näher zu treten. Am Dienstag nachmittag fand das Gartenfest beim Reichskanzler Fürsten von Bülow statt und am Abend desselben Tages Empfang in der: Festräumen des Rathauses durch die städtischen Behörden Berlins. So geht es fort bis zum Samstag, eine ununterbrochene Reihe von Festen!
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Der Staatssekretär des R eich s ko l o n i alj- amts Dernburg tritt am Mittwoch einen vierwöchentlichen Erholungsurlaub an, den er in Baden-Baden zu verleben gedenkt. Darin braucht man selbstverständlich nicht die Bestätigung der Gerüchte von einem ungünstigen Gesundheitszustände des Staatssekretärs erblicken. Herr Dernburg, der sich für die Erfüllung seiner Amtspflichten willig die größten Strapazen auferlegt, mag aber so wenig wie einer seiner Kollegen auf den verdienten Urlaub verzichten!
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Der langjährige Reichs- und preußische Landtagsabgeordnete Dr. Victor Rintelen (Ztr.) ist in Friedenau bei Berlin im 83. Lebensjahre gestorben. 22 Jahre lang gehörte der Verstorbene dem Reichstage und zwei Jahre länger dem preußischen Abgeordnetenhause an.
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Die fra nzo s is ch en M ar i n efo r d e ru ng e n für 1909 belaufen sich auf 333 Mill. Fr., während bisher nur zwischen 307 und 325 Mill. verlangt wurden. Das Mehr entfällt zur Hälfte auf höhere Gehälter und Löhne, dagegen nur mit 2*-2 Mill. aus den Schiffbau. Letzteres wird vielfach kritisiert.
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Die Bomben der Revolutionäre scheinen den Zaren sogar aus seinen Seefahrten zu verfolgen. In den finnischen Schären, wo die Jacht des Zarenpaares zu kreuzen pflegt, fand der Sohn eines Arbeiters zwei Dpnamitbomben von starker Kraft am Ufer liegen. Der Knabe warf eine Bombe fort, sie explodierte und verwundete ihn schwer. In jüngster Zeit haben bekanntlich in Petersburg zahlreiche Verhaftungen von Revolutionären stattgefunden.
In Persien läßt die Sicherheit der öffentlichen Zustände alles zu wünschen übrig. Da die Kosaken dem Schah unverändert Gehorsam leisten, so scheint es der Herrscher trotz der aus Petersburg und London ergangenen Mahnungen mit der Wiederausrichtung verfassungsmäßiger Zustände und der Anberaumung der Parlamentswahlen durchaus nicht eilig zu haben. Jetzt wurden die Gesandtschaftswachen in Teheran verstärkt, weil in Folgen neuerlicher Maßnahmen des Schahs gegen die Anhänger des Parlamentarismus ein starkes Hineinströmen der Bevölkerung in die Gesandtschaften zu erwarten ist.
Derweilen die Erledigung der Marokkosrage durch die Signatarmächte nur langsam, aber hoffentlich stetig, sortschreitet, herrscht unter den Marokkanern selbst lebhafte Befriedigung über die Lage der Dinge. Endlich ist wieder einer Herr im Lande, es herrscht kein Streit mehr zwischen zwei Sultanen und einem Prätendenten. Denn auch der hartnäckige Thronbewerber Bu Hainara hat in seinen Kämpfen gegen die Riffkabylen so schwere Niederlagen erlitten, daß ihm der marokkanische Boden zu heiß geworden ist. Er will angeblich nach Frankreich flüchten. Die Bevölkerung hofft jetzt auf den endlichen Eintritt von Ruhe und Ordnung.
Landesnachrichten.
js Freudenstadt, 22. Sept. Am Sonntag früh zwischen zwei und drei Uhr hat ein 18jähriger Bursche aus Christophstal bei Färber Steurer und Messerschmied Heinzelmann Einbrüche verübt und einen solchen bei Kaufmann Stock versucht. Bei dem letzteren wurde er von zwei Metzgern, die auf dem Heimwege vom Wirtshaus begriffen waren, entdeckt und nach halbstündiger Verfolgung eingefangen. Der Dieb hatte erst vor einigen Wochen im Gefängnis eine längere Strafe wegen schwerer Unterschlagung verbüßt.
