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Monai verschlechtert. In besonderem Maß gilt dies von der Männerarbeil, vei welcher das Verhältnis zwischen Arbeitsangebot und Nachfrage im Monat Juni erheblich ungünstiger war als im Vorjahre und sich auch gegen den Monat Mai d. I. noch weiter verschlechtert har. Beim Arbeitsamt Stuttgart kamen auf 100 augemeldete offene Stellen 147 Arbeitsuchende, dagegen 127 im Mai d. I. und 102,6 im Juni 1900. Bei den Gärtnern und^landwirt- schaftlichen Arbeitern, Malern, Anstreichern, Schneidern Schuhmachern, sowie bei den Wagnern und Schmieden überwiegen zwar die Stellenangebote die Zahl der Stellen­gesuche, in allen andern Branchen aber ist die Nachnage nach Arbeit erheblich größer als das Angebot, namentlich in der Schreinerei, Eisengießerei und Maschinenschlosserei. Durch die 15 Arbeitsämter des Landes suchten im Juui 5799 Arbeiter Beschäftigung. Diesen Gesuchen standen aber nur 6936 Angebote gegenüber, von welch letzteren 57 " g durch die Arbeitsämter befriedigt wurden, während von den Arbeitern nur 38,9"g durch die Vermittlung der Arbeits­ämter Beschäftigung fanden.

* Stuttgart, 30. Juli. Vor Bahnhofdiebstählen kann man bei unseren engen Bahnhofverhältnisfen in der gegenwärtigen Reisezeit das Publikum nicht genug warnen. In voriger Woche sind deren wieder einige der Polizei an- gemeldet worden. Die Aufstellung von Körben, Säcken unb Gepäck in den offenen Hallen bietet in letzter Zeit viel Ge­fahr, ebenso haben vor den schmalen Zugängen an den Bahnsteigen seit der Perronsperre bei dem vielfach außer­gewöhnlichen Gedränge die Diebereien bedeutend zugenommen.

* (Telephonsache.) In Stuttgarts wuröe durch Verfügung der K. Generaldirektion der Posten und Tele­graphen in letzter Zeit der Nachtdienst von 10 Uhr nachts aui 9 Uhr vorgerückt unb für das Gespräch eine Gebühr von 20 Pfg. erhoben. Auf Drängen der Geschäfts­welt hin ist jetzt der Tagesdienst in Len Monaien April dis -Oktober von 6 Uhr morgens bis 10 Uhr abends und in den Monaten November bis März von 7 Uhr morgens bis 10 Uhr nachts festgesetzt worden, damit Mt natürlich auch die Nachtdienstgebühr von 20 Pfg. von 9 bis 10 Uhr wieder weg.

* Reife Trauben werden gemeldet aus Neckarsulm, Jngel- fingen und Eberstadt.

* Ulm, 31. Just. Aus China zurückgekehrt find vor­gestern nacht etwa 10 Angehörige der hiesigen Garnison. Dieselben traten am 2. Juni die Heimreise au, bei der sie allein 50 Tage auf dem Schiffe zubringen mußten. Nach der Ausschiffung in Bremerhaven mußten sie sich in Münster ihrer Tropenausrüstung entledigen, die dann vollständig verbrannt wurde. Den Mannschaften wurde ein Erholungs­urlaub in die Heimat gewährt.

* (Verschiedenes.) In einer der letzten Nächte fand in Neu-Ulm vor der Brauerei zumgoldenen Löwen" erne große Schlägerei zwischen bayrischen Fußartillerffren und Chevaulegers statt, die mit blanker Waffe und Hurrah gegeneinander vorgingen. Drei Mann wurden schwer, einer davon lebensgefährlich verletzt. Der Beginn der allge­meinen Ernte wurde in Plochingen mit einem besonderen Gottesdienst in feierlicher Weise begangen. Beim Dinkelschnciden stieß der Weingärtner Pfeffer in Neäar- s u l m auf eine 1 s» Meter lange und fast armsdicke Ringel­natter. Als dieselbe Gefahr witterte, schnellte sie in die Höhe und suchte sich zu verteidigen. Pfeffer machte ihr aber mit der Sense den Garaus. Vor etlichen Tagen trat die 21jährige Schwester des Wasenmeister Kaiser in Kitz in gen in eine Hacke und zog sich dabei eine Ver­letzung zu, an welcher sie starb.

