dehnung au, und der Kaiser hat lediglich aus berechtigter Fürsorge für die Interessen seiner Untertanen die Kreuzfahrt ins Mittelmeer unternommen. Deutschland hat sich hiebei keinerlei Umstände zu nutze gemacht. Wie die Franzosen, so find wir vor allem darauf bedacht, deu fruchtbaren Frieden, dessen sich Europa gegenwärtig erfreut, weiter zu erhalten; wie Sie, so kämpfen wir eifrig auf wirtschaftlichem Gebiet, um den Platz zu erobern und zu erhalten, auf den wir in der Welt ein Recht haben. Wie Sie, so finden wir es nicht seltsam, daß Frankreich seine Grenzen schützt, wenn Unruhen in Marokko ausbrechen. Wie Sie, so haben wir stets nur an den Schutz unserer Haudelsiuteressen gedacht. Die Presse, so habe der Reichskanzler weiter erklärt, diese moderne Macht, die energisch die nationalen Wünsche widerspiegelt, sollte in diesem Augenblick nur versöhnlichen Gedanken Ausdruck geben. Ich wiederhole, wir wollen lediglich nur auf wirtschaftlichem Boden kämpfen. Amerika, Asien und Afrika find für die europäischen Völker ein fruchtbares Versuchsfeld und die Lösung der sozialen Probleme, die gemeinsamen Bedürfnissen entspricht, muß sich daselbst vorbereiten, wenn wir nicht in einigen Monaten ein langwieriges und mit Geduld ausgearbeitetes Werk zerstören wollen. Die weiseste uud sicherste Art, unserer Zivilisation das Uebergewicht zu verschaffen, ist, deu Interessen des Handels und der Industrie Absatzgebiete zu erschließen. Selbst wen» der Zuwachs unserer Bevölkerung nur sehr langsam die Organisierung der eroberten Gebiete ermöglicht, so findet doch wenigstens unsere tatbegierige Jugevd daselbst Gelegenheit, sich zu betätigen. So Gott will, wird die gegenwärtige Zeit im Gegensatz zu dem schon der Geschichte ange- höreuden 19. Jahrhundert wieder ein Zeitalter des Friedens sein. Die Größe der Zeit, io der wir leben, sollte uns immer vor Augen schweben. Vielleicht wird das 20. Jahrhundert nicht den Namen einer berühmten Persönlichkeit tragen und nicht das bleibende Andeuken an eine einzelne Nation verzeichnen, sondern es wird das erste große Jahrhundert der Menschheit sein. Das 20. Jahrhundert wird dem Menschengeschlecht die erste Wohltat einer wahren und allen Völker» gemeinsamen Zivilisation zuführen.
* Foukon, 1. Mai. Trupps von Sozialisten durchzogen die Straßen uud veranlaßten die Schließung der Geschäfte. Die Manifestanten zogen zum Arsenal und mißhandelten dort die Arbeiter, die sich nicht an der Maifeier beteiligten.
* Wearhane«, 2. Mai. Der Name des untergegangeuen Torpedobootszerstörers ist „Syren". Die Mannschaft ist gerettet. Der Torpedobootszerstörer fitzt mit zertrümmertem Heck auf einem Felsen fest. Der Unfall ereignete sich während einer Uebungsfahrt.
* Konstantiuopel, 1. Mai. Die türkischen Truppen haben bei Monastir eine starke griechische Bande gefangen genommen. Von der Bande wurden 7 Manu getötet. Unter den Gefangenen befinden sich drei griechische Offiziere.
ff Koustanlinopel, 2. Mai. Die Schutzmächte von Kreta erteilten dem Oöerkommissar Prinz Georg von Griechenland den dringenden Rat, mit den Insurgenten in Therisso eine Verständigung anzubahnen. Die Bemühungen des Prinzen scheinen jedoch bisher erfolglos geblieben zu sein.
ff Fänger, 2. Mai. (Reuter). Der deutsche Gesandte Gras Tatteubach hat heute morgen 10 Uhr Tanger verlassen, begleitet von der Militärkommisfiov, welche gestern abend dort angekommen war. Fast alle Mitglieder des diplomatischen Korps hatten sich zum Abschiednehmen auf der Ge
sandtschaft versammelt. — Graf Tatteubach reist nach Fez und überbriugt dem Sultan einen eigenhändigen Brief des deutschen Kaisers.
ff Fänger, 2. Mai. (Reuter.) Das französische Kabelschiff „Charente" hat die Legung des im französisch-englischen Abkommen vorgesehenen Kabels von Cadiz nach Tanger beendet. Das Kabel ist Eigentum der französischen Regierung.
