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Sonntag, den 6. Januar
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1907.
Proporzwahlen.
Vorschläge für die Wahl der acht Abgeordneten des zweite« Landeswahlkreises
(Sch warzwald-uudDouaukreis.)
I. Wahlvorschlag : Deutsche Partei:
Nikolaus Bantleon, Oekouomierat in Ulm,
Ernst Fischer, Kommerzienrat und Gemeiuderat ia Reutlingen,
Dr. Otto Kehm, Handels kammersekretär in Ulm,
Dr. zur. Paul Milczewsky, RechtSanwalt und stellvertreteu- der BürgerauSschußobmaau iu Stuttgart,
Jakob Scholl, Schultheiß in Untrrrricheubach, OA. Calw, Karl Uebel, Schreiuermeister, Vorsitzender der Handwerkskammer Ulm und des Gewerbrvereias in Biberach,
Max Walter, Landwirt und Schultheiß in Aach, OberamtS Freudeustadt,
Karl Wandel, Oberlehrer, Vorsitzender des Württ. Laudes- vrreius für Bienenzucht, iu Kirchheim n. T.
II. Wahlvorschlag: Konservative Partei, Bund der Landwirte.
Friedrich Adlung, Oekonomierat iu Sindlingen, OberamtS Herrenberg,
Johannes Bollinger, Landwirt und Schultheiß in Nellingen, OA. Blaabeuren,
Gustav Fahrioo, Landwirt auf Hof Dicke, OA. Calw, Friedrich Keppler, SägwrrkSbesitzer iu Calmbach, Oberamts Neuenbürg,
Theodor Körner, Redakteur in Stuttgart,
Andreas Lewppeuau, Landwirt und Schultheiß in Eschenbach, OA. Göppingen,
Rudolf Raser, Kaufmann in Hedelfiugeu, OA. Cannstatt, Johannes Ziegler, Direktor des Knabeninstituts Wilhelmsdorf, OA. Ravensburg.
III. Wahlvorschlag: Sozialdemokratische Partei. Hermann Mattntat, Arbeitersekretär, Bürgerausschnßmitglied in Stuttgart,
Friedrich Göhriug, Maler iu Ulm.
Andreas Vosseler, Gemeiuderat iu Schwenningen,
Wilhelm Kowald, Buchdrucker iu Stuttgart,
Karl Ott, Schreiner iu Biberach a. R.
IV. Wahlvorschlaz: BolkSpartei:
Eugen Rheiliug, Adlerwirt nnd Landwirt iu Bervloch, OA. Münfingev,
Eugen Nägele, Gymnasialprofessor in Tübingev,
Karl Platz, Sägwerkbefitzer und Landwirt in Saulgau, Richard BÜrk, Fabrikant iu Schwenningen,
Wilhelm Fischer, Station?kassier iu Stuttgart, Hackstraße 39, Friedrich Bühler, Kaufmann und Gemeinderat, Gutsbesitzer auf Romerhof, in Ulm a. D.,
Johannes Fischer, Brrbaodssekretär der evangelischen Arbeitervereine in Reutlingen,
Emil Meisrl, Kaufmann in Neuenbürg.
V. Wahlvorschlag: Württembergische Zentrum-Partei.
Dr. Karl Joseph Späth, Stadtpfarrer iu Biberach a. R., Johanne- Weber, Lehrer iu Heilbronv,
Gustav Hauser, Redakteur iu Stuttgart,
Dr. Benedikt Sporer, Professor und Handwerkerauwalt in Ehingen a. D.,
Thomas Banman», Stations- und Postverwalter io Loß- burg-Nodt, OA. Freudeustadt.
Namen, welche iu keinem dieser fünf Wahlvorschläge enthalten find, werden bei der Stimmenzählnug auf den Stimmzetteln alS uugiltig gestrichen.
Der I. Wahlvorschlaz: Deutsche Partei ist mit dem II. Wahlvorschlag: Kons-rvativr Partei und Bund der Landwirte, verbunden worden, ebenso der III. Wahlvorschlag: Sozialdemokratische Partei, mit dem IV. Wahlvorschlag: BolkSpartei.
Dir verbundenen Wahlvorschläge find daher von der Landeswahlkommisston bei der Verteilung der Abgeordnetensitze unter die Wahlvorschläge, jedoch nur den anderen Wahloorschlägen gegenüber, je als ein einziger Wahlvorschlag auzusetzen und zu behandeln.
