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Dienstag, 24. Januar.
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Ganz umsonst wird
„Aus den Tannen"
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Die Redaktio» „Aus de« Tauuen".
Bagespotitik.
Reichskanzler Bülow mochte wohl bei seiner kürzlichen Aussprache über die englischen Hetzereien die Abficht gehabt haben, den Engländern zu verstehen zu geben, daß diese Liebenswürdigkeiten unserer Vettern bei uns nicht unbeachtet bleiben. Das war jedenfalls kein Fehler und gut wird essein, wenn das deutsche Volk aus den Jahrhunderten englischer Politik eine Lehre zieht. Diese Politik bestand darin, unbequeme Konkurrenten zu vernichten, offen oder durch Vorschieben anderer Mächte, am liebsten durch letztere. Lord Hardwick sagte 1743 offen: „Wenn unser Handel zurückgeht, ist der Handel derjenigen Nation, die uns vom Markt auf dem Kontinent ausschließt, zu vernichten. Wir müssen ihre Schiffe von der See vertreiben und ihre Häfen blockieren." Nach diesem Grundsatz hat die britische Politik jederzeit gehandelt. Was sie unternahm hatte meist die Wirkung, daß der Handel eines Konkurrenten zerstört, seine Flotte vernichtet, sein Kolonialbesitz vermindert wurde. Namentlich die napo- leonischen Kriege lieferten der britischen Politik die Handhabe zur rücksichtslosen Verfolgung ihrer Interessen. Nachdem England nacheinander den größten Teil der französischen, spanischen, holländischen und neapolionischen Flotten zerstört oder weggenommen hatte, Wandtees sich 1807 unter nichtigem Vorwand gegen Dänemark, ließ wider alles Völkerrecht Kopenhagen drei Tage lang bombardieren und die dänische Flotte wegnehmen. So hat fast jedes Volk seine Erfahrungen mit England gemacht. Wenn wir bis jetzt solche nicht auszuweisen haben, so liegt das wohl nur daran, daß wir Jahrhunderte lang recht ungefährlich waren. Wenn wir aber uun, da wir unbequem werden, von England aus an die alten Ueberlieferungen der britischen Politik erinnert werden, so darf dieser Wink nicht unbeachtet bleiben. Das darf um so weniger der Fall fein, als unsere guten Freunde in Paris keinen Zweifel darüber lassen, wie sehr mau dort auf eine Verschärfung der Gegensätze zwischen Deutschland und England hofft. Bei allen Gelegenheiten bricht das hervor: noch eben läßt es wieder ei» Artikel in einem angesehenen Pariser Blatte, dem „Joural des Dü 'ats", erkennen. Einstweilen aber, das können wir uns zum Tröste gesagt sein lassen, hat es noch keine Not. Köatg Eduard ist anscheinend für eine ans feindselige Politik nicht zu haben. Selbst die uns feindlich gesinnten Politiker auf beiden Seiten des Kanals rufen noch einander die schöne Mahnung zu : „Hannemaun geh' du voran I"
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Der Beschluß der Budgetkommission des Reichstags, für die Entschädigung der südwestafrikanischen Ansiedler statt der von der Regierung geforderten 5 Mill. Mark nur 3 Mill. zu bewilligen, wird mehrfach kleinlich genannt. Das Organ des Bundes der Landwirte sagt, die Knauserei bei einem solchen Anlaß müsse geradezu beschämend wirken. Wage man nicht, die moralische Verpflichtung ganz zu bestreiten, so dürfe man nicht ein Almosen hinwerfen, sondern müsse so viel gewähren, daß wenigstens die Existenz wieder gesichert und der tatsächliche Schaden möglichst ersetzt werde. Ein Reich wie das deutsche dürfe hier nicht kleinlich sein, sonst setze es sich in der Achtung der ganzen Welt herab. Das Blatt hofft, daß der Reichstag selbst die Summe voll bewilligen wird. Die Zahl der Aerzte in der südwest- afrikanischeu Schutztruppe wird wieder um achtzehn vermehrt.
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Eine kirchlich-liberale Versammlung in Berlin protestierte gegen das brandenburgische Konsistorium, das den liberalen Pastor Fischer wegen einer Aeußerung auf dem Protestautentag verwarnt hatte. Professor Pfleiderer trat für die moderne theologische Wissenschaft ein.
Die Einfuhr preußischer Kohlen nach Belgien hat vollkommen aufgehört; dafür nimmt die Ausfuhr belgischer Kohlen nach Deutschland stetig zu. Auf den Bahnhöfen Mons, Jemappes, St. Ghislain entwickelt sich eine fieberhafte Tätigkeit. Hunderte von Wagen werden beständig mit Kohlen und Koks verladen. Arbeitsperiodeu von 20 Stunden für den Einzelnen sind nichts Selteues. Bis jetzt sind über 70 Sonderzüge von 30 bis 40 Wagen nach Deutschland abgegaagen. Das Bahnhofspersonal ist übermüdet. Fünf Beamte werden von Brüssel requiriert. Die Bergwerksbefitzer sehen mit Freuden ihre gewaltigen Vorräte dahinschwinden, die es während der letzten Monate nötig gemacht haben, daß in vielen Bergwerken die Arbeit auf fünf Tage beschränkt wurde. Bei einem deutschen Streik von acht Tagen dürften sich die belgischen Vorräte erschöpfen.
