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Unpartensche Tageszeitung und Anzeigeblatt, verbreitet in den Vberamtsbezirken Nagold, Freudenstadt, Talw u. Neuenbürg.

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Ausgabeort Alteusteig-Stadt.

Dienstag, de» 5. Jannar.

Amtsblatt für Pfalzgrafenweiler.

190S.

Amtliches.

Molkereikurs in Gerabronn.

In der Molkereischule iu Gerabronn wird vom Mon­tag, den 8. Februar an ein sechstägigec Fortbildungskurs für Molker abgehalten, der insbesondere der Ansäuerung des Rahmes, der Butterbereitung, Milchprüfung und Be­triebskontrolle gewidmet sein wird. Ferner wird ein theore­tischer Unterricht stattfinden in Bezug auf Milchgewinnung und Behandlung, Milchbezahlung nach Fett, Behandlung des Rahmes, sowie schließlich über das Buttern, die Beur­teilung der Butter nach der Güte und über ihren Verkauf. Der Unterricht ist unentgeltlich. Nachzuweisen ist für die Zulassung eine mindestens zweijährige Beschäftigung in der Molkerei, sowie die für das Verständnis des Unterrichts nötigen Fähigkeiten. Zulassungsgesuche sind spätestens bis 27. Januar an das Sekretariat der K. Zentralstelle für die Landwirtschaft einzureichen. Ein ähnlicher Kurs wird vom 15. Februar an ebenfalls hier für Frauen und Mäd­chen gehalten werden, wobei die Teilnehmerinnen eine theoretische und praktische Anleitung zur Gewinnung von Milch und ihre Verwertung mittels der für die Haushaltung und den Handbetrieb der Molkerei vornehmlich in Betracht kommenden Verfahren erhalten sollen. Die Anmeldung zu letzterem sind spätestens bis 1. Februar an die obengenannte Stelle zu richten.

Tagespolitik.

Staatssekretär Sydow bleibt im Amte. Das ist ganz selbstverständlich und bedurfte der besonderen Versicherung nicht, wenn es nicht doch den einen oder den andern gegeben hätte, der das Gegenteil verkündete. Die Reichsfinanzreform des Schatzsekretärs ist noch lange nicht unter Dach und Fach, und die Aussichten, sie glücklich dahin zu bugsieren, sind trübe genug. Aber der Kampf soll ja auch erst beginnen. Bevor noch kaum der erste Schuß gefallen ist, wirft Herr Sydow die Flinte nicht ins Korn.

Die deutsch-türkischen Beziehungen, die wegen des bundestreuen Eintretens Deutschlands für Oester­reich-Ungarn einen Augenblick getrübt waren, beginnen wieder freundlicher zu werden. Der Präsident des türkischen Parla­ments Achmed Riza, sowie andere hervorragende Persönlich­keiten Konstantinopels statteten dem deutschen Botschafter Freiherrn v. Marschall Neujahrsbesuche ab. Großen Eindruck machte die Namens der deutschen Reichsregierung abgegebene Erklärung des Botschafters, daß die Türkei bei der geplanten Erhöhung der Einfuhrzölle und der Einführung bestimmter Monopole fest auf die freundschaftliche Unterstützung Deutsch­lands rechnen können. In Kleinasien will die türkische Regierung, demLondoner Standart" zufolge, den Bau neuer Eisenbahnen in Gesamtlänge von 2250 Meilen ver­geben. Es scheint, daß deutsche Unternehmungen bei der Ver­gebung dieser Bahnbauten bevorzugt werden sollen, für welche deutsche Banken das Geld hergeben würden.

In einer Rede vor seinen Wählern zum Senat pries Ministerpräsident Clemenceau die Republik, die seit 1870 das Ansehen Frankreichs erhöht habe. Heute könne jeder Franzose einem jeden Europäer ohne Erröten ins Angesicht blicken. Frankreich wolle Niemanden verletzen gnd Niemanden demütigen. Es verlange nur sein Recht und erfülle seine Pflicht ohne Schwäche. EieMenceau be­kämpfte sodann den Antipatriotismus und schloß mit der Bitte an seine Wähler, ihm die moralische Autorität zu geben, die nötig sei, um das begonnene Werk weiierznführen.

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Ein Londoner Blatt will wissen, König Eduard werde Ausgangs Februar eine Mittelmeerreise antreten und bei dieser Gelegenheit in Konstantinopel dem Sultan einen Besuch ab st alten. Der König fühle sich ge­drungen, dem Sultan Abdul Hamid seine Anerkennung auszusprechen für die Einführung der Konstitution und anderer Reformen, auch möchte er dem Padischah ein eng­lisches Rassepferd, von brauner Farbe und mit einem weißen Stern auf der Stirn, zum Geschenk machen. Der Sultan hegt angeblich eine VorliebeVielleicht

Hilst King Edward seinem neuen Freunde auch noch in den Sattel und sorgt auch sonst dafür, daß er auf englischem Pferde reite. Der königliche Diplomat an der Themse ver­steht bekanntlich sein Metier ganz ansgezeichnet.

