in bedenklicher Weise zugenommen und das Vieh bekam manchmal ein Wasser zu trinken, das jeder Beschreibung spottete.
" Tübingen, 16. Juni. (Strafkammer.) Taglöhner Ludwig Talmon in Ernftmühl war bei dem Sägwerks- befitzer Wagner als Platzarbeiter beschäftigt. Seit 1906 bestahl er seinen Brotherrn fortgesetzt um Haber, er stieg jeweils nachts mittels einer Leiter in das Stallgebäude und von dort aus in die Haberkammer ein. Der gestohlene Haber, den der Angeklagte dann nachts forttrug, repräsentiert einen Wert von über 200 Mk. Einen Teil dieses Habers verkaufte er dann an den Fuhrmann Matthäus Weber in Weltenschwann. Talmon wurde zu 7 Monaten, Weber wegen Hehlerei zu 1 Monat Gefängnis verurteilt.
js Stuttgart, 16. Juni. Die Bauordnungskommission beriet heute den zurückgestellten Art. 29 b.
ss Stuttgart, 16. Juni. Der Polizeibericht schreibt: Vorgestern wurde in Münster der Leichnam eines unbekannten, etwa 50—55 Jahre alten Mannes aus den: Neckar geländet. (Die Leiche ist die des verheirateten 50jährigen Weingärtners Frauenpreis, der vor 8 Tagen in Feuerbach verschwand.) — Gestern vormittag kurz vor 8 Uhr wurde ein led. 23 Jahre alter Mann in der Wohnung seiner Eltern hier erschossen aufgefunden. Es liegt Selbstmord vor, dessen Ursache nicht bekannt ist.
js Ruit OA. Stuttgart. 16. Juni. Zu dem Mordanschlag wird weiter berichtet: Die Ueberfallene ist die 33jährige Anna Heilemann. Sie wurde vergewaltigt, ihrex 18 Mk. betragenden Barschaft beraubt und erhielt 4 Schüsse. Der junge Mann, der ihr zu Hilfe eilte und der auch zwei Revolverschüsse erhielt, ist der 18jährige Karl Kaiser aus Scharnhausen. Ter Täter wird geschildert als 20 bis 22 Jahre alt. Tie Verwundungen, die Anna Heilemann und Karl Kaiser erlitten haben, sind ungefährlich. Was den Geldbetrag anbelangt, so hat ihn das Mädchen dem Räuber angeboten, damit er von ihr ablasse. Er hat Ihn dann entwendet und als Leute durch sein Schießen veranlaßt, aufmerksam wurden, die Flucht ergriffen, nachdem er dem Mädchen noch Schläge 'aus den Kopf gegeben hatte. Der Vorgang hat im ganzen Bezirk eine ungeheure Erregung hervorgerufen und bildet das Tagesgespräch in allen Schichten der Bevölkerung. Das Mädchen befand sich aus dem Wege nach Eßlingen um dort Einkäufe zu machen. Die Tat selbst ist auf Nellinger Markung geschehen. Die Verfolgung wurde den ganzen Abend und die Nacht hindurch betrieben und heute früh fortgesetzt, ist aber bisher ohne Erfolg geblieben.
ss Benningen OA. Ludwigsburg, 16. Juni. Der dieser Tage als ertrunken gemeldete Knabe ist ein Kind des Schuhmachers Lang, das mit Kameraden zum Baden gegangen war und plötzlich unterging. Die Leiche ist noch nicht gefunden. — Das gleichfalls, aber schon eine Woche vorher ertrunkene Kind des Arbeiters Striether ist in der Nähe von Mundelsheim geländet worden.
K Heilbronn, 16. Juni. Gestern abend ereignete sich ein bedauerlicher Unglücksfall. Die Pferde einer hiesigen Mehlhandlung scheuten infolge des Geläutes der Bottwar- talbahn und rannten die Sontheimerstraße herein. Ein Mann, der die Pferde anhalten wollte, wurde zu Boden geworfen und mußte bewußtlos und mit schweren Verletzungen ins Spital verbracht werden. Ein kleines Kind, das auf dem Wagen saß, wurde herabgeschleudert, ohne jedoch irgend welchen Schaden zu erleiden.
js Heidenheim, 16. Juni. Vergangenen Sonntag abends 8ffe Uhr fuhren zwei hiesige Herren die steile Zanger- siraße herunter. Hiebei wurde von dem Vorausfahrenden ein heimkehrender Zanger Bürger überfahren und der erstere selbst, ein hiesiger verheirateter Geschäftsmann, kopfüber auf die Straße geschleudert. Beide erlitten schwere Verletzungen. Ter hintendrein kommende zweite Radler
M 4 es «fr recht. A
Der Sturm sprach einst: „Ich kenne die Welt, denn ich zerpflücke sie."
