Velsvdsn Ar. 11.
uchr-nt DienSrag, Donnerstag. AamStag und Sonntag mit der ÄratiS-Beiloge Der Äo n n t a g S- Ä a p.
ItestellpreiS pro Quartal im Bttirk u. Nachbar- o.rSverkehr Mk. 1.15 außerhalb desselben MN t3L.
MmVblatt für
Ä-MmtialtmWbiM
AllgmemksLtyeige
Einruclun gspreis für Aliensteig und nabe Umgebuna bei einmaliger Einrückung 8 Pfg.
Lc> mehrmals je K Psg auiwä rs je 8 Psg. die Ispaltig« Zene oder deren Raum
Verwendbare Beiträge werden dankbar angenommen.
G
>1^1 ! tlk«! abonniert auswärts auf dieser Blatt bet
» IvK» I den Kgl. Postämtern und Postboten.
Infolge der großen Verbreitung der Geflügelcholera wurde durch ministerielle Verfügung der Handel mit Geflügel im Umherziehen bis zum 31. August ds. Js. einschließlich verboten. Ausgenommen ist der Austauf von Geflügel, welches zur Schlachtung bestimmt ist.—
1Vü<-tt<r>rt»eVsifetzev ^«rrrdt<»s
Kammer der Abgeordneten.
* Stuttgart, 3. Juli. (119. Sitzung.) Zu Beginn der heutigen Sitzung wird das Kapitalsteuergesetz einstimmig und das Grund-, Gebäude- und Gewerbesteaergesetz mit 62 gegen 12 Stimmen (gegen einen Teil der Volkspartei und gegen die Sozialdemokraten mit Ausnahme Blnmhardt's) angenommen. Es folgt die Beratung des Gesetzes betreffend die Besteuerungsrechte der Gemeinden und Amtskörperschaften. Referent über sämtliche Artikel, mit Ausnahme der Warenhaus: steuer, ist Abg. Röder. Er giebt der Hoffnung Ausdruck, daß durch baldige Einführung der Vermögenssteuer die Betriebs steuern den Gemeinden überwiesen werden können.
— Die ersten Artikel, die die allgemeinen Bestimmungen enthalten, werden ohne Weiteres angenommen; dagegen geht zu Artikel 5 ein Antrag Gröber ein, der auch die in Strafanstalten erfolgte Herstellung von Gegenständen als Gewerbebetrieb der Steuer unterwerfen will. Der Antrag wird vom Abg. Schach u. A. durch den Hinweis auf die Lasten begründet, welche für die Stadt Rottenburg und für ihr Ortsgewerbe durch das dortige Gefängnis erwachsen. Eine weitere Ausdehnung der Besteuerung regen auch die Abgg. von Geß (D. P) und Förstner (D. P.) an; elfterer ans staatliche Reparaturwerkstätten und Irrenanstalten, letzterer auf die Postanstalten. — Gegenüber diesen Erweiterungsversuchen betont der Minister des Innern von Pischek die Vorteile, welche die Gemeinden von solchen Anstalten hätten — einmal durch die direkte Besteuerung der Beamten und Arbeiter und sodann in starkem Maße auch durch die Verbrauchsabgaben. Diese Vorteile würden die Lasten bei Weitem überwiegen. Der Begriff „Gewerbe" als eine auf den Erwerb gerichtete Thätigkeit sei auf die genannten Anstalten nicht anwendbar und die Steuer würde also keine Gewerbe-, sondern eine Betriebssteuer darstellen. Abg. Gröber (Ztr.) zeigt an einigen Einzelfällen die weitgehende Uebereinstimmung des Betriebs in Strafanstalten mit der Privatindustrie. Abg. H auß mann-Balingen erhebt schwere Bedenken gegen eine solche Besteuerung der Strafanstalten, die die erhöhten Ausgaben durch einen gesteigerten Betrieb wett machen und so dem Gewerbe eine stärkere Konkurrenz bereiten würden. Eine Minderung der Einnahmen würde ferner das Budget des Staates und damit die Allgemeinheit belasten. Rottenburg speziell biete das Schauspiel, daß es einem Privatbetrieb, einer Filiale von Junghans, Steuerfreiheit, freien Grund und Boäen und freie Holzlieferung biete, die Staatsanstalten aber besteuern wolle. In namentlicher Abstimmung wird der Antrag Gröber mit 38 gegen 31 Stimmen abgelehnt. Auch zu Artikel 6 wird eine Steuererweiterung vom Abg. Locher beantragt, und zwar bezüglich der Bodensee-Dampfschifffahrt, die bisher Steuern entrichtet hat und nun durch den Entwurf befreit werden soll. — Remb old-Gmünd bittet ferner, wenigstens in der künftigen Besteuerung die Irrenanstalten in die Steuer einzubeziehen. — Dem schließt sich Binz(Vp.) an. Der Antrag Locher wird abgelehnt. — Durch einen Antrag Remb old-Gmünd soll das Recht der Gemeinden, Steuerfreiheit zu gewähren, auf 10 statt auf 20 Jahre beschränkt werden. — Der Minister des Innern v. Pis chek hält den Antrag für praktisch bedeutungslos und empfiehlt nur für gemeinnützige Baugenossenschaften und ähnliche Anstalten die Frist von 20 Jahren. — Einen dementsprechenden Antrag dringt Haußmann-Gerabronn ein. Dieser Antrag wird jedoch abgelehnt und dex Antrag Nembold angenommen.
