welche die zwei Blätter dieses Standes führen, und die amt­lichen Verlautbarungen des größeren, radikalen Lehrervereins lassen so gut wie alles und jedes Verständnis dafür ver­missen, daß der Minister v. Fleischhauer genötigt ist, mit den historischen Grundlagen der württembergischen Schule und mit der Volkssrimmung zu rechnen, auch mit der Mehr­heit beider Kammern, die diesen Dingen Rechnung trägt. Der Entwurf sieht also von der Abschaffung der konfessio­nellen Volksschule ab, weil für diesen Schritt die Dinge in Württemberg noch nicht von fern reif sind. Aber auch der Gegner der konfessionellen Volksschule darf ohne Vorbehalt zugesrehen, daß der Entwurf der geistlichen Ortsschulaussicht im bisherigen Sinne ein Ende macht, wenn er auch dem Ortspfarrer Sitz und Stimme im Ortsschulrat und in ge­wissem Sinne die Vertretung dieser Körperschaft sichert. Wem das nicht genügt, der muß doch bedenken, daß das Bessere oft der Feind des Guten ist. Wir wissen, daß die verschiedenen Befürworter des Fortschritts im Volksschul­wesen auf dem Standpunkt stehen, zu nehmen, was man haben kann und daß sie die Taktik, den Entwurf so schlecht wie möglich zu machen und zu seiner Ablehnung scharf zu machen, für durchaus verfehlt ansehen. Es schien uns an­gebracht, diesem Standpunkt öffentlich Ausdruck zu geben, damit die, welche es angeht, sich vorsehen.

s. Berbandstag deutscher Mieter-Vereine.

ss Stuttgart, 3. Okt. Gegenwärtig tagt hier der 9. Berbandstag deutscher Mietervereine. Aus den nicht öffent­lichen Verhandlungen der Delegierten ist zu entnehmen, daß der Verband um fast 50"/o seines Bestandes in Jahresfrist zugenommen hat. Allerorts haben sich unter dem Druck der gegenwärtigen Wohnungsnot neue Vereine gebildet, die zum Teil bereits nach Tausenden von Mitgliedern zählen. Die Vereine suchen immer weiter in die Aufgaben der Wohnungs- resorm zu dringen und die Bevölkerung über die Bedeutung dieser Frage aufzuklären. Auch eine reichhaltige Verbands­bibliothek sucht die Ziele der Bewegung weiter zu fördern. In zahlreichen Eingaben an Gemeinde- und Staatsbehörden haben die Mietervereine Verbesserungen im Wohnungswesen zu erreichen gesucht. Als ein Hindernis gesunder Reform sieht man das Vorrecht der Hausbesitzer in den Stadtver- ordneten-Kollegien an. Deshalb beschloß der Verbandstag an den preußischen Landtag behufs Beseitigung dieses Vor­rechtes eine Eingabe zu richten. Ebenso wird in der nächsten Zeit eine Eingabe an den sächsischen Landtag um Einführ­ung der staatlichen Wohnungsaufsicht gerichtet werden.

Parteitag der Deutschen Volkspartei.

sj Tübingen, 4. Okt. Am Samstag und Sonntag wurde hier der Parteitag der deutschen Volkspartei abgehalten. Sämtliche Führer der Partei und befreundete Parlamentarier hatten sich eingefunden. Nach der Begrüßung erstattete Dr. Heimburger den Parteibericht, Dr. Hummel sprach über die Privatbeamtenfrage. Samstag abend fand eine gesellige Unterhaltung statt, wobei Neumann, Haußmann und Paper sprachen. Am Sonntag früh fanden sich zahlreiche Partei­genossen bei dem Uhlanddenkmal ein, wo ein Lorbeerkranz niedergelegt wurde. Um zehn Uhr begann die Hauptver­sammlung. Friedrich Payer referierte überdie politische Lage im Reich." Näherer Bericht folgt.

Landesversammlung der sozialdemokratischen Partei Württembergs.

ss Stuttgart, 4. Okt. Gestern und heute tagte hier die Landesversammlung der sozialdemokratischen Partei Württem­bergs, zu der außer zahlreichen Delegierten aus Württem­berg auch viele aus den Nachbarländern Bayern und Baden erschienen waren. Die gestrige Versammlung fand nachm, um 4 Uhr im Gewerkschaftshause statt. Nach verschiedenen Begrüßungsansprachen, u. a. auch von Parteisekretär Ebert- Berlin, der seitens des Berliner Parteivorstandes delegiert' worden war, erfolgte die Erstattung des Berichts des Landes­vorstandes. Die weiteren Debatten drehten sich hauptsächlich um die inn:re Organisation der Partei und um die Beitrags­leistung. Von dem Monatsbeitrag von 30 Pfg. pro Mitglied soll die Landeskasfe 8, die Kreiskasse 6, die Zentralkassein Berlin 4 Pf. erhalten. Die restlichen 12 Pf. verbleiben den Ortsoereinen. Bei den Wahlen des Parteivorstandes kam es zu stürmischen Szenen. Sperka wurde als Vorstand, Wasner als Sekretär, Kobald, Fischer-Stuttgart, Feuerstein, Fette und Remmelinger als Beisitzer gewählt. Um eine Budgetdebatte kam man noch glücklich herum. Die Versammlung wurde mit einem Hoch auf die Sozialdemokratie geschlossen.

