Der Parseval-Ballon.

js Berlin, 4. Nov. Nachdem die Füllung und Mon­tierung des Parsevalballons, die heute vormittag zum ersten­mal auf freiem Felde vorgenommen worden ist, beendet war, setzte der Daimler-Motor ein, und Hauptmann v. Kehler fuhr gegen einen leichten nordwestlichen Wind aufwärts vor­wärts. In der Gondel hatten außer dem Führer noch Hauptmann George von der Abnahmekomiision und zwei Ingenieure Platz genommen. Nach einer Minute war das Luftschiff im dichten Nebel verschwunden. Es war nur eine kurze Fahrt vorgesehen. Eine Orientierung war wegen des Nebels nicht möglich. Auch in größerer Höhe war der vor dem Aufstieg aufgelassene Drachenballon nicht zu be­merken. Sodann versuchte man, sich dicht über dem Erd­boden an Gegenständen zu orientieren. Da sich dies auch als unmöglich erwies, wurde die Landung beschlossen, die glatt und ohne fremde Hilfe bei Friedrichshagen erfolgte. Bis gegen 4 Uhr hielten Feldarbeiter den Ballon, der stets zur Rundfahrt bereit war, auf dem Handungsfelde. Der Nebel wurde aber immer dichter, schließlich wurde der Ballon entleert. Auch hierbei wurde weder der Ballon, noch eine Gondel beschädigt.

Ausländisches.

js Eckardtsau, 4. Nov. Kaiser Wilhelm wurde auf der Station Siebenbrunn vom Erzherzog Franz Ferdinand be­grüßt. Der Bahnhof war innen und außen reich geschmückt. Sofort nach Verlassen des deutschen Hofzuges eilte der Kaiser, oer einen Jagdanzug trug, auf den Erzherzog zu, begrüßte ihn herzlich und blieb mit ihm eine kurze Zeit in angeregter Unterhaltung. Dann bestiegen der Kaiser und der Erzherzog ein Automobil und fuhren nach Eckardtsau, überall herzlich begrüßt.

ss Brüxe, 4. Nov. Der Gr üben streik, der gestern sieben Schächte umfaßte, hat sich heute auf fünf weitere aus­gedehnt, da deren Belegschaften abzogen, um an einer Ver­sammlung teilzunehmen.

* Madrid, 4. November. Seit einigen Tagen herrscht starker Regen in ganz Spanien, besonders im Süden und Osten. In Valenzia dauerte gestern abend der Platz­regen über eine Stunde. Die Straßen sind überschwemmt und das Wasser steht über einen Meter hoch. Der Blitz schlug mehreremale in das dortige deutsche Elektrizitätswerk ein. Die Eisenbahnwagen sind zum Teil weggeschwemmt, die Telegraphenlinien unterbrochen. Man befürchtet, daß Zahlreiche Menschen umgekommen find.

Die Balkan Wirre«.

ff Konstantinopel, 4. Oktober. Da für das mit dem französischen Dampfer Memphis und dem griechischen Dampfer Manotia in Saloniki eingetroffene und für Serbien be­stimmte Kriegsmaterial, 198 Geschütze und 500 Geschosse für jedes Geschütz, von der Türkei die Durchfuhrbewilligung bisher nicht erteil! worden ist, ist mit der Ausladung ein­gehalten worden,

js Belgrad, 4. Nov. Gestern nachmittag explodierte in der Militärfeuerwerkfabrik zu Kragujevac eine Granate. Ein Offizier und 20 Arbeiter wurden verletzt, davon acht schwer.

Gärung in Indien.

* London, 4. Nov. Die ZeitungPngantar", die in

Kalkutta zweimal verboten wurde, erscheint jetzr in der franzö­sischen Niederlassung Cbandernagor. Sie fordert die Bengalen zur Ausrottung der Europäer auf und sagt, der Abonnementspreis, den sie verlange, sei, daß jeder Leser das Haupt eines Europäers bringe. Es ist noch unbekannt, welche Maßnahmen die französische Verwaltung demgegenüber ergreifen wird. Mp.

Vermischtes.

