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1877.

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Sir. 51.

Ausgabeort Altensteig-Stadt.

Sonntag, den 1. März

Amtsblatt für Pfalzgrafenweiler.

190S.

Feierabend

Zeitgemäße Sonntags-Plauderei.

(Nachdruck verboten.)

Gesundes Blut ist ein Schatz, mehr wert als alle Reichtümer der Erde, denn aus gesundem Blut quillt frohes Leben. Gesundes Blut zerstört alle Krankheitskeime, die ihren Weg in dasselbe gefunden haben. Gesundes Blut ist so beschaffen, daß es für keinen Krankheitsstoff einen Herd abgeben kann, daß in ihm alle schädlichen Bazillen absterben und auf natürlichem Weg aus dem Körper ausgeschieden werden. Die Arterien oder Pulsadern schaffen das nährende Blut vom Herzen durch alle Teile des Körpers, und dann führen die Venen es zum Herzen zurück. Auf diesem Kreis­lauf wird das Blut durch die Lungen, Nieren, die Leber uno durch die Haut gereinigt. Wem das Blut gesund, das heißt leicht durch die Adern rollt, der ist gesund, der ist lebensfroh und arbeitslustig. Gesundes Blut ist nicht nur das Mittel und die Bedingung zum wahren Lebens­genuß, sondern auch die Quelle der Anmut und Schönheit. Wer aber hat in unserer Zeit noch tadellos gesundes Blut? Leider nur wenige Menschen, denn nur leben im Zeitalter der Nervosität, die wir selbst verschuldet haben. Was stürmt nicht alles auf unsere Nerven, auf unsere Gesundheit ein? Die Ueberbürdung der Kinder in der Schule, die Ueberarbeitung bei den Erwachsenen, der übergroße Drang nach Genuß und den verfeinerten Lebensbedürfnissen. So ist es denn kein Wunder, wenn wir ein so großes Heer von blutarmen und nervenkranken Menschen haben. So wie gutes Blut die Quelle der wahren Lebensfreude ist, so bildet schlechtes Blut den Herd aller Krankheiten.

Von jeher galt das Blut als ein besonderer Saft, heute aber noch mehr als früher, weil uns die moderne Forschung mit seinen vielen wunderbaren Eigenschaften bekannt gemacht hat. Die ganze Ernährung und Erhaltung des Körpers erfolgt durch das kreisende Blut. Dieses ist es, welches den Stoffwechsel verursacht. Deshalb liegt es auch in unserer Macht, dieses Stoffwechseln zu regeln, indem wir durch Ar­beit oder Ruhe den Schlag des Herzens hemmen oder be­schleunigen. Das Herz, als Mittelpunkt und Haupttrieb­feder des Blutkreislaufes, verlangt große Berücksichtigung, da Störungen in seinem Bau und seiner Tätigkeit nicht nur aus den Blutumlaus, sondern auch auf den Stoffwechsel zu­rückwirken. Die so viel verbreitete Appetitlosigkeit und Träg­heit der Verdauung sind keine besonderen Krankheiten des Verdauungsapparats, es sind in der Regel nur die Folgen einer mangelhaften Blutbeschaffenheit. Bei Nervösen, Blut­armen oder Bleichsüchtigen ist entweder eine Verminderung der Blutmenge überhaupt, oder wenigstens der wichtigsten Teile, der roten Blutkörperchen vorhanden. Bei der Bleich­sucht ist nicht nur die Zahl der roten Blutkörperchen ver­ringert, sondern auch ihr Gehalt an Farbstoff ist vermindert, sodaß dieroten Blutkörperchen blasser aussehenals die normalen.

Bei Blutarmut und Bleichsucht ist das Hauptaugen­merk auf eine richtige Ernährung zu richten. Dazu gehört es, daß die Patienten häufig, etwa alle zwei Stunden, Nah­rung zu sich nehmen, nicht viel, aber kräftig. Die oft vor­handene Abneigung bei solchen Leidenden gegen das Essen suche man zu bekämpfen, indem die Speisen recht schmackhaft zubereitet werden und für viel Abwechslung gesorgt wird.

Das spezifische Mittel gegen Blutarmut und Bleichsucht ist und bleibt das Eisen. Da wird nun viel gesündigt, in­dem man den Magen mit Eisenpräparaten überfüllt und verdirbt. Das gesunde Blut hat nur wenig Eisen, so groß auch seine Rolle ist, die es im Haushalt des Organismus spielt. Der Eisengehalt des Blutes beträgt kaum ein Zwan­zigstel Prozent, und die ganze Blutmenge eines normalen Menschen wiegt etwa 5 Kilogramm. Also birgt das Blut eines Erwachsenen nur etwa 2,5 Gramm Eisen. Der mensch­liche Körper hat aber auch Vorratskammern für das Eisen,

Wie einer abends löscht sein Licht Darauf kommt vieles an.