Lc»noesnacy richten
* Kttenstekg, 5. Juli. Am hiesigen Postgebäude ist ein Anbau notwendig geworden und werden die Vauarbeiten bereits zur Verakkordierung ausgeschrieben. Damit geht nun die Frage der Erbauung eines neuen Postgebäudes, welche schon längere Zeit bestand, einer Lösung entgegen, die allgemeine Befriedigung hervorzurufen geeignet ist. Wie bekannt, befindet sich das hiesige Postgebände an sehr geeigneter Stelle inmitten der Stadt und die Wegverlegung,
— häufig trifft man gegenwärtig die Postgebäude in der Nähe weitabgelegener Bahnhöfe —, würde manche zeitraubende Unannehmlichkeit im Gefolge gehabt haben. Man kann sich also über diese Wendung der Angelegenheit aufrichtig freuen. — Heute mittag gegen 1 Uhr zog hoch in den Lüsten in nordöstlicher Richtung ein großer Luft-Ballon über unser Thal und erregte große Aufmerksamkeit. Ob derselbe Personen mitführte, konnte mit dem bloßen Auge nicht
Sonntag, 6. Juli.
Bekmmt»achunzr» aller Art finden di« erfolg- reichü« Verbreitung.
1SV2.
beobachtet werden, doch konnte man die Umrisse eines anhängenden Korbes wahrnehmen.
Laut der veröffentlichten amtl. Uebersicht ergab die Farrenschau im Bezirk tzal« 29 Farren I., 56 ll., 13 III. Klasse. Vvn Farren 1. Klasse besitzen Zwerenberg 2, Oberkoll- wangen 2, Liebelsberg 2, Möttlingen 2, Gechingen 2.Kühe und Kalbinnen sind im Oberamtsbezirk Calw 7265 St. vorhanden.
* Stuttgart. 3. Juli. (Maurer-Ausstand.) Der nun schon die dritte Woche dauernde Maurerstreik scheint seinem Ende entgegenzngehen. Von Tag zu Tag finden sich neue reuige Streikende ein, welche um Wiedereinstellung nach den alten Lohnbedingungen bitten. Bei einem einzigen hiesigen Werkmeister that dies heute früh ein Trupp von 14 Streikenden. Während der aus Preußen gebürtige Streikführer Stolle in verschiedenen Blättern noch Inserate erläßt, wonach die Lage der Streikenden eine durchaus günstige sei und der Streik erst dann aufgehoben werde, wenn die Arbeitgeber die Hand zum ehrlichen Frieden bieten (d. h. auf richtiges Deutsch: den Forderungen der Streikenden sich bedingungslos unterwerfen), nimmt die gedrückte Stimmung unter den streikenden schwäbischen Maurern von Tag zu Tag zu, weil verschiedene derselben, die versuchten, bei auswärts wohnenden Werkmeistern Beschäftigung zu finden, unter Hinweis auf die „schwarze Lifte" von Letzteren abgewiesen worden sind.