Graf Zeppelin und sein Werk.

Lieber Zeppelin, ich habe 20 Pfg., wenn Tu sie willst, so schreibe mir." Lieb klingt's, und doch raffiniert. Denn der kleine Berliner, der das geschrieben hat, spekuliert auf ein Autogramm des großen Mannes. Graf Zeppelin wird nämlich mit Gesuchen um seine Namensunterschrift überlaufen. Man will ihm auch allerleigute" Ratschläge geben, und einLuftakrobat" fragt an, ob nicht eine Stelle für ihn frei sei. Eine ganz besondere Art sind dieZeppelin-Mu­sikanten," Leute, dieZeppelin-Märsche" usw. anbieten. Zu ihrer Enttäuschung erhallen sie gedruckte Antworten, daß das Recht auf den Zeppelin-Marsch bereits vergeben sei. 2tädle. des In- und des Auslandes bieten sich an, Luft­schiffhäfen zu errichten. DieL. Z." (Luftflottenvereins- Zentrale in Mannheim) rät aber, mit dem Bau von Luft­schiffhäfen noch zu warten, bis die Doppelhalle der Neu­anlage in Friedrichshafen fertig und erprobt ist. Der Luft­flottenverein plant, einer Anregung Zeppelins folgend, die Errichtung von Leuchttürmen auf Punkten, die die Luft­schiffahrt zur Nachtzeit gefährden. Die Türme sollen mit Scheinwerfern versehen werben, deren Strahlenrichtung dem Lnftschiffer die gerade herrschende Windrichtung anzeigen.

sj Berlin, 3. Okt. Die Hochbahngesellschaft will sich wegen des Unglücks vom 26. September mit den Geschä­digten auf gütlichem Wege einigen. Zu dem Zweck hat sie einen aus Vertrauensmännern bestehenden Ausschuß ernannt.

1 Million für Donaueschingen.

Die Sammlungen im Reiche für die Abgebrannten Donaueschingens haben 1 Million Mark ergeben. Der Wiederaufbau der Stadt hat begonnen. Die Ursache des Brandunglücks wurde nunmehr in der Explosion des Spiritus­lagers eines Kaufmanns festgestellt.

Der neue Sprengstoff.

' München, 3. Okt. Die Versuche mit dem neuen Sprengstoff des Ingenieurs Gehre in München sind jetzt in Gegenwart von Vertretern des Kriegsministeriums, der kaiserlichen Marine, von Vertretern der preußischen Verkehrs­truppen, der schweizerischen, italienischen und russischen Re­gierung durch eine Generalprobe zum Abschluß gelangt. Man hatte zu. diesem Zweck ein kleines Haus errichtet, das auf einer Betonfläche stand, und mit einem Palisadenzaun umgeben war. In den Jnnenrüumen desselben legte man eine 10,5 Zentimeter starke Slahlgranate mit 1' - .Kilogramm neuem Sprengstoff. Bei der Zündung wurde das Haus in einen vollständigen Trümmerhaufen ver­wandelt. Der neue Sprengstoff ist dreimal billiger als alle bisherigen.

Anarchistische Umtriebe.

* Berlin, 3. Okt. Wie dieBerl. Neuesten Nachr." melden, haben in den letzten Tagen zahlreiche Haussuchungen bei hiesigen Anarchisten stattgefunden. Im Anschluß daran erfolgten weitere Haussuchungen in einer großen Anzahl deutscher Städte, speziell in solchen, in denen anarchistische Klubbildungen existieren. Es dürften etwa 15 Städte in Betracht kommen. Die Anarchisten planten wieder eine große antimilitariftische Agitation; sie dürfte jedoch voll­ständig vereitelt worden sein. Im Hauptorgan der Anar­chisten,der Freie Arbeiter", war ein aufreizenderAuf­ruf an die Rekruten" enthalten, die Nummer des betreffenden Blattes wurde konfisziert. Bei der Haussuchung in der Expedition wurden noch etwa 50 Exemplare vorgefunden. Die anarchistischen Agitatoren Sepp Oerter, der kürzlich eine Agitationsreise durch ganz Deutschland unternommen hatte, Böttcher, der als verantworlich zeichnet, und Klaszynski, der in der Organisation hervorragend tätig ist, befanden sich bei der Haussuchung in den Räumen des Blattes, sie wurden sistiert und nach dem Polizeirevier in der Manteuffel- straße gebracht. Hier wurden sie körperlich untersucht. Klaszynski hat eine Anklage wegen Beleidigung der Offi­ziere und Unteroffiziere des Heeres erhalten, die in einem Artikeldas Soldatenhandwerk" gefunden wird.