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die Zeitung „Aus den Tannen" für das I. Quartal 1907 (Januar-März)
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M L.f«frucht. M
Geld, Gewalt und Gunst Schwächt Ehre, Recht und Kunst. Läßt Gewalt sich blicken,
Geht das Recht auf Krücken.
Das Forsthaus im Tcuselsgrmid.
Detektiv-Roman von F. Eduard Pflüg er.
(Fortsetzung.)
Breitschwert und Kluge verließen, nachdem Lamprecht auch die Füße gefesselt waren und er wehrlos in einer Ecke saß, das Zimmer und eS begann für Recheubach eine lange, lange Pause. Niemand sprach ein Wort, Lamprecht sah still brütend vor sich hin, Hertha weinte leise und Recheubach ging, die Pistole iu der Hand, rastlos im Zimmer auf und ab.
Bon Zeit zu Zeit klang der Schritt der im Hause tätigen beiden Männer herauf in daS Zimmer, auch leise, geflüsterte Worte fanden den Weg zam Ohr RechenbachS sonst aber bemerkte er nichts. Etue halbe Stunde verrann, breiviertel Stunden gingen hin, eS dauerte schließlich eine Stunde. Endlich erklangen Schritte auf der Treppe und Breitschwert kehrte mit Kluge zurück. DaS Gesicht de- kühuen Polizisten zeigte den unverkennbaren Ausdruck tiefster Befriedigung.
„Hier haben wir die Uhr und hier die Batterie. Die Bombe haben wir au einen sicheren Ort gebracht .wo sie kein Unglück aurichten kann. Eie war nicht sehr groß, aber ich schätze der geniale Chemiker wird einen Explosivstoff zusammeugehext haben, der das HauS und unS vernichtet hätte ... Sie find ein gefährlicher Gegner, Professor und eS tut mir eigentlich leid, daß ich Sie nicht halten kann. Aber ein solcher Gast bringt mir Gefahr
inS HauS und ich bin sicher, daß ein Befreiuugsversuch wie Sie ihn um der jungen Dame willen gemacht haben, vou vieren, füofen Ihrer Bande um Ihretwillen gemacht wird. Ich will Sie deshalb lieber freilassen, um unserer eigenen Sicherheit willen."
.Lassen Sie mich nicht frei, wenn ich Ihnen ehrlich raten soll. Sie krönen meine Stimmung nicht, ich setze zam zweiten Mole mein Leben anfs Spiel, um Ihnen dieses junge Mädchen zu entreißen und sie Ihrem Arm auf immer zu entführen, Ihrem Arm und dem Arm eines anderen, der ihre harmlose Jagend ausnutzt ..." Er unterbrach sich Plötzlich, als er bemerkte, wie aufmerksam
Breilschwert ihn ausah-„Lassen Sie mich nicht frei",
fuhr Lamprecht nach einer kurzen Pause fort.
»WaS uützen Sie mir denn? WaS Sie hier verbrochen habe», ist eine Privatsache und geht eigentlich nur mich an, wo kein Kläger ist, ist kein Richter, Professor Lamprecht, ich suche einen gauz anderen als Sie. Freilich glaubte ich, als Sie ins Zimmer traten, Sie wären der Mann, den ich suchte, aber Sie find eben doch nur ein Verbrecher und kein Polizist und wie jeder Verbrecher irgend eine Dummheit macht, durch die er deu Fahnder auf seine Spur setzt, so . . ."
„Ich weißes wohl, Doktor Breitschwert, daß ich mich von meiner Leidenschaft hioreißeu ließ, das war die Dummheit, man soll immer kühl bleiben. Aber ob Sie mich frei- lassen oder nicht, das ist ganz gleichgiltlg, denn, den Sie suchen, werden Sie nicht bekommen, eS müßte denn sein, ich selbst lieferte ihn in Ihre Hände und daS tne ich nicht, denn er ist mein Genosse. So lauge er unsere Sache nicht verrät, solange schütze ich ihn, wenn er sich nicht selber schützen kann."
Wieder unterbrach er sich, denn wieder hingen die klaren Augen BreitschwertS forschend au seinen Lippen.
6 wichtig- Fragen z« de« Proporzwahle« am Mittwoch de« S. Ja««ar.
