I'slkplum Nr 11
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Dienstag, 22. Januar
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Amtliche Nachrichten
Uebertragen wurde die 2. Schulstelle in Oberboihingen, Bez. Nürtingen, dem Schullehrer Lindenberger in bchmieh, Bez. Calw.
Württei», bereiseher L«rirdt«*s
Kammer der Abgeordneten.
* Stuttgart, 18. Jan. (3. Sitzung.) Wir haben bereits mitgeteilt, daß die Volkspartei den Antrag auf Beratung einer Adresse auf die Thronrede gestellt hat, derselbe aber abgelehnt worden sei. Aus der Sitzung ist nun noch folgender nähere Bericht mitzuteilen: Die Abgg. Hähnle und Genossen haben beantragt, eine Kommission mit der Aufgabe zu betrauen, eine Adresse als Antwort auf die Thronrede zu verfassen. H auß mann-Balingen begründet den Antrag: er ergebe sich aus einem alten Recht der Volksvertretung. Es sei eigentlich selbstverständlich, daß der Antrag gestellt werde; auch solle die noch frische Teilnahme des Landes an den Fragen der Landespolitik verwertet werden. Auch sei die Adreßdebatte vor sechs Jahren nicht wertlos gewesen. Wir haben zudem nicht nur einen neuen Landtag, sondern auch eine neue Regierung. Der Redner widerlegt die Bedenken, die geltend gemacht werden können; er bezeichnet als durchschlagendsten Grund für den Antrag, daß die Thronrede geradezu zu einer Adreßdebatte herausfordere. Gerade in den wichtigsten Fragen sei die Stellung der Regierung nicht so klar, daß man nicht eine Verdeutlichung wünschen müßte. So in der Angelegenheit der Gemeinde-Ordnung, namentlich aber hinsichtlich der Verfassungsrevision. Man könnte in dem Passus der Thronrede einerseits einen Frontwechsel der Regierung erblicken, andererseits aber auch eine gewisse Ratlosigkeit, vielleicht auch an einen Appell an das Haus, sich zu einigen. Der Redner würde es für einen Fehler halten, wollte man darauf verzichten, volle Klarheit zu erhalten. Seine Persönliche Meinung sei, daß ein Frontwechsel vorliege; dann begehe die Regierung allerdings einen starken Mißgriff. Sollte die Volkspartei in der Frage majavisiert werden, so schade ihr das nichts; sie beweise dadurch, daß sie eine Verständigung anbahnen wolle. Wenn die Regierung sage: «Ich gehe nicht voran, weil ihr euch nicht verständigt habt," so dürfe die Kammer nicht sagen: „Wir wollen nicht einmal den Versuch einer Verständigung machen." (Lebhafter Beifall.) v. Geß spricht gegen die Adreßdebatte. Die Regierung habe bereits erklärt, daß sie die Verfassungsrevision anstrebe; ein Frontwechsel sei nicht eingetreten. Die deutsche Partei bestehe auf der Verfassungsrevision, aber sie glaube, daß auf dem Wege einer Adreßdebatte keine Klärung herbeigeführt werde. Ohne wirkliche Klärung könne die Regierung keine Vorlage machen; wenn sie es thue und diese scheitere, so werde das im ganzen Lande
unangenehm empfunden. Auch seien die Geschäftslage und die hohen Kosten in Betracht zu ziehen. (Oho!) Man solle sich von Fraktion zu Fraktion verständigen, dann werde die deutsche Partei an der Spitze stehen. (Gelächter.) Er könne also die Adreßdebatte nicht empfehlen. Gröber: Die Sachlage sei heute wesentlich anders, als 1895. Der Redner verweist darauf, welchen Umschwung die Wahlen von 1895 innerhalb der Parteien hervorgerufen haben; das sei diesmal nicht der Fall, die politischen Stärkeverhältnisse seien die gleichen geblieben. Man müßte unter der gleichen Situation die gleichen Debatten durchmachen, wie voriges Mal. Es sei aussichtslos, bei einer Adreßdebatte über derartige Fragen zu einer Verständigung zu kommen. Der Redner giebt einen Rückblick auf die Adreßdebatte von 1895 und auf die Schwierigkeiten, die sich später