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Erscheint Dienst«; Donnen Sing. SaiMtag und L onntaz mit der L'rnliS Beilage Der Lgnn«o> g s- G a ir.
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Nr. 137,
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Donnerslag» 5. Septem Ser
Amtliches.
* (Maul- und Klauenseuche.) Da größere Seucheugefahr besteht, werden für -Ort und Feldmark Grömbach sämtliche Wiederkäuer und Schweine bis aus weiteres unter polizeiliche Beobachtung gestellt.
Die P f e r d e m u st e r u n g im OA. Calw findet statt: am 17. Sept. in Calw, Hirsau, Erustmuhl, Lieben- zcll; am 18. Sept. in Obcrreichenbach, Oberkollbach, Röthenbach, Würzbach; am IM Sept in Liebelsberg, Neubulach, Altbulach, Oberhaugstett, Martinsmoos, Zwerenberg, Hornberg, Aichhalden, Oberweiler, Aichelberg; am 20. Sept. in Neuwciler, Breitenberg, Oberkollwangen, Schmieh, Sommen- hardt, Tcinach, Zavelsteni; am 21. Sept. in den östlichen Bczirksgcmcindeu.
Erna n n t wurde der Amtsgerichtsschreibcr Mayländer in Freudenstadt zum Bezirksnotar in Ochseuhausen.
Versetzt wurde der Postsekretär Sigle in Calw auf die P ostsckrctärstelle für den höheren Dienst bei der Generaldirektion der Posten und Telegraphen.
Ltirrsetz«rri.
Der Zar ist auf dem Wege nach Frcdensborg, er hat seine große Beglückungsreise angetreteu, in der ein neues Friedenssymptom erblickt werden darf. Daher ist sie allenthalben mit Genugthuung begrüßt worden, wenn man davon absiehk, daß sie in Oesterreich-Ungarn einigen Schwarzsehern Kopfschmerzen bereitet hat. Es ist kaum zu glauben, aber es ist Thalsache, daß an der Donau Befürchtungen hinsichtlich der Danziger Entrcvue ausgemacht find, als ob dort Abmachungen getrosten werden könnten, bei denen die österreichischen Interessen zu kurz kämen. Die Beklemmungen sind hinfällig, Graf Vülow wird Deutschland so wenig, wie es Fürst Bismarck gcthan hat, in die Verlegenheit bringen, zwischen Rußland und Oesterreich wählen zu müssen. Rußland aber will mit den europäischen Nachbarn in Frieden leben. Daher geht Graf Lambsdorff auf der Rückreise von Frankreich auch nach Wien. Die Nachricht dürfte genügen, um die Pessimisten in Oesterreich von ihren Aengstcn zu befreien.
In Frankreich ist man von der Zarenreise natürlich entzückt und die Commentare der russischen Presse dazu gefallen dort nicht, weil sie anssprechcn, was klar vor aller Augen liegt, daß nämlich die Beziehungen zwischen Frankreich und Deutschland sich gebessert haben. Dies zu hören, von ihren nächsten Freunden zu hören, bereitet den Franzosen lediglich bei dieser Gelegenheit Unbehagen; im Großen und Ganzen hatte sich das französische Volk längst darein gesunden, daß die Regierungen in freundlicherem Tone miteinander reden.
In Deutschland beschäftigt sich die öffentliche Meinung außer mit der Zarenreisc noch vorwiegend mit dem Gum- binner Mordprozcß, mit dem Zolltarif und mit der Sühue- misfion des Prinzen Tschun. Die Unterbrechung der Reise gehört jedenfalls nicht zu den angenehmeren Erfahrungen im politischen Leben; die Angelegenheit hat jetzt aber durch die Entschließung des Kaisers, Welcher auf das Zeremoniell des Kotau verzichtete, dagegen nur den Empfang des Prinzen Tschun in Potsdani zugestand, ein befriedigendes Ende gefunden.
