Erscheint Dienstag, Donnerstag, LamStag und Sonnta, mit der Gratis-Beilage Der Sonnrags- Gast.
Bestellpreis pro Quartal !m Bezirk u. Nachbar- ortsverkehr Mk. 1.15 außerhalb desselben Mk. 1.25.
M. 7.
Ltten5teiL,Irad1
ünö'AnterhaltMgzblLtt
FMblatt für
AllgmemesKiyeige
Einrückungspreis für Altensteig und nahe Umgebung bei einmaliger Einrückung 8 Pfg. bei mehrmal. je« Pfg. auSwärtS'je 8 Pfg. die lspaltige Zeile oder deren Raum.
Verwendbare Beiträge werden dankbar llng-nommen.
Man abonniert auswärts auf dieses Blatt bei den Kgl. Postämtern und Postboten.
Sonntag, 13. Januar
Bekanntmachungen aller Art finden dir erfolgreichste Verbreitung.
1901.
Amtliche Nachrichten
Das diesjährige Musterungsgeschäft im Bezirk Nagold findet statt: Am 11. März in Wildberg, am 12. März in Altensteig, am 13. März in Nagold. Losung am 14. März in Nagold.
Im kommenden Frühjahr wird wieder ein Unterrichtskurs über Obstbaumzucht am K. landwirtschaftlichen Institut in Hohenheim und an der K. Weinbauschule ins Weinsberg, sowie erforderlichen Falles noch an den anderen geeigneten Orten abgehalten. Gesuche um Zulassung zu diesem Unterrichts-Kursus sind bis längstens 20. Februar d. I. an „das Sekretariat der K. Zentralstelle für die Landwirtschaft in Stuttgart" einzusenden. (Näheres siehe St.-Anz. Nr. 9.)
* Berlin, 10. Jan. Die zweite Etatsberatuug wird
mit dem Etat des Reichskanzlers fortgesetzt. Abg. Molken- buhr rügt es als einen Vertragsbruch, daß beim Hamburger Arbeiterausstand auswärtige Arbeiter im Freihafen unter- gcbracht wurden, was nach den bestehenden Verträgen unzulässig sei und fragt den Reichskanzler, ob er die Verträge mit dem Bundesrate zu wahren gedenke. Er müsse dafür sorgen, daß dem Kaiser nicht wieder solche dicken Lügen zugetragen werden, wie über die Hamburger Arbeiter. Es habe sich nicht um einen Streik, sondern um eine Aussperrung durch die Arbeitgeber gehandelt. Diese seien also die vaterlandslosen Gesellen gewesen. Der Hamburger Senator Lapp en- berg bestreitet das Borliegen eines Vertragsbruches, da es sich nur um eine vorübergehende Unterlassung gehandelt habe. Abg. Graf Klinckowström begründet seine Resolution auf Aenderung des Art. 19 des Schlußprotokolls zum deutsch-russischen Handelsvertrag, bei Abschluß neuer Verträge, welche die vereinbarte besondere Regelung der Getreidefrachttarife auf die Sendungen beschränken will, die zur Ausfuhr über See nach dem Zollausland bestimmt sind. Er ist grundsätzlich überhaupt Gegner einer solchen Vereinbarung, welche den Zoll herabdrückt und macht dagegen auch Verfassungsbedeuken geltend, weil das preußische Hoheitsrecht betreffend die Bestimmungen seiner Eisenbahntarife verletzt sei. Abg. Rickert stimmt einer Kommissionsberatuug zu, die hoffentlich wieder ebenso wie früher zu ihrer Ablehnung führen werde. Abg. G e r st en b er g er ist mit der Resolution einverstanden. Paasche steht ihr ebenfalls sympathisch gegenüber. Graf Kanitz macht ähnliche Ausführungen wie der Antragsteller. Müller-Sagau wünscht, daß der Kommission auch sonstiges zollpolitisches Material zugeht. v. Kardorff empfiehlt Verweisung an die Budgetkommission. Broemel weist darauf hin, daß die Einfuhr des russischen Getreides für die ostpreußische Landwirtschaft eine Notwendigkeit ist. Müller hat Bedenken gegen die Resolution. Diese wird der Budgetkommission überwiesen, nachdem Geheimrat Moellhauseu sachliches Material für die Kommission zugesagt hat. Das Haus geht dann zum Etat des Reichsamts des Innern über. Abg. B ass erm ann betont, daß Fortschritte in der sozialpolitischen Gesetzgebung gemacht sind. Es müsse aber mehr geschehen, so für Relikten- versorgung. Anerkennung verdiene