Das Befinden des jungen Königs Manuel ist un­befriedigend. Die Eindrücke der Schreckensereignisse des 1. Februars v. I. wirken noch immer fort.

In Rußland ist im Laufe der jüngsten Jahre ja manches besser geworden. Die Korruption ist die alte ge­blieben, und die Menge und Grüße der von hohin und niederen Beamten begangenen Unterschleife spottet jeder Be­schreibung. Soeben kam man im Eisenbahnministerium bei den Kohlenlieferungsabschlüssen Unterschleisen in Höhe von einer Million Rubel auf die Spur. Der Reichskontrolleur will ohne Schonung des Ministers Vorgehen. Nach den Unterschlagungen sind es die Räubereien, die zwar etwas weniger häufig als vor Jahr und Tag, aber noch immer überaus häufig Vorkommen. Im Gouvernement Baku wurde das Postamt Lenkoran von Räubern überfallen und um seine eiserne Kasse mit 4S 000 Rubeln erleichtert. In solchen Fällen fragt es sich überdies nvch, ob ein wirklicher oder nur ein fingierter Raub vorliegt.

Die B a l k a n k o n f e r e n z ist gesichert. Das ist noch nicht die Lösung selber, aber doch ein respektabler Schritt vorwärts auf dem Wege dahin. Man darf in der Tatsache, daß eine Konferenz die Balkanwirren in die Hand nehmen und regeln wird, eine, wenn auch nicht unbedingt sichere, so doch höchst wertvolle Garantie für die Erhaltung des Friedens erblicken. Durch den entgegenkommenden Entschluß der russischen und englischen Regierung wurden die Schwierig­keiten ans dem Wege geräumt, die dem Zusammentritt der Konferenz bisher noch immer entgegensranden.

Zn Ehren der Mitglieder des türkischen Parlaments fand im Mldizpalast ein Gala-Diner statt, das auf die Deputierten den größten Eindruck machte. Der Sultan war sehr heiler und sprach die ganze Zeit während des Mahles mit den: Präsidenten und dem Vizepräsidenten. Nach dem Dessert verlas der erste Mdizsekretär eine Rede des Sultans, in der dieser erklärt, er sei außerordentlich befriedigt, mit den Vertretern der ganzen Ottomanischen Nation gespeist zu haben und glaube, dieser Abend bedeute ein glückliches Ereignis in der Geschichte des ottomanischen Reiches. In der Rede heißt es iveiter: Eure Aufgaben sind heilig und wichtig. Ich wünsche unbedingt, daß eure Bemühungen und eure Ausdauer im Verhältnis zu deren Wichtigkeit und Heiligten stehen. Ich gebe die Versicherung, daß ich meine Seele dem Schutze der Bestimmungen unserer Verfassung widme, die heilige Rechte garantiert. Sodann nahm Achmed Riza das Wort zu einer Tankesrede. Er er­klärte, es sei unzweifelhaft, daß, wie die -Araber eine er­habene Zivilisation geschaffen, auch die Ottomanen mit ihrem Herrscher vereint eine hohe Stellung in der zivili­sierten Welt einnehmen würden. Er schloß mit drei Hoch­rufen auf den Sultan, die bei der Versammlung ein stürmisches Echo fanden. Bevor die Deputierten den Aildiz verließen, erklärte der erste Sekretär im Namen des Sultans, dieser sei bereit, seine Seele zu opfern, wenn immer die Nation es verlange.

Landesnachrichten.

Attensteig, 4 . Jan.

' Die Vereinsweihnachtsfeiern haben wir jetzt bis auf diejenige des Evangel. Arbeitervereins, die am Erscheinungsfeste abends 7 Uhr im Saale des grünen Baumes stattfindet, hinter uns. Ter Kriegerverein hielt seine Feier im grünen Baum, der Radsahreroerein im Sternen. Man hatte keine Mühe gescheut, den An­wesenden durch mannigfache Darbietungen einige unterhaltende Stunden zu bereiten. Auch die Verlosungen fanden in der üblichen Weise statt. Man konnte dabei recht nette Sachen gewinnen, es gab aber auch viel enttäuschte Gesichter. Wer nach solchen Vereins-Veranstaltungen aber erleichtert aufatmet, das sind die Vereinsvorstände bezw. Ausschüsse, denn es hängt doch ein gut Stück Arbeit drum und dran und der Lohn, den sie für ihre aufreibende Tätigkeit ernten, ist mitunter ein recht minimaler.

* Sparen «nd kein Ende. In kleinen Dingen sängt man an, denkt das K. Ministerium der ausw. Angelegen­heiten. 8s hat deshalb angeordnet, daß bei amtlichen Schreiben nicht mehr unbedingt ein ganzer Bogen verwendet werden

muß, sondern daß auch die Verwendung eines nur halben Bogens zugelassen ist, wenn der Inhalt des Schriftstückes so kurz ist, daß die Ausfertigung nicht über die erste Seite hinausgeht, und wenn dem Schriftstück keine Anlagen beizu­fügen sind.