ergeben haben. Er erinnert an die Budgetfrage und an die Initiativanträge des Zentrums. Ob man glaube, daß das Zentrum auf seine Forderungen verzichten werde? Haußmann habe keine Lösung dieser Fragen gebracht. In der Adreßdebatte könne nur jede Partei den Wunsch aussprechen, daß die verschiedenen Reformen kommen, jede in ihrem Sinne. So lange die Volkspartei in der Verfassungsreform keine Konzessionen mache, sei jeder Versuch aussichtslos; die andern beiden Reformen würden ja von selbst kommen. Wegen der Aussichtslosigkeit der Debatte stimme die Fraktion gegen den Antrag Haußmann. — Prälat v. Sandberger: Ein Punkt der Thronrede lege allerdings den Gedanken einer Debatte nahe, die Verfassungsrevision; zweifellos müsse diese Frage eine Lösung finden. Aber durch eine Adreßdebatte werde diese nicht erzielt, da müßten eingehendere Verhandlungen stattfinden. Der Redner erklärt, die Privilegierten seien Ausgleichsbestrebungen nicht abgeneigt, behalten sich aber die sachliche Stellungnahme vor. Cloß spricht für den Antrag der Volkspartei. Es gehöre sich, auf die Anrede des Königs an die Stände eine Antwort zu geben. Er wundere sich, daß das Zentrum, das doch so manches an der Thronrede auszusetzen habe, keine Besprechung wünsche. An der Budgetfrage werde seine Partei die Verfassungsrevision nicht scheitern lassen. Haußmann wendet sich gegen Geß und Gröber, deren Ausführungen er kritisiert. Wenn der langjährige Führer der Katholiken Probst noch im Landtag wäre, so würde es um die Verfassungsrevision anders stehen. Es sei doch etwas wert, wenn man sich wenigstens über die Ziele der Revision einige. Gegen Gröber bemerkt er, die Bolkspartei habe doch wirklich in der Verfassungsrevision genug nachgegeben, und sie werde auch in Zukunft sich nachgiebig erweisen. In der Zusammensetzung der ersten Kammer erblicke er keinen Glaubensartikel für die Volkspartei. Die Regierung habe die Initiative an den Landtag abgetreten. Die Volkspartei wollte dieser Aufforderung folgen, aber die Majorität hindere sie. Das Volk werde
nun noch weniger Freude an der Thronrede haben als bisher. Wir erblicken darin einen Zickzackkurs und lehnen es ab, ihn mitzumachen. Wir haben einen Frontwechsel der Regierung und sehen eine neue Mehrheit unter der Führung des Zentrums. Wir verzichten heute auf jede Hoffnung, daß in der kommenden Landtagstagung die Verfassungsrevision durchgesetzt werde. Die Regierung hatte sich durch ihre Haltung von dem Odium befreit, daß sie die Verfassungsrevision nicht wolle — nunmehr lastet es wieder auf ihr. Geß und Hieb er verteidigen den Standpunkt der Deutschen Partei. Gröber erklärt, die Sozialdemokraten hätten kein Recht, den monarchischen Parteien vorzuschreiben, wie sie sich der Thronrede gegenüber Verhalten. Es werde sich im Laufe der Tagung Gelegenheit geben, sich über alle Fragen auszusprechen. Eine Adreßdebatte würde nur sofort scharfe Gegensätze Hervorrufen. Er verwahrt sich dagegen, daß es ihm nicht ernst mit der Verfassungs-Revision sei. Er fühle sich nicht berufen, die Regierung, die nicht gesprochen habe, anzuklagen. Blumhardt erklärt auf eine Bemerkung Gröber's, die Sozialdemokraten hätten sich von der Beeidigung durch den König lediglich ferngehalten, weil sie das feudale Gepränge vermeiden wollten. Sie hätten keineswegs beabsichtigt, den König zu beleidigen. Sie ständen auf dem Boden der Verfassung. Der Redner bittet, auch den Sozialdemokraten zuzugestehen, daß sie es mit dem Wohle des Volkes gut meinen. Sie vertreten gerade die ärmsten Klassen. Nachdem noch Kiene und Frhr. v. Gemmingen gesprochen haben, wird der Antrag der Volkspartei mit 56 gegen 29 Stimmen abgelehnt.