Ein trauriges Jubiläum hat Abdul Hamid I I. in Konstantinopel gefeiert. Fünfundzwanzig Jahre ist er an der Regierung, er hat wiederholt Anläufe genommen, in seinem Reiche Ordnung zu schaffen, er hat zur Unterstützung auf diesem Weg Europäer, auch Deutsche, herangezogen, aber sein Ziel hat er nicht erreicht. Er ist zu sehr Orientale, um energisch mit der orientalischen Wirtschaft aufräumen zu können. Er muß fortwährend gegen Widerstände im Innern kämpfen, die ihm zeitweise über den Kopf wachsen, und dazu kommen dauernd Verwickelungen mit dem Auslande, deren Lösung ihm noch schwerer fällt als dieNiedcr- haltung der Mißvergnügten im engeren Reiche. Immer wieder macht er den Versuch, die Europäer ebenso zu behandeln wie seine Unterthanen, obwohl er sich längst überzeugt haben könnte, daß er damit nicht dnrchkommt. Er hat in den letzten Tagen erst wieder die Erfahrung gemacht, als er Frankreich mit Versprechungen abspeisen wollte. Ganz so ernst, wie es sich ausnimmt, ist der Konflikt allerdings nicht; er hätte auf glimpflicherem Wege bcigelegt werden können, als geschehen ist, wenn nicht Herr Constans so große Sehnsucht nach Paris gehabt hätte. Die französische Regierung ist ihrem Botschafter schließlich cntgegengekommeu. Sie hat ihm die Probe, ob er zur rechten Zeit krank werden kann, erlassen, indem sie ihn abberief. Infolgedessen wurde der Großvezicr krank, und ein Ministerrat ohne ihn beschloß, Frankreich Nachgiebigkeit auf der ganzen Linie zu — versprechen.
Bekanntmachungen aller Art finden die erfi.'.z- reichfie Beibreitung.
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Lei McbrwaU j- 6 Pfg. au-twä tS je 8 Pfg. die 1'pa'tige Zeile oder d-ren Raum
Verwcndlaie Beiträge werden dankbar angenommen.
I
Landesnachrickteu.
* Egenh a u sen, 4. Sept. Das seit Mitte August entlaufene Schwein, welches sich in den Waldungen der Umgebung Herumtrieb, von verschiedenen Personen betroffen wurde, aber immer wieder davonlief und sich seiner Freiheit in den Waldesgründen erfreute, scheint nun doch nicht mehr zu existieren. Alles Suchen in der letzten Zeit war vergeblich, jedenfalls hat ihm ein lüsterner Gourmand den Garaus bereitet und verwendet die Beute zum neuen Sauerkraut. Vielleicht verleiht das Auge des Gesetzes auch noch die Würze zum frugalen Male.
* Calw, 2. Sept. Heute früh erdröhnten mächtige Böllerschüsse, um den Tag von Sedan anzukündigen. In den Straßen erklangen die Weisen der Tagwacht und verschiedener patriotischer Lieder. Vom Turm der Stadtkirche ertönte der Choral „Nun danket alle Gott". Die Staatsund städtischen Gebäude haben geflaggt. Die Schüler der Volks- und Mittelschule hatten zu Ehren des Tages nachmittags keine Schule. Von mittags ^1 Uhr bis Uhr konzertierte die Stadtmusik vor dem Waldhorn. (C. W.)
* Wildbad. Das Sängerfcst des Enzgaues findet am 18. September hier statt. Am Wettgesang beteiligen sich 15 Vereine, außerdem haben sich noch eine große Anzahl weiterer Sangesbrüder angemcldet. Das Preissingen selbst findet in der neuerbauten Turnhalle statt.
* Rottweil, 31. August. In Gößlingeu machte sich vorige Woche der achtjährige Knabe des Stiftungspflegers beim Maschiuendreschen am Göpel zu schaffen und kam in das Kammrad, wobei ihm der rechte Fuß ganz gebrochen und außerdem gräßlich gequetscht und zerrissen wurde. Nach Anlegung eines Verbandes wurde der bedauernswerte Kleine in das Maricnhospital nach Stuttgart verbracht, woselbst er gestern an Blutvergiftung gestorben ist. Dieser Unglücksfall wie auch der nachfolgende mahnt von neuem zur Vorsicht. — In Rothenzimmern, O.A. Sulz wollten mehrere noch nicht schulpflichtige Kinder mit einer am Boden liegenden Sense das Mähen probieren. Dabei traf eines derselben ein anderes so unglücklich in den Fuß, daß die Schlagader verletzt wurde und das Kind verblutete. Es wurde von den Seinigeu als Leiche aufgefunden. — Ebendaselbst fiel ein 37 Jahre alter verheirateter Bauer vom leeren Garbenwagen und brach das Genick. (St.-Anz.)
