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Verwendbare Beiträge werden dankbar angenommen.
Sozmtag, 26 Januar.
Bekanntmachung,- au« ürr finden die erfolgreichste Verbreitung,
1902.
Amtliches.
Zur Ueberwachung des Weinverkehrs des Landes sind Sachverständige bestellt worden und zwar für den Bezirk Calw Privatier Leonhard Schäfer in Stuttgart, für den Kontrollbezirk VI, umfassend den ganzen Schwarzwaldkreis mit Ausnahme der Oberamtsbezirke Calw und Neuenbürg Gemeinderat Friedrich Haug in Tübingen.
Deutscher Werchstag.
* Berlin, 22. Jan. Eingegangen ist eine Interpellation des Zentrums betreffend Aufhebung des Jesuitengesetzes. — Zweite Etatsberatung. Abg. Basserinann (natl.) wünscht u. a. die Regelung der Arbeitszeit der Handlungsgehilfen in den Kontoren und verlangt, daß zur Einschränkung der Schwindelausverkäufe Vorschriften erlassen werden. Neben einigen anderen Wünschen bringt Redner auch den der Erweiterung des Franenstudiums zum Ausdruck. Abg. Fischer (Soz.) bezeichnet die bisherigen sozialpolitischen Maßnahmen der verbündeten Regierungen als eine Karikatur einer Sozialreform. Staatssekretär Graf Posadowsky: Ich wünschte, daß die Sozialdemokraten die Rechte der Arbeiter hier mit der Objektivität vertreten, welche nötig ist, um die Geschäfte des Landes wirklich zu fördern. Ich habe die Bundesregierungen ersucht, auf die Staatsanwälte einzuwirken, daß sie dem Ausverkaufwesen energisch entgegentreten. Sollte das nicht helfen, so wäre eine Ergänzung des Gesetzes gegen den unlauteren Wettbewerb zu erwägen. Zum Schluffe nimmt der Staatssekretär den Handelsminister Möller gegen die sozialdemokratischen Angriffe in Schutz. Abg. R ö s i ck e-Desfau (natl.) tritt für die Einrichtung paritätischer Arbeitsnachweise ein. Abg. Beckh - Coburg (freis. Vp.) fragt an, wie weit die Bemühungen, einen wirksamen Vogelschutz herbeizuführen, gediehen seien. Staatssekretär Graf Posadowsky erklärt, daß die internationale Konvention dem Reichstage vorgelegt werde, sobald sie im Prinzip von allen beteiligten Staaten unterschrieben sei.
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(KammerderAbgeordneten.) j
* Stuttgart, 23. Jan. (83. Sitzung.) Auf der Tagesordnung stehen die abweichenden Beschlüsse der Ersten Kammer über das Körperschaftsforstgcsetz. Berichterstatter ist Graf v. Uexküll. Die hauptsächlichste Meinungsverschiedenheit besteht bezüglich der Zusammensetzung der Körperschaftsforstdirektion; während die Zweite Kammer die Heranziehung von zwei Laien (Körperschaftsbeamten) zu den zwei Forsttechnikern und zwei Verwaltungsbeamten beschlossen hat, will die erste Kammer das Laien-Element ausschließen. Die Kommission der Zweiten Kammer will die Vermehrung der Forstlechniker auf vier zulasfen, hält aber an der Heranziehung der Laien fest. Die Regierung ihrerseits hält an der Vorlage fest und die Minister des Innern v. Pischek und der Finanzminister v. Zey er bekämpfen den Kommissionsantrag, über den sich eine lange Debatte entspinnt, da fast alle Redner sich im Interesse der Körperschaften energisch für den Antrag aussprechen; nur die Privilegierten neigen der Anschauung des Ersten Hauses zu. Schließlich wird der Kommisssonsantrag angenommen, lieber die Strafbestimmungen des Gesetzes giebt es wieder eine längere Debatte. Hier wollen die Standesherren der Vorlage entsprechend die Strafgewalt völlig dem Amtsgericht überlassen, während die Abgeordnetenkammer dafür ist, daß kleinere Verfehlungen sowie solche Vergehen, die ausschließlich Körperschaftswaldungen betreffen, von der Gemeindeverwaltung bestraft werden. Die Anträge der Kommission werden schließlich gegen die Stimmen der Privilegierten angenommen. Hierauf folgt die namentliche Abstimmung über das ganze Gesetz betreffend die Körperschaftswaldungen und die Forstpolizei, welches einstimmig Annahme findet.
