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Erscheint Dienstag, Donnerst., Samstag und Sonntag «it der wöch. Beilage Der SonntagS- Gast".

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1877.

EinrückungS - Gebühr bei einmaliger Ein­rückung 10 Pfg. di« einspaltige Zeile oder deren Raum; bei Mederholungen entsprechender Rabatt.

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HkV. 139.

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Sonntag, ösn 1 September

Bekanntmachungen aller Art finden die er­folgreichste Verbreitung.

1907.

Amtliches.

Abhaltung deS ViehmarkteL in Pforzheim.

Der aufMontag, d en 2. S eptemb e r d. I. fallende Biehmarkt wird unter folgenden Bedingungen gestattet: 1. Aus verseuchten Gemeinden darf überhaupt kein Vieh aufgrtrieben werden. 2. Für das aus württembergischeu Oberämtern ar-fzaführende Vieh müssen die Führer im Be­sitze tierärztlicher Zeugnisse über deu Gesundheits­zustand der Tiere sei», w welchen bezeugt ist daß die betr. Tiere sich miudestens seit fünf Tagen in seuchenfretem Zu­stande iu der Gemarkaug befinden, in der die Uatersuchuug erfolgt ist. 3. Für Rtndviehstücke, welche vou Vieh­händler» avfgetrirbeu werte», müsse» bezirkStirr- ärztliche Zeugnisse vorgewieseu werde». 4. Am Markt­tage dürfen Tiere biS zum Schlüsse des Marktes außerhalb deS BiehmarktplatzeS nur feilgehalteu werde», wenn dieselbeu vorher bezirkstierärztlich besichtigt und für nubec standet erklärt worden find. Riudviehstücke, welche ohne die vor- geschrirbeneu Zeugnisse zu Markt gebracht werden, werden uuuachfichtlich znrückgewiesrn, auch haben Zuwiderhandelnde strenge Bestrafung zu gewärtigen.

Ernannt wurde der Oberpostassistent Enßlen von Eb - Hausen z. Zt. beim Brhnpostamt Stuttgart zum Postsekretär bei feiner dermaltgen Dienststelle.

Uebertragen wurde die Schulstelle in Rotfelden, Bezirks Altensteig-.Dorf, dem Unterlehrer Rentschler in Weiler, Bezirks Aichelberg (Schorndorf).

Verliehen wurde Regierungsrat Ritter in Nagold, dem evangelischen Dekan Römer in Nagold und dem Oberamts- psleger Rapp in Nagold, sowie vr. -usä. Schott in Eutingen, Oberamtsbezirks Hör) je die Karl-Olga-Medaille in Silber.

Verliehen wurde Oberamtsarzt Dr, Fricker in Nagold der Titel eines Sanitätsrats.

Sedan!

Weg mit deS Alltags ewig-grauen Plage»,

Laßt der Parteien unfruchtbaren Streit Allüberall, wo deutsche Herzen schlage»,

Denkt heute mau au Deutschlands Heldevzeit I

Doch nicht allein mit Worten, Hurrahrufen, Laßt uns des Sedaotags Eriun'ruag weih'n Za großen Taten fivd auch wir berufen,

Der Väter würd'ge Söhne gilts zu seinI

Und wie bei Sedau «iust die gold'ueu Saaten Nur üpp'grr sproßten auS dem Blut hervor,

So blühe an- der Väter Heldeutateu DeS Frieden- schöne SrgenSfmcht empor!

verengländert sei», unter dem fremden Firnis steckt doch die alte, ehrliche deutsche Haut. So stehe» wir heute da, und darum Lenke« wir iu ruhiger Gerrugtuung deS zweiten Sep­tember 1870. Daß wir den Tag auf dem Konto unseres ! nationalen Habens registriere» können, ist heute allein unsere ! Freske, derm wir können bei alles Deklamationen, die bei ! uns ja wohl dann und wann laut werden, getrost sagen, ! der Srdantag wird nicht übertrumpft! WaS nützen alle ! Rede» vou große» Möglichkeiten, weuu keine große Tat ! dahinter steckt? Der zweite September ist zu einem Eckstein s unseres NationalbewnßtseinS geworden, der bedeutet eiu i Wissen und macht jede Prahlerei überflüssig. Iu dem ^ Gedanke« eriuuert sich das gereifte Deutschland deSSedan- ! tages, feiert ihn die deutsche Jugend. Der großes und ! treue» Männer zu gedenken, die Hohes verwirklichten, ist ; einem jeden Volke Pflicht, dem deutschen Volke ist eS aber eine besondere Ehre!

