ist. Ausnahmen schienen zulässig, und er wolle versuchs­weise eine öffentliche Ausschreibung eivleiten, behalte sich aber vor, falls sich Mißstände ergeben, beim Ministerium eine autentische Interpretation, eventuell eine Ergänzung des Artikels 43 der Verfassung zu beantrage». Freiherr von Seckeud orff hätte es für richtiger gehalten, den Antrag nicht au Len Finauzminister, sondern an das Staats- ^ Ministerium zu richten. Im übrigen halte er die Forderung des Antrages für berechtigt, v. Kiene weist darauf hin, daß in alle» anderen Departements die öffentliche Aus­schreibung erfolgt. Hieb er (D. Partei) spricht sich auch für den Antrag aus. H a mann-Baliugeu empfiehlt ebenfalls den Antrag. Er rügt den Einfluß des studenti­schen Verbiudungsweseus und der .Alten Herren" auf die Besetzung der Stellen. Der Antrag werde zwar nicht ver­hindern können, daß neben den auf die öffentlichen Aus­schreibungen sich meldenden Bewerbern auch andere Per­sonen in die Stellen berufen werden. Aber man tue dem Sraat einen Dienst, wenn mau ein geordnetes System der Ausschreibung schaffe. Nachdem Finanzminister v. Zeyer nochmals die verfassungsmäßige Verpflichtung der Regierung zur öffentlichen Ausschreibung der Stellen bestritten hatte, wurde der Antrag einstimmig angenommen. Bei dem Ka­pitel statistisches Laudesamt regt Abg. Re mb old-Aalen (Ztr.) die Errichtung einer Drachenstation am Bodensee behufs Vornahme meteorologischer Beobachtungen an. Fi­nanzminister v.Zeyer erklärt, das Finanzministerium habe die Errichtung einer solchen Station ernstlich ins Auge ge­faßt. Auch der König interessiere sich sehr dafür und habe ein Grundstück zur Verfügung gestellt. Die Regierung werde in Verhandlungen mit dem Reich und den Einzelftaaten treten. Vielleicht werde schon im nächsten Etat eine For­derung hierfür einstellbar sein. Die weiteren Kapitel des Etats werden ohne wesentliche Debatte erledigt. Zum Schlüsse wurden noch mehrere Beamteneingaben um andere Regelung ihrer Dienst- und Anstelluvgsrechte der Regierung zur Berücksichtigung überwiesen. Morgen Fortsetzung.

LcmdesnachrichLen.

* Sklensteig, 5. Mai. Aus Anlaß des diesen Sommer stattfindenden Automobilrennens der Herkomer-Konkurrenz findet gegenwärtig von einer besonders hiefür bestimmten Kommission eine Probefahrt statt. Gestern passierte diese Kommission auf der Fahrt von Tübingen nach Freu- denstadt mit verschiedenen Automobilen unsere Gegend und brachte uns schon einen kleinen Vorgeschmack von dem was da kommen soll.

* Spielverg, 4. Mai. Am Montag, den 1. Mai hielt Herr Oberamtsbaumwart Bühlcr aus Walddorf im Gast­haus zum Rößle hier einen gediegenen, lehrreichen in volks­tümlicher Sprache gehaltenen Vortrag über Pflanzung und Pflege der Obstbäume in unserer Gegend. Es wurden be­lehrende Anweisungen über den Ankauf der jungen Bäume, über die Zeit der Pflanzung sowie der nachfolgende», not­wendigen Pflege gegeben. Insbesondere wurde die Ent- z fernung bei der Anpflanzung junger Bäume, die Stütze und der Schutz der Bäume durch Draht erörtert. Belehrend in jeder Hinsicht war die Debatte, welche sich dem Vortrag an- ' schloß. Der Nutzen unserer tragbaren Obstbäume wurde besonders hervorgehoben. Zum Schluß wurden dem Herrn Oberamtsbaumwart Bühler Worte des Dankes und der An­erkennung seines lehrreichen Vortrages zu teil. Der Vor­trag selbst hätte es verdient gehabt, daß er von Obstbaum- befitzern zahlreicher besucht worden wäre. Doch traten auf Ermunterung des Hrv. Bühler mehrere Anwesende dem Bezirksobstbauverein bei.

* MLiu-en, 3. Mai. Gestern nachmittag wurde auf dem hiesigen Friedhof der am letzten Sonntag abend bet der Rettung eines Ertrinkenden in Heilbronn ums Leben ge­kommene, 30 Jahre alte Laudwehrmaun Karl Wilhelm Mai, Steiuhauer von hier, unter militärischen Ehren zur Erde bestattet. Der Führer der Landwehrkompagnie, Hauptmann Walx, legte im Namen des Offizierskorps einen Lorbeer­kranz am Grabe nieder. Im Namen der Stadt Heilbroun widmete Gemeinderat Rechtsanwalt Rosengart einen Kranz. Der Verstorbene hioterläßt eine Frau, ein Kind und eine alte Mutter. Der Kommandeur des 4. württ. Infanterie­regiments Nr. 122 widmete dem wackeren Mann einen ehren­vollen öffentlichen Nachruf.