die Arbeiterorganisation und die Gewerkschaften. Wünschenswert seien paritätische kommunale Arbeitsnachweise. Abg. B eckh begründet seinen Antrag auf Schaffung erweiterten Vogelschutzes. Abg. Molkenbuhr wünscht größere Bewegungsfreiheit der Kommission für Arbeiterstatistik und bemängelt speziell die Thätigkeit per Seeberufsgenossenschaft wegen zu geringer Ansetzung der Durchschnittssteuer. Staatssekretär Graf Posadowsky stellt eine Denkschrift über die Beschäftigung verheirateter Frauen in Aussicht, lieber die gelverbliche Kinderarbeit lagen den Regierungen bereits aufgestellte Grundzüge vor. Die Sache sei aber nicht im Verordnungswege, sondern nur gesetzlich zu lösen. Die Novelle zur Krankenversicherung könne erst in der nächsten Session vorgelegt werden. Zum Anträge Beckh äußerte er sich entgegenkommend. -
* Alten steig, 12. Jan. Auf die Einladung im Inseratenteil zum morgigen Kirchenkonzert wird hiemit noch besonders hingewiesen. Die Musikfreunde dürfen sich eines hohen Genusses versichert halten. Der Ertrag des Konzerts fließt in die Kasse des Kirchenchors und ist dem wackeren Verein, der so häufig unsere Gottesdienste verschönt, eine Besserstellung seiner Kasse von Herzen zu gönnen.
* Ein seltsames Zusammentreffen wird dem „Schw. Bl." aus Wolfschlugen bei Nürtingen berichtet. Dort starben innerhalb 12 Tagen drei Geschwister, die zusammen ein Alter von 246 Jahre erreichten und nun in einer Gräberreihe neben einander ruhen. Am 28. Dez. v. I. starb die ledige 85 Jahre alte Schwester. Der jüngste, 78jährige
Bruder verunglückte beim Einsteigen in den Zug in Neuhausen und wurde neben seine Schwester gebettet. Diese Todesfälle regten den einzigen noch lebenden 83jährigen Bruder derart auf, daß er einem Schlaganfall erlag und neben seinen beiden Geschwistern beerdigt werden mußte.
* Stuttgart, 11. Jan. Der ehemalige Ministerpräsident Frhr. v. Mittnacht veröffentlicht im „Staatsanzeiger" eine von Friedrichshafen datierte längere Aufklärung über die Vorgeschichte der Mergentheimer Wahl. Es geht daraus hervor, daß die briefliche Mitteilung Mittnacht's vom 6. September an Minister von Pischek, betreffend seinen definitiven Rücktritt von der Kandidatur, für den Entschluß des Oekonomierats Spieß, eine Kandidatur anzunehmen, gar nicht bestimmend gewesen sein kann. Am Schluffe seiner Erklärung sagt Frhr. von Mittnacht: „Mein aufrichtiger Wunsch ist, man möge die Mergentheimer Wahl endlich ruhen lassen, mitsamt den noch immer sich fortspinnenden Erörterungen und unzutreffenden Vermutungen über eine so einfache Thatsache, wie es der Rücktritt eines bald 76jährigen Mannes von einem geschäftsreichen und verantwortungsvollen Amte ist. Freilich glaubt man das Nächstliegende, wenn es überrascht hat, oft am wenigsten und für ganz ausgeschlossen scheint es manchem zu gelten, daß ein Minister auch aus anderen als ans politischen Gründen, aus eigenem Entschluß, ausscheiden kann."
* Ein 92 Jahre alter Badener, Michael Schaible, ist in St. Louis gestorben. Schaible gehörte zu jenen Badenern, die nach dem 49er Aufstand fliehen mußten. Als er nach St. Louis kam, herrschte dort gerade die Cholera und der neue Einwanderer hatte schwere Zeiten zu überstehen, ehe es ihm gelang, festen Fuß zu fassen. Dennoch verzagte er niemals und durch seine Energie schwang er sich in verhältnismäßig kurzer Zeit vom Mühlenburschen bis zu einer verantwortlichen Stellung in einem großen Mühlen-Etablissement auf. Allbekannt war er durch seinen guten Humor und seine Geselligkeit. Schaible stand da als der ehrwürdige Patriarch einer großen Familie von 97 Nachkommen, nämlich 4 Kindern, 40 Enkeln, 40 Urenkeln und 4 Ururenkeln.
