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Kr. 11.

Erscheint Dienstag DsmrerSt« GamStag und Sonntag mit der «Sch. Beilage »Der SonntagS- Sast'.

VrftellpretS für das «terteljahr im Bezirk

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I Man abonniert auswärts auf dieses Blatt I ^ » I Bekanntmachungen aller Art finden die er-

j bei den K. Postämtern und Postboten. ^ NvSFNIttßj, <>sO» AKttVz ^ folgreichste Verbreitung.

Hegrüudel

1877.

Einrückungs-Gebühr für Mensteig und nahe Umgebung bei einmal. Einrückung 8 Pfg., bei mehrmal je S Pfg., auswärts je 8 Pfg., die ein­spaltige Zeile oder deren Raum-

Verwendbare Bei- trägefind willkommen

1906.

Tagespolitik.

In der bayerischen Verkehrsverwaltuug wird eine umfassende Aenderung der Organisation geplant. Das Verkehrsuttuisterium hat eine Denkschrift aasgearbeitet, darnach soll die Aufgabe der Neuorganisation im wesent­lichen in der Vereinfachung der Berwaltuugsgeschäfte be­stehen. Die Generaldirektiouen der Staatseiseubahueu und der Posten und Telegraphen sollen aufgehoben und ihre Geschäfte an das Ministerium für Berkehrsaugelegenheiteu abgegeben werden. Die 8 OLerpostämter sollen Öberpost- direktioueu werden. Bei der Eisenbahn find anstatt der bisher bestehenden 10 EiseubahobetriebSdirektionru nur 5 Direktionen in Aussicht genommen und zwar in Augs­burg, München, Nürnberg, Regeusburg und Würzburg, mit je einem Präsidenten au der Spitze. Aus dieser Neu­organisation erwächst eine Ersparnis von jährlich 2 bis 3 Millionen Mark und von etwa 1000 Angestellten. Die Neuorganisation soll am 1. Januar 1907 ins Leben treten.

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Unter der UeberschriftBülow und Lamsdorff" schreibt das Berl. Tagebl.: Was würde Wohl Bismarck, der freilich den Marokkobrei nicht augerührt hätte, gesagt und getan habe», wenn das heilige Rußland ihm so daS Konzept zu verderben versucht hätte? Er wäre schnurstracks in den Reichstag gegangen, hätte dafür gesorgt, daß er Gelegenheit gefunden hätte, dem russischen Kollegen einmal gründlich die Ansicht zu sagen, und au der Newa hätten selbst andere Leute, als Herr Lamsdorsf, hätten selbst die leitenden Männer eines militärisch respek­tableren Rußland als des gegenwärtigen schleunigst ein paar Pflöcke zuröckgesteckt und in Berlin um gut Wetter gebeten. Fürst Bülow ist nicht Fürst Bismarck. Am Reichstag aber ist es, klarzustellev, woran wir mit Rußland find, und darauf zu dringen, daß unser Verhältnis zu Rußland sich so ge­staltet, wie es die Würde Deutschlands gebietet.

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Bei der fortgesetzten Beratung des Fiuauzgesetzes in der franz. Deputiertenkammer sprach Bouhey-Allex über das Flottevprogramm und fragte, ob man bedacht habe, welche Folgen die Vermehrung der französischen Seestreitkräfte haben werde. Der Marineminister Thomson erklärte darauf, er müsse wiederholen, daß eine Vermehrung der Serstreitkräfte absolut notwendig sei. Der oberste Mariuerat habe besonders anerkannt, daß die deutsche Flotte mehr große Panzerschiffe habe, als die französische. Der Minister betonte nochmals die Vermehrung der deut­schen Flotte und erklärte, das von der Kammer Geforderte sei das Mindestmaß des zu Fordernden.Wir geben für unsere Flotte 135 Millionen, Deutschland aber gibt für die seine 180 Millionen aus. Unser Land kann ein Förderer des Friedens nur sein, wenn seine Grenze gesichert ist." Hierauf wurde der Rest des Gesetzes and mit 464 gegen 45 Stimmen das Budget im ganzen angenommen.

LandesnachrichLsn.