* Karlsruhe, 4. Mai. Die Geueraldirektion der bad. Staatseisenbahnen macht ihre Beamten, besonders die Bahu- und Weichenwärter, nachdrücklich auf den moralischen Wert und den wirtschaftliche» Nutzen der Bienenzucht auf­merksam und empfiehlt die Teilnahme an den Jmkerkursen der badischen Jmkerschule in Hoffenheim bei Heidelberg. Die Geueraldirektion gewährt hierzu den Beamten Urlaub und ist bereit, die zur erstmaligen Aufstellung von Stöcken nötigen Stände auf Kosten der Verwaltung erbauen zu lassen.

* Kök«, 4. Mai. Heute Vormittag ist hier ein Aus­stand der Fuhrleute ausgebrochen, dem sich bis mit­tag ungefähr 700 Fuhrleute angeschloßen hatten.

Ausländisches.

* Wie«, 4. Mai. In der heutigen Sitzung des Abge­ordnetenhauses brachte Nowak einen Antrag ein, in dem die Regierung aufgefordert wird, sich energisch gegen die vom Deutsche» Reiche angestrebte Erh e b ung einer Abgabe von Schiffahrt und Flößerei auf dem Elbestrom zu wenden, dafür den böhmischen Holzhandel ein großer Schaden erwachse.

* 3. Mai. Ein Sekretär der japanischen Ge­sandtschaft begab sich heute mittag iuS Ministerium des Aeußereu und fragtedort, ob die französische Re­

gierung davon Kenntnis habe, daß die Schiffe des russischen Geschwaders sich noch immer in den territorialen französischen Gewässern befinden. Er erhielt die Antwort, man glaube zu wissen, daß die russischen Schiffe die französischen Gewässer ver­lassen haben.

* Lyo«, 4. Mai. Infolge des plötzlichen Reißens des Seiles der auf den Hügel von Fourvieres führenden Draht­seilbahn fuhr ein dichtbrsetzter Wagen mit so starker Ge­schwindigkeit zu Tal und prallte dort mit solcher Heftigkeit auf, daß 17 Insassen Verletzungen erlitten.

* Loudo«, 4. Mai. Aus Saigon kommen bestimmte Meldungen über den Neutralitätsbruch Frank­reichs. Drei Dampfer haben während der ganzen Dauer des Aufenthalts des Admirals Roschdjestwevskh einen un­unterbrochenen Verkehr zwischen Saigon und der russischen Flotte aufrecht erhalten. Die Dampfer haben Saigon wiederholt mit großen Mengen au Proviant verlassen.

ff London, 4. Mai. Premierminister Balfour wird den König nach seiner Rückkehr von Paris heute abend auf der Viktoria-Station begrüßen. Es heißt, König Eduard wünsche den Premierminister sobald als es irgend möglich sei, zu sprechen. Diese Unterredung zwischen dem König und dem Premierminister sobald nach der Rückkehr des Königs aus dem Auslande ist etwas außergewöhnliches.

ff London, 4. Mai. König Eduard traf abends kurz nach 6 Uhr auf der Viktoria-Station ein und wurde vom Premier-Miuister Balfour, dem Minister des Aeaßereu und dem Minister des Innern empfangen.

* London, 4. Mai. DerDaily Mail" wird aus Kanea gemeldet: Die griechischen Fahnen wurden gestern durch die internationalen Truppen von den öffe ntlichen Geb äuden mit den üblichen Ehren herabgezogen und die kretischen Fahnen ge­hißt. Der russische Offizier, der die Truppen kommandierte hielt eine Ansprache an das Volk, in derer sagte, er hoffe, die griechische Fahne möge bald mit denselben Ehren wie­der gehißt werden. In Kandia und Retimo fand dieselbe Zeremonie statt. In Kanea ist auf allen Privaten Gebäuden die griechische Fahne Halbmast gehißt und die Läden find geschlossen.

* London, 4. Mai. Der Präsident von Guatemala, Estrada Cabrera, soll nach einer Meldung der Morning Post ermordet worden sein.

* Gokko, 4. Mai. Die Presse fährt kort, in scharfer Weise die französische Auslegung der Neutrali­tätsverpflichtungen bezüglich Jndochinas zu tadeln.

