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Erschein« D cnsiag, Donnerstag, Lam^tag und Sonntag mit der Gratis-Beila^e Der Sonntags- Gast.
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Sonntag, 6. Januar
Bekanntmachungen aller Art finden die erfolgreichste Verbreitung.
1901.
Amtliches.
Die von der Amtsversammlung am lO. Sept. beschlossenen Aenderungen der Statuten der Obe rar« t-: - fpavtirsfe RagolS sind von der K. Kreisregierung in Remlingen genehmigt worden. Hicnach ist für sämtliche Aktivkapitalien ohne Rücksicht auf den Betrag - mit Ausnahme der Rentenanlehen und der Anlehen an öffentliche Körperschaften des Bezirks, sowie an Private gegen Bürgschaft — der Zinsfuß auf 4'-//'/« vom l. Dezember 1900 und der Zinsfuß für die Einlagen bei der Obcramtssparkasse vom 1. Januar 1901 an von bisher 3 ZZ,, auf 3^/siVu festgesetzt worden. Der Zinsfuß für Rentenanlehen ist auf 40 /,> festgesetzt; für Einlagen, welche nicht 3 Monate stehen bleiben, wird ein Zins nicht gewährt. Einlagen von Bormündern, Pflegern und Beiständen aus den Namen des Mündels, Pflegebefohlenen oder Kindes dürfen, soweit nicht eine Befreiung von der in tz 1809 des B.G.B. bestimmten Beschränkung besteht, nur mit dem Vorbehalt angenommen werden, daß zur Erhebung des Geldes (der Hauptsummc und der kapitalisierten Zinsen) die Genehmigung des Gcgen- Vormundcs oder des Bormundfchaftsgerichts erforderlich ist. Dieser Vorbehalt gilt auch für die späteren Einlagen, welche auf denselben Einlageschein (Sparkassenbuch) gemacht werden, und. ist in dem betreffenden Einlageschein vorzumerken. Diese Bestimmungen finden auch ans die am 1. Jan. 1900 vorhandenen, von Pflegern auf den Namen von Pfleglingen gemachten Einlagen gleichmäßig Anwendung. Zinse welche, bis zu dem — dem Ablauf des Kalenderjahres folgenden 31. März nicht erhoben sind, werden zum Kapital geschlagen und vom 1. Januar an verzinst. Darlehen bis zum Betrag von 500 Mk. können ohne Kündigung heimbezahlt und Abschlagszahlungen an Darlehen bis zum Betrag von 500 Mk. können jederzeit ebenfalls ohne Kündigung gemacht werden.
Dem Aichamte Calw ist die Befugnis der Aichung von Maßen und Meßwerkzeugen von 0 5 Hektoliter aufwcnt- für Brennmaterialien und Mineralproduktr erteilt worden.
^ Die Dirrss lir Ehiirsr.
Die europäische Diplomatie in China ist ersichtlich bemüht, zu zeigen, daß sie nach mvnatelangcm Warten endlich einen Erfolg errungen hat, der geeignet ist, die früheren Leistungen, die nicht gerade mit Nr. Eins zensiert werden konnten, wett zu machen. Deshalb wird auch immer wieder darauf hingewiesen, daß die chinesischen Unterhändler Tsching und Li-Hung-Tschang die Friedensbedingungen der Mächte vorbehaltslos angenommen hätten. Wenn aber Jemand darunter versteht, daß nun das Friedenswerk fix und fertig sei, so wird er sich arg enttäuscht sehen, denn die Verhandlungen darüber, was China zu leisten hat, damit die Verbrechen des Vorgehens als gesühnt betrachtet werden können, beginnen null erst. Die Mächte können also ans das, was sie erreicht haben, nicht sonderlich stolz sein! Nach monatelangem Hin- und Herredcn sind sie mm endlich so weit, daß China so gut sein will, in nähere Besprechungen einzutreten. Wenn wir daran denken, wie es mit den Friedensbedingnngen und Friedensverhandlungen 1866 und 1871 ging, dann kann man von dem, was die europäische Diplomatie bisher fertig brachte, nur sagen: Mittelmäßig! Allerdings muß man auch im Auge behalten, daß 1866 und 1871 ein einziger genialer Mann die Friedensverhandlungen leitete, während in Ostasien viele Köche den Brei so gründlich verdorben haben, wie es nur möglich war. Und angesichts der bewiesenen geringen Energie der Mächte gegenüber dem chinesischen Kaiserhos und seinen Machthabern kann man auch nicht eben mit allzugroßem Vertrauen in die Zukunft sehen; Ivas wirkt die Niederwerfung der Boxer am chinesischen Hofe ? Blutwenig ! Diese Leute, welche die Verbrechen des letzten Sommers aus dem Gewissen haben, die Kaiserin-Regentin, Tuan, Tung-Fuhsiang und Konsorten, mußten anders angefaßt werden, und wenn nicht direkt, so war es doch indirekt sehr Wohl möglich, wenn nicht Rußland, Frankreich, dies freilich nur Rußland gehorchend, nicht dem eigenen Willen folgend, Amerika und zuletzt auch Japan abschwenkten, während auf den lieben Vetter England kein rechter Verlaß war. Dies in Wahrheit vorhandene, durch nichts zu verdeckende unschöne Verhalten der anderen Staaten bleibt für Deutschland die lehrreichste Erfahrung des verflossenen Jahres ! Man lese nur die amtlichen deutschen Kundgebungen zu Waldersee's Abreise und vergegenwärtige sich, was nachher thatsächlich geschah. Das genügt vollkommen!