* Mußbach bei Neustadt (Bayern), 31. Juli. Gestern abend gegen 9 Uhr brach hier in der Scheune des Manu­fakturwarenhändlers Emil Stein Feuer aus, das sich mit

Dem weltberühmtin Münchener Hosbräuhaus

widmet in der Augustnummer vonVelhagen und Klasings Monatheften" Prof. Heyck eine geschichtliche Plauderei. Es gab eine Zeit, da auch Altbayern einheimischen Wein trank. Erst aus Norddeutschland haben vor alters die Bayern gelernt, so gutes Bier zu brauen. Die Nachrichten über die Einfuhr von besserem norddeutschen Bier geleiten uns bis in das 16. Jahrhundert zurück. Herzog Albrecht V. (1550 bis 1579) ließ das bessere Bier aus Sachsen kommen; für besondere Aufwartung an seiner Hoftafel aber bezog er aus Einbeck in Braunschweig jenes berühm­teste aller damaligen Biere, das auch dem Dr. Martin Luther so wohl that, als er vor dem Reichstag zu Worms stand. Dann war es der Nachfolger Albrecht's, Herzog Wilhelm der Fromme, der in dem bayrischen Bierbezug Wandel schuf. Er lieh ein eigenes herzogliches Bräuhaus in München erbauen, und im Jahre 1591 konnte mit dem Brauen begonnen werden. Zuerst hatte man über schlechten und geringen Trunk" zu klagen, aber bei ge­eigneten Vorschriften und etwas reichlicherer Materialver­wendung besserte sich das Erzeugnis, und 1614 braute man endlich so gutes Bier, daß man das echte aus Einbeck fortan nicht mehr für die fürstliche Tafel bestellte. Der unmittelbare Ausschank an durstende Seelen im Hofbräu­hause selbst rührt erst von 1830 her. Aber Münchener Brauch war es, daß sich die Familien ihr Bier offen in Krügenüber die Straße" holen ließen, wie denn noch heute jedes Bräu- und Wirtshaus seine besondere Gafsen- schenke hat, und erst ganz neuerdings das Münchener Flaschenbier, nachdem es außerhalb seiner Heimat eine so große Wichtigkeit gewonnen, auch an Ort und Stelle in die Häuser zu dringen begonnen hat. Auf jene Weise, wie sie es holen ließen, erlangten die Münchener auch das Hofbräu. 1830 nun wurden Bänke und Tische von halt­barster Bauart in den zumMinutsverschleiß" bestimmten

z großer Schnelligkeit auf die umliegenden Gebäude verteilte.

' Es brannten im ganzen 10 Wohnhäuser, eine Scheune, sowie die Synagoge ab. 4 Feuerwehrleute sind verunglückt.

fl <Die Stärke unserer Kriegsflotte.) Nach amtlichen Mitteilungen setzt sich unsere Kriegsflotte gegenwärtig zu­sammen aus 19 Linienschiffen mit 190,290 Tonnen Wasser-

vcdrängung, 8 Küstenpanzerschiffen mit 280,060 Tonnen, 13 Panzerkanonenboolen mit 13,840 Tonnen, 12 großen Kreuzern mit 88,220 Tonnen, 29 kleinen Kreuzern mit 60,020 To/ und sechs Kanonenbooten mit 5370 Tonnen. Zu diesen Kriegsschiffen treten hinzu: 47 Hochsee-Torpedo­boote und 38 Küsten- und Hafen-Torpedoboote. An Kadetten-, Schiffsjungen-, Artillerie- und Torpedoschul­schiffen zählt unsere Marine 16, an Sonderschiffen 13. Das Marinepersonal zählte am 1. April dieses Jahres 31090 Köpfe. Darunter befanden sich 939 Seeoffiziere, 526 Seeoffiziersaspiranten, 159 Marineingenieure, 164 Marine­ärzte und 119 Marine-Zahlmeister. Die Matrosen-Divisionen j hatten 12,100 Deckoffiziere, Unteroffiziere und Gemeine, die Werftdivifionen 7206, die Matrosenartillerie 2295, die Torpedoabteilung 3157. Die Zahl der Schiffsjungen be­trug 1300. Zur Marineinfanterie gehörten 44 Offiziere, 1229 Unteroffiziere und Gemeine. Ferner wurden gezählt: 61 Feuerwerksoffiziere, 126 Deck- und Unteroffiziere der Artillerie-Verwaltung, 30 Torpedooffiziere, 15 Torpedo- Ingenieure und 175 Deck- und Unteroffiziere des Lorpcdo- und Minenwesens, 249 Unteroffiziere und Gemeine des Sanitätspersonals, 208 Unteroffiziere und Gemeine der Bekteidungsämter und 20 Deckoffiziere des Vermessungs­wesens unD der Küstenbezirksämter.

