verschwinde» ; dies sei sehr zu bedauern, denn die LaudeS- kartra seien allgemein sehr beliebt gewesen Die IV. Wageu- klasse sei nicht zu umgehen gewesen. In Preußen sei die Fahrt in IV Klasse viel unbequemer ali bei unS. In Bezug auf unsere Kolonien spricht sich Redner als Freund für eine vernünftige Kolouial-Politik ans. Die Kolonien find nun einmal vorhanden, mit vielen Geldopfern haben wir uns diese Schmerzruskiuder seither erhalten, nun könne an ein Zurückgrhen nicht mehr gedacht werden. Die Sozialisten hätten wiederholt erklärt, daß sie keinen Manu und keinen Groschen für die Kolonien bewilligen werden, mau möge die Kolonien versteigern. Dieser Standpunkt sei grundfalsch. England und Frankreich habe viel mehr für seine Kolonien ausge- geben und viel bitterer Erfahrungen mit denselben gemacht, doch au ei» Aufgebeu sei dort niemals gedacht worden. Die deutschen Besitzungen in Togo, Kamerun, Oft- und Südwestafrika bilden heute schon uud später mehr Absatzgebiete für unsere Industrie. Die Erträgnisse unserer Kolonien, die teils jetzt schon da uud dort gute zu nennen find, würden sich bessern. Zar Deckung der großen Ausgaben sollen in der Hauptsache unsere Großindustrielle und unsere Hafenstädte Hamburg, Bremen, Lübeck herangezogeu werden, diese hätten auch den größte» Nutzen au dea Kolonien. Die geforderten 29 Millionen Mark für den Nachtragsetat von Südwestafrika hätten bewilligt werden müssen; der bedauerlicher Weise anS- gebrochene Aufstand in Skdwestafrika müsse eben endgültig niedergedrückt werden, wir können unsere braven deutsche» Soldaten dort, fern von der Heimat nicht im Stiche lassen. Dies sei der Standpunkt von ihm und seinen Politischen Freunden gewesen und diese» Standpunkt haben sie durch ihre Abstimmung am 13. Dezember vertreten. Die Fehler, die in der Kolonialverwaltung vorgekommen find, seien vielfach darauf zurückzuführen, daß die Leiter der Kolouial- abteilung ihrem Posten nicht gewachsen gewesen find. Anders hätte sich der neue Kolonialdirrktor Dernburg eingeführt; dies sei ein energischer umsichtiger Mann, zu dem man Vertrauen haben könne. Am Schluß seiner interessanten Ausführungen spricht Redner den Wählern gegenüber den Wunsch aus, daß wenn sie glauben, daß er in seiner ^/-jährigen Rrichstagstätigkeit seiner Aufgabe gewachsen nud den Wahlkreis zu ihrer Zufriedenheit vertreten habe, so möge ihm dieses Vertrauen, daS Altensteig schon einmal ia so reichem Maße für ihu bekundet habe, dadurch wieder bewiesen werden, daß jeder Wähler einen Zettel mit seinem Namen am 25. Januar in die Wahlurne legen möchte. Reicher Beifall lohnte den Redner für seinen klaren Vortrag. In längeren Ausführungen griff Stadt- Wundarzt Vogel in dir Debatte ein. Ec freut sich, daß der Referent daS seinerzeit entwickelte Programm treu gehalten habe, findet aber einen bitteren Beigeschmack in verschiedenen Ausführungen deS Referenten. Redner bedauert, daß die Deutsche Partei und Volkspartei bei den Landtagswahlen nicht zusammrugegangeu sei uud wünscht zu erfahren, wie wett die Abmachungen für die Reichstagswahl gediehen find. Schweickhardt,der teilweise vomBorrednrr mißverstandruwurde, wiederholte seine» Standpunkt den er gegenüber den Kolo- nialfragev, Herr und Flotte einzunehmeu gesonnen sei. Das Zusammengehen der Deutschen Partei mit der Volkspartei bei den Landtagswahleu hätte die BolkSpartei gewünscht; mit ihrem diesbezüglichen Antrag sei sie von der Deutsche» Partei abgewirsen worden. Für die bevorstehende ReichS- tagSwahl sei erfreulicher Weise ein Urbereinkommen dahingehend getroffen worden, daß die Deutsche Partei den volksparteilichen Kandidaten im 6., 8., S. und 10. Wahlkreis unterstützen wird, dafür wird die Deutsche Partei im 2. und 6. Wahlkreis von der BolkSpartei Unterstützung finden. Redner gibt noch dem Wunsche Ausdruck, daß dieses Abkommen, daS loyal abgeschlossen, auch loyal ge
halten werde. Nachdem aus der Mitte der Versammlung noch einige sozialpolitische Fragen gestellt und vom Redner dahingehend beantwortet waren, daß er bei etwa vorkommen- deu Reformen bei Arbeitrrverficherungen rc. jederzeit in arbriter- freondlichrm Sinne sich mit seinen Freunden zu denselben gestellt habe und stellen werde, dankt der Vorsitzende G. Schneider dem Referenten für seinen gediegenen Bortrag und fordert die Anwesenden auf, Manu für Mann für den Kandidaten Gchwrickharbt am 28. Januar einzutrrteu und ihm dadurch zum Sieg zu verhelfen. Als Zeichen der Zustimmung erhob sich die Versammlung von ihren Plätzen. Darauf schloß der Vorsitzende die anregend verlaufene Versammlung.