8 I« der Fremdenlegion. Ein Rekrut aus Württem­berg, der in Heidelberg in Kontrolle stand, hat, wie leider so mancher junge Deutsche, die Torheit begangen, sich dem deutschen Heeresdienste zu entziehen und sich statt dessen die Fremdenlegion anwerben zu lassen. Wie übel dort die Ver­hältnisse sind, das geht aus dem nachfolgenden Schreiben des jungen Mannes hervor, das wir zur Warnung hier abdrucken. Es lautet:Sidi-Bel-Arbis, den 12. Sept. 1908. Liebe Eltern und Geschwistern! Ich will die Feder in die Hand nehmen und Euch mein Schicksal schildern. Ich bin nämlich seit 17. August in Afrika in der Provinz Algier als franzö­sischer Soldat. Liebe Eltern, da ist es sehr streng, da müssen wir morgens um 2 Uhr aufstehen und bei 50 Grad Hitze 7 Stund mit einem Tornister mit 80 Pfund schwer marschieren, und Gewehr mit 9 Pfund und 120 Patronen. Da gibt es morgens eine Taß Kaffee ohne Brod, und Löhnung gibt es im Tag nur einen Su, das sind 4 Pfg., da kann man sich nichts kaufen, nicht einmal Papier zum schreiben. Liebe Eltern und Geschwistern ich komme bis Oktober nach Marokko wo der Aufstand ist mit den Arabern. Liebe Eltern und Geschwistern ich habe Euch von Heidelberg aus geschrieben und habe keine Antwort bekommen. Liebe Eltern, wenn ihr diesen Brief erhaltet, dann schickt mir gleich Antwort. Liebe Eltern sind so gut und schickt mir 5 M. ich könnte es so notwendig brauchen. So will ich schließen in der Hoffung, daß ich bald Antwort bekomme. Mit tausend Grüßen aus Afrika Euer Sohn und Bruder Heinrich.'"

8 Aus dem alten Serbien. Der alte Fürst Miloscb von Serbien wurde von seiner Umgebung, soweit sie aus Serben bestand, gedrängt, alle in seinen Diensten stehenden Ausländer fortzuschicken. Ihr habt Recht", meinte Milosch, diese Ausländer sind nur unnütze Brotesser; komm Marko setze Dich und schreibe die Ausweisungsordre".Aber ich kann ja gar nicht schreiben!" erwiderte Marko verblüfft. Nun richtete der Fürst diese Aufforderung an einen zweiten, dritten usw., jedoch kein einziger Serbe konnte schreiben. Seht Ihr wohl", versetzte nun der Alte mit seinem be­kannten satyrischen Lachen,da kein einziger von Euch allen das versteht, was die Ausländer können, so müssen wir sie eben behalten."

8 Ein erbleichter Indier. Einer merkwürdigen physio­logischen Erscheinung begegneten die Aerzte in der vorder­indischen Stadt Goa. Dort ist ein Farbiger vollständig weiß geworden. Seine Haut war früher dunkel kupferfarbig, begann dann zu bleichen und wurde im Verlauf von fünf Jahren ganz weiß. Das Weiß soll indessen anderer Art sein als das der Europäer,all ein das betreffende Individu­um zeigte keinerlei Krankheitserscheinungen. Bisher hat man übrigens allgemein angenommen, daß auch die Haut­farbe des neugeborenen Negers weiß sei, und daß sich die Haut rasch bräune, so den die eigentliche Negerfarbe schon nach einigen Tagen zum Vorschein komme. Dr. Collignon in Paris widerspricht aber dieser Ansicht auf Grund seiner an neugeborenen Kindern von Sudanesen angestellten Unter­suchungen. Unter Benutzung der Farbentafel Brocas be- zeichnete er die Haut der neugeborenen Sudanesen als rosafarben in verschiedenen Abstufungen und überhaupt nicht an allen Körperteilen übereinstimmend. Auch gehe die Ver­färbung nicht bei allen Individuen gleich schnell vonstatten; bei einigen trete sie sofort ein, bei anderen nach 2 Stunden, ja erst nach mehreren Tagen.

Handel und Verkehr.

-n. Ebhausen, 4. Nov. Nach verschiedenen Waldorten wurde in den letzten Tagen von hiesigen Wiesenbesitzern Heu verkauft oder verstellt. Ein Quantum schönes Klee­heu von etwa 50 Ztr. galt hier 3.20 Mk. pro Ztr.; Wiesen Heu ebenfalls gut eingebracht, galt pro Ztr.

3 Mark. Heute kaufte ein Abnehmer vom hintern Wald ca. 50 Ztr. Haber, den Ztr. zu 7.40, 7.50 und 7.60 M., je nach Qualität.

