Kanonenboot geflüchtet. Auch ein deutsches Kanonenboot liegt vor Nanking.
Deutsch-italienischer Kamps in Wien.
ff Zwischen italienischen Studenten, die für die Errichtung einer italienischen Universität in Triest demonstrierten, und deutschen Studenten kam es in der Wiener Universität am Montag zu einem Zusammenstoß. Die Italiener sangen die Garibaldi-Hymne, die Deutschen die Wacht am Rhein. Während des Handgemenges fielen aus italienischer Seite Revolverschüsse.
ff Wien, 23. Nov. Bei den heutigen Vorfällen in der Universität sind 19 Studenten mehr oder weniger schwer verletzt worden. Zahlreiche Verletzte haben sich in die Hospitäler oder in häusliche Pflege begeben, sodaß die Gesamtzahl nicht festgestellt werden kann. Die Universität ist zur Zeit geschlossen. Der Senat berät über die zu ergreifenden Maßnahmen.
ff Wien, 23. Nov. Während der heutigen Vorfälle in der Universität wurden 23 Studenten verhaftet, von denen 3 wegen schwerer Körperverletzung dem Landgericht eingeliefert wurden, während die übrigen 20 nach ihrer Vernehmung sreigelassen wurden.
Die deutsche Invasion vor dem englischen Hause der Lords.
ff London, 24. Nov. (Oberhaus.) Lord Roberts sagte zur Begründung seiner Resolution weiter: Wenn wir sort- fahren, die gewöhnlichsten Vorsichtsmaßregeln zu vernachlässigen, so werden wir uns eines Tages in den Händen einer eingedrungenen Macht befinden und gezwungen sein, uns den demütigendsten Bedingungen zu unterwerfen. Innerhalb von zehn Jahren hat Deutschland- die größte Seemacht geschaffen, die außer der furchtbaren englischen Flottenmacht jemals bestand. Wenn die ausgezeichneten gesetzlichen Maßnahmen für eine weitere Verstärkung der deutschen Seemacht getroffen würden, so würden keine Häfen der Welt besser ausgestaltet sein, als die deutschen Nordseehäfen. Das Haupthindernis für eine Invasion ist ein starkes Heimatheer, ein Heer aus Bürgern, das aus einer Million bestehen sollte. Lord Cromer sagte, Lord Roberts habe eine authentische Erklärung der Regierung über die Frage der Invasion verlangt. Eine solche Erklärung wäre nicht geeignet, unsere eigenen Nerven oder die der anderen zu beruhigen. Er begrüße die im deutschen Reichstag abgegebenen Erklärungen gegen alles, was nach Feindseligkeiten England gegenüber aussehe, aber wenn England die Gefühle auch erwidere, so befreie dies England nicht von der Verpflichtung, ein hinreichend starkes Landheer und eine Flotte aufrecht zu erhalten. Im Namen der Regierung antwortete der Staatssekretär des Kolonialamts, Earl of Crewe. Er führte aus, Lord Roberts habe mit der Resolution einen ernsten Schritt getan. Hoffentlich ergeben sich außerhalb des Hauses keine Mißverständnisse. Er gebe die Notwendigkeit eines starken Heimatheeres zu. Zum Schluß teilte er mit, daß der Generalstab Pläne ausarbeite, die es ermöglichen sollen, zu jeder beliebigen Zeit und und an jedem beliebigen Ort größtmöglichste Truppenmengen zu werfen. Die Resolution wurde schließlich mit 74 gegen 32 Stimmen angenommen.
Der Staatsstreich in Persien.
ff Teheran, 24. November. Die Proklamation des Schah, in der erklärt wird, der Schah habe sich entschlossen, kein Parlament einzuberufen, ist zurückgezogen worden. Wie man glaubt, ist dies mit Rücksicht auf die Vorstellungen von Rußland und England erfolgt.
Vermischtes.
