Bauern Jakob Dettinger in Dettingen zwecks soforti­ger Abschlachtung aufzukaufen. Es ist zu hoffen, daß diese radikale Matzregel nun auch einen bleibenden Erfolg hat.

Enzweihingen, O.-A. Vaihingen a. E., 25. März. Als der 57 Jahre alte verheiratete Maurer Rait von einer Dachreparatur auf dem Wohnhaus der Papier­fabrik in das Haus zurücksteigen wollte, ergriff er versehentlich eine Latte, die nicht befestigt war, um sich an ihr zu halten. Die Latte gab nach, Rait stürzte in die Tiefe und war sofort tot.

Heilbronn, 26. März. Zu dem Selbstmordversuch eines jungen Mädchens wird geschrieben: Das Mäd­chen war vor einigen Wochen von einem jungen Burschen verleumdet worden, weil es dessen An­näherungsversuche abwies. Dann wurde es grundlos beschuldigt, in der Kochschule einen dort abhanden gekommenen Pelz entwendet zu haben, und mutzte sich eine polizeiliche Hausdurchsuchung gefallen lassen. Das hat dem des Vaters beraubten Kind Kopf und Gemüt durcheinandergebracht. Sie lief am Samstag abend wirr in die Nacht hinaus, und als sie nach einer halben Stunde wiederkam und für das Fort­laufen gescholten wurde, griff sie zu dem Revolver eines Verwandten und brachte sich die Verletzung bei, die entweder den Tod oder völlige Blindheit zur Folge haben wird? Vorläufig liegt sie meist bewutzt- los im Spital. Das ist der Hergang.

Aus Welt und Zeit.

Berlin, 26. März. Wie dieKöln. Volksztg." mitteilt, ist die Deckungsvorlage dem Bundesrat zu­gegangen. Die Erwartung, daß die Interessen der süddeutschen Brenner bei der Beseitigung der Liebes­gabe in irgend einer Weise wahrgenommen würden, bestätigt sich. Die Vorlage behalte nämlich für die süddeutschen Brenner eine Spannung von 10 Mark bei. Außerdem sei für diejenigen kleinen Brenner, die auf ihr Kontingent Verzicht leisten, eine ange­messene Abfindung vorgesehen.

Düsseldorf, 26. März. Heute nachmittag stürzte der Flieger Kleine aus München-Gladbach auf der Golzheimer Heide mit seinem Doppeldecker aus mehreren hundert Metern Höhe ab, als er einen Eleitflug unternehmen wollte. Er geriet unter das Flugzeug, dessen Motor ihm den Schädel zertrüm­merte. Er starb auf dem Weg zum Krankenhaus. Bei dem Unfall waren seine Frau und sein Kind zugegen.

Lübeck, 26. März. Zwischen Arbeitswilligen und Streikenden der Chemischen Fabrik Arensboek entspann sich gestern ein Kampf, bei dem ein Arbeiter durch Revolverschüsse getötet und einer tödlich verletzt wurde.

Wien, 25. März. Eine aus 11 Personen be­stehende Gesellschaft von Skifahrern wurde heute mittag in der Nähe von Hochschneeberg bei Wien von einer Lawine verschüttet. Bisher ist einer der Ver­unglückten gerettet worden und ein Toter geborgen. Eine Expedition ist zur Rettung der übrigen Ver­schütteten, die für verloren gelten, abgegangen.

Wien, 26. März. Im Laufe des Nachmittags wurden die sechs bereits aufgefundenen Leichen der

Tyrann Ehre.

7) Roman von K. Lubowski.

(Fortsetzung.)