Ausländisches.

Der Casablanca-Zwischenfall.

Ministerpräsident Clemenceau emp sing von G en e r a l d' Am a d e einen Bericht, der mit den über den Zwischenfall von Casablanca bereits veröffentlichten Mitteilungen übereinstimmt. Auch der Text des vom deut­schen Konsulat ausgestellten Geleitbriefes stimmt mit dem in den Zeitungen Veröffentlichten überein. d'Amade hält an der Auffassung fest, daß zuerst ein französischer Soldat von dem Kawaffen des deutschen Konsulats geschlagen wurde.

Wilbur Wright.

jj Le Maus, 4. Okt. Wilbur Wright unternahm gestern 3 Flüge; den ersten machte er ohne Begleitung, wobei er 18 Min. 23^5 Sek. in der Luft blieb, die beiden anderen mit zwei Begleitern. Der erste von diesen währte nur 3 Min. 2l?,z Sek., der zweire dagegen 55 Min. 34^ z Sek.

Bulgarien und Türkei.

Bulgarien hält die Beschlagnahme der Orientbahn aus­recht trotz des Widerstandes der Türkei und der Mächte, und obwohl es die Orientbahngefellschaft abgelehnt hat, über die Abtretung der Bahn mit Bulgarien in direkte Ver­handlungen einzutreten. Da sich Bulgarien einbildet, es würde mit der Türkei allein fertig werden, io ist man in Sofia tief verstimmt über die von Rußland angeregte Inter­vention der Mächte. Rußlands Vorschlag ist laut B. T. an die Bedingungen geknüpft: Es sollen die Rechte und Interessen des türkischen Reiches gewahrt, keine Schädigung der Eisen­bahngesellschaft geschaffen, aber auch besondere Rücksichten auf die vitalen Erfordernisse Bulgariens genommen werden. Die Einladung Rußlands zu einer Konferenz der Signatar­mächte des Berliner Vertrages über den Streitfall wurde von Deutschland, Frankreich und Italien sofort angenommen. England und Oesterreich-Ungarn hatten von vornherein keinen Zweifel gelassen, daß sie die Entscheidung der Angelegenheit durch ein Votum der Mächte billigten. Der Rechtfertig­ungsversuch, den die bulgarische Regierung in einer Zirkular­note an die Mächte unternahm, wird von diesen als unzu­länglich angesehen. Es fehlt in der bulgarischen Erklärung jedes Entgegenkommen gegen die türkische Regierung und gegen die Mächte.

ss London, 4. Okt. Das Reutersche Bureau erfährt, daß die englische Regierung der Türkei und der bulgarischen Regierung Vorschläge zur Beilegung der die Orientbahn betreffenden Streitfragen gemacht habe. Die Türkei habe sich be­reit erklärt, einer Uebertragung des mit der Orientbahnge­sellschaft abgeschlossenen Pachtvertrages auf die bulgarische Regierung zuzustimmen, vorausgesetzt, daß die Bahn vor­läufig der Gesellschaft zurückgegeben würde.

Bulgarien ««abhängiges Königreich.

Sofia, 5. Okt. (Telegramm.) Bulgarien ist zum unabhängigen Königreich proklamiert worden.

Vermischtes.

Doch zwei deutsche Fahnen von 1870 in Paris.

Entgegen den Angaben des Oberleutnants v. Ginonneau schreibt Generalleutnant z. D. Hesse, daß sich tatsächlich eine Fahne des 16. deutschen Infanterieregiments und eine des 61. Regiments im Pariser Jnvalidendom befinden. Wir brauchten uns des Verlustes der beiden Feldzeichen von 1870 nicht zu schämen, denn sie seien ehrenvoll verloren gegangen.

tz 223 Jahre deutsch-amerikanische Einwanderung. Am

6. Oktober sind 225 Jahre verflossen, seitdem die ersten deutschen Einwanderer nordamerikanischen Boden betraten. Der Tag wird in Germantown durch die Grundsteinlegung zu einem Denkmal gefeiert.

Handel und Verkehr.

* Dornstetten, 2. Okt. Bei dem gestrigen Langholzver­kauf aus den städtischen Waldungen wurde 112 Proz. des Revierprenes erlöst.