Atteustekg, 24. März. (Korr.) Im Laufe dieser Woche legten von hier und Umgegend 33 Lehrlinge näm­lich : 6 Bäcker, 1 Metzger, 6 Maurer, 2 Schlosser, 7 Schneider, 6 Schreiner und 6 Schuhmacher ihre Gesellen­prüfung ab. Es konnte in den meisten Fällen das Zeuguis gut", in eine« Fall sogarsehr gut' erteilt werden. Seit Bestehen der Handwerkskammern ist es Heuer das erste Mal, daß hier außer für Rotgerber auch noch für oben- genannte Gewerbe Gesellenprüfungsausschüsfe gebildet wur­den und nur diesem Umstände dürfte die starke Beteiligung an den Prüfungen zuzuschreiben sein. Die GesellenprüfungS- auSschüsse, bestehend auS hiesigen Handwerksmeistern und Gesellen, teilweise auch jüngeren Meister», haben mit ihrem Vorsitzenden, dem Gewerbevereiosoorstand C. W. Lutz, die Prüfungen nur rein sachlich und aufs gewissenhafteste be­sorgt, so daß der ganzen Einrichtung von Seiten der be- teiligten Lehrmeister und Lehrlinge, sowie bereu Eltern volle- Vertrauen gezollt werden kann. Auch die Prüfungen tu Schulfächern, sowie Buchführung und Rechnuugsfächeru wurden am letzten Mittwoch zum Abschluß gebracht. Der Vereinsvorstavd hat sich bei Durchführung der Gesellen­prüfung viele Mühe gegeben und sich um die Sache sehr verdient gemacht.

ff Stammheim, OA. Calw, 23. März. Vorgestern hielte» hier und in Gechiugrn Gatspächter Guoth vom Hof Rosseck und Ingenieur Wahlström von Stuttgart Vorträge über Verwendung von elektrischer Kraft in Gewerbe und Land­wirtschaft, sowie über die gegründete Genossenschaft, der be­reits 47 Gemeinden beigetreten find. Hier haben 67 Land­wirte und Gewerbetreibende und in Gechtugen 15 ihren Beitritt erklärt, so daß die Ausführung gesichert erscheint.

* Fäöiuge«, 23. März (Schwurgericht.) Donnerstag, 29. März, vorm. 9 Uhr: Anklagesache gegen die Dienst- magd Magdalena Biefioger von Oberndorf O.-A. Herreu­berg wegen Meineids. Am gleichen Tage, nachm 3 Uhr: Anklagesache gegen den Fabrikarbeiter Christian Blaokevhoru von Hülben, wegen versuchter Notzucht. Freitag, 30. März, vorm. 9 Uhr: Auklagesache gegen die Dieustmagd Marie Hirrle von Neuffen, wegen Kindstötung.

ff Stuttgart, 23. März. Heute früh ist in einem Kontor der Blumenstraße ein Brand ausgebrochen. DaS Feuer ist dadurch entstanden, daß eine Flamme zum Ofen herausschlug und eia mit Papier belegtes Gestell ergriff. Das Feuer wurde von der Hanptfeuerwache gelöscht.

ff Keikörouu, 23. März. Die bürgrrl. Kollegien haben in ihrer gestrigen Sitzung einen Einheitspreis für Gas eiu- geführt, dahin gehend, daß Nutz- und Leuchtgas im Sommer 14, im Winter 16^/z Pfg. pro «bin. kostet. Gasuhrmiete und Verbrauchsabgabe auf Gas kommen in Wegfall. Ferner wurde im Gemeiuderat das Projekt einer zweiten Ncckar- brücke besprochen und die Vorarbeiten hiefür augeorduet. Die Erhebung der Fleischsteuer wurde auf ein weiteres Jahr genehmigt.

ff Heisttrtgev, 23. März. Lt. EeiSlinger Ztg. wurden gestern vormittag hier von der Laudjägermaunschaft 2 jüngere Italiener (Erdarbeiter) verhaftet, die im Verdachte stehen, einem ihrer Kameraden 300 Mk. entwendet zu habe». Der Bestohlene ist eiu alter Manu, der sich diese Ersparnisse mühevoll zusammengespart hat.