Stammheim, 22. Sept. Gestern feierte der Georg Miami, Steinhauer und dessen Ehefrau Luise ihre goldene Hochzeit unter Beteiligung von zahlreichen Familienangehörigen. Der nun 78jährige Ehemnnn geht noch jeden Tag an die Arbeit. — Heute früh '/>6 Uhr wurden wir wieder durch Feuerrufe aus dem Schlafe geweckt. Es brannte in der großen Doppelscheuer des Joh. G. Schäfer und des Karl Zeiler gegenüber dem Waldhorn. Dank dem wiederholt energischen Eingreifen der Feuerwehr, die durch Jung und Alt unterstützt wurde, gelang es bis */,8 Uhr Herr des Feuers zu werden. Brandstiftung ist anzunehmen.
ff Tübingen, 22. Sept. Aus dem Materialienplatz des Elektrizitätswerks spielten Kinder auf den aufgeschichteteu Masten. Diese kamen ins Rollen, das vierjährige Monteurs- söhnchen Gotischst wurde erfaßt und ihm der Kopf zerdrückt, sodaß es augenblicklich tot war.
X Schramberg, 22. Sept. In der letzten Sitzung des Gemeinderats sprach sich dieser mit vier Stimmen gegen die Bestätigung des wiedergewählten Harrer aus. Drei Gemeinderatsmitglieder stimmten für die Bestätigung und ein Zettel wurde weiß abgegeben.
X Stuttgart, 22. Sept. Ministerpräsident Dr. v. Weizsäcker ist von den Bundesverhandlungen in Berlin in seinen unterbrochenen Sommerurlaub gereist.
! Stuttgart, 22. Sept. Wie der Schwäb. Merkur erfährt, ,'ist der Herr, welcher seiner Zeit Anzeige erstattete, daß er in einem hiesigen Hotel nachts von einem Unbekannten, betäubt und beraubt worden sei, als Betrüger entlarvt worden. Er wird steckbrieflich verfolgt.
X Stuttgart, 22. Sept. Dem Fahrmeister Lautenschlager bei der Daimler-Motoren-Gesellschaft in Untertürkheim wurde die silberne Verdienstmedaille verliehen.
X Stuttgart, 22. Sept. (Strafkammer.) Wegen Körperverletzung im Amt wurde der Schullehrer Göbel von Kornwestheim zu 15 Mark Geldstrafe verurteilt. Er hatte einem zehnjährigen Schüler im Laufe eines Tages acht Tatzen gegeben, so daß die Hände des Knaben anschivollen und sich Eiter bildete.
! Stuttgart, 2l. Sept. Der Arbeitsmarkt in Württemberg zeigte im Monat August nach den Angaben der Arbeitsnachweise foldendes Bild:
Offene Stellen Arbeitsuchende Besetzte Stellen Heilbronn: 571 1166 432
(Auf 100 off. Stellen kamen 204,4 Abeitsuch. gegen 134,3 i. Vj.) Ludwigsburg: 414 706 253
Eßlingen: 252 916 363
Reutlingen: 190 281 82
(Auf 100 off. Stellen kamen 147,8 Arbeitsuch, gegen 73,5 i. Vj.) Tübingen: 55 70 15
Gmünd: 115 98 43
(Auf 100 off. Stellen kamen 95,2 Arbeitluch, gegen 67,2 i. Vj.) Ravensburg: 206 38-5 100
(Aus 100 offene Stellen kamen 186,2 Arbeitsuch, gegen 52 i. Vj.) Von Heilbronn heißt es: Gegen den Vormonat keine wesentliche Veränderung, doch ist keine weitere Steigerung der Stellensuchenden zu verzeichnen. — Von Gmünd wird gemeldet : In diesem Monat macht sich das Abnehmen der Nachfrage nach Arbeitskräften besonders bemerkbar. —
Tübingen: Der Zuzug der Arbeitnehmer dauert in ver mehrter Weise fort, während die offenen Stellen weniger werden. — Eßlingen: Die Konjunktur ist andauernd ungünstig. Großer Ueberschuß an Arbeitskräften in der Metall-, Maschinen- und Holzindustrie und namentlich an ungelernten
! Cannstatt, 22. Sept. Heute früh etwa um 6 Uhr bemerkte man, wie eine Frau den Berger Mühlkanal herabschwamm und um Hilfe rief. Zweifellos hat sie sich in selbstmörderischer Absicht in den Neckarkanal gestürzt, denn man hörte sie rufen: „Hätte ich es nur nicht getan!" Leider konnte keine Hilfe gebracht werden, da in der Nähe'keine Stange oder ein Nachen war. In der Nähe der Insel- spitze ist sie im Wasser verschwunden; ihre Leiche konnte bis jetzt nicht geborgen werden. Auch die Persönlichkeit der Selbstmörderin konnte bis jetzt noch nicht festgestellt werden.
