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Sonntag, 7. Juki

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I 1901.

AEiches.

In den Ruhestand versetzt wurde Schullehrer Beilharz in Grömbach.

Lalldesnachrickteu.

* Altensteig, 6. Juli. Die Rückfahrkarten im Verkehr der württembergischen Ausgabestativnen, sowie im Verkehr mit den übrigen deutschen Staatsbahnstationen, ferner mit der Main-Neckarbahn und den pfälzischen Bahnen gelten ab heute allgemein 45 Tage.

-n. Nagold, 6. Juli. Gestern wurde, von dem schönsten Wetter begünstigt, hier das jährliche Kinderfest abgehalten. An demselben beteiligten sich auch viele hiesige und auswärtige Erwachsene. Auf dem schattigen Stadtacker, wohin sich die frohe Kinderschaar in festlichem Zuge nach­mittags 2 Uhr begab, entfaltete sich reges Treiben. Von einer Reihe der Schüler, Knaben und Mädchen, wurden Gedichte vorgetragen, die Lateinschüler führten Wallensteins Lager auf; Wettläufe der Mädchen und das Klettern der Knaben erhöhten die Freude der Jungen und Alten. Die hiesige Stadtkapelle ließ ansprechende Weisen ertönen. Auch die gemeinsamen Schülerchöre erhöhten die Feststimm­ung von jung und alt.

* Oberjettingen, 5. Juli. Eine kleineKneißlaffaire" spielte sich heute vormittag in unserem Dorfe ab. Als die allein im Hause anwesende Ehefrau des Bauern Gack ihre Bühne betrat, wurde sie von einem mit Dolch und Brech­werkzeug versehenen Individuum angefallen. Auf ihr Hilfegeschrei kamen sofort die Nachbarn herbei, worauf sich der Einbrecher im H«use versteckte. Von der inzwischen herbeigeeilten männlichen Bevölkerung wurde das Haus umstellt, um ein Entwischen des Diebes zu verhindern. Einige beherzte Männer drangen in das Gebäude ein und es ge­lang ihnen nach heftiger Gegenwehr den verwegenen Burschen dingfest zu machen. Es ist dies der von Nagold gebürtige, am 29. Juni aus dem Zellengefängnis in Heilbronn ent­lassene 26jährige CH. M., welcher es ohne Zweifel auf den dem Gack vor wenigen Tagen eingehändigten größeren Geldbetrag für Milchlieferung an das Genesungsheim ab­gesehen hatte. (Ges.)

* Höfen, 2. Juli. Gestern abend tagte imOchsen" hier eine Versammlung von Werkbesitzern des Thals, aus Neuenbürg, Höfen Calmbach, und Wildbad, um einen Bor­trag über die Anlage von sogenannten Thalsperren oder Stauweihern entgegcnzunehmen. Auf Veranlassung der Stadtgemeinde Pforzheim ist jüngst für das Enz- und Nagold­gebiet ein genereller Entwurf durch die in Bildung be­griffene deutsche Thalsperrengesellschaft ausgearbeitet worden. Herr Ingenieur Raspel erläuterte den allgemeinen Plan an der Hand der vorliegenden Längenprofile rc. Einleitend sagte Hr. Raspel, daß ihm infolge seiner langjährigen Thätigkeit in Firma Lenz und Comp., welch letztere be­kanntlich u. a. die Kleinbahn im Albthal und die von da über Langensteinbach - Ellmendingen - Brötzingen - Pforzheim führende Bahn gebaut hat, die geologischen und geog- nostischen Verhältnisse bekannt geworden seien. Geh. Ober­baurat Ense in Aachen, sein Lehrer, habe neuerdings sehr- umfangreiche Stauanlagen im Ruhrgebiet ausgeführt. Die Vorgänge in Norddeutschland und die dort gemachten Erfahrungen, die Gewässer derart zu sammeln, daß Hoch­wasser vermieden und nutzbare Wasfermengen zur Ver­teilung gebracht werden, hätten dazu geführt, auch für das Enz- und Nagoldgebiet zunächst einen allgemeinen Entwurf auszuarbeiten. Der vorliegende allgemeine Plan soll nicht allen Ansprüchen genügen, es könne ja nicht Aufgabe eines generellen Entwurfes sein, alles genau auf einmal zu fassen, er möchte heute nur bezwecken, die Stellungnahme der in­teressierten Kreise zu dem groß angelegten Projekte kennen zu lernen. Im Enz- und Nagoldthal handle es sich um ein Niederschlagsgebiet von 2200 Quadratkilometer, im Enzthal werde eine Regenhöhe von 1157 mm auf den Quadratmeter angenommen; es werde sich um 3 oder 4 Sperren, d. h. Sammelweiher, handeln, und zwar oberhalb Wildbad, unweit vom Lautenhof mit einer Stauhöhe von 30 Meter und 4 Kilometer Rückstau, bei Altensteig, bei Würm rc. Man rechne dabei auf eine Wassermenge von 2200 Mill. Kubikmeter. Die in geeigneten Abständen er­folgende Ablasfung des angesammelten Wassers, die gleich­mäßige Verteilung nutzbarer Wassermengen würde allen mög­lichen Anlagen zu gut kommen, da der elektrische Betrieb Hand in Hand damit ginge. Eine Anfrage aus der Mitte der Versammlung, wie sich der Herr Ingenieur die finanzielle Seite seines Planes denke, beantwortete der­selbe dahin, daß eine große Genossenschaft die Kosten unter Staatsbeiträgeu in Eigentum nehmen müßte; jeder kleinere