In die Sedanseier schimmert diesmal auch ein Licht hinein, daS einen neuen Schein auf das ganze Bild wirft. Bor 37 Jahren hofften wir Deutschen auf einen schnellen Frieden, der aber erst nach einer Reihe vou blutigen KamPfeS-Monaten heraufdämmeru sollte. Uud als der Friede geschloffen war, da war die Stimmung jenseits der Vogesen noch lange so, daß hüben wie drüben wohl Nie­mand fest auf eine lange Erhaltung deS Friedens baute. Iu zehn, längstens zwanzig Jahren muß wieder vom Leder gezogen werden, das war die allgemeine Annahme. Heute find bald vier Jahrzehnte dah's, kein Schuß Ist zwischen Franzose» und Deutschen wieder gefallen, und zum ersten s Male find gerade angesichts der 37. Wiederkehr deS Sedan- j tages von Paris auS Worte zu uuS herübergekommev, die mehr bedeute», als konventionelle Höflichkeit, aus denen so etwas wie dir Erkenntnis herauidämmert, daß mau sich am Eade biS in alle Ewigkeit doch utcht spinnefeind gegenüber» stehen könne, sondern die Verhältnisse nehmen müsse, wie sie wirklich find. Wir wollen damit nicht sagen, daß wir erwarten dürfen, die Franzosen würden nvS in absehbarer Zakunftszrit ans innerem HerzeuStriebe um dev HalS fallen; in Paris hat mau seine lehrreichen Erfahrungen gemacht und kann vor allen Dinge» die guten Hilfsdienste deS deutschen Reiche- gebrauchen. Aber mag das nicht viel sein, immerhin ist eS bedeutend mehr, wie früher. Soeben hat unser Kaiser tu Hannover gesagt, die beste Schirmung des Friedens bleibe das deutsche Schwert, und daran haben wir, alS an einer bewährten Tatsache festzuhalten. Aber es wird auch dem Deutschen eine Hohr Genugtuung bereiten, Wenn wir nach jenem bekannten Sedan auch noch eiu Sedan des völkerfrwdlichen, trennenden Chauvinismus er­leben würde». DaS wäre der rechte Ausgleich I

agespoMik.

Und wie die Deutschen dort auf Sedans Auen Vereint bestanden jenen heißen Streit,

So wollen wir auch iu die Zaknnft schauen Mit treuem Sion in fester Einigkeit I

Doch steht eis Feind an unseres Reiches Grenze», Dann heiß' es: Alle Mann fürs Vaterland Dann laßt der Väter treue Waffen glänzen Zu neuem Stege iu der Söhne Hand I

Herbert Berthold.

i Die F lottevfrage ist Gegenstand der Erörterung innerhalb der uatioualliberaleu Fraktion ge- ^ wese», and zwar hat der Abgeordnete Baffermauu im An- ; schloß an die Kölner Tagung deS Flottenvereius und die dort gehaltene Rede deS Abgeordneten Streesemaun in der uatioualliberaleu Fraktion die Frage aufgeworfen, wie diese sich zu dem in der Resolution des FlotteuverrinS geforder­ten neuen Ausbau der deutschen Flotte zn stellen gedenke. Baffermauu hat stch dabei ans den Boden der Forderung deS FlotteuverrinS gestellt, uud die Fraktion hat fi h ihm einstimmig angeschloffru.

Sedan 1907.

(Nachdruck verboten.)