* Stuttgart, 24. Januar. (84. Sitzung.) Die Zweite Kammer behandelt heute die Frage der Einheitsmarke. Berichterstatter Liesch ing empfahl unter Wahrung des prinzipiellen verfassungsrechtlichen Standpunktes der Kammermehrheit die Annahme des Vertrages. Kiene (Zentr.) trat für dig Ablehnung aus politischen und finanziellen Gründen ein. (Näherer Bericht folgt.)
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* Aom Lande. In der Stadt giebt es oft große Not um Dienstboten, aus dem Lande steht es aber noch viel schlimmer. Knechte und Mägde wollen nur noch bleiben, wenn der Lohn fortgesetzt aufgebesfert wird. Wo der Bauer das Geld dazu hernehmen soll, darnach fragen sie nicht. Und oft hilft nicht einmal das Aufbessern des Lohnes. Knecht und Magd verlassen den Dienst und suchen in der
Stadt ein Unterkommen. Dort giebt es hohe Löhne, leichte Arbeit, schöne Kleider und Soldaten in Menge und Sonntags Musik und Tanz. Nicht blos einmal oder zweimal, wie draußen im langweiligen Dorfe, nein, alle Sonn- und Feiertage ist etwas los für das lebenslustige Ding vom Lande. „Ach, wie war ich doch so dumm, daß ich stets da unten blieb und da oben ist's so lieb" — so sprach auch das Fröschlein, als es von seinem Weiher heraus, auf die grüne, sonnige Wiese spazierte. Da hatte es auch der Storch schon gefressen. — Ja, ja, der böse Storch macht auch denen, die in die Stadt wandern, oft zu schaffen. Das ist der Anfang zu allerlei Elend. Dann ist es aus mit der Herrlichkeit. Auch manche Tochter gut situierter Bauern mag nicht mehr auf dem Lande bleiben; wenn sie auch redlich zu Hause noch mit- hilft, ihr Streben ist, in die Stadt zu heiraten. Wenn es nur ein Angestellter ist, ein Beamter. Viel schöner lebt es sich als Beamtenfrau, als draußen auf dem Bauernhof, wo die Bäurin schon in aller Frühe aufstehen muß um nach dem Rechten sehen. Daß es in der Stadt meistens keinen Gemüsegarten und keinen Hühnerstall giebt, daß dort alles kostet, daran wird nicht gedacht. Wenn es nur ein Angestellter ist und in der Stadt. Wo und wie das kommt erst nach und nach. Kein Wunder, wenn nach solchen Beispielen auch die Dienstboten zur Stadt wandern. Aber doch die Hauptursache der Landflucht ist die Genußsucht. Hüte, Federn und alles mögliche, aber nur keine Mistgabel mehr! In den Stall will nur selten noch ein Mädchen hinein. So geht es dem Bauern, der durch die Größe seines Betriebes genötigt ist, eine Magd zu halten, oft recht schlecht. Auf allerlei Weise sucht man der Landwirtschaft zu helfen. In Genossenschaften und Vereinen, die namhafte Zuschüsse vom Staat erhalten, wird viel gethan. Alles, was sich nur einigermaßen auszeichnet, wird prämiert. Aber gegen den Zug zur Stadt anzukämpfen, ish>v"r allem des Schweißes der Edlen wert. Denn abgesehen von dem Schaden, den der Bauer durch Mangel an Dienstpersonal erleidet, liegt in der Landflucht die Geringschätzung der Heimat, der Scholle, der segenbringenden Arbeit in Hof und Flur. Freilich kann man die Erkenntnis der Wahrheit, daß die Gesundheit eines Gesamtvolkes auf einem gesunden, kräftigen Bauernstamm beruht, nicht vom einfachen Bauernmädchen verlangen. Umsomehr sollten aber die, die Einfluß auf die Landleute haben, in dieser Richtung segensreich wirken. Das Bewußtsein der tiefgehenden Schädigung, die ein kräftiger Bauernstamm erfährt, wenn fortlaufend seine besten Kräfte durch das Getriebe der Stadt dem Lande entzogen werden, kann nach und nach doch ins Volk gebracht werden. Die Alten, die ihren Kindern, obwohl diese noch lange unter zwanzig sind, nichts mehr zu sagen getrauen und sich darein geben, wenn ihre Sprößlinge, eines nach dem andern, das Bündel schnüren, werden doch schließlich aufgerüttelt werden, Wenn sie in Versammlungen und Vorträgen immer wieder hören, daß das Glück und Gedeihen des Volkes nur dann auf dem Bauernstand beruhen kann, wenn der Bauer treu der Heimat und stolz auf seine Scholle ist.