Zur Mittelmeerfahrt des Kaiferpaares.
* Aari, 1. Mai. Um SV- Uhr ging die kaiserliche Jacht nach Venedig in See. Als die „Hoheuzolleru" den hiesigen Hafen in Begleitung des „Friedrich Karl" und des „Sleipner" verließ, schossen die Geschütze des italienischen Kriegsschiffes „Ruggiero di Lauria" Salut. Eine große Menschenmenge, die sich am Ufer angesammelt hatte, bereitete den Majestäten unter begeisterten Zurufen eine lebhafte Abschiedskuudgebung. Der Kaiser und die Kaiserin standen auf Deck und dankten huldvoll.
ff Wenedig, 2. Mai. Eine große Menschenmenge hat sich versammelt, um die Ankunft der „Hoheuzolleru" mit dem deutschen Kaiser und der Kaiserin zu erwarten. Die öffentlichen Gebäude haben geflaggt. Seit 2 Uhr fuhren zahlreiche Barken der „Hoheuzolleru" entgegen. Die deutsche Kolonie begab sich in einem Dampfer, der mit deutschen Fahnen geschmückt war, hinaus in die See, um die Majestäten noch außerhalb der Lagune zu begrüßen. 3.30 Uhr verkündeten die ersten Kanonenschüsse die Einfahrt der „Hoheuzolleru" in den Hafen an.
Blutvergießen in Rußland.
Das schreckliche Blutvergießen in Petersburg am 22. Januar d. I. wiederholte sich nua in Warschau. Die Soldaten schossen auf Arbeiter mit ihren Familien und töteten viele Männer, Frauen und sogar Kinder. Die Zahl der Getöteten und Verwundeten ist auch diesmal sehr groß, doch wird man so wenig als das letztemal die Gesamtzahl erfahren. Wann sieht die russische Regierung endlich ein, daß dieses Blutvergießen unnütz, ja sogar sehr nachteilig für sie ist ? Dieses unschuldige Blut zeugt immer neue Haßgefühle und wird die Veranlassung zu immer größerem Aufruhr sein. Wir lassen hier die Nachrichten über diesen
traurigen Vorfall folgen.
* *
* Warschau, 1. Mai. Nachmittags I V 4 Uhr zog eine aus 5000 Arbeitern mit Familien bestehende Menge mit 5 roten Fahnen unter Abfingung revolutionärer Lieder nach dem Mtkowskyplatz. Man ließ sie dort Aufstellung nehmen. Später traf eine Patrouille Garde-Ulanen ein, welche die Menge Passieren ließ. Die Ulanen blieben an den Häusern halten; als hiernach Infanterie von der Marschall-Kowskastraße aurückte, griffen die Ulanen die Menge an. Die Infanterie schoß auf die Menge und diese machte Kehrt. Die Infanterie fuhr fort, zufeuer 0 . Im ganze« wurde« zwei Salve« ««d 40 einzelne Schüsse abge- gebe«. Die Sanitätswache zählte 31 Tote «nd IS Verwundete. Die Polizei schaffte außerdem 6 « Tote und Verwundete fort, nahm 50 Verhaftungen vor und konfiszierte 2 Fahnen. In der Jerusalem- straße fand ebenfalls eia Zusammenstoß zwischen Truppen und der Volksmenge statt. Letztere feuerte, wurde aber durch
Patrouillen zerstreut. Ein Polizeibeamter wurde verwundet; 20 Arbeiter wurde« verwundet und 25 getötet.
* Warschau, 2. Mai. Die Nachrichten von dem Blut- bade verbreiteten sich mit Blitzesschnelle durch die ganze Stadt und riefen überall ungeheure Erregung hervor. — Abends gegen 9 Uhr wurde an der Ecke der Witskftraße auf eine vorüberziehende Patrouille eine Bombe geschleudert, durch dir drei Kosaken, ei« Schutzmann «nd ei« Kansma«» nebst Sohn und Tochter schwer verletzt, 2 Pferde getötet und 2 Damen leichter verwundet wurden.
* Warschau, 2. Mai. Nach gestern Abend verbreiteten Meldungen wurden hier 150 Personen getötet und verwundet.
* Warschau, 2. Mai. Das gestrige Massacre hat die Arbeiter in die höchste Erregung versetzt. In verschiedenen Teilen haben nachts geheime Versammlungen stattgefunden, in denen beschlossen wurde, diese Gewalttaten zu beantworten. Man befürchtet allgemein neue Unruhen.