r Wo werden die meisten Ehen geschlossen? Unter allen Ländern der Erde ist Serbien dasjenige Land, in welchem Hymens Fesseln am wenigsten lästig empfunden werden. Denn die Statistik weist dort unter 1000 Einwohner über 15 Jahren 701 verheiratete auf, es folgt alsdann Britisch- Jndien mit 688. Der Osten Europas, Bulgarien, Rumänien, Rußland, Ungarn, zeichnet sich überhaupt durch eine hohe Heiratsfrequenz aus, im deutschen Reich fanden sich unter 1000 Personen über 15 Jahren blos 533 verheiratete, in der Schweiz 473, in Argentinien gar blos 446. Interessant ist es auch festzustellen, wie groß die Neigung des Wieder- verheiratens in den verschiedenen Ländern bei Verwittweten ist. Am geringsten ist sie in Frankreich, denn dort finden sich auf 1000 Personen über 15 Jahre 120 verwittwete, während die entsprechende Zahlen für Deutschland 86, für Oesterreich 85 sind. In allen Staaten findet man aus naheliegenden Gründen verhältnismäßig mehr weibliche als männliche Personen verwittwet, meist noch einmal so viel mehrfach sogar die dreifache Zahl Wittwen. So entfallen auf 45 Wittwern in Deutschland 124 Wittwen. Der Anteil der Geschiedenen ist am größten in der Schweiz, wo auf 1000 über 15 Jahre alte Personen 6, 3 geschiedene kommen, in Deutschland 2, 5, auch bei den Geschiedenen überragen die Frauen gegenüber den Männern, in Deutschland gibt es beinahe doppelt so viel geschiedene Frauen, wie Männer. Natürlich ist die Zahl der Verheirateten, Verwittweten und Geschiedenen von der Gesetzgebung der verschiedenen Länder abhängig.
, Handel und Verkehr.
Altensteig, 25. Nov. Zum gestrigen Viehmarkt waren zugeführt: 99 Paar Ochsen und Stiere, 65 Kühe, 53 Jung- -vder Schmalvieh, 188 Läuferschweine, 212 Milchschweine. Die Preise betrugen: für ein Paar Ochsen 890—1220 Mk., für eine Kuh 185—460 Mk., für ein Stück Jung- oder Schmaloieh 120—236 Mk., für ein Paar Läuferschweine 50—125 Mk., für ein Paar Milchschweine 25—40 Mk.
ff Heilbronn, 24. Nov. Im „Weinbau", dem Organ des württ. Weinbauvereins, betont der Weinbauinspektor Mührlen in Weinsberg in einem Rückblick auf den diesjährigen Herbst, daß der flaue Kauf Heuer zum Teil von den Produzenten selbst verschuldet wurde durch die hohen Preise, die zu Beginn des Herbstes gefordert wurden. Es müsse einmal klipp und klar gesagt werden, daß es hie und da an dem nötigen Entgegenkommen den Känsern gegenüber gefehlt hat. Der Eimerdurchschnitttspreis stellt sich auf etwa 165 Mark gegen 180 Mark im Vorjahr. Es kosteten 3 Hl. Wein im Oberamt Neckarsnlm 150—210, Heilbronn 156 bis 210, Weinsberg 135—192, Besigheim 120—190, Brackenheim 120—190, Maulbronn 160—180, Vaihingen 140 bis 200, Marbach 100—203, Ludwigsburg 150—195, Stuttgart 160—240, Cannstatt 150—240, Eßlingen 170—230, Waiblingen 175—225, Schorndorf 160—215, Nürtingen 130—150, Urach 105—130, Reutlingen 110—130, Tübingen 120—140, Oehringen 150—175, Künzelsau 150—185, Gerabronn 107—138, Mergentheim 90—168, Tettnang 100—150.
Voraussichtlicher Wetter
am Donnerstag, den 26. Nov. : Andauernd Niederschläge, in Höhenlagen Schneefall.
Württemb. Sparkasse. Nach der Veröffentlichung im Regierungsblatt Nr. 21 haben die Grundbestimmungen der Württ. Sparkasse eine neue Fassung erhalten. Da diese
Anstalt, die ihre Tätigkeit auf das ganze Land erstreckt und 230 000 Einleger mit einem Gesamtguthaben von 178 Millionen Mark zählt, für weite Volkskreise Bedeutung hat, so ist es angezeigt, auf die wichtigsten Aenderungen aufmerksam zu machen.
Der Grundcharakter der Anstalt, wornach sie den Angehörigen der minder bemittelten Volksklaffen zur Ansammlung von Ersparnissen dienen soll, ist ausrecht erhalten, doch war in mancher Hinsicht dem praktischen Bedürfnis und den Zeitumständen Rechnung zu tragen. So ist der Einlegerkreis, der bisher namentlich Dienstboten, Arbeiter, niedere Angestellte, Kleinbauern und Kleinhandwerker umfaßte, dadurch erweitert worden, daß die Lehrlinge und Gehilfen im Handelsstand und im niederen Justiz- und Verwaltungsdienst, sowie die Praktikanten bei den Verkehrsanftalten wieder zugelassen worden sind, Handlungsgehilfen übrigens nur bei einem Jahresverdienst bis zu 2000 Mark. Die Beschränkung der Einlagen auf 500 Mark im Jahr und 5000 Mark im ganzen ist aufrecht erhalten, jedoch mil folgenden Abweichungen :
1. Die Zusammenfassung der Einlagen einer Familie ist weggefallen, so daß nun Mann, Frau und jedes Kind jährlich je 500 Mk. und im ganzen je bis zu 5000 Mk. anlegen dürfen.