X Affaltrach, OA. Weinsberg, 22. Sept. Durch einen Radfahrer, einen hiesigen Bauernsohn, wurde das achtjährige Töchterchen des Bäckermeisters Münz hier so unglücklich angefahren und zu Boden geworfen, daß es an einer Gehirnerschütterung starb.
X Langenau, 22. Sept. Die Manöver des ganzen 13. Armeekorps nahmen gestern ihren Anfang. Der Köpft; wohnte von 11 Uhr an der Hebung an. Auch Armeeinspekteur Generaloberst v. Bock und Polach nahm daran teil.
X Waldsee, 22. Sept. Am Samstag setzten sich nach beendigter Oehmdarbeit in Hopfenweiler gegen dreizehn Arbeiter auf den halbvolleu Wagen, aus den auch noch alle Geräte geladen waren. Bei einer Biegung stürzte der Wagen um. Ein Teil der Arbeiter wurde mehr oder weniger verletzt, mehrere so erheblich, daß sie nach Hause geführt werden mußten.
Herbftversaminlrmg des n>nrtt.-hohenzoll. Vereins für Wohlfahrtspflege auf dem Lande.
! Stuttgart, 21. Sept. Im Vortragssaal des Landesgewerbemuseum fand heute nachmittag die Herbsrversammlung des Vereins für ländliche Wohlfahrtspflege statt. Zu Beginn der Verhandlungen richtete der Vorsitzende Regierungsrat Oberamtmann Frhr. v. Soden-Tübingen herzliche Begrüßungsworte an die Versammlung. Den geschäftlichen Mitteilungen des Vorsitzenden ist zu entnehme.», daß die Mitgliederzahl des Vereins zwar langsam aber stetig wächst. Seit Veröffentlichung der letzten Mitgliederliste haben sich 69 Einzelmitglieder und 7 Gemeinden dem Verein angeschloffen, der damit das erste Tausend glücklich überschritten habe. Mit der Bitte an die Mitglieder des Vereins, auch fernerhin in der Werbung neuer Mitglieder eifrig tätig zu sein, schloß der Vorsitzende. Hieraus hielt Pfarrer Beuter-Rotenberg einen Vortrag über das in Rotenberg vor 4 Jahren errichtete Gemeindehaus. In Rotenberg sei 12 Jahre vorgearbeitet worden, bis das Ziel, die Errichtung eines Gemeindehauses erreicht worden sei. Der Grundsatz der Neutralität, der in den Gemeindehäusern hochzuhalten sei, dürfe nicht zur Charakterlosigkeit werden. Das Gemeindehaus in Rotenberg habe in den vier Jahren seines Bestehens den Beweis geliefert, daß ein solches Anwesen kein Luxus sei. Der Vortragende schilderte in seinen weiteren Darlegungen sonstige Einzelheiten des Entstehens, der Einrichtungen und des Betriebs des Rotenberger Gemeindehauses und legte in überzeugender Weise dar, welch hoher Wert ein solcher Sammelpunkt der Gemeinde für die Gesamtbevölkerung habe. Lebhafter Beifall folgte diesen Ausführungen. — Ueber ländliche Bauweise und Heimatschutz mit besonderer Berücksichtigung der Gcmeindebauten sprach hierauf Architekt Weigle-Stuttgart, der Erbauer des Gemeindehauses auf der Stuttgarter Bauausstellung. An der Hand einer Reihe trefflich gelungener Lichtbilder gab der Vortragende einen Ueberblick über die Bauweise, wie sie dem gegebenen landschaftlichen Charakter entspricht. Durch Gegenüberstellung solcher Bauten,
Wer knabenhaft schmollt und weint und greint, Wenn draußen die liebe Sonne scheint,
Verdient nicht den goldenen Morgen.
Schneidig!
Militär-Humoreske von Gebh. Schätzlar-Perasini.
i Nachdruck verboten.)
(Fortsetzung.)
„Sie scheinen einen recht guten Wein zu trinken ?" sagt Birkenbach, eine der» Flaschen betrachtend.
Nun hatte er jedoch schön durch den Bescheid, bleiben zu wollen, Bemmchen schwer geärgert, so daß ihm dieser jetzt kurzweg die Flasche aus der Hand nahm, mit der kategorischen Androhung:
„Herr Civiliste, ich muß Sie auf die Finger kloppen."
Daß sich der alte Herr ungemein darüber amüsierte, reizte ihn noch mehr, und als ihn der Besuch auch noch lachend fragte, für wen eigentlich die große Wurst bestimmt wäre, schleuderte ihm Bemmchen ein wütendes: „Für Sie nich'!" entgegen, und war mit sich einig, jetzt den Blutegel „'nauszuschmeißen."
