temberg. Schon an Ostern blühte alles zusammen und im März konnte das erste Gras geholt werden.

Heilbronn, 20. Mai. Am Samstag wurde bei den Firmen Weipert u. Söhne und Wolf u. Co. die OOprozentige Kündigung ausgesprochen, weil dort vierzehntägige Kündigung besteht. Bei den anderen Firmen ist nur achttägige Kündigung, sodaß dort der nächste Samstag abzuwarten ist.

Jsny, 20. Mai. Drei Handwerksburschen der Wanderarbeitsstätte, die im Ratskeller Kartoffeln mmzuschaufeln hatten, benützten diese Gelegenheit, um dem dort lagernden Flaschenwein einen Besuch abzustatten. Bei der Schwere ihrer Arbeit und bei der großen Hitze war ihr Durst natürlich gleichfalls nicht sehr klein. Nicht weniger als 22 Flaschen Wein, 2 Flaschen Sekt und 1 Flasche Kognak führten sie sich zu Eemüte. Dabei wurden sie aber so fröhlich, daß Vorübergehende aufmerksam wurden und dem Ge­lage durch einen Schutzmann ein Ende machen ließen. Heute früh wurden sie nach Wangen transportiert.

Aus Welt und Zeit.

Karlsruhe, 20. Mai. Zur Etappe Karlsruhe- Freiburg starteten heute früh bei dem prachtvollen Wetter Leutnant Mahnte um 4 Uhr 32 Min., Graf Wolfskeel um 4 Uhr 33 Min. 45 Sek., Oberingenieur Hirth punkt 5 Uhr, Oberleutnant Vahrends 5 Uhr 23 Min. 20 Sek. Um 4 Uhr 48 Min. 30 Sek. star­tete Leutnant Fisch vom Telegraphenbataillon. Um

5 Uhr 40 Min. landete auf dem hiesigen Flugplatz von Forchheim kommend Oberleutnant zur See Hart­mann.

Freiburg, 20. Mai. Als erster Flieger ist auf dem hiesigen Flugplatz Oberingenieur Hirth um

6 Uhr 10 Min. gelandet. Ihm folgten Graf Wolfs­keel um 6 Uhr 13 Min., Leutnant Mahnte um 6 Uhr 52 Min., Oberleutnant Bahrends um 7 Uhr 15 Min.

Dadsn-Oos, 20. Mai. Das LuftschiffSchwa­ben^ hat mit 12 Passagieren an Bord unter Füh­rung des Diplomingenieurs Dürr um 6 Uhr 36 Min. die Fahrt nach Freiburg angetreten. Das Luftschiff flog hinter den von Karlsruhe kommenden Fliegern her. Die Ankunft in Freiburg soll um halb 8 Uhr erfolgen.

Berlin, 20. Mai. Die Amerika Expreß-Co. schickte heute nachmittag zwei ihrer Kassenboten nach der Dresdener Bank, wo sie 100 000 Mk. abholen soll­ten. Als sie das Geld erhalten hatten, erklärte der eine der Boten Namens Haas, er müsse dringend austreten. Sein Begleiter begab sich inzwischen, ent­gegen seiner Instruktion, nach der Reichsbank, wo noch ein Auftrag auszuführen war. Als er nach kurzer Zeit wieder in die Dresdener Bank kam, war Haase mit dem Geld spurlos verschwunden. Die Summe besteht aus 85 Tausendmarkfcheinen, 10 000 Mk. in Hundertmarkscheinen und der Rest in kleine­ren Scheinen.

Berlin, 20. Mai. Heute vormittag 10 Uhr 20 wurden drei Streckenarbeiter der Bahnmeisterei 2 Landsberg a. W. auf der Strecke Berlin-Schneide- mühl in der Nähe des Bahnhofs Zantoch auf dem Wege zur Arbeitsstelle vom Zuge D 7 überfahren und getötet.