Ob freudig nach getaner Pflicht,

Ob in der Sorgen Bann.

Ob müd gehetzt in Saus und Braus,

Ob mit geweihtem Sinn,

Wie einer löscht sein Lichtlein aus.

So steht es auch um ihn.

Drum halt dich brav, tu deine Pflicht,

Was auch da kommen mag!

In Gottes Namen lösch dein Licht Nach gut' und bösem Tag.

Und denk, wenn nach der Dinge Lauf Einst schließt die Erdenbahn Wie man sein Licht hier löscht, daraus Kommt es im Himmel an. E. Landen.

es sind dieses das Knochenmark, die Leber und die Milz. Aus diesen Magazinen wird das Eisen dann für die Blut­bildung herangezogen, wenn es ganz besonders notwendig ist, beispielsweise bei großem Blutverlust. Die einzelnen roten Blutkörperchen haben eine begrenzte Lebensdauer, sie verschwinden nach kurzer Zeit und werden durch neue ersetzt. Mit der Galle wird auch meistens Eisen aus dem Organis­mus abgeschieden. Der Verlust an Eisen wird beim ge­wöhnlichen Stoffwechsel nicht aus den Vorratskammern, sondern aus der zugeführten Nahrung genommen. Reich an Eisen sind Rindfleisch, Blutwurst und Eigelb. Das Eiweiß ist ganz eisenfrei. Unter den Gemüsen steht obenan mit Eisen­gehalt der Spinat, dann folgen Spargel, Erbsen, Bohnen, Grünkohl und Kartoffeln. Wenig Eisen enthalten Reis, Graupen und Weißbrot. Unter den Früchten sind nur zu nennen: Trauben, Heidelbeeren, Himbeeren, Erdbeeren und Pflaumen. Merkwürdiger Weise enthält auch die Milch, dieses Nahrungsmittel allerersten Ranges, nur wenig Eisen. Dieses erklärt sich dadurch, daß weder der neugeborene Mensch noch das eben erzeugte Tier in der ersten Lebenszeit viel Eisen in seiner Nahrung braucht, weil in ihren Lebern ein großer Eisenvorrat lagert. Dieser wird nun neben dem geringen Milcheisen solange mit zur Blutbildung herangezogen, bis der Uebergang zur gemischten Kost erlaubt und nötig ist. Trotzdem der Körper Vorratskammern für Eisen hat, trotzdem die Blutarmen und Bleichsüchtigen viel Eisen in Form von Arzneien zu sich nehmen, halten dennoch die Krankheiten oft sehr lange an, ja manchmal scheint trotz aller Vorsorge und Mühe die Blutarmut unheilbar zu sein. Es muß also dem Organismus die Fähigkeit fehlen, das vorhandene Eisen zur Blutbildung zu verwerten. Daher begnügen sich tüchtige Aerzte nicht mehr damit, bloß Eisenpräparate zu verordnen, sondern sorgen auch dafür, daß die Eisenarznei verdaut wird. Als eines der besten Verdauungsmittel hat sich der Arsenik erwiesen. Lange Zeit vernachlässigt, ist der Arsenik in der modernen Medizin wieder zu Ehren gekommen. Er reinigt das Blut, macht die Haut glatt und gibt dem Körper volle Formen, alles auf natürlichem Wege, indem er die Verdau­ung anregt. Gibt man Eisen mit Arsenik, etwa 200,0 Eisen- albuminat und 5 Gramm Fowlersche Arseniklösung, so scheint der Arsenik einen kräftigen Reiz auf die darniederliegende Funktion der Blutbildungsorgane, insbesondere des Knochen­marks, dieser Hauptbildungsstätte der roten Blutkügelchen, auszuüben und sie zu erhöhter Tätigkeit anzuspornen.