* Alten steig, 20. Jan. Auf der Lehrlingssuche befinden sich schon gegenwärtig wiederum Hunderte von Handwerksmeistern, wie das aus den zahlreichen Inseraten in den Blättern hervorgeht. Während früher dem Handwerkerstande tüchtige und intelligente junge Leute von selber zuströmten, will heutzutage leider Gottes nur ein ganz kleiner Bruchteil der die Schule verlassenden Knaben und deren Eltern vom Handwerk etwas wissen und deshalb muß nach Lehrlingen thatsächlich wie nach Stecknadeln „gesucht" werden. Das ist bedauerlich und im Interesse des Handwerks beklagenswert. Entweder zieht die Aussicht aus sofortigen Verdienst Tausende in die Fabriken oder in andere Berufe, oder der Junge muß etwas Höheres werden als sein Vater. Und doch welche Ueberfülle an untüchtigen und unbrauchbaren Elementen herrscht gerade in jenen Erwerbskreisen, von denen man sich so viel verspricht, welche Enttäuschungen müssen Tausende und Abertausende erfahren, die sich diesen Berufen zuwenden, während das ehrsame Handwerk jedem fleißigen geschickten Mann doch jederzeit sein gutes Brot giebt. Gerade das Handwerk braucht intelligente Kräfte, einen Nach
Die englischen Bluthunde irr Südafrika.
Ein diese Ueberschrift tragender Zeitungsausschnitt aus der Kapkolonie, der der „Neuen bayerischen Landeszeitung" von Holland aus zuging, lautet in wörtlicher Uebersetzung:
„Folgende Schandthat wurde uns von dem Bruder eines Kriegsgefangenen erzählt, der vor etwa 14 Tagen hier durchkam und dessen Bericht als zuverlässig gelten kann:
Ihr alle, Freunde und Verwandte in der Kolonie, könnt euch unmöglich vorstellen, wie niederträchtig und gemein der Kampf von den Engländern geführt wird und noch unbegreiflicher wird es für die ganze Welt sein, wenn
ich Euch mitteile, daß von diesen.Engländern
unsere armen geliebten Frauen und Kinderchen mit kaltem Blut ermordet werden. Ungefähr 14 Tage vor meiner Gefangennahme geschah einer der greulichsten Morde, welche je von den „Barbaren" verübt worden sind; dies war in der Umgegend von Boshof. Ein dort wohnender Bur, der sich gewisser Umstände halber an keine Partei angcschlossen hatte, wurde vor drei oder vier Monaten beschuldigt, Gewehre und Munition auf seiner Farm für eines der Burenkommandos verborgen zu halten. Der Mann wurde (obwohl unschuldig) zu 2 Monaten Gefängnis verurteilt. Während dieser Zeit wurde seine Farm genau untersucht, aber nichts wurde gefunden. Nachdem dieser arme Mann die unverdiente Strafe abgesessen hatte, wurde er als Kriegsgefangener betrachtet und nach St. Helena oder sonst wohin gebracht. Der Unglückliche ließ seine geliebte Frau und vier Kinder zurück. Ein oder zwei Tage später kamen ein Paar englische Helden in seine Wohnung, schlossen die Thüren ab und zündeten die Vorhänge an. Die geängstigte Frau wurde dann von diesen Unmenschen gepackt und in roher Weise gezwungen, ihnen mitzuteilen, wo die Gewehre und die Munition verborgen seien. Die arme Frau, umringt von ihren kleinen Kindern, welche von Zeit zu Zeit von diesen Kriegshelden zurückgestoßen wurden, gab hierauf
