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^lichrim Dienstag, k onnerS-ag, LamLtag und Loiining ma der EraiiS Beilage Der Sonntag s- G a ü.

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Sonntag, 21. Juki

Bekanntmachungen aller Art finden die erfolg­reichste Verbreitung.

1W1.

Amtliches.

Die höhere Jllstizdienstprüfung hat u. a. mit Erfolg bestanden: Hermann Haffner von Calw.

U*»irtt«iirt»e*rsifeherr L«r«-t«»s

Kammer der Abgeordneten.

* Stuttgart, 18. Juli. (75. Sitzung.) Fortsetzung der Beratung über die Steuerreform. Prälat v. Sand- berger tritt namens der freien Vereinigung für Kommissions- beratnng ein; hoffentlich gelinge es, etwas zu Stande zu bringen. Hang (B. d. L.) ist eigentlich für völlige Be­seitigung der Ertragssteuern sowie für einen höheren Tarif­satz; außerdem glaubt er, die Landwirtschaft werde durch die Steuerreform zu Gunsten des Gewerbes benachteiligt. Die Gemeindesteuervorlage kritisiert er abfällig. Finanz- minister v. Zeh er konstatiert, daß alle Parteien mit Aus­nahme der Sozialdemokraten für Beratung des Entwurfs seien. Alif deren Znkunftsprogramm könne man unmög­lich eingehen; die indirekren Steueni könne man auf ab­sehbare Zeiten hinaus nicht entbehren. Die Vermögens­steuer lasse sich nicht sofort einsühren, man müsse sobald als möglich die Einkommensteuer haben. Es sprechen dann noch die Äbgg. Binz und Hartmann (V-), worauf Minister v. Pischek bemerkt: Zum Gemeindefteuerentwurf könne er nur sagen, so lange der Staat Ertragsstenern erheben müsse, würde die Gestaltung der Gemeindesteuer durchaus abhängig bleiben von der Ertragssteuer. Die Wohnsteuer sei eine Ersatzsteuer für die, die ganz oder nahezu steuerfrei seien. Auch die Einwände gegen die übrigen indirekten Steueni, wie die Warenhanssteuer, seien nicht zutreffend. Die Debatte droht sich in Einzelheiten zu verlieren, weshalb Präsident Payer mahnend eingreift. Abg. Keil (Soz.) verteidigt noch kurz seine Anträge. Diese werden indeß gegen wenige Stimmen abgelehnt und der Antrag Gröber auf KommissHmsverweisung angenommen. Nachdem einige kleinere Gegenstände erledigt sind, folgt die Beratung des Antrages der Legitimationskommission über die Wahl in Neuenbürg. Das Haus anerkennt nach eingehender Debatte die Giltigkeit der Neuenbürger Wahl.

Landesnachrickten.

* Alten steig, 20. Juli. Zuverlässigem Vernehmen nach werden noch im Laufe dieses Jahres folgende Gemein­den an das öffentliche Telephonnetz angeschlossen: Ebers­hardt, Warth und Fünfbronn, O.A. Nagold, Hochdors, Hntzenbach und I gelsberg, O.A. Freudenstadt, sowie Breitenberg, O.A. Calw. An das allgemeine Telephonnetz Württembergs sind schon über 700 Gemeinden angeschlvssen. Nicht lange wird es mehr währen, so hat jede Gemeinde des Landes das Telephon, was einen großartigen Fonschritt im Fernsprechwesen in sich schließt.

* Tein ach, 20. Juli. Donnerstag, den 25. ds. nachm. 3 Uhr, findet hier das Jakobifest, verbunden mit Wettlauf, Hahnentanz, Sackhüpfen und Wassertragen, in herkömm­licher Weise statt.

* Stuttgart, 19. Juli. In der Finanzkommission wurde ein Schreiben des Ministerpräsidenten verlesen, nach dem die Anfrage der Finanzkommission in Betreff der Ein­führung einheitlicher Postwertzeichen für die Postverwaltnng des Reiches und Württembergs dahin beantwortet ist, daß der Ministerpräsident nicht in der Lage sei, derzeit Auskunft zu geben, da die Verhandlungen des Reiches und Württem­bergs über die Angelegenheit noch nicht zum Abschluß ge­kommen seien.