* In Alm war eine ältere Witwe Namens Bundschuh am Abend mit Bügeln beschäftigt. Durch die Kohlengase des Eisens wurde die Frau bewußtlos. Sie fiel zu Boden, wobei das heiße Eisen auf die rechte Hand zu liegen kam, die fast vollständig verkohlte. Erst am nächsten Morgen wurde die Frau, die das Bewußtsein noch nicht erlangt hatte, aufgefunden.
js Frankfurt a. Al., 4. Juli. Der „Fftr. Ztg." wird aus Konstantinopel gemeldet: Der bulgarische diplomatische Agent Geschow hat heute dem Großvezier eine Note überreicht, in der Bulgarien verlangt, daß innerhalb drei Tagen das bulgarische Wappen an der Handelsagentie in Serres wieder angebracht werde, was unter Umständen die bulgarische Regierung durch einen eigenen Beamten vornehmen lassen wolle. Geschow erklärte ferner, er sei für den Fall, daß die Pforte die verlangte Genugthuung verweigere, beauftragt, die Beziehungen zur Pforte abzubrechen und mit seinem Personal Konstantinopel zu verlassen.
* Kalle a. S., 2. Juli. Der Evangelische Pfarrerverein der Provinz Sachsen beschäftigte sich in seiner heutigen Jahressitzung auch mit dem Duellwesen, wozu ein Antrag der Bezirksvereine Zeitz und Merseburg vorlag. Entsprechend diesem Anträge beschloß der Verein, an die Provinzialsynode den Antrag zu richten, an zuständiger Stelle vorstellig zu werden, daß das Duell allgemein, vornehmlich in der Armee und im Beamtenstande, beseitigt werde. Die Versammlung beklagt den Duellunsug, da durch den Duellzwang zahlreiche Familien in namenloses Elend versetzt werden, und erachtet es als Pflicht des Pfarrerstandes, vor der Oeffent- lichkeit Zeugnis dafür abzulegen, daß er in allen seinen Gliedern das Duell auf das Entschiedenste bekämpft, weil es den elementarsten sittlichen Forderungen des Christentums Hohn spricht und das Rechtsbewußtsein unseres Volkes trüben und stören muß.
* Am 15. Juli wollen die Polen aller drei Teilungsländer den Gedenktag der Schlacht von Tannenberg feiern als eine Kundgebung gegen die Marienburger Rede Kaiser Wilhelms. Ausrufe der Warschauer Nationalliga und anderer polnischer Organisationen werden im geheimen verbreitet, die zu dieser Feier anffordern. In Preußen und dem Weichselgebiete werden die Feiern sich Wohl unter dem Ausschlüsse der Oeffentlichkeit vollziehen, um so prunkvoller sollen sie sich in Galizien gestalten. — Bei Tannenberg, Reg.-Bezirk Königsberg, erlag am 15. Juli 1410 ein Dentschritter- Heer von 80 000 Mann einem fast doppelt so starken polnischen Heer.
js Königsberg i. Zkr., 4. Juli. In der heutigen Sitzung des deutschen Aerztetages wurden u. a. folgende Anträge einstimmig angenommen: 1. Mitglieder von Krankenkassen sollen die Hilfe jedes Arztes anrufen können, der im Bezirk thätig ist und sich auf die vereinbarten Bedingungen verpflichtet hat; 2. die gegenseitigen Leistungen zwischen Aerzten und Krankenkassen sollen vereinbart werden von Kommissionen, die zu gleichen Teilen von Aerzten des Bezirks und Delegierten der Krankenkassen gebildet werden.
AnsEndifches
* Aest, 4. Juli. Gestern machte eine aus jungen Leuten bestehende Gesellschaft eine Fahrt auf der Donau. Plötzlich kippten die drei Kähne um. Drei Matrosen wollten den Verunglückten Hilfe bringen, auch ihr Boot schlug um. Im ganzen sind 13 Personen ertrunken.
* Ein grauenhafter Mord wurde gestern in Wrtdapest von einer 26jährigen schönen Frau Namens Ester Petro an dem Juwelier Alexander Erdey verübt, als er bei ihr eine Ratenzahlung für gelieferte Pretiosen einkassieren wollte. Sie warf ihn aufs Bett, erwürgte ihn und zerschnitt hierauf den Leichnam mit dem Küchenmesser in kleine Stücke, packte die Teile in ein rotes Tuch und führte sie in dem Kinderwagen, in welchem ihr einjähriges Kind saß, an eine entlegene Stelle, wo sie das Tuch wegwarf. Später wurde die Mörderin durch die Angabe eines Kindes, welches von einem Fenster des gegenüberliegenden Hauses den ganzen Vorgang mitangesehen hatte, entdeckt.
* Ilo«, 4. Juli. Nach einer Meldung der „Kapitale" wird der König am Dienstag oder Mittwoch nach Petersburg abreisen. Nach Mitteilung desselben Blattes wird der Kaiser von Rußland sich in der ersten Hälfte des Oktober nach Rom begeben.