js Stuttgart, 3. November. (Schlachtviehmarkt.) Zuge­trieben: 29 Ochsen, 20 Bullen, 391 Kalbeln und Kühe, 201 Kälber, 937 Schweine. Verkauft 24 Ochsen, 15 Bullen, 254 Kalbeln und Kühe, 201 Kälber, 771 Schweine. Erlös aus '/- Kilo Schlachtgewicht: Ochsen 1. Qualität, s) ausgemäschtete von bis Pfg., 2. Qual. «) fleischige und ältere von bis Pfg.; Bullen (Farren): 1. Qual, a) vollfleische, von 66 bis 68 Pfg., 2. Qualität b) ältere und weniger fleischige von 64 bis 66 Pfg.; Stiere und Jungrinder 1. Qual, a) ausgemästete von 81 bis 82 Pfg., 2. Qualität h) fleischige von 78 bis 80 Pfg., 3. Qualität o) geringere von 74 bis 77 Pfg; Kühe 1. Qual, a) junge gemästete von bis Pfg-, 2. Qualität b) ältere gemästete von 58 bis 68 Pfg., 3. Qualität o) geringere von 38 bis 48 Pfg., Kälber: 1. Qualität s) beste Saug­kälber von 83 bis 86 Pfg., 2. Qualität b) gute Saug­kälber von 79 bis 82 Pfg., 3. Qualität o) geringere Saug­kälber von 74 bis 77 Pfg.; Schweine 1. Qualität a) junge fleischige 71 bis 72 Pfg., 2. Qualität b) schwere fette von 70 bis 71 Pfg. 3. Qual, o) geringere von 65 bis 66 Pfg. Verlauf des Marktes: mäßig belebt.

ff Nach der Schätzung des Deutschen Landwirtschafts- rats ist das Ergebnis der Kartoffelernte, ausgedrückt in Prozenten einer Mittelernte, für Deutschland 95,9 Prozent, davon erkrankt 4,3 Prozent. Der Stärkegehalt wird höher als im Vorjahre eingeschätzt.

* Heilbrorm, 3. Nov. Obst- und Kartoffelmarkt an der städt. Wollhalle. Magnum bonum 2.002.40 Mk., gelbe Kartoffeln 2,502,70 Mk., Wursttartoffeln 3,303,60 Mk. Mostobst 3.704 Mk., Tafelobst 57 Mk.

BoranSstchtlicheS Wetter

am Freitag, den 6. Nov.: Rauhe Temperatur, trüb und bewölkt.

Konkurse.

Gottlob Scheytt, Futterhändler in Stuttgart, Villa­straße 3. Karl Sticher, Kaufmann in Nordheim. Friedrich Baumann, Schuhmacher und Wirt in Bracken­heim. Wilhelm Heß, Bauer in Enzberg. Matthäus Binder, Schlossermeister in Rosenfeld. Jakob Göppner, Gipser in Langenau.

Verantwortlicher Redakteur:-Ludwig Lauk, Altenstetg.

Auf nur ca. 1'Pfg. stellt sich eine Tasse Meßmers Thee Russische Mischung (per Pfund Mk. 3.50) nnd Eng­lische Mischung (per Pfund Mk. 2.80) aus gar nur ca. 1 Pfg., wenn sie nach dem jedem Original-Paket beiliegenden Rezept bereitet werden. Welch feinen, wohlschmeckenden Thee bekommt man nach dieser höchst einfachen Methode und wie angenehm ist es, daß er noch in der Tasse sich ganz nach Belieben mehr oder weniger kräftig Hallen läßt! Die Befolgung des Meßmerschen Rezeptes kann nicht drin­gend genug empfohlen werden, man erzielt dadurch ein ganz hervorragend gutes Getränk und spart Geld.

Gesunde Bestrebungen gehören unterstützt. So ist es im Interesse der Volksgesundheit nur zu wünschen, daß die Wissenschaft die Ernährung mit pflanzlichen Nahrungsmitteln warm empfiehlt. Viel Fleisch schadet dem Körper! Die Pflanzen aber enthalten nur gesunde Stoffe. Ein neuer Erfolg ist auf diesem Gebiet durch die Erfindung vonKnorr- Sos" erzielt worden.Knorr-Sos" besteht nur aus Pflanzen und gibt allen Speisen einen ausgezeichneten Fleischgeschmack.

Sie werden kein Kind mebr bekommen, werden Witw- werden "

Das ist für mich aussichtsreich!" Herr Borhammer lachte. Aber sein Lachen klang sonderbar gedrückt.

Eine große Gefabr droht Innen und zwar von ein-r Menschen, den Sie lieben. Wiederholt kreuzt er die Le bensringe. Derselbe, der in Amerika"

Um Kotteswillen, schweigen Sie!"

Smiles lächelte:Sie sehen, meine Gnädige, es ist nicht vorsichtig, wenn man über alles Auskunft haben will!"

Herr Borhammer war blaß geworden. Die Bemerkung über die verschwiegenen Vorfälle in Amerika, über die Smi­les durch seine Agen'en Auskunft erhalten hatte, waren von Wirkung. Smiles konnte jetzt bemerken, daß der Zweifel an seinen Ausführungen geschwunden war.

Wer will es nochmals versuchen?" fragte Smiles.

Niemand antwortete.

Willst du nicht?" Frau Borhammer fragte ihren Gat ten.

Fällt mir nicht ein!" war besten Antwort.