* Stuttgart, 19. Juli. (Trinkerheilanstalt.) Am Sonntag den 14. ds. traten hier unter dem Vorsitz von Universitätsprofessor Dr. Grützner-Tübingen, dem Vorsitzen­den des württembegischen Landesvereins gegen den Miß­brauch geistiger Getränke, eine Anzahl von .Herren dieses Vereins, von Delegierten des Württemb. Vereins zum blauen Kreuze, des Zentralwohlthätigkeitsoereins, des Vereins für Arbeiterkolonien u. s. w. zusammen, um über Schritte zur Errichtung einer Trinkerheilanstalt in und für Württemberg zu beraten. Die Beratungen führten erfreulicherweise sofort zur Bildung eines Aktionskomitees für den gedachten Zweck, welches demnächst in die Oeffentlichkeit treten wird.

* In Ulm war der SpenglermeisterMerroth mit seinem 17jährigen Sohne in der Hopfschen Gießerei damit be­schäftigt, eine Dachrinne anfznmachen. An der Außenmauer des Gebäudes, an welcher der junge Merroth mittelst einer Leiter emporzusteigen hatte, ist ein Transmissionsrad ange­bracht, in das sich der Schurz des jungen Mannes ver­wickelte. Als dieser den Schurz sreimachen wollte, wurde ihm von der Transmission der rechte Arm vollständig heransgerissen.

jj Berlin, 19. Juli. DerReichsanzeiger" veröffent­

licht die Verleihung des Roten Adlerokdens I. Klasse an den württembergischen Ministerpräsidenten v. Breitling.

js Berlin, 19. Juli. Die Abendblätter melden aus Konstantinopel: Als Brandstifterin im Iildizpalast wurde die zweite Kammerdame des Harems entlarvt und in Medina interniert.

* Köln, 19. Juli. Privatmeldungen aus dem Rnhr- gebiet bestätigen, daß sich den Bergleuten traurige Aussichten eröffne«. Außer zahlreichen Feierschichten folgen nunmehr auch Lohnherabsetzungen sowie Arbeiter-Entlassungen.

* Aus Köln wird gemeldet: Der Postdirektor Jngemey im Vororte Nippes hatte Unregelmäßigkeiten des beurlaubten Postschaffners Haessy seftgestellt. Er begab sich in Be­gleitung eines Briefträgers in die Wohnung Haessy's und forderte diesen zur Herausgabe des fehlenden Geldbetrags ans. Haessy ergriff darauf ein breites Dolchmesser und stieß es 10 ow tief in die linke Brustfelle des Direktors, der zusammenbrach und alsbald in seine Wohnung gebracht wurde. Der Thäter wurde verhaftet. Der Zustand des Direktors ist sehr bedenklich. H^ssy ist verheiratet und Vater mehrerer Kinder.

Ausländisches.

* Jnterlacken. Ueber ein Unglück, das sich am Dienstag in Böningen ereignete, wird dem Bund geschrieben: Frau Ritschard, frühere Besitzerin desHotel Metropole" in Jnterlacken, die schon seit längerer Zeit schwermütig war, ging nach Sonnenuntergang mit ihrer 25jährigen Tochter Marie am Ufer des Brienzersees spazieren. Als die Spaziergängerinnen in die Nähe der Lütschine kamen, wurde die Mutter von einer ihrer Anwandlungen befallen. Sie riß sich plötzlich vom Arm der Tochter los und lief auf den reißenden Bergbach zu. Die Tochter, im ersten Augenblick vom Schreck erstarrt, fand ihre Geistesgegenwart rasch wieder, lies der dem Wasser Zueilenden nach und versuchte, sie zurückzuhalten. Allein die Frau war in ihrem Wahn den Kräften der Tochter überlegen, und wenige Augenblicke daraus sahen in der Nähe beschäftigte Fischer die Beiden in den gelben Fluten versinken. Sofort wurde ein Kahn zur Rettung ausgesetzt. Und Inder That gelang es nach längeren Anstrengungen, die Mutter dem nassen Grabe zu entreißen. Die Tochter ist jedoch das Opfer ihres kindlichen Rettungsversuches geworden. Ihre Leiche ist bis zur Stunde noch nicht gesunden.