2. Die Beschränkung der Einlagen auf jährlich 500 Mark ist beseitigt worden bei Vormundschaften und bei Vereinen, Anstalten und Kassen. Diese Verwaltungen dürfen
nun auf einmal bis zu 5000 Mark einlegen.
3. Hat das Guthaben eines Einlegers 5000 Mark erreicht, so können die Zinsen darüber hinaus Zuwachsen, wobei auch die Zinsen wieder voll verzinst werden. Die Einleger sind also nicht mehr genötigt, die überschießenden Zinsen abzulösen.
Die Verzinsung geschieht nunmehr gleichmäßig für Einlagen in Stuttgart und bei auswärtigen Agenturen, und zwar werden die Einlagen vom 1.—15. des Monats vom 16. desselben und die Einlagen vom 16. bis zum letzten Monatstag vom 1. des folgenden Monats ab verzinst.
Diese Neuerungen sind mit Freuden zu begrüßen, da sie den Einlegern erhebliche Vorteile bringen und zur weiteren Förderung des Sparwesens beitragen werden.
Blumenschmidts Abreißkalender mit täglichen Rat schlagen für den Blumen- und Pflanzenfreund 1909. Alljährlich neu bearbeitet, erscheint dieser allbeliebte Abreißkalender bereits im 20ten Jahrgang und ist den deutschen Blumen- und Gartenfreunden unentbehrlich geworden. Auch die neue Ausgabe zeichnet sich durch anmutige Ausstattung aus, und bildet mit der nach Künstlerentwurf in prachtvollem Farbendruck hergestellten Rückwand einen angenehm ausfallenden Zimmerschmuck. Mit vielen Abbildungen versehen, bietet er eine Fülle nützlicher Belehrungen auf seinen Tageszetteln. Er erübrigt für viele die Anschaffung eines teueren Gartenbuches. Die Anweisungen und Ratschläge sind, das sieht nud erprobt man sofort, nicht am Schreibtische entstanden, sondern aus praktischen Erfahrungen geschöpft. Jede Anregung, der Natur zu folgen, ist bei unserem heutigen Geschlecht mit Freuden zu begrüßen und das tut der Kalender auf jedem Blatte. Tag für Tag bringt er in allgemein verständlicher Form Interessantes, Anwendbares, Praktisches für die Gemüse-, Blumen-, Obst-, Pflanzenzucht, für Haus, Hof, Küche, Garten und Feld. Er eignet sich als ebenso billiges wie zweckmäßiges Geschenk zu Weihnachten und anderen Gelegenheiten, zumal sich der Besitzer durch Lösung eines interessanten Bilderrätsels eine hübsche Prämie verdienen kann. Der Abreißkalender ist zu haben für 50 Psg. in der W. Rieker'schen Buchdruckerei, Inh. L. Lauk, Altensteig.
Verantwortlicher Redakteur: Ludwig Lauk, Altensteig.
Wicker und Hein hatten die beiden im Wasser aufgefischt und in den Kahn gebracht. ,
Das Gesicht Smiles war mit Blut überströmt. Auf dem Kopfe hatte er Stichwunden; der Rücken und die Schultern waren verletzt. Smiles schlug die Augen auf und sah verwundert um sich. Sein Blick siel auf den Körper von Stauffens, der neben ihm lag.
„Was ist mit ilnn?" flüsterten seine bebenden Lippen fast unhörbar seinem Freunde zu.
Dieser antwortete nicht sofort.
„von Stauffen?"
Nochmals fragte er mit matter Stimme.
Da erst antwortete vom Steuer des Kahnes her Kommissar Wicker:
..Ist tot!"
John Smiles schloß die Augen wieder.
14. Kapitel.
Im großen Saale der Billa des Bankier? Martin war alles festlich dekoriert.
Gäste kamen. Alle wurden von dem alten Martin willkommen geheißen; freundlich begrüßte er sie. Neben ihm stand Kläre. Ihr Gesicht war bleich und mager. Eine schlaflose Nacht hatte sie durchwacht. Sie wußte es, der Tag brachte ihr Schicksal.
Der Vater hatte seinen Willen erzwungen und unnach- sichtlich hatte er seinen Willen durchgesetzt. Alle Gäste wußten es schon: es sollte die Verlobung seiner Tochter verkündet werden.
Alle ahnten ja, wer der Erkorene war. Sie wußten es, aber um so mehr wunderte es sie, daß der Auserwählte selbst noch nicht eingetroffen war.