* tzakrv. 24. Jan. Infolge der milden Witterung s äreitet die Entwicklung der Knospen in unerwünschter Weise vor sich. Die Knospen an Bäumen und Sträuchern beginnen sich schon zu regen und es ist zu befürchten, daß bei später eintretender Kälte im März und April ein großer Teil der Obstbaumblüten gefährdet sein wird. Ein Rückschlag in der Witterung wäre für die Holzgewächse von wohlthuendem Einfluß.
* Stuttgart, 24. Jan. Wie jetzt erst bekannt wird, ist vor einiger Zeit im Kabinett S. M. des Königs eine Geldkassette mit etwa 200 Mk. Inhalt gestohlen worden. Die Kassette wurde aufgebrochen und leer in der Nähe von Feucrbach gefunden. Der That verdächtig ist ein geisteskranker Arbeiter Namens Rudi aus Zuffenhausen.
* (Was ist ein Kurzschluß?) Bekanntlich wird neben anderen Ursachen der Brandkatastrophe, der das Stuttgarter Hoftheater zum Opfer fiel, auch eine Zündung infolge elektrischen Kurzschlusses angenommen. Diese Erscheinung wird seit Einführung der elektrischen Beleuchtung überhaupt häufig die Ursache gefährlicher Brände. Im allgemeinen nennt man Kurzschluß jeden in einer elektrischen Leitung durch Fehler und Beschädigung des Jsolierungs- materials sich bildenden Nebenweg für den Strom, der sich immer den möglichst kürzesten Weg sucht, um zu seiner Ursprungsquelle zurückzukehren. Wird nun z. B. die Isolierung der Leitungsdrähte, meist umsponnene Guttapercha, aus irgend einer Ursache, es sei hier nur an die in London und Paris vorgekommenen Fälle der Zerstörung der Isolierung durch Rattenbiß oder durch Spatenstiche erinnert, beschädigt, so wird in dem eigentlichen Stromkreis der elektrische Strom geschwächt, während er in dem sich bil
denden kürzeren Nebenschlüsse ein Glühen der Leitungsteile herbeiführt, das die Ursache gefährlicher Brände werden kann. Einen gewissen Schutz gegen diese Gefahr bieten die von Edison erfundenen Bleisicherungen, die darin bestehen, daß an passenden Stellen, namentlich an allen Verzweigungspunkten der Leitung Bleistreifen eingeschaltet werden, die so abgemessen sind, daß sie schmelzen, wenn ein stärkerer Strom durchfließt, als derjenige ist, den sie noch gerade aushalten sollen. Dadurch wird ein fast augenblickliches Unterbrechen des Stromes herbeigeführt.
* Hmüad, 24. Jan. Der Stahlgraveur Joh. Adam Oechsle, der seiner Zeit wegen gewerbsmäßiger Hehlerei zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt worden war und die Strafe verbüßt hat, wurde im Wiederaufnahme-Verfahren freigesprochen. Oechsle suchte nun um Entschädigung für die zu Unrecht verbüßte Zeit nach und erhielt aus dem Allgemeinen Gratialienfonds 1500 Mark ausbezahlt.