js London, 19. Juli. Im City Liberal Club hielt Lord Rosebery heute nachmittag eine Rede, in welcher er ausführte, der Lärm, der wegen seines Brieses gemacht worden sei, beweise, daß der Brief die genaue Wahrheit bezüglich der Lage enthalte. Wenn die der liberalen Partei hinsichtlich des Krieges zugeschriebeuen Ansichten nicht offen znrückgewiesen würden, so könne die liberale Partei nicht als gesunde Macht weiter bestehen. Seine eigene Ansicht in Betreff des Krieges gehe dahin, daß die Burenheere in das Gebiet der Königin eingedrungen seien. Deshalb werde er die Regierung, obgleich ihr Verfahren zu kritisieren sei, bei ihren Bestrebungen, den Krieg zu einem schnellen und siegreichen Ende zu bringen warm und begeistert unterstützen. Niemals habe eine Regierung so viele Fehler gemacht, wie die gegenwärtige, die schuld daran sei, daß innere Reformen nicht zur Durchführung gekommen seien.

js London, 19. Juli. (Unterhaus.) Das Haus berät über die Kredite für den diplomatischen und Konsnlats- dienst. Auf eine Anfrage Gibson Bowles erklärte der Unter­staatssekretär des Auswärtigen Cranborne, daß trotz des Bnrenkrieges England in allen Weltteilen dieselbe Stellung wie früher eingenommen habe und ebenso auch bei den Verhandlungen mit China. Es sei das keine Prahlerei; aber die Thatsache, daß in einer kritischen Periode die Vor­schläge Englands von Europa angenommen worden seien, müsse das Haus überzengen, daß Englands Stellung im Anslande noch sehr stark und bedeutend sei.

* London, 19. Juli. Lord Kitchener meldet: Im Gepäck des Präsidenten Steijn wurde unter anderen Briefen ein Schreiben des Staatssekretärs Reitz an den Präsidenten gefunden, worin mitgeteilt wird, daß die Transvaalregierung mit Botha, Viljoen und Smnts eine Zusammenkunft abge­halten habe, worin die Lage des Landes in Erwägung ge­zogen und dargelegt worden sei, zahlreiche Burgher haben sich ergeben, Munition und Vorräte gehen auf die Neige, die Regierung sei in der Auflösung begriffen. Die Mög­lichkeit von europäischen Komplikationen liege nicht vor, deshalb sei die Transvaalregierung entschlossen, um die Erlaubnis zu bitten, einen Boten an den Präsidenten Krüger zu entsenden, ihm die entsetzliche Lage des Landes klar zu machen und falls die Bitte abgelehnt werde, um Waffen­stillstand zu bitten, damit die Meinung beider Nationen über die zukünftige Politik und den früheren und den jetzigen

Stand der Dinge gehört werden könne. Das Schreiben des Staatssekretärs schließt, die Zeit zu einem endgiltigen Schritt sei gekommen.

jj London, 19. Juli. Kitchener meldet aus Pretoria vom 19. ds.: Eine kleine Kolonne unter Major Moore wurde von überlegenen feindlichen Truppenmassen unter Fouche in der Nähe von Jamestown den ganzen Tag an­gegriffen, jedoch ohne Erfolg. Ans britischer Seite wurden 7 Mann getötet, 3 Offiziere und 17 Mann verwundet. Die Verluste der Buren sind nicht bekannt. Hart rückte von Aliwal zur Unterstützung aus, jedoch ohne daß er verlangt worden war.

jj Petersburg, 19. Juli. Die Gesetzgebungs­sammlung veröffentlicht heute das kaiserliche Manifest betr. die Einführung des neuen Statuts über die Wehrpflichtigen Finnlands, nach welchem das finnische Gardescharfschützen­bataillon und das finnische Dragvnerregiment aufrecht er­halten bleiben, die anderen finnischen Schützenbataillone aber aufgelöst werden. Die erste Rekruteneinstellung nach den neuen Bestimmungen findet 1903 statt. Für die Ernennung zum Offizier oder Unteroffizier ist die Kenntnis der russiscken Sprache Vorbedingung.