* Shanghai, 3. Mai. (Reuter.) Siebzig bedeutende englische Kuufleute telegraphierten an den Minister des Auswärtigen Lavsdowne: Dir britischen Kausleute machen die Regierung darauf aufmerksam, daß China die Abmachungen des englisch-chinesischen Handelsvertrages nicht inuehält und diesen in de» meisten Puvktep unwirksam macht. China setzt den Vertragsbestimmungen, welche sich auf die Währnngsoerhältüisse, Besteuerung, Bergbau und Schiff­fahrt beziehen, offenen Widerstand entgegen. Wir bitten die britische Regierung, die genaue Verfolgung der Vertragsbestimmungen durchsetzen zu wollen.

ff Washington, 4."Mar. Der internationale Eisenbahn­kongreß ist heute eröffoet worden.

* ßhicago, 4. Mai. Hier wiederholten sich Gewalt­szenen wegen des Ausstandcs der Fuhrleute. Auf den Straßen trugen sich ernste Krawalle zu. In mehrere» Fällen kam es zwischen den Unionisten uvd den Streik­brechern zu einem Kampfe, wodurch Panik in den belebtesten Straßen hervorgerufen wurde. Die schwarzen Kutscher schossen in einigen Fällen auf die Menge, die ihren Wagen­zug angriff.

ff Hhicago, 4. Mai. Auch heute kam es wieder mehr­fach zu Ruhestörungen, als lauge Wagenreihen unter Be­deckung durch dir Straßen gefahren wurden. Eine Anzahl der der Union nicht angehörenden Kutscher und unbeteiligte Zuschauer wurden verletzt, einige lebensgefährlich.

Zur Mittelmeerfahrt des Kaiferpaares.

Der Kaiser und die Kaiserin besuchten am Mittwoch in Venedig, wo sie tags zuvor eintrafen und jubelnd be­grüßt wurden, mit den Prinzen die internationale Kunst­ausstellung, später die Herzogin von Aosta. Auf derHo- hevzollern" trafen zahlreiche kostbare Blumevspeuden ein.

ff Weuedig, 4. Mai. Der Kaiser und die Kaiserin unternahmen heute nachmittag eine Gondelfahrt; 7^/, Uhr abeuds traten die Majestäten, die kaiserlichen Prinzen und das Gefolge die Reise nach Karlsruhe an, die über Mai­land und Basel geht. Die Majestäten verabschiedete» sich von allen aufs liebenswürdigste. Der Kaiser und die Kaiserin wie auch die Prinzen sind in hohem Maß erfreut über den schönen Verlauf der Mittelmeerfahrt bei durchaus günstigem Wetter.

ff Aerredig, 4. Mai. Der Kaiser hat König Viktor Emanuel ein Telegramm gesandt, in dem er nochmals beim Verlassen des italienischen Bodens dem Könige den herz­lichsten Dank ausspricht für die in Italien in so reichem Maße ihm und der kaiserlichen Familie erwiesene Gastfreund­schaft und für die überall so herzliche Aufnahme. In dem Telegramm heißt es:Wir werden stets das Mrtvolle An­denken an diese schöne im leuchtenden Süden verbrachte Zeit bewahren und von fern noch von Herzen an allem teil- nehmen, was das befreundete und verbündete Italien be­trifft.

Revolution in Rußland.

ss Uetersvurg, 4. Mai. Ein gestern erschienener Auf­ruf des Zentralkomitees der Sozialisteypartei fordert die Ar­

beiter auf, eine Feier am 1. (14.) Mai in verschiedenen Stadtteilen von Petersburg zu begehen, sowie zu versuchen, eiuen Umzug zu veranstalten. Im Falle des Einschreitens der Polizei soll bewaffneter Widerstand geleistet werden. Die intelligente Bevölkerung wird aufgefordert, die Arbeiter auch durch die Tat zu unterstützen und sich ihnen avzuschließen.

* Warschau, 3. Mai. Die Führer der Sozialdemokratie forderten die Bevölkerung auf, wie ein Manu gegen die Regierung und das ganze russische Re­gime sich zu erheben, da nur so mit der Blut- Her r s ch a f t der russischen Regierung gebrochen werden könne.

* Warschau, 3. Mai. Im Laufe der letzten Nacht sind über 700 Verhaftungen vorgcvommen worden. Unter den Verhafteten befinden sich 3 Professoren uvd über 60 Studenten. Sämtliche Gefängnisse sind überfüllt. Die Polizeiposten wurden durch Militär ersetzt.

ff Warschau, 4. Mai. Seit heute früh wurden die Trambahnen, die Droschken und die Arbeitswagen in den abgelegenen Straßen angehalten. Um Mittag hatte die Ausstandsbewegung schon die Mehrzahl der Trambahnen ergriffen. Um 2 Uhr waren die Straßen verödet.