Ta sprach der Reff: „Ich kenne sie näher, ich erdrücke sie."
Tie Sonne lacht: „Ich kenne
sie besser, ich beglücke sie!" Carmen Dlo.-.
In treuer Hnt.
Non C. Borges.
Fortsetzung. Nachdruck verboten.
He5m! Asta hatte am Fenster ihres Zimmers gesessen, als sie die Zeilen gelesen, dann lachke sie verächtlich. Der Eirlenhof würde ihr niemals eine Heimat werden, und jetzt da sie kein Kind mehr war, konnte sie den Gedanken an ein Zusammenleben mit ihrem Vormund nicht ertragen.
Die heftige Szene vor ihrer Abreise war ihr unvergeßlich geblieben und hatte eine blutende Wunde in ihrem Herzen ihinterlassen und von den vielen Menschen, die sie jetzt kannte, war Thilo der einzige, den sie haßte. Dann trat ein lieblicheres Bild vor ihre Seele, und sie beschattet!« wohl die Augen mit der Hand, um es fest zu bannen. Sie sah sich als spielendes Kind unter schattigen, duftenden Orangenbäumen in denen muntere Vögel sangen und zwitscherten. Es war ein süßes Erinnern an o:e glücklichen Zeilen ihrer Kindheit in dem sonnendurchflute- ten Gemach ihres Vaters, zu dessen Füßen sie gespielt. Gerade so schön wie dort ivar es hier, gerade so geliebt wie von ihrem Pater, wußte sie sich hier von den Menschen, die sie umgaben.
stürzte über die beiden, auf dem Boden Liegenden und trug hiebei ebenfalls Verletzungen davon.
jj Aalen, 16. Juni, lieber Pommertsweiler. ist ein Gewitter mit Hagel sch lag niedergegangen, das in einzelnen Parzellen die Hälfte der Feldfrüchte vernichtet und auch in den Gärten großen Schaden angerichtet hat.
js Friedrichshafen, 16. Juni. Bei den Montierungsarbeiten, die dazu bestimmt waren, das vierte Zeppelinsche Luftschiff fertig zu seinen Versuchsfahrten zu machen, ist ein unerwarteter Aufenthalt eingetreten, in Gestalt eines Schadens der sich in einem der Motors gebildet hat. Infolgedessen wird der erste Aufstieg keinesfalls vor Freitag erfolgen. Wahrscheinlich werden aber die Vorarbeiten und sonstigen Zurüstungen noch die ganze Woche in Anspruch nehmen, sodaß der erste Aufstieg erst zu Beginn der nächsten Woche zu erwarten wäre.
ss Kreßbronn OA. Tettnang, 16. Juni. Einen grausigen Fang hat gestern ein hiesiger Fischer gemacht, indem er beim Fischen an der Landungsbrücke mit seiner Angel die Leiche eines unbekannten 40—45jährigen Mannes aus der Tiefe zog.
' Aus dem Bahnhof in Pforzheim wurden fünf Fahrkarten-Auto maten aufgestellt, die Fahrkarten zum Preise von 20, 25 und 30 Pfg. abgeben. Drei Automaten sind für die beiden württembergischen Linien, zwei Automaten für die badische Bahn bestimmt.
js Pforzheim, 16. Juni. Das fünfjährige Töchterchen des Bäckers Jung in Niefern hat aus VersehenLauge getrunken und ist daran gestorben.
jj Berlin, 16. Juni. Bis 9 Uhr abends waren die Ergebnisse aus 250 Landtagswahlkreisen bekannt. Es wurden in diesen 413 Abgeordnete gewählt. Sie verteilen sich aus die einzelnen Parteien wie folgt: 143 Kons., 56 Freikons., 62 Nationallib., 20 Freist Volkspt., 7 Freist Vereinigung, 102 Zentrum, 15 Polen, 3 Sozialdemokraten (Linden, Berlin 5 und 7) 2 Dänen und 3 Fraktionslose.
js Berlin, 16. Juni. Nach einer Blättermeldung ist der Termin für die Sch w u rg er ich t s v e r h an dl un g gegen den Fürsten Eulenburg wegen Meineids und Verleitung zum Meineid auf den 29. ds. Mts. anberaumt.
' Prinz Heinrich - Fährt. Gestern früh 8 Uhr starteten hinter Köln-Nippes 119 Wagen zur Weiterfahrt über Neuß-Aachen nach Trier. Die Wagen wurden in Abständen von einer halben Minute abgelassen. Die Fahrt durch Aachen und den Aachener Wald verlief glatt. Kurz nach 12 Uhr hatten alle 119 Wagen Aachen passiert. In Trier lief der erste Wagen nachmittags 1.10 Uhr ein. Bis 3.15 Uhr waren 63 Wagen angelangr.