* Digermulen, 19. Juli. SchnelldampferAugusta Viktoria" erhielt in der Adventbai durch das Fangschiff einen Brief des Nordpolsahrers Baueidahl, worin dieser mit­teilt, daß er 82,7 Grad nördlicher Breite erreicht habe, dann aus der Däneninsel überwintert sei und nun um Proviant und sonstige notwendige Gegenstände bat.Augusta Vik­toria" gab dem Ersuchen Folge und und übernahm noch die Post sowie verschiedene jagdwissenschaftliche Gegenstände der Bauerdahlschen Exvedition. Das nächste Ziel dieser Expedition ist nach einer derAugusta Viktoria" gewordenen Mitteilung die Ostküste Grönlands, von wo mit dem nor­wegischen Begleiter weiter nordwärts vorgedrungen wer­den soll.

* Sarragossa, 19. Juli. Ein Volks Haufen bombardiertedenPalast desErzbi schoss, das Priesterseminar und mehrere Kirchen mit Steinen. Die Polizei mußte einschreiten, sie wurde gleich­falls mit Steinwürfen empfangen. Es gab eine Anzahl Ver­wundete, darunter mehrere Frauen; der Bischof ordnete die Suspendierung aller religiösen Zermonien au.

* Saragossa, 19. Juli. Die hiesigen Klöster und die Mehrzahl der Kirchen sind geschlossen. Die übrigen Kirchen werden von der Polizei bewacht, zahlreiche Geistliche verlassen die Stadt.

* Aus Peking wird berichtet: Die förmliche Ueber- gabe der Stadt an die chinesischen Behörden findet am 14. August statt.

jj Peking, 19. Juli. (Agence Havas.) Der Polizei- dieiist :n Peking ist den chinesischen Behörden übergeben worden. Die Sradt ist vollkommen ruhig. Sie wird vor Ablauf eines Monats von fremden Truppen geräumt sein bis ans die Wachen der Gesandtschaften und Eisenbahnen. Die Verhandlungen dauern noch immer fort über die Frage der Erhöhung der Zölle.

js Kapstadt, 19. Juli. Die hiesigen Blätter ergehen sich in Klagen über die Zunahme von Verbrechen und Gewaltthätigkeiten in Kapstadt und über ungenügende Polizeimaßregeln. Die Zahl der Verbrechen wird durch Leute zweifelhaften Charakters, die aus allen Teilen der Welt nach Kapstadt kommen, noch ständig vermehrt.

Kapstadt, 19. Juli. (Reutermeldnng.) Es ver­lautet, alle aus der Kapkvlonie stammenden Truppen sollen in das Gebiet der Kolonie zurückkehren und ausschließlich unter Führern aus den Kolonialgebieten stehend die Ein­gedrungenen vertreiben und die Rebellen Niederschlagen.

* Die Engländer haben begonnen, diejenigen Kapburen zu hängen, die in den Reihen der Buren kämpften und ge­fangen wurden. Die Bnrenführer haben darauf dem Lord Kitchener mitgeteilt, daß sie, wenn das noch weiter geschiebt, jeden englischen Offizier erschießen werden, der in ihre Hände fällt. Äuge um Äuge, Zahn um Zahn, das wird das beste Mittel sein, der englischen Brutalität Einhalt zu gebieten.

* Da die Engländer die Buren nicht besiegen können, so nehmen sie deren Frauen und Kinder gefangen und sperren sie in Lager ein, wo sie im Schmutz, im Hunger und Eelend verkommen. Im Monat Juni sind unter diesen Unglücklichen 777 Todesfälle vorgekommen! Lord Raglan machte im englischen Oberhause am 17. Juli davon Mit­teilung. Leider kann dieses Elnd einen Engländer nicht rühren, wenn es gilt, Gold- und Diamantenminen an sich zu reißen.

* Dornjtetten, 18. Juli. Bei dem heutigen Verkauf von Lang- und Klotzholz ans den Stadtwaldnngen wurden

109des Revierpreises erzielt.

(Gr.)

Lerannvoitlicher Rerakieur: Ä. Rieler.