Wer ist Proporzwähler?
Jeder Württemberger, der am 5. Dezember wählen durfte. Die Abstimmung findet auf Grund der Wählerlisten der Bezirkswahleu statt.
Wo wählt er?
Im selben Wohllokal, wo er auch am 5. Dezember gewählt hat. Der Wähler benützt das Wahlkuvert und den Jsolierrauw.
Wieviel Namen sind auf dem Stimmzettel?
Es können im Donau- nnd Schwarzwaldkreis 8 Namen auf dem Stimmzettel stehen.
Wie viel Stimmen hat jeder Wähler abzu- geben?
Er hat daS Recht 8 Stimmen — auf einem Zettel — abzugeben. Mehr als 8 Stimmen darf der Wahlzelle! im Donau- und Schwarzwaldkreis nicht enthalten, worauf genau zu achten ist.
WaS heißt kumulieren (häufen)?
Man kann einem Kandidaten mehr als 1 Stimme, aber nicht mehr als 3 Stimmen, geben. Will man daS machev, so schreibt mau hinter den Namen: „2 Stimmen" oder .3 Stimmen".
Was heißt pauachieren?
Auf deu Stimmzettel einer Partei können Namen aus dem Stimmzettel einer anderen Partei gesetzt werden. Selbstverständlich werden diese Stimmen auch der anderen Partei zugerechnet. Nicht vorgeschlageue Namen s ir-d ungültig. Dir Zahl der zulässigen Stimmen darf nicht überschritten werden.
Raisuli.
Ein anziehender Bild des zurzeit weltberühmten Räuberhauptmauus Raisuli gibt der Berichterstatter der Times ia Tanger, der ihn als sein Gastfreuud und sein Gefangener kennen gelerut, hat. Herr Harris, der ja an den Ereignissen der letzten Tage auch tätige» Anteil nahm, schreibt: Mulei Ahmed beu Mohammed rr-Raisuli ist ein Manu von etwa 40 Jahren. Er stammt vou einer der vornehmsten Familien iu Marokko ab und ist ein Scherif, d. h. direkter Nachkomme deS Propheten durch Mulei JdriS, der das mohammedanische Marokkauerreich gründete. Die Kinder des Mulei JdriS wurden iu verschiedenen Teilen deS Landes augefiedelt, und von Mulei Abdes-Salam, dessen
„Nun, WaS sollen wir uns noch weiter mit Redensarten aufhalteo, Kluge, durchsuchen Sie deu Gefangenen, ob er noch irgend welche Wuffen bei sich hat und wenn nicht, nehmen Sie ihm die Fesseln ab und geleiten Sie ihn vors HauS, verriegeln Sie die Tür vou innen, denn der brave Mauu hat ja vielleicht draußen noch einen zweiten Hausschlüssel."
Breitschwert, ich bitte Sie nochmals im Namen der Gerechtigkeit, lassen Sie diesen Verbrecher nicht entwischen» Sie machen sich ja der Beihilfe schuldig."
Breitschwert antwortete nichts, sondern maß den Staatsanwalt mit einem eigentümlich überlegenen kalten Blick und als Kluge infolge dieses Eiuwurfs zögerte, winkte er ihm ruhig mit der Hand, was so viel heißen sollte als: Kümmere dich nicht um deu da, sondern tue, WaS ich dir befehle und wenige Mioutru später, hatte sich die HauStür hinter dem Professor Lamprecht geschlossen.
Gleich darauf verließ auch Breitschwert daS HanS und ging nach dem Stall» wo er den Knecht beim Füttern des VieheS fand.
„Kommen Sie einmal her, Ignaz, wo ist der Herr Förster?"
„Der Herr Förster hat einen Brief vom Herrn Oberförster bekommen und ist gleich darauf weggegaugeu."
„Und die Frau Förster?"
»Die ist ja schon zeitig nach der Stadt gefahren. Sie kommt aber wohl mit dem letzten Zuge zurück, ich soll hin- gehen nnd sie abholeu."
»Schön, wenn dir Frau Förster zurück ist, Ignaz, daun machen Sie mir sofort Meldung."
»ES kann aber wohl elf Uhr werden."
»Einerlei, ich muß es unter allen Umständen wissen."
»Schön, Herr Doktor . . . Sagen Sie, warum find Sie eigenüich iu diesem Jahre so spät gekommen?'