* Stuttgart, 2. Sept. Vom Präsidenten des württemb. Kriegerbundes sind für die Beisetzung des Prinzen Weimar bezüglich der Kriegcrvercine des Landes u. a. folgende Anordnungen getroffen worden: Die Vereine des württ. Krieger - blindes bczw. Abordnungen derselben bilden Spalier vom Trauerhaus ab und müssen sich in der Reihenfolge des Eintreffens, ohne Rücksicht auf Orts- oder Bezirkscinteilung oder alphabetische Folge, aneinanderreihen. Die mit Trauerflor zu versehenden Fahnen sind auf dem rechten Flügel der Vereine aufgestellt und werden bei der Vorüberfahrt des Trauerwagcns gesenkt. Den Ordnern ist unbedingte Folge zu leisten. Auf dem Friedhofe ist wegen des beschränkten Raumes keine Möglichkeit zur Aufstellung der Vereine. Für die M tglieder des Landesausschusses, der Revisionskommission und die Bezirksobmäuner ist in Aussicht genommen, soweit sie sich nicht ihren Vereinen anschlicßen, daß sie sich im Trauerzuge dem Präsidium anreihen.
* Von S. Maj. dem König ist als Predigttext für die am Sonntag, den 6. Okt. d. I. stattfiudende kirchliche Feier des bevorstehenden Allerhöchsten Geburtfestes Ihrer Majestät der Königin in den evangelischen Kirchen des Landes die Stelle: 2. Korinth. 9, 8: „Gott kann machen, daß allerlei Gnade unter euch reichlich sei, daß ihr in allen Dingen volle Genüge habt und reich seid zu allerlei guten Werken" bestimmt worden.
* Am Sonntag vormittag 9 Uhr entstand am Hotel Marquardt in Stuttgart ein größerer Auflauf, indem ein Mitglied der Heilsarmee zn singen und zu predigen begann bis die Polizei einschritt und ihn auf die Bahnhofwache mituahm.
* Friedrichshafen, 2. Sept. Die Stadtgemeinde hat dem Seeblatt zufolge sämtliche Feuerwehrleute gegen Todesfall im Dienst mit einer Summe von 2000 Mk. versichern lassen.
* (Verschiedenes.) In Un term arch th al erstickten letzter Tage 2 Kinder im Alter von 1H bis 2 Jahren. Dieselben waren während der Abwesenheit der Eltern mit einem älteren Bruder zu Hause in einer verschlossenen Stube. Durch Spielen mit Zündhölzchen geriet der Strohsack in Brand und die Stube füllte sich mit dichtem Rauch. Zwei Kinder erstickten, das dritte streckte seinen Kopf durchs Katzenloch und schrie um Hilfe. Die Feuerwehr konnte den Brand alsbald löschen. — Hauptmann Kuörzer, Kompagniechef der 8. Komp, des 3. ostasiat. Juf.-Regts., sandte kürzlich an Schult
heiß Kettemann von Lautenbach 60 Mk. 30 Pfg. zur Errichtung einer Gedenktafel für den in China gefallenen Musketier Chr. Herdtfelder. Wie Hauptmann Knörzer schreibt, ist die Sammlung für den genannten Zweck noch nicht abgeschlossen, da etwa ein Drittel seiner Mannschaft noch nicht in Deutschland angclangt ist. — In Stötten (Geislingen) leitete der Sohn des Oekonomen Roth, ein zur Zeit in Ferien weilender Student, einen mit Bauziegeln beladenen Wagen. Plötzlich scheuten die Pferde vor dem herankommenden Zuge, rissen ihren Leiter zu Boden, gingen mit dem schweren Lastwagen über den hilflos Daliegenden weg und verletzten ihn derart, daß er bald darauf starb. — Einer Bötin in Cannstatt kam dieser Tage ihr Hand- Wägelchen abhanden. Nun kam laut „Neckarbotc" ein Schulknabe zu ihr und gestand reuevoll, daß er im Verein mit seinen Kameraden den Wagen gestohlen und ihn zu einem Maler gebracht habe, um ihn frisch anstreichen zu lassen. Die hoffnungsvollen Burschen hatten im Sinn, den sauber hergerichteten Wagen zu verkaufen. — In Ulm wurde am Samstag der Postschaffner Frick wegen Verdachts, seit längerer Zeit Postsendungen ihres Inhalts beraubt zu haben, vom Postwagen weg in Hast genommen. Man fand in seiner Tasche ein gestohlenes Zigarrenkistchen und eine Haussuchung förderte noch eine Menge gestohlener Gegenstände zu Tage. — Im Amtsgerichtsgcsängnis iu Ulm erhängte sich der wegen Unterschlagung von Gütersendungen inhaftierte Güterschaffuer Joh. Merz von dort an einen Hosenträger.
