Jernsprecher
Mr, 11.
Prscheiut Dienstag, NsamrSt., SamStag mck Sonntag Mit der »Sch. Beilage »Der SosvtagS- Ssst"
HeftellpreiS für düs Vierteljahr k« Br,!rt
7», SiachbarortSverkehr Mt. 1.18,
SnherhaL Mk. 1L8.
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MMtzblatt für
Hegrüvdek
1877.
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Donnerstag, öen 6. Juni
Bekanntmachungen aller Art finden die erfolgreichste Verbreitung.
1907.
««UicheS.
Ja Alteusteig findet am Freitag de» 12. Juli d. I s., vorm. 10 Uyr auf dem Platz vor dem untere« Schulhaus eine staatliche Bezirksriudvirhschau statt. Zuge- lasse« werden zu der Schau Zuchttiere des Rot- uud Fleckviehs nämlich a) Farreu, spruugfähtg mit 2—6 Schaufel« ; d) Kühe, erkennbar tragend oder tu Mila,, mit höchsteaS 3 Kälber«. Preise könueu bei der Schau in nachfolgenden Abst^^ugen zuerkauut werde«: a) für Farreu zu 140. 120, 100 und 80 Mk, b) für Kühe za 120, 100, 80, 60, 40 Mk. UebrigenS wird bemerkt, daß die Höhe, wie auch die Zahl der zu vergebenden Preise jede Ab- stufuog erst bet der Schau selbst unter Brrückstch.ignnz der Beschaffenheit der vorgefährtea Tiere endgültig festgesetzt wird. Diejenige», welche fich um Preise brwerbeu wolle«, habe« ihre Tiere mindestens 10 Tag.' vor der Schau bei dem K. Oberamt Lezw. Her.« Oberamtstierarzt Metzger iu Nagold unter Benützung der von diesem zu beziehenden Anmeldescheine k.-rzamelöeu und spätestens bis zu der oben angegebene« Zeit auf dem Musterungsplatz aufzustellen. Farreu müssen mit Nasemivg versehe» seia uud am Leitstock vorgeführt weiden. Besonders wird noch darauf hingewiesen, daß verspätet angemeldete Tiere zur Teilnahme au dem PrelSbewerb nicht berechtigt find uud daß Farreu ohue Naseuring zarückgewirsen werden.
Die Gemeinde Uuterreicheubach hat beim Oberst Calw die Genehmigung zur Abhal-usg ihrer Rindvieh- uud Schweiurmärkte je am 4. Montag iu den Monaten März, Jalt und Oktober uachgesucht. Eiuweudungeo gegeu die Genehmigung des Gesuchs find beim K. OberamtCk'lw binnen 14 Tagen auzubrivgen.
Auf der Schweiuezuchtstatiou iu Giudlirrge» fiud wieder angekört worden 14 männliche uud 20 weibliche Ferkel. Bestellungen seitens der Mitglieder des landwirtschaftlichen BezirkS-Bereius Calw nimmt BereinSsekretär Fechter entgegen. Der Pre's pro Zwri-Movat-Altrr und Pro St. beträgt 32 Mk. für die mäuultcheu uud 26 Mk. für die weiblichen Tiere.
Junge Leute, welche io die Uuteroffiziervor- schule oder iu eine Unteroffizierschule eingestellt zu werden wünschen, können die Bestimmungen über den Gutritt in eine solche beim Kgl. Obrramt Are»de«stadt oder der Bezirksfeldwebelstelle einsehen. Die fich Meldenden werden bei Gelegenheit des AnshebungSgeschäfts ärztlich untersucht werden. Aufnahme-Anträge find aber nicht erst im Allshebungstermin, sondern schon vorher bei dem Bezirkskommaudo Horb oder dem BezirkSfeldwebrl anzu- bringen.
Die ordeutlicheu Schwurgerichtssitzungen des HI. Quartals beginnen in Tübingen am Montag den 1. Juli d. I, vormittags 9 Uhr, uud in Rottweil am Dienstag den 2. Juli d. I., vormittags 10 Uhr.