Kestellmrgen
auf unsere Zeitung „Aus de« Tannen" !
können fortwährend gemacht werden.
Zur Aichelberg wird unS zu dem gemeldeten Unglücks- I fall noch mitgeteilt: 12. Jan. Durch die gestern vorgenommene ! polizeiliche Untersuchung der Uuglücksstätte und die hierauf i folgenden Erhebungen wurde also festgestellt, daß Nouueu - s maunmit Ausasten uud Reppelu am Gipfel eines 21 Meter t langen am Boden liegenden Stammes beschäftigt war. Von ! seinen zwei mit ihm arbeitenden Kameraden wurde ein? anderer Stamm gefällt, welcher beim Fallen noch das Stock- eode des liegenden Stammes traf und da dieser Stamm es. ^ 3,5 Meter oberhalb deS Stockendes auf eiuem alten Stocke auflag, was im Schure vorher nicht bemerkt war, ist der . Gipfel desselben durch den Aufschlag des fallenden Stam- : meS in die Höhe geschleudert worden und hat dem gebückt ! darüber arbeitenden Nonueomauu den Schädel über der ^ Stirn total eingeschlagrn. Die beiden anderen Holzhauer > habe-? das Geschehene oicht bemerkt und wurden erst dar- : aaf aufmerksam, als sie NouuenAacher am Bode» liegen . sahen. Mit Hilfe der zwei andere» Holzhauer konnte s Nonueumaun noch etwa 600 Meter weit laufen, vo» wo s auS er daun mit eiuem von Simmersfeld begegneten Fuhr- s werk usch Hause gebracht wurde und erst dort, ohne zum k Bewußtsein gekommen zu sein, am 11. Januar nachts 1 Uhr - verstorben ist.
ss HleuenVvr-, 12. Ja?. Der 19jährige Soha eines WirtS tu Calmbach bekam Waudergedauken, plünderte die Kasse seines Vaters uud verschwand, nach eiuem tüchtigen Abschiedstronk mit seinen Kameraden auS der Heimat.
* Korb, 14. Jan. Auf den 8. Februar dS. IS. an dem 25 Jahre verflossen find seit dem Tode Berthold Auerbachs, lassen Freunde des Verfassers der Schwarz- Wälder Dorfgeschichte» an seinem Geburtshaose is Nordstetten, OA. Horb eine Gedenktafel aubringen. Die Tafel wird nach dem Entwurf von Oberbaurat Professor Jassoy in Stuttgart auLgrführt von der Galvausplastischen Kunstanstalt der Württ. Metallwarenfabrik io Geislingen und zeigt über einer entsprechenden Inschrift das von Lorbeer umrahmte Bildnis des Dichters in jüngeren Jahren nach dem Marmor-Relief im Schillrrmuseum zu Marbach, das bekanntlich auch den gesamten literarischen Nachlaß Berthold Auerbach- besitzt.
* Itotteulurg, 12. Ja». Heute wurde das seit Jahrzehnten gesuchte Xömrrkastell des alten Sumeloceuna von Dr. Paradris im Garten des LandeSgefävzuisses ent- >
M L.s,f*ucht. M
Der reichlich konnte schicken Einst in der Wüste Brot,
Der wird auch mich erquicken Mt Speisen in der Not.
Das Forsthalls im Tkllskls-llllld.
Detektiv-Roman von F. Ednard Pflüger.
(Fortsetzung.)
Brritschwert lächelte überlegen.
»Eine verabredete Geheimschrift, die wir in einer Viertelstunde entziffert haben werden. Aber, Kluge, Mensch Sie haben ja die Hauptsache vergessen.'
„Nein, nein, Herr Doktor, für so dumm halten Sie mich doch sicher nicht. Wenn Herr M. R. daS Telegramm ahbolt, wird er beobachtet. Jchhabe sofort dringende Depesche hinterher gegeben."
Brritschwert lächelte freundlich und klopfte seinem Gehilfen auf die Schulter. Daun drehte er sich nach Recheubach um und sagte:
„Sehen Sie, lieber Freund, auf den Mann kann man sich verlassen, wenn nur alle so in meinem Sinne handeln würden."