Stettin, 19. Mai. Heute vormittag entwich aus. dem hiesigen Gerichtsgefängnis der kürzlich aus Ame­rika nach Deutschland übergeführte Raubmörder Ehrke, nachdem er dem Gefängniswärter den Säbel entrissen und ihn damit zu Boden geschlagen hatte. Der Gefängniswärter schlug Alarm, und so entspann sich unter Beteiligung zahlreicher Polizisten und einer großen Menschenmenge eine wilde Jagd hin­ter dem Mörder, der sich auf das Dach eines Hauses flüchtete. Schließlich gelang es, den Flüchtling wie­der zu ergreifen und gefesselt in das Gerichtgefängnis zurückzubringen.

Trier, 19. Mai. In Scheidgen (Eifel) sind 2 Gehöfte niedergebrannt. Verbrannt sind 3 Per­sonen. 12 Stück Großvieh kamen in den Flammen um.

Schweidnitz, 20. Mai. Bei einer Beerdigung im Gebirgsdörfchen Rudolfswaldau hatte der Trauer­zug eine hölzerne Brücke zu passieren, die über einen Bach führte. Als das Trauergefolge sich auf dieser Brücke drängte, brach sie zusammen und mehr als 50 Personen stürzten ziemlich tief ab. Es gab zahl­reiche Verletzte.

Stockholm, 20. Mai. In aller Stille und ohne jedes Gepränge wurde gestern morgen Strindberg beerdigt. Die Menschenmenge, die den Weg vom Trauerhause bis zum Friedhof füllte, war groß. Ein langer Zug von Arbeitern, Hochschülern und Studie­renden aus Upsala und Lund folgte dem Leichen­wagen. Die Feier machte in ihrer Stille und Ein­fachheit einen großen Eindruck.

Konstantinopel, 19. Mai. Nach einer beim Kriegsminister eingegangenen Depesche hatten die Türken bei Rhodos nach heftigem Gefechte, das ca. 48 Stunden gedauert haben soll, über 200 Tote und Verwundete. Der Rest der Türken, etwa 400 Mann, wurde gefangen genommen.

Konstantinopel, 20. Mai. Die Durchfahrt der Schiffe durch die Dardanellen hat begonnen. Die ersten Schiffe passierten ohne Unfall.

Konstantinopel, 20. Mai. Der Ministerrat be­schloß heute die Ausweisung aller Italiener aus der Türkei, mit Ausnahme der Arbeiter, Ordensgeist­lichen und Witwen. Den Ausgewiesenen wird eine Frist von 14 Tagen gewährt.

Landwirtschaft und Märkte.

Die Maul- und Klauenseuche ist ausgebrochen in Wurmlingen OA. Rottenburg und in Gündel­bach OA. Maulbronn. Erloschen ist sie in Wildberg OA. Nagold.

Stuttgart, 18. Mai. Schlachtviehmarkt. Zuge­trieben waren 106 St. Großvieh, 345 Kälber, 650 Schweine. Es kosteten Bullen 1. Qual. 9093 Bullen 2. Qual. 8689 Zk, Stiere 1. Qual. 100 104 -R, Jungrinder 2. Qual. 95100 -R, Kälber 1. Qual. 115120 ^t, Kälber 2. Qual. 108114 .tl, Kälber 3. Qual. 100107 clt, Schweine 1. Qual. 7778 Schweine 2. Qual. 7577 Ver­

laus des Marktes: mäßig belebt.

Letzte Nachrichten und Telegramme.

Würmtal, 21. Mai. (Telegr.) Der verheiratete 35 Jahre alte Zimmermeister Sickinger von Ham­berg, Vater von drei Kindern, stürzte gestern abend vom Fahrrad an der Steige beim Steinegg herab auf den Kops. Zwei Straßenwärter fanden ihn bewußtlos. Er ist heute früh gestorben.