ff 42 Milliarden Mark betrug die Bodenverschuldung in Deutschland bis zum Jahre 1900, wie R. Ebcrstadt in seinem jüngst erschienenen WerkDer deutsche Kapitalmarkt" ausführl. Kür lue jährliche Zinsdeckung wird eine Summe von etwa 2 Milliarden Mark benötigt. Auf Preußen ent­fallen von der Schuldenlast 25 Milliarden Mark. Allein m der Zeit von 1893 bis 1900 hat hier eine Zunahme um 8bz Millionen Mark stattgefunden. Bon den anderen Bundesstaaten hat Sachsen mit -1? ^ Milliarden die meisten Bodenschulden, dann folgen Bayern mit 4 Hamburg mit fast 1 2 , Württemberg und Baden mit je ff, und die übrigen Staaten zusammen mit 3' > Milliarden Mark.

* D eu ts ch - Süd w est afri k a eignet sich ganz vor­züglich für den Weinbau. Wie das deutsche Kolonialhaus Bruno Antelmann zu Berlin berichtet, sind die Versuche, die seitens einer Reche von Ansiedlern mit der Kultur der Rebe angestellt worden sind, von sehr gutem Erfolge be­gleitet gewesen. So hat der Ansiedler und Heimstätten- desitzer John Ludwig von Mitte Januar bis Mitte Februar vorigen Jahres von 300 tragenden Stöcken 3600 Pfund Weintrauben geerntet, die an Ort und Stelle einen Preis von 75 Pfg. das Pflind erzielten. Die katholische Mission zu Klein Windhuk, die jetzige Eigentümerin der Heimstätten eines der ersten Ansiedler drr Ansiedelungsgesellschaft des verstorbenen Oberamtmanns Nitza, hat ans einer 14 Meter langen Veranda, bestehend ans 5 Stöcken im Alter von 2025 Jahren, 700 Pfund und von 200 bis 250 Stöcken im Alter von 46 Jahren 1000 Pfund Weintrauben ge­erntet. Nach der Fläche, ans der luese Erträgnisse erzielt sind, wird ein Morgen, mit 46jährigen Stöcken bepflanzt, ein Erträgnis von ungefähr 5000 Pfd. Trauben ergeben. Natürlich sind diese Erträgnisse nur möglich bei gleichzeitiger Berieselung.

* (Tue Kohlen werden billiger.) Die Industrie geht schlecht und deshalb ist ihr Bedarf gering. In Westfalen hat das Koksshndikat bereits Produktionseinschränkungen angeordnet. Aus Zwickau wird das gleiche gemeldet. Große Lager böh­mischer Braunkohle sind in Sachsen an Elbplätzen aufgestapeit, da sic keine Abnehmer fanden.

* Das Befinden der Kaiserin Friedrich hat sich so ver­schlimmere, daß dieselbe schon seit Wochen das Zimmer nicht j

mehr verlassen konnte. Professor Renvers wurde wieder ge­rufen. Wie vor einiger Zeit mitgeteilt wurde, soll die Kranke an Nierenkrebs leiden.