Besitzer hätte alsdann je nach Betrieb eine jährliche Rente . zu entrichten. Die Sache sei so finanziell Wohl durchführ- j bar. Hr. R. betonte wiederholt, daß es ihm zunächst nur darum zu thun sei, daß zunächst im allgemeinen Stellung zum Projekt genommen werde. Es müßten alsdann die Kosten für Ausarbeitung spezieller Pläne und Ueberschläge übernommen werden, lieber die Verteilung dieser Kosten wurde von verschiedenen Seiten der Vorschlag gemacht, daß solche von den beteiligten Werkbesitzern nach Verhält­nis der konzessionierten Wasserkräfte getragen werden müßten, weiter müßten die betreffenden Gemeinden ihrem Anteil am Flußlanf entsprechend herangezogen werden. Mehrere Herren äußerten ihre Meinung dahin, daß, was die Holz­industrie in unserem Enzthal anlange, dieselbe aus ver­schiedenen Gründen Wohl kaum ausdehnuugsfähiger sein werde, daß aber Stauanlagen, wie projektiert, im allgemeinen von unberechenbarem Werte sein müßten. Wenn auch auf mehreren Seiten eine gewisse Zurückhaltung unverkennbar war, so ist doch als Ergebnis der Besprechung und der Erläuterungen zu konstatieren, daß man zunächst in eine weitere Beratung in einer etwa zu Pforzheim abzuhaltenden Versammlung von Interessenten des Enz-, Nagold- und Würmthals eintreten will und daß nun zwei Werkbesitzer des Thals, die HH. H. Lemppenau und Wilh. Treiber, damit betraut wurden, die vorbereitenden Schritte für eine solche Versammlung zu treffen.

* Stuttgart, 4. Juli. Die neue Forstorganisation ist heute von der Finanzkommission mit großer Mehrheit im Grundsatz gutgeheißen worden, auch wurde mit erheb­licher Mehrheit ein Antrag abgelehnt, der die Erwartung aussprach, es werden einzelne der künftigen 16 Forst­inspektoren nicht in Stuttgart, sondern in den entfernter ge­legenen Teilen des Landes ihren Dienstsitz zugewiesen er­halten, wobei dieselben aber ordentliche Mitglieder des Kollegiums bleiben sollten.

* Karlsruhe, 5. Juli. Die 45tägige Gültigkeits­dauer der Rückfahrkarten wird vom 6. Juli auch auf den inneren badischen Verkehr und den Verkehr mit dem Reichs­land, der Pfalz, Württemberg und Bayern ausgedehnt.