Rechenbuch mußte unwillkürlich vor dem durchdringenden Blick des freiwilligen Polizisten seine Augen senken.
Breitschwert machte eine kurze Pause, in der er den StaatSanwalt beobachtete. Tauchte in der Seele diese- scharfsinnigen MauurS vielleicht schon der Gedanke auf, daß der Freund, zu dessen Schutz er sich in die Einöde dr- TeafelSgruudeS begeben hatte, etwas vor ihm zu ver- schweigen hatte?
Vielleicht. Rechenbuch empfand etwa» AehnlicheS, aber der Diktor ließ sich, wenn er wirklich einen Verdacht
geschöpft hatte, nichts merken, sondern zündete sich eine ! Havanna an und machte sich au die Entzifferung des ^ Lamprechtsche» Telegramms.
! Es dauerte auch nicht allzu lange, so hatte er den j Schlüssel za der geheimen Zifferoschrift gesunde».
; ,Der gute Professor hat sich die Geschichte sehr leicht gemacht, er hat die Äffer» vou 5—28 in der laufenden Folge für die Buchstaben deS Alphabetes eingesetzt. Schreiben Sie doch einmal Ziffern und Buchstaben nebeneinander,
, damit wir schneller zum Ziele komme»."
Rechrnbach tat, wie Breitschwert forderte und bald flog Zahl und Buchstaben herüber und hinüber zwischen ben beide» Männern.
DaS Telegramm enthielt nicht viele Worte, aber sie waren gewichtig und »ach der Entzifferung starrten sich Breitschwert, ' Rechrnbach und Kluge einen Augenblick fassungslos av.
Ja, war denn so etwas möglich? ! Natürlich, denn da stand eS ja schwarz ans weiß. Lamprecht war also doch nicht so ungeschickt, wie man angenommen hatte, er war sogar ein ganz geriebener Bursche, der sich nicht entblödete, mit seinen Verfolgern Scherz zu treiben.
Breitfchwert tobte. '
Nein, das war doch zu arg, einen so zu foppen. Der Text deS Telegramms lautete:
„Halten Sie mich doch nicht für so dumm, daß ich unter den Augen Ihrer Spürhunde eine Depesche anf- grbe. - * Lamprecht.""
ES trat eine Pause ei», jeder war mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt und keiner mochte sprechen, bis Brritschwert das schwüle Schweigen durch lautes Lachen unterbrach.
„Einmal in meinem Leben ist mir etwas AehnlicheS Passiert. Ich will Ihnen die Geschichte erzählen, sie ist sehr lehrreich uud kürzt uns die Zeit ab. Wir müssen
t deckt. Daß eS sich tatsächlich um das Römerkastell handelt, ist von den Professoren Dr. Gundermann und Nägele von Tübingen bestätigt worden.
* GüViuget», 14. Jas. Die 50jährige Doktor- jnbelfei er begeht am 15. Jan. der Professor der klassischen Philologie und Archäologie au der Tübinger Universität, Dr. Phil. Ludwig von Schwabe. Der Senior der Tübinger philosophischen Fakultät steht im 72. Lebensjahre.
* Stuttgart, 13. Ja». Bo» de» der e v. Landes- synode zugegaugeneu Vorlage» ist t» erster Linie zu erwähnen der Eatwurf eine- kirchlichen Gesetzes betr. die Wahl des PfarrgemeioderatS der Hofpfarrgemeiude und der Militärkircheugemeiudru. Das akuve Wahlrecht soll ans das 85. uud daS Passive Wahlrecht auf daS 30. Lebensjahr herabgesetzt werden. Unter de» Mttteiluageu, die der Synode zngegaugen find, ist die wichtigste diejenige über eine reichere Ausgestaltung des Gottesdienstes. Die Verhandlungen der Dtözesausyuoden über diesen Gegenstand werde» iu der Vorlage darin zusammeugefaßt, daß rin Wunsch oder ei» Bedürfnis der Gemeinden »ach Bereicherung des Gottesdienstes durchaus nicht allgemein zu tage getreten sei. Bei dieser Sachlage konnte es sich für die Oberktrchenbehörde nicht darum handeln, eine allgemeine Neuregelung der Gottesdienstorduung einzuleiteu. Bezüglich der Wochen- und FeiertagSgottesdievste hat sich ergeben, daß die Wochenkinderlehrr und auch die Wocheubet- stuÄde vnr eine sehr geringe Beteiligung seitens Erwachs euer aufweiseu; dagegen weisen die Feiertags-, die Borbereit- ungs- und die Bnßtags-Gottesdieuste im allgemeinen einen nicht ungünstigen Staad auf, insbesondere haben sich die Wochkubibelstnnden als lebensfähig erwiesen. Unter diesen Umständen will die Okerkirchcubehörde eine gesetzliche Aenderung nicht herbeiführen. In der Vorlage über daS Gesangbuch uud das Choralbuch wird u. A. bemerkt, daß iu den Gemeinden selbst das Verlagen nach einer Aenderung »ur in beschränktem Maße hervorgetreten sei; die Ober- kirchrnbehörde halte cs daher für angemessen, zunächst der Landessyaode Gelrgeuheit zur Aeußeruug darüber zu geben, ob nach ihrer Auffassung än eine Erneuerung des Gesangbuchs wir auch des Choralbuchs herauaetreteu werden soll.