(Schluß folgt.)
Vermischtes.
8 Woher stammt die Armut? Auf diese wichtige Frage versucht I. Novikow in einem umfassenden Werke eine Antwort zu geben, das unter dem Titel „Die wirtschaftlichen Erscheinungen der Erde und das Problem der Armut" kürzlich in Paris erschienen ist. Drei Ursachen sind es hauptsächlich, die nach seiner Meinung Not und Elend unter den Menschen Hervorrufen: Das Unglück, worunter er Epidemien, Naturkatastrophen und Mißernten versteht, das Laster und die sozialen Zustände. Bei der Betrachtung der sozialen Verhältnisse kommt er zu dem Schluffe, die Armut ans dem „Irrtum" zu erklären, aus der kurzsichtigen und mangelhaften Art, in der die Menschheit die Möglichkeiten der Natur und deren Reichtümer erschöpft. An einigen interessanten Berechnungen, die in der Revue jetzt schon veröffentlicht werden, wird dieser Gedanke erläutert und zahlenmäßig dargetan, wie die heutige Naturausnutzung weit hinter den Bedürfnissen der Menschheit zurückbleibt und dadurch die Armut und die Härte des heutigen Wirtschaftskampfes Hervorrust. Die jüngsten statistischen Zusammenstellungen beziffern die Getreideproduktion der Erde im Jahre 1907 auf 1086 Mill. Hektoliter, also rund auf 87 Milliarden Kilo. Wenn man für jeden Menschen für Brot, Mehl und Nahrungsmittel, die aus Mehl bereitet werden, einen Jahresr verbrauch von 200 Kilo annimmt, so kommt man zu einer Summe von 300 Milliarden Kilogramm. Man kann daran ermessen, wie weit die Getreideproduktton der Erde hinter den Bedürfnissen zurückbleibt. Gewiß gibt es Völkerschaften, die sich vorwiegend mit Mais und Reis oder Früchten ernähren, aber selbst wenn man diesen Einwand anerkennen würde, wenn man sich den Hinweis darauf ersparen würde, daß das Getreide zweifellos das beste Nahrungsmittel darstellt, so blieben immerhin allein in Europa 600 Millionen Menschen, die vorwiegend auf Getreide angewiesen sind und 120 Milliarden Kilogramm erfordern,
während aus der ganzen Welt nur 87 Milliarden produziert werden. Und ganz ähnlich liegen die Verhältnisse beim Zucker: es werden durchschnittlich 12 Milliarden Kilogramm im Jahre fabriziert. Dabei muß man den Zuckerverbrauch eines Individuums, das durch äußere Verhältnisse nicht beschränkt wird, mit etwa 50 Kilo iin Jahr ansetzen, was für die gesamte Menschheit also eine Zuckersumme von 75 Milliarden Kilo, für Europa allein von 30 Milliarden bedeuten würde. Richtet man den Blick auf die Baumwoll- erzeugung, so gelangt man zu ähnlichen Resultaten. Von anderthalb Milliarden Menschen gehen 500 Millionen vollständig bekleidet, 750 Millionen halbbekleidet und 250 Millionen ohne Kleider. Um die ganze Menschheit zu bekleiden, bedürfte es einer Jahresproduktion von 9 Milliarden 500 Millionen Kilo. Und dabei ist noch gar nicht berücksichtigt, daß die Baumwolle nicht allein zur Kleidung, sondern in der Haushaltung und in der Industrie in großen Mengen verbraucht wird. Diesen gewaltigen Zahlen steht eine Erzeugung von nur 4 Milliarden Kilo gegenüber. Bei fast allen Gebrauchsgegenständen wird man zu ähnlichen Resultaten kommen; sie geben interessante Anhaltspunkte über das Mißverhältnis von Verbrauch und Produktion und zugleich die Fingerzeige zu einer Ausnutzung der Na- turkräste, die jetzt in unverhältnismäßig großem Maße noch brachliegen.
Gewissenhaft. Herr: „So, hier haben Sie eine Kleinigkeit — trinken Sie ein Glas Bier auf meine Gesundheit!" — Bettler: „Helles oder Dunkles?"
Ans der Schule. Lehrer: „Was verstehst Du unter Selbstverleugnung?" Rudi: „Wenn einer um Geld kommt, und der Papa läßt sagen, er sei nicht zu Hause!"
Gegenseitige Kündigung. Lehrer: „Schon wieder Haft Du mich geschnitten, Bader. Von jetzt an rasiere ich mich selbst." Bader: „So, dann hau' ich meine Buben auch selber durch."