Wir find im deutschen Reiche uuu so wett, daß wir uuS dem gereifteu MemueSaltrr uährrn. Wenn wir den Eedautag mit Recht als Leu Geburtstag der deutschen Ein­heit betrachten können, die durch die Kaiser-Proklamation vou Versailles am 18. Januar 1871 bestätigt wurde, dann ist da- neue Reich heute 37 Jahre alt; drei Jahre trennen eS nur noch vou Len Vierzig, dem Schwabeualter. In einem solchen Alter hat stch die stürmische Stimmung nvd daS lebhafte Temperament früherer Zeit bereits verflüchtigt, mau freut sich dessen, WaS mau ist, und der Deutsche ganz besonders ist gern geneigt, über Manches, WaS ihm vorher angestoßen ist, daun eiu Auge znzudrücken. DaS germanische Bürt fließt m dieser modernen Zeit ja auch wohl etwa- lebhafter, aber zum Chauvinismus, der iu allen Dingen gleich Feuer uud Flamme ist, find wir nicht gekommen, dahin werden wir auch nicht gelangen, davor bewahrt nu- daS deutsche Gemüt. Uud mag schon Manches bei uuS vou den ueneu Sitten uud Moden oeramerikauifiert oder

Auf Grund amtlichen QuellrnmaterialS erhält ein Berliner Blatt über die iu jüngster Zeit mehrfach ange­schnittene Frage der Erweiterungsbauten im Nord-Ostsee-Kanal die folgende Darstellung: ES ist unverkennbar, daß der Kaiser Wilhelm-Kanal zur Zeit fast au der Grenze seiner Leistungsfähigkeit augelaugt ist. Ebenso steht aber fest, daß kein noch so weitsichtiger Jn- geaieur vor zehn Jahren die ungeheure Entwicklung vorauS- seheu konnte, die der Schiffsbau inzwischen tatsächlich ge­nommen hat. Den Berechnungen für die Größenverhält- nisse deS neuen Kanals konnte man naturgemäß nicht die Maße vou ZnknnftSschiffeu zn Grande legen, deren De- plazemeot jedem Kandigrn unmöglich erschienen wäre, son­dern man zog seine Schlüsse auS dem Ostseeverkehr vou 18801886 und rechnete daher nur mit Schiffen vou 145 Meter Länge, 22 Meter Breite uud 8,5 Meter Tief­gang. Die Schleusen wurdru dementsprechend mit 150 Meter Länge, 25 Meter Brette uud 10 Meter Tiefe ange­legt. Aber namentlich seit Vollendung deS Kanals hat eiu völlig unvorhergesehener Wettkampf der Staaten, der

; Reedereien und der Handelsgesellschaften eingesetzt, der da- - durch, daß England plötzlich den gewaltigen Sprung ans s 18 000 Tonnen Deplazemeut machte, die deutsche Marine i zwang, sich diese Deplazemeutsverhältnisse ebenfalls zu ! eigen zn machen. Für solche Schiffe ist natürlich der ! Kanal nicht fahrbar, während unseren hei tigen Schlacht- ! schiffen mit durchschnittlich 13 000 Tonnen die Durchfahrt gerade noch möglich ist. Da es aber bei der hohen stra- j tegischen Bedeutung deS Kanals, die sonst völlig illusorisch werden könnte, unbedingt erforderlich ist, daß er für alle deutschen Schlachtschiffe passierbar sein muß, ja, daß auch den deutschen Handelsschiffen die Durchfahrt möglich ist, so find Erweiterung der Schleusen, Vergrößerung deS Pro- fils, kleine Veränderungen iu der Linienführung, Ber- mehrnng der Ausweich- uud Weudestellru, ein Unabhäugig- machen der Kanalstraße von der Fahrstraße der kreuzenden Eisenbahn und eine Anzahl kleinerer Neubauten am Kanal nicht länger hinauSzuschiebeu. ES sollen daun sowohl bei Brunsbüttel als auch bei Holtenau je zwei neue Schleusen angelegt werden, die aber, da wir durch den Gigautenschritt der Technik belehrt find, iu der Tat den Größruverhält- nisseu der Zuluoftsschiffe zu entsprechen geeignet find. Sie sollen 330 Meter lang, 45 Meter breit und 13,77 Meter tief werden. Namentlich hinsichtlich der Schlevsrutirfe ist zu bemerken, daß sie so gewählt ist, daß sie mit den tiefsten Seehäfen korrespondiert. Sollte einmal der Tag kommen, wo auch sie mit dem Tiefgang der Schiffe nicht mehraoS- reicht, daun würde eben auch kein Seehafen der ganzen Welt für solche Schiffe aufnahmefähig sein.