So etwas dieser Art lag nun auch in seiner nächsten Entgegnung, die doch über allen Humor hinausging.
Ruhig stand nun der alte Herr auf und erwiderte:
„Mein Bester, ich sehe schon, ich muß Ihnen sagen, wer ich eigentlich bin —"
Daraus wollte Bemmchen zwar gar nicht hören, er wußte es ja : der Wechselbalg — vernahm aber doch die Zwischenrede :
„Ich bin der zukünftige Schwiegervater Ihres Herrn Leutnants!"
Es hätte nicht viel gefehlt und Bemmchen machte einen Luftsprung.
„Herrjeffes! Nee nee!" schrie er, so laut er konnte, während Hans im Korbe vor Entsetzen noch mehr zusammen knickte.
„Herr Civiliste", rief Bemmchen nach dem ersten Schrecken und sprang nach dem Tisch, „därf ich bitten, ä Gläschen Wein zu trinken — oder ä Wärstche anzunehmen? Herrsch! Nu' weeß ich gar nich' inehr, wo mir der Kopv steht!"
„Danke, danke," lehnte wieder ungemein belustigt, Birkenbach ab und erfuhr nun auch, daß er für den Wechsel- Agenten gehalten wurde, der Bemmchen's Leutnant „hineinreiten" wolle.
Darüber setzte sich der alte Herr leicht hinweg — welcher junge Offizier batte keine Schulden — aber die Bräute im Album!
„Wissen Sie denn nicht ungefähr, wo Ihr Leutnant sich aufhält?" sagte er.
Mit offenem Mund stand Bemmchen da, er war urplötzlich vollkommen nüchtern geworden. Der Schwiegervater I Der durfte ja da sein!
„Er is ja gar nich' fort!" rief er und öffnete d>e Tür des Nebenzimmers. „Herr Leitnant — der Herr Schwiegervater!"
Jetzt wurde dem alten Herrn die Sache noch viel verwirrter als vorhin.
Währenddem lief Bemmchen in das Schlafzimmer, kam aber gleich wieder verzweifelt zurück.
,Nu' halt' ich ihn gerade ! Nee, so was — so 'was! Und nu' is er weg, reine weg!"
„Aber, Mann, Sie sagten doch —" wollte Bickenbach erinnern.
„Nee nee!" schrie Bemmchen. „Er is Sie ja nur aus Furcht vor Sie verkrochen. Nu' is er in Luft aufgegangen!"
Luftige Leutnants mag es ja nun die Menge geben, doch konnle sich in diesem Falle Birlenbach nicht zu dem Glauben an solche Verwandlung bekennen.
„Am Ende — is er gar zum Fenster hinausgehuppt!" jammerte Bemmchen.
„Nun lassen Sie nur," sagte Birkenbach, „ich kann noch eine Weile warten. Vielleicht hüpft der Herr Leutnant auch wieder herein."
In diesem Augenblick erscholl von der Vorsaaltür abermals ein heftiges Klingeln.
„Herrsch," rief Bemmchen. „da is Sie schon wieder Eener!"
„Sollte dies etwa ein Damenbesuch sein?" dachte sich Birkenbach. „Wer will mirs verübeln, wenn ich etwas vorsichtig bin und gerne wissen möchte, was hier verhandelt werden soll! — Oeffnen Sie doch," befahl er dem Burschen.
Bemmchen eilte hinaus, nahm sich jedoch vor, wenn es der Wechselmann war, ihn erst gar nicht hereinzulassen, sondern sofort über die Treppe zu spedieren.
Rasch blickte sich Birkenbach nach einem Versteck um. Es blieb ihm keine lange Wahl. Dort hinter die zusammengezogene Fenstergardine, also!
„Wenn's nicht mehr ist, bleibt es ein guter Spaß!"
Im nächsten Augenblick war er versteckt, nur die Stiefelspitzen blickten unten neugierig hervor. (Schluß folgt.)
Gemeinnütziges.
Mittel gegen Zahnschmerzen. Ein italienischer Arzt empfiehlt das Katzenkraut als unfehlbar, die Zahnschmerzen mögen nun von Erkältung oder hohlen Zähnen herrühren. Die Blätter dieses Krautes soll man kauen oder, wenn es angeht, bloß zwischen di« leidenden und daneben stehenden Zähne drücken, worauf in beiden Fällen auch die heftigsten Schmerzen in zwei bis drei Minuten Nachlassen.