Nimm deinen Arm fort, mein Junge. Es ist besser so für uns beide. Ich könnte es nicht ertragen, wenn du ihn mir entzögest, nachdem du weißt. Und nun höre mich an. Ich mutz weit zurückgreifen, damit du alles verstehst. Meine Eltern starben, als ich zwei Jahre zählte. Ich fand im Hause meines Onkels, des Majors von Wittgenstein, einen Unterschlupf. Es ist ein häßliches, hartes Wort, das ich damit für meine Aufnahme gebrauche. Aber es entspricht dem, was ich dort empfing. Ich habe die Bedeutung des WortesArmut" täglich, stündlich erklären hören. Mit heimlichen Tränen und offenem Grollen, mit ohnmächtiger Wut gegen das Schicksal und grausame Härte. Ich habe ein Grauen vor jener Welt des Scheins mit ihrer endlosen Lüge mitbekommen. Und doch fiel meine Liebe auf einen Mann, welcher der­selben Welt entstammte. Er liebte mich auch. Und das war das Bitterste und zugleich das Schönste. Wir saßen beide im Paradies des ersten goldenen Traumes und spannen die Fäden der Hoffnung. Aber sie waren zu spinnwebenfein, um halten zu können. Sie mutzten zerreißen. Wir waren ja beide so arm. Da kam dein Vater zum erstenmale in des Onkels Haus. Bald kam er täglich. Und nicht lange, dann warb er um mich. Ich wehrte mich wild. Ich liebte den Andern zu tief. Es half nichts. Der Onkel drohte mich aus dem Hause zu jagen, wenn ich mich noch länger widersetzte, und wo hätte ich dann hin sollen? Ich hatte ja nichts ge­lernt, um mir ein Stück Brot verdienen zu können.

verunglückten Skifahrer nach Schneebergdörfel ge­bracht und auch die übrigen vier Toten, deren Namen noch nicht festgestellt werden konnten, geborgen. Auch sie sollen heute noch zu Tal gefördert werden. Es heißt jetzt, es werde noch ein Skifahrer vermißt.

Wien, 26. März. Zu dem Lawinenunglück wird noch aus Puchberg gemeldet: Bei allen Verunglückten ist der Tod durch Ersticken ohne Todeskampf einge­treten, wie aus den friedlichen Eesichtszügen zu er­kennen ist. An der Bergung der Leichen waren etwa' 250 Personen beteiligt. Nunmehr sind sämtliche Opfer der Katastrophe festgestellt. Die letzten vier sind Handelsangestellte aus Wien. Während die meisten Alpinisten und ein Teil des Militärs das Schneegebiet bereits verlassen haben, blieben noch einige Helfer zurück, da an der Unglücksstelle noch eine Leiche liegen soll, da ferner auch aus Wien die Anzeige eingeht, datz zwei weitere Wiener Skifahrer, die am Sontag eine Partie in das Rax- oder in das Schneeberggebiet unternahmen, vermißt würden.

Paris, 25. März. Ueber einen Raubanfall in Chantilly werden folgende Einzelheiten gemeldet: Sechs Banditen kamen um 10 Uhr 30 im Auto­mobil an. Vier drangen mit Revolvern bewaffnet in die Filiale der Societe generale ein, töteten den Kassier und einen Angestellten und verletzten den anderen Angestellten schwer. Die Banditen bemäch­tigten sich einer Summe von 40 000 Franken, wäh­rend der fünfte mit einem Karabiner Wache hielt und der sechste das Automobil hütete. Die Ban­diten feuerten auf einige Personen, die sich zu ihrer Verfolgung aufmachten, und verschwanden in der Richtung auf Paris. Bei Asmeres ließen sie das Automobil stehen.

Gerichtssaal.

Heilbronn, 26. März. Wegen Beleidigung eines Richterkollegiums stand gestern der 19 Jahre alte Unterlehrer Fr. Barner von Earrweiler, O.-A. Nagold, zuletzt wohnhaft in Kochersteinsfeld, vor der hiesigen Strafkammer. Der Angeklagte war am 17. Februar von der hiesigen II. Strafkammer wegen Sittlichkeitsverbrechens zu 10 Monaten Gefängnis verurteilt worden. Nach seiner Verurteilung hat er im Gefängnis einen Brief an seine Eltern geschrie­ben, in dem er unter anderem mit Beziehung auf die Richter diese mitfeine Herren" titulierte. Für diese Geringschätzung wurde er wegen Beleidigung zu einer weiteren Gefängnisstrafe von drei Wochen verurteilt.