* Kerschkedeae». In Küuzelsau stürzte beim Blumensucheu der 11jährige Karl Kellermauu über den steilen Felsen am Kleeb ziemlich hoch ab, so daß er blut­überströmt und mit schweren inneren Verletzungen vom Platze und ias Krankenhaus überführt werden mußte. Einem Bäcker in Uuterheimbach wurde eiu Milch- schweiu aus seinem Stall gestohlen. In Schwenningen wurde der verheiratete Schlosser Josef Häberle in der dor­tigen katholischen Kirche verhaftet, weil er mit Leimruten Geld auS dem Opferstocke holte. Bei seiner Untersuchung fand man ziemlich viel Geld, das vermutlich auch von anderen Kirchendiebstähleu herrührt. In Ehningen wurde in der Nähe vom Mauremer See der 68jährige, in guten Verhältnissen lebende Bauer und Witwer Wilhelm Zwirner von Hildrizhausen, welcher sich am Mittwoch von zu Haus entfernt hatte, erhängt aufgefundeu. Geistesstörung dürfte ihn tu den Tod getrieben haben. Im Dorfe Hohenstaufen stürzte sich die 35jährigr ledige Arbeiterin Marie Bischof, die im Verdacht der Kindstötung stand, aus dem Fenster. Ihr Kopf ist durch das Ausfallen auf das Pflaster gespalten, sodaß sie hoffnungslos daruiedrrliegt. Die Tat soll sie aus Furcht vor Verhaftung begangen haben.

* Mannheim, 23. März. Die zur Feier des 300- jährigen Jubiläums der Stadt Mannheim veranstaltete Kunst­ausstellung dauert vom 1. Mai bis 20. Oktober 1907.

* Ko« Ziodensee. Während sonst in der Seegegeud - beim Musteruugsgeschäft 50 Proz. der Gestellungspflichtigen > als tauglich befunden waren, liefert der Bezirk Ueberliugen,

wo die Industrie noch wenig Eingang gefunden hat, kaum 20 Prozent Militärdieusttaugliche. Sachverständige ver­muten als Ursache dieser Erscheinung maugelhafte Ernäh­rung der Bevölkerung. Seit vielen Jahren wird fast sämt­liche Vollmilch au die Molkereien verkauft. Kinder und Erwachsene erhalteu dafür abgerahmte, billige Milch. Aus dem gleichen Grunde findet mau in den Bauernhäusern auch nicht mehr die gute Butter und das gesunde Schmalz. Die Schweine werden des hohen Preises wegen verkauft, ebenso wird das gute Obst zu Geld gemacht. Der Boden zählt zu dem fruchtbarsten des Landes, speziell das Salemer Tal wird die Kornkammer des Seekreises geuaout. Aller­dings ist ein großer Teil des Grund und Bodensherr­schaftliches' Eigentum und als solches verpachtet.

* Kaiserslautern, 23. März. Ungenannte Wohltäter überwiesen lt.Pf. Pr." der Stadtverwaltung 85 000 Mark als Kostenbeitrag zur Errichtung einer städtische» Badeaulage.

Eenriorita.

Eine kurze Geschichte aus etuem Königsschloß.

Bo» Hans Wald.

(Nachdruck verboten.)

Wenn Könige heiraten, freuen sie sich selbstverständlich, wir jeder andere Sterbliche auch, auf daS traute Familien­leben, das ihrer harrt, das ihnen Freude und Erholung nach den Lasten des Repräseutiereus und des Regiereus bringt. Und wenn junge Könige heirate», denken sie gern daran, wie in ihrem Volk ihnen seit der Thronbesteigung mancherlei Spmpathiebeweise eotgegeugebracht wurde», sie find nicht nur Könige, sie find auch Menschen. Und sie wollen dankbar sein.

Don Manuel, der nicht nur als ein glänzender Kö­nig, sondern auch als der liebenswürdigste Kavalier seines Landes überall bekannt war, wollte morgen seine schöne und kluge Cousine aus dem Nachbarreiche heimführen. Er hatte Donna Margareta in den letzten Monate», seit der feierlichen Verlobung, zwar nur drei Male geschaut, aber als Kiader hatten Beide häufig, wenn die Eltern sich im Seebade träfe», mit einander gespielt. Dem kindlichen Kuß, den damals Margareta dem Privzeu Manuel gegeben, war kein anderer an einen Manu gefolgt, als der, welchen die Braut dem Könige Manuel gab. Ob Köaig Manuel sich in gleicher Lage befand, darüber hätte nur sein Vertrauter, der Kammer­herr Don FranAsco Auskunft geben können, aber Hofbe­amte find bekanntlich zum Schweigen verpflichtet über Alles, was den höchsten Herrn und seine Privat-Augelegenheiteu betrifft.