* (Aerschiedeves.) In Deckenpfronn hat sich der verheiratete Maurer Gottlieb Schneider in seinem Bienenhaus erhängt. — In Stadt und Bezirk Geislingen ergab eine Sammlung für die notleidenden Frauen und Kinder der Buren die Summe von 1100 Mk., welche an die Burenzentrale in München eingeschickt wurde.
* Pillüein, 24. Jan. Bor einigen Jahren wanderte ein hiesiger Bürger namens Wilhelm Mörck nach Argentinien in Südamerika aus. 'Dortselbst gründete er eine Brauerei und kam vorwärts im Geschäft. Diese Woche nun erhielten jedoch seine Geschwister unerwartet die Mitteilung vom deutschen Konsul in Argentinien, daß Mörck eines Morgens mit eingeschlagenem Schädel und durchschnittenem Hals vor seinem Bette aufgcfunden worden sei. Sämtliche Wertsachen, sowie die Bücher des Ermordeten wurden geraubt. Der Konsul haue sofort bei der argentinischen Regierung eine Untersuchung beantragt, welche auch alsbald ausgenommen wurde, ohne jedoch etwas Näheres über die Thäter zu ergeben.
* Danzig, 23. Jan. Auf der kaiserlichen Werst wird eine Station für drahtlose Telegraphie eingerichtet, um von hier aus mit den Kriegsschiffen auf der Reede in direkten Verkehr treten zu können.
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* Kaag, 23. Jan. Der englische General Carrington mit samt seinem Stabe hat sich um Weihnachten in den Magaliesbergen dem Buren Kommandanten Telarey ergeben müssen. (Die Buren haben es also in der Hand, für die Ermordung Scheepers durch die Engländer Ruche zu nehmen. Wenn sie gescheidt sind, lassen sie Carringwn hängen, dann wird es den Engländern vergehen, künftig kriegsgefangene Buren hinzurichten.)
* London. 24. Jan. Die „Times" meldet aus Peking: Bei dem Empfange der Gesandten fiel das leidende Aussehen des Kaisers auf, welcher ein Bild phys>,cher Schwäche und tiefer Melancholie bot.
* Washington, 24. Jan. Der deutsche Kaiser billigte die Pläne des Cnmites für de» Empfang des Prinzen Heinrich, soweit dieseloen gehen, und überließ es dem Comite, die Einzelheiten des allgemeinen Pl nes anszuarbeiten. Die Mitglieder des Comites sind gegenwärtig mit dieser Aufgabe beschäftigt, insbesondere mit den Beiträgen, welche mit den Agenten der Eisenbahn Gesellschaften abzuschließcn sind. Der für die Reise des Prinzen in Aussicht genommene Sonderzug wird aus sechs Wagen allereleganiester Art bestehen, von denen einer ausschließlich dem Prinzen zur Verfügung stehen wird. Prinz H.inrich wird den ersten Sonntag in New Jork znbringen, das Grab des Generals Grant besuchen, nm Mitternacht noreisen und Montag früh 10^ 2 Uhr in Washington cintreffen, woselbst er auf dem Bahnhof von der Ehrenwache, einer Eska non Kavallerie und einer Batterie Artillerie empfingen und nach der deutschen Botschaft geleitet wird. Eine Ableitung Pioniere versieht bei Tag und Nacht den Enrenivachtdicnst für das Botschaftsgebäude. Den zweiten Sonntag bringt der Prinz wahrscheinlich in Chattanoogo zu und wird den großen Nationalpark bei Chickamanga v>suchen. Der dritte Sonntag wird in New-Dork zügeln acht werden und der Ruhe und vielleicht dem Besuch vo einigen deutschen sozialen Organisationen gewidmet sein. Das Comite vermied, daß eine Reise des Prinzen auf einen Sonntag fällt.
* Wew-A<"k 24. Jan. In Oskaloosa ui Iowa hat sich ein schweres Unglück in den Lostcreek-Bergwerken ereignet. 55 Bergleuten ist der Ausgang versperrt, sodaß Wohl Alle umgckommeu sind. Bis. jetzt sind 18 Leichen gefunden.
Verantwortlicher Redakteur: W. Rick er, Altcnsteig.