Für die ordentlichen Sitzungen der Schwurgerichte des III. Quartals 1907 find zu Vorsitzenden ernannt worden: bet dem Schwurgericht in Tübingen der Landgerichts- direktor Dr. Kapff und bet dem Schwurgericht io Rottweil der LaudgertchtSrat Rau.
Nochmals Philipp Kulenburg.
Der Sturz des Fürsten Philipp Eulenburz, der zuletzt Botschafter in Wien war uud seit einigen Jahren zur Disposition gestellt ist, ruft Erörterungen hervor, die wahrscheinlich in der nächsten Zeit noch weiter gehen werden. ES wirbelt da Wahres uud Falsches, Verständiges oud Schiefes durcheiuander. Es werden bei dieser Gelegenheit auch wieder alte Jertümer uud Verallgemeinerungen auf- gewärmt. So wird wieder erzählt, was wir auch bereits vor einigen Tagen mitteilteo, daß vom Fürsten Euleuburg ausgehend der Plan bestanden habe, Bülow zu beseitigen mit den bekannten Anregungen betreffend die innere uud äußere Politik. Es ist möglich und sogar nicht unwahrscheinlich, daß ein solcher Plan bestanden hat. Sehr schwer zn sagen ist schon, wer außer dem Fürsten Euleuburg auS dem sog. Freundeskreise daran beteiligt war. Ganz klar aber ist für den Kundigen eins: Weder der Staatssekretär v. TschirSky noch der Chef des Geueralstabs von Moltke haben mit diesen Jutrigueu irgend etwas zu tan gehabt. General von Moltke, der nur Militär ist und nicht daran denkt, Politik zn treiben, hat fich schon früher öffentlich uud mit Recht gegen die ihm von irgendwelchem Jutri-
gnanten zugedachte Rolle energisch verwab. uud vom Staatssekretär v. Tschirsky weiß man dasselbe. Die.Germania'» schreibt die „Frkf. Ztg.", behandelt diese Sache iu zwei Artikeln wir eine neue Entdeckung oder eine Enthüllung und zwar, um die Sache so darzustellrn, als ob Bülows Stellung dam^s ernstlich bedroht gewesen sei und alS ob er nur, um seine persönliche Stellung zu retten, zur Auflösung des Reichstags gegriffen habe. „Die große, nationale Frage war der Selbsterhaltungstrieb deS ReichSkauz- lerS", sagt die „Germania." — Ein leitender Minister, der zur ParlamentSauflösnng schreitet, kämpft damit gewöhnlich um seine politische Exist.nz, iu parlamentarische« Ländern immer. Dort härmt von der Auflösung und den Wahlen unmittelbar der Bestand deS Kabtnests ab. Bei uns, wo der Kaiser ohue Rücksicht auf Parlamentsmehrheiten, Kanzler und Minister ernennt, braucht der Wahlausfall nach einer Auflösung nicht direkt und sofort die Stellung des leitenden Ministers zu erschüttern, aber er kann es, wenn die Wahlen vom 25. Januar nach alle-', was vv ^usgegangen war, wieder das Zentrum als ausschlaggebende Partei iu de» Reichstag gebracht hätte», daS mit Sozialdemokraten uud Polen die Mehrheit hatte, dann würde die Stellung deS Fürsten Bülow jedenfalls auf die Dauer nicht haltbar gewesen sein. Damil sagt man einem politisch Urteilsfähigen wohl nichts Neberrascheudes oder Neues, soudern etwa- Selbstverständliches. Die Dinge haben fich eben politisch ganz natürlich und logisch entwickelt, in der Hauptsache so, wie sie von Bülow vor, während und «ach der Auflösung öffentlich dargelegt worden find. Der Vorwurf der Abhängigkeit vom Zentrum uud sogar der Borwurf klerikaler Neigungen war seit Jahr uud Tag immer stärker gegeu den Reichskanzler erhoben worden, auS nationalen Kreisen, aus kirchlichen, a«S politischen. Er hat damit schwer zu kämpfen gehabt und eS ist sehr wohl möglich, was auch vielfach erzählt worden ist, daß Jntrignen gegen ihn fich diesen Vorwurf z» Nutze gemacht haben. — Ja, welcher ruhig