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Bei der Kriegführung der Hotientotten ist auffällig daß sie — ausgenommen die Witbois — keine Mordtaten verüben. Morenga z. B. verfährt in seiner Art bei den Raubzügen, die er unternimmt, ritterlich. Er ist Räuber, aber kein Mörder, und läßt meist bei seinen Plünderungen den Beraubten das Nötigste — wie ein Gerichtsvollzieher. Die Hottentotten unterscheiden sich hierdurch wesentlich von de« Hereros.
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Die Januarausgabe der „Fortnighly" enthält einen Artikel über die Organisation und Mobilmachung der englischen Flotte in Bezug auf das Wachstum der deutschen Flotte mit einem Vorwort von drei der bekanntesten Admirale.
Admiral Free man tle sagt: Die neue Einteilung der Flotte basiere auf der Verlegung des Mittelpunktes des maritimen Schwergewichts vom Mittelmcer nach der Nordsee. England würde aus dem gegenwärtigen Kriege nichts gelernt haben, wenn es nicht erkannt hätte, daß es zu Wasser und zu Lande im drohenden Kriegsfall sofort bereit sein müsse.
Admiral Hopkins sagt: Deutschland baue eine große Flotte, aber er glaube nicht, daß sie lediglich gegen England gebaut werde. Er sei daher der Ansicht, daß die Stärke und Schlagfertigkeit beider Länder die gegenseitige Würde und Duldsamkeit steigern würde. Das harmonische Verhältnis und die gut kameradschaftliche Stimmung, die zwischen den Marineoffzieren Englands und Deutschlands bestehe, könnten vorbildlich werden für das beiderseitige nationale Verhältnis im Interesse des Weltfriedens.
Kontreadmiral Montangue sagt: Man sei dem Marineamt zu Dank verpflichtet für den ausgezeichneten Plan der neuen Einteilung der Flotte, der den Anforderungen der Zeit entspreche. Die Flotte sei dadurch für jeden Gebrauch frei geworden. Der Admiral verurteilt dann auf das Entschiedenste das unverantwortliche Geschwätz in England und ebenso in Deutschland, das dazu diene, Zwietracht zu säen. Ein derartiges Verfahren sei im höchsten Grade kindisch.
Deutscher HieichsLag
Merkt«, 22 Jan.
Die konservative Anfrage wegen der Handelsoertraqs- verhaudkmgen mit Oesterreich-Ungarn wurde von der Tagesordnung der gestrigen Sitzung abgesetzt, nachdem Staatssekretär Graf Posadowsky erklärt hatte, die Verhandlungen seien noch nicht zum Abschluß gelangt, und die Beantwortung könne frühestens im Laufe der neuen Woche erfolgen. Hierauf setzte das Haus die Besprechung der Anfrage wegen des Bergarbeiterstreiks fort. Abg. Beuner (ntlib.) stellte Angaben über die Zechen Neumühl und Konstantin richtig. Elftere habe festftellen lassen, daß ihre Gruben zu den bestgelüftetsten gehören und daß die Häuer über 4 Mk. verdienen. Auf Konstantin herrschten durchaus nicht 38 Gr. C., sondern au keiner Stelle mehr als 24 Gr. Die Entlassung eines Arbeiters sei auf eigenen Wunsch erfolgt und nicht, weil er sich beschwert habe. Die Zechenbesitzer könnten nicht nachgeben, denn das hieße den Kontraktbruch anerkennen. Das Waqennullen sei als Disziplinarstrafe unentbehrlich. Abg. Molkenbuhr (Soz.) wandte sich gegen den Vorredner, kritisierte die Rede des Reichskanzlers und forderte die Verstaatlichung des gesamten Bergbaues. Bezeichnend sei es in diesem Falle, daß sozialdemokratische und nicht sozialdemokratische Arbeiter zusammen gehen. Abg. Pohl (frs. Verg.) bedauerte, daß der Reichskanzler polnische Momente in die Erörterung hineiogezogeu habe.
