind diese Rosen das greifbare Resultat!"

Fanny versenkte das feine Naschen in die duftigen Blüten und hörte scheinbar gleichgiltig zu. Aber ihre Hellen Augen blitzten herausfordernd und ein Lächeln befriedigter Eitelkeit spielte um den kleinen roten Mund.

Wie sieht sie denn eigentlich aus. Deine neueste Flamme?" erkundigte sich Hans, der das brüderliche Vorrecht des Neckens gar zu gern anskostete.

Fannys Gesicht veränderte sich augenblicklich; sie kniff die vollen roten Lippen fest zusammen, daß sie nur noch wie eine schmale Linie erschienen, streckte das Kinn vor, zog den Kopf ein wemg zwischen die Schultern und ging mit schleppenden, etwas unsicheren Schritten durch das Zimmer. Dann blieb sie plötzlich vor Hans sieben, richtete mit einem förmlichen Ruck ihre zierliche Gestalt hoch, schlug die Hacken zusammen und jagte mit lang­samem. etwas näselndem Tonfall:So sieht er aus!"

Der Oberst lachte unwillkürlich lauj ans. Es war unmöglich, in der von Fanny gleichsam nur mit ein paar Strichen ge­zeichneten Karikatur das Charakteristische in Aussehen und Wesen des Generals zu verkennen. Dann aber faßte sich Herr von Mästungen und zwang sich zu einem ärgerlichen Stirnrunzeln. Die boshafte Kleine scharf ansrhend, sagte er mit scheinbarer Strenge:Zum Dank für den liebenswürdigen Glückwunsch machst Du Dich in dieser Weise über den Herrn General lustig? Schäme Dich. Fanny!"

Jawohl, lieber Pcwa. ich schäme mich", sagte Fanny sanft mit demütigem Angenansschlage. hinter dem doch tausend Kobolde kauerten.

Fräulein, man muß nicht niöclii-e in die sbsence von die Mensch! ' mahnte auch Hans jetzt: er ahmte dabei getreulich in Worten und Stimme die ehemalige französische Erzieherin seiner Schwestern nach, die mehrere Jahre im Machingcnschcn Hame

geweilt hatte und den Söhnen durch ihre kühne Behandlung der deutschen Sprache besonders lieb geworden war.

Der Oberst drohte ernsthaft mit dem Finger.

Was ich für Kinder habe!" seufzte er dabei.Jetzt macht sich der Bengel gar über Eure ehrwürdige, alte Mademoiselle H^ricourt lustig!"

Mlle. Coralie Hericourt-d'Astier: bitte. Pava, oas mcht zu vergessen!" sagte Lola beiter.Sie legte immer hoben Wert auf ihren schönen Dophelnamen» die gute Alte!"

Was machst Du denn da. Fanny?" fragte der Oberst jetzt Wirklich ärgerlich.

Die kleine Sünderin hatte sich in eine Ecke gestellt Md fingierte ein zerknirschtes Schluchzen.

Ich schäme mich noch immer so schrecklich", brachte sie stoß­weise hervor. Dann wandte sie sich um und brach in ein un­widerstehliches Lachen aus. Ihre beiden Geschwister leisteten ihr dabei Gesellschaft, während sie auf den Vater zulief und ihn zärtlich umarmte.

will es nie wieder tun", flüsterte sie ihm ins Ohr,

Der Oberst war längst bestrat. sein Aerger gänzlich uMe verflogen.

Na, das ist recht, mein Puttchen", sagte er liebevoll. .Nick Du schreibst morgen recht freundlich an den General Md b» dankst Dich, hörst Du wohl?"

Jawohl, lieber Papa!" sagte Fanny wieder mit tief« Demut.

So. und nun habe ich genug Zeit mit Euch Krabben ve» trödelt der Fuchs steht schon eine halbe Stunde gesattelt an! dem Hofe!" sagt« der Oberst vergnügt Md griff wieder nach seiner Mütze.Ich reite nur ein Stündchen, nur um da» Lieh zu bewegen wenn das mal einen Tag gestanden hat, ist gar- nicht damit fertig zu werden. Zum Emps. uge der Geburtstag-»

gratulanten bin ich wieder da natürlich-ja. vatervflicht«,

Latervflichtenl"

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