Ausländisches.
ss Wien, 16. Juni. Heute versammelten sich etwa 2 0 00 Studenten vor dem Parlament, um zu demonstrieren, zerstreuten sich aber, nachdem mehrere Abgeordnete sie ihrer Sympathie versichert und zum Auseinandergehen aufgefordert hatten.
ss Wien, 16. Juni. Der Khedive von Aegypten, ist heute nach Saris abgereist.
* St. Petersburg, 16. Juni. Heute begann der Bau der ersten russischen Flug Maschine ohne Verwendung eines Gasballons. Der Erfinder ist ein junger Gelehrter namens Tatarinow. Ter Bauplatz ist vollkommen isoliert worden und wird streng bewacht. Das Luftschiff wird aus Stahl gebaut.
* New-Uork, 16. Juni. Ein mit fünf Personen besetztes Automobil raste in der 56. Avenue die Straße
Es war gerade kein Pensionat, wohin Asia geschickt wurde, nein, Frau van Warneck kannte eine Dame in Freiburg, Fräulein Norden, die jungen Damen jeden Vorteil einer guten Erziehung bot, und die älteren Zöglinge auch in die Gesellschaft einführte. Hier hatte Asta 6—8 junge Mädchen ihres Alters gefunden, und die Jahre waren der kleinen Waise so schnell und glücklich dahingeeilt, wie in längst verflossenen Zeiten in Florenz.
Fräulein Norden war eine Dame von seiner, aristokratischer Bildung, die das Vertrauen ihrer kleinen Schar im vollsten Maße besaß, niemals die kindlichen Einfälle bespöttelte, aber selbst mit ihnen Kind war und dadurch mehr erzielte, als durch Härte und Strenge.
Die sechs jungen Damen, die hier am Waldessaum mit ihren Skizzenbüchlern sahen, waren die ältesten Zöglinge des Fräulein von Norden und hier versammelt, um unter Aufsicht des Professors Müller, eines Malers, Skizzen nach der Natur auszunehmen. „Warum sollen wir nicht Wne Kirche, oder dort den Brunnen skizzieren?" schmollte Asta, „ich, bin es leid, immer grüne Hügel und üppige Saatfelder zu malen. Schau doch nur her, Lore, das Grün meiner Bäume steht gerade aus wie eine Wiese vsnd -die gelben Saatfelder sind so hell geworden wie ein weißes Tischtuch. Ich verstehe es auch nicht, meine Farben ordentlich zu mischen und werde es nie lernen, das will ich auch dem Professor sagen. sobÄd er kommt."
„O Asta, er wird schelten," mahnten die Freundinnen.
„Das wird er nicht, er schilt niemals," behauptete das übermütige Mädchen, dann ihre Stimme zum leisen Flüstertöne dämpfend, fuhr sie schelmisch fort: „hört einmal, ich glaube fast, unser kleiner buckliger Professor liebt mich. Ich möchte, er machte mir einen Antrag, ich würde ihn sofort heiraten, um nicht nach dem Erlcnhofe zu-
Ein schallendes Gelächter folgte diesem Scherze, doch Asta erhob drohend ihren Zeigefinger.
hinab und stürzte in den See. Vier Passagiere ertranken, unter ihnen der Chauffeur, der die Kontrolle über das Automobil verloren hatte.
ss New-Pork, 16. Juni. Nach einer Meldung aus Tokio sind an der Küste bei Kagoschima 30 Fischerboote gesunken und 350 Personen ertrunken.
Allerlei. Der Wiener Huldigungsfestzug hat bei 2 200 000 Kronen Ausgaben und 1 900 000 Kronen Einnahmen einen Fehlbetrag von 300000 Kronen gehabt. Man hofft ihn aus den Erträgnissen noch zu veranstaltender Jubiläumsfestlichkeiten decken zu können. — Eine selbstfahrende Mitrailleuse fuhr bei Oran in Französisch-Nord- afrika gegen einen Brückenpfeiler und schlug um. Ein Soldat ivurde getötet, ein Kapitän und ein zweiter Soldat wurden schwer verletzt. — Wie die „Oberschles. Volksstimme" meldet, verwundete der Bergmann Michalek aus Zabrz heute vormittag seine Frau durch einen Schuß tödlich, e r - schoß darauf seine Sch w i eg ermu t ter und die S ch w e- ster seiner Frau und brachte dann sich selbst einen tödlichen Schuß bei. — In Wippach (Krain) wurde der Pfarrer Erjavec von einem 25jährigen Burschen erstochen und ausgeraubt. Der Täter ist flüchtig. — Aus Triest wird gemeldet: Der Wächter des Armenhauses Colussi tötete in der Totenhalle seine Tochter, die sich von ihm nicht schänden lassen wollte, durch Messerstiche. Hierauf brachte er sich selbst um.