Verantwortlich für die Vorgänge sei der ungenügende Rechts- zustand. Sei die schroffe Haltung der Zecheubefitzer patriotisch? Abg. v. Kardorff (frkons.) forderte zur Wiederaufnahme der Arbeit auf. Gegen die Stillegung der Zeche» müsse auf dem Wege der Gesetzgebung vorgegangen werden. Abg. Stöcker (b. k. Part.) entschuldigte die Arbeiter wegen des Kontraktbruches, der sich aus den Verhältnissen erkläre. Es handle sich nicht nur um sozialdemokratische Agitation, auch christliche Bergleute seien beteiligt. Die Zecheubefitzer wollten nicht mit den Arbeitervertretern verhandeln, aber wenn sich Könige das konstitutionelle Recht gefallen lassen mußten, könnten es auch die Zechenherrn. Abg. Gotheim (frs. Berg.) schloß sich dem Vorredner an und empfahl die Einsetzung von Arbeiter-Grubenkontrolleuren und -Ausschüssen. Minister Möller lobte die Rahe und Mäßigung. Die Grubenbesitzer müßten sich klar werden, daß die öffentliche Meinung gegen sie sei und hätte» za versuchen, dsu Fehler wieder gut zu machen. Die Besprechung wird Montag fortgesetzt.
Lcrndesnachrichtsn.
b Aktensteig, 23. Jan. Bei der gestrigen Generalversammlung wurde von Kassier Armbruster berichtet, daß ein Baarvorrat in der Kasse sich befinde von 150 Mk. Dieser wird aber verbraucht durch die Reparatur der Fahne. An Unterstützungen leistete die Kasse 56 Mk., außerdem die Bundcskasfe 72 Mk., ferner die Sterbekasse unseres Vereins 180 Mk., die Bezirkssterbekafse 120 Mk. Zusammen also konnten Kranken und Witfrauen rc. 428 Mk. ausbezahlt werden. Um den erhöhten Anforderungen an die Kaffe Nachkommen zu können und in Anbetracht des Umstands, daß der Geldwert seit der Festsetzung des Beitrags vor 30 Jahren ums 1^ fache zurückgegangeu ist, mußten die Beiträge erhöht werden um monatlich 5 Pfg. für aktive und passive Mitglieder. Diese Erhöhung wurde mit zwölffacher Mehrheit beschlossen. Das Königscfseu soll Heuer durch eine musikalische Abendunterhalturig im Lokal ersetzt werden. Schriftführer Köhler berichtet, daß der Mitgliederstand im Jahr 1904 um 22 Aktive und rO Passive zugenommen hat, so daß er jetzt 132 aktive und 34 passive zus. 166 Mitglieder beträgt. In den Ausschuß wurden zu den verbleibenden Mitgliedern Weich, Meh, Zoller, Köhler, gewählt: Armbruster, Weißgerber Henßler, Stockinger, Steiner, August Seeger. Kaisersgeburtstag wird am Sonntag in der Linde gefeiert, wozu jedermann eiugeladen werden wird.
* Wakddorf, 23. Jan. Nach erfolgter Abnahme eines Fußesstarb gestern im Nagolder Krankenhaus Joh. Wendel von hier, dem kürzlich beide Füße erfroren find.
ff Neuenbürg, 21. Januar. Auf dem Heimweg nach Engelsbrand gerieten zwei Metzger aus Geschäftsneid aneinander und traktierten sich mit Stock und Messer. Der Hund des einen zerfleischte den Fuß des Gegners seines Herrn. — In Kapfenhardt wurde ein junges Mädchen von zwei alten Wüstlingen verführt. Alles ist darüber empört. ,
ff Tübingen, 21. Jan. Zu dem Ausbruchsversuch der zwei Gefangenen wird nachträglich bekannt, daß der verunglückte gefangene Müller 1 ^ Jahre Gefängnis zu verbüßen hatte und heute in die Strafanstalt überführt worden wäre. Der Gefangene Kraus ist s. Z. mit einer Privatiersehefrau von Calw unter Mitnahme von 100000 Mk. durchgebrannt, mit der Geliebten aber in Budapest verhaftet und ausgeliefert worden. Müller, ein großer und gewandter Mann har das Fenftergitter gelöst und der Haltbarkeit von Leintuch und Teppichen zuviel zugetraut. Auch kam er dem elektrischen Draht zu nahe und stürzte ab. Bauführer Müller ist nun seinen Verletzungen erlegen.
ff GSersdorf, 21. Jan. Ein älterer Bauer, namens Geiser von Bechingen wurde von einem Schlitten überfahren und erlitt bedeutende Verletzungen. Am Kopfe trug der Manu schwere Schürfungen und eine Verletzung des Auges davon. Außerdem wurde ihm der Brustkorb stark gequetscht. Der Verunglückte dürfte schwerlich mit dem Leben davonkommeu.
ff Mm, 21. Jan. (Kriegsgericht der 27. Division.) Der Grenadier Holzmann hatte in der Nacht zum zweiten Weihnachtsfeiertag auf Posten zu stehen. Diese Gelegenheit benützte er, um in der nahegelegenen Kantine eivzübrechen und sich 30 Mk. auzueigueu. Da er schon vorbestraft ist und eine schlechte Fahrung aufweist, wurde er zu 1 Jahr 6 Monaten Gefängnis verurteilt.
ff Nom Modeusee, 21. Januar. In Herbertsweiler (Ueberlmgen) geriet der 23 Jahre alte Joseph Skröhle von Beuren unter sein Fuhrwerk. Dem Unglücklichen wurde die