* In Köln, der Metropole des industriereichen Westens, wird eine Abnahme der Bevölkerung festgestellt. Seit langen Jahren znm ersten Male weisen die jeden Monat erscheinen­den Mitteilungen des Statistischen Amtes eine Abnahme der Bevölkerung auf. Sie ist im Monat Juni um 73 zurück­gegangen, während noch im April und Mai eine Vermehrung von 618 bezw. 384 Köpfen festzustellen gewesen war. Die Abnahme hangt natürlich mit der Arbeitslosigkeit zusammen. lieber die rückgängige Konjunktur und ihre Folgen laufen aus den Industriegebieten übrigens unausgesetzt Klagen ein. So beschloß die seit dem Jahre 1856 bestehende große Styrumec-Effenindustrie, das Stabeisenwerk zum Oktober stillzulegen, da die Arbeit verlustbringend ist. Die Chem­nitzer Wirkwaren-Maschinenfabrik, welche im vorigen Jahre 12 Prozent Dividende verteilt und für dieses Jahr 8 Proz. in Aussicht genommen hatte, erklärt jetzt, nur zur Ausschüttung von 3 Proz. imstande zu sein. Dem Beispiele desRoh- eisensyudikats folgend, bewilligte auch das Kokessyndikat eine allgemeine Ausfuhrvergütung von 5 Mark auf die Tonne Puddel- und Staylroheifen, um überhaupt Absatz für seine Erzeugnisse zu finden.

js Kolmar, i. Elf., 1. August. DasElsässer Tag- blatt" meldet aus Egesheim: Infolge Blitzschlags wurden gestern abend acht Geväude meistens Scheunen, eingeäschert. Bei den Rettungsardeiten ist ein /Nanu verunglückt.

Ausländisches.

* Wien, 1. August. Der tschechischen Hetzpresse in Pilsen ist zu danken, oaß gestern dort große deutschfeindliche Kundgebungen stattfanden, gewissermaßen als Revanche für deit sonntägigen Protest der Deutschen in Karlsbad gegen die tschechischen Sänger aus Pilsen. Der Mob Pilsens zog gestern johlend, deutschfeindliche Hetzlieder, singend, durch die Stadt und zertrümmerte die Fenster der Wohnung des deutschfortschrittlichen Abgeordneten Dr. Schreiner. Dann zogen die Tschechen unier wüstem Geschrei zu dem von Deutschen besuchten Hotel Pilsener Hof, zum Deutschen Haus und anderen Lokalen. Dreimal mußte die Gendarmerie mit gefällten Bajonetten gegen den Tschechenpöpel Vorgehen. Bei mehreren deutschen Fabrikanten wurden zahllose Fenster­scheiben zertrümmert. Fünf Personen wurden verhaftet; ein Beamter soll durch einen Bajonettstich verwundet worden sein.

* Wien, 30. Juli. DieN. Fr. Presse" meldet aus Petersburg: In dortigen bestuuterrichteten Kreisen zirkuliere euie Aeußerung des Finanzministers Witte, nach welcher Rußland jede Erhöhung der Getreidezölle in Deutschland mit den schärfsten Gegenmaßregelu beantworten werde. Be­zeichnend für die Stimmung ru Petersburg sei die That- )ache, daß alle maßgebenden Regierungskreise gewillt sind, Oesterreich-Ungarn große wirtschaftliche Konzessionen ein­zuräumen, um für den Fall eines Zollkrieges mit Deutsch­land neue Verkehrslinien und handelspolitische Beziehungen zu eröffnen.

* Vor 25 Jahren hatte der wohlhabende Landwirt Martin Schießl in Pomaz bei Pest eine arme Dienstmagd geheiratet. Der Ehe eatsproßen 7 Kinder, die Ehe war aber nicht glücklich, da die vergnügungssüchtige Frau von dem nur seinen Geschäften lebenden Gatten vernachläßigt wurde Bald nach der Hochzeit machte die Frau eine bedeutende Erbschaft, die ihr Manu verwaltete. Als es vor ungefähr einem Jahre zwischen den Gatten zu einem Streit kam, weil Schießl das Verhältnis seiner Frau zu einem Andern ent­deckte, forderte die Fruu die Auszahlung ihres Vermögens, was Schießl verweigerte. Die Gattin Schießls und ihr Ge­liebter, Ignaz Engler, entwarfen nun einen Plan, um den 66 Jahre alten Schießl aus dem Wege zu schaffen. Zuerst