* Stuttgart, 3. Okt. Vom Wochenmarkt. Der heutige Markt wies eine starke Zutuhr auf und das Geschäft setzte schon in den Frühstunden sehr lebhaft ein. Besonders be­gehrt waren Zwetschgen, Birnen und Aepfel. Für Zwetschgen verlangte man 57 Pfg., für Aepfel 47 Pfg., für Birnen je nach Sorte 520 Pfg. per Pfund. Schöne Quitten waren zu 1215 Pfg. erhältlich. Pfirsiche kosteten 1020 Pfg., Preiselbeeren aus dem Fichtelgebirge 20 Pfg., ein­heimische Trauben 20 und 22 Pfg. per Pfd. Angeboten wurden noch einige Restchen Himbeeren. Im Einzelverkauf mar Obst durchschnittlich nur 510 Pfg. teurer. Der Ge­müsemarkt verzeichnete die verschiedenen Kohl- und Kraut­sorten zu 1230 Pfg. p. St. An Pilzen wurden angeboten Pfifferlinge und Kapuziner zu 30 Pfg., Steinpilze zu 40 Pfg. per Pfund. Auf dem Wildbret- und Geflügelmarkt kosteten Hasen Mk. 3. bis Mk. 3.50, Gänse Mk. 5. bis Mk. 5.50. Auf dem Seefischmarkt gabs Schellfische zu 30 und 35 Pfg., Kabliau und Seelachs zu 30 Pfg., Seeaal und Merlans zu 25 Pfg. per Pfund.

js Stuttgart, 2. Oktober. (Schlachtviemarkt.) Zuge­trieben: 38 Ochsen, 21 Bullen, 291 Kalbeln und Kühe, 405 Kälber, 757 Schweine. Verkauft 31 Ochsen, 16 Bullen, 261 Kalbeln und Kühe, 405 Kälber, 719 Schweine. Erlös aus /z Kilo Schlachtgewicht: Ochsen 1. Qualität, s.) ausgemäschtete vonbis Pfg., 2. Qual, o) fleischige und ältere von bis Pfg.; Bullen (Farren): 1. Qual, a) vollfleische, von 65 bis, 66 Pfg., 2. Qualität d) ältere und weniger fleischige von 63 bis 64 Pfg.; Stiere und Iungrinder 1. Qual. «) ausgemästete von 81 bis 83 Pfg., 2. Qualität b) fleischige von 79 bis 81 Pfg., 3. Qualität o) geringere von 76 bis 78 Pfg; Kühe 1. Qual, a) junge gemästete von bis Pfg., 2. Qualität b) ältere gemästete von 59 bis 69 Pfg., 3. Qualität v) geringere von 39 bis 49 Pfg., Kälber: 1. Qualität a) beste Saug­kälber von 89 bis 92 Pfg., 2. Qualität b) gute Saug­kälber von 84 bis 87 Pfg., 3. Qualität o) geringere Saug­kälber von 80 bis 83 Pfg.; Schwe i-n e 1. Qualität a) junge fleischige 71 bis 72 Pfg., 2. Qualität i>) schwere fette von 69 bis 70 Pfg. 3. Qual, e) geringere von 63 bis 64 Pfg. Verlauf des Marktes: Kälber lebhaft, sonst mäßig belebt.

js Gerabronn, 3. Okt. Die Schweinepreise ziehen wieder stark an. Gutsbesitzer Steinbrenner in Rückershagen verkaufte einen Wurf Saugschweine das Paar zu dem außerordent­lich hohen Preise von 66 Mk.

Obstpreise.

-n Ebhausen, 2. Okt. Der Versand von Obst auf hie­siger Station war heute und in den letzten Tagen ein sehr lebhafter. Zum Versand kam bis jetzt aus hier und den Nachbarorten 5 Wagen Mo st ob st, pro Ztr. 2 Mk. 20 Pfg. bis 2 Mk. 30 Pfg. und zwei Wagen Zwetschgen, i Ztr. 2 Mk. 80 Pfg. bis 3 Mk.

js Nagold, 3. Oktober. Die Stadtgemeinde Nagold ver­kauft gegenwärtig ihr Allmandobst, dessen Ertrag zu 2000 Mark veranschlagt wurde; bereits ist diese Summe erlöst und noch steht ein großer Teil zum Verkauf bereit.

* Tübingen, 2. Okt. Bahnhof. 1 Ztr. Pfälzer-Birnen 2.803 Mk.

* Stuttgart, 2. Okt. Der Mostobstmarkt auf dem hiesigen Wilhelmsplatz findet von jetzt ab jeden Tag statt. Dem heutigen Markt waren 400 Zentner zugeführt. Preis Mk. 2.80 bis Mk. 3.20 per Zentner.

Voraussichtliches Setter

am Dienstag den 6. Oktober: Meist bewölkt, etwas regnerisch, kühl.

Knorröos

MM ßmros

und ist dabei »»ni L..ckti)ften. Hergestellt durch die Fabriken von

Knorr's Hafermehl n. Knorr's Hahn-Maeearoni.