zu wolle». Bor eiuigrn Tage» traf an Gastwirt Srrger vou Madrid riu Schreibe» folgende» Inhalts ei»: »Sehr geehrter Herr! Ja sehr unglücklicher Lage, im hiesige» MilitärgefäugniS, lasse ich Jhueu durch ein« Vertrauens- perfou uachfolgeude Zeilen schreibe». War Zahlmeister iu der spanoischeu Armee, verwickelte mich in eine politische Verschwörung und mußte flüchten I — War seinerzeit persönlich iu Ihrem Wohnorte uud habe iu der dortige» Umgegend 240 000 Mark verborge». Im Besitze meinet Tochter (ich bin Witwer) befinden sich gewisse Papiere, ohne welche rS unmöglich ist, die Summe wieder aufznfindeu. Wenn Sie bereit find, mir die Reisekosten für meine Tochter uud meinen früheren vertranten Diener bis nach der Nähe Ihres Wohn- ortrS vorzustreckeu, so trete ich Ihnen als Belohnung deu dritten Teil obengenannter Summe ab. Im Falle JhreS EiuverstäuduisseS sende» Sie sofort beiliegendes Telegramm a» die angegebene Adresse, uach dessen Empfang ich Ihne» sofort eigenhändig die ganze Angelegenheit ausführlich schildern und meiveu vollen Namen avgebeu werde. Sprechen Sie mit absolut Niemand über die Sache und bewahren Sie strengste Verschwiegenheit. Geben Sie daS Telegramm nicht iu Ihrem Wohnort, sondern in einer nächstgrlrgeneu größere» Stadt auf, wo mau Sir nicht kennt! — Hoch- achtend I S. A.' Telegramm: Psruauäo Oaroia vsstsilo 5 iutsrivr ssguuäo L. Llaäriä. — Die hiesigen Bürger find über diese Schwindelrtru aufgeklärt; es wird keinen uacb den Tausenden gelüsten!
! FSViuge«, 24. September. Die hiesige Stadtverwaltung beabsichtigt, eine durchgreifende Regulierung beS Neckars in der ganzen Länge deS Stadtgebiet- durchzufähren. ES soll zu diesem Zwecke zunächst eine Stauung errichtet werden, um deu Wasserstau!) stet- auf einer gewissen Höhe halten zu können. Ferner ist beabsichtigt, dem Neckar entlang durch Errichtung einer Straße am linken Ufer das Flußbett einzudämmev, wodurch der unschöne Anblick der Ufer bei niederem Wasserstand beseitigt wurde und zugleich ein hervorragendes Verkehrsmittel für die Stadt geschaffen wäre. DaS Unternehmen ist mit einem ganz bedeutenden Kostenaufwand verknöpft. DaS Stadtbild unserer Musenstadt dürfte aber dadurch eine vorteil- baftr Aenderung uud Neuerung erfahren. Außerdem ist Haad iu Hand mit dieser Neckzrrrguliernng die Gewinnung elektrischer Kraft iu Aussicht genommen.
ss Aeutliuge«, 24. September. Die Handelskammer Reutlingen befaßte sich in ihrer letzten Sitzung u. a. auch mit der Frage der Einführung einer progressiven Umsatzsteuer auf Ge- treidevermahluug. Nach eingehender Bertchter- kattuug durch ReichStagSabgrordnrten Heinrich Schwrikhardt- Tübingen bezw. Haudelkammersekretär Schäffer und nach r reger Aussprache, in welcher von allen Seiten daS lebhafte ! Interesse für die Besserung der mißlichen Lage der hrimtscheu ' Müllerei hervortrat, vermochte sich die Kammer vichk für i «ine Mühlrvumsatzsteuer, ebensowenig für eine Koutiugeutie- t
rung avSzusprecheu; dagegen wurde beschlossen, wiederholt und auf- entschiedenste für die verschiedene Tarifierung von Getreide und Mehl durch Versetzung von Getreide iu den Epezialtarif II einzutrete», und wenn auch diese nicht erreicht werden sollte, eine höhere Tarifierung für Mehl zu befürworten, wenngleich gerade gegen diese schon früher tu Vorschlag gebrachte Notstandsmaßnahmen ebenfalls gewichtige Bedenken erhoben wurdru.
r Stuttgart, 24. September. Geheimrat v. Balz wird anfangs Oktober einen größeren Urlaub au- tretev, auS dem er nicht mehr auf seinen Posten in die Generaldirektiou der Eisenbahnen zurückkehreu soll: sein Austritt auS dem Staatsdienst soll am 1. April deS nächsten JahrrS erfolge».
ss Mßerach a. N>, 24. September. Bis heute ist rS nicht gelungen, zu ermitteln, wer daS hiesige Wielaud - denkmal am Tage deS GedenkfesteS mit roter Farbe bestrichen hat. Der Verdacht, der sich anfänglich gegen einige junge Leute auS hiefiget» angesehenen Familien richtete, hat sich nicht bewahrheitet. Den kommenden Montag findet die Einweihung deS hiesigen ueueu Mädchruschulge- bäudeS statt. Die Gesamtkosteu deS imposauteu Gebäude- — ohne Bauplatz — belaufen sich auf rund 300.000 Mk. einschließlich der Einrichtung.