Die chinesischen Vertreter und die Gesandten der Mächte werden also nun mit einander verhandeln, was mit den prinzipiellen Forderungen geschehen soll. Daß zwischen grundsätzlicher Forderung und detaillierter Ausführung ein großer Unterschied eintreten kann, ist klar, nnd Jedermann weiß, daß im letzten halben Jahr von China schon reichlich
viel gefordert wurde, was hinterher doch fallen gelassen ward! Die heutigen Friedensbedingnngen decken sich z. V. bei Weitem nicht mehr mit dem, was s. Z. vom Grafen Bülow in seinen Rundschreiben als notwendig hingestellt wurde. Deutschland ist davon abgegangen, wie bekannt, damit das internationale Uebcrcinkommcn nicht ganz wie Schnee unter der Sonne schmelzen sollte, aber wie es in Wahrheit mit Freundschaft nnd Einigung der Großmächte bestellt ist, das wissen die schlauen Chinesen besser, als die Mächte Europa es glauben machen wollen. Der Mörder unseres Gesandten von Ketteler ist jetzt in Peking an der Mordstätte enthauptet; es war, wie bekannt, ein Offizier, der nur einem allgemeinen Befehl des Prinzen Tuan und des Generals Tung-Fnhsian folgte. Die eigentlich Schuldigen sind die Letzteren, aber daß sie wirklich entsprechend bestraft werden, ist ausgeschlossen, nicht einmal eine wirklich ernste Freiheitsstrafe ist zu erwarten. Der alte Sünder Li-Hnng-Tschang wies sogar den Gedanken, daß ein kaiserlich chinesischer Prinz von Europäern gerichtet werden sollte, mit großer Entrüstung zurück, an eine bedingungslose Auslieferung dieser Hauptschuldigen durch den chinesischen Hof ist also garnicht zu denken. Schon über diesen Punkt der Friedensbedingungen kann lange gesprochen werden, denn über die geforderte „möglichst strenge Bestrafung der Schuldigen" sind die Chinesen ganz anderer Anschauung, wie die Europäer, tünch bezüglich der finanziellen Schadloshaltung wird viel Wasi'er noch den Berg hinunterlaufen, bis alles klipp und klar ist. Wenn nicht die Großmächte felsenfest darauf bestehen, daß die Verwaltung der hauptsächlichsten chinesischen Zölle, Stenern oder sonstiger Staats- Einnahmen in europäische resp. amerikanische Hände übergeht, dann ist eine nennenswerte Entschädigung überhaupt nicht zu erhalten. Zwischen dem chinesischen Zugeständnis: „Ihr sollt eine Entschädigung erhalten!" und dem Bezahlen einer genügenden Summe nt ein große-' Unterschied. Vor allen Dingen muß den Chinesen durch die Ausführung des Friedens- Vertrages aber gründlich klar gemacht werden, daß auch für sic eine andere Zeit gekommen ist. Sonst ist die ganze Arbeit der Mächte umsonst gewesen, in einem Jahre ist wieder alles beim Alten.