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z Mau klagt mit Recht über die Frauzöselei der ! Schweizer. Sie benutzen jede Gelegenheit, mit ihrem z Frauzöstsch zn glänzen und bringen französische Worte ans ' allen Firmenschildern uud Drucksachen au. Daß die Schweiz nnr rin Stück vou Deutschland ist, davon wollen sie nicht- hören. Die Schweizer verteidigen ihre Vorliebe für daS Französisch damit, daß ihr Land zweisprachig sei. Deutsch und französisch find die beiden National- uud Staatssprachen, also meint der Deutschschweizer, müssen sie auch in allem, WaS au die Oeffeutltchkeit tritt, vertreten sein. BiS zu einem i gewissen Grade kann mau diese AnSrede gelten lassen. Bei i Bnudkssacheu ist daS selbstverständlich, da stehen alle Ber- ! öffevtltchnuge» iu beiden Sprachen nebeneinander. In Vereinen, die ihre Mitglieder und Sektionen in der ganzen Schweiz haben, io Adressen and Aufrufen, in Rundschreiben und Mitteilungen, die sich au daS gesamte Schweizrrvolk richte», müssen beide Sprachen zur Geltung kommen. Da- i gegen wird mau nichts eivznweodeu haben. Aber eS ist , geradezu eine lächerliche Unsitte, wenn iu Dingen, die doch i nur im deutschen Sprachgebiete Geltung haben können, die französische Sprache mit- oder sogar einzig angewendet wird.

! Der Schuhmacher, der tu einer finsteren Seitengasse Zürichs ! seincordoonier' oderbottier" au seiner Ladeutkre au- i bringt, rechnet weniger darauf, daß jemals ein Franzose stch zn ihm verirre, um ihm etwas abzukaufeu, als auf den vornehmen Eindruck, den die französische Aufschrift auf den Vorübergehenden machen muß. Eiu Metzger hatte über seinem Geschäfte eine TafelMetzgerei uud Bratwursterei'. Sein Sohn, dem er daun daS Geschäft übergab, ließ die Tafel ändern iuBoucherie und Charcaterie." Er war eben ein Jahr im Welschlaud gewesen, sein Vater nicht! Wohl beginnt auch iu der deutschen Schweiz nach und nach der nationale Sprachst»!; sich zu regen; allein er wagt stch noch wenig hervor; denn eS ist in der Schweiz geradezu gefährlich, au die Spracheufrage zn rühren. Die Schweiz rühmt stch, eia Land zu sein, iu welchem trotz den drei und mehr Sprachen, die dort gesprochen werden, kein Spracheustreit besteht, wie iu Oesterreich uud anderSwo. DaS ist ja ganz richtig. DaS ist aber auch nnr so, weil der Deutschschweizer so nachgiebig ist und, um keinen Streit zu haben, lieber dem Welschen den Bortritt läßt, obschou die dentschschweizertsche Bevölkerung 2 Dritteile der ge­samten Schweiz bildet, daS Französische nur rin Viertel; der Rest gehört den Italienern uud den Romanen io Grau- büudeu. Die deutsche Schweiz hat die Zweisprachigkeit zum öffentlichen Grundsatz erhoben; im Welschlaud wird kein Gegeurecht grübt. Dort ist alles einsprachig. In der deutschen Schweiz steht im abgelegensten Bergdörfcheu unter der AufschriftBriefkasten" nochboite aux lettrrS.' In Genf kann mau lange suche», bis mau einen.Briefkasten'

! findet. Dagegen avznkämpfeu wird nun nicht bloß iu der ? französischen Presse als rin Angriff auf wohlerworbene- Recht empfunden; auch iu der deutschen Schweiz wehrt