Friedrichshafen, 21. Mai. (Telegr.) Das Luft­schiff Z 3 ist heute früh 2 Uhr 30 zu einer Fahrt nach Freiburg aufgestiegen, wo gegenwärtig der Deutsch- rheinische Zuverlässigkeitsflug stattfindet. Es be­gleitete alsdann die Flieger nach Konstanz, nachdem es 5 Uhr 30 Freiburg wieder überflog und 7 Uhr 17 in Konstanz landete. Die Führung hatte Graf Zep­pelin. Er lud die vier in Konstanz gelandeten Flie­ger, den Oberingenieur Hirth und drei Offiziere ein, mit ihm in der Gondel nach Friedrichshafen zurllck- zufahren. Die Flieger nahmen dankend an und kamen im Luftschiff um 7 Uhr 55 über Friedrichs­hafen an, wo um 8 Uhr eine glatte Landung erfolgte. Auf dem ganzen weiten Fluge nach Freiburg und zurück mit den verschiedenen Etappen hat sich das neue Luftschiff in allen Punkten tadellos bewährt. Heute vormittag folgten die vier Flieger einer Ein­ladung des Grafen Zeppelin zum Frühstück im Kur­garten-Hotel. Dann wurden sie im Motorboot nach Konstanz zurückgebracht. Voraussichtlich findet heute noch ein Aufstieg des Z 3 statt, der wieder lediglich Propellerversuchen u. dergl. dienen wird.

Für die Schriftleitung verantwortlich: Paul Kirchner. Druck und Verlag der A. Oelschläger'schen Buchdruckers'..

Gerichtsfaal.

Stuttgart, 17. Mai. Der ledige Flaschner Gustav Leiß hat, als er in der Nacht zum 14. Januar aus einer Wirtschaft herauskam, die Aeußerung getan: Da kommt auch so ein Schmalzdackel, so ein gott­verfluchter, dem sollte ich ein paar herunterhauen". Die Aeußerung bezog ein gerade vorübergehender Offizier vom Regiment 125 auf sich, der Strafan­trag wegen Beleidigung stellte. Das Schöffengericht verurteilte Leiß darauf zu 200 Mk. Geldstrafe. Vom Verurteilten wurde Berufung eingelegt, aber auch von der Staatsanwaltschaft zu seinen Ungunsten. Die Strafkammer kam trotz der Behauptung desAnge- klagten, daß er mit der Aeußerung nur einen Freund gemeint habe, zur gegenteiligen Ueberzeugung und verurteilte den Angeklagten zu 4 Wochen Gefängnis.

Reklameteil.

du! Das ist mir heilig. Alles halte ich deiner ver­zweifelten Stimmung zugut, nur das nicht!"

Sieh mal an, schöne Worte kannst du machen, aber schlicht antworten ,wie es sich unter Männern ziemt, das ist dir wohl ein bißchen unbequem?"

Jürgen um Gottes willen was ist in dich gefahren? Besinne dich doch! Es kann dir un­möglich mit deinen Worten ernst sein."

Ist es auch gar nicht, Alter wo! Es sollte bloß ein kleiner Spaß sein so einer zum Er­schrecken, weißt du."

Dann bitte ich mir in Zukunft aus, daß derar­tige Späße unterbleiben," sagt er kurz und wendet sich zum Gehen.

Da spingt Wachenhusen vor und hält ihn zurück.

Du hast es ja selber vorhin gesagt, Tarenberg, ich sei krank. Hab doch Geduld mit mir. Kurze Zeit nur noch. Es wird schon alles wieder gut werden."

Wie er das kaum ausgesprochen hat, öffnet sich leise, ganz schüchtern die Tür. Adda von Wachen­husen kommt herein.

. Jürgen wendet sich nicht diskret fort, wie er das sonst immer tut, wenn sie einander ohne fremde Zeugen begegnen, weil er ihnen heute keine Gelegen­heit' zur innigen Begrüßung geben will. Er geht eilig auf die Schwester zu und legt den Arm um sie, als wenn er sie schützen wollte. Das ist gar nicht nach ihrem Sinn. Sie sieht ihn bittend an, aber er will sie nicht verstehen.