* Alten st eig, 5. Jan. Eisblumen sind an den Fenstern erschienen, so kalt und starr und doch voll wundervoller Feinheit, blitzend wie Silber in reiner Pracht. Da sind Blätter nnd Halme und Ranken und Arabesken von einer Klarheit nnd Schärfe, daß man meint, sie seien aus der Natur heransgepreßt nnd wieder von einer phantasievollen Schönheit, wie keines Künstlers Stift sie vollendet. Mit großen Augen beschauen unsere Kleinen diese winterlichen Wunderwerke, an welchen auch die Erwachsenen sich ergötzen, die über Nacht kommen, im Sonnenlicht glitzernd aufblühen, dann schwinden, wenn die größere Tages- oder Zimmer- Wärme sich geltend macht. Schön nnd zierlich sind die Eisblumen, wenn man sich ihrer freuen kann, aber sie können auch zu einem Zeichen der Not werden, Wenn in dieser harten Winterszeit der Mangel im bescheidenen Familienheim Einzug gehalten hat, der gefräßige Ofen nur geringe Wärme spenden will. Dann sehen wir Wohl, wie zitternde Finger sich bemühen, die hemmenden Eiskristalle von den Scheiben zu entfernen und das Kratzen und Pochen klingt scharf hinaus. Winterszeit mit ihren Freuden, die bei Tausenden Helle Lust weckt, Winterszeit, harte Zeit, mit ihren Leiden, die Tausende die Finger bittend und betend zusammenlegen läßt; es ist unmöglich, über dem Einen das Andere zu vergessen, und wer Helsen will, dem wird Gelegenheit geboten. Die Zeiten sind teure, Krankheit und Mangel sind oft unverschuldete Gäste, die sich nicht gleich wieder zur Thür Hinausweisen lassen. Eisblumen sind sie, aber zu Blumen und traurigen Kennzeichen der Not können sie werden, wenn es ein trauriges Geschick so verhängt. Nicht leicht ist es heute, die Früchte der Arbeit zu pflücken, aber die Möglichkeit zu geben, die bleibt vorhanden bei rechtem Wissen und Willen. Nochmals Tausenden bringt die Winterzeit Freude, mag sie Niemanden Not bringen, wenn auch gegen Leid keine Menschenhand schirmen kann! — Das Thermometer wies diesen Morgen 12" R. unter Null auf.
* Calw, 3. Jan. In der Bischofstraße brach in vergangener Nacht Feuer aus. Das von drei Familien bewohnte Haus von Jpser Staudenmeyers Witwe brannte ab. Das Nachbarhaus, die Vereinsbuchhandlung des Calwer Verlagsvereins, war in großer Gefahr, konnte aber gerettet werden. Es wird Brandstiftung vermutet.
* Höfen, 2. Jan. Zwei Pforzheimer, Karl Abrecht, Kaufmann und Max Popp, Architekt haben an dem Geschäft des Louis Bodamer, Holzhandlung und Holzschneidewerk
Anteil genommen. Die neue Firma ist bereits im Register für Gesellschaftssirmcn eingetragen.
* H 0 rb, 3. Januar. Frhr. v. Münch hat sein Gut Hohenmühringen und das in dem benachbarten Dommels- berg aus 12 Jahre an einen Stuttgarter Herrn verpachtet, v. Münch wird vom 1. Febr. d. I. ab seinen Wohnsitz auf seinem Gute Filseck bei Göppingen nehmen. Das Gesuch der Gemeinde Lützenhardt betreffs Veranstaltung einer Lotterie zu Gunsten des dortigen Kirchenbaus erhielt die staatliche Genehmigung.
* Stuttgart, 2. Jan. Anläßlich des Neujahrfestes wechselten Seine Majestät der König mit fast sämtlichen deutschen Bundessürsten insbesondere mit Seiner Majestät dem Kaiser, sowie mit einer großen Zahl anderer Fürstlichkeiten Glückwunschtelegramme.
* (Stempelsteuer-Erhöhung.) Die um 10°/« erhöhte Stempelsteuer, welche vom 1. Januar l90l ab zur Erhebung kommt, wird eine wesentliche Erhöhung des Preises aller Lotterielose im Gefolge haben.