* Marschau, 2. Mai. Bei dem gestrigen Zusammenstoß in der Jerusalemstraße gaben die Soldaten nicht nur Salven ab, sondern schlugen auch mit Gewehrkolben uud gebrauchten Bajonette uud Säbel. Viele Frauen und halbwüchsige Personen wurden verletzt. Im Hospital Hierselbst starben noch 10 Personen. Soldaten drangen auch in die Höfe ein uud mißhandelten Personen, die sich dort verbargen.
* Lodz, 2. Mai. In der Alexauderstraße wurde eine Bombe geschleudert, die jedoch nur schwach explodierte. Mehrere Dragoner feuerten in das Haus, in dem sich der Attentäter versteckt hielt. Es wurden drei Personen getötet uud drei verwundet.
ff Warschau, 3. Mai. Die Leitung der sozialdemokratischen Partei hat wegen des vorgestrigen Blutvergießens den sofortigen Generalstreik erklärt.
Drr russisch-japanische Krieg.
ff Petersburg, 2. Mai. Der „Pet. Tel.-Ag." wird aus Tschantschawadsa von heute gemeldet: Westlich von Daeliaho flüchtet sich die Bevölkerung vor deu Tschunguseu, die Grausamkeiten und Gewalttaten verüben. Die Anwesenheit japanischer Instrukteure bei deu Tschunguseu ist urkundlich festgestellt worden. Die Organisation der Tschunguseu, die mit japanischen Feldgeschützen versehen sind, schreitet fort.
Literarisches.
Kreinsr L Afeiffers WüEernSergiflHsr WliHfcchr- pkarr, Aornrner >905, ist soeben erschienen. Vor 7 Jahren in Harmonikaform, resp. Staffelanordnung in den Handel gebracht (gesetzlich geschützt geblieben), erscheint er seitdem in patentierter Register- ausgabe und ist dadurch das Ei des Kolumbus vor allen Fahrplänen geworden, denn kein Blättern — kein Suchen mehr — ein Blick — ein Griff und man hat die gewünschte Strecke. Jede Strecke außen kenntlich. Zum Preis von 20 Pfennig überall zu beziehen. Auch in der Expedition dieses Blattes vorrätig.
Momurse.
Firma Heinrich Springer in Altcnsteig. — I. Schwenninger, Schuhmacher und Schuhwarenhändler in Cannstatt. — Wilhelm Frech, Söldner von Oberopstngen. — Max Wahl, Tapezier in Ulm. — Richard Röser, Bettfedern und Bettengeschäft in Jsny. — Nachlaß der ff Barbara Läpple geb. Höger, Wirts Witwe in Stuttgart, Sophien- straße 19.
Verantwortlicher Redakteur Ludwig Lauk, Altensteig.
IMensteig Stadt.
KiM«
Kmmhr.
Nächsten Sonntag, den 7. Mai
rückt das Gesamtkorps zur aus.
Gleichzeitig findet die Kivieihung und Kerpflichtuug der «eu- angemekdeten Mitglieder und Ziel ergäbe der Aieustaltersaözeiche« statt.
Autreteu i« voller uud blanker Ausrüstung nachmittags 3 Uhr.
Das Kommando
Fünsbronn, den 2. Mai 1905.
Tsder-Airzeige.
Tiefbetrübt mache» wir die schmerzliche Mitteilung, daß unser lieber Sohn uud Bruder
Philipp
heute Mittag 12 Uhr nach langer, schwerer Krankheit im Alter von 19 Jahren sauft in dem Herrn entschlafen ist..
Die Beerdigung findet am Donnerstag mittag 1 Uhr stau.
Die trauernden Hinterbliebenen:
Adam Müller, Holzhauer
mit Frau uud Kindern.
Forstbezirk Altensteig.
Arenrchotz- L Meisverkauf
am Freitag, de« '5. Mai Vormittags 10 Nhr
im „Hirsch" in Böfingen aus Staatswald Eichhalde, uut. Erlen- bach und Glashardt, Ebene:
Rm.: 2 Spälter I. Kl, 36 Späl- ter II. Kl., 29 Scheiter, 17 Prügel, 61 Anbruch, 950 Reis uud Schlagraum.
Altensteig-Stadt.
am Freitag, de«5.Maid.J. «achm. 2 Uhr
auf hies. Rathaus aus Stadtwald Priemen Abt. 8 Dachsklinge, Abt. 15 Reutrteich, Abt. 24 Reute uud Scheidholz aus Abt. 3, 6. 7, 9, 16, 17 :
33 Rm. buch. Scheiter
6 „ „ Prügel
II „ . Anbruch
33 „ tanu. Scheiter
9 . Papierprügel
14 , taun. Prügel 161 „ tauu. Aubruch.
Den 29. April 1905.
Stadtsch.Amt:
Welker.
Altenfteig.
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