* Daris, 4. Juli. Eine vom Untersuchungsrichter in der Humbert-Angelegenheit angeordnete Haussuchung Inder Druckerei der französischen Staaispapiere ergab, daß die hohen Renten-Titres, die Frau Humbert den Opfern ihrer Betrügereien zu zeigen pflegte, gefälscht waren. Sie besaß nur drei Stücke, die auf ganz geringe Beträge lauteten und von ihr in Renten-Titres von 300,000 und 400,000 Frs. umgewandelt wurden, so daß es ihr nicht schwer wurde, große Summen geborgt zu erhallen.
* London, 3. Juli. Einer Petersburger Meldung des Daily Expreß zufolge herrscht in Rußland großes Aufsehen infolge einer ungewöhnlichen Handlung des Zaren, der, ohne die Proteste der Münster zu beachten, 200 Privatpersonen aus den verschiedensten Ständen in Audienz empfangen will, darunter Universitätsprofessoren, frühere politische Gefangene, Redakteure, Publizisten und überhaupt Leute, die von der Polizei als verdächtig bezeichnet werden. Der Zar sei über die wiederholten Morde von Ministern beunruhigt, befinde sich durch die öffentlichen feindseligen Kundgebungen in ganz Rußland in Aufregung, er habe sich daher entschlossen, von der üblichen Hoftradition abzusehen und aus persönlicher Unterredung sich eine Meinung darüber zn bilden, was notwendig sei, um die Ruhe in Rußland wiederherzustellen. Die zur Unterredung Eingeladenen werden aufgefordert werden, ihre Meinung frei und rückhaltlos zu äußern, wie der Not und Unzufriedenheit in den unteren Klassen der Bevölkerung abgeholfen werden könne und gleichzeitig sollen sie angemessene Reformvorschläge machen. DerZar werde in seinen Plänen von der Zarin ermutigt.
sj Das Londoner Kriegsaml teilt mit, daß die Feindseligkeiten in Südafrika nunmehr völlig beendet seien. Die daselbst befindlichen englischen Truppen belaufen sich ohne die Lokaltruppen auf 202 000 Mann. Von den regulären Truppen werden 70 000 Mann sofort in die Heimat zurückbefördert, wo sie alsbald entlassen werden. Es bleiben aber dem nach 132 000 Mann Truppen in Südafrika zurück, deren Erhaltung dem englischen Volke täglich ein schweres Stück Geld kostet. So ganz sicher fühlen sich die Engländer den Boeren gegenüber auch immer noch nicht, so warnen die Londoner „Times" auf Grund Bloemfonteiner Nachrichten davor, der zukünftigen Gestaltung der Dinge mit allzu großem Vertrauen entgegenzusehen. In den Abschiedsmanifesten Bothas an die Boeren seien Stellen enthalten, die die Möglichkeit einer künftigen Agitatur andeuten.
* Der russische Oberst Grimm har Festungspläne an Oesterreich verkauft und den Spionenlohn dafür mit seiner Mätresse durchgebracht. Er wurde zum Tode verurteilt. Nunmehr ist seine Frau nach Petersburg gereist, um für den treulosen Mann beim Zaren Gnade zu erstehen. — Die Liebe trägt alles und duldet alles!
js Wort Said, 4. Juli. (Reutermeldung.) Heute ist hier ein Pestfall festgestellt worden.
Handel und Berkehr.
* Dom Auterlaud, 2. Jul. (Vom Wollmarkt.) Mit dem heute zu Ende gehenden Heilbrunner Wollmarkte ist das Geschäft gutenteils beendet. Das Ergebnis schlecht. Die geringe Zufuhr an Wolle, die vom Odenwald, der Maingegend und vom Neckar in Heilbronn feilgeboten war, mußte zu 85, 90 bis 95 Mk. abgegeben werden.
* Stuttgart, 3. Juli. (Schlachtviehmarkt.) Preise für V 2 Schlachtgewicht: Ochsen 72—74 Psg., Farren (Bullen) 57—59, 55—57 Psg., Kalbeln (Färsen), Kühe 64—66, 62-64, 59—60, 58-60, 35-45 Psg., Kälber 82—86, 78—82, 75—78 Psg., Schweine 70—72, 68—70, Sauen und Eber 59—60 Psg. — Verlauf des Marktes lebhaft, Tendenz fest.
Verantwortlicher Redakteur: W. Rieker, Altensteig.