Will man durch die Küche, also durch die Nahrung, kräftiges und gesundes Blut erlangen, so muß bei den Haupt­mahlzeiten, mittags und abends, die Nahrung vorwiegend aus gutem Fleisch bestehen, und zwar nicht aus gekochtem, sondern aus gebratenem. Gutes gebratenes Fleisch ist eines

der nahrhaftesten und leicht verdaulichsten Nahrungsmittel. Gut gekochte Gemüse, gekochtes Obst, leichte Mehlspeisen können bei den Hauptmahlzeiten in kleinen Mengen zuge- laffen werden. Frische Butter kann in reichlicher Menge ge­nossen werden, dagegen sind alle Süßigkeiten, wie Kuchen, Schokolade und ähnliches zu vermeiden. Gute, selbst starke Weine sind in kleinen Mengen erwünscht, Biere weniger. Die gewöhnlich stockende Darmtätigkeit suche man durch ge­kochtes Obst und vor allen Dingen durch genügende Bewegung in frischer, freier Lust zu befördern.

Aufenthalt in Wäldern oder an der See ist heilbringend, zumal als Nachkur nach dem Gebrauch von Eisenmitteln. Bleibt der Mensch aber in seiner gewohnten, aufregenden und schwächenden Lebensweise, in seiner täglichen übergroßen Arbeit und aufreibenden Sorge, so nützt keine kräftige Nahrung und kein» Medikament. Alle, ob jung oder alt, müssen für längere Zeit hinaus aus dem gewohnten Kreise, müssen körperliche und geistige Ruhe und Ablenkung suchen und finden.

Richtig atmen ist für die Erlangung gesunden Blutes ebenso wichtig wie genügend essen. Kräftige Atmung durch die Nase führt nicht nur den Lungen und dem Blute mehr Sauerstoff zu, es wird dadurch auch die Herztätigkeit ver­mehrt, der gesamte Blutumlauf geht besser von statten, die wichtigen Organe werden reichlicher mit Blut versehen und die Verdauung wird befördert. Das Einatmen der Luft durch die Nase, nicht durch den Mund, soll drei Sekunden dauern, dann hält man den Atem drei Sekunden an und in drei Sekunden stößt man die Luft wieder tief und gleichmäßig aus. Diese Atmungsmethode, anfangs vielleicht beschwerlich, wird sehr bald zur Gewohnheit und erzielt die herrlichsten Erfolge.

Wer gesundes Blut haben will, muß viel im Freien sein, zu jeder Jahreszeit, bei Wetter und Wind. Gerade der Wind ist ein Wohltäter der Menschheit, er reinigt die Lust, er reinigt das Blut. Wer hat nicht schon die Erquickung empfunden, die ein frischer Wind bringt, wenn im Sommer eine drückende Schwüle herrscht? Dann stellt man sich dem Wind gerne entgegen. So aber müßte es zu jeder Jahres­zeit sein. Wenn aber bei kühlem Wetter der Wind geht, so frösteln wir, wir scheuen den Wind. Wir sind unfähig geworden, die Wohltat des Windes zu empfinden, wir haben unsere Haut verweichlicht. Die natürlichste Massage ist die des Windes, er bearbeitet die Haut gründlich, er reinigt die Poren und das Blut. Er ist das gründlichste Reinigungs­mittel, das es gibt. Krankheiten wie Tropenfieber, Malaria und Wechselfieber herrschen immer nur da, wo kein Wind genügende Lufterneuerung schafft. ' Der Kulturmensch hat selbst viele Quellen der Gesundheit und Schönheit vergiftet, indem er sich den größten Wohltaten der Natur entgegen­stellte. So auch dem Winde, den die meisten Stubenmenschen fürchten und fliehen. Das beweist, daß die Lebenskraft, der Urquell der Gesundheit, so geschwächt ist, daß sie unfähig ist, Wind zu ertragen. Personen von ungeschwächter Ge­sundheit und Lebenskraft, wie wir sie noch bei der Marine finden, sind gegen Wind unempfindlich, höchstens empfinden sie ihn als Wohltat, im Sommer wie im Winter. Die alten Spartaner fühlten sich am wohlsten im Toben der Natur- kräste. Das ist Lebenskraft und Gesundheit. Höchstens unsere Sportsleute kommen ihnen nahe, besonders die, welche den Bergsport betreiben. Ihr Sport zeigt ihnen die Wohltat eines natürlichen Lebens in Licht, Luft und Sonne. Je höher sie steigen, je freier wird ihnen die Brust, und sie fühlen so recht die reine Daseinsfreude, sie haben das so seltene Gefühl des völligen Gesundseins. Das ist der Reiz eines jeden gesunden Sports im Freien, sei es Radeln, Schwimmen oder Schlittschuhlaufen. Diese Arbeit macht froh bei jedem Wetter uud Wind. Darum befreunde man sich mit dem Winde zu jeder Jahreszeit.

Dr. G. Schütte.