* Ein boshafter Witzbold in Rastatt schrieb an zwei dortige Möbeltransporteure einen Brief mit der Aufforderung am Montag morgen mit dem Möbelwagen vor die Wohnung des Herrn Oberst v. Seydewitz vorzufahren zwecks Umzugs desselben. Die entstellte Unterschrift lautete auf den Namen des Herrn Oberst. Als die beiden Unternehmer auf dem Markt zusammentrafen, wurden sie schon stutzig, und als sie gar den Herrn Oberst besuchen wollten, war dieser im Manöver und seine Familie auf der Reise. Von Versetzung also keine Spur.
* Mainz, 2. Sepr. Gestern wurde auf Anordnung des Korpskommandeurs von Lindequist auf der Parole kundgegeben, daß cs sämtlichen Mannschaften in dem Bereiche des 18. Armeekorps bei Vermeidung von Arreststrafen verboten worden ist, wo cs auch sei, unsittliche oder sonst anstößige Lieder zu singen.
* Frankfurt a. M., 2. Sept. (Mit 50,000 Mark verschwunden.) Die Architekten-Firma Bcck und Grünewald schickte am Samstag ihren Buchhalter Wendland mit 50,000 Mark zur Pfälzischen Bank und zum Bankhaus v. Erlanger und Söhne mit der Weisung, das Geld dort eintragen zu lassen. W. ist seitdem verschwunden, ohne das Geld abgeliesert zu haben. Die Firma hat deshalb Anzeige bei der Staatsanwaltschaft erstattet.
* Berlin, 2. Sept. Der Inhaber der Getreide- und Versicherungsfirma Louis Stargard hat sich wegen Familien- verhältnissen, Geschäftsrückgang und Verlusten beim Ge- trcidegeschäft erschossen.
* Berlin, 2. Sept. Eine Extraausgabe der „Ostas. Korresp." meldet, daß der Kaiser aus eigenster Initiative dem Prinzen Tschun hat mitteilen lassen, daß er ihn in Potsdam und zwar allein, nur von einem Dolmetsch begleitet, zu empfangen geruhen wolle. Der Prinz dankte telegraphisch für diese „gnädige Behebung der Schwierigkeiten." Die Audienz wird am Mittwoch oder Donnerstag sein.
* Der Ostdeutschen Volkszeitung zufolge ist der Polizei in Gumbinnen ein mit Namensunterschrift versehenes Schreiben zugegangen, das die Polizei dem Gericht der 2. Division übersandte. Der Briefschreiber spricht von einem früheren Dragoner, der Mitschuldiger oder Begünstiger der Ermordung des Rittmeisters v. Krosigk sei. Das Oberkriegsgericht habe einen Unschuldigen verurteilt, der wirkliche Mörder sei zu fassen.
* Potsdam, 3. Sept. Prinz Tschun ist heute nachmittag kurz nach halb vier Uhr auf dem hiesigen Bahnhof eingetroffen. Im Zuge befanden sich außer den chinesischen Würdenträgern General Höpfner und Major Lüttwitz. Zum Empfang waren erschienen der Kommandant von Potsdam, Geueralmajor Molkte, Platzmajoc Hauptmann Schwerin und der Polizeidirektor Graf Gernstorff. Nach gegenseitiger Vorstellung bestieg der Prinz mit einem chinesischen Würdenträger und General Höpfner den Wagen zur Fahrt nach dem neuen Orangerie-Gebäude. Das Gefolge begab sich ebenfalls in Wagen dorthin.
* Aus Neuwied wird vom 30. August berichtet: Gestern abend wurde am Casbacher Tunnel ein Radfahrer namens Stieldorf aus Erpel, der für seine Mutter einen Arzt in Linz holen wollte, von drei Italienern ermordet.
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