* Ein schreckliches Unwetter hat das Dorf Weizen bei Waldshut heimgesucht. Samstag nachmittag von 2 bis 4 Uhr entluden sich zwei Gewitter mit solcher Heftig­keit, daß die gesamte Ernte des Ortes vollkommen vernichtet ist. Die in den Ort hereinstürzenden Wasfermassen ver­wüsteten die angebauten Aecker, indem sie alle Erdkrumen fortschwemmten uud die Niederungen mit Stein und Geröll verschütteten.

js München, 5. Juli. Heute nachmittag wurden während eines Gewitters in der Nähe der Vogenhauser Jsarbrücke die beiden Pferde eines beladenen Ziegelfuhrwerks vom Blitze getötet. Der Fuhrmann wurde betäubt. Auch sonst richteten mehrfache schwere, von Hagelschauern und wolkenbruchartigen Regengüssen begleitete Gewitter vielen Schaden an.

* Der Personenzng von Oberammergau befand sich auf der absteigenden Strecke zwischen Kohlgrub und Grafeu-Aschau, als drei schwere Güterwagen ins Rollen kamen, uud ihm uachsausten. Die Passagiere erkannten, daß bei dem starken Gefäll der Zusammenstoß unvermeidlich sein würde und wollten schon versuchen, sich durch Abspringen zu retten. Aber da gab der brave Führer Volldampf, und nun begann eine tolle Wettfahrt um das Leben. In rasen­dem Tempo jagte der Zug dahin, die nachrollenden herren­losen Wagen immer auf den Fersen, mit wachsender Schnellig­keit, zwischen der furchtbaren Alternative, durch die ungeheure Fahrgeschwindigkeit zu entgleisen oder von den Sandwagen eingeholt uud in beiden Fällen erdrückt zu werden. Niemand wagte mehr zu atmen. Immer näher kam die Gefahr, immer wilder wurde die Flucht, ein Spiel um Sekunden. So ging es an den planmäßigen Haltestellen vorbei, daß der Bahndamm zitterte und eine zentnerschwere Winde von der Lokomotive wegflog wie ein.Kartenblatt. Die Wagen schwankten und schaukelten, daß die Insassen jeden Augen­blick glaubten, sie müßten Umstürzen. Aber da war auch schon Grafen-Aschau erreicht, jetzt ging es aufwärts, noch einen letzten Anlauf, die Lokomotive riß den Zug bergan, die Steigung war gewonnen, der Verfolger gewann sie in­dessen nicht und blieb zurück. So kamen die Reisenden mit dem Schrecken davon, der ihnen aber noch lange an- hängen wird.

* Frankfurt a. M., 5. Juli, lieber das Vermögen der Krankenkasse des Vereins für DeutschlandRotes Kreuz" ist das Konkursverfahren eröffnet worden.

* Kassel, 4. Juli. Der Konkurs über die Aktien­gesellschaft für Trebertrocknung ist heute halb 1 Uhr nach­mittags eröffnet worden.

, js Leipzig, 5. Juli. Die Leipziger Abendblätter melden ! daß bei der Kasseler Trebertrockimngsgesellschaft sich ein Fehlbetrag von 14 st» Millionen ergab, welche Summe die Mitglieder der Direktion und des Aufsichtsrates der Aktien­gesellschaft für Trebertrocknung dieser Gesellschaft schulden sollen. Für diese Schuld sollten angeblich Effekten in Händen der Trebertrocknungsgcsellschaft sein, jedoch seien sie thatsächlich verschwunden. Man hält es für möglich, daß diese Effekten, welche bei der Trebertrocknungsgesellschaft liegen müßten, zum zweitenmal verpfändet wurden und zwar bei der Leipziger Bank für die Schulden verschiedener Aufsichtsratsmitglieder der Kasseler Gesellschaft.

js Leipzig, 5. Juli. DieLeipziger Neuesten Nach­richten" erfahren von zuverlässiger Seite, daß heute in der mitteldeutsch-sächsischen Gruppenversammlung des Vereins deutscher Eisengießereien der Beschluß gefaßt wurde, für den Fall, daß die mit dem Roheisensyndikat schwebenden Ver­handlungen in der demnächst abzuhaltenden gemeinschaft­lichen Sitzung kein befriedigendes und endgiltiges Ergebnis zeitigen sollten, eine Konvention abzuschließen, welche die Gießereien verpflichtet, während einer Reihe von Jahren kein Syndikateifen zu kaufen.

js Berlin, 5. Juli. Die marokkanische Gesandtschaft ist hier eingetroffen.