? zur Antwort, sie könne vor dem heiligen Gott schwören, daß kein einziges Gewehr, noch Patronen, noch sonst etwas derartiges auf ihrer Farm verborgen sei. Inzwischen waren die Vorhänge von den Flammen in Rauch und Asche verwandelt, aber das Haus war nicht von ihnen erfaßt worden. Doch die gemeine Rotte legte nun an die vier Ecken des Hauses eine gewisse Anzahl Dynamitpatronen, um es auf diese Weise zu zerstören. Und nun kam das Schrecklichste. Der heldenhafte Krieger und Befehlshaber über diese Abteilung der Truppen der gesitteten (!) englischen Nation klopfte mit Gewalt an die Thür des Hauses (in dem diese arme Frau mit ihren Kinderchen den himmlischen Vater auf ihren Knieen um Erlösung anflehte) und rief: „Ich gebe Euch zehn Minuten Zeit, mir mitzuteilen und zu zeigen, wo die Waffen und die Munition verborgen sind, und wenn ihr das nicht thut, so werde ich das Haus und alles in die Luft fliegen lassen." Die arme Frau siel vor dem Bluthund auf die Kniee und flehte ihn an, doch sie und ihre Kinder zu schonen, weil Gott ihr Zeuge sei, daß nichts derartiges auf ihrer Farm oder in dem Haus verborgen sei. Halb von Sinnen stand die arme unglückliche Frau da mit ihren vier unschuldigen Kleinen und als die zehn Minuten verstrichen waren, flog das Haus und alles in die Luft und die Schutthaufen bedeckten die Leichen der fünf bedauernswerten Geschöpfe. Möge der gütige Gott ihre Seelen zu sich nehmen."
Ländliche Unschuld.
Wie leicht junge unerfahrene und vertrauensselige Leute vom Lande in den Städten hereinfallen, davon liefert nachstehende kurze Schilderung einen sehr traurigen Beleg:
„Hans," sagte Joseph Geiger, der reiche Müller von Steinbach, zu seinem jüngsten Sohn, „mein Bein ist heute so abscheulich steif und dein Bruder kann in der Mühle nicht abkommen. Es müssen heute aber verschiedene Rechnungen
in der Stadt einkassiert werden. Ich werde dich schicken, mache dich fertig!"
Hans errötete vor Stolz und Freude. Er hatte zwar schon manchmal Gelder für den Vater einkassiert, aber immer nur in der nächsten Nachbarschaft. Der achtzehnjährige junge Mann fühlte sich durch dieses Zeichen von Vertrauen sehr geschmeichelt, denn er wußte, daß sein Vater, der etwas rauhe, strenge, rechtliche Geschäftsmann, sich in der Beurteilung von Personen nie durch irgend welche Gefühle beeinflussen ließ, selbst dann nicht, wenn es seinen eigenen Sohn betraf.
Als Hans im Sonntagsstaat das Arbeitszimmer des Vaters betrat, um dessen Befehle entgegenzunehmen, fand er diesen vor dem massiven Schreibtisch sitzen. Hans hatte diesen Raum niemals ohne ein gewisses Angstgefühl betreten. Denn zwischen diesen vier Wänden war von jeher Gericht über jugendliche Missethaten abgehalten worden, entweder in Gestalt von harten Worten oder Schlägen. Merkwürdigerweise hatte Hans die Worte fast ebenso gefürchtet wie die Schläge; denn obwohl letztere sehr Weh ge- than, hatten ihn die elfteren mehr verletzt, weil sie schon in der Kindesseele ein unerträgliches Schamgefühl erweckten. Der Knabe hatte es für keine Sünde gehalten, vom Baume des Nachbars ein paar Kirschen zu stehlen, als er aber die scharfen, grauen Augen des Vaters auf sich ruhen sah, da kam er sich wie der schlimmste Verbrecher vor.
„Du schlägst den Jungen tot," hatte die Mutter an jenem Tage herzbrechend geschluchzt und versucht, den Arm des Müllers festzuhalten, noch lange Zeit später, als Hans jene Schläge längst vergessen, erinnerte er sich deutlich der Antwort des Vaters: „Lieber schlage ich ihn tot, als ihn als unehrlichen Menschen aufwachsen zu lassen!"
Die Furcht vor körperlichen Züchtigungen war längst vorüber, aber die Furcht vor dem Vater hatte sich nicht vermindert, das umsoweniger, als sie sich mit einer fast