König Manuel versprach, wie die Militärs versicherten, bei höherem Alter und im Falle eines Krieges eiu tüchtiger

Gemral zu sein; er exerzierte sein Elite-Regiment mit höchstem Schneid. Daß er, nachdem er dem Mars gedient, auch den Musen den Respekt Nicht versagen konnte, war selbstverständlich, und Senuorita Angela, der alänzeudste und interessanteste Bühuenstern, den es je in Don Manuel's Reich gegeben, versicherte enthusiastisch, einen solchen Kunst­freund und Kunstkenner wie ihn, habe man nie gehabt. Daß sie ihn verehrte, konnte also nicht auffällig sein, und daß König Manuel für solche Empfindungen sich dankbar erwies, war ebenso menschlich, wie königlich.

Seunorita Angela hatte in der großen Festvorstellung im Hoftheater den König und seine junge Braut mit einer gereimten Ansprache zu begrüße». Die Leistung der Künst­lerin war glänzend, ihre Erscheinung nicht minder.Wunder­voll !' sagte der junge König und Bräutigam.Eiu wunder­volles Organ", bemerkte die schöne und kluge Priozesfiu- Braut.Ganz recht, das meinte ich,' stimmte der König zu. Und da Don Manuel sich heute nicht, wie er es sonst leutselig zu tun Pflegte, auf die Bühne begeben konnte, den Künstlern zu danken, so beauftragte er den Kammerherru Don Francisco damit. Wenn er Senuorita Angela einen Wunsch erfüllen konnte, er war im Voraus gewährt.

Die echte Kunst verlangt uie Unmögliches, auch Sen- norita tat das nicht. Was sie erbat, und der Kammerherr übermittelte diesen Wunsch, war nichts Anderes, als einen Platz in der Schloß-Gallrrte zu erhalten, um das hohe Brautpaar in seinem feierlichen Aufzuge zur Huldigung zu sehen. Das ward natürlich gern gewährt, diePriesteriu der Muse' hätte Wohl sogar au der Huldigung selbst teil­nehmen können, aber das verbot grausam die Etikette.

Im prunkvollen Aufzuge, mit Gold- uud Edelsteinen

geschmückt, schritt das Köoigspaar dahin, umgeben von allen Hofstaaten. Und die Reihen, au welchen sie vorüberschritteu, neigten sich tief. Nur Senuorita Angela, sie sah bezau­bernd aus, hob eiu wenig wieder das dunkle Köpfchen, und es war, als ob die Kaust eiuru Gruß hinübersende zu Don Manuel, dem Könige und ihrem Beschützer. Uud der dankte unwillkürlich. Daß die junge, schöne uud kluge Königin sich diesem Dank anschloß, war natürlich, sie lächelte huld­voll.

Die Festlichkeiten waren vorbei, die ruhigere Zeit des Hoflebeos war gekommen. Aber der aufmerksame juoge Gemahl ließ es doch nicht au unterhaltenden Veranstaltungen für Donna Margareta, die Königin, fehlen, uud der Kammer­herr Don Francisco hielt täglich darüber Bortrag iu Gegen­wart des Köuigspaares. Ihre Majestät wußte für das Alles nicht Dankes genug, nur eine kleine Bitte hatte sie noch: Sie wünschte eine Vorleserin, wenn es sein könnte, die Künstlerin mit dem wundervollen Organ."

Dabei lächelte sie ihr kluges Lächeln. Don Manuel hustete eiu wenig, die Militär-Uebung war heute früh vom Wetter wenig begünstigt gewesen, dann schaute er auf den Kammerherrn. Auch der hüstelte, seine Wohnung war et­was feucht.Halten za Gnaden, Majestät, aber leider hat Senuorita Angela gestern Gastspiel-Vorträge nach dem Aus­land unterzeichnet."Ja, leider !" sagte der König; er hustete noch immer. Und die Königin sagte mit ihrem klugeu Blick:Schade, schade!' Aber möchtest Du Dich mit dem Exerzieren nicht etwas schonen, Manuel? Der Husten greift an! Uud der König küßte seiner jungen Ge­mahlin die Hand, und der Kammerherr verneigte sich tief. Sein Husten schien noch stärker geworden.