Vermischtes.
8 Die Kaiserin über die Nächstenliebe. Am Montag fand in Berlin die zehnte Jahresversammlung des evangelisch- kirchlichen Hilfsvereins statt. Die Kaiserin entbot ihm ihren Gruß und empfiehlt in einem Schreiben die Betätigung der Nächstenliebe. Es heißt in dem Schreiben: „Heute, am 15. Juni, sind 20 Jahre verflossen, seitdem mein geliebter Schwiegervater, Kaiser Friedrich, heimgegangen ist. Kurz vor feinem Hinscheiden trat auf seinen Befehl der Hilfsverein unter meinem Protektorate zum ersten Male zusammen. Sichtbar hat Gottes Segen auf den Arbeiten des Vereins geruht. In schweren, ernsten Tagen aus kleinen Anfängen hervorgegangen, hat der Verein mit seinen jetzt über 1500 Zweigvereinen eine weit verzweigte und segensreiche Arbeit entfaltet, wofür ich Ihnen meinen herzlichsten Dank und meine volle Anerkennung ausspreche. Der Ernst der Zeit, alles Dunkle, was auf uns lastet, mahnt uns mehr denn je, daß wir uns durchdringen lassen müssen von dem Licht und der Kraft des Evangeliums. Die Vereine des evangelischkirchlichen Hilfsvereins sind in besonderer Weise zu treuer Mitarbeit in unserer evangelischen Kirche berufen, und ich bin davon überzeugt, daß wahre, opferbereite, christliche Liebe niemals vergeblich arbeiten wird."
Schuh und Hilfe bei Blitzschlag.
Von Dr. I. M. Pohl.
(Nachdruck verboten.)
Die zahlreichsten Blitzunfälle ereignen sich ohne Zweifel in den Alpenländern. Nach Professor Kratter in Innsbruck stellt namentlich Tirol durch seine hohen Gebirge und tief eingeschnittenen Täler, und nicht zum mindesten durch das in den Dörfern noch immer vielfach übliche „Wetterläuten" einen großen Prozentsatz. Tenn der Blitz fährt namentlich häufig in die Glocken, die geläutet werden, was auch schon in einzelnen Orten zum Verbot des Wetterläutens Veranlassung gegeben hat. Anziehend auf den Blitz wirken auch die Telegraphen- und Telephondrähte, weshalb bei einem schweren Gewitter die Telephonverbindungen geschlossen werden. Eine keineswegs seltene Erscheinung ist der Blitzschlag in größere Ansammlungen von Menschen, wie in
„Hier ist gar nichts zu lachen," versetzte sie mit komischem Ernst, wenn Ihr nur wüßtet. Wie sehr ich meine Rückkehr nach dem Erlerchofe fürchte, noch mehr aber das Zusammensein mit meinem Vormund, so würbet Ihr auch vorziehen die biedere Hausfrau eines verwachsenen Malers zu werden. Ihr ahnt gar nicht, wie entsetzlich das Leben sich für mich gestalten wird; Herr von Warneck nannte mich mit Vorliebe „garstiges Geschöpf" und erklärte, mich nie mehr sehen zu wollen."
„Vielleicht ist er jetzt nach dieser langen Reihe Vvn Jahren freundlicher gegen Dich," bemerkte Gerda Diebin an , eine muntere Blondine, die Asta schwärmerisch verehrte, „Niemand könnte jetzt unfreundlich gegen Dich sein. Du bist so hübsch geworden."
Asta errötete aber sie lachite herzlich. „Kleine Schmeichlerin," schalt sie freundlich, „aber bedenke doch, mein Vormund liebt mich nicht; er bewundert blonde Schönheiten. Ach — einmal hatte er eine bittere Enttäuschung. Kommt ein wenig näher zu mir, und ich erzähle Euch die Geschichte."
Die jungen Damen rückten ihre Feldstühlchen dicht an die Seite der Freundin, denn nach der Beschreibung der neuesten Pariser Moden gab es wohl kein interessanteres Thema, als eine Lebensgeschichte. Und Asta konnte so reizend erzählen, und wußte jede Kleinigleit ganz interessant auszuschmücken.
Die Freundinnen lauschten mit gespannter Aufmerksamkeit der Episode aus Thilo von Warnecks Liebe zu der Italienerin, und Asta wurde nicht müde, die glühende Leidenschaft ihres Vormundes und die Treulosigkeit Carolas zu schildern.
„Ganz plötzlich mußte das Fräulein den Erlenhof verlassen," schloß die Erzählerin die interessante Begebenheit, „und kehrte nach Florenz zurück, um dort Signor Rizijno zu heiraten; und das beste ist, daß mein Vor-