* Faraman, II Jan. Endlich gelang es heute früh nach großer Anstrengung die Schiffbrüchigen der „Russie" zu retten.
* London, 10. Jan. Nach amtlichen Meldungen sind bei Naanpoort am 5. Jan. auf englischer Seite 30 Mann getötet und 38 verwundet worden.
* London, 11. Jan. Dem Bureau Laffan wird aus Kapstadt vom 10. Januar gemeldet: Ein heute abend veröffentlich er amtlicher Bericht sagt, die eingedrungencn Buren vermeiden die Eisenbahnen und alle Städte mit selbst kleinen Besatzungen; sie sind beständig auf dem Marsche, requirieren alle Pferde und Lebensmittel, die sie finden können, aber richten sonst nicht viel Schaden an. Da sie überaus mobil sind, ist es ihnen soweit gelungen, ernste Zusammenstöße zu vermeiden. Im Laufe der verflossenen Woche fanden nur kleine Scharmützel mit unerheblichem Verlust beiderseits statt. Das westliche Kommando besetzte Calvinia.
* London, 11. Jan. Daily Mail meldet aus Kapstadt vom 10. ds.: 5000 Buren, von denen es vor einigen Wochen hieß, daß sie nach der deutschen Grenze zögen, wandten sich nach Süden und rückten jetzt in das Herz der Kapkolouie vor. Man nimmt an, daß sie mehrere kleine Garnisonen von Kapstadt-Freiwilligen gefangen nahmen.
* London, 11. Jan. Das Reutersche Bureau meldet aus Smaldeal vom 9. Januar: General Bruce Hamilton traf mit der 21. Brigade am 30. Dez. in Hovpstad und am 4. Januar in Bulfontein ein. Die Garnisonen in beiden Orten waren auf kleine Rationen gesetzt. Bruce Hamilton war zwei Monate lang von den Buren eingeschlossen, welche viele Angriffe ohne Erfolg machten.
* Wie aus London gemeldet wird, hat Lord Kitchener die dortigen Direktoren der Randgruben-Gesellschaften aufgefordert, selbst für Beschützung der von den Buren bedrohten Goldgruben zu sorgen, da er keine Truppen für genügenden Schutz verwenden könne.
jl London, 11. Jan. Eine Lloydsmeldnng besagt, daß das deutsche Schiff „Cäsarea" infolge des stürmischen Wetters mit Beschädigungen in New-Pork angekommen ist.
* Peking, 10. Jan. Prinz Tsching und Li-Hung- Tschang wollen heute die Bedingungen des Präliminar- Friedens offiziell unterzeichnen. Li-Hung-Tschang erwartet die Ermächtigung, das Siegel des Kaisers benutzen zu dürfen.
* Während die Gesandten Europas ratlos am „Krankenlager" des edlen Li-Hung-Tschang stehen, der sich kurz entschlossen zu Bett gelegt hat, hat die russische Politik der
diplomatischen Welt wieder einmal gezeigt, wie man Kolonialpolitik treibt. Lautlos hat die eiserne Walze der russischen Weltmacht eine neue Umdrehung gemacht, lautlos hat sich dieser historische Akt vollzogen, durch den Zar Nikolaus um eine Provinz von 100,000 Quadratkilometer mit 5 Millionen Einwohnern reicher wird. Ohne Reden und Depeschentausch geht der südliche und wertvollste Teil der Mandschurei, die Provinzen Feng-tin oder Schöng-king, in den Besitz Rußlands über. Rußland darf das Land „zur Wiederherstellung der Ordnung und zur Beschützung der Eisenbahn" militärisch besetzen, alle Munition, alle Festungen und Magazine müssen den Russen ausgeliefert werden, ein russischer Resident wird zur „allgemeinen Ueberwachung" in der Hauptstadt Mukden wohnen. Nur die Zivilverwaltung bleibt in den Händen des Tartarengenerals.