* (Außerkurssetzung der Bereinsthaler österreichischen Gepräges.) Die in Oesterreich bis zum Schlüsse des Jahres 1867 geprägten Bereinsthaler und Vereinsdoppelthaler gelten vom 1. Jan. 1901 ab nicht mehr als gesetzliches Zahlungsmittel. Es ist daher von diesem Zeitpunkt an niemand mehr verpflichtet, diese Münze in Zahlung zu nehmen. Dagegen werden dieselben bis zum 31. März 1901 bei den Reichs- und Landeskassen zu dem Wertverhältnisse von 3 Mk. gleich 1 Thaler sowohl in Zahlung als auch zur Umwechslung angenommen. Die Verpflichtung zur Annahme und zum Umtausch findet aus durchlöcherte nnd anders als durch den gewöhnlichen Umlauf im Gewicht verringerte sowie aus verfälschte Münzstücke keine Anwendung.
* Der „Reichsanz." bringt die 6. Verlustliste des deutschen Expeditionskorps. Sie Weist eine ziemliche Reihe von Namen aus. Unter den Gestorbenen befindet sich auch ein Württemberger, nämlich: Krankenträger Anton Weizenegger aus Wangen, OA. Cannstatt, ostasiatische Sanitätskompagnie, früher Jns.-Reg. König Wilhelm I., 12 Komp.
* Ludwigsburg, 2. Jan. In erschreckender Weise nehmen hier und in der Umgegend die Einbruchs- und Raubansälle zu. So wurde in den letzten Tagen auf dem Reithausplatz, im Neuweiler, auf dem Karlsplatz, in der Aspergerstraße, in der Uhlandstraße re. eingebrochen bezw. einzubrechen versucht. Man vermutet ein komplottmäßiges Vorgehen.
* Der 48jährige Bauer und Steinbrecher Heinrich Rapp von Leonbronn ist der beste Mensch, wenn er nicht betrunken ist. Er ist jedoch oft betrunken und dann mißhandelt er seine Frau, die ihm übrigens nichts schuldig bleibt. Wie sich vor der Heilbrunner Strafkammer ergab, hatte Rapp am 5. September, nachdem er erst 2 Monate wegen Mißhandlung seiner Frau abgesessen, wieder einen solchen Unglückstag. Er verlangte von seiner Frau Geld nnd als ihm dies verweigert wurde und ihn seine Frau schlug, warf er im Zorne mit einem Beil nach seiner Frau, so daß dieselbe eine Wunde am Hinterkopfe nnd in der Folge hiervon eine Beeinträchtigung des Gehörs erlitt. Er sagte vor Gericht, er habe in seiner blinden Wut nicht gezielt und auch nicht bedacht, welches Unheil er mit dem Wurf hätte anrichten können. Sein gefährliches rohes Vorgehen trug dem Rapp weitere 8 Monate Gefängnis ein.
* (Verschiedenes.) In einem Steinbruch bei Oel- b r 0 n n (Maulbronn) stürzte der 17jiihrige Arbeiter Weihing ab und verstarb alsbald. — Der Weingärtner Laipple in Fellbach hatte 6 Buben und 3 Mädchen. Um das Glück voll zu machen, bescheerte ihm seine Frau am Christabend noch einen Buben, den 7. Nun wird der König Pate stehen. Bereits übersandte er ein Geschenk von 20 Mk.
- In Kleebronn bei Brackenheim ließ der Polizeidiener seine arme Frau mit 8 unerwachsenen Kindern im Stich und erhängte sich. Die Ursache ist nicht bekannt geworden.
* Pforzheim, 4. Jan. Hiesige Blätter melden: Der über zwei Jahre lang hier beschäftigt gewesene und in weiten Kreisen bekannte Kellner Barthel hat sich als ein lange gesuchter schwerer Verbrecher entpuppt. Derselbe hat in seiner Heimat in Böhmen seine Frau, sein Kind und seine Schwiegermutter ermordet und sich durch seinen Aufenthalt in Pforzheim zwei Jahre lang den gerichtlichen Nachforschungen zu entziehen gewußt, bis vor einigen Monaten anläßlich eines neuen Diebstahls, den er begangen hatte, seine Persönlichkeit festgestellt wurde.
* Mit dem Verfahren, die Arbeiten und Lieferungen an den Mindestfordernden zu vergeben, ist man bei den Stadtverwaltungen (und auch anderswo) nirgends recht zufrieden. Die Mannheimer Gemeindevertretung hat deshalb beschlossen, probeweise ein Jahr lang Arbeiten von 500—5000 Mark