Da stürmt Tarenberg in heißer Ungeduld auf sie zu und löst sie aus den Armen des Bruders. Er nimmt keine Rücksicht auf ihn. Zu lange hat er sie

wieder entbehren müssen. Behutsam legt er ihr dunkles Köpfchen an seine Schulter und küßt sie.

Durch Jürgens Körper geht ein Zucken. Daß er auch dabei stehen muß und das mit ansehen. Ihm ist es, als schreit die Reinheit seiner Schwester um Hilfe.

Laß das doch," schreit er fast atemlos, es könnte jemand hereinkommen!"

Und als Tarenberg sie nicht sogleich freigibt/reißt er sie aus seinen Armen und schiebt sie zur Tür hin­aus. Seine Hände zittern dabei.

Nun ist das häßliche Gewürm der Verleumdung auch zu Adda gekrochen. Fräulein von Mechtritz hat ihr beim Morgenkaffee die dunkle Geschichte, die all­mählich einen erstaunlichen Umfang an Kapiteln an­genommen hat, haarklein erzählt. Sie tut es mit einer gewissen feierlichen Umständlichkeit. Sie fühlt sich dabei als mütterliche Freundin, die das ihrer Ob­hut anvertraute Kind gern von den arglistigen Männern schützen möchte. Adda hält sich tapfer. Keine Bewegung verrät, was sie bei den Worten empfindet. Nur als die Mechtritz Namen von Per­sonen nennt, die ihn bei dem Mädchen gesehen haben wollen, lauter gute, solide Namen, deren Träger zehnmal überlegen, ehe-sie einmal aussprechen, stößt sie das feine Kaffeetäßchen hart gegen den silbernen Sahnengießer. Die Scherben fliegen umher.

Die sorgende Hausdame siegt über die mütterliche Freundin.

Aber Kind, Addachen, warum immer so hastig? Das alte, schöne, kostbare Porzellan!"

Adda sieht starr geradeaus.

Noch lange nicht so kostbar, wie der Ruf eines edlen Menschen," sagt sie kurz und geht auf ihr Zim­mer.

Nachmittag ist Kaffekränzchen bei Frau von Tet- tau. Adda ist trotz der heftigen Kopfschmerzen und der Qual, in der sich ihre Seele windet, hingegangen. Sie glaubt nicht etwa das, was Fräulein von Mecht­ritz so voller Behagen wiedererzählt hat o nein die genannten zuverlässigen Bürgen können eben­sogut die Erfindung böser Zungen sein, wie der Aus­bau überhaupt. Ihr Inneres zuckt nur bei dem Ge­danken, was Hans Weddo feines ritterliches Empfin­den leiden wird, wenn er erfährt, daß jene schmutzi­gen Gerüchte sogar bis zu ihr getragen worden sind. Auf jeden Fall wird man heute darüber sprechen. Darum darf sie nicht fehlen. Sie muß doch dabei sein, wenn sich das Mißverständnis aufklärt und lachen. Ach, so herzhaft lachen, wie sie vorher bitter­lich geweint hat, daß man es wagt, ihn, den Besten, den Edelsten, mit solchem Schmutz zu bewerfen. Am meisten aber darüber, daß sie noch nicht vor der Welt das Recht besitzt, sich zu ihm zu bekennen und mit einem Satze die Lästerzungen zum Verstummen zwingen kann:

Ich, seine Braut, sage euch, daß ihr lügt."

Jetzt sitzt sie am untersten Ende der Tafel als einziges junges Mädchen unter zehn Verheirateten und stichelt an der feinen Stickerei herum, ohne zu sehen, wohin die Nadel geht. Die Stimmen schwir­ren und summen um sie her, der Brandung gleich, die unbarmherzig verschlingt, was ibr nahe kommt.

(Fortsetzung folgt.)