Kraf Zeppelins Aufstieg
Iriedrichshafen, 24. September.
Nachdem gestern und heute früh noch alle Einzelheiten für den Aufstieg deS Luftschiffes vorbereitet waren, konnte die Auffahrt doch erst heute Mittag stattfiaden, da den ganzen Vormittag über dichter Nebel herrschte, der über dem See auch nachmittags uicht ganz verschwand. Als aber um 11 Uhr die Souue etwas hervorbrach, wurde mit der Ausbootung deS Luftschiffes auS der alten Ballonhülle begonnen, indem ein württemb. Dampfer den auf einem Floße ruhenden Rieseuballou in den See hiuauSzog. Um ^ 12 Uhr ertönte daS Kommando loS und in wunderbarer Schönheit und Ruhe erhob sich daS Luftschiff, daS die arbei- teuden Motoee rasch iu der Richtung uach Konstanz fortbew egten und bald deu Augen der Zuschauer in der Nebelschicht entschwand. Wie zu erwarten war, machte daS Luftschiff wie im vorigen Herbst wieder eine Rundfahrt dem Schweizer Ufer entlang nach Bregenz uud über Lindau zurück nach FriedrichShafeu. Genau um 3 Uhr fuhr der Luftschiffe! direkt über Friedrich-Hafen, begeistert begrüßt vou der Einwohnerschaft und der Zuschauermenge. Hier konnte «an so recht deutlich den Fortschritt gegenüber der vorjährigen Fahrt beobachten. Eine ganz kolossale G eschwiodigkeit wurde erzielt bei ruhigster gleichmäßig st erFahrt ohne irgend welche Schwankung deS Fahrzeug-, ruhiger
als ein Dampfer auf glatter See. Bon hier auS fuhr Graf Zeppelin in der Richtung »ach Heiltgenberg und daun wieder zurück uach Manzell, wo uach verschiedeueu Kurve» uud Bögen uach 4 Uhr die glückliche Landung and Bergung iu der ueueu Ballonhülle erfolgte, unter be- geisterten Zurufen vou Hunderten vou Zuschauern. Au der zweifellos sehr erfolgreichen Fahrt beteiligten sich außer Graf Zeppelio noch Jngruteur Dürr uud acht Monteure, im ganzen also 10 Personen. Die eiugeladeueu Fachleute uud Gäste, darunter Baron BassuS-Müacheu, Professor Hergesrll-Straßburg, Hanptmauu Krogh und Hauptmanu Kehler, sowie Major Parsrval verfolgten die gelungene Rundfahrt vou dem Dampfboot Christoph auS. Die Probe- fahrtev, die hauptsächlich zur Einschulung deS Persouals dieueo, dürften iu den nächsten Tagen am Ufer deS SeeS uud über diesem fortgesetzt werden. Erst später wird sich daun die eigentliche Dauerfahrt landeinwärts avschließeu. AIS Zeichen der Verehrung für den genialen Luftschiffer wurde» gleich nach der Borüberfahrt die Häuser der Stadt beflaggt. Dem Grafen find zahlreiche Glückwunschtelegramme, darunter auch ein solches deS Herzog- Ferdinand vou Oesterreich, zugegaugeo, der zur Zeit tu Bregenz weilt.
Die Bedeutung der Probefahrt liegt iu dem Beweis einer vollendeten Stabilität, der Steuer- fähigkeit uud der Sicherung deS Fuoktiouie- reuS, vielleicht auch in de« erneuten Nachweis einer Geschwindigkeit vou reichlich 15 Meter, die vou andere» Luftschiffen bisher nicht annähernd erzielt worden ist.
* Malus», 24. September. DaS subjektive Befiadeu deS SroßherzogS ist besser, die Schwäch« nimmt aber zu. Der preußische Gesandte ist im Auftrag deS Kaisers »ach Schloß Mainau abgereik, um dem Monarchen stündlich über daS Befinden deS GroßßerzogS Bericht zu erstatten.
ss Skaßvurg, 25. Sept. Die Untersuchung der vor kurzem stattgehabte» Forbachrr Grubenkatastrophe, wobei 4 Grubenarbeiter getötet wurde», ergab als wahrscheinliche Ursache eine Dyaamitexplofiou. ES wird die- auS dev Resten einer Dyaamitkiste, auS dem abuormeu Verbrauch dieses Sprevgstoffes uud auS deu furchtbaren Verstümmelungen, die die Toten aufweiseo, geschlossen.
-v. Wagolö, 24. Sept. Das Tafelobst scheint Heuer einen bedeutenden Preis zu erlangen. Bei Oekonomierat Ru 0 ff auf dem Hofgut Ntederreuthin wurden gestern ca. 400 Ztr. Tafel- äpfel zu 15 Mk. pro- Ztr. bestellt.
ff Jornstetterr, 24. Sept. Dem gestrigen Viehmarkt wurden zugetrieben 30 Paar Ochsen, 25 Kühe und 23 Stück Jungvieh. Der Handel ging überaus flau, ebenso auch auf dem Schweinemarkt, auf welchen 289 Milchschweine und 63 Läufer kamen. Hier wurde nur etwa die Hälfte verkauft, elftere zu 18—30 Mk., letztere zu 40 - 70 Mk. per Paar.
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