Landwirtschaft und Märkte.

Herrenberg, 26. März. Auf den heutigen Viehmarkt waren zugeführt: 33 St. Ochsen, 159 St. Kühe und Kalbinnen, 120 St. Jungvieh, was gegen den letzten Markt 5. Dezember 1911 ein Weniger bedeutet bei den Ochsen um 85 St., bei den Kühen und Kalbinnen um 106 St. und bei dem Jungvieh um 62 St. Von Händlern waren zuge­führt 85 St. Es waren ziemlich viele Käufer am Platze; der Verkauf ging gut. Begehrt war beson­ders trächtiges Vieh und Jungvieh. Die Preise sind beim Jungvieh etwas gestiegen, sonst gleichbleibend.

Und doch blieb ich noch stark. Ich wandte mich an§ deinen Vater, an seine Großmut und Barmherzigkeit. Ich habe vor ihm auf den Knien gelegen. Aber er hat nicht abgelassen von mir. Er hat mich aufge­hoben und getröstet! Und als die Kraft meines Widerstandes gebrochen war, wurde ich sein Weib. Er ist immer gut und nachsichtig zu mir gewesen, und ich habe kein schlechtes Leben an seiner Seite gehabt. Nur ein innerlich armes. Ich liebte den Anderen immer noch . Begegnet bin ich ihm in der Zeit unserer Ehe nicht. Das habe ich meinem Herrgott in heißem Gebet abgerungen. Nach zwei Jahren unserer Ehe wurdest du geboren. Ich war dadurch viel ruhiger geworden, beinahe gOÄich. Als ich dann nach einiger Zeit hörte, datz auch er sich ver­heiratet habe, bin ich es wirklich gewesen, so lange, bis nach vier Jahren seine Frau starb. Da begann mein altes Leiden wieder. Dein Vater hat seines Namens vor mir niemals Erwähnung getan, und doch stand er hindernd zwischen uns. Die Vergangen­heit schlief, und dennoch zehrte sie an ihm. Als sie ihn mir an jenem Unglücksabend vom Jagddiner beim Grafen Ellenbrink, vom Schlagflutz gerührt, nach Hause brachten, haben mir die Fieberreden der nach­folgenden Nacht von seinem seelischen Leiden erzählt. Am nächsten Tage starb er. Es war an meinem 28. Geburtstag.

Wenige Tage nach seiner Beisetzung ging ich mit dir auf Reisen. Justizrat Brankmann erhielt eine Generalvollmacht für die Erledigung meiner gesam­ten Angelegenheiten. Ich habe niemals etwas von Geschäften verstanden und war froh, einem alten bewährten Freunde das alles übertragen zu können. Bald nach der Testamentsvollstreckung ging mir die ! Mitteilung zu, datz die Abschrift in Brankmanns

Erlöst wurde für ein Paar Ochsen 6201300 Mark, - für eine trächtige Kuh 300450 Mark, für eine Milchkuh 350415 Mark, für eine Schlachtkuh 260 bis 350 Mark, für eine Schaffkuh 285370 Mark, für eine Kalbin 225600 Mark, für ein Jungrind oder einen Stier 150340 Mark. Wegen der in den angrenzenden Bezirken teilweise noch herrschenden Maul- und Klauenseuche war die Zufuhr geringer als früher. Auf dem Schwein em a r kt waren zugeführt: 190 St. Milchschweine, Erlös pro Paar 3040 Mark; 100 St. Läuferschweine, Erlös pro Paar 5095 Mark. Verkauf gut.

Stuttgart» 25. März. Landesproduktenbörse. Auf dem Eetreidemarkt sind in abgelaufener Woche keine wesentlichen Veränderungen zu verzeichnen; die Stimmung hat sich wieder gefestigt und ist besonders greifbarer Weizen, sowie auch Mais und Futtergerste sehr gesucht und wesentlich teurer. Dagegen herrscht für Lieferungsware nach wie vor wenig Kauflust. Die Zufuhren auf unseren Landmärkten waren in­folge der Saat etwas kleiner, bei ziemlich unver­änderten Preisen. Trotzdem der Mehrabsatz bei unserer! Mühlen etwas besser geworden, nehmen die­selben infolge der hohen Forderungen immer noch eine abwartende Haltung ein und erstrecken sich die Umsätze der heutigen Börse nur auf Deckung des notwendigsten Bedarfes. Wir notieren per 100

Weizen, württ.