Räumen aufgestellt; in dem sich lang zwischen die Gebäude hineiuziehenüen Hofe versahen leere Fässer denselben Dienst. Alsbald versorgten auch hausierende Verkäuferinnen vor­gerückten Alters die Gäste mit dem nötigen Radi. Als aber damals vor 70 Jahren zum ersten Male die Thore des nunmehr zurGastung" hergerichteten Hofbräus auf­gingen, da erschien daselbst König Ludwig 1. unter seinen Münchenern, und an die Wand über der Thür der großen Trinkerkarawanserei schrieb er eigenhändig seinen Namen. Der bürgerfreuudliche, unmittelbaren Eingebungen folgende König hatte wieder einmal die rechte Wirkung fast ungewollt hervorgebracht: Das Hofbräu als Gastwirtschaft war fortan über alle landläufigen sozialen und gesellschaftlichen Unterschiede hinweg gewissermaßen in eine höhere Ordnung empor­gerückt. Und wenn der Münchener seitdem sehen konnte, wie feine Minister und die Geistesgrößen der Residenz gerade so gut im Hofe des kgl. Bräuhauses um die als Tische dienenden Fässer standen und ihren Radi tranchierten wie der kgl. Hartschier auch, der eigentliche Hofbräuaristokrat oder der Fiaker, der seine Rosse auch einenMoment" im Stiche gelassen, und wenn heute die ängstliche norddeutsche Dame oder die reisende Miß das Münchener Hofbräu von allem, was sonstO Gidd" oder shocking ist, ausuimmt, so rührt die dieser Bierwirtschaft von aller Welt zuerkannte Ausnahmestellung nicht zum wenigsten von jener klugen Art her, womit König Ludwig sich ohne jede Ziererei, vielmehr ausdrücklich zu seinem Hofbräuhause bekannte.

Gur hartes Gelöbnis.

(Fortsetzung.)

Und wer konnte sich einer solchen Ungeheuerlichkeit schuldig machen?" rief Mr. Rodney.

Ein schmerzliches Lächeln zuckte um Delaney's Lippen bei diesen Worten, und er erwiderte düster:

Ein Mann, dem ich zu Danke verpflichtet war und der mich meine Schuld mit dem höchsten Preise bezahlen ließ, den je ein Mensch gegeben."

Ich verstehe Sie nicht," sagte Mr. Rodney.

Das glaube ich, ich muß mich deutlicher erklären," antwortete Delaney.Auf meiner Reise in Europa lernte ich in Frankreich einen Eingeborenen dieses Landes, mit Namen Santon, kennen. Unsere erste Begegnung war bei einer Gelegenheit, wo er mir das Leben rettete, unter welchen Umständen, kann ich Ihnen jetzt nicht erzählen, weil meine Kräfte nicht ausreichen würden. Aber von jener Stunde an wurden wir Freunde und mit der Zeit Reisegefährten. Ich fand in meinem neuen Freunde einen der unterrichtetsten und angenehmsten Männer, die ich je gekannt hatte, dabei war er geistreich, witzig und stets guter Laune. Er war in den mittleren Jahren, von einnehmen­dem Aeußern, und schien die Mittel zu haben, ein angeneh­mes, ja selbst üppiges Leben führen zu können. Wie er mir erzählte, hatte er keine Angehörigen außer der Tochter, einem schönen, liebenswürdigen Mädchen, welches in einem Kloster erzogen wurde. Von dieser Tochter, seiner obers Julie, wie er sie stets liebevoll nannte, sprach er beständig, und konnte nicht genug ihre vielfachen Vorzüge rühmen. Eines Tages zeigte er mir ihr Miniaturbildnis. Es war das Bild der reizendsten Brünette, die ich je gesehen hatte, und ich verliebte mich in das Bild und bat ihn, mich seiner Tochter vorzustellen; aber er weigerte sich lachend, indem er sagte, daß er nicht beabsichtige, auf diese Weise die Pläne zuschanden zu machen, die er für seine obsro Julie ins Auge gefaßt habe. Später erzählte er mir auch noch, daß die Eltern in Frankreich selten ihren Töchtern erlaubten, mit Herren zu verkehren, um sie vor unglücklichen Liebes­verhältnissen zu bewahren, da sie später gewöhnlich nach dem Willen der Eltern verheiratet würden."

Ich habe auch davon gehört, daß die meisten Ehen

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