* Lodz, 4. Mai. Während des gestrigen Mai-GotteS- dienstes in der Kreuzkirche zu Lodz, der bis 9 Uhr abends dauerte, sang und betete eine zahlreiche Volksmenge vordem Gotteshaus?. Kosaken drangen mitGewalt auf die Menge ein und zerstreuten sie. Aus der Menge soll jemand auf die Kosaken geschossen haben, worauf diese mit einer Salve erwiderten. Es wurden 7 Mao- »er tötlich verletzt. Die Kugeln schlugen ins Jnuereder Kirche bis am Altar einundtrafen die andächtige Menge. Eine Panik ergriff das Publikum und schreckliche Szenen spielten sich in der Kirche ab. Viele Personen wurden verletzt. Spät abends wurde ein Polizeiagent durch die Menge halbtot geschlagen. Auch heule werden Unruhen befürchtet.

X Lodz, 4. Mai. Bei den gestrigen Ereignissen ging der Angriff von den Tumultavten aus, die sich hinter der Kirche und den sie umgebenden Mauern ausgestellt hatten und auf die herankommende Kosakevpatrouille feuerten. Gleichzeitig wurden aus den Fenstern der anliegenden Häuser etwa 100 Schüsse auf die Kosaken abgegeben, worauf diese das Feuer erwiderten.

Des ruMch-jap attische Krieg.

js Metersöurg, 4. Mai. Ein Telegramm des Generals Linnewltsch an den Kaiser von gestern meldet: Am 1. ds. stieß eine Abteilung Kosaken auf eine japanische Eskadron Dragoner. Ein japanischer Offizier und eine große Anzahl Dragoner wurden getötet und 11 Mann gefangen genommen.

* London, 4. Mai. Die Kreuzer des Wladiwostok-Ge­schwaders haben den Hafen verlassen. Marschall Oyama sucht die Einschließung der Festung zu beschleunigen, um Rvschdjestwevsky seiner einzigen Basis zu beraube».

ff Amoy, 4. Mai. Ein Taifun wütete in dieser Woche an der Südküste von China. Es heißt, die baltische Flotte sei von ihm erfaßt und einige kleinere Schiffe seien dadurch von dem Hauptgeschwader getrennt worden.

Vkrurtsrhtesl

ff Briefe aus Deutsch - Südrveftafrika, die von der Voss. Ztg." veröffentlicht werden, bestätigen, daß Hendrick Witboi durch einen Schrapnellschuß schwer verwundet wurde und zwar, als er irrtümlicherweise mit einer deutschen Ab­teilung zusammenstieß, die er für die eigenen Leute hielt. Ueberhaupt soll die früher ganz unerreichbare Findigkeit und sorgfältige Aufklärung der Hottentotten immer mehr nachge­lassen haben. Seit den Kämpfen Anfang Januar, wo die Kolonne Meister trotz quälenden Durstes 54 Stunden im Feuer verharrte und dann noch stürmte, haben sie außer­dem einen höllischen Respekt bekommen.Dutschmann geht nicht zurück" sagen die Gefangenen. Unter letzteren be­finden sich einzelne in erbarmungswürdigem Zustande. Bei Hendrick herrscht Hunger, die Leute sollen nur mit Gewalt zusammeugehalteu werden, aber zu schaffen machen sie uns noch immer.

ff Ans der Südsee wird über eine Strafexpedition gegen Menschenfresser und Räuber nach Neu-Mecklenburg-Süd be­richtet. Die Eingeborenen empfinge» die Expedition mit einem Hagel von Steinen und Speerwürfen. Das Dorf wurde gestürmt und niedergebrannt, sechs Eingeborene fielen. Der Häuptling hat Frieden geschlossen.

Literarisches.

Kreiner L Kfeiffers WürtternbergiscHer WlihfaHr- pkarr, Kornrner i90S, ist soeben erschienen. Vor 7 Jahren in Harmonikaform, resp. Staffelanordnung in den Handel gebracht (ge­setzlich geschützt geblieben), erscheint er seitdem in patentierter Rcgister- ausgabe und ist dadurch das Ei des Kolumbus vor allen Fahrplänen geworden, denn kein Blättern kein Suchen mehr ein Blick ein Griff und man hat die gewünschte Strecke. Jede Strecke außen kenntlich. Zum Preis von 20 Pfennig überall zu beziehen. Auch in der Expedition dieses Blattes vorrätig.

Handel «ud Berkehr.

* Ireuö«rrstclöt, 2. Mai. Marktpreise. Am 1. Mai galten SO Kg. Kartoffeln Mk. 2.S0, 1 Kg. Butter Mk. 1.95, 10 Stück Eier SS Pfg., SO Kg. Haber Mk. 8.3S, so Kg. Heu Mk. 2 und so Kg. Stroh Mk. 2.2S."

Verantwortlicher Redakteur Ludwig Lauk, Altensteig.

aufAus de« Tarmen" für die Monate Mai ««d Juni werden auch

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evtgegevgenommen und die seither erschienenen Nummem umsonst nachgeliefert.