* Stuttgart, 12. Jan. Seit der großen Schneeschme lzr in der Nrujahrsuacht haben wir io Stuttgart dir Sonar nicht mehr gesehen. Nach 12 nebelgrauen und regenreichen .Tagen hat uns heute vormittag nach Va12 Uhr ihr Anblick zum erstenmal im »euev Jahre erfreut. St. N. Tgbl.
* Stuttgart, 12. Januar. Za der Bluttat auf dem Staffelaufgaug zur Helfferichstraße meldet der Polizetbericht: Die Nachforschungen ergaben dringenden Verdacht gegen den 30 Jahre alten, verh. Zemeutarbeiter Adolf Edlen anS Rohracker, der am Donnerstag abend 10 Uhr durch Kriminalbeamte in Rohracker festgenvmmeu uud hierher verbracht wurde. Nach anfänglichem Leugnen hat er angesichts der erdrückenden Beweise ein trilweises Geständnis abgelegt. Die Tat hat er nicht mit einem Messer, sondern mit einem Bajonett verübt, das ihm bei der Festnahme abgeoommeu wurde uud das er auf dem Transport zam Rathaus wiederholt zu beseitigen suchte. ES besteht der dringende Verdacht, daß Edlen bei den verschiedene», seit November 1904, besonders iu den Bopserwalduugeu durch Stechen und Schießen auf Personen verübten Angriffen als Täter iu Betracht kommt. Bei der Hausdurchsuchung wurde u. a. eine zerlegbare Zimmer flinte und 9 rnm-Mnuition gefunden und beschlagnahmt. Mit solcher Munition wurde im Jali1905 in emem Waldteil am Wege von der Geroksruhe nach Wangen ein Fräulein angeschossen und erheblich verletzt.
ss Stuttgart, 13. Ja». Heute nachmittag erschoß sich tu Gableuberg die Ehefrau deS Akkordavten Johann Krämer, nachdem sie ihren Mau», der, von einer Beerdigung nach Hause zurückgekrhrt, auf dem Sofa schlief, mit einem Revolver erschossen hatte. Die Frau war schon
ja doch noch auf eine Depesche der Leute warten, die hinter Lamprecht her find .... Wir haben ihnen doch anfgetrageu, daß sie sofort nach ihrer Ankunft in Würzburg telegraphieren."
„Jawohl haben wir daS."
„Und wie haben sie sich verteilt?"
.Einer stieg mit dem Professor ins Kuper..."
„Und wurde natürlich von diesem sofort erkannt?" Das glaube ich nicht, Herr Doktor, er sah sehr gut aus und gar nicht wie ein Polizist, eher wie ei« Sommerfrischler, der nach Ablauf seines Urlaubs wieder nach Hanse fährt."
„Ach, Kluge, glauben Sie doch nicht, daß dieser schlaue FuchS nicht bemerkt hat, wie Sie mit den Frankfurtern sprachen."
„Ich habe gar nicht mit Ihnen gesprochen, ich ließ einfach Depesche an den Zugführer geben, worin ich ihnen mitteilte, unser Manu sei ans dem Bahnhof und werde wahrscheinlich mit dem Zug, mit dem sie aukämeu weiter fahren."
„Das haben Sie gut gemacht.... aber er wird sie doch bald erkannt haben und, ich bin sehr iu Sorge, ob er ihnen nicht entwischt."
„Daun hätten Sie ihu eben nicht freilasseu sollen," warf Rechenbach ein.
„Doch I DaS war eine gebotene Maßregel, wenn ich den Zufall, der unS einen so seltenen Vogel ioS Garn führte, richtig benutzen wollte. Meine Besorgnisse find ja vielleicht auch unbegründet, vielleicht erkennt Lamprecht seine Verfolger nicht, vielleicht — wenn er sie schon erkennt, gelingt es ihm nicht, ihnen zu eutwischeu. Sie werden ja ütcht die schlechtesten ausgewählt haben."
„Sie find vou Ihrer Geschichte abgekommru."
(Fortsetzung folgt.)