' Am 2. Dezember 1907 war den württembergischen Forstwarten von ihrer Vorgesetzten Behörde eröffnet worden, daß ihre Gehaltsregelung durch allerhöchste Entschließung dem Finanzministerium zur Besorgung des Weiteren über­wiesen und von Letzterem auch die Bereitwilligkeit ausge­sprochen worden sei, der Frage der Verbesserung der Bezüge der Forstwarte im nächsten Hauptstnanzetat näherzutreten. Neuerdings ist nun den Forstwarten mitgeteilt worden, daß ihren Wünschen im kommenden Etat nicht entsprochen werden könne.

* Herrenalb, 4. Jan. Ein nettes Stückchen leistete sich ein hiesiger Schuhmacherlehrling von Loffenau. Derselbe brachte die Feiertage zu Hause zu und sollte am Sonntag abend von Loffenau hierher ins Haus des Meisters kommen. Er machte sich auch scheinbar auf den Weg übersKäppele". Da ihm dies aber bei dem einbrechenden Abend etwas zu düster vorkam, fiel ihm ein, einen räuberischen Anfall zu fingieren. Er lief zurück und erzählte, daß er von einem bösen Mann angefallen und beraubt worden sei und so konnte er noch einmal zu Hause übernachten. Als andern Vormittag einige der angeblichen Attentäter ins Verhör ge­nommen wurden, gestand der edeldenkende junge Mann, daß es gar keiner von ihnen sei, der ihn überfallen und beraubt, da er den Ueberfall erdichtet und so Polizei und Landjäger umsonst beschäftigt habe. Ober nun mitheiler" Haut davon kommen wird, dies entzieht sich der Kenntnis des Einsenders ds.

ss Horb, 2. Jan. Gestern morgen 3 /z Uhr wurden die Bewohner unserer Nachbargemeinde Rexingen durch Feuer­ruse aus dem Schlafe geweckt. In der Scheune des Sonnen- mirts Geckle brach ein Brand aus, der diese, die Bier­brauerei und das Gasthaus in Asche legte. Das Nachbar­haus ist stark beschädigt.

! Stuttgart, 2. Jan. Verschiedene Anzeichen weisen auf eine Neugestaltung der gesamten Stuttgarter Polizei hin. Von der Umgestaltung wird nicht zum mindesten auch die Kriminalpolizei betroffen werden müssen.

ss Stuttgart, 2. Jan. Die heurigen Kaisermanöver fin­den am unteren Neckar östlich von Heidelberg in der Gegend zwischen Mosbach und Gundelsheim zwischen dem 13. und 14. Armeekorps statt, wobei das württem- bergische Korps durch die 2. bayrische Division verstärkt wird.

ss Stuttgart, 2. Jan. DerSchwäb. McA." schreibt: Aus dem Rottenburger Seminar sind von mehreren Alnmen, die die Tonsur und niederen Weihen nicht erhielten, vier aus­getreten. Bei zweien, einem Dr. phil. und einem Sohn eines hohen katholischen Beamten in Stuttgart, handelt es sich um Fälle von Modernistenverfolgung."

ss Stuttgart, 2. Jan. Von der Versicherungsanff At Württemberg sind im Monat Oktober v. Js. 496 292,. M. an Rentenzahlungen geleistet worden. Auf Invalidenrenten entfallen von dieser Summe 418 400,09 M., aus Kranken­renten 21401,88 M., auf Altersrenten 38 090,45 M. und auf Beitragserstattungen 18 400 Mark.

ss Ludwigsburg, 2. Jan. Der Zuchthäusler Karle, der am 10. Oktober hier ausgebrochen war und seither " in der Bodenseegegend Herumgetrieben hatte, ist am 31. Fr. in Tuttlingen verhaftet und im hiesigen Zuchthaus wieder eingeliefert worden.

ss Weil im Dorf, 3. Jan. Schultheiß Bopp ist, wie dieSchwäb. Tagw." berichtet, vom Amt suspendiert worden.

ss Welzheim, 2. Jan. Der 50jährige Knecht Fritz des Oekonomen Trinkle von Gemeinweiler, Gde. Kaiiersbach, fiel beim Futterschneiden vom Heuboden herab so unglücklich auf den Kopf, daß er sofort tot war.

ss Lorch, 2. Jan. Am derHohen Linde" passierte heute nacht ein recht bedauerlicher Unfall. Dem ledigen 22jährigen Singer von Wäschenbeuren zersprang die Schuß­waffe und riß ihm drei Finger weg. Wie viele müssen wieder das Neujahrsschießen lebenslang bitter bin .md bereuen?

ss Kirchheim u. T., 2. Jan. Wie mm m kürzlich gemeldeten Unfall des Landjägers Schmid, ein Opfer seines Pflichteifers geworden ist, erst nachträglich erfährt, hat Schmidt bei dem Sturze in den Steinbr--ff> den Unterarm zweimal und den andern einmal gebrock, Daß >:>er Verletzte, der nebenbei noch eine schwere S.wur. . ckte, noch aus dem Steinbruch herausarbeiten konnte, ist ein wahres Wunder und zeugt von einer außermdem i Energie.