und objektiv Urteilende kann da eigentlich zweifeln, daß oie Stellung des Reichskanzlers, mögen nun kurz vorher Jutrigueu gespielt haben oder uicht, überhaupt nicht mehr lange halrbar gewesen wäre, wenn er auch in dieser Frage vor dem Zentrum kapituliert uud uicht gegeu die schwarz-rote Mehrwert zur Auflösung gegriffen hätte. Das war eine politische Notwendigkeit. DaS Faß war voll zum Ueberlaofeu. Bülow hatte längst eiugesehen, daß er so, iu Abhängigkeit vom Zentrum, uicht weiter wirtschaften könnte, und die Verweigerung deS NachtragSrtats für Südwestafrika war der letzte Tropfen, der das Faß zum Ueber- laufeu brachte. Jeder Reichskanzler, der nicht oie Abficht hatte, rühmlos abzugeheu, mußte io diesem Augenblick auf- löseu uud versuche», fich eine ueue Mehrheit zu schaffen. Das war so sehr eine politische NotweoLigkeit, daß mau dabei persönliches Motiven gar uicht nachzuspüreu braucht.
UagSSpoMik.
Die Mitglieder der Deutschen Bolkspartei, der Deutsche» Agrarpartei uud der Deutschen Fortschrittspartei versammelten fich Sonntag iu Wien zu einer Vorbesprechung. DievStag fand eine ge- meiusame Sitzung statt behufs Beschlußfassung über die Bildung eines einheitlichen Parteiverbands.
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Die englischen Journalisten find am Sonntag vormittag iu München eiugrtrvffeu und nach einer Begrüßungsfeier im Künstlrrhanse nachmittags im Residenz- schloß vom Prinzregeuten empfangen worden. Später war eine Festoorstellung im Priszregenten-Theater und abends ein Festmahl im alten Rathaus. Montag vormittags fand ein Frühstück in den Räumen der .Münch. N. Nachr.' statt; nachmittags machten die englischen Gäste einen Ans-
flag nach dem Chiemsee.
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Ein international erAuarchistenkougreß wirb vom 26. bis 31. August in Amsterdam stattfinden. Eine starke Beschickung deS Kongreffes durch deutsche Auarchisteogrnppen ist iu Aussicht genommen. Dr. Friede- brrg-Berliu spricht über .Allgemeiner Generalstreik uud
politischer Massenstreik".
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Der Berliner Bäckerstreik hat bis jetztkeiuen wesentlichen Einfluß auf die Versorgung mit Backware und Brot ansgeübt, obwohl auS Gesellenkreiseu im Gegensatz zu den Meistern die Zahl der Streikenden ans 3800 angegeben wird. Dir Meister, die fast sämtlich selbst Mitarbeiten,
erklären ausreichende Arbeitskräfte in Gestalt der trenge- bliebeuen Gesellen und der HilfSmanuschasteu von außerhalb zu haben. Die Austragung deS Frühstücks läßt au einigen Stellen zu wünschen übrig, da verschiedene Austräger fich deu streikenden Gesellen angrschlossen haben. Mangel au Backware besteht aber bisher keineswegs und an Brot noch weniger, da die sogenannten Landbrotbäcker aus der Umgegend Berlins fich ans größere Lieferungen eingerichtet haben.
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Ein unfreiwilliges Zeugnis für die Leistung-- fähigkeit der deutschen SchiffahrtSlinieu hat die New-AorkerPostbehörde anSstelleumüssen und zwar iu ewer Weise» wie sie drastischer nicht gedacht werden kann. Die Postverwaltung in New-Aork hat nämlich eine Verfügung erlassen, von jetzt ab die Post nach Südamerika über Europa zu leite». Hierdurch werden gegeu die bisherigen Verhältnisse 5 btS 7 Tage gespart. Der direkte südamerikauische Postdteust ist abgeschafft worbe», weil er mit der Pünktlichkeit uud Regelmäßigkeit unserer deutschen Linien eben uicht konkurrieren kann.