23

bis

23.50

fränk.

23-

23.50

bayr.

23.25

23.75

Rumänier

24.50

24.75

Nlka

24.50

25.

Saronska

24.50

,,

25.

Azima

24.50

25

Laplata

23.50

24.50

Kernen,

23.

23.50

Roggen, nom.

21.50

L2.-"i-'-

Gerste, württ.

21.75

22.25

bayr.

23.

23.50

Tauber

23

23.50

fränk.

23

23.50

Futtergerste, russ.

18.50

18.75

Hafer, württ.

21.-

21.50

Mais, Donau

18.25

18.75

Tafelaries

34-

34.50

Mehl'o

34.

34.50

l

33.

33.50

->

32. -

32.50

8

30.50

31

4

27.-

27.50

Kleis

13.50

14

Schramberg, 25. März. Auf dem Jahrmarkt betrug die Zufuhr an Ferkeln 78 und an Läufern 4 Stück, welche zum Preise von 4048 Mark, bezw. 7075 Mark pro Paar bis auf einen kleinen Rest abgesetzt wurden. Auf dem Viehmarkt betrug das Angebot 23 Stück Jungvieh, 8 Kalbeln, 18 Kühe und 36 Ochsen. Die Preise betrugen für Jungvieh 65 bis 200 Mark, für Kalbeln 380460 Mark, für Kühe 320410 Mark pro Stück, für Ochsen 6001000 Mark pro Paar. Sowohl auf dem Schweine- als auch auf dem Rindviehmarkt herrschte keine rege Kauflust. Auf der Eisenbahn kamen zum Versand 50 Stück Großvieh und 5 Kälber.

Für die Schriftleitung verantwortlich: Paul Kirchner. Druck und Verlag der A. Oelschläger'schen Buchdruckerei.

Haus zu meiner Einsicht bereit läge. Nach acht Monaten kehrte ich wieder nach Höhen-Litzen zurück. Du kamst in Pension. Meine Mutterliebe brachte deinem Jugendrecht dies Opfer mit heißen Tränen. Du solltest im Kreise von Altersgenossen aufwachsen.

Kurz nachher begegnete ich ihm, dem mein Herz immer noch gehört. Ich habe wieder mit mir ge­rungen und gekämpft, ebenso heiß wie damals. Nur viel bewußter und ernster. Es half nichts. Die alte Liebe, die auch in seinen Augen staud, schrie um ihr Recht. Bis das Trauerjahr zu Ende war, habe ich mich noch gegen sie auflehnen können. Und auch dann noch blieb ich schwankend. Ich wollte dir keinen Stiefvater geben. Er aber hat mir dasJawort" abgezwungen. Wenige Wochen später sollte unsere Hochzeit sein.

Vorher begab ich mich zu meinem Freund und Rechtsbeistand. Ich wollte nunmehr endlich meine Vermögenslage mit ihm erörtern und Einsicht in das Testament nehmen! Nun kam das Ungeahnte das Schreckliche."

Ein Schauder flog jetzt durch Frau von Taren­bergs Körper. Ihre Hände griffen wild in der Luft umher. Die Fieberröte auf ihren Wangen und der leuchtende Glanz der Augen wurde von der qual­vollen Erinnerung ausgelöscht! Keuchend und stoß­weise ging der Atem von ihren Lippen. Das war einer jener Krampfanfälle, vor deren Wiederkehr Doktor Manke zitterte. Hans Weddo hob die Mutier in seinen starken Armen empor und gab ihrem Ober­körper eine erhöhte Lage. Endlich glättete sich der verzerrte Ausdruck ihres Gesichts und das Blut be­gann langsam unter der durchsichtigen Haut zu pulsieren.

(Fortsetzung folgt.)