* Wien, 4. Juli. Der seitens der Deutschen Volks­partei verbreitete Situationsbericht sieht der Entwicklung der Dinge für den Herbst keineswegs mit großem Ver­trauen entgegen. Es sei nicht mehr zu umgehen, daß der Reichsrat im Herbste mit den politischen und nationalen Fragen, insbesondere der Sprachenfrage, sich beschäftigen werde. Die Kaiserreise habe den czechischen Größenwahn gesteigert. Russen und Franzosen würden umarmt, weil sie Feinde der Deutschen seien. In den Kreisen der Deutschen Volkspartei in Niederösterreich wird entschieden Stellung genommen gegen den Obmann des Klubs der Deutschen Bolkspartei im Reichsrate, Abg. Kaiser, der zu Gunsten des christlich-sozialen Kandidaten in Favoriten Partei genommen hat. Kaiser sucht sich zu rechtfertigen; er habe sich nur gegen den Sozialdemokraten, aber nicht für den Christlich­sozialen erklärt.

* London, 5. Juli. DerDaily Graphic" glaubt zu wissen, daß die marokkanische Gesandtschaft, obwohl ihr Besuch hier äußerlich nur den Charakter einer Beglück­wünschung trägt, sich doch auch mit politischen Erörterungen beschäftigt habe. Die Franzosen seien zweifellos begierig, Marokko zu annektieren, sie hätten Tuat, Jgli uud Figuig nach einander besetzt: sie hielten jetzt ihre Augen auf Tafilet gerichtet und hoffen so, die marokkanische Artischoke Blatt für Blatt zu verzehren. Die marokkanische Frage gehe aber noch andere Mächte außer Frankreich an und was Frankreich auch im Süden thun möge, seine Staatsmänner wüßten gut genug, daß weder in London noch in Berlin eine Lösung der Frage geduldet würde, welche irgendwie die gegenwärtige Lage im Mittelmeer modifiziere.

* London, 5. Juli. DerTimes" wird aus Buenos-Aires vom 4. Juli gemeldet: Gestern Abend ver­höhnten Studenten und Volk den Präsidenten Roca und Pellegrini. Die Wohnungen derselben wurden mit Steinen beworfen, die Fenster und Glasthüren zerbrochen, ver­schiedene Schüsse wurden gewechselt. Beide Häuser werden jetzt bewacht. Pellegrini bemühte sich, die Volksmenge, welche rief:Nieder mit der Unifizierung !" zu beschwichtigen; er wurde aber durch einen Steinwurf am Kopfe verwundet. Die Polizei war außer Stande, den Tumult zu unter­drücken. Die feindseligen Demonstrationen dauern fort. Die Regierung brachte im Kongreß eine Vorlage ein, auf Grund deren die Stadt für sechs Monate in Belagerungs­zustand versetzt werden soll. Der Senat hat bereits ein­gewilligt und die Abgeordnetenkammer wird wahrscheinlich heute abend ebenfalls ihre Zustimmung geben.

js Lond » n, 5. Juli. Kitchener meldet unterm 3. Juli aus Pretoria: Ein gestern von Pietcrsburg fahrender Zug wurde 5 Meilen nördlich von Naboonspruit von den Buren in die Luft gesprengt. Ein Offizier, 11 Soldaten, der Lokomotivführer, der Heizer, der Schaffner sowie 4 Ein­geborene wurden getötet. Dies ist der erste Fall dieser Art auf der nördlichen Linie.

js Pretoria, 5. Juli. Lord Kitchener meldet unterm 4. Juli: Oberst Greenfell nahm am 1. Juli bei Hopeweü 93 Buren gefangen, erbeutete 56 Wagen, 100 Gewehre und große Mengen Munition vom Kommando Bayers. 1 Bure wurde getötet. Die Engländer hatten keine Verluste.

Afirantwv-.Uicher Redakteur: W. Rieker, Merifiela.