* Kapstadt, 28. Dez. (Ueber Erfolge der Buren.) Eine Reihe glänzender Erfolge haben die Burenwaffen wieder zu verzeichnen. Nachdem Dewet mit seinem kleinen Heere, verfolgt von einer überlegenen englischen Macht, die ihn von verschiedenen Seiten umsonst zu stellen versuchte, glücklich in den südöstlichen Teil des Freistaates gelangt war, fiel ihm ein großer Teil von Buren, welche bereits die Waffen niedergelegt hatten, auf's Neue zu. Jedoch fehlte es diesen Zuzüglern an Waffen. Um sich solche zu beschaffen, machte Dewet einen kühnen Angriff auf die sehr starke englische Garnison Dewetsdorp; nach kurzer Verteidigung mußte sich dieselbe in einer Stärke von ungefähr 500 Mann ergeben. Die Gefangenen" ließ Dewet bald wieder davonlaufen; ihre Waffen, Kanonen und Munitionsvorräte bildeten jedoch eine vorzügliche Ausrüstung für seine Zuzügler. Dewet's nächstes Ziel bildete nun die Aufwiegelung der Distrikte Rouxville und Smitfield; scharenweise eilten ihm die Buren zu und die Gefangennahme verschiedener anderer englischen Garnisonen und gelegentliche Erbeutung ganzer englischer Proviantzüge lieferten ihm das Ausrüstungs- Material für seine neu gewonnenen Truppen. Inzwischen sendeten die Engländer mehrere Heere aus, um Dewet von einem Rückzug nach dem Norden abzuschnciden, und ,den vereinten Anstrengungen gelang es auch, den kühnen Burenführer in das Thal des Caledonflusses zu drängen. Die Freude war groß; schon erzählten sich Jingoblätter von der demnächtigsten unvermeidlichen Gefangennahme des gefürchteten Burcngenerals, als am 13. und 14. ds. Bl. eine sehr überraschende Wendung eintrat. In dem leidenschaftlichen Wunsche, Dewet zu fangen, scheinen die Engländer die Operationen des anderen Burengenerals Delaray völlig außer Acht gelassen zu haben. Wohl stand ihm der englische General Clements mit ein paar tausend Mann gegenüber, aber sicher ahnte dieser nicht, daß die beiden Burengenerale in völliger lleöereinstimmung vorgingen und die Engländer einfach auf den Leim führten. Ilm 13. Dez. machte Delaray trotz seiner geringen Truppenzahl einen furchtbaren Angriff auf seine Gegner, warf dieselben völlig nieder und trieb sie in die Flucht, wobei sie zahlreiche Tote und Verwundete zurückließen; gegen 600 Engländer gerieten in Gefangenschaft, darunter 18 Offiziere. Unter den Gefallenen befanden sich 21 Offiziere, davon 5 tot. Die gefangenen Mannschaften gehörten größtenteils den Northumber- land-Füsilieren an. Während Delaray auf diese Weise den eisernen Gürtel, welcher Dewet umschloß, auf der Außenseite sprengte, durchbrach ihn Dewet auf der inneren. Hier war es General Knox, welcher, gleich einem Schatten den Buren folgend, dieselbe geraume Zeit durch seine überlegene Macht vor sich Hertrieb. Endlich gelang es Dewet jedoch, erfolgreich durch die englischen Reihen zu brechen, nachdem dieselben durch Delaray im Rücken gefaßt worden waren. Die Buren wendeten sich hierauf nach Thabanchu und stehen somit wieder in unmittelbarster Nähe von Bloemfontein. Nähere Angaben über die Verluste des General Knox sind noch nicht eingelaufen, hingegen scheint Dewet dieses Mal auch nur mit blauem Auge davongekommen zu sein, denn die Schnellfeuergeschütze, welche er'den Engländern zuerst in Dewetsdorp abgenommen hatte, mußte er wieder im Stich lassen. Delaray nutzte aber seine Vorteile gehörig aus. Nachdem er nämlich den General Elements in die Flucht geschlagen hatte, wendete er sich der kapländischen Grenze zu, traf hier in der Nähe von Zastrow auf eine starke Abteilung englischer Kavallerie vom sogenannten freiwilligen Regiment des Obersten Brabant, schlug dasselbe in die Flucht und machte abermals viele Gefangene, ungefähr 300. Schließlich überschritt er den Oranjefluß und brach auf kapländisches Gebiet ein. Da ihm hier fast gar keine größeren Truppenmassen entgcgentraten, so erreichte er bald die historischen Strvmbergc, angeblich mit der Absicht, bis Eradvck vorzudringen, wo ihm aufständische Buren Zuströmen sollen.
Verantwortlicher Redakteur: W. Rieker, Altensteia.