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In Madrid haben die Verhandlungen deS Pro- zrsseS wegen deS Mordversuchs gegen deuKöoig und die Königin an ihrem Hochzeitstage begonnen. Angeklagt find 7 Personen, darunter die Anarchisten Frrrrr und NacheuS. AuS Anlaß deS Beginnes dieses Prozesses waren iu verschiedenen Straßen anarchistische Manrrauschläge angebracht, in denen die Freisprechung der Angeklagten gefordert wird und für den Fall ihrer Verurteilung mit Gewalt gedroht wird. Die Zettel wurden
von der Polizei entfernt.
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Nene Ausschreitungen gegen Europäer werden auS Indien gemeldet. In Coeanada (Prov. Madras'» ist es, der.Daily Mail" zufolge, unmittelbar nach dem Besuch eines Agitators zn Ruhestörungen gekommen, die fich gegen die dortigen Europäer richteten. Die Veranlassung war die Züchtigung eines eingeborenen Studenten durch einen Arzt, der von dem Studeutru auf der Straße belästigt worbe« war. Ein BolkShaufe zog darauf vor den europäischen Klub und ließ seine Zerstörungswut au dem Klubhaus auS. Etu Beamter, der den im Klub Anwesenden mit einigen eingeborenen Polizisten zu Hilfe kam, wurde von der Menge tätlich aogegrtffeu und verwundet.
WürrtteiirbeVsis^hei; Lsrirdtrrs.
Zweite Kammer.
Stuttgart, 4. Jaui.
Die Gewerbeiuspektiou bildete heute zunächst deu Gegenstand der Beratungen iu der Abgeordnetenkammer. Der Tag gehörte von Anfang au den Arbeiterfragen und so kam eS, daß namentlich die Redner der Linken zu« Wort kamen unter Assistenz deS Zentrums. Für die Zwecke der Gewerbeivspektiou find im Etat Mk. 80 600.— eingestellt. Berichterstatter Rembold-Aaleu verbreitete fich über Li: verschiedenen Wünsche, die der Gewerbeiuspektiou gegenüber geltend zu machen seien. Für Einstellung eines 2. Hilfsarbeiters der Gewerbeiuspektiou habe die Finanz- kommisfion fich einstimmig ausgesprochen. Im Bericht der Gewerbeinspektoreu sei vermißt worden, daß über daS einzelne, waS iu der Zentralstelle für Gewerbe und Handel geschehe, nichts wiedergezebeu sei. Di« Feststellungen über Haugerlöhue iu der Heimarbeit seien deu Behörden zu übermitteln. Die Namen der Ausbeuter solle mau öffentlich brkauutmacheu. Bon der Sozialdemokratie sprach Abg. Mattatat, Arbettersekretär iu Stuttgart, eia genauer Kenner der hier iu Betracht kommenden Fragen. Er begründete einen Antrag, wonach die Regierung ersucht werden soll, im BnudeSrat iür Ausdehnung der Gewerbeiuspektiou auf die Hausindustrie und die Heimarbeiter, für Unterstellung der Betriebe deS Handelsgewerbes unter die Gewerbe- iuspektion, und für Schaffung eines reichSgesetzlichru Ar- beiterschutzeS iu Verbindung mit einer fachkundigen staatlichen Baniuspektion iu Augliedernug an die Gewerbeiuspektiou eiuzntreten. Durch deu ZeutrumSabg. Graf wurde ein Antrag begründet, worin die Regierung ersucht werden soll, im BnudeSrat für Schaffung von Haudelsinspektoren eiuzntreten. Minister v. Pischek sagte die Förderung der Gewerbeiuspektiou zn, oie Ausdehnung der Gewerbeaufstcht auf daS Handelsgewerbe werde mit der Zeit nicht zu umgehen sein. Gegeu die Ausdehnung der GewerbeaufstLt