Smiles wußte, weshalb; er hatte Notizen, di« für Herrn Borbammer wenig angenehm gewesen wären.

Soll ich es versuchen?" wagte schüchtern Kläre Martin und sah ihren Vater fragend an.

Wenn du es willst?"

Kläre Martin versuchte es nunmehr. Ihren Abdruck prüfte Smiles länger:Ihre Geburt war der Tod Ihrer Mutter; zwanzig Jahresringe sind darüber vergangen. Ihr Leben war bisher ei« ruhiges. Aber eS droht eine große Gefahr. Die Gefahr ist jetzt so nahe und droht Ihren Lebensring zu durchbrechen. Da kämpfen zwei Gewatten gegeneinander; aber die fremde unterliegt und Ihr Le­benswille trägt de« Sieg davon. Das ist die einzige Ge fahr und in dem Siege, den Sie seihst davon tragen.

Doch was ist daS? Ich weiß ja von nichts! Aber tzs scheint, als wäre dieser fremde Wille von der Grundlinie der Mutter ausgehend. Danach wäre dieser fremde Wille der Ihres Vaters."

Es genügt!" unterbrach Herbett Mattin.Sie haben Recht behalten. Aber an dem Ausgang wage ich zu zweifeln!"

Smiles machte eine bedauerliche Handbewegung:Es liegt nicht in meiner Macht. Ich sagte nicht mehr, als diese Ringe und Furchen mir verraten. Nicht ich bestimme, sondern das Schicksal hat von Anbeginn an bestimmt."

Fräulein Erbers wollte einem weiteren Wortstreit ein Ende machen gnd lispelte:Will von den Herren es keiner versuchen?"

Nur ein Schweigen war die Antwort.

Frau Borhammer sagte darauf:Das scheint ja, als hätten alle die Herren etwas zu fürchten!"

Oh, das doch nicht!" wandte von Stauffen dagegen ein.

Herr Borhammer warf seiuer Gattin einen nicht miß- zuverstehenden Blick zu:Dann müßte es sein wie bei dir!"

Wollen Sie es nicht versuchen?" Kläre Marti« wandte sich an Herr« von Stauffen.

Man kann sich ja mal das Vergnügen machen?"

Smiles reichte ihm die Kreide und einen leeren Spie gel hin. Nach wenigen Augenblicke« hatte er den Spiegel wieder in den Hände«. Tr sah den Abdruck? In dem nämlichen Augenblick «Maßt« Smiles. In seinem Gesichte konnte es jeder erkenn«, wie ei» Schreck sei« Gesicht ver­zerrte.

WaS ist denn geschehen?"

Bas ist es?"

Smiles blickte auf. seine Auge« kreuzte« sich mit dem Blicke Tbeo von Starfffens; da gewahrte er, wie a«ch die- s« erblaßt war. Aber doch hatte von Stauffen wieder DilWbeherrschuva gewonnen. ' "

Was habende denn?" fragte er mit heiserer Stimme und selstam erzwungenem Lachen.Sehen Sie so Schreck lrches, daß Sie Gefahr für mich fürchten? Da seien Sie unbekümmert! Ich kenne keine Furcht und glaube an keine Pcophezerungen."

Smiles sah wieder auf den Spiegel. Hier hatte er Zug für ?ng, die sich kreuzenden Furchen, die gegeneinan­der laufenden Ringe d«S war das Bild von dem Ab­drucke an der Fensterscheibe das war das Spiegel­bild von dem DaUmev'at'bruck des Mörders.

John Smiles ' stch unfähig, etwas zu sprechen? So überwältigend u -. diese Erfahrung.

Rücken Sie nur heraus mit Ihrer Nachricht! Was ist es denn so schreckliches? Heute oder morgen werde ich nicht sterben muffen!"

Nein!" antwortete SmileS in tiefer Erregung.Heute und morgen nicht! Aber bevor das Jahr seinen Lauf voll­endet!"

Theo von Stauffen preßte die Zahne zusammen: dann aber lachte er und sagte:Bange machen gilt nicht!"

Und hier," fuhr Smiles fort,hat sich ein fremder Lebensring an dem Ihren gebrochen."

w-n Stauffen starrte SmileS an.

Martin erkannte, daß die jetzt herrschende Stimmung ge- jährlich werden konnte und er sagte:Ich denke, wir be­enden wettere Versuche. Es waren ja nur Versuche, nicht wahr Herr SmTeS?"

Dieser nickte und wiederholte mit tonloser Stimme, in der die Erregung noch zitterte:Ja, e« waren ja nur Versuche!"

(Fortsetzung folgt.)

Die Luftballons werden aufgeblasen, bevor sie empor­steigen, die Menschen zumeist nachher s. K.